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Auschwitz, Synonym für<br />
den Holocaust.Diese Parole<br />
verhöhnte damals die Opfer,<br />
sie dient heute als Mahnung.<br />
Der Historiker und Antisemitismusforscher<br />
Wolfgang Benz schreibt:<br />
„An den Fakten des Holocaust sind<br />
Zweifel nicht möglich.“<br />
gen, doch es wird keine Gewissheit<br />
geben, denn wir vernichten<br />
das Beweismaterial zusammen<br />
mit euch. Und selbst wenn hier<br />
und da Beweise da sein und einige<br />
von euch<br />
überleben sollten,<br />
wird man<br />
sagen, dass die<br />
Geschehnisse,<br />
die ihr beschreibt,<br />
zu<br />
monströs sind,<br />
als dass man sie<br />
glauben könnte.“<br />
Dieser Tage,<br />
am 27. Januar,<br />
jährt sich zum 75. Mal der Tag<br />
der Befreiung von Auschwitz,<br />
das zum Synonym geworden ist<br />
für das, was die internationale<br />
Gemeinschaft Holocaust nennt<br />
(aus dem Altgriechischen:<br />
„vollständig verbrannt“) und<br />
die jüdische Tradition Schoah<br />
(aus dem Hebräischen: „Großes<br />
Unheil“, „Katastrophe“): den<br />
NS-Völkermord an bis zu 6,3<br />
Millionen europäischen Juden.<br />
Der27. Januar ist auf Beschluss<br />
„Revisionisten sind<br />
Apologeten des<br />
Nationalsozialismus.<br />
Sie missachten die<br />
einfachsten Regeln<br />
der kritischen<br />
Geschichtswissenschaft.“<br />
Hellmuth Auerbach, Historiker<br />
der Generalversammlung<br />
der Vereinten<br />
Nationen 2005<br />
Tag des Gedenkens<br />
an die Opfer<br />
des Holocaust.<br />
Auch dieser<br />
Tage gibt es<br />
noch und wieder<br />
Menschen,<br />
die den Holocaust<br />
leugnen oder verharmlosen,<br />
gegen jeden Menschenverstand.<br />
Die Holocaustleugner –<br />
sie sind nicht nur ein deutsches<br />
Phänomen –sprechen von der<br />
„Auschwitzlüge“; die Profis<br />
unter ihnen nennen sich „Revisionisten“.<br />
Der Historiker Hellmuth Auerbach,<br />
langjähriger Mitarbeiter<br />
am Institut für Zeitgeschichte,<br />
nennt sie „Apologeten<br />
des Nationalsozialismus“, die<br />
behaupteten, wissenschaftlich<br />
zu argumentieren, die aber die<br />
einfachsten Regeln der kritischen<br />
Geschichtswissenschaft<br />
missachteten.<br />
„Dokumente und Aussagen<br />
von Beteiligten, deren Inhalt<br />
ihren Behauptungen zuwiderläuft,<br />
werden nicht etwa kritisch<br />
erörtert und analysiert“,<br />
schreibt Auerbach, „sondern<br />
negiert oder als gefälscht oder<br />
unter erpresserischem Druck<br />
zustande gekommen bezeichnet,<br />
gleich ob es sich um das Tagebuch<br />
der Anne Frank oder<br />
um die Niederschrift des Kommandanten<br />
von Auschwitz, Rudolf<br />
Höß, handelt.“<br />
Nachkriegsdeutschland tat<br />
sich schwer –der Westen mehr<br />
als der Osten –, die nationalsozialistischen<br />
Verbrechen zu<br />
thematisieren, die Täter zur<br />
Rechenschaft zu ziehen und all<br />
die Mitläufer und Schweiger,<br />
die sich mitschuldig gemacht<br />
hatten, in Mitverantwortung zu<br />
nehmen.<br />
Im ersten Bundestagswahlkampf<br />
1949 forderte die FDP einen<br />
„Schlussstrich“. Das entsprach<br />
dem allgemeinen damaligen<br />
Empfinden. Dem lagen –<br />
und liegen noch heute – zugrunde:<br />
Ungläubigkeit und Unwissen,<br />
Scham und Schuldgefühle,<br />
Renitenz und allem voran<br />
Antisemitismus.<br />
Entsprechend bescheiden ist<br />
die strafrechtliche Bilanz. Die<br />
Prozesse gegen die Teilnehmer<br />
der Wannsee-Konferenz sind<br />
nur ein Beispiel dafür. Hochrangige<br />
Vertreter der NS-<br />
Reichsregierung und der SS-<br />
Behörden trafen sich am 20. Januar<br />
1942 in einer Villa am Großen<br />
Wannsee in Berlin, um die<br />
–bereits begonnene –„Endlösung<br />
der Judenfrage“ im Detail<br />
zu organisieren: die Deportation<br />
und Ermordung von elf Millionen<br />
Juden in Europa.<br />
Der Publizist Ralph Giordano<br />
sprach im Zusammenhang mit<br />
der trägen Strafrechtsverfolgung<br />
und milden Strafrechtsprechung<br />
von der zweiten<br />
Schuld Deutschlands.<br />
Das vereinigte Deutschland<br />
setzt sich wie kaum ein anderes<br />
Land mit seiner Geschichte,<br />
insbesondere der des Nationalsozialismus,<br />
selbstkritisch auseinander.<br />
Die rechtspopulistische, teils<br />
rechtsextreme Partei AfD<br />
nimmt sich davon aus. Da gibt<br />
es die defensive Schuldabwehr:<br />
„Ja, wir bekennen uns zu unserer<br />
Verantwortung für die<br />
zwölf Jahre (der NS-Diktatur,