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Berliner Kurier 26.01.2020

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21<br />

Auschwitz, Synonym für<br />

den Holocaust.Diese Parole<br />

verhöhnte damals die Opfer,<br />

sie dient heute als Mahnung.<br />

Der Historiker und Antisemitismusforscher<br />

Wolfgang Benz schreibt:<br />

„An den Fakten des Holocaust sind<br />

Zweifel nicht möglich.“<br />

gen, doch es wird keine Gewissheit<br />

geben, denn wir vernichten<br />

das Beweismaterial zusammen<br />

mit euch. Und selbst wenn hier<br />

und da Beweise da sein und einige<br />

von euch<br />

überleben sollten,<br />

wird man<br />

sagen, dass die<br />

Geschehnisse,<br />

die ihr beschreibt,<br />

zu<br />

monströs sind,<br />

als dass man sie<br />

glauben könnte.“<br />

Dieser Tage,<br />

am 27. Januar,<br />

jährt sich zum 75. Mal der Tag<br />

der Befreiung von Auschwitz,<br />

das zum Synonym geworden ist<br />

für das, was die internationale<br />

Gemeinschaft Holocaust nennt<br />

(aus dem Altgriechischen:<br />

„vollständig verbrannt“) und<br />

die jüdische Tradition Schoah<br />

(aus dem Hebräischen: „Großes<br />

Unheil“, „Katastrophe“): den<br />

NS-Völkermord an bis zu 6,3<br />

Millionen europäischen Juden.<br />

Der27. Januar ist auf Beschluss<br />

„Revisionisten sind<br />

Apologeten des<br />

Nationalsozialismus.<br />

Sie missachten die<br />

einfachsten Regeln<br />

der kritischen<br />

Geschichtswissenschaft.“<br />

Hellmuth Auerbach, Historiker<br />

der Generalversammlung<br />

der Vereinten<br />

Nationen 2005<br />

Tag des Gedenkens<br />

an die Opfer<br />

des Holocaust.<br />

Auch dieser<br />

Tage gibt es<br />

noch und wieder<br />

Menschen,<br />

die den Holocaust<br />

leugnen oder verharmlosen,<br />

gegen jeden Menschenverstand.<br />

Die Holocaustleugner –<br />

sie sind nicht nur ein deutsches<br />

Phänomen –sprechen von der<br />

„Auschwitzlüge“; die Profis<br />

unter ihnen nennen sich „Revisionisten“.<br />

Der Historiker Hellmuth Auerbach,<br />

langjähriger Mitarbeiter<br />

am Institut für Zeitgeschichte,<br />

nennt sie „Apologeten<br />

des Nationalsozialismus“, die<br />

behaupteten, wissenschaftlich<br />

zu argumentieren, die aber die<br />

einfachsten Regeln der kritischen<br />

Geschichtswissenschaft<br />

missachteten.<br />

„Dokumente und Aussagen<br />

von Beteiligten, deren Inhalt<br />

ihren Behauptungen zuwiderläuft,<br />

werden nicht etwa kritisch<br />

erörtert und analysiert“,<br />

schreibt Auerbach, „sondern<br />

negiert oder als gefälscht oder<br />

unter erpresserischem Druck<br />

zustande gekommen bezeichnet,<br />

gleich ob es sich um das Tagebuch<br />

der Anne Frank oder<br />

um die Niederschrift des Kommandanten<br />

von Auschwitz, Rudolf<br />

Höß, handelt.“<br />

Nachkriegsdeutschland tat<br />

sich schwer –der Westen mehr<br />

als der Osten –, die nationalsozialistischen<br />

Verbrechen zu<br />

thematisieren, die Täter zur<br />

Rechenschaft zu ziehen und all<br />

die Mitläufer und Schweiger,<br />

die sich mitschuldig gemacht<br />

hatten, in Mitverantwortung zu<br />

nehmen.<br />

Im ersten Bundestagswahlkampf<br />

1949 forderte die FDP einen<br />

„Schlussstrich“. Das entsprach<br />

dem allgemeinen damaligen<br />

Empfinden. Dem lagen –<br />

und liegen noch heute – zugrunde:<br />

Ungläubigkeit und Unwissen,<br />

Scham und Schuldgefühle,<br />

Renitenz und allem voran<br />

Antisemitismus.<br />

Entsprechend bescheiden ist<br />

die strafrechtliche Bilanz. Die<br />

Prozesse gegen die Teilnehmer<br />

der Wannsee-Konferenz sind<br />

nur ein Beispiel dafür. Hochrangige<br />

Vertreter der NS-<br />

Reichsregierung und der SS-<br />

Behörden trafen sich am 20. Januar<br />

1942 in einer Villa am Großen<br />

Wannsee in Berlin, um die<br />

–bereits begonnene –„Endlösung<br />

der Judenfrage“ im Detail<br />

zu organisieren: die Deportation<br />

und Ermordung von elf Millionen<br />

Juden in Europa.<br />

Der Publizist Ralph Giordano<br />

sprach im Zusammenhang mit<br />

der trägen Strafrechtsverfolgung<br />

und milden Strafrechtsprechung<br />

von der zweiten<br />

Schuld Deutschlands.<br />

Das vereinigte Deutschland<br />

setzt sich wie kaum ein anderes<br />

Land mit seiner Geschichte,<br />

insbesondere der des Nationalsozialismus,<br />

selbstkritisch auseinander.<br />

Die rechtspopulistische, teils<br />

rechtsextreme Partei AfD<br />

nimmt sich davon aus. Da gibt<br />

es die defensive Schuldabwehr:<br />

„Ja, wir bekennen uns zu unserer<br />

Verantwortung für die<br />

zwölf Jahre (der NS-Diktatur,

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