Das Stadtgespräch Rheda-Wiedenbrück Ausgabe Februar 2020
Viel Spaß beim digitalen Lesen der Februar-Ausgabe vom Stadtgespräch.
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E<br />
Exodus aufs Land<br />
Wohnungsnot in <strong>Rheda</strong>-<strong>Wiedenbrück</strong><br />
Die Mieten und Grundstückspreise explodieren in<br />
<strong>Rheda</strong>-<strong>Wiedenbrück</strong>. Bei der Höhe von Mieten ist<br />
die Doppelstadt vor Bielefeld und Gütersloh seit<br />
2014 gar Spitzenreiter. Den dritten Platz hinter diesen<br />
beiden Städten belegt sie bei den Kaufpreisen<br />
für Eigentumswohnungen (Wohnindex Deutschland).<br />
<strong>Das</strong> hat Folgen: Junge Erwachsene verlassen<br />
reihenweise <strong>Rheda</strong>-<strong>Wiedenbrück</strong>. Ihr Ziel sind die<br />
»Dörfer« im Umland. Die Gründe: Sie finden auf<br />
dem freien Miet- und Immobilienmarkt nichts für<br />
sie Finanzierbares.<br />
Wohnungssuche<br />
Bürgermeister Theo Mettenborg berichtete in der<br />
jüngsten Ratssitzung: »Zu mir kommt jede Woche<br />
ein Bürger, der keinen Wohnraum findet.« Die von<br />
der Stadtverwaltung 2017 in Auftrag gegebene Wohnraumstudie<br />
weist einen Bedarf von über 3300 Wohnungen<br />
in den nächsten Jahren aus. Zudem fallen<br />
in den nächsten drei Jahren 167 Wohnungen aus der<br />
Sozialbindung. Kurzum: Es besteht ein eklatanter<br />
Mangel an Wohnraum, insbesondere für Menschen,<br />
die bezahlbaren Wohnraum und Wohnungen mit<br />
Wohnberechtigungsschein suchen – seit Jahren bekannte<br />
Missstände, so Marco Sänger (SPD) in seiner<br />
Haushaltsrede.<br />
Zu wenig neue Wohnungen<br />
Entsprechend der Wohnraumstudie müssten jährlich<br />
mindestens 180 Wohnungen in <strong>Rheda</strong>-<strong>Wiedenbrück</strong><br />
neu entstehen. Dem gegenüber stehen 204 neue<br />
Wohnungen in 2017, 2018/2019 nach den Angaben der<br />
Pressestelle 63 Wohneinheiten. Selbst wenn die von<br />
Bürgermeister Theo Mettenborg in seinem Neujahrsgruß<br />
angekündigten 700 neuen Wohneinheiten bis<br />
voraussichtlich Ende 2022 entstehen sollten, »kämen<br />
wir ziemlich genau auf den benötigten Schnitt von<br />
180 Wohnungen pro Jahr für den Zeitraum von 2017 –<br />
2022. <strong>Das</strong> aus den Vorjahren vorhandene Wohnungsbaudefizit<br />
ist damit nicht ausgeglichen«, so Dirk Kursim,<br />
SPD-Sprecher der Ratsfraktion. Deprimierend<br />
ist der öffentlich geförderte und als bezahlbar verstandene<br />
(günstige) Wohnungsbau. Es entstanden<br />
2018 im Stadtteil <strong>Rheda</strong> ›In der Schiffheide 23‹ ganze<br />
8 Wohnungen. Die Bilanz für das Jahr 2019: Stadtteil<br />
<strong>Rheda</strong>: Am Bahndamm 7–9, insgesamt 40 Wohneinheiten<br />
(davon 12 Plätze in einer Pflegewohngruppe).<br />
Im Stadtteil <strong>Wiedenbrück</strong>: 10 Wohnungen An der<br />
Landwehr 24 und 26 sowie 5 Wohnungen am Kaiserforst<br />
59, so ebenfalls die Pressestelle. Bei einer Quote<br />
von 20 % wie bisher für Sozialwohnungen werden<br />
bei 700 neuen Wohnungen nur 213 Sozialwohnungen<br />
kommen. Es werden aber für diesen Zeitraum<br />
360 Sozialwohnungen benötigt, zuzüglich der zirka<br />
170, die wegfallen. Also insgesamt 530 Wohnungen<br />
mit Wohnberechtigungsschein. »Wir hätten also ein<br />
Defizit von 320 Sozialwohnungen bis 2022«, rechnet<br />
Marco Sänger. Er fragt sich im Übrigen wo die 700<br />
Wohneinheiten entstehen sollen. Der Technische<br />
Beigeordnete sprach bislang von 230 Wohnungen<br />
(Am Rondell, Varenseller Straße), zuzüglich 40 – 50<br />
Am Galkenknapp, sowie weitere am Postdamm und<br />
ab 2021 an der Hauptstraße. Auf dem freien Wohnungsmarkt<br />
entstandene günstige Wohnungen hat<br />
die Pressestelle nicht genannt. »Notwendig wären<br />
60 Wohnungen mit Sozialbindung (Wohnberechtigungsschein)<br />
pro Jahr«, so Dirk Kursim weiter: »Die<br />
bisherigen zögerlichen politischen Maßnahmen, wie<br />
ein Anteil von 20 % an »Sozialwohnungen« in Neubaugebieten,<br />
haben nicht die Entlastung gebracht,<br />
die notwendig ist um den vorhandenen Bedarf decken.«<br />
Die SPD hatte bereits in der Vergangenheit<br />
einen Anteil von mindestens 30 % gefordert, um dem<br />
Bedarf halbwegs gerecht zu werden. <strong>Das</strong> war CDU<br />
und FDP allerdings zu viel, berichtet Marco Sänger.<br />
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<strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong>