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Berliner Zeitung 28.01.2020

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Kobe Bryant, der Furchtlose –ein Nachruf – Seite 3<br />

Ein neuer<br />

Mann für<br />

Hertha?<br />

Seite 18<br />

2°/8°<br />

Sonne und Regen<br />

Wetter Seite 2<br />

Sparen in der<br />

Niedrigzinsphase<br />

Wirtschaft Seite 7<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Tausende wollen<br />

BER-Tester werden<br />

Berlin Seite 12<br />

Dienstag,28. Januar 2020 Nr.23HA-76. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Coronavirus: Auswärtiges<br />

Amt erwägt Evakuierung<br />

Tagesthema Seite 2<br />

Wiedervereinigung<br />

Flakes Groll<br />

auf dieses<br />

Deutschland<br />

VonSabine Rennefanz<br />

Die einen sagen „Beitritt“, die<br />

nächsten sprechen von „Übernahme“,<br />

andere von „Kolonialisierung“.<br />

Christian Lorenz, Spitzname<br />

Flake,Musiker der Band Rammstein,<br />

drückte sich ein wenig drastischer<br />

aus: Die Wiedervereinigung sei im<br />

Großen und Ganzen eine Sauerei gewesen,<br />

sagte er in einem Interview<br />

mit dem österreichischen Standard.<br />

„Wir wurden als<br />

unnützes Land<br />

angegliedert,<br />

ganze Biografien<br />

für wertlos erklärt,<br />

Firmen geschlossen,<br />

damit<br />

sich die Westfirmen<br />

breitmachen<br />

konnten.<br />

Christian „Flake“<br />

Lorenz, Keyboarder Wir sind so sehr<br />

der Band Rammstein zurückgesetzt<br />

worden, dass<br />

sich ein Groll und eine Enttäuschung<br />

aufgebaut haben, die bis jetzt anhalten.“<br />

Dasklingt nicht so nett wie das,<br />

was man in den Reden zu den jährlichen<br />

Feiern am3.Oktober in den<br />

vergangenen Jahrzehnten von den<br />

Tribünen hörte; da dominierte die<br />

Erzählung vom Erfolg der Einheit,<br />

Flake aber kommt der Gefühlslage<br />

vieler Ostdeutscher näher.<br />

Flake war in der DDR Punk, er<br />

trennt zwischen Wende und Wiedervereinigung.<br />

Nach der Wende habe<br />

eine offene, spannende Zeit begonnen,<br />

die mit der schnellen Wiedervereinigung<br />

abrupt zu Ende gegangen<br />

sei. Klar, eine Mehrheit hatte im<br />

März1990 für den Beitritt gestimmt.<br />

Aber hatten die Menschen geahnt,<br />

was das für sie bedeutete? Die Einheit<br />

als Beitritt galt als „alternativlos“.<br />

Alle Vorschriften und Regeln<br />

aus der Bundesrepublik mussten<br />

übertragen werden, ohne zu gucken,<br />

was im Osten funktionierte oder im<br />

Westen reformbedürftig war.<br />

Im Herbst wird zum dreißigsten<br />

Maldie Einheit gefeiert–und es wird<br />

Zeit, ungeschönt über die Fehler und<br />

die verpassten Chancen der Vereinigung<br />

zu reden. Die Westdeutschen<br />

wenden meist ein, dass sie sich<br />

Dankbarkeit von den Ostdeutschen<br />

wünschen, da sie mit ihrem Geld<br />

doch den Schrottstaat DDR aufgebaut<br />

haben. Doch da fehlt etwas,<br />

denn auch dieWestler haben gewonnen,<br />

was Karriere- und Gewinnchancen<br />

und Immobilienbesitz angeht.<br />

Firmen profitierten von zwei<br />

Millionen qualifizierten Fachkräften,<br />

die nach 1990 in denWesten gingen.<br />

Die DDR war also ganz und gar<br />

kein unnützes Land.<br />

Überlebende von Auschwitz gedenken am 75. Jahrestag der Befreiung der Opfer.<br />

VonUlrich Krökel, Oswiecim/Auschwitz<br />

Der Appell der Opfer<br />

Am Holocaust-Tag in Auschwitz geht es vor allem um das Gedenken.<br />

Es geht aber auch um Politik und um die Deutung der Geschichte<br />

Es sind nicht die großen<br />

Worte, die an diesem Gedenktag<br />

in Auschwitz am<br />

meisten erschüttern. Es ist<br />

auch nicht das ikonische Bild des grell<br />

angeleuchteten Einfahrtstors in das<br />

Vernichtungslager Birkenau, vordem<br />

die Redner stehen und 75 Jahre nach<br />

der Befreiung des Todeslagers am 27.<br />

Januar 1945 ihre Erinnerungen schildern<br />

und zu Wachsamkeit in der Zukunft<br />

mahnen. Es ist das Schlichte,<br />

das Nüchterne in den Erzählungen<br />

der Überlebenden, die viele Zuhörer<br />

entsetzen und zu Tränen rühren.<br />

Es ist das Banale und Alltägliche<br />

des Bösen, von dem etwa Batszewa<br />

Dagan berichtet, eine israelische Jüdin<br />

polnischer Abstammung, die<br />

1942 nach Auschwitz kam, bis 1945<br />

blieb und zuletzt die Todesmärsche<br />

nach Westen überlebte.„Es ist nicht<br />

leicht zu entscheiden, was das<br />

Schlimmste war, was ich hier erlebt<br />

habe“, sagt die 94-Jährige,als müsste<br />

sie genau jetzt erst überlegen, um<br />

dann die richtige Entscheidung zu<br />

treffen. Als wäresie nicht der „Hölle“<br />

entkommen, von der Polens Präsident<br />

Andrzej Duda zur Eröffnung<br />

der Gedenkfeierlichkeiten gesprochen<br />

hatte, dieser „von Deutschen<br />

industriell geführten Fabrik des Todes,<br />

über der unablässig der Rauch<br />

aus den Krematorien aufstieg“.<br />

Kein großes Wort sagt Dagan über<br />

die mindestens 1,1 Millionen Mordopfer<br />

der Nazis in Auschwitz-Birkenau,<br />

von denen rund 900 000 jüdischer<br />

Herkunft waren wie sie selbst.<br />

VonGaskammern und Zyklon Bist<br />

nicht die Rede. Nein, die Überlebende<br />

erinnert sich zuallererst<br />

daran, dass die SS-Wachmannschaften<br />

sie als „Schutzhäftling“ eingruppierten.<br />

„Dabei gab es hier keinen<br />

Schutz, nirgends.“ Das Wort, fährt<br />

Dagan fort, habe die ganze Verachtung<br />

gezeigt, mit der die Deutschen<br />

sich ihre Opfer unterworfen hätten.<br />

„Wenn ihr gleichgültig seid, dann ist<br />

all das wieder möglich. Auschwitz ist nicht<br />

vom Himmel gefallen.“<br />

Marian Turski, Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau<br />

„Menschliche Würde gehörte hier<br />

nicht her.“<br />

Dieser Tag, der 75. Jahrestag der<br />

Befreiung des Vernichtungslagers<br />

Auschwitz-Birkenau, solle„den Überlebenden<br />

gehören“. So hatte es der<br />

Leiter der KZ-Gedenkstätte,Piotr Cywinski,<br />

im Vorfeld angekündigt. „Wir<br />

machen das hier nicht für Politiker,<br />

gekrönte Häupter und Präsidenten“,<br />

vondenen am Montag rund 60 zu den<br />

Feierlichkeiten nach Auschwitz gekommen<br />

waren, das heute wieder<br />

polnisch Oswiecim heißt. Als Vertreter<br />

Deutschlands ist der Bundespräsident<br />

angereist, Frank-Walter Steinmeier.<br />

Vor allem aber sind rund 200<br />

Überlebende gekommen. Sie haben<br />

allen Anstrengungen der Reise, der<br />

winterlichen Kälte und den eigenen<br />

Gebrechen getrotzt.<br />

Marian Turski gehört dazu, ein<br />

polnischer Journalist jüdischer Abstammung.<br />

„Das möchte ich meinen<br />

Kindern und Enkeln sagen“, setzt er<br />

an und fährt dann mit einem eindringlichen<br />

Appell fort: „Seid niemals<br />

gleichgültig. Seid niemals gleichgültig,<br />

wenn Minderheiten abgewertet<br />

werden. Seid niemals gleichgültig,<br />

wenn die historische Wahrheit zu gegenwärtigen<br />

politischen Zwecken<br />

missbraucht wird. Denn wenn ihr<br />

gleichgültig seid, dann ist all das wieder<br />

möglich.“ UndTurski schließt mit<br />

dem mahnenden Satz:„Auschwitz ist<br />

nicht vomHimmel gefallen.“<br />

Auch der 94-jährige Stanislaw Zalewski<br />

mahnt: „Wenn wir heute mit<br />

offenen Ohrendurch die Welt gehen,<br />

dann hören wir noch die Schreie der<br />

Menschen, die hier gequält, erniedrigt<br />

und ermordet wurden.“ Man<br />

GETTY IMAGES EUROPE/OMAR MARQUES<br />

könne aber auch den „Schrei nach<br />

Vergebung und Versöhnung hören“.<br />

Keine Frage: Mit ihren Appellen an<br />

die Jugend, niemals gleichgültig gegenüber<br />

Erniedrigung und Hass zu<br />

sein, sind Turski und Zalewski an<br />

diesem Auschwitz-Gedenktag trotz<br />

ihres hohen Alters erschreckend aktuell.<br />

Denn sie sprechen nicht nur<br />

über das Damals,sondernauchüber<br />

den wachsenden Antisemitismus<br />

und Rassismus weltweit.<br />

Aber auch jene Politiker, die laut<br />

Museumsdirektor Cywinski am<br />

Montag nicht im Zentrum derVeranstaltung<br />

stehen sollten, hatten mit<br />

ihren Debatten im Vorfeld dieses 27.<br />

Januar längst für neue internationale<br />

Spannungen gesorgt, statt im Gedenken<br />

zusammenzustehen. So war<br />

der polnische Präsident Duda in der<br />

Vorwoche nicht zu einer Holocaust-<br />

Gedenkfeier nach Israel gereist, weil<br />

dort der russische Präsident Wladimir<br />

Putin sprechen sollte, erselbst<br />

aber nicht. Putin wiederum hatte<br />

den Polen kurzzuvor eine Mitschuld<br />

am Ausbruch des Weltkriegs und indirekt<br />

auch am Holocaust vorgeworfen.<br />

DieIsraelis ließen es ihm durchgehen.<br />

Duda schäumte. Auch am<br />

Montag in Auschwitz nannte der<br />

polnische Staatschef den Streit mit<br />

Moskau „ernst“. Er hoffe, dass es<br />

künftig keine „Verfälschungen der<br />

Geschichte“ mehr geben werde,<br />

denn diese beflecke vor allem das<br />

Ansehen der Opfer.<br />

Hacker raubten<br />

wohl doch<br />

Gerichtsdaten<br />

Präsident: „Gefährlicher<br />

Sicherheitsvorfall“ in Berlin<br />

MehrereMonate nach der Cyberattacke<br />

auf das Kammergericht<br />

gehen Experten davon aus,<br />

dass „aller Wahrscheinlichkeit nach“<br />

doch Daten gestohlen wurden. Das<br />

teilte Gerichtspräsident BerndPickel<br />

am Montag mit. In seinem vorläufigen<br />

Abschlussbericht zum Befall der<br />

Kammergerichts mit der Schadsoftware<br />

Emotet ist von einem äußerst<br />

gefährlichen und schwerwiegenden<br />

Sicherheitsvorfall die Rede.<br />

DieJustizverwaltung äußerte sich<br />

ähnlich. „Es ist insoweit davon auszugehen,<br />

dass durch die Schadsoftware<br />

Passwörter, wie beispielsweise<br />

Browserpasswörter, abgeflossen<br />

sind“, hieß es in einer Mitteilung. Es<br />

stimme jedoch nicht, dass Dokumente<br />

wie Urteile und Beschlüsse<br />

mit Inhalten, Namen und Daten abgeflossen<br />

seien, erklärte Pickel.<br />

Ein forensisches Gutachten des<br />

Dienstleisters T-Systems,das die Justizverwaltung<br />

als Anhang eines Pressemitteilung<br />

verbreitete, kommt allerdings<br />

zu einem weitaus beunruhigerenden<br />

Ergebnis.Die Autoren weisen<br />

darin „ausdrücklich darauf hin,<br />

dass ein Angreifer höchstwahrscheinlich<br />

in der Lage gewesen ist,<br />

einen verborgenen Account anzulegen<br />

und den gesamten Datenbestand<br />

des KG (Kammergerichts) zu<br />

exfiltrieren und zu manipulieren,<br />

während gleichzeitig die Spuren verschleiert<br />

werden“. Es werde ein<br />

„kompletter Neuaufbau der IT-Infrastruktur“<br />

angeraten.<br />

Noch Ende Oktober hatte Justizsenator<br />

Dirk Behrendt (Grüne) im<br />

Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses<br />

versichert, dass keine Daten<br />

gestohlen wurden. Jetzt will der Grünen-Politiker<br />

dem Gericht externen<br />

Sachverstand zur Seite stellen. Die<br />

Opposition äußerte sich empört.<br />

(dpa/pi.) Berlin Seite13<br />

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Entgelt bezahlt<br />

4<br />

PolitikSeite 5, Kolumne Seite8<br />

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BERLIN<br />

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2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Coronavirus<br />

Die Zahl der Infizierten<br />

steigt sprunghaft. Das<br />

Auswärtige Amt erwägt<br />

Rückholaktion aus den<br />

betroffenen Gebieten.<br />

Der Verdacht<br />

reist mit<br />

Voreinem Geschäft in Hongkong: Um Atemschutzmasken zu kaufen, muss man dortSchlange stehen. Die Nachfrage nach den Masken steigt auch hierzulande bereits, berichtete die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände am Montag.<br />

VINCENT YU/AP/DPA<br />

VonRasmus Buchsteiner<br />

und Fabian Kretschmer<br />

Es waren ein paar Stunden<br />

Ungewissheit, dann gab es<br />

Entwarnung. Die Patientin<br />

war gerade aus China eingereist<br />

–und hatte sich mit akuten<br />

Beschwerden im DRK-Klinikum in<br />

Berlin-Mitte gemeldet. Die Frau<br />

wurde isoliert untergebracht. Wenig<br />

später war klar, dass sie nicht infiziertist<br />

mit dem neuartigen Coronavirus<br />

2019-nCoV.Aufatmen in Berlin.<br />

Doch die Sorge bleibt. Was, wenn<br />

sich der Erreger auch hierzulande<br />

breitmacht? Drohen dann Maßnahmen<br />

wie in China mit abgeriegelten<br />

Städten, Militär auf den Straßen und<br />

anderen panisch wirkenden Aktivitäten?<br />

Dass es in Deutschland nicht<br />

bei Verdachtsfällen bleiben wird, davongehen<br />

die Behörden fest aus.<br />

Geringe Gefahr in Deutschland<br />

NEUE ERKENNTNISSE<br />

Verbreitung: Das neue Coronavirus<br />

2019-nCoV wird mit Hochdruck erforscht.<br />

Experten versuchen, die für die<br />

Abschätzung des Verlaufs wichtigeKennzahl<br />

R 0 zu bestimmen. Sie gibt Auskunft<br />

darüber,wie viele andere Personen eine<br />

infektiöse Person im Mittel ansteckt. Derzeit<br />

mutmaßt man, dass es drei bis fünf<br />

sind. Damit würde das neue Virusetwas<br />

leichter übertragen als das Sars-Virus.<br />

Ansteckung: Bislang ist unklar,obInfizierte<br />

auch dann schon ansteckend sind,<br />

wenn sie noch keine Symptome haben.<br />

Sterblichkeitsrate: Experten vermuten,<br />

dass 95 Prozent der Fälle sehr milde oder<br />

unbemerkt verlaufen. Sollte das stimmen,<br />

lägedie Sterblichkeitsrate womöglich<br />

nur bei 0,1 Prozent.<br />

Er teile die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO), dass<br />

von einem weltweiten Notstand<br />

keine Rede sein kann –vorerst jedenfalls<br />

nicht, sagte Lothar Wieler,Präsident<br />

des Robert-Koch-Instituts<br />

(RKI), am Montag im ZDF-Morgenmagazin.<br />

Inzwischen ist belegt, dass<br />

2019-nCoV, dessen Ursprung im<br />

Tierreich vermutet wird, von<br />

Mensch zu Mensch übertragen wird<br />

–allerdings bisher nicht außerhalb<br />

Chinas.Dass es auch in Deutschland<br />

einige Erkrankungen geben könnte,<br />

schließt Deutschlands oberster Infektionsschützer<br />

nicht aus.„Die Gefahr,<br />

dass sich diese Einzelfälle ausbreiten,<br />

ist zurzeit gering einzuschätzen“,<br />

sagt Wieler. Die Sterberate<br />

bei den bekannten Infektionen<br />

sei bisher nicht besonders hoch.<br />

Bisher.DasWort findet sich in fast<br />

allen Statements und offiziellen Lagebildernzur<br />

Ausbreitung des neuen<br />

Erregers. Tatsächlich wären die Verantwortlichen<br />

in Politik und Wissenschaft<br />

nicht gut beraten, irgendeine<br />

Entwicklung kategorisch auszuschließen.<br />

Eine weltweite Pandemie<br />

mit voneinander unabhängigen Infektionsketten<br />

–das wäre das wohl<br />

schlimmste Szenario.<br />

Wo immer man auch nachfragt in<br />

diesen Tagen, stets ist zu hören, dass<br />

Wissenschaft und Gesundheitsbehörden<br />

eine Lernkurve hinter sich<br />

haben. Die WHO hat aus vergleichbaren<br />

Krisenfällen, die ebenfalls<br />

schnelle Lagebeurteilungen und Koordinierung<br />

erforderten, gelernt –<br />

seien es die Erfahrungen mit Sars,<br />

mit Ebola oder dem Coronavirus<br />

Mers, das vor allem im arabischen<br />

Raum um sich griff. Dasalles hat geholfen,<br />

Kommunikationswege zu erproben<br />

und die zuständigen Behörden<br />

weltweit zu vernetzen.<br />

„Wir sind gut vorbereitet.“ Das<br />

sagt nicht nur RKI-Präsident Wieler.<br />

DerSatz ist auch als Einschätzung aus<br />

vielen Gesundheitsämtern zuhören.<br />

Sie führen Regie, wenn wie zuletzt in<br />

Berlin, Iserlohn oder Peine Patienten<br />

auf den Erreger getestet werden.<br />

Streng genommen handelt es sich allerdings<br />

nur um Verdachtsfälle,wenn<br />

jemand im Risikogebiet war und es<br />

Hinweise auf eine akute Infektion der<br />

unteren Atemwege gibt.<br />

Ausder Krisenregion rund um die<br />

11-Millionen-Metropole Wuhan gibt<br />

es keine direkte Flugverbindung<br />

nach Deutschland. Dort, wo Passagiere<br />

aus der Volksrepublik ankommen<br />

könnten, stehen Flughäfen und<br />

Gesundheitsbehörden in besonders<br />

engem Kontakt.<br />

Die Bundesregierung verzichtet<br />

auf Einreisebeschränkungen oder<br />

vorsorgliche Tests, setzt stattdessen<br />

auf Appelle. „Wir sensibilisieren<br />

Flugpassagiere aus China. Sie werden<br />

angehalten, sich direkt beim<br />

Arzt zu melden, sollten Fieber oder<br />

Symptome von Atemwegserkrankungen<br />

auftreten“, sagt ein Sprecher<br />

des Bundesgesundheitsministerium.s<br />

Die Bundesregierung erwägt zurzeit,<br />

ausreisewillige Deutsche aus<br />

China auszufliegen. Das bestätigte<br />

am Montag Außenminister Heiko<br />

Maas (SPD). In der besonders<br />

schwer betroffenen Metropole Wuhan<br />

in Zentralchina, dem Ausgangsort<br />

der Epidemie, leben etwa 90<br />

Deutsche. Auch die britische Regierung<br />

bemüht sich um die Evakuierung<br />

von Landsleuten. Länder wie<br />

Japan, Frankreich und die USA, in<br />

denen es bereits Erkrankungsfälle<br />

gab, haben solche Rückholaktionen<br />

schon in die Wege geleitet.<br />

In China werden derweil alle Register<br />

gezogen. Am Montag reiste<br />

erstmals ein Parteikader aus der<br />

Ausbreitung des Coronavirus<br />

in China seit Bekanntwerden erster Fälle<br />

im Dezember 2019, Stand 27.1.2020<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0 27<br />

31.12.19<br />

0<br />

31.12.19<br />

gemeldete Fälle<br />

544<br />

62<br />

10.1. 20.1.<br />

bestätigte Todesfälle<br />

1<br />

(11.1.)<br />

17<br />

2 3<br />

10.1. 20.1.<br />

41<br />

26<br />

2744<br />

27.1.<br />

56<br />

80<br />

27.1.<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: CHINESISCHE BEHÖRDEN, DPA<br />

Führungsriege in das Krisengebiet<br />

Wuhan. In blauer Schutzausrüstung<br />

tourte Premierminister Li Kequiang<br />

durch die Krankenhäuser der Stadt,<br />

über ein Walkie-Talkie erkundigte<br />

sich der 64-jährige Politiker nach<br />

dem Befinden eines Quarantäne-Patienten.<br />

Auf einem Kurzvideo ist zu<br />

sehen, wie Li die provisorische Baustelle<br />

besucht, an der ein Tausend-<br />

Betten-großes Krankenhaus allmählich<br />

Form annimmt. Ob sie irgendwelche<br />

Schwierigkeiten erlebt hätten,<br />

will der Politiker von den<br />

Bauarbeitern wissen. „Nein“, antworten<br />

diese wie im Chor.<br />

Mit solchen Durchhalte-Videos<br />

will die Regierung an den Patriotismus<br />

der Bevölkerung appellieren.<br />

Dabei hat sich die Bedrohungslage<br />

erneut weiter zugespitzt: Die Behörden<br />

hatten bis Mittwochnachmittag<br />

europäischer Zeit insgesamt 81 Tote<br />

bestätigt und rund 3000 Infizierte.<br />

Dass die Zahl zumindest in den<br />

nächsten Tagen weiter steigen wird,<br />

daran besteht kein Zweifel: Mindestens<br />

6000 Patienten gelten als Verdachtsfälle,<br />

bei denen noch die medizinischen<br />

Tests laufen. Mehrere<br />

Hundert Infizierte befinden sich zudem<br />

in kritischem Zustand.<br />

Um das Virus eindämmen zu<br />

können, haben die Behörden nun<br />

nochmals drastischere Maßnahmen<br />

eingeleitet: Zum ersten Mal inder<br />

Geschichte des Landes wurde die<br />

derzeit stattfindende Ferienwoche<br />

zum Neujahrsfest um drei Tage verlängert.<br />

Mit der Maßnahme möchte<br />

man verhindern, dass die Abermillionen<br />

Chinesen, die sich derzeit auf<br />

Familienbesuch in den Provinzen<br />

des Landes befinden, nicht allzu<br />

schnell wieder in die Metropolen an<br />

den Ostküsten des Landes zurückreisen<br />

–und den Erreger möglicherweise<br />

weiter durch das Land tragen.<br />

Bereits jetzt hat die Pekinger Lokalregierung<br />

den Semesterbeginn<br />

für sämtliche Schulen und Universitäten<br />

innerhalb der Stadtgrenzen auf<br />

unbestimmte Zeit verschoben.<br />

Schanghais Bildungsbehörden haben<br />

ebenfalls ihren Grund- und weiterführenden<br />

Schulen sämtlichen<br />

Klassenunterricht vor dem 17. Februar<br />

verboten. Auch Tageseinrichtungen<br />

für Kleinkinder würden bis<br />

Ende Februargeschlossen bleiben.<br />

Beidiesen Einschränkungen wird<br />

es voraussichtlich nicht bleiben. Die<br />

Stadt Suzhou, bekannt als ostchinesisches<br />

Zentrum der Fertigungsindustrie,ging<br />

noch einen Schritt weiter<br />

und wies die Arbeiter der Stadt<br />

an, bis zum 9. Februar zuHause zu<br />

bleiben. Auch das riesige IT-Konglomerat<br />

Tencent aus Shenzhen hat<br />

eine ähnliche Weisung an seine Angestellten<br />

herausgeben.<br />

Neben der menschlichen Tragödie<br />

wird das neue Virus also auch zu<br />

schwerwiegenden wirtschaftlichen<br />

Einbußen führen. Die Epidemie erfolgt<br />

schließlich zu einem denkbar<br />

ungünstigen Zeitpunkt: Die derzeit<br />

stattfindende Ferienwoche zum chinesischen<br />

Neujahrgilt unter normalen<br />

Umständen als einer der wichtigsten<br />

Perioden fürden Binnenkonsum.<br />

2019 gaben die Chinesen in<br />

dieser Zeit umgerechnet 149 Milliarden<br />

Dollar aus –vor allem in den Bereichen<br />

Gastronomie, Tourismus<br />

undEinzelhandel.<br />

Verlängerte Ferien in China<br />

Dieses Jahr jedoch sind aufgrund der<br />

Quarantäne und der verunsicherten<br />

Stimmung genau jene Bereiche besonders<br />

eingebrochen. Die meisten<br />

Familien bleiben zu Hause, anstatt in<br />

Restaurants oder Shopping-Malls zu<br />

gehen. Kinos undVergnügungsparks<br />

sind ohnehin geschlossen.<br />

Daswirddie angeschlagene Wirtschaft<br />

weiter schwächen, schließlich<br />

gilt der Inlandskonsum als einer der<br />

Pfeiler für das Wirtschaftswachstum<br />

des Landes. Derzeit steigt das Bruttoinlandsprodukt<br />

mit 6,1 Prozent so<br />

langsam wie seit 30 Jahren nicht<br />

mehr –nicht zuletzt auch wegen des<br />

Handelskriegs mit Washington der<br />

letzten zwei Jahre. In einer ersten<br />

Einschätzung geht der Analysedienst<br />

Economist Intelligence Unit<br />

von einem Einbruch des Wirtschaftswachstums<br />

von bis zu einem<br />

Prozentpunkt für 2020 aus.<br />

Zum Vergleich: Die Sars-Epidemie<br />

in denJahren2002 und2003, an<br />

derrund350 Menschen in Festlandchina<br />

verstorben sind, soll China<br />

laut Expertenschätzungen zwischen<br />

ein bis zwei Prozent Wachstum gekostet<br />

haben. Allein im Tourismussektor<br />

brachen damals die Einnahmen<br />

im Jahr 2003 um bis zu60Prozent<br />

ein. (mitdpa)<br />

Biowetter:<br />

Bluthochdruck<br />

Kopfschmerzen<br />

Schlafstörungen<br />

Rheumaschmerzen<br />

Atemwegsbeschwerden<br />

Pollenflug:<br />

Hasel<br />

Erle<br />

Pappel<br />

Weide<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute erreichen die Höchsttemperaturen 7bis 9Grad. Dazu reichen sich<br />

Regenschauer, Wolken und Sonnenschein die Hand. Der Wind weht teilweise<br />

mit stürmischen Böen aus südwestlichen Richtungen. In der Nacht<br />

fällt verbreitet Schnee oder Regen aus dichten Wolken. Es werden bis<br />

1Grad anvisiert.<br />

Belastung<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

keine<br />

keine<br />

keine<br />

keine<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 8Grad.<br />

Wind: mäßig aus Südwest.<br />

Wittenberge<br />

4°/8°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

2°/7° 2°/8°<br />

Luckenwalde<br />

2°/7°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Schneeschauer Schneeregen Regen<br />

1°/4° 2°/5° 3°/9°<br />

Prenzlau<br />

2°/8°<br />

Cottbus<br />

3°/9°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

2°/7°<br />

Winterlich kalte Luft erfasst in höheren Luftschichten unser Land und löst von<br />

Island bis zu den Alpen teils kräftige Schauer und stürmische Böen aus. Das ist<br />

teils bis in tiefe Lagen mit Schneeregen, Graupel und Gewitter verbunden. Über<br />

Nordskandinavien und Nordwestrussland liegt Dauerfrostluft.<br />

Köln<br />

3°/7°<br />

Sylt<br />

2°/7°<br />

Saarbrücken<br />

2°/7°<br />

Hannover<br />

2°/8°<br />

Konstanz<br />

2°/5°<br />

Hamburg<br />

2°/7°<br />

Erfurt<br />

1°/6°<br />

Frankfurt/Main<br />

4°/8°<br />

Stuttgart<br />

2°/9°<br />

Rostock<br />

4°/8°<br />

Magdeburg<br />

2°/7°<br />

Nürnberg<br />

2°/7°<br />

München<br />

2°/7°<br />

Rügen<br />

2°/7°<br />

Dresden<br />

1°/9°<br />

Deutschland: Heute gibt es etwas<br />

Sonne, Wolken sowie Regenschauer<br />

oder Schneeregen, und die Temperaturen<br />

klettern amTage auf 5bis<br />

9Grad. Nachts gehen die Werte<br />

dann auf 3bis 0Grad zurück. Der<br />

Wind weht teilweise mit Sturmböen<br />

aus südwestlichen Richtungen. Morgen<br />

ist es überwiegend stark bewölkt<br />

oder bedeckt. Zeitweise regnet oder<br />

schneit es. Dabei erwärmt es sich<br />

auf 2bis 7Grad, und der Wind weht<br />

lokal mit stürmischen Böen aus westlichen<br />

Richtungen.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 40 cm<br />

Harz bis 40 cm<br />

Erzgebirge bis 45 cm<br />

Bayerische Alpen bis 160 cm<br />

Mondphasen: 02.02. 09.02. 15.02. 23.02.<br />

Sonnenaufgang: 07:55 Uhr Sonnenuntergang: 16:43 Uhr Mondaufgang: 09:49 Uhr Monduntergang: 20:32 Uhr<br />

Lissabon<br />

16°<br />

Las Palmas<br />

22°<br />

Madrid<br />

14°<br />

Reykjavik<br />

2°<br />

Dublin<br />

5°<br />

London<br />

8°<br />

Paris<br />

9°<br />

Bordeaux<br />

13°<br />

Palma<br />

18°<br />

Algier<br />

20°<br />

Nizza<br />

16°<br />

Trondheim<br />

1°<br />

Oslo<br />

3°<br />

Stockholm<br />

5°<br />

Kopenhagen<br />

7°<br />

Berlin<br />

8°<br />

Mailand<br />

11°<br />

Tunis<br />

17°<br />

Rom<br />

13°<br />

Warschau<br />

6°<br />

Wien<br />

5° Budapest<br />

6°<br />

Palermo<br />

16°<br />

Kiruna<br />

-14°<br />

Oulu<br />

-6°<br />

Dubrovnik<br />

15°<br />

Athen<br />

17°<br />

St. Petersburg<br />

1°<br />

Wilna<br />

4°<br />

Kiew<br />

5°<br />

Odessa<br />

8°<br />

Varna<br />

9°<br />

Istanbul<br />

11°<br />

Iraklio<br />

17°<br />

Archangelsk<br />

-16°<br />

Moskau<br />

0°<br />

Ankara<br />

4°<br />

Antalya<br />

15°<br />

Acapulco 32° heiter<br />

Bali 25° Gewitter<br />

Bangkok 31° heiter<br />

Barbados 27° heiter<br />

Buenos Aires 30° sonnig<br />

Casablanca 20° sonnig<br />

Chicago 2° bewölkt<br />

Dakar 29° heiter<br />

Dubai 21° sonnig<br />

Hongkong 19° wolkig<br />

Jerusalem 12° bedeckt<br />

Johannesburg 29° wolkig<br />

Kairo 18° wolkig<br />

Kapstadt 24° wolkig<br />

Los Angeles 22° sonnig<br />

Manila 31° heiter<br />

Miami 25° wolkig<br />

Nairobi 23° Schauer<br />

Neu Delhi 21° Schauer<br />

New York 6° wolkig<br />

Peking 6° bedeckt<br />

Perth 35° sonnig<br />

Phuket 32° heiter<br />

Rio de Janeiro 33° sonnig<br />

San Francisco 14° bedeckt<br />

Santo Domingo 27° heiter<br />

Seychellen 30° Gewitter<br />

Singapur 33° Gewitter<br />

Sydney 31° wolkig<br />

Tokio 11° Regen<br />

Toronto 0° bedeckt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 3<br />

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Seite 3<br />

Zweite Play-off-Runde, Spiel fünf,<br />

die Los Angeles Lakers liegen in der<br />

Serie gegen Utah Jazz 1:3 zurück,<br />

eine weitere Niederlage würde das<br />

Aus bedeuten. Sekunden vor Schluss bekommt<br />

ein 18-jähriger Guardder Lakers den<br />

Ball, wenn er trifft, gewinnt sein Team. Kurzes<br />

Dribbling, Wurf, daneben ohne Korbberührung,<br />

ein sogenannter Air Ball.<br />

Es gibt Verlängerung, noch dreimal wirft<br />

Kobe Bryant aus der Distanz: Air Ball, Air<br />

Ball, Air Ball. Die Lakers verlieren, sind ausgeschieden,<br />

nach der Landung in Los Angeles,<br />

so will es die Legende, geht Bryant<br />

schnurstracks in eine Sporthalle und wirft<br />

die ganze Nacht lang auf den Korb. „Das ist<br />

der einzige Typ“, sagt Teamkollege Shaquille<br />

O’Neal nach der Partie in Salt Lake City,„der<br />

den Muthat, solche Würfe zu nehmen.“<br />

Kobe Bryant spielt zu jener Zeit seine<br />

erste Saison in der nordamerikanischen Profiliga<br />

NBA. Dass er in der Crunch Time, der<br />

entscheidenden Phase der Partie, das Vertrauen<br />

von Coach Del Harris bekommt, der<br />

dafür anschließend heftig kritisiertwird, liegt<br />

am Ausfall wichtiger Führungsspieler.Schon<br />

in der folgenden Saison wartet Kobe Bryant<br />

nicht mehr auf die Genehmigung des Coaches,<br />

erwirft, wenn er will, und er will oft.<br />

Egal, ob er trifft oder nicht.<br />

Diese Furchtlosigkeit ist eines der Markenzeichen<br />

in Bryants 20-jähriger NBA-Karriere,<br />

bis heute ist er der Spieler mit den<br />

meisten Fehlwürfen in der Liga. Aber bis zum<br />

vergangenen Sonnabend war er mit 33 643<br />

Zählern auch der drittbeste Punktesammler<br />

in der Ligageschichte hinter Kareem Abdul-<br />

Jabbar und Karl Malone.Dann überholte ihn<br />

LeBronJames und sprach danach Worte, die<br />

wie ein Nachruf klangen, obwohl niemand<br />

ahnen konnte, dass Bryant am Vormittag<br />

darauf mit acht anderen Personen, darunter<br />

seine 13-jährige Tochter Gianna, bei einem<br />

Hubschrauberabsturznahe Los Angeles ums<br />

Leben kommen würde.<br />

Immer nur für die Los Angeles Lakers<br />

James sagte: „Es ist surreal, ich bin glücklich,<br />

einfach nur in einem Atemzug mit Kobe<br />

Bean Bryant genannt zu werden, einem der<br />

größten Basketballspieler, die es je gab, einem<br />

der größten Lakers-Spieler aller Zeiten.<br />

Er ist jemand, zu dem ich aufgeschaut habe,<br />

als ich zur Schule ging.“ Das hat LeBron<br />

James mit vielen Profis gemein, die heute in<br />

der NBA spielen.<br />

Sie bewunderten den eleganten, athletischen,<br />

egozentrischen Bryant der ersten Karrierehälfte,<br />

der sich nicht groß darum<br />

scherte, was andere von ihm dachten. Und<br />

sie bewunderten den milderen, kollegialeren,<br />

freundlichen Bryant der späteren Jahre,<br />

der immer noch zu atemberaubenden Aktionen<br />

in der Lage war.<br />

Zusammen mit Dirk Nowitzki und Tim<br />

Duncan prägte Kobe Bryant die Äranach Michael<br />

Jordan, den er seinerseits bewunderte<br />

und vondem er sich eine Menge abgeschaut<br />

hatte,und bevor Leute wie James,Kevin Durant,<br />

Stephen Curry oder James Harden zu<br />

den Protagonisten in der NBA wurden. Es<br />

war eine Zeit des Übergangs, zunehmend<br />

kamen sehr junge Spieler in die Liga, nicht<br />

zuletzt dem Beispiel Bryants folgend.<br />

Profis aus Europa und vonanderen Kontinenten<br />

strömten in die NBA, die internationale<br />

Vormachtstellung der USA ging verloren,<br />

2004 bei den Olympischen Spielen in<br />

Athen gab es, ohne Bryant, nur Bronze statt<br />

der üblichen Goldmedaille.Klubwechsel von<br />

Topspielern kamen in Mode, oft getrieben<br />

von persönlichen Sympathien, undenkbar<br />

bei Michael Jordan, Magic Johnson oder<br />

LarryBird, die ihreRivalität genossen.<br />

Nowitzki, Duncan und Bryant, die alle<br />

ihregesamte Karrierebeim selbenTeam blieben,<br />

wirkten wie stabilisierende Pfeiler. Sie<br />

modernisierten das Spiel, verkörperten aber<br />

auch traditionelle Werte. Duncan und Nowitzki<br />

auf ruhige und bodenständige Art,<br />

Bryant, der sich selbst den Spitznamen<br />

„Schwarze Mamba“ zulegte, polarisierend<br />

und spektakulär.„Love Me Or Hate Me“, hieß<br />

einer seiner Werbespots.<br />

Schon sein Einstieg in die NBA sorgte für<br />

Zwist. In Philadelphia geboren, als Sohn eines<br />

Basketballprofis teilweise in Italien aufgewachsen,<br />

war der von seinen Eltern nach<br />

einer Fleischsorte und einer Süßigkeit (der<br />

Spitzname seine Vaters war Jellybean) benannte<br />

Kobe Bean Bryant der erste Guard,<br />

der direkt von der High School in die NBA<br />

kam, statt brav ein paar Jahre College zu absolvieren.<br />

Vielen Lakers-Fans gefiel es nicht,<br />

dass für den im Draft 1996 als Nummer 13<br />

von den Charlotte Hornets gewählten und<br />

dann zu den Lakers transferierten Jüngling<br />

im Tausch der beliebte Center Vlade Divac<br />

gehen musste.<br />

Gleichzeitig mit Bryant hatten die Lakers<br />

Shaquille O’Neal vonden Orlando Magic geholt,<br />

doch die Kooperation der beiden war<br />

von Beginn an problembelastet. Der immer<br />

topfitte Perfektionist Bryant fühlte sich zum<br />

Der<br />

Furchtlose<br />

„Das Wichtigste ist es Menschen zu inspirieren, damit sie Großes erreichen können“: Kobe Bryant<br />

Kobe Bryant warf, wann er wollte –und er wollte oft. Egal, ob der Ball im<br />

Korb landete oder nicht. Ehrgeiz, Egozentrik und diese unnachahmbare<br />

Eleganz waren seine Markenzeichen. Nachruf auf einen der besten<br />

Basketballspieler der Geschichte<br />

„Das sind schreckliche<br />

Nachrichten.<br />

Bryant war einer der<br />

wahrhaft größten<br />

Basketballer aller Zeiten<br />

gewesen,<br />

sein Leben hatte gerade<br />

erst begonnen.“<br />

Donald Trump<br />

zeigte sich ebenso berührt<br />

wie die ehemaligen US-Präsidenten Barack<br />

Obama und Bill Clinton.<br />

VonMatti Lieske<br />

„Heute haben<br />

Los Angeles, Amerika<br />

und die Welt einen<br />

Helden verloren.<br />

Wir stehen hier, und unsere<br />

Herzen sind<br />

gebrochen, im Haus,das<br />

Kobe erschaffen hat.“<br />

Alicia Keys<br />

bei der Verleihung der Grammy Awards.<br />

Die Sängerin moderierte die Veranstaltung<br />

in Los Angeles.<br />

POLARIS IMAGES<br />

„Du wirst immer<br />

vermisst werden.<br />

Du wirst immer in<br />

Erinnerung bleiben.<br />

Du wirst immer geliebt<br />

werden. Ruhe in<br />

Frieden mit deinem<br />

Engel Gigi.“<br />

Dirk Nowitzki<br />

teilt seine Trauer auf Twitter mit. Bryant habe ihn<br />

inspiriert, schrieb der frühere Basketballkollege<br />

aus der NBA.<br />

Anführer berufen, ihm missfiel die Dominanz<br />

des Centers und auch dessen gelegentlich<br />

lockere Einstellung, was Training und<br />

Gewichtskontrolle betraf. Erst Coach Phil<br />

Jackson, zuvor sechsmal Champion mit Jordans<br />

Chicago Bulls, gelang es, die beiden<br />

Streithähne zum effektiven Zusammenspiel<br />

zu bewegen, die Folge waren drei Meisterschaften<br />

von2000 bis 2002. Danach trennten<br />

sich die Wege,erst O’Neal, dann Jacksonverließ<br />

die Lakers, und der Coach bezeichnete<br />

Bryant in einem Buch als„untrainierbar“.<br />

Eine Zäsur in seiner Karriere kam 2003<br />

mit der Verhaftung und dem Vergewaltigungsprozess<br />

in Colorado, wegen dem er<br />

nicht nur viele Sponsorenverträge verlor,<br />

sondern auch Olympia 2004 verpasste. Eine<br />

Strafe blieb ihm erspart, weil die Klägerin im<br />

Prozess nicht mehr aussagen wollte, nachdem<br />

sie Bryants hoch bezahltes Anwaltsteam<br />

mit eigentlich illegalen Indiskretionen<br />

und persönlichen Attacken unter Druck gesetzt<br />

hatte. Eine Zivilklage wurde später außergerichtlich<br />

beigelegt, Bryant entschuldigte<br />

sich per Brief bei der betroffenen Frau,<br />

beharrte aber darauf, an einvernehmlichen<br />

Sex geglaubt zu haben. Erneute Proteste gegen<br />

Bryant gab es diesbezüglich, als er ausgerechnet<br />

bei der ganz im Zeichen von Me-<br />

Too stehende Oscarverleihung 2018 den<br />

Academy Awardfür seinen Animationskurzfilm<br />

„Dear Basketball“ gewann.<br />

Die Vergewaltigungsklage fügte Bryants<br />

Image schweren Schaden zu, aber schon vorher<br />

war er ein wegen seines phänomenalen<br />

Spiels zwar respektierter, jedoch nicht überall<br />

beliebter Spieler gewesen. Vor allem in<br />

seiner Heimatstadt Philadelphia, aber auch<br />

andernorts wurde er regelmäßig ausgebuht,<br />

was ihn nicht störte, sondern beflügelte. Er<br />

liebte es, eine feindselige Menge mit seinen<br />

Aktionen auf dem Spielfeld zum Schweigen<br />

und zum Staunen zu bringen. Bryants egoistisches<br />

Spiel vergrätzte auch Teamkollegen,<br />

bei den Lakers und gelegentlich beim All Star<br />

Game,woer18Mal teilnahm.<br />

Trotz aller Vorbehalte kehrte Phil Jackson<br />

2005 als Trainer zu den Lakers zurück und<br />

fand auf einmal einen trainierbaren Bryant<br />

vor. Früher, soJackson, hätte dieser seine<br />

Mitspieler als „persönliche Speerträger“ betrachtet,<br />

nun sähe er sie als Partner. Fortan<br />

betätigtesichKobeBryant auch verstärkt als<br />

Vorbereiter und Passgeber, seine ohnehin<br />

vorbildliche Defense intensivierte er noch,<br />

jungen Spielern half er als Mentor. Was ihn<br />

nicht daran hinderte, imJanuar 2006 gegen<br />

die TorontoRaptors 81 Punkte zum122:104-<br />

Sieg beizusteuern. Nur Wilt Chamberlain<br />

hatte in seinem legendären 100-Punkte-<br />

Match mehr geschafft, aber das war 1962, in<br />

einer anderen Basketball-Ära.<br />

Erst das Knie, dann die Achillessehne<br />

Sukzessive eroberte sich Kobe Bryant die<br />

Sympathien der Fans, war 2008 in Peking<br />

ebenso wie 2012 in London ein wichtiger<br />

Faktor bei den Olympiasiegen des US-Teams<br />

und führte die Los Angeles Lakers als nunmehr<br />

unumschränkter Leader zu zwei weiteren<br />

Titeln 2009 und 2010. Zuvor wurde er<br />

2008 zum Most Valuable Player (MVP) der<br />

NBA-Saison gewählt, zum ersten und einzigen<br />

Male, was viel über die Vorbehalte gegenüber<br />

dem lange Zeit besten Akteur der<br />

Liga aussagt.<br />

Nach dem Titelgewinn 2010 war das zunehmend<br />

chaotische Management der Los<br />

Angeles Lakers nicht mehr in der Lage, Bryant<br />

ein konkurrenzfähiges Team für den Titelkampf<br />

an die Seitezustellen. Zudem plagten<br />

ihn Knieprobleme, 2012 riss dann im<br />

Spiel gegen die Golden State Warriors seine<br />

Achillessehne, wonach er typischerweise<br />

schnell noch zwei Freiwürfe verwandelte,<br />

bevor er das Feld verließ. DieLakers-Fansbegannen<br />

zu grummeln, als er von 2013 bis<br />

2015 wegen Verletzungen wenig spielte,aber<br />

mit seinem Zweijahresvertrag über fast 50<br />

Millionen Dollar einen beachtlichen Teil der<br />

Gehaltssumme des Teamsblockierte.<br />

Die Saison 2015/16 sollte dann seine<br />

letzte sein, und sie geriet zur rauschenden<br />

Abschiedstournee,obwohl er sich Ehrungen<br />

und Zeremonien in fremden Hallen verbeten<br />

hatte. Woman ihn einst inbrünstig ausgebuht<br />

und beleidigt hatte,wurde er jetzt gefeiert,<br />

was ihn sichtlich wunderte und irritierte,<br />

ihm aber auch guttat. Mit 60Punkten gegen<br />

Utah Jazz beendete er am 13. April 2016 mit<br />

37 Jahren seine Karriere, danach blieb er seinem<br />

Sport verbunden, etwa mit einer eigenen<br />

Fernsehsendung und seiner Basketballschule<br />

„Mamba Academy“.<br />

Dorthin war er am Sonntagmorgen unterwegs,als<br />

der Hubschrauber mit seinen neun<br />

Insassen im Nebel gegen eine Bergwand<br />

prallte.Kobe Bryant wurde 41 Jahrealt.<br />

Matti Lieske<br />

bestaunte Kobe Bryant bei den<br />

Olympischen Spielen in Peking.


4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Verdächtige nach Leipziger<br />

Demo auf freiem Fuß<br />

DiesechsVerdächtigen, die nach den<br />

Steinwürfen bei der Indymedia-Demonstration<br />

in Leipzig festgenommen<br />

worden waren, sind wieder auf<br />

freiem Fuß. Es lägen keine Haftgründe<br />

vor, sagte ein Polizeisprecher<br />

am Montag in Leipzig. Gegen die vier<br />

Männer und zwei Frauen im Alter<br />

von18bis 39 Jahren werdeaber weiter<br />

ermittelt wegen Landfriedensbruchs,Körperverletzung<br />

und Sachbeschädigung.<br />

Vonden sechs Verdächtigen<br />

stamme nur einer aus<br />

Leipzig, die anderen kämen aus<br />

Nordrhein-Westfalen. (dpa)<br />

Bundesregierung verurteilt<br />

Angriff auf US-Botschaft<br />

DieBundesregierung hat den Raketenangriff<br />

auf die US-Botschaft in<br />

Bagdad auf das Schärfste verurteilt.<br />

„Es handelt sich dabei um einen unverantwortlichen<br />

Angriff, der eine<br />

ohnehin angespannte Situation<br />

noch weiter verschärft“, sagte die<br />

stellvertretende RegierungssprecherinUlrike<br />

Demmer am Montag in<br />

Berlin. Alle Verantwortlichen in der<br />

Region müssen dazu beitragen, einer<br />

weiteren Eskalation entgegenzuwirken.<br />

DasAuswärtige Amt erklärte,<br />

die Lage für die entfernt liegende<br />

Deutsche Botschaft habe sich mit<br />

dem Angriff nicht grundsätzlich geändert.<br />

Insgesamt waren am Sonntag<br />

fünf Raketen im hoch gesicherten<br />

Regierungsviertel in Bagdad niedergegangen.<br />

(dpa)<br />

Fall Lübcke: Stephan E.<br />

weiter mordverdächtig<br />

Stephan E. beim einem Haftprüfungstermin<br />

Anfang Juli 2019 in Karlsruhe. DPA<br />

Im Mordfall Lübcke bleibt der als<br />

Todesschützeverdächtigte Stephan<br />

E. auch nach seiner neuen Aussage<br />

in Untersuchungshaft. DerBundesgerichtshof<br />

hält ihn weiter für dringend<br />

mordverdächtig, wie aus einem<br />

am Montag veröffentlichten<br />

Beschluss hervorgeht (Az. AK<br />

62/19). Dagegen ist der mitbeschuldigte<br />

Waffenhändler Elmar J. wegen<br />

Zweifeln am Ausmaß seiner Verstrickung<br />

aus der U-Haft freigekommen.<br />

In seinem Fall sieht der Bundesgerichtshof<br />

keinen dringenden<br />

Tatverdacht der Beihilfe. (dpa)<br />

Mehr als 750 000 verbinden<br />

Job mit Selbstständigkeit<br />

In Deutschland sind rund 764 000 Erwerbstätige<br />

zuletzt neben einer<br />

selbstständigen Tätigkeit noch einer<br />

abhängigen Beschäftigung nachgegangen.<br />

Seit 1994 hat sich die Zahl<br />

mehr als verdoppelt. Damals waren<br />

es noch 262 000. Daszeigt die Antwortder<br />

Bundesregierung auf eine<br />

Linken-Anfrage,die der Deutschen<br />

Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Die<br />

jüngste Zahl stammt aus dem Jahr<br />

2018. DieExpertin der Linken-Fraktion<br />

für den Wandel in der Arbeitswelt,<br />

Jessica Tatti, die die Anfrage gestellt<br />

hatte,kritisierte: „Die unsägliche<br />

Masche vonUnternehmen, Arbeit<br />

aus Kostengründen aus dem<br />

Betrieb auszulagern, ist seit Jahren<br />

zu beobachten.“ Oft leisteten Solo-<br />

Selbstständige die gleiche Arbeit wie<br />

zuvor abhängig Beschäftigte –aber<br />

ohne soziale Absicherung. (dpa)<br />

Nur Waffen aus eigener Produktion zählen: Schützenpanzer rollen zur Militärparade aus Anlass des 70. Jahrestages der Gründung Chinas am 1. Oktober durch Peking.WWW.IMAGO-IMAGES.DE<br />

Wettlauf um Waffen<br />

China ist nachden USAder zweitgrößte Rüstungsproduzent der Welt. Merkel drängt auf europäische Projekte<br />

VonAndreas Niesmann<br />

Der Inhalt der Nachricht<br />

überraschte nicht: China<br />

ist der zweitgrößte Rüstungshersteller<br />

der Welt.<br />

Vermuten konnte das jeder, der sich<br />

mit der Größe der chinesischer Armee<br />

und des chinesischen Verteidigungshaushaltes<br />

beschäftigt hat, der<br />

zuletzt auf geschätzte 250 Milliarden<br />

Dollar jährlich gestiegen ist. Nun<br />

aber haben die Experten des renommierten<br />

Stockholmer Friedensforschungsinstituts<br />

(Sipri) genügend<br />

Daten zusammengetragen, um diese<br />

auch offiziell zu untermauern. Auf<br />

Basis der Jahre 2015 bis 2017 haben<br />

die Experten die vier wichtigsten chinesischen<br />

Rüstungskonzerne in ihre<br />

Liste der 100 größten Waffenhersteller<br />

der Welt aufgenommen. Gleich<br />

drei schaffen es in die Top10.<br />

Die vier führenden chinesischen<br />

Konzerne verkauften in dem Zeitraum<br />

Rüstungsgüter im Wert von<br />

insgesamt 54,1 Milliarden Dollar (49<br />

Milliarden Euro), womit sie die zehn<br />

größten russischen Unternehmen<br />

zusammen um mehr als 16 Milliarden<br />

Dollar übertrumpften. Dass es<br />

nicht noch mehr chinesische Unternehmen<br />

in die Spitzengruppe geschafft<br />

haben, dürfte vorallem daran<br />

Rüstungsriesen<br />

So viele Milliarden US-Dollar Umsatz erwirtschafteten 2017 die größten Waffenhersteller<br />

weltweit mit Rüstungsgütern<br />

1 Lockheed Martin 43,9<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Boeing<br />

Northrop Grumman<br />

Raytheon<br />

BAE Systems<br />

Aviation Industry<br />

Corp. of China (Avic)<br />

General Dynamics<br />

China North Industries<br />

Group Corp. (Norinco)<br />

China Electronics Technology<br />

Group Corp. (CETC)<br />

Airbus Group<br />

liegen, dass für andere Waffenschmieden<br />

in Fernost keine verlässlichen<br />

Zahlen vorlagen. Die mit Abstand<br />

größten Rüstungsproduzenten<br />

der Welt stammen aber nach wie<br />

vor aus den USA (Lockheed Martin,<br />

Boeing, Northrop Grumman).<br />

Deutschland spielt weltweit nur<br />

noch eine untergeordnete Rolle.Der<br />

europäische Flugzeugbauer und<br />

Rüstungskonzern EADS fällt auf<br />

Platz zehn zurück, die erste rein<br />

deutsche Rüstungsfirma im Ranking<br />

ist der Fahrzeug-, Munitions- und<br />

10,0<br />

12,2<br />

17,2<br />

21,0<br />

20,1<br />

19,5<br />

22,4<br />

22,0<br />

26,9<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: FRIEDENSFORSCHUNGSINSTITUT SIPRI<br />

Elektronikhersteller Rheinmetall,<br />

der nun auf Platz 26 liegt. Nur vier<br />

deutsche Rüstungskonzerne schaffen<br />

es in die Top100: neben Rheinmetall<br />

der Panzerbauer Krauss-Maffei<br />

Wegmann (Platz 59), der U-Bootund<br />

Schiffbauer Thyssen-Krupp<br />

(Platz 61) sowie der Radargeräte-<br />

Hersteller Hensoldt (Platz 81).<br />

Die Weltmarktführerschaft der<br />

USA und Chinas hängt vor allem mit<br />

den eigenen riesigen Verteidigungsbudgets<br />

zusammen. Laut Sipriist vor<br />

allem China bislang kaum am Export<br />

vonWaffen beteiligt. DerSipri-Experten<br />

Nan Tian sagt. Peking strebe an,<br />

bei der Herstellung der Waffen und<br />

Technologien für sein Militär völlig<br />

unabhängig zu werden. Allerdings<br />

steige die internationale Nachfrage<br />

nach chinesischenWaffen.<br />

Die Bundesregierung hat sich im<br />

Koalitionsvertrag Zurückhaltung bei<br />

den Genehmigungen vonWaffenexporten<br />

aus Deutschland auferlegt.<br />

Vorallem die SPD tritt für einen restriktiven<br />

Ansatz ein. DieUnion hingegen<br />

würde die Exportbedingungen<br />

gerne ein wenig locker.<br />

Ausrüstung für Afrika<br />

Im Bundestag wurde Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel im November<br />

überraschend deutlich, als sie forderte,<br />

gemeinsam mit Frankreich<br />

europäische Rüstungsprojekte wie<br />

die Arbeit an einem Kampfflugzeug<br />

und an Panzern voranzutreiben.<br />

Zum umstrittenen Thema der Rüstungsexporte<br />

in Drittländer erklärte<br />

Merkel, bei der Friedenssicherung in<br />

Afrika könne sich Deutschland nicht<br />

nur auf die Ausbildung von Streitkräften<br />

beschränken. „Wenn wir zur<br />

Sicherheit und für den Frieden in<br />

Afrika ertüchtigen, ich glaube, dann<br />

können wir uns der Ausrüstung<br />

nicht völlig verweigern.“ (mit dpa)<br />

„Kinder sind zu wenig vor sexueller Gewalt geschützt“<br />

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung über unverändert hohe Fallzahlen und die Gefahr der digitalen Medien<br />

Auch zehn Jahre nach Beginn der<br />

Aufarbeitung von Missbrauchsfällen<br />

in der katholischen Kirche<br />

sieht der Missbrauchsbeauftragte<br />

der Bundesregierung noch erheblichen<br />

Handlungsbedarf zum Schutz<br />

von Kindern und Jugendlichen. Ein<br />

ausreichender Schutz von Mädchen<br />

und Jungen sei in Deutschland auch<br />

heute noch zu wenig gegeben, sagt<br />

Johannes-Wilhelm Rörig im Interview<br />

mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Mitdigitalen<br />

Medien und dem Darknet erreiche<br />

die Gefährdung von Kindern<br />

und Jugendlichen außerdem neue<br />

Dimensionen.<br />

Herr Rörig, vor zehn Jahren kamen<br />

etliche Missbrauchsfälle in der katholischen<br />

Kirche ans Licht. Sind Kinder<br />

und Jugendliche heute besser vor<br />

Missbrauch geschützt?<br />

Mädchen und Jungen sind in<br />

Deutschland auch im Jahr 2020 zu<br />

wenig vor sexuellen Gewalttaten geschützt.<br />

Die maximale Reduzierung<br />

der Fallzahlen muss höchste Priorität<br />

haben. Der Kampf gegen Missbrauch<br />

und seine Folgen muss in<br />

Deutschland endlich als nationale<br />

Aufgabe begriffen werden.<br />

Politik, Kirchen und Sportvereine<br />

haben in der Vergangenheit<br />

gelobt, genauer<br />

hinzuschauen. Hat es<br />

nichts genützt?<br />

Es ist bitter festzustellen,<br />

aber alle bisherigen<br />

Anstrengungen vonBund,<br />

Ländern, Kommunen,<br />

Kirchen, Wohlfahrt und<br />

dem organisierten Sport haben<br />

nicht gereicht, das unerträgliche<br />

Leid vieler Tausend Mädchen und<br />

Jungen einzudämmen. Die Fallzahlen<br />

sind seit Jahren unverändert<br />

hoch. Die Polizeiliche Kriminalstatistik<br />

verzeichnet jährlich über<br />

20 000 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch<br />

und Missbrauchsabbildungen<br />

von Kindern, sogenannte<br />

Kinderpornografie. Das sind über<br />

50 Fälle pro Tag. Hinzu kommen<br />

Johannes-Wilhelm<br />

Rörig<br />

Tausende Fälle,von denen wir keine<br />

Kenntnis erlangen.<br />

DPA<br />

Wie wirkt sich die Digitalisierung<br />

auf sexualisierte<br />

Gewalt gegen Kinder aus?<br />

Durch die digitalen<br />

Medien und das Darknet<br />

sind neue Abgründe dieser<br />

Sexualverbrechen hinzugekommen.<br />

Vergewaltigungen<br />

von Kindern, oft<br />

vonnahestehenden Familienangehörigen,<br />

werden<br />

immer häufiger gefilmt<br />

und als sogenannte Kinderpornografie<br />

ins Netz eingestellt, in unvorstellbaren<br />

Terabyte-Dimensionen,<br />

wie uns die Missbrauchsfälle von<br />

Lügde und Bergisch-Gladbach erneut<br />

schmerzhaft gezeigt haben.<br />

Diese grausamen Missbrauchsabbildungen<br />

dürfen nicht weiterhin<br />

„Bestseller“ im Internet sein. Hinter<br />

jedem dieser Bilder steht das<br />

Schicksal eines Kindes,das dem Täter<br />

ohnmächtig ausgeliefertist.<br />

Wasfordern Sie?<br />

Täter müssen sich überall viel<br />

stärker vor Entdeckung fürchten, im<br />

Netz und in ihrem sozialen Umfeld.<br />

Auch die politischen Parteien müssen<br />

sich in ihren Programmen und<br />

Koalitionsvereinbarungen endlich<br />

klipp und klar und mit konkreten<br />

Festlegungen dem Kampf gegen sexuellen<br />

Missbrauch verschreiben.<br />

Konsequenteres Vorgehen und zusätzliche<br />

personelle und finanzielle<br />

Kraftanstrengungen sind überall erforderlich,<br />

nicht nur dort, wo Fälle zu<br />

Skandalen werden, wie aktuell in<br />

Nordrhein-Westfalen, Baden-Württembergoder<br />

dem Saarland.<br />

Macht sich die Politikmitschuldig?<br />

Wer dauerhaft verantwortet,<br />

dass nichts oder zu wenig für Schutz<br />

und Hilfe getan wird, läuft Gefahr,<br />

sich dem Vorwurf der Duldung auszusetzen.<br />

DasGespräch führte<br />

Marina Kormbaki.<br />

Schwere<br />

Schlappe für<br />

Salvini<br />

Rechte Lega verliert Wahlen<br />

in Emilia-Romagna<br />

Nach der deutlichen Niederlage<br />

der rechtsradikalen Lega-Partei<br />

bei einer wichtigen Regionalwahl in<br />

Norditalien ist der politischeWiederaufstieg<br />

des früheren italienischen<br />

Innenministers Matteo Salvini vorerst<br />

gestoppt. Bei der Abstimmung<br />

in der Region Emilia-Romagna landete<br />

die Partei des Lega-Chefs laut<br />

dem am Montag veröffentlichten<br />

Endergebnis klar hinter der sozialdemokratischen<br />

PD. Ein Sieg der Lega<br />

in der seit 70 Jahren von der Linken<br />

dominierten Region hätte die Regierung<br />

in Rom ineine schwere Krise<br />

gestürzt.<br />

Bei der Wahl vom Sonntag kam<br />

die PD von Regionalpräsident Stefano<br />

Bonaccini auf 51,4 Prozent.<br />

Seine Herausforderin Lucia Borgonzoni<br />

von der einwanderungsfeindlichen<br />

Lega landete bei 43,7 Prozent.<br />

DieinRom zusammen mit den Sozialdemokraten<br />

regierende populistische<br />

Fünf-Sterne-Bewegung verfehlte<br />

die Zehn-Prozent-Marke<br />

deutlich.<br />

3,5 Millionen Bürger waren zur<br />

Stimmabgabe aufgerufen gewesen.<br />

Umfragen hatten zuvor ein deutlich<br />

engeres Rennen zwischen PD und<br />

Lega vorhergesagt. Salvini hatte<br />

darauf gesetzt, mit einem Sieg in der<br />

Emilia-Romagna den Kollaps der<br />

Regierung in Rom und Neuwahlen<br />

herbeiführen zu können. „Aufgeschoben<br />

ist nicht aufgehoben“,<br />

kommentierte der Lega-Chef am<br />

Montag die Niederlage seiner Partei.<br />

Der politische Wiederaufstieg Salvinis<br />

wurde mit der Wahlniederlage gestoppt. AFP<br />

Bereits am Wahlabend hatte PD-<br />

Spitzenkandidat Bonaccini dem<br />

Lega-Chef „Arroganz“ im Vorfeld<br />

der Abstimmung vorgeworfen. Im<br />

Wahlkampf war Salvini mit täglichen<br />

Kundgebungen und Einträgen<br />

in Online-Netzwerken omnipräsent.<br />

Hohe Beteiligung<br />

Die 43-jährige Lega-Spitzenkandidatin<br />

Borgonzoni geriet dadurch in<br />

den Hintergrund. Die Sozialdemokraten<br />

profitierten dagegen offenbar<br />

von der hohen Wahlbeteiligung. Sie<br />

lag bei rund 67 Prozent und damit<br />

fast doppelt so hoch wie 2014, als nur<br />

37 Prozent der Wahlberechtigten zu<br />

den Urnen gegangen waren. Die<br />

hohe Wahlbeteiligung wurde offenbar<br />

durch die sogenannte Sardinen-<br />

Bewegung befördert. Diese hatte vor<br />

einer Woche inder Regionalhauptstadt<br />

Bologna eine Kundgebung mit<br />

Zehntausenden Teilnehmern organisiert,<br />

um voreinem Lega-Wahlsieg<br />

zu warnen.<br />

Salvini hatte gehofft, den Erfolg in<br />

der zentralitalienischen Region Umbrien<br />

wiederholen zu können, wo<br />

die Lega im Oktober die 50-jährige<br />

Herrschaft der Linken beendet hatte.<br />

Im Wahlkampf in der Emilia-Romagna<br />

engagierte sich der Ex-Innenminister<br />

massiv. Gewählt wurde<br />

am Sonntag auch in der süditalienischen<br />

Region Kalabrien. Dortsetzte<br />

sich die Kandidatin der konservativen<br />

Partei Forza Italia, Jole Santelli,<br />

mit rund 55,7 Prozent durch. Forza<br />

Italia ist die Partei des früheren italienischen<br />

Ministerpräsidenten Silvio<br />

Berlusconi. (AFP)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 5<br />

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Politik<br />

Uneinigkeit<br />

bei der<br />

Grundrente<br />

Start im Januar 2021 steht<br />

auf der Kippe<br />

ImNovember vergangenen Jahres<br />

schien eigentlich alles klar zu sein:<br />

Die Parteichefs der großen Koalition<br />

präsentierten stolz ihreEinigung zur<br />

Grundrente. Doch kürzlich legte<br />

Bundesarbeitsminister Hubertus<br />

Heil (SPD) seinen Gesetzentwurf<br />

dazu vor–und die Union lässt daran<br />

kein gutes Haar.Selbst eineVerschiebung<br />

des Vorhabens um ein halbes<br />

Jahr auf Mitte 2021 ist jetzt im Gespräch.<br />

Worumesbeim Streit um die<br />

Grundrente geht:<br />

Zeitplan: Nach Heils Vorstellungen<br />

soll die Grundrente am 12. Februar<br />

ins Bundeskabinett, um nach allen<br />

Beratungen in Bundestag und Bundesrat<br />

am 1. Januar 2021 in Kraft treten<br />

zu können. Wegen der weitreichenden<br />

Kritik aus der Union steht hinter<br />

diesem Zeitplan inzwischen ein<br />

großes Fragezeichen.<br />

Verwaltungsaufwand: Nach Einschätzung<br />

der Deutsche Rentenversicherung<br />

müssten wegen der geplanten<br />

Einkommensprüfung bei<br />

den potenziellen Grundrentnern<br />

Tausende neue Stellen geschaffen<br />

werden –was in diesem Jahr nicht<br />

mehr zu schaffen sei. Deshalb hat<br />

auch die Behörde eine Verschiebung<br />

ins Gespräch gebracht. Die Personalsorgen<br />

der Rentenversicherung<br />

müssten ernst genommen werden,<br />

heißt es bei der Union.<br />

Finanzierung: Die SPD will die<br />

Grundrente mit den von Heil für<br />

2021 veranschlagten Kosten von<br />

1,4 Milliarden Euro zumindest teilweise<br />

über die neue Finanztransaktionssteuer<br />

finanzieren. Die will Bundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz (SPD)<br />

gemeinsam mit anderen EU-Staaten<br />

ebenfalls Anfang 2021 einführen.<br />

Doch eine Einigung ist in weiter<br />

Ferne. Und die Union lehnt einen<br />

nationalen Alleingang bei der Finanztransaktionssteuer<br />

ab.<br />

Beitragsjahre: Heils Konzept sieht einen<br />

Zuschlag für Geringverdiener<br />

vor, die langjährige Beiträge zur Sozialversicherung<br />

nachweisen können.<br />

Nach seinem Gesetzentwurfsoll eine<br />

Gleitzone eingeführt werden, die ab<br />

33 Beitragsjahren ansteigende Zuschläge<br />

vorsieht. Ab 35 Jahren soll die<br />

volle Grundrente gezahlt werden. Die<br />

CDU-geführten Ministerien für Gesundheit<br />

und Landwirtschaft plädierenfür<br />

einen Einstieg ab 34 Jahren.<br />

Einkommensprüfung: Kritik gibt es<br />

Berichten zufolge in der Union daran,<br />

dass Heil bei der geplanten Einkommensprüfung<br />

pauschal versteuerte<br />

Kapitalerträge nicht berücksichtigen<br />

wolle.Zudem beanstanden demnach<br />

Unionspolitiker, bei im Ausland lebenden<br />

Grundrentenbeziehern sei<br />

eine Prüfung der Einkommensverhältnisse<br />

nicht gewährleistet. Undbei<br />

unverheirateten Paaren mit gemeinsamer<br />

Haushaltsführung könne das<br />

Partnereinkommen nicht ermittelt<br />

werden, wird demnach in der Union<br />

weiter moniert. Dies verschaffe ihnen<br />

einen Vorteil gegenüber Ehepaaren,<br />

was gegen den im Grundgesetz verankerten<br />

besonderen Schutz der Ehe<br />

verstoße. (AFP)<br />

Geringverdiener sollen im Alter von der<br />

Grundrente profitieren.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Der Rabbiner Andreas Nachama und die Publizistin Lea Rosh entzünden am Montag Kerzen am Holocaust-Mahnmal in Berlin.<br />

<strong>Berliner</strong> Gedenken<br />

Monika Grütters: Authentische Orte halten die Erinnerung an das Unfassbare wach<br />

Zum 75. Jahrestag der Befreiung<br />

des deutschen Vernichtungslagers<br />

Auschwitz<br />

im von Hitler-Deutschland<br />

besetzten Polen durch die Rote Armee<br />

hat Berlin am Montag der Opfer<br />

des Holocaust gedacht. Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier<br />

empfing drei Überlebende zu einem<br />

Gespräch in Schloss Bellevue. Am<br />

Mahnmal für die ermordeten Juden<br />

Europas gedachten die <strong>Berliner</strong><br />

Staatssekretärin Sawsan Chebli und<br />

die Grünen-Bundesvorsitzende Annalena<br />

Baerbock der Toten, der Rabbiner<br />

Andreas Nachama sprach ein<br />

Gebet.<br />

Im Mittelpunkt des Gedenkprogramms<br />

in der Bundeshauptstadt<br />

stand am Montag ein Konzert inder<br />

Staatsoper.Die zentrale Gedenkfeier<br />

des Deutschen Bundestages wirdam<br />

Mittwoch stattfinden. Dann wirdder<br />

israelische Staatspräsident Reuven<br />

Rivlin eine Ansprache halten.<br />

Bundesfamilienministerin Franziska<br />

Giffey (SPD) beteiligte sich am<br />

Montag an einer Putzaktion von<br />

Stolpersteinen in der Dresdner<br />

Straße in Kreuzberg. Gerade am Gedenktag<br />

der Befreiung von Auschwitz<br />

sei es wichtig zu zeigen, dass die<br />

Opfer nicht inVergessenheit geraten,<br />

erklärte die Ministerin.<br />

Kulturstaatsministerin Monika<br />

Grütters (CDU) betonte den Stellenwert<br />

der Erinnerungskultur. „Authentische<br />

Orte halten die Erinnerung<br />

an das Unfassbare wach“, erklärte<br />

die CDU-Politikerin.<br />

„Deutschland darf nie wieder ein<br />

Land sein, in dem Hass und Hetze<br />

gegen Minderheiten auf eine<br />

schweigende Mehrheit stoßen. Das<br />

müssen wir einem breiten Publikum<br />

immer wieder deutlich machen.“<br />

Am Mahnmal für die „Euthanasie“-Opfer<br />

des Nationalsozialismus<br />

in Tiergarten legte am Montag die<br />

Sprecherratsvorsitzende Verena<br />

Bentele des Deutschen Behindertenrats<br />

(DBR) einen Kranz nieder.<br />

„Ablehnung, Vorurteile,Verächtlichmachung<br />

und Ausgrenzung waren<br />

die Grundlage für Verfolgung und<br />

Gräueltaten, wie sie im Nationalsozialismus<br />

geschehen konnten“, erklärte<br />

sie.<br />

Politiker und Prominente setzten<br />

mit einer Fotoaktion ein Zeichen gegen<br />

Antisemitismus.Bundesverteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-<br />

„,Nie wieder‘ darf nicht nur eine Floskel<br />

sein, sondern,Niewieder‘ muss jeden Taggelebt<br />

werden.“<br />

Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende der Grünen, hat eine zwei Minuten<br />

lange Gedenkpause vorgeschlagen, in der das öffentliche Leben<br />

zum Stillstand kommen soll.<br />

Karrenbauer (CDU), FDP-Chef Christian<br />

Lindner und der Fernsehmoderator<br />

Guido Cantz posteten Bilder,auf<br />

denen sie ein Schild mit der Aufschrift<br />

„#weRemember“ in die Kamera halten.<br />

DieAktion, zu der unter anderem<br />

der Jüdische Weltkongress (WJC) aufgerufen<br />

hat, soll dafür sorgen, dass<br />

die Erinnerung an den Holocaust<br />

nicht verblasst.<br />

Ein Tagfür ganz Deutschland<br />

GETTY IMAGES EUROPE/CARSTEN KOALL<br />

Die Grünen wünschen sich eine<br />

Debatte über neue Formen des Gedenkens<br />

an die Opfer des Nationalsozialismus.<br />

Konkret nannte Parteichefin<br />

Annalena Baerbock am Montag<br />

in Berlin eine zwei Minuten lange<br />

Gedenkpause, inder das öffentliche<br />

Leben zum Stillstand komme, oder<br />

einen Gedenktag am 8. Maioder am<br />

9. November, der an den Auftrag erinnernsolle,solches<br />

Leid nie wieder<br />

zuzulassen. Es sei die Verantwortung<br />

der deutschen Gesellschaft, „intensiv<br />

in den nächsten Monaten sich<br />

darüber Gedanken zu machen, wie<br />

wir diese Erinnerung wach halten<br />

können, wenn die letzten Zeitzeugen<br />

nicht mehr unter uns sind“, sagte<br />

Baerbock.<br />

„,Nie wieder‘ darf nicht nur eine<br />

Floskel sein, sondern ,Nie wieder‘<br />

muss jeden Tag gelebt werden“,<br />

sagte Baerbock. „Auf der Straße, in<br />

der U-Bahn, in den Schulen, in den<br />

Betrieben, wenn Antisemitismus<br />

dort auftritt – manchmal als Witz<br />

verpackt, manchmal, indem man<br />

auf der Straße angegriffen wird.“ Die<br />

Grünen fordern, dass alle Schüler im<br />

Rahmen des Lehrplans ehemalige<br />

Konzentrationslager besuchen und<br />

Gedenkstätten ausreichend und<br />

dauerhaft finanziert werden, vor allem<br />

auch kleinereGedenkorte. (dpa)<br />

Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano will, dass der 8. Mai zum bundesweiten Feiertag erklärt wird<br />

VonAlexander Abel und JanSternberg<br />

Berlin bekommt in diesem Jahr einen<br />

weiteren Feiertag –zumindest<br />

einmalig. DerGrund: Am 8. Mai<br />

2020 jährt sich zum 75. Mal der Tag<br />

der Befreiung vom Nationalsozialismus.<br />

Andiesem Tagwurde die bedingungslose<br />

Kapitulation der<br />

Wehrmacht unterzeichnet. Die alliierten<br />

Truppen kamen nicht als Befreier<br />

–befreit hatten sie Länder wie<br />

Frankreich, Belgien und die Niederlande<br />

– sie kamen als Sieger. Die<br />

Deutschen hatten es nicht aus eigener<br />

Kraft vermocht, den Nationalsozialismus<br />

zu stürzen. Je größer der<br />

zeitliche Abstand zur Niederlage<br />

wurde, desto stärker trat der Begriff<br />

der Befreiung in den Vordergrund. In<br />

der DDR stellte man sich früh auf die<br />

Seite der Sieger und feierte den „Tag<br />

der Befreiung“. Im Westen machte<br />

Bundespräsident Richard von Weizsäcker<br />

den Anfang, der 1985 sagte:<br />

„Der 8. Mai war ein Tagder Befreiung.<br />

Er hat uns alle befreit von dem<br />

menschenverachtenden System der<br />

nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“<br />

Weizsäcker sagte aber auch:<br />

„Der 8. Maiist für uns Deutsche kein<br />

Tagzum Feiern.“<br />

35 Jahre später könnte sich das<br />

ändern. In einem offenen Brief an<br />

Bundespräsident Frank-Walter<br />

Steinmeier und Kanzlerin Angela<br />

Merkel (CDU) hat sich jetzt die Holocaust-Überlebende<br />

Esther Bejarano<br />

dafür ausgesprochen, den 8. Mai zu<br />

einem gesetzlichen Feiertag zu erklären.<br />

„Der 8. Maimuss ein Feiertag<br />

werden. Ein Tag, an dem die Befreiung<br />

der Menschheit vomNS-Regime<br />

gefeiertwerden kann“, erklärte Bejarano,die<br />

Vorsitzende des Auschwitz-<br />

Komitees in Deutschland ist. Dieser<br />

Feiertag würde helfen, „endlich zu<br />

begreifen, dass der 8. Mai 1945 der<br />

Tagder Befreiung war, der Niederschlagung<br />

des NS-Regimes“. Dies sei<br />

seit sieben Jahrzehnten überfällig,<br />

sagt die 95-Jährige.<br />

Grünen-Fraktionsvorsitzende<br />

Katrin Göring-Eckardt unterstützt<br />

Bejaranos Forderung:„Der 8. Maiwar<br />

ein Tagder Befreiung, der das demokratische<br />

Deutschland erst möglich<br />

machte.Der 8. Maials Feiertag mahnt<br />

uns, die deutschen Verbrechen nicht<br />

zu relativieren –und wäre ein bleibender<br />

„Pflock“ in der deutschen Erinnerungskultur“,<br />

sagte sie der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland/RND).<br />

Linksfraktionschef Dietmar<br />

Bartsch plädiert für einen bundesweiten<br />

Feiertag am 8. Mai. „Die Befreiung<br />

vom Hitler-Faschismus und<br />

das Ende des Zweiten Weltkrieges –<br />

die bedingungslose Kapitulation –<br />

bilden die Grundlage des demokratischen<br />

Deutschlands“, sagte Bartsch<br />

Der8.Mai sei ein Tagdes Gedenkens<br />

und ein Auftrag für die Zukunft.<br />

Auch FDP-Fraktionsvize Michael<br />

Theurer unterstützt die Forderung von<br />

Bejarano.„Der8.Mai ist alsTagder Befreiung<br />

vomNationalsozialismus und<br />

der Beendigung des 2. Weltkrieges in<br />

Europa ist ein so zentraler Taginder<br />

europäischen Geschichte“, sagte<br />

Theurer.„Der8.Mai sollte ein Feiertag<br />

werden –ambesten europaweit.“<br />

Aus der Bundestagsfraktion der<br />

SPD wurde dem RND bestätigt, dass<br />

es viele unterschiedliche persönliche<br />

Meinungen zu dem Thema gebe.Die<br />

<strong>Berliner</strong> Abgeordnete Cansel Kiziltepe<br />

spricht sich für den Feiertag aus:<br />

„Es ist unsere Verpflichtung gegenüber<br />

allen Ermordeten und Überlebenden<br />

dafür zu sorgen, dass Antisemitismus<br />

in unserem Land niemals<br />

mehr geduldet und akzeptiert wird.<br />

Dazu kann ein Feiertag einen wichtigen<br />

Beitrag leisten“, sagte sie.<br />

Ein Angriff<br />

auf den<br />

Ex-Chef<br />

Bolton belastet Trump in<br />

Ukraine-Affäre schwer<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

John Bolton diente neben Trump auch den<br />

Präsidenten Reagan und Bush. GETTY<br />

Es sollte die Woche der Trump-<br />

Verteidigung werden. Doch kurz<br />

vor der von den Republikanern angestrebten<br />

Beendigung des Impeachment-Prozesses<br />

gegen den<br />

US-Präsidenten wirbeln neue,<br />

schwer belastende Informationen<br />

die Dramaturgie komplett durcheinander.<br />

Kein Geringerer als Trumps<br />

ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater<br />

John Bolton erklärt nach einem<br />

Bericht der New York Times,<br />

dass der US-Präsident die amerikanische<br />

Militärhilfe für die Ukraine<br />

direkt von der Eröffnung einer<br />

Schmutzkampagne gegen seinen<br />

demokratischen Rivalen Joe Biden<br />

abhängig gemacht hat.<br />

Auch wenn die Aussage in der Sache<br />

bestätigt, was bereits zwölf Zeugen<br />

bei den Anhörungen des Repräsentantenhauses<br />

aussagten, besitzt<br />

sie enorme politische Sprengkraft.<br />

Anders als die Beamten berichtet<br />

Bolton nämlich aus erster Hand von<br />

einem Gespräch mit Trump. Zudem<br />

ist der 71-jährige Hardliner mit dem<br />

markanten Walrossbart seit seinen<br />

Tagen in der Reagan-Regierung eine<br />

feste Größe in der republikanischen<br />

Außenpolitik. Seine Schilderung widerspricht<br />

diametral der Darstellung<br />

des Weißen Hauses.<br />

Diebemerkenswerte Aussage findet<br />

sich laut NewYorkTimes im Manuskript<br />

eines Buches, das Bolton<br />

der Regierung vorab zur Freigabe<br />

vorlegen musste.Darin berichtet der<br />

Ex-Sicherheitsberater, wie er Trump<br />

zunächst erfolglos zur Auszahlung<br />

der 400 Millionen Dollar umfassenden<br />

Militärhilfe drängte und im vorigen<br />

August schließlich direkt nachfragte.<br />

Darauf habe ihm der Präsident<br />

gesagt, er wolle die Zahlung solange<br />

zurückhalten, bis Kiew endlich<br />

Ermittlungen gegen Joe Biden einleite.<br />

Boltons Schilderung des Gespräches<br />

mit Trump untergräbt dessen<br />

zentrale Verteidigungslinie im<br />

Impeachment-Prozess. Dort beteuernseine<br />

Anwälte,eshabe keineVerbindung<br />

zwischen dem vorläufigen<br />

Stopp der Militärhilfe und der Biden-<br />

Untersuchung gegeben. Vielmehr<br />

soll Trump wahlweise aus Verärgerung<br />

über die angeblich zu geringen<br />

europäischen Hilfen oder die Korruption<br />

in der Ukraine den Geldhahn<br />

zugedreht haben. „Ich habe<br />

John Bolton nie gesagt, dass die Hilfe<br />

für die Ukraine an die Untersuchungen<br />

der Bidens geknüpft ist“, behauptete<br />

Trump am Montag bei<br />

Twitter.<br />

Die Nachrichtenseite Politico<br />

sprach hingegen voneinem „Monster-Scoop“<br />

der NewYorkTimes.Tatsächlich<br />

twitterte Chuck Schumer,<br />

der demokratische Mehrheitsführer<br />

im Senat: „John Bolton hat den Beweis.“<br />

Nancy Pelosi, die Sprecherin<br />

des Repräsentantenhauses, twitterte<br />

knapp: „Die Wahl ist klar: unsere<br />

Verfassung oder eine Vertuschungsaktion.“<br />

Damit spielte sie<br />

auf die Forderung der Demokraten<br />

nach der Anhörung weiterer Zeugen<br />

im Senat an. Voraussichtlich am<br />

Donnerstag soll die Kammer darüber<br />

entscheiden. Die Führung der<br />

Republikaner lehnt das bislang ab<br />

und will den Prozess um jeden Preis<br />

schnell abschließen.


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

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Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

28.10.19<br />

28.10.19<br />

MÄRKTE<br />

▼ 13219,30 (–2,63 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

28.10.19<br />

Stand der Daten:27.01.2020 (16:45 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

27.1.20<br />

▼ 59,38 (–1,95 %)<br />

27.1.20<br />

▼ 1,1025 (–0,09 %)<br />

Quelle<br />

27.1.20<br />

aus DAXund MDAX vom27.01.zum Vortag<br />

Gerresheimer 70,60 W –0,21<br />

Osram Licht NA 45,52 WW –0,48<br />

freenet NA 19,91 WW –0,75<br />

Sartorius Vz. 217,00 WW –0,82<br />

Scout24 NA 62,30 WW –0,88<br />

GrenkeNA 90,55 WW –0,88<br />

Verlierer<br />

aus DAXund MDAX vom27.01.zum Vortag<br />

Varta 77,30 WWWWWWWWWWW –5,96<br />

Wirecard 134,00 WWWWWWWWW –4,69<br />

Siltronic NA 90,12 WWWWWWWWW –4,68<br />

K+S NA 8,28 WWWWWWWWW –4,63<br />

Lanxess 53,16 WWWWWWWW –4,22<br />

Airbus 133,26 WWWWWWWW –4,16<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 27.01. ±% z. 24.01.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –2,63<br />

3814/3125 3679,65<br />

CAC 40(FR) – 2,72<br />

6110/4880 5860,17<br />

S&P UK(UK) – 2,36<br />

1562/1366 1494,08<br />

RTS (RU) – 3,28<br />

1652/1152 1547,30<br />

IBEX (ES) –1,97<br />

9710/8409 9374,10<br />

Dow Jones (US) –1,45<br />

29374/24504 28570,02<br />

Bovespa (BR) –2,39<br />

119593/89409115760,70<br />

Nikkei (JP) – 2,03<br />

24116/20111 23343,51<br />

Hang Seng (HK) +0,32<br />

30280/24900 27940,45*<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,51<br />

1674/1488 1656,75*<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,45 0,45 0,45<br />

Advanzia **<br />

advanzia.com - 0,30 0,30<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,26 0,26 0,26<br />

PSA Direktbank **<br />

psa-direktbank.de 0,25 0,25 0,25<br />

RaboDirect **<br />

rabodirect.de 0,25 0,25 0,25<br />

ING *<br />

ing.de 0,25 0,25 0,25<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Santander<br />

santander.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

069/98660966 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

030/86986969 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

030/42080420 - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,08 0,08 0,07<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />

Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Für Silber gibt es eine große Zahl von industriellen Einsatzbereichen. Es ist sehr leitfähig und besitzt eine hohe optische Reflexionsfähigkeit.<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Von Uta Winkhaus<br />

Nach CSU-Generalsekretär Markus<br />

Blume kritisiert auch der<br />

CDU-Innenexperte Axel Fischer die<br />

geplante Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />

an den ehemaligen<br />

EZB-Präsidenten MarioDraghi. „Die<br />

Politik der Europäischen Zentralbank<br />

unter Draghi hat nicht nur<br />

deutsche Sparer kontinuierlich enteignet,<br />

sondern die Altersvorsorge<br />

vonMillionenMenscheninDeutschland<br />

geschmälert. Dafür hat er aus<br />

meiner Sicht keine deutsche Auszeichnung<br />

verdient“, sagte Fischer<br />

der „Bild“-<strong>Zeitung</strong>.<br />

Warum Draghi das Bundesverdienstkreuz<br />

verliehen werden soll,<br />

erschließe sich nicht. „Seine<br />

(Geld-)Politik war vielleicht vorder-<br />

Silber auf Goldkurs<br />

Analysten erwarten einen überdurchschnittlichen Preisanstieg<br />

Silberpreis<br />

in Euro je Feinunze<br />

18,0<br />

17,0<br />

16,0<br />

15,0<br />

14,0<br />

13,0<br />

12,0<br />

FEB MRZ APR MAI JUNI JULI AUG SEP OKT NOV DEZ<br />

2019<br />

Bundesverdienstkreuz für Mario Draghi?<br />

GeplanteAuszeichnung durch den Bundespräsidenten stößt bei Union und FDPauf Kritik<br />

gründig hilfreich für einige südeuropäische<br />

Staaten. Für den Euro-Raum<br />

jedoch nicht und für Deutschland<br />

schon gar nicht.“ Ähnlich hatte sich<br />

„Seine Geldpolitik war ein Experiment<br />

mit bestenfalls offenem Ausgang.“<br />

Florian Toncar, FDP-Bundestagsfraktion<br />

16,55<br />

JAN<br />

'20<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: FINANZEN.NET<br />

zuvor schon CSU-Generalsekretär<br />

Blume geäußert.<br />

Bundespräsident Frank-Walter<br />

Steinmeier will Draghi das Bundesverdienstkreuz<br />

am 31. Januar im<br />

Schloss Bellevue in Berlin überreichen.<br />

Die Auszeichnung verleiht<br />

Deutschland an in- und ausländische<br />

Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale<br />

oder geistige Leistungen.<br />

Draghi war acht Jahre EZB-<br />

Chef. MitNullzins,Strafzins für Banken<br />

und Anleihenkäufen hatte der<br />

Italiener alle Register gezogen im<br />

Kampf gegen Mini-Inflation und<br />

Konjunkturflaute.<br />

FOTO: ROBERT JAEGER/PICTURE ALLIANCE<br />

Massive Verunsicherung<br />

macht sich in der Welt<br />

der Wirtschaft breit.<br />

Undwie immer in solchen<br />

Situationen flüchten sich Anleger<br />

in sogenannte sichereHäfen. Gemeint<br />

sind vorallem Investitionen in<br />

Edelmetalle. Übersehen wird dabei<br />

häufig Silber. Dabei trauen Experten<br />

dem grau schimmernden Stoff einiges<br />

zu.<br />

Die Aktienmärkte knickten am<br />

Montag allenthalben heftig ein. Der<br />

Ölpreis rutschte auf den niedrigsten<br />

Stand seit drei Monaten –gut 59 Dollar<br />

kostete ein Fass (159 Liter) Nordseeöl<br />

am Nachmittag. Finanzmarktprofis<br />

sind sich einig, dass die Ausbreitung<br />

des Corona-Virus’ inChina<br />

und anderswo die Hauptursache ist.<br />

Jetzt wird schon spekuliert, dass der<br />

Erreger nicht nur die weltweite Reisetätigkeit<br />

einschränken könnte –was<br />

vorallem Airlines treffen würde.<br />

Auch Auswirkungen für den Einzelhandel<br />

werden erwartet. Dahinter<br />

stecktdie Erwartung,dass Menschen<br />

sich aus Angst vor Ansteckung nicht<br />

mehr in Innenstädte und<br />

Einkaufszentren trauen, und zwar<br />

nicht nur in China. Schon beinahe reflexartig<br />

gehen in solchen Fällen die<br />

Kurse für Edelmetalle hoch. Zuallererst<br />

wird danatürlich Gold genannt.<br />

DiePreise sind tatsächlich auf einem<br />

extrem hohen Niveau. 1578 Dollar<br />

waren es für die Feinunze (31,1<br />

Gramm) am Montag. Oder wie wäre<br />

es mit Palladium? Dasplatinähnliche<br />

Metall war in den vergangenen Monaten<br />

der Liebling von Investoren<br />

und Spekulanten. Vorallem, weil Palladium<br />

als teuerstes Edelmetall sehr<br />

selten ist. Es ist ein Nebenprodukt,<br />

dasbeimSchürfennachPlatingefunden<br />

wird. Kurzfristige Nachfrageschübe<br />

lassen sich nicht so einfach<br />

bedienen. Die gab es in den vergangenen<br />

Monaten aber, durch eine gesteigerte<br />

Nachfrage der Autobauer.<br />

Fast 90 Prozent des Aufkommens<br />

wird indieser Branche verarbeitet.<br />

Die braucht den Stoff, um in Katalysatoren<br />

von Benzinmotoren das Abgas<br />

zu reinigen. Doch es häufen sich<br />

Analysten-Kommentare, denen zufolge<br />

mit einer Abkühlung der Autokonjunktur<br />

und einer wachsenden<br />

Bedeutung der Elektromobilität die<br />

Nachfrage nach Palladium nachhaltig<br />

zurückgehen könnte.Aber da gibt<br />

es auch noch den „kleinen Bruder“<br />

des Goldes: Silber. Kleiner Bruder<br />

deshalb, weil der Preis sich generell<br />

am beliebterenEdelmetallorientiert.<br />

Als aber im Spätsommer 2019 die US-<br />

Notenbank Fed die Zinsen senkte<br />

und der Goldkurs zu seinem Höhenflug<br />

ansetzte, blieb das Silber etwa<br />

träge zurück. Wobei es mit aktuell<br />

16,55 Euro pro Feinunze immerhin<br />

gut einViertelüber demWertvonMai<br />

2019 liegt. Jedenfalls machte kürzlich<br />

der renommierte Investment-Chef<br />

von Guggenheim Global, Scott Minerd,<br />

in einem Interview mit der Finanznachrichtenagentur<br />

Bloomberg<br />

darauf aufmerksam,dass Gold schon<br />

sehr nahe an seinem Höchstwertnotiere.<br />

Silber hingegen sei noch deutlich<br />

davon entfernt. Dieses Nachholpotenzial<br />

wirdauch auf vielen Investmentportalen<br />

im Internet als wichtigstes<br />

Argument für ein baldiges<br />

überdurchschnittliches Preisplus bei<br />

Silber angeführt.<br />

Allerdings ist das so eine Sache.<br />

Neben der Schmuckherstellung wird<br />

Gold vor allem als eine Art Krisenund<br />

Ersatzwährung eingesetzt, weshalb<br />

auch Notenbanken Gold in großem<br />

Stil einkaufen. Für Silber gibt es<br />

hingegen eine große Zahl vonindustriellen<br />

Einsatzbereichen. Denn das<br />

Edelmetall hat besondere Eigenschaften:<br />

eine sehr hohe Leitfähigkeit<br />

für Wärme und Elektrizität und<br />

eine hohe optische Reflexionsfähigkeit.<br />

Entsprechend weit sind die Anwendungsgebiete<br />

gefächert: von<br />

elektronischen Geräte aller Art, über<br />

Halbleiter, Photovoltaikanlagen bis<br />

zur Dentaltechnik. Das macht Silber<br />

von der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

abhängig.<br />

Hinzu kommt, dass große Konzerne<br />

in der Regel ihreLieferverträge für<br />

Silber zu Beginn des Jahres abschließen.<br />

Mit der Folge, dass der Silberpreis<br />

häufig verzerrtwird: Er steigtim<br />

Frühjahr,umdann im Laufe des Jahres<br />

nachzugeben. Das heißt aber<br />

auch, dass der Marktinder Regel relativ<br />

eng ist. Eine beinahe ideale<br />

Konstellation könnte sich ergeben,<br />

wenn trotz anhaltender genereller<br />

Verunsicherung von den Unternehmen<br />

dennoch große Mengen Silber<br />

geordertwerden. Es kursieren Schätzungen<br />

vonAnalysten, die auf absehbare<br />

Zeit eine Verdoppelung des Silberpreises<br />

erwarten.<br />

Was Sparer ärgert, freut Schuldner.Die<br />

Nachfrage nach Immobilien<br />

boomt, auch weil Baukredite kaum<br />

noch etwas kosten. Zudem ist das billige<br />

Notenbankgeld seit Jahren<br />

Schmierstoff für die Börsen. Undder<br />

deutsche Finanzminister verdiente<br />

am Schuldenmachen, weil Geldgeber<br />

bereit waren, negative Zinsen zu<br />

akzeptieren. Auch der finanzpolitische<br />

Sprecher der FDP-Fraktion, Florian<br />

Toncar, äußerte Kritik. „Es ist<br />

nicht nachvollziehbar, für welche<br />

VerdiensteMarioDraghidasBundesverdienstkreuz<br />

erhalten soll“, erklärte<br />

er. „Seine Geldpolitik war ein kolossales<br />

Experiment mit bestenfalls<br />

offenem Ausgang.“ Die Zinspolitik<br />

der EZB ziehe die Altersvorsorge von<br />

Millionen Menschen in Mitleidenschaft.<br />

(dpa)<br />

Zweite<br />

Haut für<br />

Früchte<br />

Supermärkte testen<br />

neue Techniken<br />

Von Erich Reimann<br />

Der Lebensmittelhandel steckt in<br />

der Zwickmühle. Plastikverpackungen<br />

für Gurken, Avocados und<br />

Co.sind fürimmermehr Kunden tabu.<br />

Doch ohne die schützende<br />

Kunststoffhülle werden Obst und<br />

Gemüse oft schneller unansehnlich<br />

und damit unverkäuflich. Deutschlands<br />

größte Lebensmittelhändler<br />

Edeka und Rewe testen deshalb jetzt<br />

neue Techniken, um die empfindliche<br />

Ware auch ohne Kunststoffverpackunglängerfrisch<br />

zu halten.Helfen<br />

soll eine hauchdünne, essbare<br />

Schutzschicht, die direkt auf die<br />

Schale der Früchte aufgetragen wird.<br />

Bereits Ende vergangenen Jahres<br />

begann Deutschlands größter Lebensmittelhändler<br />

Edeka inausgewählten<br />

Supermärkten und Netto-<br />

Filialen Avocados zu verkaufen, die<br />

mit einer solchen „zweiten Haut“<br />

versehen sind. Sie soll den Wasserverlust<br />

und das Eindringen von<br />

Sauerstoff verlangsamen. Beides<br />

sindHauptursachen für denschnellen<br />

Verderb der Früchte. Dank der<br />

Beschichtung sollen die empfindlichen<br />

Früchte zwei- bis dreimal so<br />

lange frisch bleiben wie ohne den<br />

Schutzüberzug.<br />

Rein pflanzliches Material<br />

Dervom US-KonzernApeel Sciences<br />

entwickelte Schutzmantel besteht<br />

laut Hersteller aus rein pflanzlichen<br />

Materialien, die inSchalen, Samen<br />

und im Fruchtfleisch verschiedener<br />

Obst- und Gemüsesorten vorkommen.<br />

Er sei geschmacks- und geruchlos<br />

und problemlos essbar.<br />

DerEdeka-KaufmannFalkPaschmannverkauft<br />

die behandeltenAvocados<br />

bereitsseit einigenWochen in<br />

seinem Supermarkt in Düsseldorf-<br />

Bilk und schwärmt: „Das ist eine Lösung<br />

für ein wichtiges Problem<br />

unserer Zeit.“ Siebietefür alle Beteiligten<br />

Vorteile: Für die Kunden, weil<br />

die Ware auch daheim noch länger<br />

frisch bleibe, und fürihn als Händler,<br />

weil er deutlich wenigerVerluste habe.<br />

Wohl auch deshalb treibt Edeka<br />

das Projektzügigweiter voran.<br />

DerKonkurrent Rewe zieht in diesen<br />

Tagen nach –mit Avocados, die<br />

mit einemähnlichen System behandelt<br />

sind. Der Überzug besteht hier<br />

aus natürlichem Zucker, Zellulose<br />

und pflanzlichen Ölen und stammt<br />

vom britischen Hersteller AgriCoat<br />

NatureSeal. Auch er soll essbar und<br />

gut verträglichsein.<br />

DieFrüchte würden in dieser Woche<br />

bereits in bis zu 860 Rewe- und<br />

Penny-Märkten verkauft, kündigte<br />

das Unternehmen an. „Wir hoffen<br />

sehr, dass uns unsere Kunden in<br />

unserem Kampf gegen Lebensmittelverschwendung<br />

durch ihre Kaufentscheidung<br />

unterstützen“, betonte<br />

der Rewe-Manager Eugenio Guidoccio.<br />

Jährlich landen nach einer aktuellen<br />

Studie des Bundesforschungsinstituts<br />

für ländliche Räume, Wald<br />

und Fischerei (Thünen-Institut)<br />

über 12Millionen Tonnen LebensmittelimMüll.<br />

DerGroßteil derAbfälle<br />

–7MillionenTonnen –entsteht<br />

in Privathaushalten. (dpa)<br />

Früchte mit essbarer Schutzschicht kommen<br />

jetzt in dieLäden.<br />

FOTO: R.PFEIL/DPA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 7<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Am liebsten<br />

Papas<br />

Nachfolger<br />

Nachkommen oft bereit<br />

zur Firmenübernahme<br />

Von Roland Losch<br />

Fielmann, Sixt, Hipp –invielenFamilienunternehmen<br />

wird die<br />

Gründergeneration gerade schrittweise<br />

von den Kindern abgelöst. Bei<br />

einer Umfrage der Stiftung Familienunternehmen<br />

sahen es 71 Prozent<br />

der potenziellen Nachfolger als<br />

wahrscheinlich an, „dass sie bis zum<br />

40. Geburtstag Geschäftsführer des<br />

Familienunternehmens sein werden“.<br />

Die Übernahmebereitschaft<br />

habe sich in den vergangenen zehn<br />

Jahren verdoppelt.<br />

„Allen Unkenrufen zum Trotz<br />

steht eine Generation vonUnternehmernzur<br />

Verfügung, die bereit und in<br />

der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen“,<br />

teilte die Stiftung am Montag<br />

in München mit. Rund drei Millionen<br />

Familienunternehmen steheninDeutschlandfürjedenzweiten<br />

Arbeitsplatz und 2,8 Billionen Euro<br />

Umsatz, so das Zentrum für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung (ZEW) in<br />

Mannheim. Jedes Jahr stehen ZehntausendeFamilienbetriebezurÜbergabe<br />

an. „Der Malermeister mit zwei<br />

Kindern, die beide studiert haben –<br />

sie werden den Betrieb eher nicht<br />

fortführen“, sagt Stiftungssprecher<br />

André Tauber.Aber bei großen Familienunternehmen<br />

sehe das ganz anders<br />

aus.<br />

Der 30-jährige Marc Fielmann<br />

zumBeispielist seit November alleiniger<br />

Vorstandschef von Deutschlands<br />

größter Optikerkette, mit 740<br />

Filialen, 20000 Mitarbeitern und<br />

1,4 Milliarden Euro Umsatz. Unternehmensgründer<br />

Günther Fielmann<br />

hatte seinen Sohn 2018 zum Co-Chef<br />

des Konzerns gemacht, jetzt übergab<br />

er jetzt das Steuer.<br />

Auch bei der Drogeriemarktkette<br />

dm ist der Generationswechsel gerade<br />

erfolgt: Christoph Werner,der 46-<br />

jährige Sohn des Unternehmensgründers<br />

Götz Werner, steht jetzt an<br />

der Spitze des Konzerns mit über<br />

11 Milliarden Euro Umsatz. Beianderenist<br />

der allerletzte Schritt noch offen.<br />

Europas größter Autovermieter,<br />

Erich Sixt, wird dieses Jahr 76. Seine<br />

beiden Söhne Alexander und Konstantin<br />

sind schon seit 2015 im Vorstand<br />

und haben inzwischen ihr Gesellenstück<br />

abgeliefert: Die digitale<br />

Vernetzung der Vermietflotte, das<br />

Zusammenführen von Carsharing<br />

und Miete mit einer Buchungs-App<br />

für die Kunden.<br />

Für Hipp-Babybrei steht seit einigen<br />

Jahren nicht nur Firmenpatriarch<br />

Claus Hipp „mit seinem Namen“,<br />

sondernauch sein 51-jähriger<br />

SohnStefan. DerSenioristzwarnoch<br />

fast jeden Tagda, „aber das operative,<br />

strategische Geschäft überlässt er zunehmend<br />

der jungen Generation“,<br />

sagt Hipp-Sprecher Clemens Preysing.StefanHippübernehmedieRolle<br />

als Gesicht der Marke, sein jüngererBruderSebastian<br />

Hipp sei im Verwaltungsrat:<br />

„Die teilen sich das auf.“<br />

Das klassische Nachfolgemodell,<br />

wonach ein Familienmitglied die alleinige<br />

Verantwortung in der Geschäftsführung<br />

übernimmt, verliert<br />

an Bedeutung: Auch das ist ein Ergebnis<br />

der Studie, für die die Zeppelin-Universität<br />

Friedrichshafen im<br />

Auftrag der Stiftung Familienunternehmen<br />

im vergangenen Jahr 516<br />

potenzielle Unternehmensnachfolger<br />

befragt hat. (dpa)<br />

Günther Fielmann(l.) und sein Sohn<br />

Marc Fielmann. FOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA<br />

„GuteAussichten fürAktien“<br />

DWS-Fondsmanager Asoka Wöhrmann über Geldanlage in Zeiten von Negativzinsen<br />

Essind schwierige Zeiten für<br />

Menschen, die ihr Geld gewinnbringend<br />

anlegen<br />

wollen. Als Chef des größten<br />

deutschen Vermögensverwalters<br />

DWS steht auch Asoka Wöhrmannvor<br />

demProblem,Rendite erwirtschaften<br />

zu müssen. InZeiten<br />

von Negativzinsen für große Bankeinlagenist<br />

dasnicht einfach.Doch<br />

Wöhrmann lässt sich nicht unterkriegenund<br />

hält auch einpaar Tipps<br />

für Sparer bereit.<br />

Herr Wöhrmann, seit gut fünf Jahren<br />

gibtesNegativzinsen. Wielangewird<br />

dieserZustandnoch andauern?<br />

Sicherlich wird essie nicht ewig<br />

geben. Ich glaube aber, wir werden<br />

in den nächsten fünf Jahren noch<br />

sehr niedrige Zinsen haben. Dabei<br />

dürften sie in den nächsten zwei,<br />

drei Jahren negativ sein.<br />

Wann kommt ein früheres Zinsniveauwieder–<br />

mit 5oder 6Prozent<br />

oder mehr?<br />

Vielleicht nie wieder. Japan befindetsichseit<br />

20 Jahren im Negativzinszyklus,<br />

ein Ende ist dort nicht<br />

absehbar.<br />

Was sind denn die Folgen negativer<br />

Zinsen?<br />

Ichnenne dasFinanzrepression.<br />

Die reale Entwertung ist ein Drama<br />

für Anleger und Sparer. Es handelt<br />

sich umdas schlimmste vorstellbare<br />

Szenario. Volkswirtschaftlich erleben<br />

wir eine säkulare Stagnation:<br />

Niedrige Zinsen, verbunden mit<br />

schwachemWachstum.<br />

Von den Niedrigzinsen profitieren<br />

vor allem die angeschlagenen südeuropäischen<br />

Länder. Bei höheren<br />

Zinsen wären sie praktischpleite.<br />

Einspruch! Japan hat eineStaatsverschuldung<br />

von 260 Prozent gemessen<br />

am Bruttoinlandsprodukt<br />

und istnichtpleite.Schuldentragfähigkeit<br />

berechnet sich anders. Ein<br />

Verschuldungsgrad von über<br />

130 Prozent wie in Italienist in Europa<br />

sehr hoch, verglichen mit deutschen<br />

59 Prozent. Das Problem in<br />

der Euro-Zone ist, dass einige Länder<br />

ihre Schuldenstände reduzieren,<br />

andere mit dem Thema nonchalantumgehen,<br />

ihre Schulden also<br />

halten oder sogar ausweiten.<br />

Geringes Wachstumgepaart mit Negativzinsen:<br />

Gibt es da überhaupt<br />

noch einen Ausweg?<br />

Ich denke ja. Wir haben eine<br />

Währung. Somit kann nicht jedes<br />

Land seine Geldpolitik selbst bestimmen.<br />

Der Schlüssel liegt daher<br />

in der fiskalpolitischen Auslegung.<br />

Entweder sind wir Sparweltmeister,<br />

dann aber alle. Oder wir müssen in<br />

Deutschland –und dafür plädiere<br />

ich –das Wachstum über fiskalpolitische<br />

Impulse ankurbeln. Es ist<br />

hierzulande eine Menge zu tun,<br />

wenn ich an die Infrastruktur oder<br />

die Digitalisierung denke. Wir können<br />

so die Innovationskraft in Europa<br />

erhöhen, um wiedereinewichtige<br />

Wirtschaftskraft zu werden.<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Nicht viele Messen sind älter als<br />

die Ispo in München. Seit 1970<br />

und damit seit einem halben Jahrhundert<br />

wird dort nach den neuesten<br />

Trends bei Sportartikeln gefahndet.<br />

Wenn es nach Messechef<br />

Klaus Dittrich und einigen Pionieren<br />

der Branche geht, ist der Trend für<br />

die nächsten Jahregefunden.<br />

„Wir sind am Beginneiner Veränderung“,sagt<br />

Dittrich und denktdabei<br />

an Klimawandel und Nachhaltigkeit.<br />

Mark Held pflichtet ihm bei.<br />

„Sportartiklerverkaufen nichtmehr<br />

Im Saalder Frankfurter Börse verfolgt einHändler dieKursentwicklung.<br />

Kompostierbare Daunenjacken<br />

Getrieben von Outdoorfirmen will die Sportartikelbranche nachhaltigerwerden<br />

ZUR PERSON<br />

FOTO: FRANK RUMPENHORST/DPA<br />

Asoka Wöhrmann (54) ist seit 2018 Chef der Deutsche-Bank-Tochter DWS, desgrößten bundesdeutschen<br />

Vermögensverwalters. Das Unternehmen betreut 750 Milliarden Euro Anlagekapital<br />

und erzielte 2018 mit seinen 3500 Mitarbeiterneinen Umsatz von2,26 Milliarden Euro.<br />

Geboren in Sri Lanka kam Wöhrmann als Elfjähriger nach Deutschland. Mit seiner Frau und den<br />

vier Kindernlebt der promovierte Wirtschaftswissenschaftler in Ostwestfalen und Frankfurtam<br />

Main.<br />

nur Sportartikel, sie müssen auch<br />

Verantwortung für unsere Umwelt<br />

und ihreLieferketten übernehmen“,<br />

fordert der Chef des europäischen<br />

Outdoor-Branchenverbands. In der<br />

Tatgibt es dieses Jahr kaum einen<br />

Messestand auf der Ispo, an dem<br />

nicht mit nachhaltiger Ware oder<br />

Produktionsweise geworben wird.<br />

Viele der 2850 Aussteller preisen<br />

vermeintlich Bahnbrechendes für<br />

Umwelt- und Klimaschutz an. Beim<br />

einen ist es eine als „Ökobooster“<br />

beworbene komplett kompostierbare<br />

Daunenjacke, die garantiert<br />

binnendreiMonaten biologischabgebaut<br />

sei. Andere geben sich mit<br />

einem nachhaltigen Rückenprotektor<br />

für waghalsige Sportler aus<br />

100 Prozent Schafwolle zufrieden.<br />

Der Dritte verspricht, sein Produktionsabwasser<br />

so mittels Algen zu<br />

reinigen, dass man es danach trinken<br />

könne. Auch eine Funktionsjacke<br />

aus recycelten Alttextilien und<br />

Plastikflaschen wirdals Weltneuheit<br />

angepriesen.<br />

„Der ganz große Trend liegt in<br />

biopolymeren Werkstoffen und Materialien“,<br />

glaubt Veit Senner. Dabei<br />

geheesdarum, die vielenKunststoffe,die<br />

bei Sportartikeln immer noch<br />

Demstehtaberdie im <strong>Berliner</strong> Koalitionsvertrag<br />

vereinbarte schwarze<br />

Null im Haushalt entgegen.<br />

Das ist grundsätzlich ein gutes<br />

Vorhaben. Aber umaus der Spirale<br />

von niedrigem Wachstum und Negativzinsen<br />

herauszukommen,<br />

brauchen wir einen kräftigen Impuls.<br />

Die europäischen Banken haben bislang<br />

über 20 Milliarden Euro an<br />

Strafzinsen bezahlt.Wie stabil istdas<br />

europäische Finanzsystem?<br />

Es hat sich in den vergangenen<br />

zehn Jahren deutlichstabilisiert.Allerdings<br />

mussten enorme Anpassungslasten<br />

verkraftetwerden.Deswegen<br />

ist die Ertragskraft im globalen<br />

Vergleich am niedrigsten.<br />

Wie kann Abhilfe geschaffen werden?<br />

Die US-Banken blühen und gedeihen.<br />

Wenn wir da aufholen wollen,<br />

müssen wir in Europa mehr<br />

über Konsolidierung nachdenken,<br />

auch über Ländergrenzen hinweg,<br />

auch zwischen Banken und Sparkassen<br />

etwa.<br />

Welche Konsequenzen habendie Negativzinsenfür<br />

dieAltersvorsorge?<br />

Die Lebensversicherer und Pensionsfonds<br />

stehen vor einer enormen<br />

Wiederanlageproblematik<br />

ihres Kapitals.Esist davonauszugehen,<br />

dass dieGarantiezinsenweiter<br />

sinken werden. Ich bezweifle auch,<br />

dass die Einlagengarantie noch gewährleistetwerden<br />

kann.<br />

Da bleibt als Alternative die Anlage<br />

in Aktien?<br />

Ich propagiere Aktien seit Jahren<br />

–2019 war ein sehr gutes Jahr,<br />

der Deutsche Aktienindex, der Dax,<br />

ist um 25 Prozent gestiegen. Die<br />

Aussichten für dieses Jahr sind<br />

ebenfalls positiv.<br />

Aber fürkurzfristige Anlagen istdieses<br />

Instrument eher nicht sogut geeignet.<br />

Wer in Aktien spart, sollte das<br />

langfristig betrachten, dann erzielt<br />

er eine gute Rendite. 1990 war der<br />

Daxdreistellig, jetzt sind es mehr als<br />

13 000Punkte.Bei derLehman-Krise<br />

vor elf Jahren lag der Dax bei<br />

3000 Punkten. Sie sehen: Auf lange<br />

Sicht ist die Aktie das beste Instrument.<br />

Monatliches Aktiensparen in<br />

Fonds ist die sinnvollste Altersvorsorge.<br />

Und wie sieht es mit Immobilien<br />

aus?<br />

Ich gehe davon aus, dass die Immobilienpreise<br />

in den nächsten<br />

Jahren weiter klettern werden. Nicht<br />

zu vergessen ist, dass es hier viele<br />

Jahre lang keine Steigerungen gab.<br />

Wer zur Miete wohnt, sollte angesichts<br />

der niedrigen Zinsen durchrechnen,<br />

ob er nicht davon profitieren<br />

kann. Auch Immobilienaktien<br />

und offene Immobilienfonds sind<br />

eine gute Wahl.<br />

DasGespräch führte Ulrich Milde.<br />

eingesetzt werden, durch nachhaltige<br />

Rohstoffe auf pflanzlicher Basis<br />

wie Rizinusöl oder Mais zu ersetzen,<br />

erklärtder Professorfür Sportgeräte<br />

und Sportmaterialien an der TU<br />

München.<br />

Der Wissenschaftler denkt dabei<br />

über die Sportartikelbranche hinaus.<br />

Sport eigne sich wegen seiner<br />

Breitenwirkung ideal zur Vermittlung<br />

vonWerten. „Sportmuss künftig<br />

als emotionales trojanisches<br />

Pferd genutzt werden“, fordert Senner.Inder<br />

Pflicht stünden auch Verbraucher<br />

mit ihrer Kaufentscheidung.<br />

NACHRICHTEN<br />

Erwerbslosenzahl<br />

erreicht Tiefstand<br />

DieZahl derErwerbslosenin<br />

Deutschland ist im Jahresdurchschnitt<br />

2019 auf den niedrigsten<br />

Stand seit der Wiedervereinigung<br />

gesunken. Nach vorläufigen Schätzungen<br />

lag sie bei 1,4 Millionen<br />

Menschen, wie das Statistische Bundesamt<br />

am Montag mitteilte.Auch<br />

der Arbeitsmarkt in der Europäischen<br />

Union habe sich vomTiefpunkt<br />

nach der Finanzkrise 2009<br />

„weitgehend erholt“, stellten die<br />

Statistiker fest. Damals war die<br />

Arbeitslosigkeit auf dem Globus auf<br />

einen Höchstwertgestiegen: 212<br />

Millionen Menschen ohne Jobzählte<br />

seinerzeit die Internationale<br />

Arbeitsorganisation. (dpa)<br />

Gedämpfte Stimmung in<br />

der Deutsche Wirtschaft<br />

DieStimmung in der deutschen<br />

Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn<br />

überraschend eingetrübt. Wiedas<br />

Münchner Ifo-Institut am Montag<br />

mitteilte,fiel das vonihm erhobene<br />

Geschäftsklima im Januar um<br />

0,4 Punkte auf 95,9 Zähler.Analysten<br />

hatten im Mittel mit einem Zuwachs<br />

auf 97,0 Punkte gerechnet. Belastet<br />

wurde die Stimmung in den Unternehmen<br />

vonden Erwartungen für<br />

das nächste halbe Jahr.Dagegen<br />

hellte sich die Bewertung der aktuellen<br />

Lage leicht auf. DasIfo-Geschäftsklima<br />

ergibt sich aus einer<br />

Umfrage unter 9000 Unternehmen<br />

und gilt als wichtigstes Konjunkturbarometer<br />

hierzulande.Der Rückgang<br />

des Geschäftsklimas dämpft<br />

Hoffnungen auf eine konjunkturelle<br />

Belebung. (dpa)<br />

Indien will staatliche<br />

Fluggesellschaft verkaufen<br />

Der rote Teppich istfür Interessenten<br />

ausgerollt.<br />

FOTO: MUSTAFA QURAISHI/DPA<br />

Dieindische Regierung will ihre<br />

hoch verschuldete staatliche Fluggesellschaft<br />

Air India verkaufen. Das<br />

teilte die Regierung am Montag mit.<br />

Biszum 17. Märzkönnten Interessenten<br />

Angebote einreichen. Zuvor<br />

hatte die Regierung bereits versucht,<br />

die Mehrheit ihrer Anteile an der<br />

Airline zu verkaufen, vonder sie<br />

100 Prozent besitzt. Dashatte 2018<br />

aber niemanden überzeugt. Air India<br />

hat Schulden im Wert vonumgerechnet<br />

rund 7,4 Milliarden Euro,<br />

wovonder Käufer laut Regierung etwa<br />

2,9 Milliarden Euro übernehmen<br />

muss.Die Regierung will den Rest<br />

übernehmen. DerLuftfahrtmarkt<br />

Indien wächst stark. (dpa)<br />

Gesellschaftsspiele<br />

stark gefragt<br />

Gesellschafts- und Brettspiele sind beliebt<br />

in Deutschland –auch im Zeitalter<br />

des Handys.„Immeröfter bleibt<br />

das Mobiltelefon in der Tasche,und es<br />

werden Spiele in Runden auf den<br />

Tisch gebracht“, teilte der Vorsitzende<br />

des Vereins Spieleverlage,Hermann<br />

Hutter,zweiTage vorBeginn der Internationalen<br />

Spielwarenmesse in Nürnbergmit.<br />

Im vergangenen Jahr habe es<br />

bei Brett- und Gesellschaftsspielen ein<br />

Umsatzwachstum von8Prozent auf<br />

rund 550 Millionen Euro in der Branche<br />

gegeben. DasRatespiel „Just One“<br />

oder das Strategiespiel „Flügelschlag“<br />

seien gute Beispiele. (dpa)


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

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Meinung<br />

Koalitionsstreit<br />

ZITAT<br />

Die SPD sollte<br />

lieber schweigen<br />

Peter Neumann<br />

fragt sich, was sich die Partei von<br />

ihrer Verkehrsdebatte verspricht.<br />

Zwar wirdinBerlin erst 2021 wieder gewählt.<br />

Doch für die unter Abstiegsängsten<br />

leidende SPD hat der Wahlkampf<br />

bereits begonnen. Wie anders ließe sich<br />

erklären, dass sie bei jeder Gelegenheit<br />

gegen die Grünen holzt –obwohl diese<br />

Partei noch ihr Partner im Senat ist. Dabei<br />

ist fraglich, ob das aggressiveSchaulaufen<br />

den Sozialdemokraten auch nur eine zusätzlicheWählerstimme<br />

verschaffen wird.<br />

In diesem Fall hat die <strong>Berliner</strong> SPD<br />

auch noch das falsche Thema gewählt:<br />

den Verkehr.Über Jahrehinweg waren die<br />

Verkehrssenatoren Sozialdemokraten,<br />

auch der heutige Regierende Bürgermeister<br />

bekleidete dieses Amt. Jahrelang<br />

konnten sie zeigen, was sie wollen und<br />

können. Doch angesichts der Bilanz sollte<br />

die SPD lieber schweigen anstatt die seit<br />

2016 amtierenden Grünen anzuzählen.<br />

Zwar gab es richtige Weichenstellungen,<br />

etwa im Rad- und Nahverkehr. Das<br />

meiste konnte aber nicht mit Leben erfüllt<br />

werden, weil der Personalabbau in der<br />

Verwaltung weiterging. DieU-5-Verlängerung,<br />

die 2020 in Betrieb geht, wurde vom<br />

SPD-Senator Strieder bekämpft, neue U-<br />

Bahn-Projekte schob auch Senator Müller<br />

nicht an. Beiden Fahrpreisen fiel den Sozialdemokraten<br />

ebenfalls nur wenig ein.<br />

Sicher, auch Verkehrssenatorin Regine<br />

Günther (Grüne) verdient Kritik. In ihrer<br />

Amtszeit wird, wenn überhaupt, nur eine<br />

einzige Straßenbahn-Neubaustrecke fertig.<br />

Aber das liegt auch an einem wuchernden<br />

Regeldickicht. Natürlich wäre<br />

es nicht falsch, für die fernere Zukunft<br />

neue U-Bahn-Linien zu planen. Doch bevor<br />

es Berlin nicht schafft, auch nur<br />

kleinste Infrastrukturprojekte wie die<br />

Tram zum Ostkreuz zu realisieren, ist alle<br />

Kraft erst einmal dort zukonzentrieren.<br />

Alles anderesind Wolkenkuckucksheime.<br />

USA<br />

Ein unerwarteter<br />

Zeuge<br />

KarlDoemens<br />

über die brisante Aussageeines<br />

früheren Trump-Vertrauten.<br />

Inder klassischen Tragödie wird die Peripetie<br />

als Spannungselement eingesetzt:<br />

Kurz vor dem Ende des Stücks<br />

nimmt die Handlung eine überraschende<br />

Wendung. So scheint es auch im Impeachment-Verfahren<br />

gegen Donald<br />

Trump zu sein. Der Prozess nähert sich<br />

mit hohem Tempo seiner Einstellung –da<br />

springt plötzlich Ex-Sicherheitsberater<br />

John Bolton auf die Bühne und präsentiertden<br />

definitiven Beweis für die Schuld<br />

des Präsidenten.<br />

Zum strahlenden Helden in dem<br />

Schmierenstück der Ukraine-Affäre taugt<br />

Bolton sicher nicht. Er ist ein ultra-konservativer<br />

Kriegstreiber. Auch hätte er seine<br />

Aussage bei den Anhörungen des Repräsentantenhauses<br />

machen können. Vielmehr<br />

finden sich seine Vorwürfe nun eher<br />

zufällig in einem Buchmanuskript. Genau<br />

das aber erhöht die Glaubwürdigkeit des<br />

Zeugen: Der 71-jährige Hardliner hat keinen<br />

Grund, den Demokraten zu helfen. In<br />

einer normalen Welt könnte kein aufrechter<br />

Republikaner Boltons Aussage beiseitewischen.<br />

Immerhin widerspricht der Ex-<br />

Sicherheitsberater dem Präsidenten diametral:<br />

Trump behauptet, er habe nie<br />

Druck auf den ukrainischen Präsidenten<br />

ausgeübt, Ermittlungen gegen seinen Rivalen<br />

Joe Biden einzuleiten. Laut Bolton<br />

hat Trump ihm selbst gesagt, dass er deswegen<br />

die Militärhilfe zurückhielt. Das<br />

müsste dieWendung sein, eigentlich.<br />

Doch ob es so kommt, ist mehr als fraglich.<br />

Die Führung der Republikaner will<br />

Bolton nicht einmal als Zeugen anhören.<br />

Die Richter im Impeachment-Prozess<br />

sind zu offenen Komplizen des Täters geworden.<br />

Wenn sie damit durchkommen,<br />

muss man sich ernsthaft Sorgen machen<br />

um die amerikanische Demokratie.<br />

Maßanfertigung,wie immer<br />

Das Nackensteak kam am Wochenende<br />

zu hohen Ehren –sowohl<br />

bei seinen Anhängern als<br />

auch bei seinen Gegnern. Der<br />

Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag,<br />

Ralph Brinkhaus, sagte in einem Interview,<br />

erschäme sich nicht dafür, Leute zu<br />

vertreten, „die mit einem Verbrennungsmotor<br />

unterwegs sind, Nackensteak essen und<br />

fleißig sind –diese Leute sind das Rückgrat<br />

unserer Gesellschaft.“ DerSubtext des Satzes<br />

lautete, wer hart arbeitet, der darf Auto fahrenund<br />

Fleisch essen, so wie es ihm beliebt –<br />

selbst wenn es dem Klima schadet. Im Juni<br />

letzten Jahres war es übrigens das Schnitzel,<br />

das zu Ehren kam. Da sagte der FDP-Vorsitzende<br />

Christian Lindner: „Die Frage ist:<br />

Träumt man wie Robert Habeck von einer<br />

Gesellschaft, in der es keinen Fleischkonsum<br />

mehr gibt? Ichsage:Wervegan leben will, soll<br />

es gerntun. DasSchnitzel sollte den anderen<br />

aber nicht verboten werden.“<br />

Beide Sätzesind typisch für den Stand der<br />

Klimadebatte. Sie lebt von falschen Zuschreibungen.<br />

Brinkhaus erweckt den Eindruck,<br />

als habe jemand behauptet, dass er<br />

sich für die Vertretung von Nackensteak essenden<br />

Verbrennungsmotorfahrern schämen<br />

müsse,ohne dass kenntlich würde,wer<br />

das sein sollte. Bei Lindner wird dies noch<br />

deutlicher. Kein Grüner würde sich trauen,<br />

Schnitzel zu verbieten. Die Partei träumt<br />

nicht etwa. Sie leidet vielmehr unter einem<br />

Trauma –dem Trauma, einst einen Veggie-<br />

Dayfür Kantinen vorgeschlagen zu haben.<br />

Nun könnte man das Ganze als übliches<br />

Geplänkel zwischen Parteien abtun. Hier<br />

wird ja nur ein wenig polemisiert, mehr<br />

nicht. Im größeren ökologischen Kontext ist<br />

diese Art der Auseinandersetzung freilich<br />

problematisch. Denn eigentlich bräuchten<br />

Bislang legten unsere Spitzenpolitiker in<br />

der israelischen Gedenkstätte YadVashem<br />

Kränze nieder und äußerten einige<br />

Sätzetiefer Betroffenheit. Erst jetzt, 75 Jahre<br />

nach der Befreiung des Vernichtungslagers<br />

Auschwitz, konnte dort ein deutscher<br />

Staatsmann öffentlich reden, nämlich Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier. Am<br />

vergangenen Donnerstag sprach er in Yad<br />

Vashem vor den wenigen Überlebenden<br />

und den vielen Nachfahren der Ermordeten,<br />

vor den Repräsentanten Israels und jener<br />

Staaten, die Mörderdeutschland 1945<br />

unter unsäglichen Opfern zur Kapitulation<br />

gezwungen hatten.<br />

WieAngela Merkel, als sie Anfang Dezember<br />

die Gedenkstätte Auschwitz besuchte,<br />

fand auch Steinmeier den richtigen Tonund<br />

eindeutige Sätze. Er sprach nicht von „den<br />

Nationalsozialisten“, die Ungeheuerliches<br />

„im deutschen Namen“ begangen hätten,<br />

sondern von Deutschen. Er mied die Wörter<br />

Hitler, Diktatur, NS-Regime, Ideologie,<br />

Machthaber, Rassenwahn, Weltanschauungskrieger.<br />

Warum verzichtete er auf alle<br />

diese unter Journalisten, Historikerinnen<br />

und Moderatorinnen, Gedenkpädagogen<br />

und Schulbuchautoren so hochbeliebten<br />

Distanzformeln? DieAntwortist einfach. Alle<br />

diese Begriffe dienen dazu, sich um das zentrale<br />

unbeantwortete Problem herumzudrücken:<br />

Wie konnte ein ganzes Volk, und zwar<br />

das deutsche,derarttief sinken?<br />

Der Bundespräsident stellte diese Fragen<br />

in YadVashem nicht, dazu reichte weder die<br />

Klima und Nackensteaks<br />

Das neue<br />

Reizthema<br />

Markus Decker<br />

stellt fest, dass die Umweltpolitik in Sachen Polarisierung<br />

das Flüchtlingsthema abgelöst hat.<br />

wir nichts mehr als eine maximal nüchterne<br />

Debatte darüber, was zur Bekämpfung des<br />

Klimawandels getan werden kann und muss<br />

–und das von allen. Stattdessen gerät das<br />

Thema mehr denn je auf die Links-Rechts-<br />

Achse und in die Mühlen der Identitätspolitik,<br />

wo laufend Klischees konstruiertwerden.<br />

Da sind die angeblichen Vegetarier vom<br />

Prenzlauer Berg mit zwei Langstreckenflügen<br />

im Jahr, die den angeblichen Grillweltmeistern<br />

mit SUV in Brandenburg mal zeigen<br />

wollen, was richtig und was falsch ist.<br />

Treiber dieser Polarisierung ist die AfD.<br />

DasVerhetzungspotenzial der Flüchtlingspolitik<br />

hat sich erschöpft. Das scheint auch<br />

die AfD so zu sehen. Denn schon vorMonaten<br />

hat sie die Klimapolitik zum neuen Thema<br />

KOLUMNE<br />

Steinmeier,<br />

Auschwitz und<br />

die Deutschen<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

Redezeit, noch taugten Ortund Anlass dazu.<br />

Aber er weiß, dass die genannten Sprechblasen<br />

als gängige Ausreden herhalten, um die<br />

Schuld an der Ermordung der europäischen<br />

Juden und die Last der historischen Verantwortung<br />

auf möglichst wenige „Unmenschen“,<br />

auf möglichst kleine Gruppen („Monopolkapital“,<br />

„SS-Schergen“ usw.) zu reduzieren.<br />

Noch beliebter ist es, eine völlig entpersönlichte,<br />

uns Heutigen fremd<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Nummer eins erklärt. Seither geistert die Erzählung<br />

durch die Republik, Grüne, Linke<br />

und Linksliberale wollten die Deutschen umerziehen.<br />

GrößereSpuren hinterlässt diese Erzählung<br />

in der FDP,kleinereauf dem rechten<br />

Flügel der Union. Lindner versucht, jene hinter<br />

seiner Partei zu versammeln, die der Modernisierung<br />

im Sinne des Klimaschutzes<br />

zum Opfer fallen könnten. DerWirtschaftsflügel<br />

von CDU und CSU mitsamt der „Werte-<br />

Union“ tun es ihm gleich. Dabei erscheint der<br />

heimische Lebensstil samt Nackensteak und<br />

Schnitzel als etwas, worauf Bürger einen natürlichen<br />

Anspruch haben, der ihnen illegitimerweise<br />

genommen werden soll. Auch einzelnen<br />

Linken wie dem einstigen Linksparteichef<br />

Klaus Ernst ist diese Denke nicht fremd.<br />

Ihnen scheint nicht klar zu sein, dass beim<br />

Festhalten an den Zuständen nicht bloß der<br />

Konsum von Nackensteak und Schnitzel in<br />

Gefahr ist, sondern unsere gesamte Konsumgesellschaft.<br />

Werglaubt, am Status quo festhalten<br />

zu können, gefährdet ihn umso mehr.<br />

Nur radikales Umsteuern kann das noch abwenden.<br />

So werden realitätsbezogene Erwägungen<br />

überlagert von neuen Freund- und<br />

Feindbildern. Zuweilen entsteht der Eindruck,<br />

als sei Klimaschutz etwas, was die einen<br />

sich ausgedacht haben, um die anderen<br />

zu quälen –und alshätten jene,die das so sehen,<br />

ein ganz privates Zweit-Klima im Keller,<br />

das sie bei Bedarf wie ein Zelt über ihr Leben<br />

spannen könnten. Wieweit die Irrationalität<br />

reichen kann, zeigt Australien, wo der Premierminister<br />

an der Kohle festhält, obwohl<br />

die auch vonder Kohleverstromung herrührende<br />

Erderwärmung sein Land längst existenziell<br />

bedroht. Nein, niemand sollte glauben,<br />

dass Schaden klug macht. Menschen<br />

können auch trotz Schadens dumm bleiben.<br />

erscheinende „völkische Blut-und-Boden-<br />

Rassenideologie“ zur Generalschuldigen zu<br />

erklären und „die Nationalsozialisten“ mit<br />

angeekeltem Unterton so darzustellen, als<br />

seien sie vomMars eingeschwebt –mörderische<br />

Unpersonen, mit denen zwischen<br />

Rhein und Oder kaum jemand verwandt<br />

oder verschwägertsei.<br />

Im bewussten Gegensatz dazu sprach<br />

Steinmeier geradeaus und klar über den<br />

Mord an Millionen Menschen: „Deutsche<br />

haben sie verschleppt. Deutsche haben ihnen<br />

Nummern auf die Unterarme tätowiert.<br />

Deutsche haben versucht, diese Menschen<br />

zu entmenschlichen, zu Nummern zumachen,<br />

im Vernichtungslager jede Erinnerung<br />

an sie auszulöschen. (…) Die Täter waren<br />

Menschen. Siewaren Deutsche.Die Mörder,<br />

die Wachleute, die Helfershelfer, die Mitläufer:<br />

Sie waren Deutsche. Der industrielle<br />

Massenmord an sechs Millionen Jüdinnen<br />

und Juden, das größte Verbrechen der<br />

Menschheitsgeschichte –eswurde vonmeinen<br />

Landsleuten begangen. Der grausame<br />

Krieg, der weit mehr als 50 Millionen Menschenleben<br />

kosten sollte, erging von meinem<br />

Lande aus.“<br />

Wirwerden bis zum 8./9. Mainochoft hören<br />

und lesen, was angeblich allein „die Nationalsozialisten“<br />

alles verbrochen haben.<br />

Eine Rede des Bundespräsidenten wird das<br />

nicht ändern. Aber als erster Bürger seines<br />

Landes hat Frank-Walter Steinmeier einen<br />

guten Anfang gemacht, um an die ganze<br />

Wahrheit zu erinnern.<br />

„Meine Idee ist, dass wir bis<br />

2050 unseren Energiebedarf<br />

zuüber 50 Prozent<br />

aus importiertem, nachhaltig<br />

erzeugtem Wasserstoff<br />

decken werden.“<br />

Anja Karliczek, Forschungsministerin, erklärt im<br />

Interview mit dem Spiegel ihre Vorstellung von der<br />

Energiewende.<br />

AUSLESE<br />

China und der<br />

Coronavirus<br />

Der Coronavirus beschäftigt die Kommentatoren<br />

mittlerweile weltweit.<br />

Die liberale <strong>Zeitung</strong> Hospodarske noviny<br />

aus Tschechien kritisiert die Vorgehensweise<br />

Chinas: „Wenn sich die Regierung<br />

in Peking verantwortungsvoll verhalten<br />

und eine offene Informationspolitik betreiben<br />

würde, könnte alles ganz anders<br />

sein.“, schreibt das Blatt. „Es ist, als ob die<br />

chinesischen Herrscher nichts aus der<br />

Sars-Epidemie im Jahr 2003 gelernt hätten.<br />

Damals führte der Versuch, die wahren<br />

Zustände monatelang zu vertuschen,<br />

nicht nur zu einer größeren Zahl an Opfern,<br />

sondern auch zueinem Verlust des<br />

Vertrauens in die chinesischen Behörden<br />

bei ihren Partnerninaller Welt.“<br />

„Bagger gegen einen Virus? Dasist das<br />

erstaunliche Bild, das aus Wuhan kommt.<br />

[...] Dievielen Maschinen, die zum Baueiner<br />

Festunggegen das Coronavirus eingesetzt<br />

werden, scheinen eher zu einer<br />

Kommunikationsstrategie als zu öffentlichen<br />

Bauarbeiten zu passen“, kommentiert<br />

die französische Regionalzeitung<br />

Dernières Nouvelles d’Alsace. „Man kann<br />

es als eine Propagandamaßnahme betrachten.“<br />

„Von der Ausbreitung zoonotischer<br />

Viren bis zur wachsenden Bedrohung<br />

durch Antibiotika-Resistenzen und<br />

der Klimakrise –die größten existenziellen<br />

Herausforderungen sind wahrhaft<br />

globaler Natur“, meint The Observer aus<br />

London. „Veraltete Vorstellungen von nationaler<br />

Souveränität werden dadurch zur<br />

Farce.“ Christine Dankbar<br />

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Berlin<br />

WasPotsdamer<br />

Forscher in Grünland<br />

erkunden<br />

Seite 16<br />

Neuer Ärger: Die ÖPNV-Pläne der SPD sorgen bei den Koalitionspartnern für Verdruss Seite 10<br />

Neuer Versuch: Für den Probebetrieb am BER werden 20 000 Komparsen gesucht Seite 12<br />

Stadtbild<br />

Unter<br />

Strom<br />

Gabriela Keller<br />

hat mit der Share Economy<br />

ein paar Startschwierigkeiten<br />

Wie gut, dass es Car-Sharing-<br />

Dienste gibt. Sonst würde ich<br />

jetzt nicht mit den zwei Vierjährigen<br />

auf der Rückbank in Richtung Karls<br />

Erlebnisdorfsausen, wir hätten nicht<br />

diesen tollen Nachmittag in der<br />

Wustermarkvor uns.Mein alter Ford<br />

sprang an diesem Sonntag nicht an,<br />

eine Lösung musste her, und zwar<br />

pronto, die Kinder wollten ins Erdbeerdorf.<br />

Da kam die Idee: Vielleicht<br />

kann einer dieser Car-Sharing-<br />

Dienste helfen. WeShare klingt gut,<br />

da kann man mit e-Golfs zum Minutenpreis<br />

cruisen. Das Ganze sah unkompliziert<br />

aus, die Anmeldung ist<br />

es auch, nach wenigen Minuten war<br />

ich neu registriertes Mitglied.<br />

Das nächste Auto steht gleich an<br />

der Ecke, der Strom reicht noch für<br />

78 Kilometer, sagt die App. Bis zum<br />

Erdbeerdorfsind es 24 Kilometer pro<br />

Strecke, das müsste locker reichen.<br />

Wirsurren los.Bloß unser Kilometerpegel<br />

schrumpft beunruhigend<br />

schnell. Was, wenn die Batterie leer<br />

ist? Wo findet man die nächste Ladestation?<br />

In der Wustermark? Etwas<br />

hektisch durchsuche ich die FAQs in<br />

der App, darin steht: Ums Aufladen<br />

kümmertsich der Anbieter.Aber:Sobald<br />

der Kilometerstand unter 20<br />

fällt, bin ich in der Pflicht.<br />

Wirkommen gut hin und zurück,<br />

aber auf der Rückfahrt unterschreiten<br />

wir den Wert. Ich habe noch nie<br />

ein Elektroauto aufgeladen und nun<br />

viele Fragen: Wie lange dauert das?<br />

Muss ich daneben warten? Mit zwei<br />

übermüdeten Kleinkindern? Ichrufe<br />

die Hotline an, eine Melodie dudelt,<br />

ich warte, 5Minuten, 10 Minuten,<br />

dann meldet sich eine Frau. Siesagt:<br />

Ichsoll das Auto nur an der Ladestation<br />

anschließen, es bleibt dort stehen.<br />

Undwir?Wiekommen wir dann<br />

nach Hause? Dann soll ich mir einen<br />

weiteren E-Golf mieten, rät sie. Und<br />

wenn keiner in der Nähe ist? Mitzwei<br />

Kleinkindern ist man so flexibel wie<br />

ein Gebirge, da kann man solche<br />

Fragen nicht dem Zufall überlassen.<br />

Die Frau lacht nervös, dakönne sie<br />

mir nichts zu sagen.<br />

Mir schwant nun, dass man sich<br />

wohl stärker in die Mobilitätswende<br />

reinfuchsen muss, ehe man einfach<br />

lossurren kann. Aber zunächst muss<br />

ich nun eine Ladesäule finden. In<br />

den FAQsteht, man sollte sich eine<br />

weitere App holen, die zeigt alle Stationen<br />

an. Runtergeladen, registriert,<br />

voilà, da erscheint eine Karte<br />

mit lauter bunten Punkten.<br />

Einer davon in einem Gewerbegebiet<br />

knapp zwei Kilometer entfernt<br />

vonzuHause.Die Appteilt mir<br />

mir, was ich tun soll: Ladekarte aus<br />

dem Handschuhfach nehmen, Kabel<br />

aus dem Kofferraum holen… Aber<br />

da ist keines. Das Auto ist fast leer,<br />

geladen bin im Moment nur ich, erneut<br />

rufe ich das Callcenter an, es ist<br />

inzwischen dunkel, die Kinder jammern,<br />

„Mama, wie lange noch“,<br />

schließlich geht eine Frau dran, sie<br />

sagt: Das sei aber selten, dass so ein<br />

Kabel fehlt. Und nun? Ich soll das<br />

Auto abstellen, sagt sie, ein Servicemitarbeiter<br />

werdesich kümmern.<br />

Als wir in der Wohnung ankommen,<br />

blinkt das Handy noch einmal,<br />

WeSharewill noch was vonmir,eine<br />

Bewertung. Wir sind müde, erleichtert<br />

und wieder heiter, fünf Sterne,<br />

bitte,danke,dann ist endlich Ruhe.<br />

Mutmaßliche Drogenverkäufer am Görlitzer Park:Sie liefernder Polizei ein Katz-und-Maus-Spiel durch die Wohngebiete.<br />

Die Drogen, die Dealer,der Görli<br />

Wieder einmal wird heftig gestritten, wie dem Rauschgiftproblem in Berlin beizukommen ist<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Geht Berlin zu nachsichtig<br />

mit Drogenhändlern um?<br />

Mit seiner laschen Drogenpolitik<br />

ziehe die Stadt<br />

Rauschgiftdealer aus ganz Europa an,<br />

meint die CDU. BeiLeuten, die mit einer<br />

Cannabismenge bis 15 Gramm<br />

von der Polizei erwischt werden, sehen<br />

die <strong>Berliner</strong> Behörden von einer<br />

Strafverfolgung ab.Erst oberhalb dieser<br />

sogenannten Eigenbedarfsmenge<br />

drohen Strafen.<br />

Verdrängung in die Kieze<br />

Diese in Deutschland einmalig hohe<br />

Grenze müsse gesenkt werden, forderte<br />

CDU-Fraktionschef Burkard<br />

Dregger am Montag im Innenausschuss<br />

des Abgeordnetenhauses.<br />

„Alle anderen Bundesländer würden<br />

den Besitz von Rauschgift schon bei<br />

Mengen über fünf, sechs oder zehn<br />

Gramm bestrafen. „15 Gramm sind<br />

eine Händlermenge“, so Dregger.<br />

Viele Dealer befänden sich in Asylverfahren<br />

in anderen Ländern und kämen<br />

nach Berlin, weil es hier für sie<br />

attraktiv sei. „Berlin verkommt zum<br />

Magneten für Rauschgifthändler.“<br />

Von2015 bis 2017 galt unter dem<br />

damaligen CDU-Innensenator im<br />

Görlitzer Park eine Null-Toleranz-<br />

Strategie: Schon wer dort mit einer<br />

Cannabismenge von0,01 Gramm ertappt<br />

wurde, bekam ein Strafverfahren.<br />

Dasband erhebliche Kapazitäten<br />

bei Polizei und Staatsanwaltschaft.<br />

Doch immerhin, darauf verweist die<br />

CDU, seien innerhalb von 18Monaten<br />

511 Dealer verurteilt worden. Der<br />

Nachteil: Dealer wichen in benachbarte<br />

Wohngebiete aus. Schon ein<br />

Wechsel auf die gegenüberliegende<br />

Seite der Görlitzer Straße genügte,um<br />

der Null-Toleranz-Regel zu entgehen.<br />

Die Händler machten weiter im<br />

Wrangelkiez, an der Warschauer Brücke,<br />

imSchlesischen Busch in Treptow.<br />

Auch die U-Bahnhöfe Boddinund<br />

Schönleinstraße sind heute<br />

Treffs von Dealern und teils schwer<br />

kranken Drogenkonsumenten.<br />

An diesen Auswirkungen änderte<br />

sich nichts, als die neue Regierungskoalition<br />

aus SPD, Linken und Grünen<br />

die Null-Toleranz-Bestimmung<br />

aufhob. Danach stieg auch die Zahl<br />

von Körperverletzungen, Rauben<br />

und Taschendiebstählen, die mit<br />

Drogenhandel einhergehen.<br />

Weil immer mehr Rauschgifthändler<br />

immer mehr Straßen bevölkern,<br />

will die CDU nun also die Regeln<br />

für den EigenbedarfinganzBerlin<br />

senken, damit die Polizei besser<br />

handeln kann. DieAfD stimmte dem<br />

CDU-Antrag im Innenausschuss zu,<br />

die FDP enthielt sich.<br />

SPD,Linke und Grüne lehnten ihn<br />

selbstredend ab. „Drogenhandel<br />

kann nicht mit einerVerschärfung der<br />

Gesetze bewältigt werden“, argumentierte<br />

Innensenator Andreas Geisel<br />

(SPD). „Es handelt sich um ein gesamtgesellschaftliches<br />

Problem, das<br />

allein mit Polizei nicht zu lösen ist.“<br />

Die Null-Toleranz-Strategie habe die<br />

Verdrängungstendenzen befeuert.<br />

„Von daher ist es nicht zu verstehen,<br />

warum die gescheiterte Strategie nun<br />

wieder hervorgeholt wird. Wir hätten<br />

dann erhebliche Belastung mit der<br />

Bearbeitung vonBagatellverfahren.“<br />

Selbstverständlich sei das eine<br />

Mehrbelastung, argumentiert die<br />

CDU. Dafür müsse das Personal bereitgestellt<br />

werden. „Es gibt Frauen,<br />

die sich nicht mehr aus dem Haus<br />

trauen“, sagt Kurt Wansner,CDU-Abgeordneter<br />

aus Kreuzberg. In Richtung<br />

Linke und SPD sagte er:„Gucken<br />

Sie indie Augen der Kinder, die drogenabhängig<br />

sind. Anwohner sagen,<br />

dass sie keine Verbesserung erleben<br />

und überlegen, wegzuziehen, solange<br />

sie eine Bezirksbürgermeisterin<br />

haben, die für Drogenhändler Fußballturniereveranstaltet.“<br />

Niklas Schrader (Linke) warf der<br />

CDU „billige Parolen“ vor. „Bei der<br />

Null-Toleranz-Zone florierte der Drogenhandel<br />

nach wie vor. Deshalbwar<br />

es völlig richtig, das abzuschaffen<br />

und auf eine neue Strategie zu setzen.<br />

Die Eigenbedarfsgrenze zu senken,<br />

ist ein schädlicher Weg.“ So gut wie<br />

alle Akteure in Einrichtungen und<br />

freien Trägern der Suchthilfe befürworteten<br />

die Entkriminalisierung, so<br />

Schrader. Auf dem Schwarzmarkt<br />

gebe es keinen Jugendschutz, sondern<br />

nur über kontrollierte Abgabe<br />

von Cannabis und massiver Verstärkung<br />

vonPrävention und Therapie.<br />

StärkerePolizeipräsenz<br />

Polizeichefin BarbaraSlowik baut auf<br />

die neue Brennpunkteinheit, die seit<br />

Jahresbeginn im Görlitzer Park und<br />

anderen Schwerpunkten unterwegs<br />

ist.„Das Ziel ist dieWiederherstellung<br />

der Wohn- und Lebensqualität der<br />

Anwohnerinnen und Anwohner“,<br />

sagte sie.Die Truppe leistete laut Geisel<br />

im Görlitzer Park vom2.bis 20. Januar<br />

fast 3000 Arbeitsstunden. Die<br />

Dealer würden den erhöhten Druck<br />

als störend empfinden, meint er.<br />

Im Dezember nahm eine ämterübergreifende<br />

Arbeitsgruppe zum<br />

Görlitzer Park und dessen Umgebung<br />

ihreArbeit auf. Darinwerdengesundheitliche,städtebauliche<br />

und polizeiliche<br />

Fragen besprochen. Im März,<br />

bevor die Freiluft-Saison wieder losgeht,<br />

sollen erste Ideenvorliegen, was<br />

man gegen das Drogenproblem tun<br />

könnte.<br />

In Berlin wurden mehr Autos abgeschleppt<br />

Polizei und Ordnungsämter ließen mehr Fahrzeuge umsetzen. Der Senat soll sich für höhere Bußgelder einsetzen<br />

InBerlin wird konsequenter gegen<br />

Falschparker vorgegangen. Im vergangenen<br />

Jahr ließ die Polizei nach<br />

Angaben von Innensenator Andreas<br />

Geisel (SPD) 36 957 Autos abschleppen.<br />

Die Ordnungsämter ließen<br />

29 789 Autos umsetzen. Im Vorjahr<br />

lagen die Zahlen bei 33 464 beziehungsweise<br />

bei 26 789 Fahrzeugen.<br />

Wie Geisel im Innenausschuss<br />

mitteilte, wurden wegen verkehrswidrigen<br />

Haltens und Parkens in<br />

zweiter Reihe 64 265 Anzeigen durch<br />

Polizei und Ordnungsämter geschrieben.<br />

2018 waren es 60 939 Anzeigen.<br />

Geisel kündigte an, künftig<br />

noch stärker gegen Autofahrer vorzugehen,<br />

die in zweiter Reihe, auf<br />

Busspuren und Radwegen stehen.<br />

Auch dieVerkehrsbetriebe (BVG)sollen<br />

mehr Personal erhalten, um gegen<br />

Falschparker auf ihren Fahrspurenaktiv<br />

zu werden.<br />

In dem von den drei Regierungsparteien<br />

eingebrachten Antrag<br />

wurde der Senat aufgefordert, eine<br />

Bundesratsinitiativemit dem Ziel zu<br />

starten, die Bußgelder für Falschparker<br />

deutlich zu erhöhen. Im Rahmen<br />

eines Schwerpunktmonats –beste-<br />

hend aus einer Präventiv- und einer<br />

Repressiv-Woche –soll das Bewusstsein<br />

vonAutofahrernzur Einhaltung<br />

der Straßenverkehrsordnung geschärft<br />

werden, etwa durch Werbekampagnen<br />

und Flyer.<br />

Darüber hinaus soll in diesem Zusammenhang<br />

eine Ausweitung hoheitlicher<br />

Rechte zur Anordnung<br />

von Fahrzeugumsetzungen auf Mitarbeiter<br />

der BVGund Mitarbeiter der<br />

Parkraumüberwachunggeprüft werden.<br />

Bis Ende März soll der Senat<br />

dem Abgeordnetenhaus über die<br />

Maßnahmen berichten.<br />

ERIC RICHARD<br />

Der Vorsitzende des Innenausschusses,<br />

Peter Trapp (CDU) kritisierte<br />

am Rande der Ausschusssitzung,<br />

dass Polizeiangestellte des<br />

Zentralen Objektschutzes (ZOS) in<br />

dem Antrag nicht berücksichtigt<br />

seien.<br />

Wenn etwa die Behindertenparkplätze<br />

vor dem Abgeordnetenhaus<br />

durch Unberechtigte belegt sind<br />

oder Autos verbotenerweise vorBotschaften<br />

parken, müssen die ZOS-<br />

Angestellten Vollzugsbeamte der Polizei<br />

rufen, die das Abschleppen anordnen.<br />

(kop.)<br />

NACHRICHTEN<br />

Noch kein Entscheid über<br />

Karl-Marx-Allee-Grünstreifen<br />

Dervon der Verkehrsverwaltung angekündigte<br />

Grünstreifen auf der<br />

Karl-Marx-Allee wirdvorerst noch<br />

nicht angelegt. DieBauarbeiten dort<br />

gingen voran, aber nur so weit, dass<br />

auf dem Mittelstreifen noch alles<br />

möglich sei, teilte ein Sprecher am<br />

Montag mit. „Es gibt keine Vorfestlegungen,<br />

alle Optionen bleiben auf<br />

dem Tisch.“ Dazu zähle auch die für<br />

Parkplätze. DieSenatsvewaltung<br />

halte an den Plänen für den Grünstreifen<br />

fest, wolle sich voreiner endgültigen<br />

Entscheidung aber mit der<br />

Kulturverwaltung abstimmen, das<br />

passierederzeit. DieKulturverwaltung<br />

soll beteiligt werden, weil die<br />

Gestaltung der Karl-Marx-Allee Auswirkungen<br />

auf eine mögliche Weltkulturerbe-Bewerbung<br />

Berlins haben<br />

könnte.Außerdem ist für den<br />

10. Februar ein Bürgerdialog zu dem<br />

Thema geplant. (dpa)<br />

Goldmünzen-Prozess:<br />

Anwälte wollen Freispruch<br />

Im Prozess um den Diebstahl einer<br />

millionenschweren Goldmünzeaus<br />

dem Bode-Museum haben die Anwälte<br />

eines 25-jährigen Angeklagten<br />

Freispruch gefordert. Gegen ihren<br />

Mandanten würden keinerlei Beweismittel<br />

vorliegen, hieß es am<br />

Montag zu Beginn der Verteidiger-<br />

Plädoyers nach rund einjähriger Verhandlung.<br />

DieStaatsanwaltschaft<br />

hat voreiner Wocheauf Haftstrafen<br />

vonfünf bis sieben Jahren gegen die<br />

vier Angeklagten plädiert. EinUrteil<br />

könnte nach Gerichtsplanungen am<br />

20. Februar verkündet werden. (dpa)<br />

Staus zum Beginn der<br />

Winterferien erwartet<br />

Vordem Beginn der Winterferien an<br />

diesem Wochenende müssen sich<br />

Reisende auf Staus einstellen. Besonders<br />

betroffen seien Straßen und<br />

Autobahnen Richtung Alpen und bei<br />

guter Schneelage auch die Routen<br />

zum Mittelgebirge,teilte der ADAC<br />

mit. Mehr Zeit einplanen sollten<br />

Fahrer auf dem WegRichtung Österreich,<br />

Italien und Schweiz. (dpa)<br />

5500 Bedürftige mit Essen<br />

von Grüner Woche versorgt<br />

Die<strong>Berliner</strong> Tafel hat auf der Grünen<br />

Woche elf Tonnen Lebensmittel eingesammelt<br />

und an etwa 5500 Bedürftige<br />

weitergegeben. Wiedie<br />

Hilfsorganisation mitteilte,brachten<br />

rund 180 Ehrenamtler jeden Tag<br />

nach Messeschluss übrig gebliebene<br />

Brötchen, Bouletten, Kuchen und<br />

Eintöpfe zu 25 sozialen Einrichtungen,<br />

etwa zu Obdachlosenunterkünften,Wohnheimen<br />

und Notübernachtungen.<br />

(dpa)<br />

Kostproben gehören zur Grünen Woche,<br />

die Reste holte die „Tafel“. XTHOMAS UHLEMANN


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

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Berlin<br />

Berlins Bahnen und Busse sollen attraktiver werden –und gleichzeitig günstiger.Geht das?<br />

IMAGO<br />

Wiebillig geht gut?<br />

Streitfall ÖPNV:Die Grünen werfen der SPD Populismus vor,die SPD den Grünen „Klientelpolitik“, die Linken halten sich zurück –und Berlin wartet<br />

VonAnnika Leister und Elmar Schütze<br />

Die Grünen sind genervt<br />

vom eigenen Koalitionspartner.<br />

Populismus<br />

werfen sie der SPD vor,<br />

eine verschwenderische Politik nach<br />

dem „Gießkannen“-Prinzip, dazu<br />

dasVerbreiten einer schädlichen Debattenkultur<br />

in der rot-rot-grünen<br />

Koalition. DerGrund: die SPD-Klausur<br />

an diesem Wochenende in Nürnberg<br />

–und die dort gehaltenen Reden<br />

und Beschlüsse der Sozialdemokraten,<br />

besonders die Forderung<br />

nach dem Ausbau des <strong>Berliner</strong><br />

U-Bahnnetzes und einem BVG-Jahresticket,<br />

das <strong>Berliner</strong> nur 365 Euro<br />

kosten soll.<br />

„Das klingt sozial, ist es aber<br />

nicht“, kritisiert Grünen-Fraktionschefin<br />

Antje Kapek. Die SPD fordere<br />

den extrem teuren Ausbau der<br />

U-Bahn und wolle mit dem kostengünstigen<br />

BVG-Ticket gleichzeitig<br />

die Einnahmen für die Verkehrsbetriebe<br />

schmälern. „Das ist nicht nur<br />

ein Widerspruch, das ist Politik mit<br />

der Gießkanne auf Kosten derer, die<br />

es wirklich brauchen.“<br />

Die Grünen haben aber noch ein<br />

anderes Problem mit der SPD: Die<br />

setzt mit ihren Klausuren nämlich<br />

immer wieder neue Höhepunkte der<br />

Dissonanz in der ohnehin streitfreudigen<br />

Dreierkoalition, die Grüne und<br />

Linke regelmäßig zu Wutanfällen<br />

bringen. DieSozialdemokraten nehmen<br />

wenig bis keine Rücksicht auf<br />

Koalitionsetikette und schießen auf<br />

offener Bühne mitVorliebe gegen die<br />

eigenen Partner.<br />

Besonders häufig sind dabei die<br />

Grünen und ihreVerkehrspolitik Angriffsziel.<br />

Jüngste Beispiele von der<br />

SPD-Klausur: „Klientelpolitik“ und<br />

einen verbissenen Kampf gegen das<br />

Auto werfen hochrangige Sozialdemokraten<br />

wie Michael Müller und<br />

Raed Saleh der Ökopartei einerseits<br />

vor und prangern andererseits Stillstand<br />

in der Senatsverkehrsverwaltung<br />

an, die von der Grünen Regine<br />

Günther geleitet wird. Die Parteien<br />

stehen dabei auch für zwei große<br />

Wählerschichten in Berlin, die sie jeweils<br />

zu erreichen versuchen: Die<br />

SPD adressiert besonders Pendler<br />

und Wenigverdienende in den Außenbezirken,<br />

die Grünen jene, die<br />

kein Auto fahren.<br />

„Schön, dass die SPD beim<br />

Thema Klimaschutz endlich aufgewacht<br />

ist und Butter bei die Fische<br />

packen will“, kommentiert die<br />

zweite Grünen-Fraktionsvorsitzende<br />

Silke Gebel die Schelte von<br />

den Sozialdemokraten. „Aber dicke<br />

Luft bringt den Klimaschutz kein<br />

Stück weiter.“ Seitdem die Grünen<br />

das Verkehrsressort leiten, würde<br />

dort soviel investiert wie nie zuvor.<br />

Dabei müssten die Grünen ausbaden,<br />

was die vorangegangene große<br />

Koalition –und allen voran auch die<br />

SPD – in den vergangenen Jahren<br />

verpasst hätten.<br />

Ein klares Nein für Müllers 365-<br />

Euro-Ticket also von den Grünen,<br />

auch die Linken halten sich zurück,<br />

fragen konkret nach der Finanzierung.<br />

Die ist das größte Problem beim<br />

Umbau des ÖPNV. Denn die Politik<br />

steckt hier in einem Teufelskreis fest:<br />

DieBVG braucht Milliarden, um den<br />

ÖPNV auszubauen. Dafür bräuchte<br />

sie mehr Kunden und mehr Einnahmen.<br />

Dafür aber müsste sie häufiger<br />

fahren und attraktiver sein. Und dafür<br />

wiederum müsste die BVG Milliarden<br />

investieren. Wir haben die<br />

sechs Parteien gefragt, wie sie diesem<br />

Teufelskreis entkommen wollen<br />

und wie sie sich Berlins ÖPNV in Zukunft<br />

vorstellen.<br />

2,40 EUR<br />

BLZ/HECHER (6)<br />

Die Linke will Unternehmen<br />

mitbezahlen lassen<br />

Grundsätzlich gut“ finden die<br />

Linken Müllers Vorschlag eines<br />

365-Euro-Tickets. Auch die Linke<br />

will, dass die Abo-Preise sinken, um<br />

mehr <strong>Berliner</strong> in Bus und Bahn zu<br />

bringen. Schon 2015 forderte sie ein<br />

ähnliches Konzept: eine „Öffi-Flatrate“,<br />

die 30 Euro pro Monat kosten<br />

sollte –pro Jahr wären das sogar fünf<br />

Euro weniger als Müllers Ticket.<br />

Aber:„Vorher muss kräftig in den Öffentlichen<br />

Personen-Nahverkehr investiert<br />

werden“, sagt Harald Wolf,<br />

Verkehrsexperte der Partei. Es brauche<br />

mehr Wagen, engere Taktzeiten<br />

und einen Ausbau der Strecken.<br />

Die Kosten für den Ausbau will<br />

die Linke durch eine neue Einnahmequelle<br />

decken: „Wir versprechen<br />

uns einiges von einer Nahverkehrsabgabe<br />

durch Unternehmen, wie es<br />

in Frankreich zum Beispiel üblich<br />

ist“, so Wolf. In Frankreich zahlen<br />

Unternehmen mit mehr als zehn<br />

Mitarbeitern die Verkehrssteuer. Sie<br />

kann bis zu ein Prozent der Lohnund<br />

Gehaltskosten betragen, die Erträge<br />

fließen zweckgebunden direkt<br />

in die lokalen Streckennetze. In Berlin<br />

hat die rot-rot-grüne Koalition<br />

sich die Idee schon 2016 in den Koalitionsvertrag<br />

geschrieben, die Senatsverkehrsverwaltung<br />

hat dazu<br />

Gutachten in Auftrag gegeben. Die<br />

Ergebnisse aber stehen noch aus.<br />

Die Grünen bitten Touristen<br />

und Autofahrer zur Kasse<br />

Die Grünen kritisieren die SPD<br />

für das 365-Euro-Ticket scharf:<br />

zu teuer, nicht durchdacht, populistisch<br />

sei die Idee –und am Ende auch<br />

noch unsozial, weil sie der BVG das<br />

Geld raube,umdortauszubauen, wo<br />

es wirklich mangele.<br />

Bevorsie den Preis der Tickets für<br />

die Fahrgäste nach unten drehen,<br />

wollen die Grünen erst für neue Einnahmequellen<br />

sorgen – und sind<br />

bisher die einzigen in Regierung wie<br />

Opposition, die Ideen vorbringen,<br />

die noch nicht im Koalitionsvertrag<br />

von 2016 stehen. Doch: Die Ideen<br />

der Grünen sind hoch umstritten.<br />

Erstens wollen die Grünen eine<br />

Citymaut einführen. Jeder, der den<br />

Innenstadt-Ring mit einem Benziner<br />

oder Diesel befährt, soll also eine Gebühr<br />

bezahlen. Zweitens soll das<br />

Parken teurer werden und die Parkraumbewirtschaftung<br />

auch auf Teile<br />

der Stadt ausgedehnt werden, die<br />

bisher nicht zahlen müssen. Drittens<br />

wollen die Grünen Touristen eine<br />

höhere Übernachtungssteuer zahlen<br />

lassen, dafür sollen sie ein BVG-<br />

Ticket erhalten –obsie es nutzen<br />

oder nicht. DieEinnahmen aus allen<br />

drei Ansätzen – Citymaut, Parken,<br />

Touristen-Ticket –sollen nach dem<br />

Wunsch der Grünen direkt in den<br />

Ausbau des Streckennetzes und<br />

neue Busse und Bahnen fließen.<br />

Die SPD will neue Fördertöpfe<br />

des Bundes erschließen<br />

Die Idee für das 365-Euro-Ticket<br />

wurde vom Regierenden Bürgermeister<br />

Michael Müller (SPD)<br />

selbst geboren. In seiner Partei gibt<br />

es durchaus kritische Stimmen dazu,<br />

die blieben auf der Fraktionsklausur<br />

am Wochenende allerdings stumm.<br />

Beider Frage danach, wie die BVG<br />

die entstehenden Finanzlöcher<br />

stopfen und dabei gleichzeitig das<br />

Netz ausbauen soll, gehen die Sozialdemokraten<br />

bisher nur einen alten<br />

Weg: Man müsse neue Fördertöpfe<br />

auf Bundesebene erschließen, sagt<br />

Tino Schopf, Verkehrsexperte der<br />

Partei. DasGemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz<br />

zum Beispiel sei vom<br />

Bundesverkehrsministerium um<br />

Hunderte Millionen Euro massiv<br />

aufgestockt worden, hier müsse man<br />

rasch entsprechende Projekte anmelden.<br />

Recht praktisch: Für das Anmelden<br />

und Antragstellen ist dieVerkehrsverwaltung<br />

zuständig – und<br />

mit Senatorin Regine Günther eine<br />

Grüne.Die Kritik am Plan der SPD ist<br />

schon jetzt, dass Förderungen des<br />

Bundes immer zeitlich begrenzt sind<br />

– das 365-Euro-Ticket aber dauerhaft<br />

angeboten werden soll.<br />

Außerdem will auch die SPD die<br />

Parkraumbewirtschaftung ausweiten.<br />

Andere Maßnahmen, wie Citymaut<br />

oder Touristenticket, lehnt sie<br />

bisher aber strikt ab.<br />

Die CDU will U-Bahnlinien<br />

verlängern<br />

Die Frage könnte so einfach sein:<br />

365-Euro-Ticket –jaoder nein?<br />

Doch die CDU ist sich noch nicht einig:<br />

„Mehrheitlich“ sei die CDU für<br />

das stark vergünstigte Jahresticket,<br />

sagt Oliver Friederici, verkehrspolitischer<br />

Sprecher der Partei. Vielleicht<br />

hat die Zerrissenheit der Christdemokraten<br />

auch zu tun mit einer Erkenntnis,<br />

die man in der SPD so<br />

deutlich lieber nicht ausspricht:<br />

„Das wird wohl nur steuerfinanziert<br />

möglich sein“, so Friederici.<br />

Er kritisiert außerdem einen zu<br />

hohen Preisunterschied zwischen<br />

den Zonen B(Außenbezirke) und C<br />

(Umland) im Preisgefüge des <strong>Berliner</strong><br />

Nahverkehrs. Die Preise sollten<br />

angeglichen werden, so Friederici,<br />

und das günstige <strong>Berliner</strong> Tarifgebiet<br />

AB „zwei oder drei S-Bahnstationen<br />

weit nach Brandenburgausgedehnt“<br />

werden, damit auch Pendler in Zukunft<br />

Anreiz haben, ihr Auto stehen<br />

zu lassen.<br />

Ebenfalls auf dem Wunschzettel<br />

der CDU: Fünf U-Bahnlinien sollen<br />

verlängert werden. Hier stimmt die<br />

mit ihrem alten Koalitionspartner<br />

SPD überein: Deren Fraktionschef<br />

Raed Saleh hat den U-Bahnausbau<br />

gerade zum neuen Wahlkampfthema<br />

erklärt –und sich damit klar<br />

gegen Linke und Grüne positioniert,<br />

die den U-Bahnausbau ablehnen.<br />

Die AfD setzt auf<br />

Mitfahrerparkplätze<br />

Die AfD setzt beim Thema BVG-<br />

Ausbau scheinbar auf magisches<br />

Denken: Manmuss es sich nur<br />

stark genug wünschen, dann wird<br />

das schon irgendwie Realität.<br />

Die aktuellen Ticketpreise seien<br />

zu hoch und stiegen auch noch<br />

„quasi jährlich“, sagt Frank Scholtysek,<br />

Verkehrsexperte der Partei. „Das<br />

gefällt uns nicht, weil es den ÖPNV<br />

unattraktiv macht.“ Auch von Michael<br />

Müllers 365-Euro-Ticket hält<br />

die AfD nichts –das würde vielleicht<br />

den Einzelnen entlasten, ansonsten<br />

aber entweder für Löcher in den Kassen<br />

der BVGsorgen oder müsste mit<br />

Steuergeldern ausgeglichen werden.<br />

„Beides lehnen wir ab“, so Scholtysek.<br />

Wasaber bleibt dann noch? „Es<br />

bleibt nur, dass der ÖPNV einfach<br />

wesentlich attraktiver wird“, sagt<br />

Scholtysek. Klassischer Zirkelschluss,magisches<br />

Denken eben.<br />

Ansonsten will die AfD die Zahl<br />

der Park-and-Ride-Parkplätze stärker<br />

ausbauen –und das im Umland,<br />

den Außenbezirken sowie in direkter<br />

Nähe der <strong>Berliner</strong> Innenstadt, am S-<br />

Bahnring. „In Hamburg gibt es ein<br />

Modell, bei dem man mit dem Ticket<br />

für den Öffentlichen Nahverkehr automatisch<br />

einen festen Park-and-<br />

Ride-Stellplatz erhält“, sagt Scholtysek.<br />

„Warum geht das in Berlin<br />

nicht?“<br />

Die FDP will ein Ticket für<br />

die Mittelstrecke<br />

Die FDP lehnt das 365-Euro-Ticket<br />

rundherum ab. Erstens,<br />

weil die BVG es sich nicht leisten<br />

könne, die Einnahmen zu verlieren,<br />

sagt FDP-Verkehrsexperte Henner<br />

Schmidt. Zweitens aber auch, weil es<br />

gar nicht erwiesen sei, dass ein günstigeres<br />

Angebot überhaupt dafür<br />

sorge, dass mehr Menschen auf die<br />

Öffentlichen umsteigen. Dasaber sei<br />

ja Müllers Ziel.<br />

Kritik am Ticketsystem der BVG<br />

hat die FDP aber durchaus: So ist<br />

nach ihrem Geschmack etwa die Lücke<br />

zwischen einem Kurzstrecken-<br />

Ticket (drei Stationen mit S- oder U-<br />

Bahn für 1,90 Euro) und einem Einzelfahrschein<br />

AB (90 Minuten in eine<br />

Richtung für 2,90 Euro)zugroß. „Wir<br />

können uns ein Mittelstrecken-Ticket<br />

vorstellen, das dann zum Beispiel<br />

zehn Bushaltestellen und vielleicht<br />

sechs U- oder S-Bahnstation<br />

abdecken würde und 2,40 Euro kosten<br />

könnte“, so Schmidt.<br />

Alternativ könnte auch darüber<br />

nachgedacht werden, den Einzelfahrschein<br />

AB wieder zwei Stunden<br />

gelten zu lassen sowie den Preisunterschied<br />

zwischen einem Jahresticket<br />

für die Tarifzonen AB und ABC<br />

zu reduzieren. Wiedie AfD hält auch<br />

die FDP es für denkbar, ein ABC-Ticket<br />

mit einem Park-and-Ride-Parkplatz<br />

zu kombinieren.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 11<br />

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Berlin<br />

Polizei ertappt<br />

mehr als 50<br />

Dieselsünder<br />

Fahrverbote in Innenstadt<br />

gelten seit dem 20. Januar<br />

Seit Inkrafttreten der Dieselfahrverbote<br />

in Berlin hat die Polizei<br />

bis zum 20. Januar 51 Verstöße auf<br />

den betroffenen Straßen festgestellt<br />

und geahndet. Bei mehr als der<br />

Hälfte davon handelte es sich um<br />

Verstöße von Autofahrern, bei neun<br />

um solche von Lastwagenfahrern,<br />

teilte die Polizei mit. Es wurden Verwarngelder<br />

zwischen 20 und 75 Euro<br />

verhängt.<br />

Nach mehreren Verzögerungen<br />

gelten die Dieselfahrverbote auf<br />

mehreren Straßen in den Bezirken<br />

Mitte und Neukölln seit etwa Ende<br />

November. Die bereits im Juli beschlossenen<br />

Verbote gelten für ältere<br />

Diesel-Autos und -Lastwagen bis<br />

einschließlich Abgasnorm Euro 5.<br />

Die fraglichen Straßenabschnitte<br />

umfassen insgesamt 2,9 Kilometer<br />

und damit nur einen kleinen Teil des<br />

5450 Kilometer langen Netzes.<br />

Neben stichprobenartigen Kontrollen,<br />

die die Beamten während ihres<br />

Streifendienstes durchführten,<br />

seien auf der Leipziger Straße sowie<br />

der Silbersteinstraße bis zum 20. Januar<br />

an zwei Tagen Kontrollstellen<br />

eingerichtet worden, teilte die Polizei<br />

weiter mit. Wie viele Fahrzeuge<br />

bislang insgesamt kontrolliert wurden,<br />

wurde zunächst nicht bekannt.<br />

Immer wieder gab es in der Vergangenheit<br />

Kritik, dass die Verbote<br />

aufgrund der mangelnden Personalausstattung<br />

der Polizei nicht durchgesetzt<br />

werden könnten. „Unter diesen<br />

Voraussetzungen wird esnicht<br />

über medienwirksame Großeinsätze<br />

hinausgehen“, hatte etwa die Gewerkschaft<br />

der Polizei moniert. (dpa)<br />

Herr Gysi, Berlin will Tempo 30 in der<br />

ganzen Stadt einführen und macht<br />

sich für Tempo 130 auf Autobahnen<br />

stark. Welche Rolle spielt Geschwindigkeit<br />

in Ihrem Leben?<br />

Wenn man viele Termine schaffen<br />

soll und will, ist man mitunter zügig<br />

unterwegs. Als ich meinen Pilotenschein<br />

hatte, war das auch mit dem<br />

nötigen Tempo verbunden – sonst<br />

hebt das Flugzeug bekanntlich nicht<br />

ab. Geschwindigkeit gehört also zu<br />

meinem Leben.<br />

Waswar Ihre Höchstgeschwindigkeit<br />

hinterm Steuer,wie fühlte es sich an?<br />

Daskann ich gar nicht sagen, weil<br />

ich meist nicht hinterm Steuer sitze,<br />

was nach hoher Belastung auch besser<br />

ist. Aber ich bin generell kein<br />

ängstlicher Typ, was wohl auch an<br />

meiner mangelnden Vorstellungskraft<br />

liegt. Ich achte kaum drauf.<br />

Selbst fahreich allerdings nie schneller<br />

als 140 km/h, weil ich das Auto<br />

beherrschen und nicht von ihm beherrscht<br />

werden will.<br />

Wiewar es mit Tempo 100 in der DDR?<br />

Ich erinnere mich. Ich glaube<br />

aber, dass der Staat damals mit der<br />

Blitzerei nicht so viel verdient hat,<br />

weil viele Autos ohnehin nicht sehr<br />

viel schneller fahren konnten und<br />

viele Straßen auch nicht dafür geeignet<br />

waren. Staumeldungen gab es im<br />

Radio nicht, sie waren auch nur selten<br />

erforderlich.<br />

Der ADAC hat Anfang der 70er-Jahre<br />

mit dem Slogan „Freie Fahrt für freie<br />

Bürger“ die Hoheit über die Stammtische<br />

erobert und die damalige Bundesregierung<br />

zur Rücknahme von<br />

Tempo 100 auf den Autobahnen gezwungen.<br />

Jetzt hat der Verein seinen<br />

Widerstand gegen Tempo 130 aufgegeben.<br />

EinVersuch, das Auto als solches<br />

zu retten? EinTriumph Gretas?<br />

Wenn Freiheit wirklich im Geschwindigkeitsrausch<br />

läge, wären<br />

alle anderen europäischen Staaten<br />

mit ihren Tempolimits vollständig<br />

unfrei.Vielleicht ist auch beim ADAC<br />

Die Interview-Kolumne<br />

Eine Curry<br />

mit Gysi<br />

Die Chefredakteure Jochen Arntz und<br />

Elmar Jehn reden jede Wochemit Gregor Gysi –<br />

über das, was die Stadt, das Land und<br />

die Welt bewegt. Ein paar Minuten nur,solange<br />

man eben zusammensteht für<br />

eine Curry am Mittag.<br />

Unser Thema in dieser Woche:<br />

Das Tempo in der Stadt und auf Autobahnen<br />

Elmar Jehn (l.), Gregor Gysi und Jochen Arntz<br />

angekommen, dass der Rest Europas<br />

mit einem Tempolimit gut fährt. Und<br />

wer ein bisschen weiter denkt, kann<br />

schon jetzt erkennen, dass die Entwicklung<br />

des individuellen Verkehrs<br />

hin zu E- oder besser Wasserstoff-<br />

Mobilität und automatisiertem Fahren<br />

ohne eine Geschwindigkeitsbegrenzung<br />

nicht funktionieren wird.<br />

Viele ADAC-Mitglieder sind empört.<br />

Verstehen Sie Autofahrer, die weiter<br />

ihrePSauskitzeln wollen?<br />

Durchaus, Geschwindigkeit beherrschen<br />

zu können, hat seinen<br />

Reiz. Aber die Unfallstatistiken zeigen<br />

eben auch, dass mit wachsender<br />

Geschwindigkeit die Häufigkeit und<br />

Schwere von Unfällen zunimmt, für<br />

Unschuldige, aber auch für jene, die<br />

übermäßig schnell fahren.<br />

Wir leben in rasanten Zeiten. Sollten<br />

wir es nicht grundsätzlich etwas<br />

langsamer angehen lassen?<br />

Ein frommer Wunsch in einer<br />

Zeit, da in Millisekunden Milliarden<br />

Euro virtuell um den Globus gejagt<br />

werden. Andererseits wird immer<br />

deutlicher, dass das kapitalistische<br />

Wachstumsprinzip, das auch Geschwindigkeit<br />

als Wesenskern enthält,<br />

dabei ist, die menschliche Existenz<br />

zu gefährden. Langsamkeit hilft<br />

auch, den Ressourcenverbrauch zu<br />

reduzieren. Aber es ist nicht leicht,<br />

mit Gewohnheiten zu brechen. Der<br />

Norden ist generell langsamer, was<br />

ich im Urlaub dortgenieße.<br />

Wenn die sprichwörtliche gute FeeIhnen<br />

drei andere Limit-Wünsche gewährte,<br />

welche wären das?<br />

EinLimit fürWaffenexporte,damit<br />

an Kriegen nicht mehr so viel verdient<br />

wird; ein Limit für Finanztransaktionen,<br />

damit die Realwirtschaft aus der<br />

Abhängigkeit vomBörsenwertbefreit<br />

wird; ein Null-Limit für Rassismus<br />

und Antisemitismus, damit wir der<br />

wichtigsten Forderung unseres<br />

Grundgesetzes, wonach die Würde<br />

des Menschen unantastbar sein soll,<br />

deutlich näher rücken.<br />

SPD verlängert<br />

Ultimatum an<br />

Baustadtrat<br />

Landesrechnungshof prüft<br />

Florian Schmidts Akten<br />

Bis Montag 12 Uhr hatte die SPD<br />

in Friedrichshain-Kreuzberg<br />

dem grünen Baustadtrat Florian<br />

Schmidt Zeit gegeben, die Akten<br />

zum Vorkaufsrecht der Genossenschaft<br />

„Diese eG“ für Wohnungen in<br />

der Rigaer Straße vollständig vorzulegen<br />

und die Vollständigkeit eidesstattlich<br />

zu erklären. Andernfalls sei<br />

sein Rücktritt unvermeidlich. Doch<br />

nun hat die SPD dieses Ultimatum<br />

ausgesetzt. Das sagte Fraktionschef<br />

Sebastian ForckamMontag.<br />

Schmidt wird vorgeworfen, die<br />

bewussten Akten nur unvollständig<br />

zur Verfügung gestellt und das nicht<br />

kenntlich gemacht zu haben. Das<br />

Büro des Baustadtrats habe mitgeteilt,<br />

dass die Akten bis auf weiteres<br />

nicht einsehbar seien, weil der Landesrechnungshof<br />

sie prüfe,soForck.<br />

Eine Sprecherin des Landesrechnungshofs<br />

bestätigte,dass dieser die<br />

Akten seit Montag in Augenschein<br />

nehme. Forck sagte, das Ultimatum<br />

verschiebe sich daher „auf unbestimmte<br />

Zeit“. Die Forderung der<br />

SPD, dass die Akten vollständig sein<br />

müssten, bleibe bestehen, so Forck.<br />

Manbegrüße aber die Prüfung durch<br />

den Landesrechnungshof.<br />

Nach Darstellung der Sozialdemokraten<br />

hatte Schmidt in einer gemeinsamen<br />

Fraktionssitzung von<br />

Grünen, SPD und Linken am 13. Januar<br />

erklärt, er habe verhindernwollen,<br />

dass „die Inhalte von Akten von<br />

CDU und FDP instrumentalisiert“<br />

würden. Solche Äußerungen seien<br />

grob demokratiefeindlich. Auch in<br />

dem Punkt bestehe noch Aufklärungsbedarf.<br />

(dpa)<br />

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Schlesiens liebevoll<br />

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heute zu den schönsten<br />

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die Altstadt, aber auch<br />

die Dominsel beeindruckt<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Einbrecher erwischt.<br />

Polizisten haben in der Nacht zum<br />

Montag einen Mann in Lichterfelde<br />

festgenommen. Kurz vor1Uhr<br />

stellte ein 57-jähriger Bewohner eines<br />

Hauses im Ostpreußendamm<br />

beim Heimkommen Licht und Bewegungen<br />

im Gebäude fest und alarmierte<br />

die Polizei. DieBesatzung<br />

eines Funkwagens des Abschnittes<br />

46 nahm daraufhin in dem Haus einen<br />

47-jährigen Mann fest. Er war in<br />

eine Wohnung eingebrochen. Die<br />

Beamten stellten Diebesgut bei ihm<br />

sicher.<br />

Friseurgeschäft aufgebrochen.<br />

Ein47Jahrealter Mann ist am Montagmorgen<br />

in der Budapester Straße<br />

in Charlottenburginein Friseurgeschäft<br />

eingebrochen. EinZeuge<br />

hatte den Verdächtigen gegen 3.30<br />

Uhrvon einem gegenüberliegenden<br />

Hotel aus beobachtet, wie er in den<br />

Laden einstieg und ihn kurze Zeit<br />

später wieder verließ. DerZeuge<br />

alarmierte die Polizei, die den Mann<br />

kurzdanach festnahm. Er hatte zuvorvergeblich<br />

versucht, auf einem<br />

Fahrrad zu fliehen. DerTäter kam in<br />

Gewahrsam.<br />

Spätkauf überfallen.<br />

EinUnbekannter hat am Sonntagabend<br />

in Moabit einen Spätkauf<br />

überfallen. Dermit einem Schal<br />

maskierte Täter betrat gegen<br />

21.20 Uhrdas Geschäft in der<br />

Perleberger Straße und lief hinter<br />

den Tresen. Dortbedrohte er den 52-<br />

jährigen Angestellten mit einem<br />

Messer und zwang ihn, die Kasse zu<br />

öffnen. DerRäuber griff sich das<br />

Geld und flüchtete.Der Mitarbeiter<br />

des Spätkaufs blieb unverletzt.<br />

Feuer auf Friedhof.<br />

Aufdem Friedhof in der Buschkrugallee<br />

hat es in der Nacht zum Montag<br />

gebrannt. Gegen Mitternacht war<br />

das Feuer in einem Gebäude auf<br />

dem Gelände ausgebrochen.Verletzt<br />

wurde niemand. DieUrsache für das<br />

Feuer ist bisher noch ungeklärt. Die<br />

Polizei schließt fahrlässige Brandstiftung<br />

nicht aus.<br />

Feuerwehrleute beim Löschen des Friedhofbrandes.<br />

PUDWELL<br />

Bezirksamt beschmiert.<br />

Unbekannte haben in der Nacht<br />

zum Montag die Fassade des Bezirksamtes<br />

Friedrichshain-KreuzberginFriedrichshain<br />

beschädigt.<br />

Gegen 6.30 Uhrbemerkte der Hausmeister<br />

die Schäden im Hofder<br />

Frankfurter Allee.Die Besatzung eines<br />

Funkwagens stellte dann Beschädigungen<br />

an über zehn Fensternund<br />

Elementen der Glasfassade<br />

sowie einen etwa 2mal 2Meter<br />

großen farbigen Schriftzug mit politischem<br />

Inhalt fest. Darunter die Parole<br />

„L34 bleibt!“ und „BVV abschaffen!“<br />

Daneben hatten die Täter ein<br />

Symbol der Anarchisten gesprüht.<br />

DerPolizeiliche Staatsschutz des<br />

Landeskriminalamtes hat die weiterenErmittlungen<br />

übernommen.<br />

Kraftradfahrer verletzt.<br />

Am Montagmorgen ist in Neukölln<br />

ein Kraftradfahrer bei einem Unfall<br />

schwer verletzt worden. Er war auf<br />

der Kreuzung Wildenbruchstraße/Ecke<br />

Harzer Straße gegen einen<br />

Opel geprallt. Dabei stürzte der<br />

53 Jahrealte Fahrer vonseiner Piaggio<br />

auf die Straße und erlitt schwere<br />

Verletzungen am Rumpf. Notfallsanitäter<br />

brachten den Kraftradfahrer<br />

in ein Krankenhaus.Die 49-jährige<br />

Autofahrerin blieb unverletzt. Beide<br />

Beteiligte sagten aus,dass sie bei<br />

Grün gefahren seien. (ls.)<br />

Kommt der Koffer wirklich an? Flughafenchef EngelbertLütkeDaldrup testete am Montag schon mal das Einchecken am neuen Flughafen.<br />

Tausende wollen BER-Tester werden<br />

Der Flughafen sucht 20 000 Komparsen für den Probebetrieb –obwohl im Gebäude noch nicht alles fertig ist<br />

VonPeter Neumann<br />

Geld gibt es nicht. Unddafür,<br />

dass die Menschen<br />

einige Stunden ihrer Zeit<br />

gratis opfern sollen, wird<br />

ihnen einiges abverlangt –zum Beispiel<br />

vier bis fünf Kilometer laufen.<br />

Trotzdem scheint es eine Menge Interessenten<br />

zu geben, die scharf auf<br />

den ehrenamtlichen Job sind, den<br />

die Flughafengesellschaft FBB jetzt<br />

anbietet. Das könnte daran liegen,<br />

dass es sich um einen ganz besonderenArbeitsplatz<br />

handelt: den BER in<br />

Schönefeld. Die Website, auf der<br />

man sich seit Montagvormittag als<br />

Flughafentester melden kann, wird<br />

rege genutzt. „Aktuell liegen 9400<br />

Bewerbungen vor“, sagte Flughafensprecher<br />

Daniel Tolksdorf amMontagnachmittag<br />

gegen 15.15 Uhr.<br />

Noch immer sind am neuen Flughafen<br />

nicht alle Bauprobleme abgeräumt.<br />

Für die Sicherheitskabel und<br />

die Sicherheitsstromversorgung im<br />

Terminal, die langwierig überarbeitet<br />

werden mussten, sollen die Prüfungen<br />

nun im März 2020 abgeschlossen<br />

werden, sagte Flughafenchef<br />

Engelbert Lütke Daldrup. Auch<br />

bei den Dübeln, für die nach einer<br />

Rechtsänderung Bauartgenehmigungen<br />

erforderlich wurden, ist weiterhin<br />

nicht alles im grünen Bereich.<br />

Bloß kein Desaster wie in London<br />

EinmaligeChance: Einen<br />

Flughafen kennenlernen,<br />

bevorereröffnet wird –diese<br />

Gelegenheit bekommen interessierte<br />

Bürger am BER.<br />

Für 30 Probebetriebstage<br />

in den Terminals T1 und T2<br />

werden Freiwilligegesucht.<br />

Trotzdem wurde jetzt damit begonnen,<br />

den Probebetrieb vorzubereiten.<br />

Denn weiterhin peilt Lütke<br />

Daldrup den 31. Oktober 2020 als Eröffnungstermin<br />

an. Als Erstes wird<br />

nun Beschäftigten der Flughafengesellschaft<br />

und anderer Firmen der<br />

BER gezeigt. Los ging es am 16. Januar.Thema<br />

ist die „Topografie“ der<br />

Gebäude, erklärte Florian Steinhaus<br />

vomProbebetriebsteam. Schließlich<br />

müssen die Mitarbeiter wissen, wo<br />

sich welche Bereiche befinden –von<br />

den Sozialräumen, in denen sie sich<br />

umziehen, bis hin zu den Gates, an<br />

denen die Passagierewarten.<br />

Das Chaos bei der Eröffnung des<br />

Terminals 5inLondon-Heathrow ist<br />

den Experten noch in guter Erinnerung.<br />

Das Desaster 2008 wurde dadurch<br />

verschärft, dass viele Mitarbeiter<br />

Probleme hatten, auf die Personalparkplätze<br />

zu gelangen, weshalb<br />

im Terminal Personal fehlte.<br />

DieMitarbeiter der FBB,der Bundespolizei,<br />

des Zolls,der Luftfahrtgesellschaften<br />

und vieler weiterer Unternehmen,<br />

die derzeit den Flughafen<br />

erkunden, sollen zwischen dem<br />

30. April und 18. Juni wiederkommen<br />

–umVerfahren und Abläufe zu<br />

üben. Dann beginnt die erste Stufe<br />

TICKET UND LUNCHPAKET GRATIS<br />

Jetzt bewerben: Ab sofort<br />

werden auf der Internetseite<br />

www.ber-testen.de Anmeldungen<br />

entgegengenommen<br />

–für den 29. April und<br />

für die Zeit vom23. Juni bis<br />

15. Oktober.Nur Erwachsene<br />

dürfen teilnehmen.<br />

Ehrenamtlich: Lohn wird für<br />

die meist sechsstündigen<br />

Testläufe nicht gezahlt. Die<br />

Tester bekommen aber ein<br />

Nahverkehrsticket, oder sie<br />

dürfen gratis parken. Ein<br />

Lunchpaket und Getränke<br />

werden ebenfalls gestellt.<br />

des Probebetriebs,den die Fachleute<br />

mit ORATbezeichnen –„Operational<br />

Readiness and AirportTransfer“.<br />

Diezweite Stufe,bei der die Komplexität<br />

gesteigert wird, soll vom 23.<br />

Juni bis zum 20. August dauern. Für<br />

diese Phase werden seit Montag auf<br />

der Seite www.ber-testen.de Freiwillige<br />

gesucht –20000 Komparsen, die<br />

sich als Tester zur Verfügung stellen.<br />

„Sie haben die Möglichkeit, den<br />

Flughafen vor der Eröffnung kennenzulernen“,<br />

lockte Lütke Daldrup.<br />

Insgesamt 30 Probebetriebstage<br />

mit Komparsen sind angesetzt. Davon<br />

finden 25 Testläufe dienstags<br />

und donnerstags statt, mit jeweils<br />

600 Teilnehmern. Auch an vier Sonnabenden<br />

werden Abreisen und Ankünfte<br />

simuliert, von tausend freiwilligen<br />

Testern. Hinzu kommt eine<br />

Sonderübung am 29. April, wenn mit<br />

800 Menschen die Evakuierung des<br />

Terminalbahnhofs geprobt wird.<br />

Patrick Muller leitet nicht zum<br />

ersten Maldie Inbetriebnahme eines<br />

225 Euro mehr pro Monat<br />

BERLINER ZEITUNG/ GERD ENGELSMANN<br />

Flughafengebäudes.Der FBB-Manager<br />

war auch schon dabei, als in Jeddah,<br />

Doha, Dubai und Kairo solche<br />

Großaufgaben anstanden. „In<br />

Deutschland gibt es viel mehr Gesetze,<br />

die zu beachten sind“, sagte er.<br />

Im arabischen Raum reiche es aus,<br />

wenn ein Scheich einen Flughafen<br />

freigibt, hier laufe das anders.<br />

Metall soll Detektoren reizen<br />

Einige seiner Mitarbeiter haben sich<br />

bereits beim ersten BER-Probebetrieb<br />

vor acht Jahren engagiert –der<br />

endete,nachdem die damals für den<br />

3. Juni 2012 angesetzte Flughafeneröffnung<br />

abgesagt werden musste.<br />

Die Koffer, mit denen die Tester<br />

einst das Einchecken üben sollten,<br />

haben die Zeit nicht überdauert,<br />

weshalb seit 2015 rund 7000 neue<br />

Test-Gepäckstücke angeschafft wurden.<br />

Aufgemalte Kreuze sollen verhindern,<br />

dass siegeklaut werden. Ein<br />

Dienstleister packte nicht nur Kleidung<br />

hinein, sondern auch Metall –<br />

um Detektoren auf die Probezustellen.<br />

Surfbretter,Golftaschen und anderes<br />

Großgepäck wurden ebenfalls<br />

für die Generalprobe besorgt.<br />

Zumindest etwas aus dem Probebetrieb<br />

2012 kann aber wieder verwendet<br />

werden: Die grünen Westen<br />

der Flughafentester und die roten<br />

Westen desPersonals sind dieselben<br />

wie vor acht Jahren. Kunststoff hält<br />

auch so lange Zeitspannen durch.<br />

Peter Neumann<br />

hofft, dass die Eröffnung<br />

nicht verschoben wird.<br />

Im Streit um höhere Löhne auf den Flughäfen legen die Arbeitgeber ein Angebot vor.Doch die Gewerkschaft lehnt es ab<br />

VonPeter Neumann<br />

So viel steht fest: Während der<br />

Winterferien Anfang Februar soll<br />

es keine Arbeitsniederlegungen geben.<br />

Die Verdi-Gewerkschafter wollen<br />

den <strong>Berliner</strong>n und Brandenburger<br />

nnicht die Urlaubsreise vermiesen.<br />

Doch es könnte sein, dass sie<br />

Mitte Februar über Maßnahmen<br />

dieser Art beraten werden. Denn im<br />

Streit um höhereLöhne für die mehr<br />

als 2000 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste<br />

in Tegel und Schönefeld<br />

ist bislang keine Einigung in<br />

Sicht. „Es ist erforderlich, dass sich<br />

die Arbeitgeber kompromissbereit<br />

zeigen, sonst droht auf den <strong>Berliner</strong><br />

Flughäfen ein eigentlich vermeidbarerKonflikt“,<br />

warnte Enrico Rümker,<br />

der Verdi-Verhandlungsführer.<br />

Es geht um Menschen, die wichtig<br />

sind, damit die Flughäfen funktionieren<br />

–was auch für den BER in<br />

Schönefeld gelten wird. Zu den Aufgaben<br />

der Bodenverkehrsdienste gehörteszum<br />

Beispiel, Passagiereeinzuchecken,<br />

Gepäck zu verladen,Vorfeldbusse<br />

zu fahren und Flugzeuge<br />

einzuwinken. Derzeit halten drei<br />

Unternehmen Lizenzen der Flughafengesellschaft<br />

FBB: Wisag, Aeroground<br />

und Swissport. Weil der Luftverkehr<br />

in Berlin zugenommen hat,<br />

müssen die Beschäftigten immer<br />

mehr und härter arbeiten, so Verdi.<br />

Verdiwill kürzere Laufzeit<br />

Die Bezahlung müsse sich deutlich<br />

verbessern. Sonst könnte es sein,<br />

dass am neuen Flughafen BER nicht<br />

alle Stellen besetzt werden können.<br />

Zwar hatte der Allgemeine Verband<br />

der Wirtschaft für Berlin und<br />

Brandenburg, der die Arbeitgeberseite<br />

vertritt, am Freitag zur dritten<br />

Runde der Tarifverhandlungen ein<br />

Angebot vorgelegt. Es sieht vor, die<br />

Entgelte um insgesamt 225 Euro im<br />

Monat bei einer Laufzeit von drei<br />

Jahren in drei Stufen von 75Euro jeweils<br />

zum 1. Januar zu erhöhen,<br />

heißt es in einer internen Mitteilung<br />

an alle Beschäftigten. „Mit unserem<br />

Angebot ist für alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter eine deutliche Reallohnsteigerung<br />

verbunden“, so die<br />

Arbeitgeber. Der geplante Vergütungstarifvertrag<br />

soll rückwirkend<br />

zum 1. Januar 2020 in Kraft treten.<br />

Doch dieses Angebot sei„nicht einigungsfähig“,<br />

entgegnete die Gewerkschaft.<br />

Während die Arbeitgeberseite<br />

eine Vertragslaufzeit von<br />

drei Jahren wünschen, fordert Verdi<br />

eine deutliche kürzere Geltungsdauer:<br />

acht Monate. Sie will das Paket<br />

wieder aufschnüren, kurz bevor<br />

der Flughafen BER ans Netz geht –<br />

was nach jetzigem Stand für den 31.<br />

Oktober dieses Jahres vorgesehen ist.<br />

Und so fällt Enrico Rümkers Zwi-<br />

schenbilanz nicht optimistisch aus.<br />

„Die Positionen liegen so weit auseinander,dass<br />

eine Lösung in weiter<br />

Ferneliegt“, fasste er zusammen.<br />

Warnstreik nach den Ferien?<br />

Dagegen betonten die Arbeitgeber:<br />

„Auch wir wollen Ihnen mit steigenden<br />

Löhnen mehrWertschätzung für<br />

Ihre Arbeit entgegenbringen. Insbesondere<br />

vor dem Hintergrund der<br />

BER-Eröffnung streben wir aber vor<br />

allem einen langfristigen Tarifvertrag<br />

mit einer Laufzeit von 36Monaten<br />

an, der uns und Ihnen Planungssicherheit<br />

ermöglicht.“ Ziel sei es,eine<br />

störungsfreie Inbetriebnahme des<br />

BER zu gewährleisten, hieß es.<br />

Am 14. Februar wird esnun die<br />

nächste Verhandlungsrunde geben.<br />

Danach will die Gewerkschaft entscheiden,<br />

wie sie weiter vorgeht.<br />

Nicht ausgeschlossen, dass dann ein<br />

Warnstreik beschlossen wird.<br />

Keine Panik<br />

vor dem<br />

Zeugnis<br />

Schulverwaltung bietet<br />

wieder Sorgentelefon an<br />

VonLina Orthmann<br />

Die einen sehen’s entspannt, die<br />

anderen zittern: Am 31. Januar<br />

bekommen an 1035 Schulen<br />

363 200 Schülerinnen und Schüler<br />

ihr Halbjahreszeugnis. Wie sollten<br />

Eltern mit schlechten Ergebnissen<br />

umgehen? Das Zwischenzeugnis ist<br />

mehr als eine Wasserstandsmeldung<br />

über die schulischen Leistungen: Bei<br />

Grundschülern der 6. Klassen beispielsweise<br />

fließen die Noten mit in<br />

die Förderprognose ein, mit der sie<br />

an weiterführenden Schulen angemeldet<br />

werden. Eltern, die über den<br />

Schulalltag ihrer Kinder auf dem<br />

Laufenden sind, sollten schlechte<br />

Noten im Halbjahreszeugnis zwar<br />

nicht überraschen. Trotzdem kann<br />

es ein Schock sein, schwarzauf weiß<br />

zu sehen, dass der Notenschnitt beispielsweise<br />

nicht den Anforderungen<br />

der Wunschschule genügt.<br />

Dagmar Wilde ist Oberschulrätin<br />

und in Berlin für die Grundschulen<br />

zuständig. Sich wegen der Wunschschule<br />

Druck zumachen, findet sie<br />

nicht entscheidend: „Ob ein Kind an<br />

einer Schule erfolgreich lernt, hängt<br />

von ganz unterschiedlichen Faktoren<br />

ab.“ Sie empfiehlt Gelassenheit.<br />

„Es sind ja nicht die Noten, die ein<br />

Kind liebenswert machen. Die Welt<br />

geht nicht unter, wenn im Zeugnis<br />

eine Vier oder auch mal eine Fünf<br />

steht.“ Mehrere Fünfen oder sogar<br />

Sechsen seien allerdings ein Hinweis,<br />

dass das Kind stärker unterstützt<br />

werden muss. Eltern sollten<br />

dann das Gespräch mit der Schule<br />

suchen. Lehrkräfte wissen, wo die<br />

Ein schlechtes Halbjahreszeugnis ist kein<br />

Grund zum Verzweifeln.<br />

IMAGO<br />

gravierendsten Wissenslücken liegen,<br />

erstellen einen individuellen<br />

Lernplan und können Tipps geben,<br />

wie ElternzuHause helfen können.<br />

VonSchimpfen oder Strafen bei<br />

schlechten Leistungen hält Wilde<br />

wenig: „Pädagogisch sind das nicht<br />

unbedingt sinnvolle Anreize, sich<br />

mehr Mühe zu geben.“ Sie hält klaren<br />

Strukturen und Vereinbarungen<br />

zwischen Elternund Kindernfür den<br />

besseren Weg, um Lernerfolge zu erzielen.<br />

„Man macht zum Beispiel ab:<br />

Nach den Ferien setzt du dich jeden<br />

Tagzur gleichen Zeit an die Hausaufgaben.<br />

Undabends werden dann gemeinsam<br />

die Ergebnisse überprüft.“<br />

Auch eine ruhige Umgebung ist<br />

wichtig – Ablenkungen wie Handy<br />

und Gamingkonsole sind in der<br />

Hausaufgabenzeit am besten gar<br />

nicht erst im Zimmer.<br />

Die Senatsschulverwaltung wird<br />

auch in diesem Jahr am Zeugnistag<br />

zwischen 10 und 13 Uhr Sorgentelefone<br />

schalten. Eltern und Schüler<br />

haben dort die Möglichkeiten, sich<br />

mit Experten zu beraten, egal, um<br />

welche Schulform esgeht. Dagmar<br />

Wilde beantwortet unter 90227-5837<br />

Fragen zu Grundschulen. Für ISS<br />

und Gemeinschaftsschulen lautet<br />

die Endung -5865, für Gymnasien<br />

-6356, für berufliche Schulen -5499<br />

und für Förderschulen -5834.<br />

Lina Orthmann besucht die 9. Klasse der Georg-<br />

Klingenberg-Schule undmachtgerade einPraktikum<br />

bei der <strong>Berliner</strong><strong>Zeitung</strong>.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 13 *<br />

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Berlin<br />

Trojaner im<br />

Gericht: CDU<br />

rügt Behrendt<br />

Justizsenator am Mittwoch<br />

im Rechtsausschuss<br />

ImFall der Trojaner-Attacke auf das<br />

<strong>Berliner</strong> Kammergericht hat die<br />

oppositionelle CDU-Fraktion Justizsenator<br />

Dirk Behrendt (Grüne) mangelnden<br />

Aufklärungswillen vorgeworfen.<br />

Im Rechtsausschuss an diesem<br />

Mittwoch solle Behrendt Stellung<br />

nehmen, teilte der<br />

rechtspolitische Sprecher Sven Rissmann<br />

am Montag mit. Es gebe bislang<br />

keine Informationen über<br />

Menge,Ziel und Zeitpunkt des Diebstahls.„Das<br />

macht den Vorfall umso<br />

brisanter.“<br />

Für die FDP-Opposition sagte<br />

Bernd Schlömer, das Datenproblem<br />

sei schwerer als erwartet. Es zeige<br />

sich, dass die schlechte Qualität des<br />

IT-Betriebs beim Kammergericht die<br />

Schäden wohl begünstigt habe.<br />

Laut Deutschem Richterbund<br />

zeigt die Attacke,wie einfach sich die<br />

Justiz teilweise lahmlegen lasse,<br />

wenn sie technisch nicht auf der<br />

Höhe ist. Durcheine mangelhafte IT-<br />

Infrastruktur des Kammergerichts<br />

sei aus einem Standardangriff mit<br />

Schadsoftware ein massives Sicherheitsproblem<br />

geworden, so Bundesgeschäftsführer<br />

Sven Rebehn.<br />

Die Datensicherheit in Gerichten<br />

müsse angesichts eines zunehmend<br />

elektronischen Rechtsverkehrs an<br />

oberster Stelle stehen, forderte Rebehn.<br />

DieJustizverwaltungen sollten<br />

bundesweit den <strong>Berliner</strong> Fall zum<br />

Anlass nehmen, Sicherheitskonzepte<br />

für die Gerichte zu überprüfen.<br />

Das bisherige IT-System soll laut<br />

Kammergericht nicht wieder installiertwerden.Vielmehr<br />

gehe es um einen<br />

vollständigen Neuaufbau einer<br />

IT-Infrastruktur unter dem Dach des<br />

Dienstleistungszentrums.<br />

Am Montag hatte das Kammergericht<br />

unter Berufung auf Experten<br />

mitgeteilt, dass „aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach“ doch Daten gestohlen<br />

wurden. Noch Ende Oktober hatte<br />

Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne)<br />

im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses<br />

versichert, dass keine Daten<br />

gestohlen wurden.<br />

Das IT-Dienstleistungszentrum<br />

Berlin (ITDZ) hatte den Virus im<br />

Computersystem Ende September<br />

bemerkt. Die Rechner wurden daraufhin<br />

vom Internet getrennt, das<br />

Kammergericht vom Netz genommen.<br />

Bisheute können Richterinnen<br />

und Richter nur eingeschränkt auf<br />

das Internet zugreifen. (dpa)<br />

Ufa-Chef Nico Hofmann produzierte den Film über den langjährigen Berinale-Chef. Um Dieter Kosslick dreht sich „Das Kino ist tot, es lebe das Kino“. CHRISTIAN SCHULZ (3)<br />

DIETER KOSSLICK<br />

war der König der Berlinale. Ein<br />

Monarch, dessen gütiger Blick auf<br />

seinen Untertanen ruhte und der<br />

sich mit ihnen gernverbrüderte,weil<br />

das aus der Königsposition heraus<br />

ein Zeichen von Größe und sympathischer<br />

Nahbarkeit ist. Auf die Königskonstellation<br />

sollte der Filmtitel<br />

„Das Kino ist tot, es lebe das Kino“<br />

wohl auch anspielen. Der Film von<br />

Regisseur und Kameramann Thomas<br />

Schadt entstand während der<br />

69. Berlinale im vergangenen Jahr.<br />

Damals war klar, dass es die letzte<br />

von Kosslick auf dem Chefposten<br />

sein würde.<br />

DerVeteran im Amt des Festspiel-<br />

Intendanten schaute in jenen Tagen<br />

im Februar 2019 in viele belämmerte<br />

Gesichter von Menschen, die sich<br />

eine Berlinale ohne ihn nicht vorstellen<br />

wollten oder konnten und sich<br />

nun von ihm verabschieden mussten.<br />

Kosslick ließ eine Nähe der Kamera<br />

zu, die es zuvor nicht gegeben<br />

hatte.AmMontagabend feierte „Das<br />

Kino ist tot, es lebe das Kino“ eine<br />

kleine Premiere imKino Delphi Lux<br />

in der Kantstraße, bevor der Film im<br />

Fernsehen landet, für das er produziertwurde.<br />

Kosslick hatte Haarbürste und<br />

Haargel dabei und schreckte nicht<br />

davor zurück, die auch mit großer<br />

Hingabe anzuwenden: „Ich will<br />

heute Abend noch mal aussehen wie<br />

Dieter Kosslick. Dann reicht“s!“ Die<br />

Botschaft dahinter,die auch der Film<br />

vermittelt: Der Festivaldirektor war<br />

eine Rolle, die er gern gespielt hat.<br />

Aber eine Rolle. AmRande erzählte<br />

Kosslick, dass er sich durchaus der<br />

Gefahr bewusst war,indie er sich für<br />

dieses Projekt begab: „In dieser Art<br />

Zum Abschied eine Doku<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Dieter Kosslick steht<br />

im Mittelpunkt des Films<br />

„Das Kino ist tot, es lebe das Kino“,<br />

dessen Premiere im Delphi Lux<br />

gefeiert wurde<br />

Thomas Schadt warbei Kosslicks letzter Berlinale mit seiner Kamera ganz nah dran.<br />

vonFilmen kannst du dich nicht verstellen.“<br />

Narzisstisch findet er das<br />

Ergebnis nicht, eher selbstbewusst:<br />

„Man muss den Ansturmder Egos ja<br />

auch überleben. Und dafür muss<br />

man selber eines haben.“<br />

NICO HOFMANN<br />

gehört als ufa-Chef zu den größten<br />

Lieferanten von Fernsehen und<br />

Streamingdiensten. Und auch wenn<br />

das Kino inseiner Firma schon mal<br />

eine deutlich größere Rolle gespielt<br />

hat, ist er einer seiner großen Verfechter.<br />

Der Dokumentarfilm „Das<br />

Kino ist tot, es lebe das Kino“ wurde<br />

von der ufa produziert und wird auf<br />

Arte (am 19. Februar), im rbb (23. Februar)<br />

und im SWR (27. Februar) laufen.<br />

Hofmann weist gerndarauf hin:<br />

„Die Idee dazu hatte ich gemeinsam<br />

mit Thomas Schadt. Undsoein Projekt<br />

kann man auch nur mit so einem<br />

Könner wie ihm verwirklichen.<br />

Er hatjaauch schon beim Film über<br />

Franz Beckenbauer eindrucksvoll<br />

gezeigt, was er kann.“<br />

THOMAS SCHADT<br />

war bei den Höhen und Tiefen von<br />

Kosslicks letzter Berlinale mit seiner<br />

Kamera ganz nah dran. Der Dokumentarfilmer<br />

durfte mit ihm in seinem<br />

Dienstwagen den eng getakteten<br />

Terminplan abfahren und hinter<br />

der Bühne mit Kosslick auf dessen<br />

Auftritt bei der Bärengala warten. Sogar<br />

in so einem schwierigen Moment<br />

für den Direktor, indem das Telefon<br />

klingelte und er erfuhr, dass ihm gerade<br />

die chinesische Zensur seinen<br />

Abschlussfilm geklaut hatte, hielt<br />

Schadt seine Kamera drauf:„Für ihn<br />

war das ein Schock, für den Film ein<br />

großer Moment.“<br />

Büro im<br />

Schacht der<br />

U9 entdeckt<br />

Unbekannte richteten<br />

komplettes Zimmer ein<br />

Ein Eck-Schreibtisch mit Computern<br />

und Drucker, Bücher und<br />

Stifte,eine Schreibtischlampe (angeschaltet!),<br />

ein Mini-Schränkchen mit<br />

Zimmerpflanze: Sicherheitsleute der<br />

BVG fanden in einem Tunnel der U9<br />

jetzt einen komplett eingerichteten<br />

Büroraum.„Ich dachte,ich spinne“ –<br />

so formuliert eseiner der Entdecker<br />

gegenüber der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Schon 2016 bauten Aktionskünstler<br />

im Schacht ein Wohnzimmer. Erst<br />

eine Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

machte die BVG auf die neue Aktion<br />

aufmerksam. „Wir haben das Büro<br />

gesucht und gefunden“, sagt Sprecher<br />

Jannes Schwentu. „Wir lassen<br />

den Krempel jetzt wegräumen und<br />

erstatten Anzeige –schon deshalb,<br />

weil sich offenbar jemand in Bereichen<br />

bewegt hat, in denen er sich<br />

nicht hätte bewegen dürfen.“<br />

Wie esdie Künstler erneut schaffen<br />

konnten, unentdeckt zu agieren?<br />

In den Schächten werdeunregelmäßig<br />

kontrolliert, sagt ein Insider.Fakt<br />

ist: Das Büro müsse neu sein, „da es<br />

dort unten schnell staubig wird –<br />

auch weil der Raum unter einem<br />

Lüftungsgitter installiertwurde.“ Türen<br />

wurden laut Informationen dieser<br />

<strong>Zeitung</strong> nicht aufgebrochen –dafür<br />

zapften die Künstler scheinbar<br />

Strom von einer Wasserpumpe ab,<br />

um die Schreibtischlampe zu betreiben.<br />

Zumindest könnten die Experten<br />

der BVG dieses Mal wissen, wo<br />

sie nach den Besitzernder Möbel suchen<br />

müssen: Im Nachhinein bekannte<br />

sich 2016 die Künstlergruppe<br />

„Rocco und seine Brüder“ zu dem<br />

Untergrund-Kunstwerk. (fth.)<br />

Schreibtisch, Computer und Pflanze: Das<br />

Büro im Schacht der U-Bahn U9. PRIVAT<br />

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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

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Berlin<br />

Massenhaft<br />

Drohmails<br />

verschickt<br />

Generalstaatsanwaltschaft<br />

klagt 31-Jährigen an<br />

Nach rechtsextremen Drohmails<br />

gegen Politiker und Behörden<br />

hat die <strong>Berliner</strong> Generalstaatsanwaltschaft<br />

einen 31-Jährigen angeklagt.<br />

Er soll ab Dezember 2018 unter<br />

dem Absender „NationalSozialistische<br />

Offensive“ E-Mails an Mitglieder<br />

des Bundestages, Polizeidienststellen,<br />

Gerichte, Behörden, Medien<br />

und Einkaufszentren verschickt und<br />

darin Sprengstoffanschläge und weitere<br />

Tötungsdelikte angedroht haben,<br />

wie die Anklagebehörde in der<br />

Hauptstadt am Montag mitteilte.<br />

Angeklagt sind 107 Taten zwischen<br />

Oktober 2018 und April2019.<br />

Immer neue Schreiben hatten Besorgnis<br />

und umfangreiche Ermittlungen<br />

ausgelöst. Mails gingen unter<br />

anderen an Behörden in Hamburg,<br />

Schleswig-Holstein, Brandenburg,<br />

Frankfurt und Baden-Württemberg.<br />

Gedroht wurde mit Bomben, aber<br />

auch mit Exekutionen auf offener<br />

Straße. Rathäuser, Bahnhöfe, ein Finanzamt<br />

und auch ein Kindergarten<br />

wurden evakuiert. Sprengkörper<br />

wurden aber nicht gefunden.<br />

Der mutmaßliche Verfasser war<br />

Anfang April 2019 in Schleswig-Holstein<br />

gefasst und später in eine Haftanstalt<br />

nach Berlin überführt worden.<br />

Er war laut Staatsanwaltschaft<br />

bereits früher wegen Sprengstoff-,<br />

Brand- und Körperverletzungsdelikten<br />

auffällig geworden.<br />

Laut Mitteilung soll der Angeschuldigte<br />

geplant haben, mit Gewalttaten<br />

gegen Einrichtungen und<br />

Repräsentanten des „kapitalistischen<br />

Systems“ vorzugehen, um<br />

seine Phantasien vonder Errichtung<br />

einer „nationalen sozialistischen<br />

Ordnung“ umzusetzen.<br />

Mehr als hundertDrohmails soll der Mann<br />

in sieben Monaten verschickt haben. DPA<br />

Die Tatserie begann laut Staatsanwaltschaft<br />

wenige Wochen, nachdem<br />

der mutmaßliche Schreiber<br />

nach einer Haftstrafe auf freien Fuß<br />

kam. Ähnlichkeiten zum früheren<br />

Vorgehen des Mannes hätten auf<br />

seine Spur geführt. Gefunden wurden<br />

laut Staatsanwaltschaft auch detaillierte<br />

Anleitungen zum Bau von<br />

Sprengvorrichtungen, die er aus<br />

dem Internet heruntergeladen und<br />

teilweise ergänzt haben soll.<br />

Die Anklage lautet auf Anleitung<br />

zur Begehung schwerer staatsgefährdender<br />

Gewalttaten, Störung<br />

des öffentlichen Friedens durch die<br />

Androhung von Straftaten, schwere<br />

Nötigung sowie versuchte räuberische<br />

Erpressung und Bedrohung.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Strafverfolgungsbehörde<br />

hatte die Ermittlungen federführend<br />

nach einer gemeinsamen<br />

Vereinbarung der deutschen Generalstaatsanwaltschaften<br />

übernommen,<br />

„um die Ressourcen zu bündeln“.<br />

Der Sprecher der Anklagebehörde<br />

sagte, die Ermittler vermuteten,<br />

dass sich der Angeschuldigte<br />

teilweise mit einem Mittäter koordiniert<br />

haben soll, der sei aber noch<br />

unbekannt. Es werde weiter ermittelt,<br />

ebenso zu ähnlichen Drohschreiben,<br />

die mit „Staatsstreichorchester“<br />

oder „Wehrmacht“ unterzeichnet<br />

waren.<br />

Bevor es zu einem Prozess<br />

kommt, muss die Anklage vom<br />

Landgericht zur Hauptverhandlung<br />

zugelassen werden. (dpa)<br />

Die Alte Nationalgalerie entwarf Stüler in den Jahren 1862 bis 1865. Das ebenfalls auf der Museumsinsel gelegene Neue Museum gilt als StülersHauptwerk.<br />

Im Schatten Schinkels<br />

Vor220 Jahren wurde Friedrich August Stüler geboren, der lang verkannte Architekt Preußens<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Bis vor zwei Jahrzehnten<br />

war er nur noch Fachleuten<br />

ein Begriff: Friedrich<br />

August Stüler, dessen Geburtstag<br />

an diesem Dienstag zum<br />

220. Mal begangen werden kann. Es<br />

brauchte letztlich die heftige Debatte<br />

der späten 1990er-Jahre um<br />

den Wiederaufbau des Neuen Museums<br />

auf der Museumsinsel, damit<br />

auch einer breiteren Öffentlichkeit<br />

wieder bewusst wurde: Hier geht es<br />

um das Hauptwerk jenes Architekten,<br />

der den Zeitgenossen schon seit<br />

den 1830er-Jahren als bedeutendster<br />

preußisch-berlinischer Architekt neben<br />

Karl Friedrich Schinkel galt und<br />

nach dessen Tod1841 als dessen legitimer<br />

Erbe betrachtet wurde.<br />

Moderne Werke<br />

Stüler,der an der <strong>Berliner</strong> Bauakademie<br />

studierte, wird bis heute als<br />

„Schüler“ Schinkels bezeichnet. Was<br />

durchaus unkorrekt ist. Zwar erhielt<br />

Stüler in der Bauakademie sicherlich<br />

erste Einblicke in die Arbeit der<br />

staatlichen Bauverwaltung, die seit<br />

1815 von Schinkel dominiert wurde,<br />

hat möglicherweise sogar wie viele<br />

seiner Altersgenossen auch in dessen<br />

Büro mitzeichnen dürfen. Doch<br />

der immense Einfluss Schinkels<br />

auch auf Stüler war vorallem ein indirekter,<br />

ging von dessen ausgeführten<br />

Werken aus,von seinem persönlichen<br />

Vorbild, das jahrzehntelang<br />

als Idealbild des selbstbewusst-bürgerlichen<br />

Künstler-Beamten gefeiert<br />

wurde. Vor allem aber vermittelte<br />

Schinkel eine bis weit in die 1880er-<br />

Jahre hinein in Berlin prägende<br />

künstlerische Haltung, nach der die<br />

Architekturgeschichte – vor allem<br />

die Griechenlands und die der Gotik<br />

–zwar als Fundus mit vielen Formen<br />

betrachtet, das Kopieren etwa von<br />

Fassaden aber vehement abgelehnt<br />

wurde. Esging um neue Architektur<br />

für eine neue Zeit, selbst wenn, wie<br />

etwa bei der 1845 zusammen mit König<br />

Friedrich Wilhelm IV. entworfenen<br />

Potsdamer Friedenskirche, Stüler<br />

deutlich das Vorbild byzantinischer<br />

Kirchen aus Ravenna zitierte.<br />

Bei Restaurierungen wie etwa jener<br />

der <strong>Berliner</strong> Franziskanerkirche von<br />

1842 achtete er aber genau darauf,<br />

dass seine Zutaten auch als moderne<br />

Werkeerkennbar blieben.<br />

Nach verschiedenen nachrangigen<br />

Posten in der Bauverwaltung<br />

Anfänge: Friedrich August<br />

Stüler,geboren als Sohn eines<br />

Pfarrers im thüringischen<br />

Mühlhausen, studierte<br />

1818 bis 1827 an<br />

der Bauakademie und an<br />

der Universität Berlin. Noch<br />

als Student war er 1824 an<br />

der Gründung des <strong>Berliner</strong><br />

Architektenvereins beteiligt.<br />

wurde Stüler schon 1832 Hofbaurat<br />

und Direktor der Schlossbaukommission.<br />

Der Grundstein für eine<br />

große Karrierewar gelegt. Als er 1865<br />

hoch geehrt starb, zählte seine Projektliste<br />

um die 90 Bauten. Schon in<br />

den 1830ern stieg Stüler zu internationaler<br />

Berühmtheit auf: 1837 berief<br />

ihn der russische Kaiser Nikolaus I.<br />

für den Wiederaufbau des Winterpalais<br />

in St.Petersburg–das Projekt Stülers<br />

zerschlug sich, weil der autokratische<br />

Herrscher lieber den Barockstil<br />

des Absolutismus von Peter I., Elisabeth<br />

und Katharina II. rekonstruieren<br />

BAUMEISTER DES KÖNIGS<br />

ließ. 1848 wurde Stüler nach Stockholm<br />

für den Baudes Nationalmuseums<br />

berufen, das nun tatsächlich in<br />

Formen der als bürgerlich betrachteten<br />

florentinischen Renaissance entstand,<br />

1851 begann er mit Umbauplanungen<br />

für das Schweriner<br />

Schloss, angelehnt an französische<br />

Renaissanceschlosser des 16. Jahrhunderts,<br />

1862 erhielt er den Auftrag<br />

für die damals sensationelle Akademie<br />

der Künste in Budapest, wieder<br />

in reichen Formen der Neurenaissance.Weit<br />

mehr als die meisten sei-<br />

WIKIPEDIA<br />

Aufstieg: 1841 wurde er gemeinsam<br />

mit Ludwig Persius<br />

Bauberater des preußischen<br />

Königs Friedrich Wilhelm<br />

IV., wobei Stüler für<br />

Berlin zuständig war.Ab<br />

1842 führte er den Titel „Architekt<br />

des Königs“ und<br />

nach Persius Tod, alleiniger<br />

Bauberater des Königs.<br />

ner <strong>Berliner</strong> Zeitgenossen war Stüler<br />

willens und in der Lage,über das klassizistische<br />

Erbe vonSchinkel hinauszusehen.<br />

1858 erhielt er auch deswegen<br />

die Goldmedaille des Londoner<br />

Royal Institute of British Architects,<br />

1864 wurde er in die Pariser Académie<br />

des Beaux Arts aufgenommen.<br />

Dass Schinkels Ruhm trotzdem<br />

Stüler so sehr in den Schatten stellte,<br />

hatte also nicht nur etwas zu tun mit<br />

unterschiedlicher künstlerischer<br />

Kompetenz. Schinkel, sicherlich der<br />

grandiosere und vielseitigere Künstler,<br />

sorgte bereits seit 1818 dafür,<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

dass seine Entwürfe durch prachtvoll<br />

mit Kupferstichen illustrierte<br />

Publikationen verbreitet wurden.<br />

Stüler dagegen konzentrierte sich<br />

auf das Bauen. Und soblieb etwa<br />

mehr als 150 Jahre verborgen, dass<br />

das 1855 eingeweihte Neue Museum<br />

auf der Museumsinsel mit seinen<br />

Fertigparketts,Leichtbaudecken aus<br />

hohlen Tonröhren, Luftkanälen in<br />

den Wänden, vor allem aber der<br />

kombinierten Verwendung von<br />

guss- und schmiedeeisernen Bauteilen<br />

in vielem moderner war als selbst<br />

französische Bauten der Zeit. Überhaupt<br />

war Stüler bemerkenswert offen<br />

für neue Baumethoden – im<br />

Neuen Museum fuhr eine Baueisenbahn<br />

–und Konstruktionsideen: Die<br />

1851 mit dem Ingenieur Johann Wilhelm<br />

Lentze zusammen als durchbrochene<br />

Gitterträger-Brücken bei<br />

Dirschau über dieWeichsel und über<br />

die Nogat in Ostpreußen gebauten<br />

Flussquerungen galten als technische<br />

Meisterwerke.<br />

Wo bleibt die Stüler-Medaille?<br />

Umso überraschender ist, wie wenig<br />

sich gerade die <strong>Berliner</strong> Architektenschaft<br />

an Stüler erinnert. Selbst als<br />

die Matthäikirche am Kulturforum<br />

durch das Projekt des Museums der<br />

Moderne,der „Scheune“, massiv bedrängt<br />

wurde, gab es nur Proteste<br />

aus der Denkmalpflegerszene. Immerhin,<br />

in Mühlhausen gibt es seit<br />

2012 den wissenschaftlichen „Friedrich-August-Stüler-Förderpreis“.<br />

Berlin sollte sich dieser Initiative<br />

anschließen, etwa mit einer Stüler-<br />

Medaille für neue Bauweisen und<br />

Baukonstruktionen. Eine Aufgabe<br />

wie geschaffen für jenen <strong>Berliner</strong> Architekten-<br />

und Ingenieursverein, der<br />

von Stüler 1824 mit begründet worden<br />

war. Nur ein paar Straßen und<br />

Plätzenach ihm zu benennen, der zu<br />

seiner Zeit mindestens so berühmt<br />

war wie Schinkel, das ist zu wenig.<br />

Stüler entwarf auch zahlreiche Dorfkirchen, wie diese in Caputh. IMAGO Nach dem Krieg umgestaltet: die St. Matthäi-Kirche am Kulturforum. PAULUS PONIZAK<br />

Polizeichefin<br />

verteidigt<br />

Todesschuss<br />

Waffengebrauch ist zur<br />

Eigensicherung möglich<br />

Nach dem tödlichen Schuss eines<br />

Polizisten auf eine Frau hat Polizeipräsidentin<br />

Barbara Slowik den<br />

Einsatz gerechtfertigt. Als Polizisten<br />

sich am Freitag nach einem Notruf<br />

Zutritt zu ihrem Zimmer verschaffen<br />

wollten, solle die Frau Widerstand<br />

geleistet haben, sagte Slowik am<br />

Montag im Innenausschuss. „Das<br />

hat sie mit einem Messer getan. Sie<br />

ist dem Beamten mit einem Messer<br />

entgegengetreten auf einer sehr nahen<br />

Distanz vonsechs Meternetwa.“<br />

Daraufhin habe der Beamte geschossen.<br />

Slowik betonte,völlig unabhängig<br />

vondem Einzelfall wolle sie klar machen,<br />

„dass Messerangriffe egal auf<br />

wen, aber auch auf Polizisten, in kurzerDistanz<br />

innerhalb vonfünf, sechs<br />

Metern, in kürzester Zeit tödlich enden<br />

können.“ Sie fügte hinzu: „Wird<br />

eine Hauptschlagader getroffen, am<br />

Hals,amBauch, am Bein, ist das binnen<br />

zwei Minuten tödlich. Da wird<br />

es auch keine Rettung geben, da gibt<br />

es auch keine Hilfe.“ Undweiter:„Da<br />

ist zur Eigensicherung der Schusswaffengebrauch<br />

durchaus vorgesehen.“<br />

Der Mitbewohner der 33-Jährigen<br />

hatte, wie berichtet, am frühen<br />

Freitagmorgen die Polizei gerufen.<br />

Der Mann gab an, von der Frau mit<br />

einem Messer bedroht zu werden.<br />

Eine Streife stürmte in die Wohnung,<br />

in der sich die geistig verwirrte Frau<br />

in ihrem Zimmer verschanzt hatte.<br />

Nachdem die Beamten die Tür geöffnet<br />

hatten, kam Maria B.auf sie zu,<br />

mit einem Messer in der Hand. Einer<br />

der Beamten zog daraufhin seine<br />

Pistole und schoss ihr in den Oberkörper.<br />

Am Sonnabend hatten rund<br />

50 Menschen aus der linken und autonomen<br />

Szene in Friedrichshain<br />

demonstriertund Polizisten als Mörder<br />

beschimpft. (BLZ)<br />

Nirgendwo<br />

gibt es mehr<br />

Ein-Mann-Firmen<br />

Berlin ist die Hauptstadt<br />

der Solo-Selbstständigen<br />

R<br />

und 68 000 <strong>Berliner</strong> haben mehr<br />

als einen Job. Das sind 3,7 Prozent<br />

der Erwerbstätigen in der<br />

Hauptstadt, wie aus einer Antwort<br />

der Bundesregierung auf eine Linken-Anfrage<br />

hervorgeht. Das ist die<br />

höchste Quote im Osten, liegt aber<br />

deutlich unter dem bundesweiten<br />

Durchschnitt. In Deutschland hat<br />

mit 5,3 Prozent etwa jeder Zwanzigste<br />

eine Nebentätigkeit, teilte das<br />

Arbeitsministerium unter Berufung<br />

auf Zahlen des Statistischen Bundesamts<br />

für 2018 mit. Nach jahrelangem<br />

Anstieg stagniert demnach die<br />

Quote.Amhöchsten ist sie in Baden-<br />

Württemberg, am niedrigsten in<br />

Sachsen-Anhalt. Brandenburg weist<br />

die zweitniedrigste Quote auf –hier<br />

haben 2,1 Prozent der Erwerbstätigen<br />

mehrereJobs gleichzeitig.<br />

Berlin ist den Daten zufolge das<br />

Bundesland mit dem höchsten Anteil<br />

Solo-Selbstständiger – also<br />

Selbstständiger ohne Angestellte,die<br />

etwa als Fliesenleger oder als Reinigungskraft<br />

tätig sind, vermittelt von<br />

digitalen Plattformen. Jeder neunte<br />

Erwerbstätige in der Hauptstadt<br />

(11,1 Prozent) ist solo-selbstständig;<br />

der Bundesdurchschnitt liegt bei<br />

5,3 Prozent. Sozialverbände warnen,<br />

dass Solo-Selbstständige besonders<br />

armutsgefährdet seien. In Brandenburg<br />

arbeitete etwa jeder zehnte Erwerbstätige<br />

selbstständig, davon<br />

rund die Hälfte als sogenannte Solo-<br />

Selbstständige. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 15<br />

· ·<br />

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Brandenburg<br />

Schweinepest:<br />

Kreis will mehr<br />

Abschüsse<br />

Jägern wird Gebühr für<br />

Tests erlassen<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Die bereits in Westpolen grassierende<br />

Afrikanische Schweinepest<br />

(ASP) ist nur etwa 20 Kilometer<br />

von der südbrandenburgischen<br />

Grenze entfernt. Deshalb will der<br />

Landkreis Elbe-Elster erreichen,<br />

dass die Jäger noch mehr Wildschweine<br />

jagen –vor allem Frischlinge,<br />

die wegen des geringen Gewichts<br />

schlecht zu vermarkten sind.<br />

Bislang muss ein Jäger für jedes erlegte<br />

Schwein, das für den Verzehr<br />

vorgesehen ist, eine Untersuchung<br />

machen lassen, ob das Tier von Trichinen<br />

befallen ist. Das sind Fadenwürmer,<br />

die beim Menschen für<br />

Krankheiten sorgen können. „Die<br />

Gebühr für diese Untersuchung wird<br />

ab dem 1. Februar fürTiere, die leichter<br />

als 30 Kilo sind, nicht mehr erhoben“,<br />

sagte eine Sprecherin desVeterinäramtes<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Die Untersuchung einer Probe<br />

kostet im Landkreis 7,70 Euro. Die<br />

Gebühr gilt nun nur noch für große<br />

Wildschweine. Imvergangenen Jahr<br />

wurden bis Ende November im Kreis<br />

4100 Schweine erlegt.<br />

Es wird befürchtet, dass die für<br />

Menschen ungefährliche, für Wildund<br />

Hausschweine aber meist tödliche<br />

Krankheit in den nächsten Wochen<br />

von Polen nach Brandenburg<br />

oder Sachsen eingeschleppt wird.<br />

Die Landesregierung und die Jäger<br />

setzen alles daran, den Bestand der<br />

Wildschweine möglichst schnell zu<br />

minimieren, damit sich die Krankheit<br />

–imFalle einer Einschleppung –<br />

nicht so schnell ausbreiten kann.<br />

Gegen die Afrikanische Schweinepest:<br />

Wildabwehrzaun in Sachsen<br />

DPA<br />

Das Problem ist, dass für Wildschweinfleisch<br />

durch das derzeitige<br />

Überangebot nicht mehr viel Geld zu<br />

bekommen ist. DieLandesregierung<br />

zahlt erhöhte bereits im April 2018<br />

die Abschussprämie pro Tier von 30<br />

auf 50 Euro. InGrenznähe wurden<br />

auch Zäune errichtet. Das Flatterband<br />

soll sie optisch irritieren oder<br />

Elektrozäune solle sie abschrecken.<br />

Auch wurden vielerorts Duftstoffe<br />

ausgebracht, die die Schweine nicht<br />

mögen: Dort riecht es nach Bären,<br />

nach Pumas oder Menschen.<br />

„Die Jäger sind aufgefordert, weiterhin<br />

alle jagdlichen Möglichkeiten<br />

auszunutzen, um die Wildschweine<br />

zu erlegen“, heißt es bei der Landesregierung.<br />

Das von den Grünen geführte<br />

Umweltministerium erlaubt<br />

auch sogenannte Drückjagden. Dabei<br />

wartet der Jäger nicht im Hochstand,<br />

bis mal ein Wildschwein vorbeikommt,<br />

sondern Treiber und<br />

Hunde laufen lärmend durch den<br />

Wald und treiben die Tiere vor die<br />

Gewehre. So können in kurzer Zeit<br />

viele Schweine erlegt werden. Damit<br />

werden allerdings alle anderen Tiere<br />

gestört, für die ab 16. Januar Schonzeit<br />

ist, also Reh-, Rot-, Dam- und<br />

Muffelwild. Ihre Schonzeit kann nun<br />

bis 31. Januar aufgehoben werden.<br />

Kritik kommt vom Verein Wildtierschutz.<br />

„Deutschland kennt im<br />

Hinblick auf die Wildschweinjagd<br />

seit langem kaum noch Tabus“, sagt<br />

Lovis Kauertz. „Was aber die Grünen<br />

in Brandenburg zulassen, setzt dem<br />

Ganzen doch die Krone auf: die gesamte<br />

Fauna wirdzum Freiwild.“<br />

Der Wegzum nächsten Ärzt kann in dünnbesiedelten Gegenden weit sein.<br />

Stipendien für Landärzte<br />

Brandenburg will mit 1000 Euro monatlich Studenten gewinnen, die später im Land arbeiten<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Ärzte können, aber sie müssen<br />

nicht in Rente gehen.<br />

Wenn sie eine eigene Praxis<br />

haben, können sie auch<br />

im recht hohen Alter weiterarbeiten.<br />

Viele machen das auch. Es gibt zum<br />

Beispiel im Land Brandenburgeinen<br />

Arzt, der noch mit 82 Jahren arbeitet.<br />

Das ist gut in einer Zeit, in der<br />

massiver Ärztemangel herrscht –besonders<br />

auf dem platten Land, also<br />

bei den Landärzten.„Wir müssen die<br />

Altersstruktur im Blick haben“, sagt<br />

Christian Wehry, Sprecher der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung Brandenburg.<br />

„Inzwischen sind ein Drittel aller<br />

Ärzte im Land älter als 60 Jahre.“<br />

Deshalb sei es wichtig, dass massiv<br />

für Nachwuchs geworben wird.<br />

Ausdem gesamten Bundesgebiet<br />

Es sei sehr gut, so Wehry, dass die<br />

Landesregierung ein Programm aufgelegt<br />

hat, mit dem Medizinstudenten<br />

nach ihrem Abschluss nach<br />

Brandenburggeholt werden sollen.<br />

Derzeit läuft die zweite Bewerbungsrunde<br />

des Landärzteprogramms:<br />

Bis zum 15. Februar können<br />

sich Medizinstudenten aus allen<br />

Bundesländern melden, die zum<br />

späteren Einsatz im ländlichen<br />

Raum Brandenburgs bereit sind.<br />

Wenn sie sich verpflichten, nach ihrem<br />

Abschluss fünf Jahre in Brandenburgzuarbeiten,<br />

bekommen sie<br />

während ihrer Ausbildung ein Stipendium,<br />

in diesem Fall ab dem 1.<br />

April 2020. Das Stipendium wird<br />

vom Potsdamer Gesundheitsministerium<br />

gefördert.<br />

Dauer: Die Förderung kann<br />

maximal für die Dauer der<br />

Regelstudienzeit von75Monaten<br />

gewährtwerden.<br />

Mit bis zu 5760 Euro monatlich<br />

kann die Anstellung von<br />

Ärzten in Weiterbildung gefördertwerden.<br />

LANDARZTPROGRAMM<br />

Weiterbildung: Die Förderung<br />

gilt für folgende Facharztgruppen:<br />

Kinder- und Jugendmedizin,<br />

Frauenheilkunde<br />

,Augenheilkunde,<br />

Hautkrankheiten, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,<br />

Psychiatrie,<br />

Neurologie.<br />

Das Landärzteprogramm wurde<br />

von der Landesregierung initiiert<br />

und wird aus Landesmitteln finanziert.<br />

Für die Umsetzung werden<br />

nach Angaben des Gesundheitsministeriums<br />

bis 2027 Fördermittel in<br />

Höhe voninsgesamt mehr als 18 Millionen<br />

Euro benötigt. Bisdahin können<br />

bis zu 200 Studenten gefördert<br />

werden.<br />

Grundsätzlich ist es so, dass die<br />

Studenten eine Förderung von monatlich<br />

1000 Euro beantragen können.<br />

Werbereits ein Stipendium von<br />

einer Kommune oder einem Krankenhaus<br />

bekommt, kann sich für ein<br />

sogenanntes Co-Stipendium von<br />

monatlich bis zu 500 Euro bewerben.<br />

Gesundheitsministerin Ursula<br />

Nonnemacher (Grüne) sagt: „Brandenburg<br />

braucht junge, engagierte<br />

Ärztinnen und Ärzte.Wir freuen uns<br />

über jede und jeden, die sich für einen<br />

BerufsstartinBrandenburgentscheiden.“<br />

Der Start des Landärzteprogramm<br />

sei erfolgreich gewesen.<br />

Bewerbung: Unterlagen und<br />

alle Infos gibt es auf der Internetseite<br />

der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung Brandenburg<br />

unter:<br />

www.kvbb.de/praxis/<br />

studium-weiterbildung/<br />

foerderprogramm/<br />

Die Sorben und der Kohleausstieg<br />

IMAGO IMAGES/WERNER OTTO<br />

Aus ganz Deutschland seien Bewerbungen<br />

eingegangen. „Das zeigt,<br />

dass Brandenburg für Nachwuchskräfte<br />

attraktiv als Ort zum Leben<br />

und Arbeiten ist“, sagte Nonnemacher,<br />

die vor ihrer Politikkarriere<br />

selbst Ärztin war. „Unser Ziel ist es<br />

natürlich, sie alle deutlich länger als<br />

fünf Jahre für Brandenburg begeisternzukönnen.“<br />

DasLandärzteprogramm startete<br />

im September 2019: In der ersten Bewerbungsrunde<br />

gingen 75 Bewerbungen<br />

ein. Nach einer Auswahl<br />

konnten mit dem Beginn des Wintersemesters<br />

2019/2020 ab Oktober<br />

34 Stipendien über monatlich 1000<br />

Euro vergeben werden. Dazu kamen<br />

sechs Co-Stipendien über 500 Euro.<br />

All diese Förderungen werden in der<br />

Regel für die Dauer der Regelstudienzeit<br />

vergeben.<br />

Insgesamt ist es so, dass der Tiefpunkt<br />

vorerst durchschritten ist.<br />

Landärzte gehören zu den sogenannten<br />

Ärzten im ambulanten System.<br />

Das sind keine Krankenhausärzte,<br />

sondern all jene, bei denen<br />

sich die Patienten mit ihrer Krankenkassenkarte<br />

behandeln lassen können,<br />

also vor allem niedergelassene<br />

Ärzte mit eigenen Praxen oder angestellte<br />

Ärzte in Gesundheitsversorgungszentren.<br />

Im Jahr 2012 gab es<br />

nur noch 3507 dieser Ärzte, Ende<br />

2018 waren es bereits wieder 3860.<br />

„Obwohl wir die Zahl also erfolgreich<br />

steigern konnten, ist Brandenburg<br />

das Bundesland mit der bundesweit<br />

geringsten Arztdichte“, sagte Christian<br />

Wehryvon der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung.<br />

55 000 Euro für Praxisübernahme<br />

Die Vereinigung und die Krankenkassen<br />

fördern seit Jahren auch Studenten,<br />

indem sie Praktika in Brandenburg<br />

vermitteln oder Weiterbildungen<br />

zahlen. „Es besteht auch die<br />

Möglichkeit, dass wir in Gegenden,<br />

in denen ein Versorgungsproblem<br />

ansteht oder bereits besteht, die<br />

Übernahme einer Praxis fördern<br />

können“, sagte Wehry. Dafür würden<br />

bis zu 55 000 Euro bereitgestellt. Auf<br />

diese Art konnten in Schwedt in der<br />

dünn besiedelten Uckermarkelf Praxen<br />

gehalten werden.<br />

Peter Noack, Chef der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung, sagte: „Wir sind<br />

wir seit vielen Jahren in der Nachwuchsförderung<br />

breit aufgestellt<br />

und haben allein im vergangenen<br />

Jahr rund acht Millionen Euro in die<br />

Förderungen von Studenten und<br />

Ärzten in Weiterbildung investiert.“<br />

Das Landärzteprogramm gebe nun<br />

weitere Impulse für die Ansiedlung<br />

junger Kolleginnen und Kollegen.<br />

In der Lausitz steht ein großer Strukturwandel an. Dort ist das Gebiet, in dem die einzige ostdeutsche Minderheit lebt<br />

VonJörg Schurig,Bautzen<br />

Der Bund der Sorben (Domowina)<br />

sieht im Kohleausstieg<br />

Chancen, aber auch Risiken für die<br />

Minderheit. „Viele Sorben befürchten,<br />

dass der Strukturwandel zu einem<br />

wirtschaftlichen Bruch führt,<br />

wie er Anfang der 1990er Jahreschon<br />

einmal erlebt wurde“, sagte Domowina-Chef<br />

Dawid Statnik (36).<br />

135 Dörfer wurden abgebaggert<br />

Die Sorben haben eine eigene Sprache<br />

und sind die einzige in Ostdeutschland<br />

anerkannte nationale<br />

Minderheit. Sie wohnen in der Lausitz,<br />

also in Südbrandenburg und in<br />

Sachsen.<br />

Statnik sagte,zum einen führeder<br />

Kohleausstieg dazu, dass keine weiteren<br />

Ortschaften im Siedlungsgebiet<br />

der Sorben mehr verschwinden.<br />

„Auf der anderen Seite geht es um Arbeitsplätze,<br />

die Wirtschaftskraft der<br />

Region und ihre Perspektiven. Diese<br />

Gegend muss lebenswert bleiben.<br />

DieSorben dürfen nicht die Leidtragenden<br />

des Strukturwandels sein.“<br />

Seit 1921 mussten etwa 135 Dörfer<br />

und Ortsteile in der Lausitz der<br />

Braunkohle weichen, 25 000 Menschen<br />

waren davon betroffen. Die<br />

Abbaggerung von Orten habe negative<br />

Auswirkungen auf die Sprachsubstanz<br />

in einzelnen Regionen. Der<br />

Wandel könne nun dazu beitragen,<br />

abgebrochene Strukturen zu erneuern<br />

und zu verbessern. Es gehe aber<br />

nicht nur um Straßen und andereInfrastruktur,<br />

sondern auch um den<br />

Faktor Mensch –umall das, was für<br />

die Region identitätsstiftend sei.<br />

„Wenn wir den Strukturwandel<br />

als Chance sehen, etwas Neues zu<br />

machen und für die Zukunft fit zu<br />

sein, dann sollten wir uns auf das besinnen,<br />

was diese Region besitzt und<br />

ausmacht. Das Sorbische gehört<br />

dazu, es macht den kulturellen<br />

Reichtum der Gegend mit aus“, sagte<br />

der Domowina-Vorsitzende. Man<br />

müsse den Menschen die Chance<br />

geben, ihreIdentität zu erhalten. Mit<br />

Blick auf das Strukturstärkungsgesetz<br />

wäre eswichtig, dass die vorgesehenen<br />

Bundesgelder auch für die<br />

sorbische Sprache, Kultur und Identität<br />

verwendet werden können.<br />

Der Erhalt der Muttersprachen<br />

Obersorbisch und Niedersorbisch<br />

bereitet den Sorben in der Oberlausitz<br />

und denWenden im Süden Brandenburgs<br />

Kopfzerbrechen. So fehlen<br />

beispielsweise laut der letzten offiziellen<br />

Prognose von 2017 bis 2025<br />

allein in Sachsen etwa 100 Sorbisch-<br />

Lehrer. „Wir können diese Lehrer<br />

nicht aus anderen Ländern holen,<br />

wir müssen sie hier ausbilden. Ohne<br />

Quereinsteiger wirdesnicht gehen“,<br />

sagte er. Brandenburg und Sachsen<br />

seien dabei schon gut vorangekommen.<br />

„Wir sind aber leider noch<br />

nicht an dem Punkt, dass wir sagen<br />

können, die Gefahr ist abgewendet.<br />

Wirmüssen eine Schippe zulegen.“<br />

Auch bei der Finanzierung der<br />

Stiftung für das sorbische Volk sieht<br />

er Nachholbedarf. Derzeit bekommt<br />

die Stiftung, die das Geld für alle sorbischen<br />

Institutionen verwaltet,<br />

rund 18,6 Millionen Euro pro Jahr.<br />

DieHälfte davon trägt der Bund, den<br />

Rest zu zwei Dritteln Sachsen und zu<br />

einem Drittel Brandenburg. Statnik<br />

verwies aufTariferhöhungen und allgemeine<br />

Kostensteigerungen. „Wir<br />

mussten den Gürtel schon enger<br />

schnallen. Zudem sind neue Aufgaben<br />

dazugekommen.“ Für ein neues<br />

Finanzierungsabkommen hätten die<br />

Institutionen einen Mehrbedarf angemeldet.<br />

Konkrete Summen würden<br />

zurzeit zwischen Bund und Ländernverhandelt.<br />

(dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Tesla-Gegner zweifeln an<br />

Aussagen vom Elon Musk<br />

DieBürgerinitiativegegen die geplante<br />

Tesla-Fabrik in Grünheide<br />

(Oder-Spree) hat skeptisch auf die<br />

Umweltschutz-Zusagen vonFirmenchef<br />

Elon Musk reagiert. „Wir<br />

halten diesen Standortnach wie vor<br />

für ungeeignet“, sagte Frank Gersdorf.<br />

DasGelände,auf dem das Elektroauto-Werkgebaut<br />

werden soll,<br />

liege in einem Trinkwasserschutzgebiet.<br />

Tesla-Chef Musk hatte sich am<br />

Wochenende in die Debatte um Umweltfolgen<br />

der Ansiedlung der geplanten<br />

„Gigafactory4“eingeschaltet.<br />

„GF4 wirdabsolut unter dem Gesichtspunkt<br />

der Nachhaltigkeit und<br />

der Umwelt entwickelt“, versicherte<br />

er bei Twitter.Tesla will in dem Werk<br />

ab Sommer 2021 an jährlich bis zu<br />

500 000 Elektroautos bauen. (dpa)<br />

SPD gegen größere<br />

Bundestagswahlkreise<br />

DieSPD in Brandenburglehnt den<br />

Vorschlag für weniger und damit<br />

größereWahlkreise im Bundestag ab.<br />

„Bundestagsabgeordnete müssen<br />

die Chance haben, die <strong>Berliner</strong> Politik<br />

vorOrt erklären zu können. Wenn<br />

der Wahlkreis für Abgeordnete so<br />

groß ist, dass das nicht mehr schaffbar<br />

ist, dann gefährden wir die Demokratie“,<br />

sage SPD-Generalsekretär<br />

Erik Stohn. „Wir müssen aufpassen,<br />

dass aus Entfernung nicht Entfremdung<br />

wird.“ Grüne,FDP und<br />

Linke im Bundestag wollen, dass es<br />

im Kern nur noch 250 statt 299Wahlkreise<br />

geben soll. Brandenburghatte<br />

2017 zehn Wahlkreise. (dpa)<br />

Mutmaßlicher Mörder<br />

nach vier Jahren gefasst<br />

Einjunger Mann, der vormehr als<br />

vier Jahren eine Rentnerin in Erkner<br />

(Oder-Spree) erstochen haben soll,<br />

sitzt nun in Untersuchungshaft. Wie<br />

Polizei und Staatsanwaltschaft am<br />

Montag mitteilten, wurde der inzwischen<br />

24-Jährige aus Berlin voreiner<br />

Woche festgenommen. DasAmtsgericht<br />

Frankfurt(Oder) erließ einen<br />

Tagspäter Haftbefehl. DerMann<br />

habe sich bislang nicht zur Tatgeäußert.<br />

WeitereDetails teilten die Ermittler<br />

zunächst nicht mit. Die72<br />

Jahrealte Rentnerin wurde im Juni<br />

2015 tot in ihrem Wohnhaus gefunden.<br />

Siestarb an Stichverletzungen,<br />

die ihr der damals 19-Jährige zugefügt<br />

haben soll. (dpa)<br />

Gedenken an Befreiung<br />

des KZ Auschwitz<br />

Mitzahlreichen Veranstaltungen hat<br />

Brandenburgder Opfer des Nationalsozialismus<br />

am 75. Jahrestag der<br />

Befreiung des Konzentrationslagers<br />

Auschwitz gedacht. Am Montag hielt<br />

Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke<br />

in der Gedenkstätte Sachsenhausen<br />

bei Oranienburgeine Rede halten. In<br />

der Gedenkstätte Ravensbrück gab<br />

es Lesungen. In der Gedenkstätte für<br />

die Opfer der Euthanasie-Morde in<br />

Brandenburg/Havel wurden Kränze<br />

niedergelegt. (dpa)<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

Gewinnzahlen:<br />

9-12-28-30-34-43, Sz. 3<br />

QUOTEN<br />

Klasse 1: unbesetzt 6980337,10<br />

Klasse 2: 2x815736,40 Euro<br />

Klasse 3: 69 x11822,20 Euro<br />

Klasse 4: 567 x4316,00 Euro<br />

Klasse 5: 3965 x205,70 Euro<br />

Klasse 6: 33725 x48,30 Euro<br />

Klasse 7: 75640 x21,50 Euro<br />

Klasse 8: 655995 x11,10 Euro<br />

Klasse 9: 591390 x5,00 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

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Wissenschaft<br />

Das Forschungsschiff „Polarstern“ im arktischen Meereis, aufgenommen im vergangenen Oktober.Dawurde es tagsüber noch hell im hohen Norden. Zurzeit geht die Sonne dortgar nicht mehr auf, geforscht wird dennoch.<br />

MARCEL NICOLAUS<br />

Methanmessungen über der Arktis<br />

Potsdamer Geoforscher erkunden, warum die Treibhausgaskonzentrationen ansteigen und wie stark Grönland inzwischen von Eisalgen betroffen ist<br />

VonHeikeKampe<br />

Forschungsreisen sind für<br />

den Potsdamer Geowissenschaftler<br />

Torsten Sachs eigentlich<br />

Routine. „Aber<br />

diesmal ist es trotzdem etwas Besonderes“,<br />

sagt er. Ende vergangener<br />

Woche ist er nach Norwegen geflogen.<br />

In Tromsø absolviert erzurzeit<br />

ein Sicherheitstraining. Das ist auch<br />

notwendig, denn die folgenden zwei<br />

Monate wirderinlebensfeindlichem<br />

Gebiet verbringen, in dem Eiseskälte,<br />

absolute Dunkelheit und vielleicht<br />

auch Eisbären warten.<br />

Mit einem russischen Eisbrecher<br />

werden sich Sachs und weitere Forscherinnen<br />

und Forscher etwa zwei<br />

Wochen lang den Wegdurch die Arktis<br />

bahnen. Ihr Ziel ist das Forschungsschiff<br />

„Polarstern“. Seit Oktober<br />

des vergangenen Jahres driftet<br />

es – fest eingefroren im Meereis –<br />

durch die Polarnacht.<br />

Steigende Konzentrationen<br />

Mosaic lautet der Name dieser größten<br />

Arktis-Expedition aller Zeiten,<br />

die ein ganzes Jahr lang dauernwird<br />

und vom Alfred-Wegener-Institut in<br />

Bremerhaven geleitet wird. Rund<br />

600 Wissenschaftler aus 19 Nationen<br />

werden abwechselnd vor Ort sein<br />

und Daten zum Klimageschehen erheben.<br />

Bisher ist wenig darüber bekannt,<br />

was in der zentralen Arktis vor allem<br />

im Winter genau geschieht. Es wird<br />

aber immer deutlicher, dass der Klimawandel<br />

sich hier besonders dra-<br />

450 MILLIONEN EURO FÜR FORSCHUNG ZUR ERDE IM WANDEL<br />

Das Vorhaben: 2021 startet<br />

das vomGeoforschungszentrum<br />

(GFZ) Potsdam initiierte<br />

Forschungsprogramm „Erde<br />

im Wandel –Unsere Zukunft<br />

erhalten“. Das Großprojekt<br />

wird vomGFZ und sechs weiteren<br />

Helmholtz-Zentren getragen,<br />

wie vergangene Woche<br />

bekannt wurde.<br />

Das Ziel: Innerhalb vonsieben<br />

Jahren soll das Forschungsprogramm<br />

nicht nur<br />

die Klimaforschung ein großes<br />

Stück voranbringen. Mit<br />

2350 Wissenschaftlernund<br />

einem Jahresbudget von<br />

450 Millionen Euro wollen<br />

die Forscher die großen Zukunftsfragen<br />

angehen.<br />

Die Fragestellungen: In den<br />

Projekten geht es etwa<br />

darum, wie sich Klimaänderungen<br />

auswirken werden.<br />

Aber auch, wie sich Naturkatastrophen<br />

besser vorhersagen,<br />

wie sich Wasserkrisen<br />

managen und gute Frühwarnsysteme<br />

entwickeln lassen.<br />

matisch bemerkbar macht. Und das<br />

Klima hoch im Norden entscheidet<br />

auch darüber, wie sich die Temperaturen<br />

und Niederschläge in Europa<br />

entwickeln.Wenn dieWissenschaftler<br />

diese Prozesse besser verstehen, können<br />

sie ihre Klimamodelle anpassen<br />

und damit genauereVorhersagen für<br />

das Klima der Zukunft treffen.<br />

Bei Torsten Sachs, der am Deutschen<br />

Geoforschungszentrum (GFZ)<br />

in Potsdam forscht, steht das Gas<br />

Methan im Mittelpunkt der Forschung.<br />

Methan ist ein sehr starkes<br />

Treibhausgas,das etwa 25 bis 30 Mal<br />

wirksamer ist als Kohlendioxid. „Seit<br />

2007 steigt nach einer langen Phase<br />

der Stagnation die Methankonzentration<br />

in der Atmosphäre deutlich<br />

an“, erläutertder Forscher.<br />

In den vergangenen fünf Jahren<br />

beobachteten die Wissenschaftler sogar<br />

einen noch rascheren Anstieg als<br />

zuvor. Auch in der Arktis sind die<br />

Messwerte unerwartet hoch. „Vor allem<br />

über offenemWasser und auch in<br />

der Wassersäule“, sagt Sachs.Warum<br />

das so ist, weiß noch niemand genau.<br />

Auftauender Permafrostboden,<br />

Fracking, höhereAktivitäten vonMethan<br />

produzierenden Mikroorganismen<br />

durch steigende Temperaturen –<br />

all das sind mögliche Ursachen. „Es<br />

gibt bisher viel zu wenige Daten“, betont<br />

Sachs.Diese große Lücke wollen<br />

die Forscher wenigstens teilweise<br />

schließen. Die Ergebnisse sollen genauereEinblicke<br />

in den Methankreislauf<br />

ermöglichen.<br />

Mit dem Hubschrauber werden<br />

Sachs und sein Team die Methankonzentration<br />

in der Arktisluft untersuchen.<br />

Bei den Forschungsflügen<br />

misst eine Sonde Methan, Kohlendioxid,<br />

Wasserdampf, Aerosole<br />

und auch die Luftströmungen über<br />

dem Wasser und dem Eis. Während<br />

der Flüge bewegen sich die Forscher<br />

auf zuvor festgelegten Routen 50 bis<br />

100 Kilometer vomSchiff fortund erhalten<br />

so detaillierte Daten über eine<br />

große Fläche. Möglicherweise können<br />

sie hier Orte identifizieren, die<br />

besonders viel Methan ausstoßen.<br />

Zusätzlich werden Eisbohrkerne<br />

viele Informationen über den Methanhaushalt<br />

in der Arktis und die<br />

Ursprünge des Gases liefern.<br />

DieKälte vonbis zu minus 45 Grad<br />

Celsius wird nicht nur für die Menschen<br />

auf der „Polarstern“ zur Herausforderung.<br />

Torsten Sachs hofft,<br />

dass auch seine empfindliche Technik,<br />

mit der er die Methankonzentrationen<br />

messen will, den Temperaturen<br />

trotzen kann. „Ich bin zufrieden,<br />

wenn wir fliegen können und viele<br />

Daten aufzeichnen“, sagt er.<br />

DenAufbruch gen Norden hat die<br />

Biogeochemikerin Liane Benning<br />

vom GFZ noch vor sich. Sie wird im<br />

April zueiner Forschungsreise nach<br />

Grönland aufbrechen. Dort erforscht<br />

sie Mikroorganismen, die eng mit<br />

dem Klimawandel verbunden sind.<br />

Ihr Forschungsobjekt beschreibt sie<br />

so:„Es sieht aus wie Schmutz, ist aber<br />

lebendig.“ Gemeint sind Eisalgen, die<br />

regelmäßig im arktischen Sommer<br />

violette Teppiche auf der Eisoberfläche<br />

bilden. Manchmal sind die Algenblüten<br />

so dicht, dass das Eis fast<br />

schwarzwirkt.<br />

Die Mikroorganismen setzten in<br />

weiten Gebieten Grönlands eine Spirale<br />

in Gang, die die Forscher um<br />

Benning im Projekt Deep Purple besonders<br />

intensiv beobachten wollen.<br />

Das dunkle Pigment schützt die Eisalge<br />

vorder intensiven Sonnenstrahlung.<br />

Gleichzeitig wird durch die Algenblüte<br />

Wärme absorbiert, die wiederum<br />

die Eisschmelzeantreibt. Das<br />

Schmelzwasser fördert das Algenwachstum,<br />

weil es lebensnotwendige<br />

Mineralien enthält –esist ein<br />

Kreislauf, der in den vergangenen<br />

Jahren eine stetig wachsende Algenblüte<br />

hervorgebracht hat und der die<br />

Eisschilde und Gletscher immer<br />

schneller schmelzen lässt.<br />

Neben den Algen verdunkelt aber<br />

auch die Luftverschmutzung Grönlands<br />

Schneedecke.Rußpartikel und<br />

Staub lagern sich darauf ab und<br />

könnten ähnliche Effekte wie die Eisalge<br />

auslösen. Die Zusammenhänge<br />

zwischen Algenwachstum, Klimawandel<br />

und Luftverschmutzung untersuchen<br />

die Wissenschaftler mithilfe<br />

vonDrohnen und Satelliten, die<br />

die Ausbreitung der Algenblüte vermessen.<br />

Während das Eissich in den<br />

letzten Jahren vor allem im Westen<br />

Grönlands dunkel färbte, wollen die<br />

Forscher nun ermitteln, ob auch Gebiete<br />

im Norden, Osten und Süden<br />

betroffen sind. „Wir wollen wissen,<br />

ob das Eis in ganz Grönland viel<br />

schneller schmilzt als zuvor“, erklärt<br />

Liane Benning.<br />

Um die Ökologie der Alge zu verstehen,<br />

bohren die Forscher Schneeund<br />

Eiskerne vorOrt und führen Experimente<br />

durch. Einerseits wollen<br />

sie die Algendichte und die Auslöser<br />

für die Massenvermehrung ermitteln<br />

und andererseits auch untersuchen,<br />

wie viel Rußund Staub die Organismen<br />

einfangen. Letztlich geht<br />

es um Vorhersagen, wo und wann<br />

die biologischeVerdunkelung auftreten<br />

und wie sie Grönlands Klima beeinflussen<br />

wird.<br />

Methan über der Arktis und Eisalgen<br />

auf Grönland –das sind nur zwei<br />

von unzähligen Bausteinen, die im<br />

Gesamtsystem Klima eine wichtige<br />

Rolle spielen. Sie zeigen, wie komplex<br />

und vielfältig Energie- und<br />

Stoffflüsse auf unserer Erde sind und<br />

wie schwierig es ist, die unzähligen<br />

kleinen Puzzleteile zu einem Gesamtbild<br />

zusammenzufügen.<br />

Durchhalten bis März<br />

Bald erhalten Geoforscher deutliche<br />

Unterstützung beim Puzzeln. Denn<br />

das GFZ hat ein großes Forschungsprogramm<br />

initiiert, an dem sich<br />

sechs weitere Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

beteiligen.<br />

„Erde imWandel“ heißt das Vorhaben<br />

(siehe links) und wird über sieben<br />

Jahre mit 450 Millionen Euro finanziert.<br />

Forscher werden dafür<br />

Grundwasserspiegel untersuchen,<br />

die Eisschmelze beobachten und im<br />

Untergrund nach Georessourcen für<br />

die Energiewende suchen. Einige –<br />

Torsten Sachs etwa –nehmen für solche<br />

Projekte Monate in vollkommener<br />

Dunkelheit und Eiseskälte auf<br />

sich. „Erst am 10. März wird inder<br />

Arktis die Sonne zum ersten Malwieder<br />

aufgehen“, sagt der Forscher.Auf<br />

diesen Moment freut er sich schon.<br />

Mit Albatrossen gegen illegale Fischerei<br />

Die Vögel können nicht gemeldete Schiffe in den Weiten der Ozeane aufspüren und mithilfe von GPS- und Radarmessgeräten deren Positionen weitergeben<br />

VonStefan Parsch<br />

Die Idee ist genial: Albatrosse solleb<br />

dabei helfen, Fälle von illegaler<br />

Fischerei aufzudecken. In einem<br />

großangelegten Test im Indischen<br />

Ozean stattetenWissenschaftler<br />

169 der großen Seevögel mit<br />

Messgeräten und Satellitensendern<br />

aus.Die Tiereerfüllten die Erwartungen:<br />

Sie konnten zahlreiche Schiffe<br />

ausfindig machen, deren Fahrten<br />

nicht bei Behörden angemeldet waren<br />

und die womöglich illegal fischten,<br />

berichten französische Forscher<br />

im Fachmagazin PNAS.<br />

Albatrosse fühlten sich generell<br />

vonFischereifahrzeugen angezogen,<br />

schreibt das Team um Henri Weimerskirch<br />

vom Forschungszentrum<br />

CNRS an der Université de la Rochelle<br />

in Villiers en Bois.Sie könnten<br />

diese Schiffe auf bis zu 30 KilometernEntfernung<br />

entdecken. Einweiterer<br />

Vorteil: Mitder großen Vogelart<br />

lassen sich große Gebiete der Meeresoberfläche<br />

abdecken.„Mit 50 entsprechend<br />

ausgerüsteten Individuen<br />

haben wir einen Überblick<br />

über ein Areal von22Millionen Quadratkilometern“,<br />

sagt Weimerskirch.<br />

Das Team machte sich diese Eigenschaften<br />

zunutze, um illegale Fischerei<br />

auch dort aufzuspüren, wo<br />

eine Überwachung kaum oder nur<br />

mit erheblichem Aufwand möglich<br />

ist. Die Wissenschaftler befestigten<br />

eine teilweise neu entwickelte Messeinheit<br />

an den Albatrossen. Neben<br />

dem Positionsbestimmungssystem<br />

Albatrosse lassen sich wie Spürhunde nutzen.<br />

GPS enthält sie einen Detektor für<br />

Radarwellen. Denn Radar benötigen<br />

die Schiffe zum Navigieren, auch<br />

wenn sie ihr automatisches Identifikationssystem<br />

(AIS) nicht einge-<br />

ALEXANDRE CORBEAU<br />

schaltet haben, um einer Ortung zu<br />

entgehen. Die Übermittlung der<br />

Orts- und Radar-Daten von den Albatrossen<br />

innerhalb weniger Sekunden<br />

an einen Satelliten macht eine<br />

Online-Darstellung der Messdaten<br />

nahezu in Echtzeit möglich.<br />

DieForscher stellten während ihres<br />

Feldversuchs von November<br />

2018 bis Mai 2019 fest, dass in internationalen<br />

Gewässernknapp 37 Prozent<br />

der Schiffe ohne AIS unterwegs<br />

waren. In den ausschließlichenWirtschaftszonen<br />

–also bis 200 Seemeilen<br />

vomLand entfernt –waren es im<br />

Durchschnitt weniger Schiffe.<br />

Allerdings gab es große Unterschiede<br />

zwischen verschiedenen Inselgruppen.<br />

Während nahe den Inselgruppen<br />

Crozet und Kerguelen<br />

weniger als 15 Prozent der Schiffe<br />

ohne AIS unterwegs waren, waren es<br />

bei den Prinz-Edward-Inseln alle 31<br />

Schiffe, deren Radarwellen dort aufgefangen<br />

wurden.<br />

Die Forscher untersuchten auch,<br />

wie gut sich zwei verschiedene Albatrossarten<br />

und verschiedene Altersgruppen<br />

für die Seeüberwachung<br />

eignen. So flogen 21Prozent der Wanderalbatrosse<br />

(Diomedea exulans)direkt<br />

an Schiffe heran, während es bei<br />

den Amsterdam-Albatrossen (Diomedea<br />

amsterdamensis) nur 8,5 Prozent<br />

waren. Außerdem waren erwachseneVögel<br />

imVergleich zu Jungtieren<br />

besser im Aufspüren.<br />

Die Methode könne auch bei anderen<br />

Tierarten wie Meeresschildkröten<br />

oder Haien eingesetzt werden,<br />

um herauszufinden, wo sie<br />

häufig zu Beifang werden, schreiben<br />

die Forscher.Dann könnten entsprechende<br />

Schutzmaßnahmen getroffen<br />

werden. (dpa/fwt)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 17 *<br />

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Sport<br />

Ein Abend<br />

ganz für<br />

Kobe Bryant<br />

Alba besiegt Verfolger<br />

Crailsheim 98:82<br />

VonChristian Kattner<br />

Peyton Siva hatte am Nachmittag<br />

bewegende Worte geschrieben.<br />

Martin Hermannsson erschien im<br />

Trikot der Los Angeles Lakers mit der<br />

Nummer acht und der erste Song des<br />

Abends galt Kobe Bryant. Derplötzliche<br />

und unerwartete Todder Basketball-Legende<br />

am Vorabend machte<br />

nachdenklich und traurig. Er hatte<br />

seine Spuren hinterlassen und war in<br />

den Gesichtern der Spieler von Alba<br />

Berlin abzulesen. Bei der Erwärmung,<br />

aber vor allem während der<br />

Schweigeminute. Etwas glücklicher<br />

sahen Fans und Spieler zumindest<br />

beim Abpfiff aus. Dahatte sich Alba<br />

Berlin gegen Crailsheim mit 98:82<br />

durchgesetzt und den dritten Platz in<br />

der Bundesliga-Tabelle gefestigt.<br />

Das Spiel hatte jedoch so begonnen,<br />

wie es am Vorabend schon in<br />

der NBA praktiziert wurde: In Gedenken<br />

an Kobe Bryant und dessen<br />

spätere Trikotnummer 24 ließen<br />

beide Teams die Angriffszeit von 24<br />

Sekunden runterlaufen. Erst danach<br />

wurde zwischen dem Dritten und<br />

Vierten der Bundesliga auch wirklich<br />

Basketball gespielt. Und das so, wie<br />

es bereits vor der Partie zu erwarten<br />

war. Crailsheim, das Team, welches<br />

in der Liga die meisten Dreier pro<br />

Spiel nimmt, warfauch in Berlin fleißig<br />

vonaußerhalb der Dreierlinie auf<br />

den Korb. Allein zwölfmal im ersten<br />

Viertel. Weil auch sechs Würfe in den<br />

Korb gingen, konnten die Gäste die<br />

Partie beim Stand von22:22 offen gestalten.<br />

Erst in den zweiten Minuten<br />

konnten sich die <strong>Berliner</strong> etwas absetzen,<br />

profitierten aber davon, dass<br />

keiner der vier Crailsheimer Dreier<br />

saß und die Fehlerquoten auf beiden<br />

Seiten stiegen. Gerade einmal zwei<br />

Ballverluste waren beiden Mannschaften<br />

im ersten Abschnitt unterlaufen,<br />

fünf waren es im zweiten<br />

Viertel bei Alba und sechs auf Seiten<br />

der Gäste.Wohl dem, der mit Martin<br />

Schweigeminute vor dem Alba-Spiel für<br />

Kobe Bryant<br />

MICHAEL HUNDT<br />

Hermannsson und Marcus Eriksson<br />

gleich zwei Spieler in seinen Reihen<br />

hat, die zumindest offensiv sehr<br />

treffsicher waren und dafür sorgten,<br />

dass die <strong>Berliner</strong> mit einer beruhigen<br />

52:40-Führung in die Kabine gingen.<br />

Darauf ausruhen konnten sich<br />

die Gastgeber auch nach dem Seitenwechsel<br />

nicht. Erst recht nicht,<br />

weil die Gäste ihrer Linie treu blieben<br />

und es weiter fleißig von der<br />

Dreierlinie probierten. Undvon dort<br />

auch wieder den einen oder anderen<br />

Treffer einstreuen konnten. Der entscheidende<br />

Faktor sollte allerdings<br />

die unterschiedliche Qualität und<br />

Tiefe der beiden Kader sein. Während<br />

die Crailsheimer lediglich mit<br />

zehn Spielern angereist waren und<br />

über weite Strecken der Partie nur<br />

mit acht Spielern durchwechselten,<br />

bekamen zehn Alba-Akteure eine<br />

zweistellige Einsatzzeit. Und inder<br />

gingen sie produktiv zu Werke. Mit<br />

Marcus Eriksson, Martin Hermannsson,<br />

Rokas Giedraitis,LandryNnoko<br />

und Luke Sikma punkteten gleich<br />

fünf Spieler zweistellig. Nach großem<br />

Jubel war aber keinem von ihnen<br />

beim Schlusspfiff zumute.Diesmal<br />

nicht.<br />

Die neue Sicherheit<br />

Alexander Zverev schickt sich in Melbourne an, erstmals das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers zu erreichen<br />

VonDoris Henkel, Melbourne<br />

Irgendwie ist es fast ein bisschen<br />

unheimlich, wie souverän<br />

Alexander Zverev dieser<br />

Tage spielt und gewinnt. Aktueller<br />

Eintrag ins Buch der Erfolge ist<br />

ein eindrucksvoller Sieg in drei Sätzen<br />

(6:4, 6:4, 6:4) gegen den bisher<br />

erfolgreichsten Spieler des Jahres,<br />

Andrej Rublew –der vierte Sieg in<br />

drei Sätzen bei den Australian Open<br />

in Melbourne. Beste Voraussetzungen,<br />

um am Mittwoch im Spiel gegen<br />

den Schweizer Stan Wawrinka den<br />

nächsten Coup zu landen und zum<br />

ersten Mal in seiner Karriere das<br />

Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers<br />

zu erreichen; eine Aussicht, die<br />

sich kaum einer vorstellen konnte,<br />

der ihn vor drei Wochen beim ATP<br />

Cupnoch geisterhaft verlieren sah.<br />

Neben Milos Raonic aus Kanada<br />

ist Zverev in Melbourne dieser Tage<br />

der Einzige, der noch keinen Satz<br />

verlor. Auch gegen Rublew schlug er<br />

extrem gut auf, ließ keinen einzigen<br />

Breakball zu und wirkte so sicher,<br />

dass man schon nach weniger als einer<br />

Stunde den Eindruck hatte, dieses<br />

Ding werde ernicht mehr verlieren.<br />

„Ich hab viel dafür gearbeitet,<br />

hab viel dafür getan, damit es besser<br />

wird“, erklärte er eine Stunde nach<br />

dem Sieg. „Jetzt sind nur noch die<br />

besten acht da, und ich freue mich,<br />

dass ich dazugehöre.“<br />

Im Viertelfinale gegen Wawrinka<br />

Wiegroßdie Chance ist, dass er auch<br />

zu den besten vier Spielernder Australian<br />

Open gehören wird? Zweimal<br />

hatte er vorher im Viertelfinale eines<br />

der großen vier Turnieregespielt, bei<br />

den French Open in Paris, doch in<br />

beiden Fällen mit wesentlich mehr<br />

gespielten Sätzen in den Beinen.<br />

2018 beendete er die letzte Partie gegen<br />

Dominic Thiem fast nur auf einem<br />

Bein, 2019 verlor er in drei glatten<br />

Sätzen gegen Novak Djokovic.<br />

Nunwirderesnicht mit den nächsten<br />

Russen zu tun haben, sondernmit einen<br />

fast wie zu besten Zeiten spielenden<br />

Schweizer. Stan Wawrinka war<br />

beim Sieg gegen Daniil Medwedew<br />

(6:2, 2:6, 4:6, 7:6, 6:2) beeindruckend<br />

in Form.AmEnde fehlte Medwedew,<br />

der noch nie ein Spiel in fünf Sätzen<br />

gewonnen hatte, sichtlich die Energie,umWawrinka<br />

aufzuhalten, der in<br />

Spielen über die volle Distanz eine gewisse<br />

Erfahrung hat; es war sein 51.<br />

Match über fünf Sätze.<br />

Zur Frage, obersich überrascht<br />

sei, dass er gegen Wawrinka und<br />

nicht gegen den in der Weltrangliste<br />

Mit weißer Weste in die Runde der letzten acht: Alexander Zverev.<br />

STRUFF IM DOPPEL-VIERTELFINALE<br />

Gewonnen: Jan-Lennard Struff steht bei den<br />

Australian Open im Viertelfinale des Doppelwettbewerbs.<br />

Mit seinem Partner Henri Kontinen<br />

(Finnland) besiegte der Warsteiner Simone<br />

Bolelli/Benoit Paire (Italien/Frankreich)<br />

mit 7:5, 6:3 und trifft nun auf die an<br />

Nummer elf gesetzten RajeevRam/Joe Salisbury(USA/Großbritannien).<br />

GETTY IMAGES/TRAYNOR<br />

Gescheitert: Das deutsche Erfolgsdoppel<br />

Kevin Krawietz/Andreas Mies (Coburg/Köln)<br />

war in Melbourne bereits in der ersten Runde<br />

ausgeschieden. Die an Nummer drei gesetzten<br />

French-Open-Sieger und US-Open-Halbfinalisten<br />

von2019 unterlagen den Kasachen<br />

Alexander Bublik/Michail Kukuschkin<br />

mit 3:6, 6:7 (7:9).<br />

Der Hawaiianer,der aus der Kälte kommt<br />

auf Platz vier stehenden Medwedew<br />

spielen werde, meinte Zverev:<br />

„Überrascht? Nein. Stan ist ein<br />

Champion, jemand, der die größten<br />

Matches gewinnen hatte. Aber hab’<br />

ich es vordem Match erwartet? Auch<br />

nein.“<br />

Boris Becker hatte neulich über<br />

Stan Wawrinka gesagt, dass der nach<br />

zwei höchst komplizierten Knie-<br />

Operationen im August 2017 überhaupt<br />

noch dabei sei, sei ein kleines<br />

Wunder.„Hätte er nicht die Leidenschaft<br />

für den Sport und wäre er<br />

nicht so ein starker Mann, dann<br />

würde er heute nicht mehr Tennis<br />

spielen.Wenn er gesund ist, ist er immer<br />

einer, der für Furore bei einem<br />

Grand-Slam-Turnier sorgen kann.“<br />

Kerber scheitertimAchtelfinale<br />

Zverev startete mit Verve und<br />

Schwung in die nächste Partie, für<br />

Angelique Kerber endete das Unternehmen<br />

Australian Open 2020 mit einer<br />

Niederlage in drei Sätzen gegen<br />

Anastassija Paljutschenkowa (7:6, 6:7,<br />

2:6). Sie hatte das Pech, an diesem<br />

kühlen Abend in Melbourne der besten<br />

Version der Russin zu begegnen.<br />

Die wirkte von Anfang bis Ende extrem<br />

konzentriert, schoss aus allen<br />

Rohren und machte bisweilen den<br />

Eindruck, als könne sie mit geschlossenen<br />

Augen einen Bierdeckel treffen.<br />

In den etwas mehr als zweieinhalb<br />

Stunden der Partie schlug sie 71„winner“<br />

und nur 36 sogenannte „unforced<br />

errors“, und ein Plus von 35in<br />

dieser Rechnung sieht man nicht alle<br />

Tage.Auch Kerber lag im Plus (35/29),<br />

allerdings nur bei den Zahlen. „Ich<br />

habe alles auf dem Platz gelassen, was<br />

ich konnte“, sagte sie hinterher,<br />

„mehr war nicht drin.“<br />

Die Verletzung auf der Rückseite<br />

des linken Oberschenkels machte<br />

sich auch in diesem Spiel in manchen<br />

Momenten bemerkbar, und oberste<br />

Priorität in den nächsten Wochen hat<br />

nun der Plan, diese Verletzung endlich<br />

auszukurieren. Sie will erst wieder<br />

spielen, wenn alles wirklich in<br />

Ordnung ist, egal, ob das in zwei Wochen<br />

der Fall sein wirdoder ob es länger<br />

dauert. Am 7. und 8. Februar geht<br />

es in der ersten Fed-Cup-Runde gegen<br />

Brasilien. Eine Entscheidung<br />

über ihre Teilnahme wolle sie erst<br />

nach einem Gespräch mit Teamkapitän<br />

Rainer Schüttler treffen. Natürlich<br />

verabschiedete sie sich nicht<br />

frohgemut vom Stadion und der<br />

Stadt, in der sie vorvier Jahren ihren<br />

ersten Grand-Slam-Titel gewonnen<br />

hatte. Aber sie wusste, dass sie alles<br />

versucht hatte,was möglich war.<br />

Volleyballer Erik Shoji spielt bei Fakel Novy Urengoi in Sibirien. Dort ist es so eisig, dass die Volleyballer in Moskau wohnen<br />

VonKarin Bühler<br />

InNovyUrengoi gibt es keine Fernstraßen,<br />

die die westsibirische<br />

Stadt mit dem restlichen Russland<br />

verbinden. In Novy Urengoi gibt es<br />

auch keine Volleyballer, obwohl der<br />

örtliche Klub zu den Topmannschaften<br />

der russischen Liga gehört. „Wir<br />

Spieler wohnen in Moskau und fliegen<br />

dreieinhalb Stunden zu jedem<br />

Heimspiel, weil es im Winter dort<br />

sehr, sehr kalt werden kann“, sagt<br />

Erik Shoji.<br />

Der Libero wurde 2016 mit den<br />

Berlin Volleys Deutscher Meister,Pokalsieger<br />

und CEV-Pokal-Sieger, außerdem<br />

mit der US-Nationalmannschaft<br />

Olympiadritter. Er wuchs in<br />

Honolulu auf Hawaii auf. Jetzt spielt<br />

er schon die dritte Saison in Sibirien.<br />

„Nach acht Jahren in Europa bin ich<br />

die Kälte immer mehr gewohnt, außerdem<br />

stattet uns der Klub ja mit<br />

warmen Anoraks und Kleidernaus“,<br />

sagt Shoji.<br />

In NovyUrengoi gibt es keine Palmen<br />

wie auf Hawaii. Surfen ist nicht<br />

angesagt. Dafür hatte es „vorige Woche<br />

Minus 42 Grad Celsius“, erzählt<br />

Freut sich auf Plusgrade in Berlin: Erik Shoji.<br />

Shoji. „Nur fünf Minuten draußen zu<br />

sein, kann schon schwierig werden,<br />

dein Gesicht friert ein, alles, was du<br />

in der Nase hast, friertein.“<br />

Novy Urengoi, mehr als 100 000<br />

Einwohner, gilt als Hauptstadt der<br />

russischen Gasförderung. Die drei<br />

Unternehmen Urengoigasprom,<br />

Jamburggasdobytscha und Tjumenburgas,<br />

die zum Gazprom-Konzern<br />

gehören, liefern das Gros der russi-<br />

IMAGO IMAGES/KLEPACZKO<br />

schen Gasproduktion. Es gibt also<br />

eine Menge Kapital in der Region Jamal-Nenzen.<br />

Das macht sich im Kader<br />

und bei der Bezahlung der Volleyballer<br />

vonFakel NovyUrengoi bemerkbar,<br />

die am Dienstagabend<br />

(19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) in<br />

der Gruppenphase der Champions<br />

League in Berlin antreten.<br />

Neben Shoji, 30, gehören die Außengreifer<br />

Egor Kliuka und Dimitri<br />

Volkov, beide russische Nationalspieler,<br />

zuden herausragenden Profis.<br />

Das Hinspiel in Sibirien verloren<br />

die <strong>Berliner</strong> 0:3. „Aber da waren<br />

Patch und Le Goff nicht dabei“,<br />

schränkt Shoji ein. „Ich weiß, wie gut<br />

die <strong>Berliner</strong> in der Max-Schmeling-<br />

Halle sein können. Es ist ein besonderer<br />

Ortund ich freue mich darauf,<br />

wieder vordiesen Fans zu spielen.“<br />

Zuletzt besiegte Fakel das Team<br />

von Zenit Kasan in der russischen<br />

Liga mit 3:1, am Sonnabend verlor<br />

Fakel zu Hause 1:3 gegen Kemerowo,<br />

den Klub, der in der Champions<br />

League mit sieben Punkten vorFakel<br />

(6), Berlin (3) und Ljubljana (2) liegt.<br />

Nurmit einem Heimsieg können die<br />

BR Volleys vielleicht die K.-o.-Phase<br />

der Champions League erreichen.<br />

Da könnte es für sie von Vorteil<br />

sein, dass am Flughafen von Novy<br />

Urengoi manchmal Flüge ausfallen.<br />

Der von Fakel nach Moskau am Wochenende<br />

etwa. Statt am Sonntagnachmittag<br />

kam das Team erst am<br />

Montagvormittag in Berlin an. „Es<br />

war nicht die beste Anreise“, sagt<br />

Shoji, „aber ich bin begeistert, wieder<br />

hier zu sein.“<br />

NACHRICHTEN<br />

DFB reduziertDerby-Strafe<br />

für den 1. FC Union<br />

FUSSBALL DasDFB-Sportgericht<br />

senkte die Strafe für den 1. FC Union<br />

für die Randale beim Derbygegen<br />

Hertha BSC von158 000 auf 140 000<br />

Euro.47000 Euro,also etwa ein Drittel<br />

der Strafe,kann der Verein für sicherheitstechnische<br />

und gewaltpräventiveMaßnahmen<br />

verwenden<br />

und muss dies dem DFB bis zum 30.<br />

Juni 2020 nachweisen. Ob die Eisernen<br />

das Urteil anerkennen, ist offen.<br />

Klopp schwänzt mit den Reds<br />

Wiederholungsspiel im Pokal<br />

FUSSBALL. Jürgen Klopp will das<br />

Wiederholungsspiel seines FC Liverpool<br />

im FA Cupgegen Shrewsbury<br />

Town schwänzen und seine U23 um<br />

den Achtelfinal-Einzug kämpfen lassen.<br />

Nach dem 2:2 beim Drittligisten<br />

soll das nötige Wiederholungsspiel<br />

nun am 4. Februar stattfinden. Vom<br />

2. bis 15. Februar hat die Premier<br />

League aber erstmals Winterpause.<br />

„Wir werden nicht da sein“, sagte<br />

Klopp.„Wirmüssen die Gesundheit<br />

der Spieler respektieren.“ Wenn die<br />

FA das nicht akzeptiere, „können wir<br />

es nicht ändern“.<br />

Handballer müssen zunächst<br />

gegen die Schweden ran<br />

HANDBALL. Diedeutschen Männer<br />

treffen zum Auftakt der Olympia-<br />

Qualifikation vom17. bis 19. Aprilin<br />

der <strong>Berliner</strong> Max-Schmeling-Halle<br />

auf Schweden. Am Sonnabend (18.<br />

April) steht das Duell gegen Slowenien<br />

an, ehe es am Sonntag gegen Algerien<br />

geht. Diebeiden ersten Teams<br />

des Turniers sind in Tokio dabei.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

Bundesliga, 20. Spieltag<br />

Werder Bremen -TSG Hoffenheim 0:3 (0:0)<br />

BayerLeverkusen -Fortuna Düsseldorf 3:0 (1:0)<br />

1. RB Leipzig 19 51:23 40<br />

2. Bayern München 19 55:22 39<br />

3. Borussia Mönchengladbach 19 36:21 38<br />

4. Borussia Dortmund 19 51:28 36<br />

5. BayerLeverkusen 19 30:22 34<br />

6. Schalke04 19 31:26 33<br />

7. TSG Hoffenheim 19 29:30 30<br />

8. SC Freiburg 19 29:26 29<br />

9. Eintracht Frankfurt 19 31:30 24<br />

10. VfL Wolfsburg 19 20:23 24<br />

11. 1. FC Union 19 23:27 23<br />

12. FC Augsburg 19 31:38 23<br />

13. Hertha BSC 19 24:34 22<br />

14. 1. FC Köln 19 23:38 20<br />

15. FSV Mainz 05 19 27:44 18<br />

16. Werder Bremen 19 24:44 17<br />

17. SC Paderborn 19 23:40 15<br />

18. Fortuna Düsseldorf 19 18:40 15<br />

Zweite Liga, 19. Spieltag<br />

Arminia Bielefeld -VfL Bochum Di., 18.30<br />

Jahn Regensburg -Hannover96 Di., 20.30<br />

SpVgg Greuther Fürth -FCSt. Pauli Di., 20.30<br />

Wehen Wiesbaden -ErzgebirgeAue Di., 20.30<br />

VfB Stuttgart-1.FCHeidenheim Mi., 18.30<br />

Holstein Kiel -Darmstadt 98 Mi., 20.30<br />

Dynamo Dresden -Karlsruher SC Mi., 20.30<br />

VfL Osnabrück -SVSandhausen Mi., 20.30<br />

Hamburger SV -1.FCNürnberg Do., 20.30<br />

Tennis<br />

Australian Open<br />

Frauen, Achtelfinale: Anastasia Pawljutschenkowa<br />

(Russland/30) -Angelique Kerber (Kiel/17)<br />

6:7 (5:7), 7:6 (7:4), 6:2; Simona Halep (Rumänien/4)<br />

-Elise Mertens (Belgien/16) 6:4, 6:4;<br />

Garbine Muguruza (Spanien) -Kiki Bertens (Niederlande/9)<br />

6:3, 6:3; Anett Kontaveit (Estland/28)<br />

-Iga Swiatek (Polen) 6:7 (4:7), 7:5, 7:5<br />

Männer,Achtelfinale: Alexander Zverev(Hamburg/7)<br />

-Andrej Rubljow(Russland/17) 6:4, 6:4,<br />

6:4; Rafael Nadal (Spanien/1) -Nick Kyrgios<br />

(Australien/23) 6:3, 3:6, 7:6 (8:6), 7:6 (7:4);<br />

Stanislas Wawrinka (Schweiz/15) -Daniil Medwedew(Russland/4)<br />

6:2, 2:6, 4:6, 7:6 (7:2), 6:2;<br />

Dominic Thiem (Österreich/5) -Gael Monfils<br />

(Frankreich/10) 6:2, 6:4, 6:4


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 – S eite 18<br />

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Sport<br />

Handball<br />

Alt und<br />

schlau<br />

Michael Wilkening<br />

sieht Spanier,die sich dem<br />

Trend widersetzen.<br />

Die spanischen Handballer haben<br />

am Sonntag in einem dramatischen<br />

Finale durch ein 22:20<br />

(12:11) gegen Kroatien ihren EM-Titel<br />

verteidigt –und die Helden waren<br />

immer noch dieselben wie beim Titelgewinn<br />

zwei Jahrezuvor.ImFinale<br />

in Stockholm waren 13 Akteuredabei,<br />

die schon einmal, durch ein 29:23 gegen<br />

Schweden, die EM gewonnen<br />

hatten. Neben Kapitän Raúl Entrerrios,<br />

38, befinden sich auch Julen<br />

Aguinagalde, 37, Daniel Sarmiento,<br />

Viran Morros, beide 36, Gedeon Guardiola,<br />

35, und Joan Canellas,33, im<br />

Herbst ihrer Laufbahn. Insgesamt<br />

stellten die Spanier mit 31,2 Jahren<br />

den im Schnitt ältesten Kader dieser<br />

EM.<br />

Mit Cleverness und einer speziellen<br />

Motivation setzten sich die Iberer<br />

durch. Es gab schließlich einen Antrieb<br />

der besonderen Art, diesen Titel<br />

zu gewinnen, denn der Europameister<br />

ist direkt für die Olympischen<br />

Spiele qualifiziert. 2016 standen die<br />

Spanier im EM-Endspiel, verloren in<br />

Krakau gegen eine entfesselt aufspielende<br />

deutsche Mannschaft, mussten<br />

deshalb ein Olympia-Qualifikationsturnier<br />

bestreiten –und scheiterten.<br />

„Für viele von uns ist Tokio die letzte<br />

Chance auf Olympia“, sagte Guardiola.<br />

Das Quali-Trauma hing in den<br />

Köpfen und nur der EM-Titel konnte<br />

ein neuerliches Drama abwenden.<br />

Auf dem Wegzum EM-Titel und<br />

der direkten Olympiaqualifikation<br />

stellten die Spanier dabei die Entwicklung<br />

des Handballs in Frage.Seit<br />

einigen Jahren geht die Tendenz der<br />

Sportartimmer mehr in Richtung Geschwindigkeit.<br />

Das Tempospiel ist<br />

modern und als Paradebeispiel werden<br />

die Norweger gepriesen, die ihren<br />

Gegner mit schnellen Sprints<br />

nach vorne zermürben wollen. Die<br />

Skandinavier laufen mehr und<br />

schneller als ihre Kontrahenten, versuchen<br />

sie dabei zu ermüden, um<br />

schnell und einfach zu eigenen Treffern<br />

zukommen. Durch den perfekten<br />

Einsatz der sogenannten„Schnellen<br />

Mitte“ haben sich die Norweger<br />

zu einer Topmannschaft entwickelt,<br />

wurden Dritter der EM und zuvor<br />

zweimal Vize-Weltmeister. Für große<br />

Titel hat es aber noch nicht gereicht,<br />

im Gegensatz zu den Spaniern.<br />

Gold in Tokio soll es sein<br />

DasTeam von Jordi Ribera setzte auf<br />

ein anderes Spielkonzept. Bei Ballgewinnen<br />

in der Abwehr sprinteten die<br />

Außen nach vorne und hofften auf<br />

Tore im Gegenstoß, die Mitspieler<br />

verzichteten aber auf das Tempospiel.<br />

Anhand des Alters der Leistungsträger<br />

wäre esnicht schlau gewesen,<br />

auf diese Weise Kräfte zu verschwenden.<br />

Die Spanier, übrigens<br />

ganz ähnlich wie der Finalgegner<br />

Kroatien, setzten auf eine altbekannte<br />

und bewährte Taktik. Der Fokus<br />

lag dabei auf einer starken und<br />

flexiblen Deckung. Entweder sollte<br />

eine aggressive 5+1-Variante für<br />

Stress beim Gegner sorgen oder eine<br />

6:0-Formation keine Lücken offenbaren.<br />

Im Angriff setzten die Iberer auf<br />

die individuelle Qualität von Entrerrios,<br />

Sarmiento, Canellas oder Alex<br />

Dujshebaev,der sich als einziger Leistungsträger<br />

im Rückraum noch nicht<br />

jenseits der 30er-Grenzebefindet.<br />

In ein paar Monaten werden Entrerrios<br />

und ein paar seiner Mitstreiter<br />

ihre internationale Laufbahn beenden.<br />

Vorher haben die alten Männer<br />

aber noch ein großes Ziel vor Augen:<br />

olympisches Gold. Undauf dem Weg<br />

dahin werden sie sicher auf Tempo-<br />

Handball verzichten.<br />

Eine Gedenktafel erinnertdaran, dass der DFB vor 120 Jahren in Leipzig gegründet wurde.<br />

Gefordert wie noch nie<br />

DerDFB feiert seinen120.Gründungstag. Die Aufgabenfür denVerband könnten indes kaumkomplexer sein<br />

VonFrank Hellmann, Frankfurt<br />

Es ist mittlerweile schon<br />

wieder zwei Jahrzehnte her,<br />

dass der ehemalige DFB-<br />

Präsident Egidius Braun im<br />

Beisein des damaligen Leipziger<br />

Oberbürgermeisters Wolfgang Tiefensee<br />

eine Gründertafel an der einstigen<br />

Gaststätte „Zum Mariengarten“<br />

enthüllte. Inder heutigen Büttnerstraße<br />

in Leipzig steht die Wiege<br />

des Deutschen Fußball-Bund (DFB).<br />

Eine erste Sitzung war noch ergebnislos<br />

verlaufen, ehe es am 28. Januar<br />

1900 zur Gründung mit dem<br />

ersten Präsidenten Ferdinand Hueppe<br />

kam. Getrieben vom Wunsch,<br />

für den aus England nach Deutschland<br />

geschwappten Fußballsport einen<br />

strukturierten Spielbetrieb und<br />

verbindliche Regeln einzuführen. Es<br />

konnte doch nicht sein, dass Seile<br />

die obereBegrenzung der Tore bildeten.<br />

Ordentliche Holzlatten sollten<br />

es bitteschön sein.<br />

120 Jahre später sind die Herausforderungen<br />

andere. Am Dienstag<br />

wird DFB-Präsident Fritz Keller in<br />

feierlichem Rahmen über derlei<br />

Themen sprechen. Der erfolgreiche<br />

Winzer und Gastronom vom Kaiserstuhl<br />

ist als Ehrengast in der sächsischen<br />

Boomstadt gerne gesehen,<br />

nachdem seine Vorgänger viel Kredit<br />

verspielt haben: Der wohl nie mehr<br />

gänzlich aufzuklärende Skandal um<br />

die Weltmeisterschaft 2006 hat dem<br />

größten Einzelsportverband derWelt<br />

Der tief gefallene Traditionsklub<br />

RW Erfurt erlebte einen turbulenten<br />

Wochenstart. Eigentlich sollten<br />

beim früheren DDR-Oberliga-<br />

Meister am Montag die Lichter ausgehen,<br />

doch plötzlich gab es wieder<br />

Hoffnung für den Viertligisten. Insolvenzverwalter<br />

Volker Reinhardt verkündete<br />

am späten Sonntagabend,<br />

der Klub werdedoch nicht vomSpielbetrieb<br />

abgemeldet. Er verhandele<br />

noch mit einem möglichen Sponsor.<br />

„Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen,<br />

es könnte sich hier aber<br />

eine positiveLösung abzeichnen“, so<br />

Reinhardt.<br />

Auch das Heimspiel am Sonnabend<br />

gegen Tabellenführer Energie<br />

Cottbus (16.00 Uhr/MDR) soll stattfinden.<br />

Kommt es am Ende aber doch<br />

genauso geschadet wie die häufigen<br />

Rochaden an der Spitze. 25 000 Vereine,<br />

150 000 Mannschaften und<br />

mehr als sieben Millionen Mitglieder<br />

benötigen einen glaubwürdigen Repräsentanten.<br />

Vermutlich dürfte der 62-Jährige<br />

auch den Bogen zum düstersten Kapitel<br />

der Geschichte schlagen, nachdem<br />

er bereits an das Holocaust-Gedenken<br />

erinnerte: Weil sich der von<br />

1942 bis 1945 amtierende DFB-Präsident<br />

Fritz Linnemann<br />

an der Vorstufe<br />

der Deportationen<br />

von Sinti und Roma<br />

nach Auschwitz beteiligt<br />

hatte,forderte Keller,„dass<br />

dieseVerbrechen<br />

niemals in Vergessenheit<br />

geraten.<br />

Gerade heute, dasich<br />

nicht jeder in<br />

Deutschland daran<br />

erinnern will.“ Obgleich<br />

das 13. Oberhaupt<br />

in der DFB-Geschichte in seiner<br />

Machtfülle arg beschnitten ist,<br />

hält das Keller nicht davon ab, wieder<br />

mehr der gesellschaftlichen Verantwortung<br />

gerecht zu werden und<br />

Rassismus, Diskriminierung oder<br />

Gewalt aktiv zu bekämpfen.<br />

Die Aufgaben für den Verband<br />

könnten komplexer kaum sein. Man<br />

will einerseits das letzte Lagerfeuer<br />

für die Gesellschaft sein, muss andererseits<br />

die Nationalmannschaften<br />

Männer und Frauen zurück in die<br />

DFB-Präsident<br />

Fritz Keller.<br />

Weltspitze bringen. Aber: Immännlichen<br />

Nachwuchsbereich gelten<br />

überzogene taktische Ausbildung,<br />

mangelnde Individualität und fehlendes<br />

Durchsetzungsvermögen als<br />

Kernprobleme, bei den Frauen gelingt<br />

es bis heute kaum, Mädchen<br />

mit Migrationshintergrund zu gewinnen.<br />

Große Hoffnungen werden<br />

in das vom für die Nationalmannschaften<br />

und die Akademie zuständigen<br />

Direktor Oliver Bierhoff verantwortete<br />

Projekt<br />

Zukunft gesetzt. Der<br />

nach demWM-Desaster<br />

2018 selbst unter<br />

Beschuss geratene<br />

ehemalige Nationalstürmer<br />

hat seinen<br />

Platz im Verband wieder<br />

sicher und mit<br />

FC Rot-Weiß Chaos<br />

Die Rettung des Erfurter Traditionsklubs hängt am seidenen Faden<br />

nicht zu einer Einigung, müsste sich<br />

der Verein aus der Regionalliga zurückziehen.<br />

Erfurt stünde als erster<br />

Absteiger fest und müsste im Sommer<br />

in der 5. Liga (Oberliga) starten.<br />

BizarreSituation<br />

Für die Spieler ist die Situation bizarr.<br />

Siehatten mit RW Erfurtschon abgeschlossen,<br />

ihre Spinde geräumt und<br />

die Mannschaftskasse aufgelöst. Am<br />

Montag war nur noch Trainer Robin<br />

Krüger auf dem Trainingsgelände anzutreffen.<br />

„Wenn wir ein positives<br />

Zeichen vom Insolvenzverwalter bekommen,<br />

geht es wieder los“, sagte<br />

Krüger der Thüringer Allgemeinen.<br />

Voraussetzung dafür ist aber,dass<br />

die noch ausstehenden Dezember-<br />

Gehälter bezahlt werden. Reinhardt<br />

IMAGO IMAGES/SIMON<br />

hatte die fehlenden Überweisungen<br />

damit begründet, dass der Hauptsponsor<br />

seine Zahlungen eingestellt<br />

hat. Der Hauptsponsor liegt mit<br />

Reinhardt über Kreuz und hatte vor<br />

dem Amtsgericht bereits seine Ablösung<br />

beantragt –vergeblich.<br />

Angesichts der tiefen Grabenkämpfe<br />

schloss auch Erfurts Oberbürgermeister<br />

Andreas Bausewein<br />

weitere Finanzhilfen aus. Der Klub<br />

ist angeblich bei der Zahlung der Stadionmiete<br />

an die Kommune im<br />

Rückstand. „Wir haben in den letzten<br />

Monaten und Jahren das geleistet,<br />

was zu leisten war.Mehr wirdan<br />

dieser Stelle nicht gehen“, sagte Bausewein<br />

dem MDR.<br />

DenErfurter Fans tut der Absturz<br />

besonders weh. Viele Jahrzehnte<br />

IMAGO IMAGES/OPUKUPIX<br />

dem Akademieleiter<br />

Tobias Haupt einen<br />

der klügsten Köpfe an<br />

seiner Seite, der beim<br />

Erneuerungsprozess<br />

die Bundesliga einbezieht: Ohne den<br />

bezahlten Fußball kommen gravierende<br />

Veränderungen nicht mehr<br />

zustande, dafür sind die Vereine inzwischen<br />

zu mächtig.<br />

Der DFB braucht eine starke Nationalmannschaft<br />

allein aus wirtschaftlichen<br />

Gründen: Bei fast 400<br />

Millionen Euro Jahresumsatz ist sie<br />

das große Zugpferd. Insofern ist intern<br />

die Rolle von Generalsekretär<br />

Friedrich Curtius nicht zu unterschätzen,<br />

der einer DFB GmbH vorsteht,<br />

die den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb<br />

lenken soll. Ohne die<br />

Abkoppelung von den ideellen Tätigkeiten<br />

wäreübrigens auch die Gemeinnützigkeit<br />

in Gefahr geraten.<br />

Beim Umstrukturierungsprozess für<br />

die rund 500 Mitarbeiter dient die<br />

Deutsche Fußball Liga (DFL) mittlerweile<br />

als Rat- und Taktgeber.<br />

Der mit strategischer Weitsicht<br />

gesegnete DFL-Chef Christian Seifert<br />

saß in der Findungskommission<br />

des neuen Präsidenten und hatte<br />

Kernthemen des Verbandes zur zentralen<br />

Botschaft seiner Neujahrsansprache<br />

gemacht. Dass der DFB in<br />

den internationalen Gremien beim<br />

Weltverband (Fifa) und der Europäischen<br />

Fußball-Union (Uefa )anEinfluss<br />

verloren hat, ist unstrittig. Fraglich<br />

nur, ob Vizepräsident Rainer<br />

Koch bald tatsächlich wieder mehr<br />

deutsche Interessen einpflegen<br />

kann, wo Fifa und Uefa in Machtkämpfe<br />

um immer mehr Wettbewerbe<br />

und immer größereProfite gefangen<br />

sind.<br />

Beim DFB will sich Präsident Keller<br />

seinen Kernthemen widmen: der<br />

Wertevermittlung und Persönlichkeitsbildung<br />

von Kindern und Jugendlichen,<br />

der Stärkung des Ehrenamts<br />

und nicht zuletzt einer geringeren<br />

Kluft zwischen Amateuren und<br />

Profis. Überdies gehören auch die<br />

Frauen für ihn immer mit ins Boot.<br />

Sein Credo: Im Fußball ist alles eins.<br />

Eine fast zeitlos klingende Maßgabe<br />

für die nächsten Jahrzehnte.<br />

spielte ihr Klub oben mit, wurde unter<br />

dem Namen SC Turbine Erfurt<br />

1954 und 1955 sogar DDR-Meister.<br />

1966 folgte die Neugründung als FC<br />

RW Erfurt, auch in den folgenden<br />

Jahren blieben die Thüringer<br />

Stammgast in der Oberliga.<br />

Nach der Wende spielte der Klub,<br />

der Nationalspieler wie Thomas<br />

Linke und Clemens Fritz hervorbrachte,<br />

ein Jahr in der Zweiten Liga<br />

und im Uefa-Cup. 2008 war man<br />

Gründungsmitglied der Dritten Liga<br />

und hielt sich dortals Dauerbrenner<br />

bis 2018. Doch eine handfeste Führungskrise<br />

leitete den Absturz ein.<br />

Als der Abstieg im März 2018 feststand,<br />

meldete der Klub Insolvenz an<br />

– seitdem reißen die Negativmeldungen<br />

nicht mehr ab. (sid)<br />

Nur ein<br />

kurzes<br />

Intermezzo<br />

Lucas Tousart weilt zum<br />

Medizincheck in Berlin<br />

Esist kurios und bezeichnend zugleich,<br />

was sich im Moment bei<br />

Herthas kickenden Angestellten abspielt.<br />

Gleich zwei Meldungen sorgen<br />

für Aufregung: Der französische<br />

Mittelfeldspieler Lucas Tousart, 22,<br />

wurde am Montag in Berlin gesichtet,<br />

wo er sich dem obligatorischen<br />

Medizincheck unterzog, dem in der<br />

Regel eine Vertragsunterschrift folgt.<br />

Hertha umwirbt den Mann vom<br />

Champions-League-Teilnehmer<br />

Olympique Lyon seit Wochen.<br />

Durchaus im Zusammenhang<br />

mit diesem Transfer ist Meldung<br />

Nummer zwei zu sehen. Mittelfeldmann<br />

Arne Maier,21, will den Verein<br />

unbedingt verlassen – am besten<br />

noch vordem Transferschluss am 31.<br />

Januar.Maier,einst als Herthas größtes<br />

Talent gepriesen, sieht seine Zukunft<br />

offenbar nicht mehr in Berlin.<br />

Grundist die aktuelle Kaderplanung<br />

unter Trainer Jürgen Klinsmann.<br />

Nach der Verpflichtung des defensivenMittelfeldspielers<br />

Santiago Ascasibar<br />

für zwölf Millionen Euro Ablöse<br />

vomVfB Stuttgart und dem Wechsel<br />

Tousarts sieht Maier keine Chance<br />

mehr für sich. Hertha BSC will ihn<br />

aber offensichtlich nicht ziehen lassen,<br />

wie Manager MichaelPreetzam<br />

Montag gegenüber dem Bezahlsender<br />

Sky noch einmal zu verstehen<br />

gab. Maier soll sich dem Konkurrenzkampf<br />

im Mittelfeld stellen.<br />

24 Millionen Euro Ablöse<br />

Zurück zum Franzosen Tousart, der<br />

in Deutschland weitgehend unbekannt<br />

ist. Es heißt, er soll in Berlin einen<br />

Vertrag bis 2025 bekommen,<br />

aber wohl erst einmal für die weitere<br />

Rückrunde an Lyon „zurück verliehen“<br />

werden. Eineherseltenes Konstrukt,<br />

da Lyon zahlreiche Verletzte<br />

zu beklagen hat. Ab Sommer soll er<br />

Hertha verstärken.<br />

2015 war Tousart von Valenciennes<br />

für 2,6 Millionen Euro nach Lyon<br />

gewechselt (Vertrag bis 2023) und<br />

zur Stammkraft aufgestiegen. Es ist<br />

das Gesamtpaket, das bei Tousart<br />

überzeugt. Laut französischer Medien<br />

besitzt er eine sehr gute Technik<br />

und gefällt mit großer Zweikampfstärke.<br />

Ersei taktisch sehr gut geschult,<br />

kann ein Spiel im Mittelfeld<br />

lenken. Auch sein Kopfballspielwird<br />

gelobt. Wenn es zur Verpflichtung<br />

kommt, wird der Franzose Dodi Lukebakio<br />

als teuersten Hertha-Profi<br />

ablösen. Der kostete im Sommer<br />

2019 zwanzig Millionen Euro Ablöse,<br />

Tousartsoll 24 Millionen kosten.<br />

MitProfis aus Frankreich hat Hertha<br />

nur wenige Erfahrungen sammeln<br />

können. Stürmer Ibrahima<br />

Traoré, Nationalspieler von Guinea,<br />

aber in Frankreich geboren und mit<br />

französischem Pass unterwegs, kam<br />

unterTrainer Lucien Favre zueinem<br />

Bundesligaeinsatz. Abwehrriese<br />

Christopher Samba, in Frankreich<br />

geboren und mit kongolesischen<br />

Wurzeln, spielte 2007 zwanzig Mal<br />

für Hertha.Nun also Tousart. (mj.)<br />

ZweikampfstarkerFranzose für Hertha:<br />

Lucas Tousart.<br />

AFP/VENANCE


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 – S eite 19 *<br />

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Feuilleton<br />

Neue Serie im ZDF:<br />

Mit der „WaPoBerlin“<br />

auf Havel und Spree<br />

Seite 21<br />

„Was hat das mit Brittens persönlichen Obsessionen zu tun?“<br />

Peter Uehling über „A Midsummer Night’sDream“ander Deutschen Oper Seite 21<br />

Klima<br />

Hoffnung –<br />

aber anders<br />

Er hat es schon wieder getan.<br />

Nachdem ihm bereits zwei Versuche,<br />

sich kritisch mit dem apokalyptischen<br />

Denken der Klimaaktivisten<br />

auseinanderzusetzen, den Vorwurfeingebracht<br />

hatten, ein schlimmer<br />

Leugner des Klimawandels zu<br />

sein, meldet sich der amerikanische<br />

Schriftsteller Jonathan Franzen nun<br />

mit Interviews und einem kurzenEssay<br />

zum Thema zurück. „Gestehen<br />

wir uns ein“, lautet der provokante<br />

Untertitel des kleinen Büchleins,<br />

„dass wir die Klimakatastrophe nicht<br />

verhindern können.“ (Rowohlt, 60<br />

Seiten, 8Euro)Soll das etwa der Aufrufzueinem<br />

etwas fröhlicheren Umgang<br />

mit den bevorstehenden Naturkatastrophen<br />

sein?<br />

Natürlich nicht. DerHobby-Ornithologe<br />

Franzen hat wiederholt auf<br />

Paradoxien aufmerksam gemacht,<br />

die er zum Anlass für die Warnung<br />

nahm, den Klimaschutz nicht gegen<br />

den Erhalt der Artenvielfalt auszuspielen.<br />

Nur wenn die Natur, so<br />

Franzen,„als eine Ansammlung konkreter<br />

bedrohter Lebensräume begriffen<br />

wirdstatt als abstraktes Ding,<br />

das stirbt, lässt sich die vollständige<br />

Denaturierung der Welt verhindern.“<br />

Im Furor der „5-vor-12“-Rhetorik<br />

jedenfalls spiele etwas wie der<br />

Vogelschutz keine Rolle.<br />

Franzen ist weit davon entfernt,<br />

die wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

über Erderwärmung und Wetterveränderungen<br />

in den Wind zu schlagen.<br />

Mitseiner vermeintlich fatalistischen<br />

Frage „Wann hören wir auf,<br />

uns etwas vorzumachen?“ möchte er<br />

vielmehr jene Kräfte der Differenzierung<br />

mobilisieren, die in einer von<br />

Untergangsängsten getriebenen<br />

Weltsicht arg geschwächt scheinen.<br />

Einer falschen Hoffnung auf Rettung,<br />

die ausbleiben könnte,möchte<br />

er einen konkreten Optimismus des<br />

umweltpolitischen Handelns entgegensetzen.<br />

„Dem Klimawandel den<br />

totalen Krieg zu erklären war nur<br />

sinnvoll, solange er sich noch gewinnen<br />

ließ. Sobald wir akzeptieren,<br />

dass er bereits verloren ist, gewinnen<br />

anders geartete Maßnahmen an Bedeutung.“<br />

Bedroht sind nämlich<br />

nicht nur Lebensräume, sondern<br />

auch eine das Tunund Lassen der<br />

Menschen ermöglichende und regulierende<br />

Demokratie.<br />

DiePointe vonFranzens Essay ist<br />

ganz und gar nicht resignativ.Umsie<br />

zu verstehen, sollte man sich die zwei<br />

Stunden gründlicher Lektüre unbedingt<br />

nehmen. Man gewinnt darin<br />

eine Hoffnung, die das soziale Handeln<br />

frei machen soll im Kampf gegen<br />

die kommenden Bedrohungen.<br />

Der Autor Jonathan Franzen<br />

Harry Nutt<br />

empfiehlt, Jonathan Franzen<br />

gründlich zu lesen.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Sasha Waltz kam ein Jahr nach Johannes Öhman zum Staatsballett, will sie jetzt vielleicht doch länger bleiben?<br />

Macht sie doch weiter?<br />

Sasha Waltz und Johannes Öhman legen ihre Rücktrittserklärung als Staatsballett-Intendanten neu aus<br />

VonMichaela Schlagenwerth<br />

Von diesem Desaster wird<br />

sich Sasha Waltz nicht wieder<br />

erholen. Das war bis<br />

Montagvormittag die Meinung<br />

über die in Berlin ansässige<br />

Choreografin, die mit ihrer Compagnie<br />

seit über zwanzig Jahren internationale<br />

Bekanntheit genießt und seit<br />

fünf Monaten als Co-Intendantin<br />

des <strong>Berliner</strong> Staatsballetts amtiert.<br />

Dann kam eine kurzfristig einberufene<br />

Pressekonferenz, und jetzt<br />

scheint alles wieder ganz anders zu<br />

sein und Waltz als unschuldiges Opfer<br />

dazustehen. Um diese Wandlung<br />

zu verstehen, muss kurz die Vorgeschichte<br />

erzählt werden.<br />

Vergangene Woche wurde bekannt,<br />

dass das Staatsballett-Intendanten-Duo,<br />

bestehend aus dem<br />

Schweden Johannes Öhman und<br />

Sasha Waltz, zum Ende des Jahres die<br />

Intendanz niederlegen wird. Ein absurder<br />

Vorgang. Denn eigentlich<br />

hatte diese gemeinsame Intendanz<br />

gerade erst begonnen, und die Verträge<br />

laufen noch bis zum Jahr 2025.<br />

Als großes Modellprojekt war diese<br />

Staatsballett-Doppelspitze deklariert<br />

worden. Nicht nur, weil sich da zwei<br />

das Amt teilen wollten, sondern vor<br />

allem, weil sie gemeinsam das größte<br />

Ballettensemble Deutschlands zu einer<br />

Compagnie aufbauen wollten, in<br />

der klassischer und zeitgenössischer<br />

Tanz miteinander fusioniert werden.<br />

Die Tänzer des Staatsballetts liefen<br />

damals gegen diesen Plan Sturm, die<br />

Wellen schlugen enorm hoch. Und<br />

dann? Lief alles super!<br />

Gleich die erste zeitgenössische<br />

Premiere, Sharon Eyals radikales<br />

„Half Life“, war ein fulminanter Erfolg.<br />

Ebenso aber auch die klassische<br />

Neuinszenierung der „Bajadere“<br />

durch den Choreografen-Superstar<br />

Alexei Ratmansky. Das Publikum<br />

strömte wie schon viele Jahre nicht<br />

mehr herbei. Und zwar nicht nur in<br />

die großen Ballettklassiker, die sowieso<br />

immer ein Selbstläufer sind,<br />

sondern gerade auch in die zeitgenössischen<br />

Stücke. Die Tanzkritik<br />

kürte das Staatsballett zur Compagnie<br />

des Jahres. Das von allen Seiten<br />

kritisch beäugte Projekt schien zu<br />

gelingen. Öhman war seit 2018/19<br />

zunächst interimistisch allein im<br />

Amt, Waltz ist erst im vergangenen<br />

August dazugestoßen und entwickelt<br />

gerade „Sym-Phonie“, ihre<br />

erste große Uraufführung. Wieso<br />

werfen da die Intendanten hin?<br />

Unverständnis, Wut, Enttäuschung<br />

waren die ersten Reaktionen.<br />

DieTänzer des Ensembles schrieben<br />

einen offenen Brief. Manhatte ihnen<br />

einen radikalen Wechsel zugemutet,<br />

neue, ganz anders geschulte Tänzer<br />

engagiert, die von überall aus der<br />

Welt nach Berlin gezogen sind. Und<br />

jetzt, praktisch kurz nach Beginn,<br />

wirdalles wieder abgeblasen?<br />

Noch letzte Woche hieß es, dass<br />

weder Waltz noch Öhman zu den<br />

Vorgängen Stellung nehmen werden.<br />

Für alle Fragen wurde auf eine<br />

Spielplan-Pressekonferenz im März<br />

verwiesen. Am Freitagnachmittag<br />

kam dann doch eine Einladung zu<br />

besagter Pressekonferenz.<br />

Öhman nimmt bei der Gelegenheit<br />

alle Schuld auf sich, ohne auch<br />

nur den Hauch einer Begründung<br />

für seine Entscheidung zu geben:<br />

„Vor Weihnachten wurde mir die<br />

Stelle als künstlerischer und geschäftsführender<br />

Direktor in Stockholm<br />

angeboten“, heißt es in seinem<br />

Statement.„Nachdem ich sowohl die<br />

Verantwortung meiner Arbeit gegenüber<br />

als auch die Verantwortung, die<br />

sich aus meiner privaten Situation<br />

ergibt, sorgfältig abgewogen habe,<br />

habe ich mich entschieden, das Angebot<br />

aus Schweden anzunehmen.<br />

Diese Entscheidung habe ich allein<br />

getroffen.“ Nun steht er als rücksichtsloser<br />

Karrierist da. Hinter<br />

Sasha Waltz’ Rücken hat er mit dem<br />

Stockholmer Dansens Hus verhandelt,<br />

dann den Kultursenator Klaus<br />

Lederer um vorzeitige Vertragsauflösung<br />

gebeten − und danach seine<br />

Partnerin Sasha Waltz vorvollendete<br />

Tatsachen gestellt: Im März schon<br />

wird Öhman parallel zu Berlin in<br />

Stockholm seine Arbeit aufnehmen<br />

und das Staatsballett zum Ende des<br />

Jahres verlassen.<br />

„Diese Situation hat mich überfordert<br />

und überfahren“, sagt Sasha<br />

Waltz und wartet mit einer überraschenden<br />

Korrektur auf: Der Ein-<br />

„Ich habe mich von den Ereignissen<br />

überrumpelt gefühlt und konnte keinen Einfluss<br />

auf den Zeitpunkt der Auflösung<br />

unserer Intendanz mehr nehmen. Die Ereignisse<br />

haben sich überschlagen.<br />

In meiner Verantwortung gegenüber dem<br />

Staatsballett werde ich in Ruhe und<br />

ohne Zeitdruck eine Entscheidung über das Ende<br />

meiner Amtszeit fällen.“<br />

Aus dem Statement von Sasha Waltz<br />

druck, der in der Presseerklärung der<br />

vergangenen Woche entstanden sei,<br />

dass auch sie zum Ende des Jahres<br />

hinwerfe, sei falsch. Sie werde die<br />

Compagnie nicht im Stich lassen und<br />

bleiben, so lange es erforderlich sei.<br />

Eine alleinige Intendanz sei für sie allerdings<br />

nicht vorstellbar. Denn sie<br />

wolle weiter als Künstlerin arbeiten<br />

und brauche darüber hinaus einen<br />

Partner,der im klassischen Bereich zu<br />

Hause sei. Dass es ihr nochmal gelingen<br />

werde, einen solchen Partner zu<br />

finden, könne sie sich allerdings nicht<br />

recht vorstellen. Denn Öhman kenne<br />

sich auf besondere Weise im Klassischen<br />

wie im Zeitgenössischen aus.<br />

Beide Noch-Intendanten wirken<br />

angegriffen. Man kann regelrecht<br />

zuschauen, wie sich in der knappen<br />

halben Stunde die Ablehnung gegen<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

Öhman verdichtet und das Mitgefühl<br />

mit Sasha Waltz steigt.<br />

Wie Öhman sich aus dem Amt<br />

zieht, ist ohne Frage kein guter Stil.<br />

Es zeigt: Von übermäßigem Vertrauen<br />

wardie Zusammenarbeit mit<br />

Waltz offenbar nicht geprägt −und<br />

dazu gehören zwei. In Öhmans erstem<br />

interimistischen Jahr waren es<br />

vor allem die Produktionen aus seinem<br />

früheren Arbeitsleben, die das<br />

Staatsballett so erfolgreich machten.<br />

Es schien also auch ohne SashaWaltz<br />

ganz gut zu gehen. Siehatte den unbekannten<br />

Schweden zu ihrer Unterstützung<br />

geholt. Jetzt rockte er<br />

den Laden alleine? Dieser Eindruck<br />

wirdWaltz nicht gefallen haben.<br />

Sieist bekannt als eine Künstlerin<br />

mit hohen Ansprüchen und großer<br />

Durchsetzungsfreude. Gemeinsam<br />

mit ihrem Mann Jochen Sandig bestimmt<br />

sie in Berlin die Geschicke<br />

der Sophiensäle, des Radialsystems,<br />

der CompagnieSashaWaltz &Guests<br />

und des Staatsballetts. Die Stadt<br />

kann dankbar sein für so viel Engagement.<br />

Aber dass die beiden die<br />

Macht, wie etwa bei den Sophiensälen,<br />

die sie 1996 mitgründeten, nicht<br />

wieder loslassen wollen, deutet auf<br />

ihreSchwierigkeiten mit den Institutionen.<br />

Bei den Griffen nach den eigentlichen<br />

Sehnsuchtsorten, den<br />

großen Landesbühnen, scheinen sie<br />

regelmäßig zu verlieren.<br />

Daswar 2004 so,alsWaltz im Streit<br />

mit Thomas Ostermeier die Schaubühne<br />

verließ. Und esdürfte beim<br />

Staatsballett so sein, um dessen Leitung<br />

sich Waltz sehr lange bemüht<br />

hat. Während sie nun den Journalisten<br />

erklärt, dass sie sich mit ihrer Entscheidung<br />

über ihr Amtsende Zeit<br />

nehmen wolle, ist die Kulturverwaltung<br />

schon auf der Suche nach einer<br />

Nachfolge. Das hat sie bereits öffentlich<br />

erklärt, und sie wirdüber die Verunklarung<br />

der Situation, die eine Verhandlung<br />

mit neuen Kandidaten unmöglich<br />

macht, nicht erfreutsein.<br />

Ob SashaWaltz dieWeichen noch<br />

umstellen kann? Ob dasdem Staatsballett<br />

zu wünschen ist? Und ist es<br />

wirklich entscheidend für die Zukunft<br />

des Staatsballetts, ob das<br />

Image von Sasha Waltz Schaden genommen<br />

hat oder ob sie das Opfer<br />

ist?Soganz kann man das nicht glauben.<br />

Die Pressekonferenz schien allein<br />

diesem Zweck zu dienen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Knapp 5000 Besucher in<br />

Gothaer Sonderschau<br />

Fast 4700 Besucher haben die Sonderpräsentation<br />

der fünf lange als<br />

verschollen gegoltenen Gemälde in<br />

Gotha gesehen. „Die Besucher haben<br />

uns förmlich das Herzogliche<br />

Museum eingerannt“, sagte Christoph<br />

Streckhardt vonder Stiftung<br />

Schloss Friedenstein Gotha am<br />

Montag. So viele Besucher innerhalb<br />

einer Woche sei die absolute Ausnahme,soStreckhardt.<br />

Gezeigt wurden<br />

die Gemälde vonFrans Hals,der<br />

Werkstatt JanBrueghel des Älteren,<br />

einem unbekannten Künstler nach<br />

Anthonis vanDyck, Ferdinand Bol<br />

oder JanLievens und Hans Holbein<br />

dem Älteren. Am 14. Dezember 1979<br />

waren die Bilder aus dem Gothaer<br />

Schloss Friedenstein gestohlen worden.<br />

Im Sommer 2018 wurden sie<br />

dem damaligen Stiftungsratsvorsitzenden,<br />

Gothas Oberbürgermeister<br />

Knut Kreuch, angeboten. Nach der<br />

Sonderpräsentation kommen die<br />

Bilder nun zunächst ins Museumsdepot.<br />

Dann sollen Angebote zu Restaurierung<br />

eingeholt werden. (dpa)<br />

Jugendliche mit Preis für<br />

Zivilcourage ausgezeichnet<br />

Jugendliche vonvier Hamburger<br />

Schulen sind am Montag im Ernst-<br />

Deutsch-Theater mit dem Bertini-<br />

Preis ausgezeichnet worden. Die<br />

Schüler haben sich in Projekten gegen<br />

das Vergessen und für ein mitmenschliches<br />

Miteinander eingesetzt.<br />

DerName des Preises geht zurück<br />

auf den Roman „Die Bertinis“,<br />

in dem der Schriftsteller Ralph Giordano<br />

(1923–2014) die Verfolgung seiner<br />

Familie in der Nazi-Zeit schildert<br />

–aber auch die Zivilcourage einiger,<br />

die geholfen haben. DieAuszeichnung<br />

für die Jugendtheaterprojekte<br />

wirdjedes Jahr am 27. Januar,dem<br />

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus,verliehen.<br />

(dpa)<br />

Quellen zu Richard Strauss<br />

jetzt online verfügbar<br />

DerKomponist RichardStrauss<br />

(1864–1949) ist fortan im Internet<br />

präsent. DieLandesbibliothek in<br />

Dresden stellte ihredigitale Strauss-<br />

Kollektion mit eigenen und bei der<br />

Staatskapelle Dresden aufbewahrten<br />

Quellen zu Leben und Werk des<br />

Musikers am Montag online.Möglich<br />

wurde das durch den Umstand,<br />

dass 70 Jahrenach dem Todvon<br />

Strauss der Urheberrechtsschutz für<br />

seine Werkeauslief, wie die Bibliothek<br />

am Montag mitteilte.Die Kollektion<br />

werdeimLaufe des Jahres<br />

noch weiter ergänzt, sagte Barbara<br />

Wiermann, Leiterin der Musikabteilung.<br />

RichardStrauss pflegte ein enges<br />

Verhältnis zu Dresden. Neun seiner<br />

15 Opernwurden in der Elbestadt<br />

uraufgeführt. (dpa)<br />

Der Komponist Richard Strauss wareng<br />

mit Dresden verbunden.<br />

IMAGO


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

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Feuilleton<br />

Ismaël JoffroyChandoutis: Swatted, 2018 (Filmstill)<br />

COURTESY OF THE ARTIS<br />

Meditationen über das errechnete Bild<br />

Zufällige Bekannte, künstlerische Wahlverwandtschaften –Die Medienkunst-Ausstellung „Das ewige Netzwerk“ im Haus der Kulturen der Welt<br />

VonTilman Baumgärtel<br />

Es ist 1982, der amerikanische<br />

Künstler TimKlinkowstein<br />

hat eine zackige New-<br />

Wave-Frisur und ist vonansteckender<br />

Begeisterung, denn<br />

gleich geht seine „Online-Performance“<br />

los.Man wirdBilder aus den<br />

Niederlanden zu ihm nach Levittown<br />

in den USA schicken, die er<br />

dann umgehend zu einer Collage<br />

verarbeitet. DieBilder kommen über<br />

dieses Computernetzwerk! In Echtzeit!<br />

Alles ist interaktiv! Bitte treten<br />

Sie näher! Das staunende Publikum<br />

versammelt sich um ein Computerterminal,<br />

das so groß wie eine Kühltruhe<br />

ist, und schaut gespannt zu,<br />

wie ein Stück Papier aus dem Nadeldrucker<br />

kommt.<br />

Pixelreihe für Pixelreihe<br />

Anfang der 80er-Jahre – das war<br />

lange vor dem Internet, ja, sogar<br />

noch vor der Einführung eines Faxgeräts<br />

in jedem Büro. Dass man Bilder,die<br />

auf der anderen Seite des Atlantiks<br />

aufgenommen wurden, sofortinLevittown,<br />

Long Island, zu sehen<br />

bekommt, grenzte damals ans<br />

Unglaubliche. Doch dann kommen<br />

zwei Bilder Pixelreihe für Pixelreihe<br />

aus dem Nadeldrucker gequollen,<br />

die die grimassierenden Gesichter<br />

der Kommunikationspartner von<br />

Klinkowstein in Holland zeigen.<br />

Die Auflösung der Bilder ist niedrig,<br />

und sie sind schwarz-weiß. Aber<br />

ansonsten erinnern sie stark andie<br />

Schnappschüsse, die heute jeder<br />

Smartphone-Besitzer in die Sozialen<br />

Medien pustet. Kaum gibt man den<br />

Leuten Zugang zu einer Digitalkamera<br />

mit Netzanschluss, sokönnte<br />

man meinen, fangen sie an, Selfies<br />

zu verschicken.<br />

Klinkowstein hatte während seiner<br />

Zeit in Europa an Telekommunikationsaktionen<br />

wie „The World in<br />

24 Hours“ von Robert Adrian teilgenommen.<br />

Weitgehend unter Ausschluss<br />

der traditionellen Kunstwelt<br />

experimentierte zu dieser Zeit eine<br />

kleine Gruppe von Künstlern mit<br />

den Möglichkeiten der globalen Telekommunikation<br />

über Satelliten,<br />

Telex, Faxund frühe Computernetzwerke.<br />

Diese Technik war zu dieser<br />

Zeit außerordentlich teuer und<br />

schwer zu bedienen. Undwer zu dieser<br />

Gruppe gehört hat, mag sich als<br />

Angehöriger eines Netzwerks von<br />

Gleichgesinnten, die ein bleibendes<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl verbindet,<br />

empfunden haben.<br />

Die Transmediale ist ein Festival für Medienkunst<br />

und digitale Kultur,das einmal jährlich<br />

und in diesem Jahr zum 33. Mal in Berlin<br />

stattfindet. Die Festivalausgabe wurde von<br />

Kristoffer Gansing mit Beratung durch Clemens<br />

Apprich, Daphne Dragona, GeertLovink<br />

und Florian Wüst kuratiert.<br />

www.transmediale.de<br />

Ein „ewiges Netzwerk“, wie der<br />

Titel der Ausstellung des <strong>Berliner</strong><br />

Medienkunstfestivals Transmediale<br />

lautet, die am Dienstagabend eröffnet<br />

wird. Hier ist nicht nur das Video<br />

vonder Online-Aktion vonTom Klinkowstein<br />

zu sehen, sonderngut zwei<br />

Dutzend Arbeiten, die sich mit dem<br />

affektiven Potential von Netzwerken<br />

beschäftigen.<br />

Denn im Grunde ist es bis heute<br />

so geblieben: Wer als Künstler mit<br />

Medien und vorallem mit dem Internet<br />

arbeitet, findet sich in einem Paralleluniversum<br />

der zeitgenössischen<br />

Kunst wieder, das nur kursorische<br />

TRANSMEDIALE 2020<br />

Das Programm umfasst die einmonatige<br />

Ausstellung „The Eternal Network“ im Haus<br />

der Kulturen der Welt (HKW,bis 1. 3.), das<br />

Symposium an der Volksbühne Berlin am<br />

31. 1. und 1. 2., sowie den Film &Video Tag<br />

am 30. 1. im HKW,die CTM &transmediale<br />

Night im Berghain, das Student Forum am<br />

29. 1. im HKW und ein Workshop-Programm.<br />

Anknüpfungspunkte zu dem hat,<br />

was in Museen und Galerien als Gegenwartskunst<br />

gezeigt wird. Da bemüht<br />

man sich besser um gute Verbindungen<br />

innerhalb der eigenen<br />

Szene –sowie die Künstlerin Olia<br />

Lialina, die für ihreArbeit „Summer“<br />

die Server ihrer Künstlerkollegen<br />

nutzt, um die verschiedenen Bilder<br />

einer Aufnahme,die sie beim Schaukeln<br />

zeigt, imWorldWideWebzuzeigen.<br />

Oder man nutzt die Macht der<br />

voneiner Armee vonNetz-Cineasten<br />

zusammengetragenen Filme wie Robert<br />

Luxemburg bei seiner Arbeit<br />

„The Manwith the Personal Compu-<br />

ter“, der bei dem Film „Der Mann<br />

mit der Kamera“ (1929) von Dziga<br />

Vertov jede Einstellung aus seinen<br />

eigenen Bildern zusammensetzt –<br />

ein verwirrendes Puzzle, das einerseits<br />

Referenz an den analogen Filmklassiker,<br />

andererseits Meditation<br />

über das errechnete,digitale Bild ist.<br />

In den 60er-Jahren prägte der französische<br />

Fluxus-Künstler Robert Filliou<br />

den Ausdruck von„Eternal Netzwerk“,<br />

dem ewigen Netzwerk, das<br />

der Ausstellung den Namen gibt. Er<br />

meinte damit das lose Geflecht von<br />

Freundschaften, Zufallsbekanntschaften,<br />

künstlerischen Wahlverwandtschaften<br />

und kreativer Zusammenarbeit,<br />

das zu dieser Zeit die<br />

Kunstwelt als Vorbote der Globalisierung<br />

immer stärker zu prägen begann.<br />

Kunstgattungen wie die Mail<br />

Art, neue Produktionsformen wie<br />

das Multiple und die Performance<br />

sowie die immer leichter zugängliche<br />

Möglichkeit des internationalen<br />

Reisens mögen damals den Eindruck<br />

erweckt haben, dass in der Kunstwelt<br />

das Einzelkämpfertum von einem<br />

globalen Miteinander abgelöst werden<br />

würde.<br />

Filliou, der selbst nicht in der Ausstellung<br />

vertreten ist, obwohl der Titel<br />

von ihm stammt, musste aber<br />

auch am eigenen Leib erfahren, dass<br />

diese Phase des kreativen, internationalen<br />

Miteinanders langfristig<br />

doch wieder durch die Arbeit am eigenen<br />

Werk von individuellen<br />

Künstlernabgelöst wurde.<br />

Dieser Prozess wiederholte sich<br />

seither für mehrere Generationen<br />

von Kommunikationskünstlern; die<br />

Ausstellung, die von dem scheidenden<br />

Transmediale-Kurator Kristoffer<br />

Gansing kuratiert wurde, verweist<br />

auf Parallelen zur Interaktion über<br />

das Internet in den 90er-Jahren.<br />

Wunschvorstellung geblieben<br />

Das„ewige Netzwerk“ ist darum bis<br />

heute eine nur teilweise eingelöste<br />

Wunschvorstellung geblieben, die<br />

aber, wie die Ausstellung zeigt, immer<br />

wieder Künstler inspiriert.<br />

Da das große Auditorium in der<br />

ehemaligen Kongresshalle derzeit<br />

renoviert wird, findet die Konferenz<br />

der Transmediale, die in den letzten<br />

Jahren zu einem immer wichtigeren<br />

Teil des Festivals geworden ist, diesmal<br />

am Wochenende in der Volksbühne<br />

statt. Im HdKW sind neben<br />

der Ausstellung unter der Woche das<br />

Film- und Videoprogramm der Veranstaltungen<br />

sowie Performances in<br />

der Ausstellung zu sehen.<br />

Pop aus dem Kinderzimmer<br />

Mit vier Trophäen ist die 18-jährige Billie Eilish die große Siegerin der 62. Grammy-Verleihung. Bei der Show in Los Angeles erinnern die Stars auch an den Basketballer Kobe Bryant<br />

VonChristian Fahrenbach<br />

Die 18-jährige Sängerin und<br />

Songwriterin Billie Eilish ist<br />

die große Gewinnerin bei den<br />

62. Grammy Awards in Los Angeles.<br />

Ihr Lied „Bad Guy“ gewann am<br />

Sonntag als „Song des Jahres“ und<br />

„Aufnahme des Jahres“. „When We<br />

All Fall Asleep, Where DoWeGo?“<br />

wurde zum besten Album erklärt,<br />

und Eilish gewann für ihren Elektropop<br />

auch den Preis als „Bester<br />

neuer Künstler“. Seit Beginn der<br />

Grammys 1959 war es das erste<br />

Mal, dass einer Frau bei einer einzigen<br />

Verleihung der Sieg in allen vier<br />

Hauptkategorien gelang. Der einzige<br />

Mann, der dieses Kunststück<br />

schaffte, war Christopher Cross<br />

(„Sailing“) im Jahr 1980.<br />

Auch in der Sparte „Bestes Pop<br />

Vocal Album“ siegte Eilish, so dass<br />

sie insgesamt fünf Auszeichnungen<br />

Billie Eilish mit einem ihrer fünf Grammys<br />

minierungen nur in zwei Nebenkategorien<br />

gewinnen: für das beste<br />

Musikvideo und die beste Pop-<br />

Duo/Gruppen-Performance.<br />

Während der mehr als dreieinhalb<br />

Stunden dauernden Verleihung<br />

AFP/ROBYN BECK<br />

davontrug. Ihr Bruder Finneas<br />

O’Connell, der die Musik produzierte,<br />

gewann dafür Grammys in<br />

zwei weiteren Kategorien. Die beiden<br />

hatten das Album hauptsächlich<br />

im Haus ihrer Eltern aufgenommen.<br />

„Das hier ist für alle Kinder,<br />

die heute Musik in ihrem<br />

Schlafzimmer machen“, sagte<br />

O’Connell, als er mit seiner<br />

Schwester den Preis für den „Song<br />

des Jahres“ entgegennahm. „Ihr<br />

werdet so einen hier bekommen.“<br />

Das Nachsehen hatte die zweite<br />

große Favoritin des Abends, Lizzo.<br />

Die 31-jährige Sängerin („Truth<br />

Hurts“) war acht Mal nominiert gewesen<br />

und siegte dann in drei kleineren<br />

Kategorien, darunter „Beste Pop<br />

Solo Performance“. Auch Lil Nas X<br />

(20), der mit „Old Town Road“ einen<br />

neuen Rekord gesetzt hatte, weil er<br />

19Wochen lang an der Spitzeder US-<br />

Charts stand, konnte trotz sechs Nohatten<br />

viele Künstler auch immer<br />

wieder den tödlich verunglückten<br />

Ex-Basketballer Kobe Bryant gewürdigt.<br />

„Wir stehen hier, und unsere<br />

Herzen sind gebrochen, im Haus,<br />

das Kobe erschaffen hat“, sagte die<br />

Moderatorin Alicia Keys zu Beginn<br />

der Veranstaltung im Staples Center.<br />

Dort hatte der am Sonntag im Alter<br />

von41Jahren bei einem Hubschrauberabsturz<br />

ums Leben gekommene<br />

Bryant jahrelang mit seinem Basketballteam<br />

L.A. Lakers Erfolge gefeiert.<br />

Keys sang dann mit der R&B-Band<br />

Boyz II Men eine berührende Akustik-Version<br />

von deren Song „It’s so<br />

Hard to SayGoodbye to Yesterday“.<br />

Zu den emotionalsten Live-Acts<br />

des Abends zählte auch der erste<br />

große Auftritt nach einer gesundheitsbedingten<br />

Pause vonSängerin<br />

Demi Lovato. Sie musste unter Tränen<br />

ein zweites Malfür ihrePower-<br />

Ballade „Anyone“ ansetzen. Diese<br />

hatte sie 2018 aufgenommen, vier<br />

Tage vor einer fast tödlichen Drogenüberdosis.Seinerzeit<br />

war sie im<br />

Juli ins Krankenhaus gekommen<br />

und hatte eine Therapie begonnen.<br />

Für ihren Auftritt gab es genauso<br />

Standing Ovations wie für einen<br />

Tribut an den im März 2019 erschossenen<br />

Rapper Nipsey Hussle,<br />

den unter anderem John Legend,<br />

DJ Khaled und Meek Mill sangen.<br />

„Lang lebe Nips, lang lebe Kobe“,<br />

sagte Khaled am Ende.<br />

DieGrammys werden in mehr als<br />

80 Kategorien vergeben, rund 13 000<br />

Mitglieder der Recording Academy<br />

entscheiden über die Preisträger.<br />

Schon vor der im US-Fernsehen auf<br />

CBS übertragenen Show hatten die<br />

meisten deutschen Nominierten bei<br />

der Bekanntgabe der Nebenkategorien<br />

das Nachsehen. Einzig die NDR<br />

BigBand als Begleitung des US-Jazztrompeters<br />

Randy Brecker siegte in<br />

der Kategorie „Bestes improvisiertes<br />

Jazz-Solo“ für „Sozinho“ auf seinem<br />

Album „Rocks“. Unter anderem<br />

Filmkomponist Hans Zimmer und<br />

Techno-Musiker Apparat gingen in<br />

ihren Kategorien leer aus. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Silbermöwe<br />

auf dem<br />

Wannsee<br />

Die ARD lässt die „WaPo<br />

Berlin“ zu Wasser<br />

VonTorsten Wahl<br />

Eine Wasserski-Sportlerin lässt<br />

sich nach der Fahrt imWannsee<br />

austrudeln –datreibt eine Leiche neben<br />

ihr. Ein Fall für das neu gegründete<br />

Wasserkriminaldezernat 1 der<br />

Wasserschutzpolizei Berlin, kurz<br />

„WaPo Berlin“. Dessen Chefin Jasmin<br />

Sayed (Sesede Terziyan) muss<br />

ihren Bootsführer Wolf Malletzke<br />

(Christoph Grunert) aber erst mal<br />

fragen, wie hier die Strömung verläuft.<br />

Der Kapitän der „Silbermöwe“<br />

erklärt esihr: Die Havel fließt durch<br />

den Wannsee vonNordnach Süd.<br />

Die Crew hat ein Vorbild in der<br />

ARD, die „WaPo Bodensee“. Berlin<br />

mit all seinen Flüssen, Seen, Kanälen<br />

und Hunderten Brücken ist der ungleich<br />

spannendere Ort, die Serie<br />

verspricht neue Perspektiven auf die<br />

Hauptstadt. Ob im Segelclub, auf<br />

dem Partyschiff oder beim Kampf<br />

um Wassergrundstücke –zwischen<br />

Müggelsee und Wannsee finden sich<br />

genügend Krimisujets. Der einheimische<br />

Zuschauer kommt allerdings<br />

immer wieder ob der Logistik ins<br />

Grübeln. Da die „WaPo Berlin“ nur<br />

ein Schiff für alle Fälle hat, ist die<br />

„Silbermöwe“ überall vor Ort, fliegt<br />

zwischen Treptow und dem Wannsee<br />

hin und her –was in der Realität<br />

recht umständlich wäre. Albernwird<br />

es, wenn Bösewichter mit dem Boot<br />

von Mitte zum Flughafen Tegel<br />

flüchten wollen –spätestens an der<br />

nächsten Schleuse ist ja Schluss.<br />

Überhaupt wirkt die Startfolge<br />

„Alle in einem Boot“ noch recht bemüht.<br />

Die beiden eineiigen Zwillinge,<br />

die in den <strong>Berliner</strong> Dom von<br />

der Spreeher eingebrochen sind und<br />

eine wertvolle Statue gestohlen haben,<br />

stammen nicht etwa, wie die<br />

Kriminellen beim Einbruch im Ka-<br />

DeWe oder Bodemuseum, aus einem<br />

arabischen Clan, sondern sind<br />

<strong>Berliner</strong> Jungs. Inpuncto politische<br />

Korrektheit und Diversität gibt sich<br />

die Serie überhaupt sehr beflissen:<br />

Neben der Chefin Jasmin, die als<br />

Kind aus dem Iran geflüchtet war,<br />

geht auch der türkische Kampfschwimmer<br />

Fahri(Hassan Akkouch)<br />

Wolf Malletzke(Christoph Grunert) hat<br />

auf der „Silbermöwe“ alles im Griff. ARD<br />

mit an Bord. Selbst die Polizeipräsidentin<br />

(Marion Kracht) gibt türkische<br />

Sprichworte zum Besten –das<br />

sei in Berlin doch ganz normal. Ob<br />

Frauen und Männer, ob Ost oder<br />

West, ob Alt und Jung –jede Quote<br />

wirderfüllt. Kapitän Grunertist noch<br />

bei der Volkspolizei ausgebildet worden<br />

und bringt seine Erfahrung ein,<br />

die Jüngste,Kriminalkommissarsanwärterin<br />

Marlene (Melina Borcherding),<br />

ist das IT-Genie der Truppe.<br />

Doch die „WaPo“ ist nicht nur vorbildlich<br />

divers, sondern auch sehr<br />

berlinerisch: Derknuffige Bootshund<br />

heißt Stulle und vor allem Polizeihauptkommissarin<br />

Paula, privat eng<br />

mit Chefin Jasmin befreundet, darf<br />

berlinern, was das Zeug hält. Dabei<br />

stammt Sarina Radomski, die mit einem<br />

witzigen Autowerbespot bekannt<br />

wurde, aus Leipzig an der<br />

Pleiße. Inzwischen aber ist sie an der<br />

Spreehörbar heimisch geworden.<br />

WaPo Berlin acht Folgen, dienstags, 18.50 Uhr,<br />

im Vorabendprogramm der ARD<br />

Blauer Knabe mit Hase<br />

Anbindung an Obsessionen: Benjamin Brittens „A Midsummer Night’sDream“ in der Deutschen Oper<br />

VonPeter Uehling<br />

Benjamin Brittens Oper „A<br />

Midsummer Night’s<br />

Dream“ wird gern aufgeführt,<br />

nach „Peter Grimes“<br />

und etwa gleichauf „Turn of the<br />

Screw“ dürfte sie die meistproduzierte<br />

Britten-Oper sein. Man kann<br />

sich an dieser relativen Bevorzugung<br />

stören: Liegt das am Ende nur an der<br />

in Deutschland besonders beliebten<br />

Shakespeare-Vorlage? Washat diese<br />

vonBritten rasch und in einer gewissen<br />

Verlegenheit geschriebene Oper<br />

–der vergrößerte Saal seines Musikfestivals<br />

in Aldeburgh brauchte 1960<br />

ein Einweihungsstück –mit seinen<br />

persönlichen Obsessionen zu tun?<br />

Wo ist in dieser Ensembleoper der typisch<br />

Brittensche Außenseiter? Und<br />

hat Britten nicht zuletzt doch musikalisch<br />

stärker erfundene und profilierte<br />

Stücke geschrieben?<br />

Eine verdrehte Welt<br />

Helena (Janine De Bique, vorn) und Hermia (Karis Tucker)<br />

Dieser Skepsis tritt die Deutsche<br />

Oper in der vierten Produktion ihres<br />

Britten-Zyklus mit einem starken<br />

Plädoyerfür das Stück entgegen. Die<br />

nächtlichen Klänge, die Donald<br />

Runnicles von Beginn an dem Orchester<br />

des Hauses entlockt – raschelnde<br />

Dreiklänge,die sich auf geheimnisvollen<br />

Glissando-Mondstrahlen<br />

fortbewegen –sind in dem<br />

hier realisierten pianissimo nicht<br />

nur faszinierend, sie schließen auch<br />

direkt an die Poetik des Nächtlichen<br />

an, die Britten in Werken wie der Tenor-Horn-„Serenade“<br />

oder dem<br />

düsteren Kammergesangszyklus<br />

„Nocturne“ entwickelt hat: Eine<br />

nicht nur romantische, traum- oder<br />

albtraumhafte, sondern eine verdrehte<br />

Welt –denn ausgerechnet die<br />

Dreiklänge schließen sich zur zwölftönigen<br />

Totalität zusammen.<br />

Als Puck im Auftrag des Feenkönigs<br />

Oberon mit der schwarzen<br />

Wunderblume dem Lysander und<br />

der Titania einen Drogenrausch verpasst,<br />

erklingen dazu jene wahrhaft<br />

toxisch glitzernden Celesta-Figuren,<br />

die auch in „Turn ofthe Screw“ den<br />

verführerischen Dämon Peter Quint<br />

charakterisieren, der als Untoter Gewalt<br />

über die Kinder erlangt.<br />

Zeigt Runnicles auf der musikalischen<br />

Ebene Kontinuitäten auf,<br />

die „A Midsummer Night’s Dream“<br />

mit den anderen Werken verbinden,<br />

so gelingt dem Regisseur Ted<br />

Huffman mit einem kleinen Detail<br />

die Anbindung des Werks anBrittens<br />

Obsessionen. Der Grund für<br />

den Knatsch zwischen Oberon und<br />

Titania bleibt in der Regel unterbelichtet,<br />

der Knabe in Titanias Obhut<br />

scheint nur ein MacGuffin, der<br />

die Geschichte in Gang bringt, aber<br />

selbst unwichtig ist.<br />

Aber wie könnte bei dem pädophil<br />

veranlagten Britten ein Knabe<br />

jemals unwichtig sein? Huffman<br />

lässt den Knabenchor der Elfen und<br />

ihre Herrscher auf einer leeren hellgrauen<br />

Schräge als hellgraue Klone<br />

im hellgrauen Frack auftreten und<br />

BETTINA STOESS<br />

Kalte Herzen, trübe Tassen<br />

selbst Puck setzt sich nicht farblich,<br />

sondernlediglich durch eine Freddy-<br />

Mercury-hafte Ausstaffierung und<br />

Flugfähigkeit von ihnen ab. Den<br />

stummen Knaben jedoch kleidet er<br />

leuchtend blau und gibt ihm einen<br />

großen Hasen in die Arme.Indem er<br />

ihn als Individuum ins Zentrum<br />

rückt, kommt Brittens großes Thema<br />

gefährdete Unschuld auf die Bühne,<br />

denn Oberon möchte diesen Knaben<br />

für sich, und das ganze Drama<br />

um Drogen und Verführung bekommt<br />

eine brisante Dimension.<br />

So wenig indes Britten sein Publikum<br />

mit seinen seelischen Problemen<br />

belästigen wollte, sowenig inszeniertHuffman<br />

diese Oper als psychoanalytisches<br />

Porträt ihres Schöpfers.„AMidsummer<br />

Night’s Dream“<br />

kann wie alle Britten-Opernmit einfachen<br />

Mitteln zum Leben gebracht<br />

werden, und auch Huffman zerbricht<br />

sich nicht unnötig den Kopf<br />

über die einzelnen Szenen.<br />

Lysander und Demetrius,die jungen<br />

Athener, treten in roten, aber<br />

ziemlich britischen Uniformen auf,<br />

ihr König Theseus, der erst am Ende<br />

in rotem Palast erscheint, trägt eine<br />

etwas festlichere, eher sowjetische<br />

Version und beträgt sich gegenüber<br />

seiner Verlobten Hippolyta als gewalttätiger<br />

Alkoholiker. Das Theater<br />

der Handwerker betrachten alle drei<br />

Paare von oben herab, und der sozialkritische<br />

Akzent, den Huffman hier<br />

setzt, überfällt den Zuschauer reichlich<br />

unvermittelt.<br />

Aber da spiegelt sich wiederum<br />

nur Brittens Sympathieverteilung:<br />

Die Musik der Handwerker ist deutlich<br />

origineller als die eher konventionellen<br />

Leidenschafts-Gesten von<br />

Lysander und Hermia, von Helena<br />

und Demetrius. Wunderbar brutal<br />

stampft James Platt als Bottom nach<br />

seiner Verwandlung in einen Esel<br />

über die Bühne, und die verzerrten<br />

Klänge, die Britten dafür gefunden<br />

hat, sind prägnanter als alles,was die<br />

jungen Heteros vonsich geben.<br />

Puck hat leichtes Spiel<br />

Entsprechend wenig bleibt von ihren<br />

Gesangsleistungen haften –KarisTucker,Jeanine<br />

De Bique,Gideon<br />

Poppe und Samuel Dale Johnson<br />

versehen ihre Rollen mit zivilisiertem<br />

Wohlklang. Tragender sind die<br />

Rollen des Countertenors James<br />

Hall als Oberon und der Sopranistin<br />

Siobhan Stagg als Titania –sie singen<br />

das sehr schön, bleiben indes in<br />

ihrer stillisierten Verkleidung stecken<br />

und lassen wenig vonihren inneren<br />

Antrieben Klang werden; zusammen<br />

mit dem sehr sauberen,<br />

aber auch noch etwas korrekten Gesang<br />

des Kinderchors wirkt diese Elfenwelt<br />

doch etwas steril. Jami Reid-<br />

Quarrell als Puck hat dagegen leichtes<br />

Spiel und dominiertdas Geschehen<br />

schon mit seinen schwebenden<br />

Überkopf-Auftritten.<br />

AMidsummer Night’sDream nächste<br />

Aufführungen am 29. 1, 1. 2.,6.2und 22. 2.<br />

Tickets unter:www.deutscheoperberlin.de<br />

Der Intendant Martin Woelffer inszeniert Alan Ayckbourns „Ab jetzt“ in der Komödie im Schiller-Theater<br />

VonIrene Bazinger<br />

Mit der Roboterin (Zoe Moore) will Jerome (Oliver Mommsen) das Amt täuschen. F.STRAUSS<br />

Dass am 16. März 1989 Peter Zadeks<br />

Inszenierung von Alan<br />

Ayckbourns „Ab jetzt“ in Berlin Premiere<br />

hatte, wäre nicht unbedingt<br />

ungewöhnlich gewesen, schließlich<br />

arbeitete er hier immer mal wieder.<br />

Bloß wo er dies tat, sorgte für einiges<br />

Aufsehen –nämlich in der Komödie<br />

am Kurfürstendamm und nicht an<br />

einer der „ernsten“ Bühnen. Einer<br />

seiner Assistenten war damals MartinWoelffer,der<br />

jetzige Intendant der<br />

Komödie, die inzwischen im Schiller-Theater<br />

daheim ist. Dort hat er<br />

nun selbst „Ab jetzt“ inszeniert. Er<br />

hat es nach besten Kräften und redlich<br />

getan und dabei bestimmt<br />

manchmal an Zadek gedacht.<br />

Allein ein großer Wurf ist ihm leider<br />

nicht gelungen. Undsowirkt die<br />

Geschichte um den besessenen<br />

Komponisten in seiner Wohnung<br />

voller Tonbandgeräte und Synthesizer,<br />

den seine Frau mit der gemeinsamen<br />

Tochter verlassen hat, ziemlich<br />

zäh. Dass er von einem Nachbarn<br />

einen ungenügend programmierten<br />

Roboter hat, den er als seine<br />

Freundin ausgibt, um dem Herrn<br />

vomJugendamt eine intakte Paarbeziehung<br />

vorzugaukeln, macht die<br />

Sache nicht flotter.<br />

Der Bühnenbildner TomPresting<br />

hat das zugemüllte Wohn-Tonstudio<br />

im Stil der späten 1980er-Jahre entworfen,<br />

mit einem frühen Bildtelefon<br />

neben einem alten Loewe-Röhrenfernseher,<br />

in dem irgendwann<br />

ein digitales Kaminfeuer flackert.<br />

Überaus hölzernund angestrengt<br />

spielt Oliver Mommsen den Komponisten-Nerd,<br />

dem seine heimlich<br />

aufgenommenen Naturklänge (Gespräche<br />

mit Gästen, Lustschreie einer<br />

Geliebten) wichtiger sind als diejenigen,<br />

denen er sie raubt. Er will einen<br />

Hymnus auf die Liebe schaffen,<br />

ist jedoch völlig liebesunfähig.<br />

Die Inszenierung vermag die<br />

Abgründe dieser Komödie nicht<br />

auszuloten, mogelt sich bräsig<br />

über die angedeuteten Konflikte<br />

zwischen den Geschlechtern, im<br />

Umgang mit der Privatsphäre und<br />

im Verhältnis von Kunst und Leben,<br />

von Mensch und Maschine<br />

herum. ZoeMooreund Nicola Ransom<br />

geben der Roboter-Frau GOU<br />

300 F sympathisch anarchische<br />

Züge,Ransom zeigt dann später die<br />

Ehefrau in ihrer absurden Zerrissenheit<br />

zwischen der Liebe zu ihremMann<br />

und dem Leiden an dessen<br />

chauvinistischen Marotten.<br />

Manches ist zum Lachen, denn<br />

Ayckbourns Pointen zünden zuverlässig,<br />

nur was der Aufführung insgesamt<br />

fehlt, ist komödiantische<br />

Fallhöhe und gekonntes Timing, sie<br />

schleppt sich trübtassig und<br />

schwerfällig dahin. Und wenn zu<br />

schlechter Letzt noch Jeromes Liebes-Apotheose<br />

wie eine schlimme<br />

Mischung aus Philipp Glass, David<br />

Guetta und Avicii-Remixes losdröhnt<br />

(Musik: Michael Witte), ist<br />

endgültig Schluss mit lustig.<br />

Ab jetzt Bis 8. 3., Komödie im Schiller-Theater,<br />

Karten unterTel.: 88591188<br />

NACHRICHTEN<br />

Roberto Cicutto neuer<br />

Präsident der Biennale<br />

Deritalienische Filmproduzent Roberto<br />

Cicutto wirdneuer Präsident<br />

der Biennale in Venedig. Dies gab<br />

Kulturminister DarioFranceschini<br />

am Montag in Rombekannt. Er<br />

dankte zugleich dem bisherigen Präsidenten<br />

Paolo Baratta für die geleistete<br />

Arbeit. Cicutto wurde 1948 in<br />

der Lagunenstadt geboren und ging<br />

in Venedig auch zur Schule.Nach<br />

dem Abitur zogernach Romund begann<br />

eine KarriereimFilmgeschäft.<br />

Laut Mitteilung des Ministeriums<br />

gründete er verschiedene Produktionsfirmen.<br />

Seit 2009 ist er Präsident<br />

des staatlichen Istituto Luce-<br />

Cinecittà, zu dem die berühmten<br />

Cinecittà-Filmstudios in Romgehören.<br />

Unter dem Dach der Biennale<br />

werden verschiedene Festivals organisiert.<br />

Diebekanntesten sind die<br />

Kunstbiennale sowie die Filmfestspiele<br />

vonVenedig. (dpa)<br />

Suhrkamp nennt Termin für<br />

neuen Tellkamp-Roman<br />

Derseit Jahren angekündigte neue<br />

Roman vonUwe Tellkamp mit dem<br />

Titel „Lava“ soll im Frühjahr 2021 erscheinen.<br />

„Das Manuskript ist noch<br />

nicht ganz fertig und auch noch<br />

nicht lektoriert“, sagte eine Sprecherindes<br />

Suhrkamp Verlags in Berlin<br />

am Montag auf Anfrage der Deutschen<br />

Presse-Agentur.Der Anfrage<br />

gehen Berichte voraus,wonach das<br />

Erscheinen des Buches aus politischen<br />

Gründen verzögertwürde.Die<br />

Literaturwissenschaftlerin Marina<br />

Münkler sagte dazu im Deutschlandfunk<br />

Kultur,dass es die freie Entscheidung<br />

eines Verlages sei, ein<br />

Buch zu veröffentlichen oder nicht.<br />

Der1968 in Dresden geborene Uwe<br />

Tellkamp,der für „Der Turm“2008<br />

den Deutschen Buchpreis erhielt, ist<br />

mit seiner Position zu Flüchtlingen<br />

aufgefallen. Er gehörtzum Unterzeichnerkreis<br />

vonErklärungen, die<br />

die deutsche Asylpolitik angreifen.<br />

Ausdem Suhrkamp Verlag heißt es,<br />

der Erscheinungstermin sei mit dem<br />

Autor festgelegt worden. „Lava“ ist<br />

die Fortsetzung des Buchs „Der<br />

Turm“über Dresdner Bildungsbürger<br />

zur Endzeit der DDR. (dpa/cg.)<br />

100 Manager musizieren im<br />

Leipziger Gewandhaus<br />

100 Manager aus Deutschland musizieren<br />

Ende Februar gemeinsam im<br />

Gewandhaus zu Leipzig. DieMitglieder<br />

des „Management Symphony“<br />

bringen in diesem JahrWerkevon Johannes<br />

Brahms und Ludwig van<br />

Beethovenauf die Bühne,wie das<br />

Gewandhaus am Montag mitteilte.<br />

Dafür kommen die Musiker unter<br />

Leitung des israelischen Dirigenten<br />

Omer Meir Wellber zu einer viertägigen<br />

Werkstattphase zusammen. Solist<br />

des diesjährigen Konzerts am 22.<br />

Februar soll Fredun Mazaheriwerden.<br />

Er war zunächst als freiberuflicher<br />

Pianist tätig, ehe er in die Finanzindustrie<br />

wechselte.Das Projekt<br />

„The Management Symphony“<br />

wurde 1999 am Gewandhaus ins Leben<br />

gerufen. Seit 2014 sind die Musiker<br />

auch in anderen Konzerthäusern<br />

zu Gast. (dpa)<br />

TOP 10<br />

Sonntag,26. Januar<br />

1 Tatort ARD 9,40 26 %<br />

2 Tagesschau ARD 7,27 21 %<br />

3 Frühling ZDF 5,65 15 %<br />

4 heute-journal ZDF 5,03 16 %<br />

5 Biathlon, Damen ARD 4,91 27 %<br />

6 Terra X ZDF 4,87 15 %<br />

7 heute ZDF 4,69 16 %<br />

8 Skispringen ARD 4,45 19 %<br />

9 Biathlon, Herren ARD 4,45 27 %<br />

10 Skispringen, 2 ARD 4,18 21 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Naunynstraße (✆ 75 45 37 25)<br />

20.00: Everybodycan be everybodycan not be (Jao<br />

Moon)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

19.30: Die Möglichkeit einer Insel<br />

20.00 Neues Haus: Mütter und Söhne<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Die Therapie<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Hasta la Westler,Baby!<br />

20.00 Box: Frei-Boxen: Im Wedekreis des uglySprit<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: Bande àPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />

Außenseiter:Japanese traditional newyear<br />

HAU1(✆25 90 04 27)<br />

19.00: CTM 2020 –Liminal: Hercules of Lubumbashi<br />

HAU2(✆25 90 04 27)<br />

19.30: CTM 2020 –Liminal: The Non-present Performer<br />

(Karel vanLaere)<br />

HAU3(✆25 90 04 27)<br />

19.00: Don Quijote/Donkey Shot /Done Quiche<br />

Hot /Don Conquista /Don E. Coyote (Showcase<br />

Beat Le Mot)<br />

Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />

19.30: Plateau Effect (Staatsballett Berlin)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Ab jetzt<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

19.00 Glaspalast: Ali Baba /Hinz und Kunz (Hexenberg<br />

Ensemble)<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00: Ich ist ein anderer dieses wir bin nicht eine<br />

Pfeife (Metaware) (Mark Waschke)<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ichbin nicht Mercury<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

19.00: Unendlicher Spaß<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />

20.00: Ballet Revolución<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Verklärungsbedarf (LennartSchilgen)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die netten Jahre sind vorbei (Henning<br />

Ruwe)<br />

20.00: Skandal im Spreebezirk<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Ein Stückchen Herz<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecome a<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Kulturbrauerei/Soda (✆ 44 31 51 55)<br />

18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />

erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />

vonABBA<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Gelogene Wahrheiten (Wühlmäuse-Ensemble)<br />

KLASSIK<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: Die Unerhörte Musik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Herz-Jesu-Kirche Prenzlauer Berg (✆ 443 89 40)<br />

20.15: Polyhymnia! –Alte Musik vokal mit Polyhar-<br />

Hochschule für Musik HannsEisler<br />

(✆ 203 09 21 01) 19.00 Studiosaal: Vortragsabend<br />

Klavierklassen Prof. Stefan Arnold, Prof. Gabriele<br />

Kupfernagel<br />

Hochschule fürMusik Hanns Eisler im Neuen Marstall<br />

(✆ 203 09 21 01)19.00 Galakutschen-Saal I:<br />

Vortragsabend Violaklasse Prof. Walter Küssner<br />

19.00 Krönungskutschen-Saal: Vortragsabend Violoncelloklasse<br />

Prof. Stephan Forck<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00 Gr.Saal: Academy of St Martin in the Fields,<br />

Ltg.Fazil Say(Klavier), Michael Tippett: „Little Music“<br />

für Streicher;W.A. Mozart: Konzertfür Klavier und<br />

Orchester A-Dur;FazilSay:„Silk Road“, Konzertfür<br />

Klavier und Kammerorchester;Béla Bartók: Divertimento<br />

für Streichorchester<br />

KühlhausBerlin (✆ 21 00 56 05)<br />

20.00: Gesangstudierende der HfM Hanns Eisler,<br />

Akademisten und Mitglieder des DSO Berlin, Ltg.Robin<br />

Ticciati, Benjamin Britten: „The Rape of Lucretia“,<br />

Kammeroper in zwei Akten, konzertant<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Frau Holle (ab 5J.)<br />

10.30: Eine Woche voller SAMStage(ab 4J.)<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Aschenputtel (ab 4J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.00: Dasist Anton Daumesdick, Kobalt Figurentheater,Puppentheater<br />

10.15 Raum 214: Der Froschkönig,The Grimm<br />

Sisters, Puppentheater (ab 4bis 10 J.)<br />

10.30: Die Königin derFarben, Theater Mär, –-–(ab<br />

4J.)<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />

Gemeinschaftshaus Lichtenrade (✆ 902 77 70)<br />

10.00: Mathilde, die Mathe-Ratte, RobertMetcalf<br />

(ab4J.)<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reichinder Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Alle außer das Einhorn (ab11J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />

10.00: PfiffigeHolzköpfe<br />

14.00: Glühwürmchen im Glas, Bezahlwerkstatt: 3€<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: Hänschen klein...(ab 3J.)<br />

Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />

10.00, 16.00: Die Bremer Stadtmusikanten, Ulrich<br />

Müller-Hönow<br />

Schaubude (✆ 423 43 14)<br />

10.00: Die Schneekönigin, Theater Miamou,<br />

Erzähltheater mit Puppen (ab 5bis 9J.)<br />

Schlossplatztheater (✆ 651 65 16)<br />

10.00: Tomte Tummetott, Theater mit Musik (ab 3J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Jeda, der Schneemann, Teatro Baraonda,<br />

Mini-Musical<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Die Unbehausten –Das Battle um die Stadt<br />

(ab 11 bis 15 J.)<br />

10.00:Die kleine Hexe (ab 5bis 10 J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />

19.00 Jurte: Wortschätze für Erwachsene: Kroatische<br />

Märchen, Abendliche Erzählstundinder Jurte für<br />

Erwachsene. Anm. erf.<br />

Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />

20.30: „Ich bedaure, dass ich nicht sentimental<br />

bin....“, Ein LebensBild vonAnton Tschechow, vorg-<br />

Diskussion<br />

Ein kritischer<br />

Blick auf den<br />

Modekonsum<br />

Die Ausstellung „Fast Fashion<br />

–Die Schattenseiten<br />

der Mode“ befindet sich<br />

zwar draußen in Dahlem, die<br />

Fishbowl-Diskussion „Kleider<br />

machen Leute –Leute machen<br />

Kleider“ aber findet in der<br />

James-Simon-Galerie statt.<br />

Wem dieses Diskussionsformat<br />

nichts sagen sollte: Es gibt<br />

einen Innenkreis von Diskutanten,<br />

die einen Gaststuhl bereit<br />

halten, auf den man aus<br />

dem Außenkreis wechseln<br />

kann, wenn man etwas beitragen<br />

möchte.Besetzt ist der Innenkreis<br />

mit Gunther Beger<br />

vom Bundesentwicklungsministerium,<br />

Johannes Norpoth<br />

vom Textilbündnis Femnet,<br />

das sich für faireArbeitsbedingungen<br />

einsetzt, Monika<br />

Fuchs von der Hochschule für<br />

Technik und Wirtschaft Berlin<br />

sowie Sabrina Müller von Environmental<br />

Protection bei<br />

Tchibo. Susanne Lenz<br />

Kleidermachen Leute –Leute machen<br />

Kleider 18 Uhr,James-Simon-Galerie,<br />

kein Eintritt<br />

Schwallen<br />

und Hallen<br />

Das CTM kommt mit<br />

Influencergeräuschen, Angel Olsen<br />

mit imposantem Folkrock<br />

Das CTM geht in die<br />

zweite Woche. Einen<br />

Festivalpass braucht<br />

man nicht, wenn man<br />

ein paar der erwartbar vielversprechenden<br />

Performances sehen will.<br />

Es gibt sie alle auch einzeln, oder<br />

als jeweils Abendpaket.<br />

So könnte man sich am Mittwoch<br />

zur Gemeinschaftsnacht mit<br />

dem Schwesterfestival Transmediale<br />

ins Berghain begeben. Dort<br />

hört man zum Beispiel eine Arbeit<br />

des britischen Künstlers Wesley<br />

Goatley, der, sodas Programm, mit<br />

einem Doktortitel in „kritischer<br />

und kreativer Praxis“ die politischen<br />

Verwicklungen untersucht,<br />

die sich in der alltäglichen Rede<br />

über Daten und KI verbergen. Dazu<br />

hat er ein Gespräch zwischen Alexa<br />

und Siri angeregt, worin er deren<br />

Begrenzungen aufzeigen will.<br />

Lachen können bekanntlich nur<br />

Menschen und Flipper, der kluge<br />

Delfin (Hyänen tun nur so). Wieman<br />

es zur psychologischen Konditionierung<br />

des Publikums benutzen kann,<br />

damit beschäftigen sich Ruben<br />

Patiño und Kay Schuttel in ihrer Arbeit<br />

„NoLaughing Matter“, während<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt einigeabenteuerliche Sounds<br />

des CTM-Festivals, dazu Angel Olsen, die<br />

ihre Lieder neuerdings an Phil Spector<br />

orientiert. Und die Heavyrock-Haudegen<br />

Monster Magnet.<br />

Angel Olsen hat ihre zarten Songs mit Stimmemphase, Streichernun<br />

James Ginzburg und James Durgas<br />

alias Emptyset für das ulkig zerbeulte<br />

Brummen, Dröhnen und<br />

Knirschen ihres jüngsten Albums<br />

„Blossom“ ein Programm darauf<br />

trainierthaben, aus ihren bisherigen<br />

Alben sowie neuen Sounds aus Holz,<br />

Metall und Trommelhäuten kohärente<br />

Muster zu filtern. Ichhabe festgestellt,<br />

dass die KI und ich den Begriff<br />

verschieden verstehen.<br />

Am gleichen Abend spielt auch<br />

Helge Sten, der vonden famos progrockigen<br />

Supersilent und Motorpsycho<br />

bekannte Großproduzent aus<br />

Norwegen. Unter dem Projektnamen<br />

Deathprod agierterals „Audiovirus“<br />

und frönt seiner Leidenschaft<br />

fürs sphärisch Unwirsche,Bängliche<br />

und Unheimliche.<br />

Film schaue dem Todbei der Arbeit<br />

zu, findet Jean-Luc Godard<br />

(nach Cocteau). Der dänische Feldrekorder<br />

Jacob Kirkegaard nimmt<br />

dazu in „Opus Mors“ die Ohren. Kirkegaard<br />

habe ich ins Herz geschlossen,<br />

als er mir voretlichen Jahren die<br />

Sounds der Wanderdünen von<br />

Oman erschloss,die es –echt! –inSachen<br />

Überwältigung jederzeit mit<br />

Wagner aufnehmen können. Auf<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51)Crescendo #makemusicnotwar<br />

14.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

17.15,20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Die Wütenden – Les<br />

miserables 15.00, 20.30; Die Wütenden –Les miserables<br />

(OmU) 17.45<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 20.00; Judy 14.30<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) 1917 –Der Film<br />

14.30,17.15, 20.00; Das geheime Leben der Bäume<br />

13.20, 15.40; Jojo Rabbit (OF) 15.00, 20.50;<br />

Parasite 18.00; Judy 17.30, 20.15; Judy (OmU)<br />

13.30,17.50, 20.30; Queen &Slim (OmU) 15.00,<br />

21.15; Freies Land 13.30, 16.15; The Peanut Butter<br />

Falcon (OmU) 19.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

(OmU) 20.50; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OF) 18.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

13.20, 15.40; Einsam zweisam 19.00;<br />

Miles Davis: Birth of the Cool (OmU) 21.30; Die<br />

Sehnsucht der Schwestern Gusmao 16.00<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Milchkrieg inDalsmynni<br />

18.45; Das Vorspiel 17.00, 20.30; Crescendo<br />

#makemusicnotwar 20.15; Pavarotti (OmU)<br />

17.45<br />

Kant Kino (✆ 319 98 66) Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache 14.30, 17.30, 20.30; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 14.30, 17.30, 20.30; ARainy Day<br />

In NewYork 16.15,20.45; Der geheime Roman des<br />

Monsieur Pick 18.30; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 14.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 14.45, 17.20, 20.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.00; DasVorspiel 16.15,<br />

18.30,20.50<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66)Bad Boys for Life<br />

17.30, 20.20, 23.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.15; Die Hochzeit 17.15, 20.10, 23.10;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.45; Jojo Rabbit<br />

23.00; Die Hochzeit 13.45; Jojo Rabbit 19.50; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 22.40; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.30; Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 14.00; Lindenberg! Mach<br />

dein Ding 21.30; Joker23.00;KnivesOut –Mordist<br />

Familiensache 19.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

16.30; Das perfekte Geheimnis 13.45<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />

retten die Welt! (OmU) 12.45; Faltenrock 20.00;<br />

LatteIgelund der magischeWasserstein 16.15;Der<br />

Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 14.15; Miles<br />

Davis: Birth of the Cool (OmU) 17.45; Das Vorspiel<br />

(OmenglU) 11.00;<br />

Why Don‘t You Just Die! –Papa, sdokhni (OmU)<br />

22.50; Freies Land (DFmenglU) 19.30; Jeanne<br />

d‘Arc –Jeanne (OmU) 15.00; Midsommar (OmU)<br />

21.40;Mishima–Director‘s Cut –Mishima: ALife In<br />

Four Chapters (OmU) 11.00; Systemsprenger (DFmenglU)<br />

13.00, 17.30; Einsamzweisam –Deuxmoi<br />

(OmU) 17.00; Die Eiskönigin II 15.15; The Farewell<br />

(OmenglU) 18.50; Joker (OmU) 22.45; Milchkrieg<br />

in Dalsmynni 13.30; Motherless Brooklyn (OmU)<br />

11.00; Parasite –Gisaengchung (OmU) 20.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 16.00; Freies Land 20.10;<br />

Das geheime Leben der Bäume 14.00, 18.15; Joker<br />

(OmU) 22.35; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />

(OmU) 20.15; Der geheime Roman des Monsieur<br />

Pick –Lemystere Henri Pick (OmU) 18.15; Der<br />

marktgerechte Mensch 16.20; Schönheit & Vergänglichkeit<br />

22.00; Systemsprenger 14.00<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film<br />

14.00, 17.00, 20.00; 3Engel für Charlie 14.10,<br />

19.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.20;<br />

Bad Boys for Life 17.30, 19.40; Bad Boys for Life<br />

(OF) 20.40; IMAX: Bad Boys for Life 13.50, 16.50,<br />

20.10; Cats 17.20; Die Eiskönigin II14.20,16.45;<br />

Das geheime Leben der Bäume 20.10; The Grudge<br />

21.00; Die Hochzeit 15.00, 17.15, 20.00; Jojo<br />

Rabbit 17.10, 19.50; Jojo Rabbit (OF) 18.00; Jumanji<br />

–The Next Level 14.00, 16.50, 20.45; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 14.20, 16.40; Latte<br />

Igel und der magische Wasserstein 14.50; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 17.15, 20.30; One Piece:<br />

Stampede 20.30; The Peanut Butter Falcon 14.10;<br />

Das perfekte Geheimnis 19.20; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.40; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 14.50, 17.30, 20.50; Thomas<br />

und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />

13.50; Vier zauberhafte Schwestern 15.00; Die<br />

Wolf-Gäng 14.40,18.00<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OmU) 22.50; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 20.20; Systemsprenger (OmenglU)<br />

18.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait<br />

de la jeune fille en feu (OmU) 18.00, 22.15;<br />

VomGießen des Zitronenbaums –ItMust Be Heaven<br />

(OmU) 20.20<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –Der Film<br />

16.45,19.40; Bad Boys for Life 16.50, 19.50; Die<br />

Eiskönigin II 13.40, 16.30; Die Hochzeit 13.45,<br />

17.10,20.10; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

20.00; Lindenberg! Mach dein Ding 19.40; One<br />

Piece: Stampede 20.00; Das perfekte Geheimnis<br />

13.50;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.00;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.20; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45; Violet Evergarden<br />

und das Band der Freundschaft 17.00; Die<br />

Wolf-Gäng 14.15,16.50<br />

Kino Kiste (✆ 998 7481) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 14.00; Morgen sind wir frei 18.00;<br />

Rotschühchen und die sieben Zwerge 16.10; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) 1917 –Der<br />

Film 17.30,20.00; Bad Boys for Life 14.40, 17.00,<br />

20.00;3D: DieEiskönigin II 14.15; DieEiskönigin II<br />

14.20; Die Hochzeit 14.30, 17.10, 19.50; Jumanji<br />

–The NextLevel 17.20, 20.10;KnivesOut –Mordist<br />

Familiensache 20.15; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 15.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

16.40, 19.30; One Piece: Stampede 20.00; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.50; 3D:<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45, 19.50;<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 20.10;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.45, 17.10; Violet<br />

Evergarden und das Band der Freundschaft 18.00;<br />

Die Wolf-Gäng 14.30,17.20<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Jojo Rabbit (OmU)<br />

17.30, 20.00, 22.30; B Knives Out–Mord ist Familiensache<br />

(OmU)16.00,21.30;Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 18.45<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Little Joe –<br />

Glück ist ein Geschäft (OmU) 21.45; Milchkrieg in<br />

Dalsmynni –Heradid (OmU) 17.30; Das Vorspiel<br />

(m.Gast) 19.30; Das Vorspiel 19.30; Die Wütenden<br />

–Les miserables (OmU) 17.45, 20.00,22.15<br />

Moviemento (✆ 692 4785) Preview: Darkroom –<br />

Tödliche Tropfen 20.00; Jojo Rabbit (OmU) 10.00,<br />

12.30, 15.00, 17.30, 22.30; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 12.45, 15.15, 17.45; Jojo Rabbit<br />

(OmU) 20.15; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 11.00; Searching Eva<br />

(OmenglU) 22.45; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 14.45; Little Joe<br />

–Glück ist ein Geschäft (OmU) 16.30, 21.15; Vom<br />

Gießen des Zitronenbaums –ItMust BeHeaven<br />

(OmU) 19.00<br />

Sputnik (✆ 694 1147) Alles außer gewöhnlich<br />

16.45;Joker (OmU) 23.00; MilesDavis:Birth of the<br />

Cool (OF) 21.00; Kinderfilm des Monats: Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 10.30, 15.00; Die<br />

Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida invisivel<br />

deEuridice Gusmao (OmU) 18.45; The Farewell<br />

(OmU) 20.00;<br />

Human Nature: Die CRISPR Revolution (OmU)<br />

15.00; Judy (OmU) 22.00; Der marktgerechte<br />

Mensch (OmU) 18.30; Milchkrieg in Dalsmynni –<br />

Heradid (OmU) 16.45; Kinobar imSputnik Filmclub<br />

(OmU) 20.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Das geheime Leben der<br />

Bäume 15.20, 17.40; Parasite 20.00; New Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 16.40,19.30<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Bad Boys for Life<br />

17.30, 20.30; Die Eiskönigin II15.00; Die Hochzeit<br />

15.00, 17.30, 20.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

17.15, 20.15; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 17.00, 20.00; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 20.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />

15.15; Die Wolf-Gäng 14.45, 17.45<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 15.15; Die Eiskönigin II<br />

15.15; Freies Land 20.15; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache 17.45; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 15.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

13.00, 17.30, 20.15; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

13.00, 20.30; DasVorspiel 13.00,18.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 1917<br />

–Der Film 17.15, 20.00; Bad Boys for Life 14.00,<br />

17.00, 20.00; Die Eiskönigin II14.00, 16.50; Die<br />

Hochzeit 14.10, 17.05, 20.00; Jumanji –The Next<br />

Level 14.10,17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

19.45; Lindenberg! Mach dein Ding 16.35,<br />

19.40; OnePiece: Stampede 20.00; Sneak Preview<br />

20.30; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

14.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

19.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.05,<br />

16.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.15; Die<br />

Wolf-Gäng 14.30, 16.55<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Lara (OmenglU) 18.45;<br />

Parasite 20.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 17.00; But Beautiful –Nichts existiert unabhängig<br />

(OmU) 19.45; Das Kapital im21. Jahrhundert<br />

–Capital inthe Twenty-First Century (OmU)<br />

21.45; Der marktgerechte Mensch (OmU) 17.45<br />

Babylon (✆ 242 59 69) Cinebrasil –Brasilianisches<br />

Filmfestival: Broder! (OmenglU) 18.00; Cinebrasil<br />

–Brasilianisches Filmfestival: Edificio Master<br />

(OmenglU) 22.00;Cinebrasil–Brasilianisches Filmfestival:<br />

Simonal (OmenglU) 20.00; Premiere: True<br />

Sight: The 2019 (OmenglU; mit Gästen) 19.00<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Captain<br />

Fantastic –Einmal Wildnis und zurück (OmU)<br />

10.00; Fritzi –EineWendewundergeschichte 15.30;<br />

Der kleine Maulwurf (1963-1975) 12.30; Queen<br />

&Slim (OmU) 17.15, 20.00; Thomas und seine<br />

Freunde: Große Welt! Große Abenteuer! 13.45;<br />

Yung (OmenglU) 22.45; Joker (OmU) 21.15; Der<br />

Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 16.30; Queen<br />

&Slim (OmU) 14.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

–ItMust Be Heaven (OmU) 19.00<br />

CineStarCUBIX (✆ 04 51/7030200) 1917 –Der<br />

Film 16.30, 19.50; 1917 –Der Film (OF) 11.00,<br />

13.50, 17.10, 19.30, 22.50; 3Engel für Charlie<br />

23.15; Bad Boys for Life 11.00, 14.00, 16.40,<br />

20.10,23.15;Bad Boys forLife (OF) 19.40,22.40;<br />

Cats 11.30; Die Eiskönigin II12.00; Die Eiskönigin<br />

II –Frozen 2(OF) 15.10; Die Hochzeit 11.30,<br />

14.20,17.20,19.30, 23.10;Joker (OF) 22.20; 3D:<br />

Jumanji –The Next Level 18.00; Jumanji –The Next<br />

Level13.20;Der kleineRabeSocke 3–Suche nach<br />

demverlorenen Schatz11.10; Knives Out –Mordist<br />

Familiensache 20.10, 22.40; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OF) 17.00; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 14.00; One Piece: Stampede 20.00; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D:<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.45, 19.00;<br />

Star Wars: DerAufstieg Skywalkers 16.15; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers –StarWars: The Rise<br />

of Skywalker (OF) 22.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers –Star Wars: The Rise of Skywalker (OF)<br />

21.00; Vier zauberhafte Schwestern 11.10, 13.45;<br />

Violet Evergarden und das Band der Freundschaft<br />

17.00; Die Wolf-Gäng 11.15,13.50, 16.30<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 16.30, 19.00, 21.30; Miles Davis: Birth of<br />

the Cool (OmU) 14.00; The Farewell (OmU) 16.45;<br />

Premiere: How toSteal aCountry (OF) 19.30; Lindenberg!Mach<br />

dein Ding14.00; Jojo Rabbit(OmU)<br />

17.15, 19.30, 21.45; Die Sehnsucht der Schwestern<br />

Gusmao –Avida invisivel de Euridice Gusmao<br />

(OmU) 14.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

14.30; Die Wütenden – Les miserables (OmU)<br />

17.00, 19.15, 21.30; Little Joe –Glück ist ein Geschäft<br />

(OmU) 14.45, 21.30; Das Vorspiel (teilw.<br />

OmU) 17.00, 19.15<br />

Z-inema (✆ 28 38 91 21) Mendocino &Berlino –<br />

Neue Super-8-Filme von Dagie Brundert 20.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Pripad pro zacinajiciho<br />

kata –Fall für einen beginnenden Henker<br />

–Pripad pro zacinajiciho kata (OmenglU) 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

1917 –Der Film 16.50, 19.45; 1917 –Der Film<br />

(OF)19.55; Baba Parasi(OmU) 19.55;Bad Boys for<br />

Life 17.00, 20.00; Cep Herkülü: Naim Süleymanoglu<br />

–Pocket Hercules (OmU) 14.15; Die Eiskönigin<br />

II 14.15,17.15; DieHochzeit 14.15, 17.05, 19.30;<br />

Jumanji –The Next Level 14.00, 17.20, 20.10; One<br />

Piece: Stampede 20.00; Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe<br />

–Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe (OmU) 14.10,<br />

17.15; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

14.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00,<br />

16.30,19.45;Türkler Geliyor –Adelatin Kilici (OmU)<br />

16.15, 19.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.45;<br />

DieWolf-Gäng 14.00, 16.50<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)<br />

17.40; Land des Honigs – Medena Zemja:<br />

Honeyland (OmU) 14.20; Milchkrieg inDalsmynni<br />

–Heradid (OmU) 16.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 12.00; Die Sehnsucht der Schwestern<br />

Gusmao – A vida invisivel de Euridice Gusmao<br />

(OmU) 21.30; Die Wütenden – Les miserables<br />

(OmU) 10.00, 19.30<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />

16.30,19.30, 22.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) 1917 –Der Film (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30; Sneak Preview 22.30; Als<br />

Hitlerdas rosa Kaninchen stahl 15.00; Joker(OmU)<br />

17.30, 20.00; Lindenberg! Mach dein Ding 15.20,<br />

18.10, 21.00; Judy (OmU) 16.00, 18.30; Motherless<br />

Brooklyn (OmU) 21.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 17.30, 20.30; Jojo Rabbit (OF) 16.30,<br />

19.00,21.30; 1917 –Der Film –1917 (OF) 17.00,<br />

19.45,22.30; DieWütenden –Les miserables –Les<br />

miserables (OmU) 17.00, 19.30, 22.00; The Farewell<br />

(OmenglU) 16.30; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

(OF) 18.50; Queen &Slim (OF) 21.40<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

1917 –Der Film 16.55, 19.45; Bad Boys for Life<br />

14.25, 17.20, 20.10; Die Eiskönigin II 14.40; Die<br />

Hochzeit 14.05, 16.45, 19.50; Jumanji –The Next<br />

Level 17.10, 20.00; One Piece: Stampede 20.00;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.15,<br />

20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.30; Die Wolf-Gäng<br />

15.00,17.00<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) The Farewell (OmenglU)<br />

16.30; Little Joe (OmU) 18.40; Die Sehnsucht der<br />

Schwestern Gusmao –Avida invisivel deEuridice<br />

Gusmao (OmU) 18.20; Die Tigerentenbande –Der<br />

Film 16.40; Vom Gießen des Zitronenbaums (OmU)<br />

21.10; Die Wütenden (OmU) 11.00, 21.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

d Synthkram aufgebauscht.<br />

POP<br />

Angel Olsen 30.1., Huxleys, 20 Uhr<br />

Monster Magnet 1.2., Huxleys. 20 Uhr.<br />

CTM-Festival noch bis 2.2. an verschiedenen<br />

Orten<br />

XXXXXX<br />

„Opus Mors“ hingegen findet er mit<br />

entsprechender Experten-Unterstützung<br />

(Dr. Frankenstein vermutlich)<br />

seine Töne in Leichenhalle, Forensik,Verbrennung<br />

undVerwesung.<br />

Er nahm übrigens auch schon 2005<br />

„Four Rooms“ in der „Zone der Entfremdung“<br />

in Tschernobyl auf. Dort<br />

spielt die vielfach mit Golden Globes<br />

und Emmys ausgezeichnete TV-Serie„Chernobyl“,<br />

für die Cellistin Hildur<br />

Gunnarsdottir die Musik aufgenommen<br />

und geschrieben hat, die<br />

sie als frisch gebackene Grammygewinnerin<br />

gleich zweimal aufführt.<br />

Zur Erholung empfehle ich das<br />

kleine Clubjazzfusion-Ding von<br />

HenryWu(als Kamaal Williams), das<br />

im Kontext natürlich argleichtgeistig<br />

daherkommt. (Ist aber hübsch).<br />

Popmusik: Angel Olsen spielt im<br />

Kern einen feinen Folkrock. Mit ihrem<br />

letzten Album „All Mirrors“ jedoch<br />

hat sie ihre zarten Songs mit<br />

Stimmemphase, Streichern, Synthkram,<br />

Zischdrums und viel Hall aufgepumpt,<br />

und lässt sie dennoch<br />

wunderlich fragil. Die Entwicklung<br />

kam nicht wirklich unvorbereitet,<br />

denn auch auf ihren früheren Alben<br />

mit schönen Songs wie „Unfucktheworld“<br />

zeigte sie neben kleinen<br />

akustischen Arrangements schon<br />

recht dynamische, jafast wuchtige<br />

Folkrock-Arrangements unter ihrer<br />

hell schweifenden Stimme.Die Form<br />

folgte noch der Idee,dassLieder,die<br />

vom Inneren erzählen –Liebe und<br />

Beziehung bzw. die anstrengenden<br />

Partner,die damit einhergehen –am<br />

besten auch mit entsprechend privat<br />

codierten Instrumenten stattfinden<br />

sollten. Nun schwillt und schwallt<br />

die Klangmauer, ein Hauch von Sixtiesgirl-Group<br />

umgibt die recht klassisch<br />

gebauten Stücke und sie erzählt<br />

von Geduld mit dem ewigen<br />

Sichverlieben und von der Sehnsucht<br />

nach Schnurzigkeit gegenüber<br />

der ewigen Trennerei. Dafür tauchte<br />

sie nicht zu Unrecht in praktisch allen<br />

Jahrescharts auf.<br />

Die Stonerrock-Band Monster<br />

Magnet ist der Bud Spencer des<br />

Bluesmetal. Haltung und Methoden<br />

haben sich über die 30 Jahre<br />

ihresWirkens nicht ein Yota verändert,<br />

mit Black Sabbath und Hawkwind<br />

als rechter und linker Hand<br />

desTeufels.Das macht sie nicht gerade<br />

aufregend. Istabervermutlich<br />

auch nicht ihr Begehr.<br />

Literatur<br />

VonMasken<br />

und<br />

Ritualen<br />

Definitiv ist das Theater die<br />

Leitkunst dieser postproduktiven<br />

Zeit. Es geht ja an immer<br />

mehr Stellen vor allem<br />

darum, so zu tun als ob.Allzeit<br />

gut aussehen und beide Daumen<br />

nach oben recken, als sei<br />

die Aufregung es wirklich wert,<br />

ist das Gebot der Stunde in Politik<br />

und Wirtschaft. Immerzu<br />

sorgenvoll das Ende des<br />

Abendlandes prognostizieren<br />

in Gesellschaft und Kultur.Dazwischen<br />

zermalmt einen der<br />

von beidem ungerührt sich<br />

abrollende Alltag ... Die Maskenalsound<br />

die Rituale.Wenn<br />

etwas entstanden ist, gibt es<br />

auch jenseits der Bühne gerne<br />

eine Premiere – obwohl das<br />

Wort ja nur dann sinnvoll ist,<br />

wenn es auch eine Dernière<br />

gibt, ein letztes Mal. Und für<br />

sein neues Buch hat der<br />

Schriftsteller und Theaterdramaturg<br />

John von Düffel nun<br />

sogar eine Vorpremiere angesetzt.<br />

Ob sie bereits im Kostüm<br />

gespielt wird? PetraKohse<br />

John vonDüffel:Der brennende See,20<br />

Uhr, Ocelot, Brunnenstr.181<br />

Deutsches Institut für Menschenrechte<br />

(✆ 259 35 90) 18.30: Gegen Morgen, Lesung und<br />

Gespräch mit Deniz Utlu und Max Czollek. Anm. erf.<br />

Fahimi (Skalitzer Str. 133)<br />

20.00: Verbrecher Versammlung:„Sonne, Mond,<br />

Zinn“,Alexandra Riedel,Buchpremiere<br />

Helene-Nathan-Bibliothek (✆ 902 39 43 42)<br />

18.00: LEA Leseklub<br />

Karl-Liebknecht-Haus (KleineAlexanderstr.28)<br />

10.00: Seniorenklub: Gegen Vergessen, Verdrängen<br />

und Beschönigen.Halt dem offenen Drang des<br />

Faschismus zur Macht, Prof. Dr.Wolfgang Triebel,<br />

Vortrag,Moderation: Christian Beyer<br />

Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />

19.00: Textem-Lesung,Lesung mit Dagrun Hintze,<br />

Annette Weber,Martin Lechner, Tobias Premper und<br />

Stefan Panhans<br />

LiteraturhausBerlin (✆ 887 28 60)<br />

19.30: PS: Anmerkungen zum Literaturbetrieb /Politisch<br />

schreiben, mit KaSka Bryla, EvaSchörkhuber,<br />

Yael Inokai und Ariane Hassan Pour-Ravazi, Release<br />

Party<br />

ocelot, not just another bookstore<br />

(✆ 97 89 45 92) 20.00: Der brennende See, John<br />

vonDüffel<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00 Bruckner-Foyer: Das geht auf meine Kuhaut!,<br />

Vicki Spindler,Autorenlesung<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Topographie des Terrors (✆ 25 45 09 50)<br />

19.00 Auditorium: Fotos aus Sobibor. Die<br />

Niemann-Sammlung zu Holocaustund Nationalsozialismus,<br />

Buchpräsentation mit PD Dr.Martin Cüppers,<br />

Dr.Steffen Hänschen,Andreas Kahrs undAnne<br />

Lepper.Moderation: Prof.Dr. Michael Wildt<br />

KONZERT<br />

A-Trane (✆ 313 25 50)<br />

21.00: Karl Schloz –Made in Berlin &Surprise<br />

Guests<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Johannes Kersthold Band<br />

Anzeige<br />

Kirill Petrenko Dirigent<br />

Nicola Hümpel Regie<br />

Karajan-Akademie der<br />

<strong>Berliner</strong> Philharmoniker u.a.<br />

Giacomo Puccini<br />

Suor Angelica »Faith to Face«<br />

01.02.20 19 Uhr<br />

02.02.20 16 Uhr<br />

In Kooperation mit<br />

Nicoand the Navigators<br />

Philharmonie Berlin<br />

GroßerSaal<br />

Tickets: 030/25488999<br />

berliner-philharmoniker.de<br />

Foto:Michael Trippel<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

21.00: The Swag Jam<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Reggie Moore Trio, Cookin’ with Jazz<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

21.00: CTM 2020: AshleyFure –„HiveRise“,Dis Fig,<br />

Mohammad, Rakta<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

21.00: Chris Staples<br />

Cafe Tasso (✆ 48 62 47 08)<br />

20.00: Vera &Joy<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

20.30: Jeff Parker<br />

Hintersee Bar (Greifenhagener Str.55)<br />

20.30: Grgur Savic (sax)&Friends<br />

Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />

20.00: Steel Panther,Wayward Sons<br />

Jazz-Institut Berlin (✆ 31 85 13 55)<br />

19.00 Georg-Neumann-Saal: Moving On –Verabschiedung<br />

vonProf. JudyNiemack<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

20.00: Tyler Childers, The Local Honeys<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Béla Meinberg<br />

Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />

22.30: ManuKatché<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00: Composers’ Orchestra Berlin, Ltg.Hazel Leach<br />

Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />

19.30: Jazzschule Berlin SemesterabschlussPart. I<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

21.00: The Zig ZagJazzed Up Jam Session –Uri<br />

Gincel (p), Yonatan Levi (b), Tobias Backhaus (dr)<br />

CLUB<br />

Bar Tausend (✆ 41 71 54 69)<br />

22.00: Tausend Brazil–TuesdaySpecial<br />

Suicide Club (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois<br />

Suor Angelica<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 17.40, 20.30; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 15.20; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 14.45, 17.20; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) 1917 –Der<br />

Film 15.20, 18.00; 1917 –Der Film (OmU) 20.45;<br />

Das geheime Leben der Bäume 17.40; Parasite<br />

20.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

15.30; Freies Land 15.30; Jojo Rabbit (OmU)<br />

18.20,21.00; Lindenberg! Mach dein Ding 17.30;<br />

Die Wütenden –Les miserables 15.00,20.30; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 14.50, 20.30;<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache (OmU) 17.40<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />

1917 – Der Film (OmU) 14.00, 16.30, 19.30,<br />

22.45; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.45;<br />

Freies Land 21.30; Das geheime Leben der Bäume<br />

17.00; Jojo Rabbit (OmU) 23.00; Jojo Rabbit<br />

(OF) 14.45, 17.30, 20.15; Judy 17.45; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

14.00; Knives Out –Mord ist Familiensache 19.40;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 14.15, 16.00, 19.30;<br />

Little Joe –Glück ist ein Geschäft 15.00; Milchkrieg<br />

inDalsmynni 14.30; The Peanut Butter Falcon<br />

(OmU) 22.40; Queen &Slim 19.30; Queen &Slim<br />

(OmU) 22.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers –<br />

StarWars:The Rise of Skywalker (OmU) 20.30; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers –StarWars: The Rise<br />

of Skywalker (OF) 22.30; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.30;Vom Gießen des Zitronenbaums 17.20;<br />

Das Vorspiel 19.00; Die Wolf-Gäng 14.00, 17.00;<br />

Die Wütenden –Les miserables 19.50; Die Wütenden<br />

–Les miserables (OmU) 22.30<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Gundermann Revier<br />

21.00; Schönheit &Vergänglichkeit 18.00; Swimmingpool<br />

amGolan –Eine deutsche Familiengeschichte<br />

(teilw.OmU) 19.30<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Berlin, Prenzlauer<br />

Berg –Begegnungen zwischen dem 1. Mai und<br />

dem 1. Juli 1990 18.15; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 22.00; Rote Räte –Die bayrische Revolution<br />

aus der Sicht von Augenzeugen 17.15; Die<br />

Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida invisivel<br />

deEuridice Gusmao (OmU) 19.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 1917<br />

–Der Film 14.20, 17.05, 19.45, 22.35; 3Engel für<br />

Charlie 16.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

19.50; Bad Boys for Life 14.25, 17.00, 19.55,<br />

22.45; Die Eiskönigin II 14.30,17.10;<br />

Das geheime Leben der Bäume 17.10; The Grudge<br />

22.40; Die Hochzeit 14.15, 17.00, 19.50, 22.45;<br />

Joker 22.35; 3D: Jumanji 17.00; Jumanji 14.15;<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache 19.50, 22.45;<br />

LatteIgelund dermagische Wasserstein 14.45; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 16.40, 19.40;One Piece:<br />

Stampede 20.00; Das perfekte Geheimnis 19.55;<br />

Queen &Slim 22.40; Spione Undercover 14.20;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45,<br />

22.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15,<br />

19.40; Underwater 19.45, 22.40; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.35; Die Wolf-Gäng 14.40, 17.20<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –Der<br />

Film 16.40, 19.55; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 12.00, 13.30; Bad Boys for Life 14.15,<br />

16.55, 20.00; Die Eiskönigin II 14.05, 16.55; Die<br />

Hochzeit 14.05, 17.00, 20.10; Jojo Rabbit 14.00,<br />

17.30, 20.00; Jumanji –The Next Level 13.55; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 16.15, 19.40;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 19.30; One Piece:<br />

Stampede 20.00; Das perfekte Geheimnis 20.15;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.00;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 13.45; Violet Evergarden und<br />

das Band der Freundschaft 17.00; Die Wolf-Gäng<br />

14.40, 17.15<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Freies Land 14.35; Das perfekte Geheimnis 17.30,<br />

20.15<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Alles außer gewöhnlich<br />

18.00; Parasite 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Jojo Rabbit (OmU) 15.00,<br />

20.30; Knives Out –Mord ist Familiensache (OmU)<br />

17.30<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Crescendo #makemusicnotwar<br />

(OmU) 20.15; Judy (OmU) 17.45<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) 1917 –<br />

DerFilm16.50;Bad Boys forLife17.00, 19.55; Die<br />

Eiskönigin II12.20, 14.50; Das geheime Leben der<br />

Bäume 14.30; Die Hochzeit 14.15, 17.20, 20.10;<br />

Jumanji –The Next Level12.10, 17.00;Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 20.10; Anime Night: One Piece:<br />

Stampede 20.15; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 12.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.55,19.40;Vier zauberhafte Schwestern<br />

10.00, 12.15,14.40; Die Wolf-Gäng 10.00, 12.15,<br />

14.25<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.45, 18.00; Der<br />

geheime Roman des Monsieur Pick 16.00; Lara<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.00, 17.00, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />

1917 –Der Film 14.00, 19.45, 22.50; Bad Boys<br />

forLife 17.00,20.00, 23.00; Bad Boys for Life(OF)<br />

23.00; Die Hochzeit 13.15, 17.00, 19.55, 23.00;<br />

Jumanji –The Next Level 14.05, 16.10; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

10.00,12.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.50, 19.55, 23.00; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 10.00, 12.15; One Piece: Stampede<br />

20.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

10.00, 14.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

10.00, 19.55; Vier zauberhafte Schwestern 10.00,<br />

11.45,14.30<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Bad Boys for<br />

Life 17.45, 20.30; Die Eiskönigin II 15.30; Die<br />

Hochzeit 15.45, 18.00, 20.30; Hustlers 18.15,<br />

20.30; Lindenberg! Mach dein Ding 20.30; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 15.30; Die Wolf-Gäng<br />

15.45,18.15<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) 70mm: Projekt Brainstorm<br />

(OmschwedU) 20.00; Magical History Tour:<br />

Liebling, ich werde jünger –Monkey Business (OF)<br />

19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />

1917 – Der Film 13.30, 14.00, 16.40, 19.45,<br />

20.00, 23.00; 7500 –Der Film 23.10; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 17.20; Bad Boys for Life<br />

13.40, 16.40,17.00,19.15, 19.20, 22.45, 23.00;<br />

Cats 17.00; Die Eiskönigin II 16.00; Das geheime<br />

Leben der Bäume 19.30; The Grudge 22.45; Die<br />

Hochzeit 14.00, 17.00, 20.15, 22.45; Jojo Rabbit<br />

14.15, 17.00, 17.15, 19.45, 20.15, 23.00;<br />

Joker 20.00; 3D: Jumanji –The Next Level 20.00,<br />

22.50; Jumanji –The Next Level 12.30, 17.00,<br />

20.10, 23.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

14.10, 16.40, 20.10, 22.20, 22.35; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 13.30, 16.30, 19.30; Anime Night:<br />

One Piece: Stampede 19.45; Parasite 19.45; Das<br />

perfekte Geheimnis 16.40, 19.40; Queen &Slim<br />

23.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.00, 17.00, 20.30, 22.50; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 12.40, 13.00, 15.45, 16.00,<br />

19.40, 20.00,22.40; Die Wolf-Gäng 13.50,16.30<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Jam (OmU)<br />

17.30; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao<br />

(OmU)21.30;Why Don‘tYou JustDie! –Papa, sdokhni<br />

(OmU) 19.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Bad Boys for Life 17.15,<br />

20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 14.30; Das geheime<br />

Leben der Bäume 16.00, 18.00, 20.15, 22.30;<br />

Die Hochzeit 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Jumanji<br />

–The Next Level 18.00; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 17.00, 20.15; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung14.30;StarWars:Der Aufstieg Skywalkers<br />

20.30; Vier zauberhafteSchwestern 14.00; Die<br />

Wolf-Gäng 14.00, 16.00<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) ARainy Day InNew<br />

York 16.30; Gundermann Revier 18.30; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />

1917 –Der Film 14.10, 20.15; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.30; Bad Boys for Life 14.15,<br />

17.15, 20.15; Die Eiskönigin II 14.30, 16.50; The<br />

Grudge 20.15; Die Hochzeit 14.20, 17.15, 20.00;<br />

Jumanji –The Next Level 14.00, 17.15; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 16.50, 19.50; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 19.30; One Piece: Stampede<br />

20.00; Das perfekte Geheimnis 19.45; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.55; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.15, 17.15; Violet Evergarden und<br />

das Band der Freundschaft 17.00; Die Wolf-Gäng<br />

14.40,17.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) 1917<br />

–Der Film 17.00, 19.40; Bad Boys for Life 17.00,<br />

20.00; Die Eiskönigin II14.15, 16.40; Die Hochzeit<br />

14.15, 16.45, 20.00; Jumanji –The Next Level<br />

19.50; Anime Night: One Piece: Stampede 20.00;<br />

Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe –Rafadan Tayfa 2:<br />

Göbeklitepe (OmU) 15.00;Spione Undercover: Eine<br />

wilde Verwandlung 14.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 16.45; Türkler Geliyor –Adelatin Kilici<br />

(OmU) 19.30; Die Wolf-Gäng 14.15, 17.20<br />

City KinoWedding (✆ 01 77/270 19 76) Motherless<br />

Brooklyn (OmU) 21.00; Kiezkultur: Reformorange<br />

(mit Gästen) 19.30<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Jeanne d‘Arc –<br />

Jeanne (OmU) 20.00; Jeannette: Die Kindheit der<br />

Jeanne d‘Arc –Jeanne: L‘enfance deJeanne d‘Arc<br />

(OmU) 18.00<br />

Toni & Tonino (✆ 92 79 12 00) Die Eiskönigin<br />

II 15.45; Der geheime Roman des Monsieur Pick<br />

18.00; Joker 20.15; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 14.00; Systemsprenger<br />

11.15; Die Abenteuer vonTim und Struppi:<br />

Das Geheimnis der Einhorn –The Adventures of Tintin:<br />

Secret of the Unicorn (OmU) 9.15; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 11.30,14.15, 17.00,19.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 18.00; Psyche und Film: Engel<br />

über Europa –Rilke als Gottsucher (m. Gast)<br />

20.30; Miles Davis: Birth of the Cool (OmU) 15.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Crescendo #makemusicnotwar<br />

15.30; Dasgeheime Leben der Bäume<br />

18.00; Vom Gießen des Zitronenbaums 20.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Exhibition on Screen: Leonardo:<br />

Die Werke –TheWorks 20.30; Zwingli –Der Reformator<br />

18.00<br />

Capitol (✆ 831 6417) Das geheime Leben der<br />

Bäume 15.20; Judy 17.45; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache 20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 8112) Lara<br />

17.00; Szenen meiner Ehe (m. Gespräch) 19.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 7020) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 15.45; Crescendo #makemusicnotwar<br />

14.00; Die Eiskönigin II 13.45;<br />

Freies Land 21.00; Das geheime Leben der Bäume<br />

18.45; Jojo Rabbit 16.15, 18.15, 20.45; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 13.00, 16.00, 20.45; Kinotopp<br />

–Autism Friendly Cinema: The Peanut Butter<br />

Falcon 16.30; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

18.45; Das Vorspiel 14.00, 18.45; Die Wütenden<br />

–Les miserables 21.00<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70)<br />

1917 –Der Film 14.00, 17.00, 20.15; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 13.50; Bad Boys for<br />

Life 13.45, 17.00, 20.00; Die Eiskönigin II14.15,<br />

17.35; Die Hochzeit 14.00, 16.50, 20.10; 3D: Jumanji<br />

–The Next Level 16.45; Jumanji –The Next<br />

Level 20.05; Lindenberg! Mach dein Ding 16.45,<br />

19.40; One Piece: Stampede 20.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 19.50; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.30, 20.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.15; Vier zauberhafte Schwestern 14.20;<br />

Die Wolf-Gäng 13.45, 17.10<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Knives Out<br />

–Mordist Familiensache17.00,20.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.30<br />

Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Judy 17.00; Pferde stehlen 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –<br />

Der Film 17.00, 20.20; Bad Boys for Life 14.45,<br />

17.20, 19.50; Die Eiskönigin II14.20, 17.00; The<br />

Grudge 20.40; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.15;<br />

3D: Jumanji –The Next Level 20.15; Jumanji –The<br />

Next Level 14.20, 17.20; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache 20.10; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 15.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

17.05, 20.00; One Piece: Stampede 20.00; Das<br />

perfekte Geheimnis 15.00, 20.00; SpioneUndercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D: Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 17.30; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 14.20, 19.45; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.45, 17.40; Violet Evergarden und<br />

das Band der Freundschaft 17.00; Die Wolf-Gäng<br />

14.40, 17.10<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Bad<br />

Boys for Life 20.30; Die Eiskönigin II 15.15; The<br />

Farewell 20.30; Die Hochzeit 15.00,17.45,20.30;<br />

Hustlers 18.00; Lindenberg! Mach dein Ding17.30;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 15.15<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />

Bad Boys for Life 18.00, 20.30; Die Eiskönigin II<br />

14.45; Die Hochzeit 15.00, 17.30, 20.00; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 17.00, 19.45; One Piece:<br />

Stampede 20.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.00, 16.00; Violet Evergarden und das Band der<br />

Freundschaft 18.00; DieWolf-Gäng 14.00, 16.00<br />

Kino-Cafe Dahme (✆ 03 54 51/343) Star Wars:<br />

DerAufstieg Skywalkers 20.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 18.15; Bad Boys for Life<br />

17.45, 20.15; Jumanji –The Next Level 15.30; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 20.45; Spione<br />

Undercover: Eine wildeVerwandlung 15.00<br />

KammerspieleKleinmachnow (✆ 03 32 03/84 75 84)<br />

Candelaria –Ein kubanischer Sommer 17.00; Latte<br />

Igel und der magischeWasserstein 10.30; Vom Gießen<br />

des Zitronenbaums 19.00<br />

Union Fürstenwalde (✆ 033 61/73 64 40) Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 20.15; Judy 18.00;<br />

Vom Gießen des Zitronenbaums 16.15<br />

UnionKino-Center Luckenwalde (✆ 033 71/40 16 41)<br />

Die Eiskönigin II 15.30; Die Hochzeit 15.15, 17.35,<br />

20.15; Jumanji 17.35; Knives Out 20.00; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 17.35, 20.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 15.30


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

DOKUS<br />

Der Roboter<br />

als bester<br />

Freund<br />

VonTorsten Wahl<br />

Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />

der vernetzten<br />

Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />

den technischen Veränderungen?<br />

Und was bringt die digitale Zukunft<br />

für die Menschheit? Zwei TV-Dokus<br />

reisen nach Kalifornien, Japan und<br />

Russland.<br />

„Hi, AI –Liebesgeschichten aus der<br />

Zukunft“: Harmony ist die treue Begleiterin<br />

eines einsamen Mannes<br />

während seiner Wohnmobil-Tour<br />

durch Kalifornien. Sie ist immer gut<br />

gelaunt und wird amLagerfeuer sogar<br />

philosophisch. Pepper ist mit 1,20<br />

Metern so groß wie ein Kind und<br />

bringt Schwung in den Alltag von<br />

Oma Sakurai in Japan. Sie singt mit<br />

ihrer Schwester für den Roboter<br />

Volkslieder. Regisseurin Isa Willinger<br />

hat für ihre 90-Minuten-Doku „Hi,<br />

AI“ ungewöhnliche Begegnungen arrangiert<br />

und beobachtet. Denn Harmony<br />

und Pepper sind humanoide<br />

Roboter, deren Alltagstauglichkeit<br />

hier spielerisch getestet wird –Harmony<br />

wirdeigentlich als Sex-Roboter<br />

verkauft. Was bedeutet diese Entwicklung<br />

der Künstlichen Intelligenz?<br />

Die Frage beantworten Experten im<br />

Film.<br />

Zu sehen im ZDF am Montag,3.Februar,um<br />

0.00Uhr.Inder ZDF-Mediathekist der Film vom<br />

2. Februar bis zum2.März verfügbar.Pepper hat<br />

am 7. Februar bei 3Sat seinen nächsten Auftritt:<br />

Hiermoderiertermit Cecile Schortmann eine Extra-Ausgabe<br />

des MagazinsKulturzeit mitdemTitel<br />

„Die Roboter kommen!“<br />

Die Roboterpuppe Harmonywird zur Begleiterin<br />

eines einsamen Mannes. SHINE CINEMA<br />

„Hacker, Hightech, Hetze“: Auch in<br />

Russland wird mit humanoiden Robotern<br />

experimentiert. Schließlich<br />

klingt Roboter ja nicht zufällig wie das<br />

russische Wort „Rabota“ –die Arbeit.<br />

In seiner ntv-Reportage „Hacker,<br />

Hightech, Hetze“ besucht Autor Niko<br />

Karasek die „Digitalmacht Russland“<br />

und zeigt, dass hier beileibe nicht nur<br />

Troll-Armeen und Hacker-Gruppen<br />

aktiv sind. Die Suchmaschine Jandeks<br />

und das Netzwerk VTsind in<br />

Russland selbst schon führend, die<br />

Firma Kaspersky schützt den Bundestag<br />

vorIT-Angriffen. Niko Karasek<br />

spricht mit Hackern, Programmierern<br />

und IT-Forschern, besucht das<br />

Innovationszentrum „Innopolis“, in<br />

dem einmal 60 000 Menschen studieren<br />

und forschen sollen, und die<br />

Hightech-Schmiede Skolkowo, das<br />

sich zum russische Silicon Valley entwickeln<br />

soll.<br />

„Hacker,Hightech, Hetze-Digitalmacht Russland“<br />

läuft am Montag,3.Februar,um22.10 Uhr<br />

auf ntv und ist danachauf der PlattformTVNow<br />

abrufbar.<br />

Torsten Wahl staunt<br />

über die Ambitionen der<br />

Digitalmacht Russland.<br />

Die Spiele-Entwickler Sebastian Schulz und Jörg Friedrich, gezeichnet im grafischen Stil ihres Spiels. HANDY GAMES (2)<br />

Widerstand im Alltag<br />

Drei JahreArbeit: Das <strong>Berliner</strong> Studio Paintbucket Games hatsein sehrpolitischesSpiel endlichfertiggestellt<br />

VonJan Bojaryn<br />

Inden ersten beiden Jahren der<br />

Entwicklung bestand das Studio<br />

Paintbucket Games nur aus<br />

zwei Personen: Jörg Friedrich<br />

programmierte, Sebastian Schulz<br />

gestaltete künstlerisch, und beide<br />

zusammen feilten in Berlin an der<br />

Spielidee. Nur zum Vergleich: Große<br />

Spielproduktionen werden heute<br />

von internationalen Teams oft an<br />

verschiedenen Standorten mit mehrerenHundertMenschen<br />

entwickelt.<br />

Diskussion um Hakenkreuze<br />

Und doch sorgten die beiden Macher<br />

mit „Through the Darkest of<br />

Times“ schon vor dem Erscheinen<br />

für Schlagzeilen, denn Computerspiele<br />

mit einer politischen Botschaft<br />

waren in Deutschland bis vor<br />

kurzem nicht vorgesehen. Die USK,<br />

Vergabestelle für Altersfreigaben,<br />

verweigerte Spielen mit verfassungsfeindlichen<br />

Symbolen in aller Regel<br />

die Freigabe. Die Folgen waren absurd.<br />

Spiele wie die antifaschistischen<br />

„Wolfenstein“-Egoshooter, in<br />

denen ein jüdischer Held Nazis tötet,<br />

erschienen in Deutschland mit wegretuschierten<br />

Hakenkreuzen. Ein altersseniler<br />

Hitler, der dort kurz als<br />

Witzfigur auftritt, wurde in der deutschen<br />

Version zu „Heiler“ umgetauft,<br />

sein Schnurrbart abrasiert. Für die<br />

Gaming-Szene war es unverständlich,<br />

warum Filme anders bewertet<br />

wurden als Spiele. In dem Hollywood-Erfolg<br />

„Inglourious Basterds“<br />

von Quentin Tarantinos beispielsweise<br />

hatten die Nazi-Symbole niemanden<br />

gestört.<br />

Friedrich und seine Kollegen gingen<br />

deshalb davon aus, dass sie die<br />

Symbole weglassen müssten. Dann<br />

aber entfachte sich 2018 eine Debatte<br />

um die überholte Praxis, im<br />

Sommer des Jahres fiel das Verbot.<br />

Friedrich hält es für ein Riesenglück,<br />

dass sein Team nun klar zeigen darf,<br />

was war. In„Through the Darkest of<br />

Times“ sehen die Nazis auch wie Nazis<br />

aus –sie tragen Uniformen mit<br />

Hakenkreuzbinden.<br />

Die Spielidee: Es ist das Jahr, in<br />

dem die Nazis die Herrschaft übernommen<br />

haben. Die Spieler steuern<br />

eine Widerstandsgruppe. Sie rekrutieren<br />

Mitstreiter, fällen strategische<br />

und moralische Entscheidungen. Genau<br />

geht es um die Lebensleistung<br />

einfacher Menschen, die sich wehrten<br />

im Unrechtsstaat. Friedrich will<br />

Geschichte auf die Dimension des<br />

Einzelnen herunterbrechen, er zitiert<br />

den Talmud: „Wer einen Menschen<br />

rettet, rettet die ganzeWelt.“<br />

Friedrich ist ein politischer<br />

Mensch, die Motivation hinter seinem<br />

neuen Spiel eine aufklärerische:<br />

„Wir sind entsetzt über das Erstarken<br />

des rechtsnationalen Hasses“, sagt<br />

Die Macher: Jörg Friedrich,<br />

und Sebastian Schulz entwickelten<br />

bereits seit mehr als<br />

15 Jahren Computerspiele,<br />

bevorsie Paintbucket Games<br />

gründeten. Unter anderem<br />

arbeiteten sie für das große<br />

<strong>Berliner</strong> Studio Yager.<br />

Kreuzberger Jungs: Jörg Friedrich und Sebastian Schulz arbeiten am Kottbusser Tor.<br />

er. Erwill mit dem Spiel verdeutlichen,<br />

wohin der Hass in der Vergangenheit<br />

geführthat.<br />

Friedrich und Schulz sind erfahrene<br />

Profis,sie haben schon bei dem<br />

<strong>Berliner</strong> Spielestudio Yager an dem<br />

großen Shooter„Spec Ops: The Line“<br />

mitgewirkt, der als eine Art Antikriegsspiel<br />

Aufmerksamkeit erregte.<br />

Anfangs entwickelten Friedrich und<br />

Schulz den Titel in ihrer Freizeit, erst<br />

ab April2018 ging es in Vollzeit. Ende<br />

2018 wurde aus dem Duo ein vierköpfiges<br />

Team, unterstützt von zwei<br />

Externen und dem Team des Publishers<br />

Handy Games.<br />

„Through the Darkest of Times“<br />

ist, wie Friedrich selbst sagt, ein<br />

recht kleines Spiel. DenUnterschied<br />

KAMPF GEGEN DIE NAZIHERRSCHAFT<br />

Die Motivation: Friedrich<br />

und Schulz gründeten Paintbucket<br />

Games, um politisch<br />

und gesellschaftlich relevante<br />

Computerspiele verwirklichen<br />

zu können. Das<br />

Debütwerk heißt „Through<br />

the Darkest of Times“.<br />

Der Modus: „Through the<br />

Darkest of Times“ spielt während<br />

der Naziherrschaft in<br />

Berlin. Es geht um die Strategie<br />

im Widerstand. Das Spiel<br />

erscheint am 30. Januar als<br />

Download für den PC. Der<br />

Preis ist noch unbekannt.<br />

zu den großen Produktionen sieht<br />

man schnell; das Spiel aus Berlin ist<br />

nicht bombastisch, es montiert Menüs,Text<br />

und Bilder zu einer kleinen,<br />

atmosphärisch dichten Erzählung.<br />

Es gehört ineine Reihe mit politischen<br />

Spielen aus der unabhängigen<br />

Entwicklerszene wie dem dokumentarisch<br />

inszenierten „Attentat 1942“<br />

oder dem pointierten Indie-Hit<br />

„Papers, Please“, in dem der Spieler<br />

als Grenzbeamter die Aufgabe hat,<br />

Pässe zu kontrollieren und die Einreise<br />

zu gewähren oder zu verweigern.<br />

Dabei entscheidet er über Lebensschicksale<br />

–auch das seiner Familie.<br />

In weiten Teilen der Öffentlichkeit<br />

sind diese Artvon Spielen noch nicht<br />

richtig angekommen. Oft werden<br />

Computergames als pure Unterhaltung<br />

abgetan, als geschmackloser<br />

Eskapismus.Das bekamen die <strong>Berliner</strong><br />

zu spüren. Familienministerin<br />

Franziska Giffey (SPD) und der Israel-Botschafter<br />

Jeremy Issacharoff<br />

äußerten sich abwertend bis schockiert.<br />

Die Reaktion war anfangs belastend<br />

für das Studio, schließlich<br />

wollte man nicht provozieren, sondern<br />

ein Zeichen gegen den Hass in<br />

der Gesellschaft setzen. Nicht alle<br />

waren gesprächsbereit. Ein paar<br />

aber doch. Franziska Giffey ließ sich<br />

den Titel auf der Gamescom in Köln<br />

präsentieren und zeigte sich nachher<br />

umgestimmt.<br />

Bedenken der Politiker<br />

Offen für Kritik waren aber auch die<br />

Macher bei Paintbucket Games.<br />

Nicht nur von Testspielern, sondern<br />

auch von „Angehörigen von Widerstandskämpfern,<br />

vonGedenkstätten<br />

und von Historikern und Historikerinnen“<br />

hätten sie Rückmeldungen<br />

eingeholt, erklärt Friedrich. Recherche<br />

und Diskussion gehörten zur<br />

Projektarbeit. So ein offener Umgang<br />

mit einem halbfertigen, unerprobten<br />

Spiel ist nicht selbstverständlich.<br />

Aber er hat sich ausgezahlt. Seit<br />

Jahren erscheinen anerkennende<br />

Vorabberichte über den Titel. Friedrich<br />

berichtet von Testern, die mit<br />

Tränen in den Augen vom Spieltisch<br />

aufstanden.<br />

Jetzt sind die Diskussionen und<br />

Tests überstanden, am Donnerstag<br />

erscheint „Through the Darkest of<br />

Times“. Drei Jahre Entwicklungsdauer<br />

klingen für ein vermeintlich<br />

kleines Spiel sehr lang. Aber die Zeit<br />

ist im Branchenvergleich normal.<br />

Die Entwicklung eines Spiels, auch<br />

eines kleinen, macht überraschend<br />

viel Arbeit.<br />

Die Frage, warum die paar Texttafeln<br />

und Bilder so lange brauchten,<br />

beantwortet Friedrich mit einem<br />

anschaulichen Beispiel: „Unser<br />

kleines Spiel besteht aus 125 000<br />

Wörtern Text –also rund 480 Seiten.“<br />

Der Text besteht aus unzähligen<br />

kleinen Meldungen und Erzählschnipseln,<br />

und er musste auch<br />

noch übersetzt werden. Dank der<br />

Kooperation mit Handy Games erscheint<br />

„Through the Darkest of<br />

Times“ zeitgleich in sieben Sprachen.<br />

Wie gut es sich verkaufen<br />

wird, das ist eine spannende Frage.<br />

Menschen, die dem Medium Computerspiel<br />

mehr zutrauen, freuen<br />

sich schon über den erfolgreichen<br />

Abschluss des Projektes.<br />

JanBojaryn findet, dass<br />

Spiele auch eine politische<br />

Botschaft haben dürfen.<br />

Kooperation<br />

mit<br />

Tech-Konzern<br />

VW arbeitet enger mit<br />

Microsoft zusammen<br />

Volkswagen setzt beim Konzernumbau<br />

in Richtung E-Mobilität<br />

und Digitalisierung auf eine noch<br />

engere Zusammenarbeit mit Microsoft.<br />

Der Autobauer kooperiert<br />

schon mit dem US-Softwareriesen,<br />

um seine Autos in der „Volkswagen<br />

Automotive Cloud“ voll zu vernetzen.<br />

Künftig soll die langfristig angelegte<br />

Partnerschaft aber auch Nachhaltigkeit,<br />

digitale Bildung und Mitarbeiter-Engagement<br />

umfassen, erklärten<br />

die Unternehmen am<br />

Montag.<br />

Klimaschutz und digitale Transformation<br />

seien die zentralen Themen<br />

für die Zukunft von Wirtschaft<br />

und Gesellschaft, sagte Ralf Pfitzner,<br />

Leiter Nachhaltigkeit im Volkswagen-Konzern:<br />

„Die Herausforderungen<br />

sind immens –daher ist es besonders<br />

wichtig, dass die Transformation<br />

auf breiter gesellschaftlicher<br />

Basis stattfindet, und dass wir die<br />

Menschen mitnehmen.“<br />

Microsoft wirddabei ein digitales<br />

Trainingsprogramm an der „Fakultät<br />

73“ vonVolkswagen anbieten. Damit<br />

sollen sowohl VW-Mitarbeiter als<br />

auch externe Jobsuchende für den<br />

digitalen Arbeitsmarkt aus- und weitergebildet<br />

werden. Die ersten 100<br />

Studierenden werden ab Frühjahr<br />

das Programm absolvieren können.<br />

Beieinem „Thinkathon“ in der Autostadt<br />

sollen außerdem Konzepte entwickelt<br />

werden, wie mit Hilfe von<br />

Künstlicher Intelligenz der Ausstoß<br />

von Kohlendioxid reduziert werden<br />

kann.<br />

VW strebt an, die wichtigsten<br />

Komponenten der neuen Auto-Generation<br />

–Batterien und Software –<br />

selbst herzustellen. „Wir müssen<br />

hier nachhaltig Kompetenz aufbauen“,<br />

sagte Chef Herbert Diess<br />

jüngst vor Mitarbeitern. Für seine<br />

neue Software-Einheit will der Konzern<br />

im kommenden Jahr 2500 Experten<br />

einstellen und weitere selbst<br />

ausbilden. (dpa)<br />

Mediennutzung<br />

der Kinder<br />

einschränken<br />

Ärzte lehnen radikale<br />

Lösungen aber ab<br />

K<br />

inderärzte haben sich in einer<br />

Umfrage dafür ausgesprochen,<br />

die Mediennutzung der Kinder zeitlich<br />

zu begrenzen. Mehr noch als<br />

die Inhalte von Videos und Apps<br />

schade die Dauer der Bildschirmzeit<br />

den Jüngsten, ergab eine Befragung<br />

von100 niedergelassenen Kinderärzten.<br />

Dasgrößte Problem aus Sicht der<br />

Kinderärzte: Die Zeit mit Smartphone,Konsole<br />

oder Tablet im kindlichen<br />

Alltag nimmt überhand. Das<br />

sagen 98 Prozent der Mediziner. 70<br />

Prozent halten auch die Art und die<br />

Inhalte der Spiele, die gespielt werden,<br />

für mitunter problematisch.<br />

Dennoch lehnt eine große Mehrheit<br />

der Ärzte radikale Verbote ab.81Prozent<br />

der Pädiater finden es weltfremd,<br />

Kindernheutzutage den Umgang<br />

mit digitalen Medien komplett<br />

zu untersagen.<br />

Drei von vier Kinderärzten sprechen<br />

sich stattdessen für eine zeitliche<br />

Begrenzung der Mediennutzung<br />

aus. „Das sollte vom Alter der<br />

Kinder abhängig gemacht werden“,<br />

sagte die Beratungsärztin Imke<br />

Schmitz-Losem. Die Studie „Smart<br />

aufwachsen 2019?“ wurde im Oktober<br />

2019 im Auftrag der pronova<br />

BKK durchgeführt. pronova BKK ist<br />

ein Zusammenschluss der Betriebskrankenkassen<br />

namhafter Weltkonzerne.<br />

(BLZ)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 25<br />

· ·<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

9.00 (für HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live<br />

nach Neun 9.55 (für HG) Sturmder Liebe 10.45<br />

(für HG) Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer<br />

weiß denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />

12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />

14.10 (für HG) Rote Rosen. Telenovela 15.00<br />

(für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturmder<br />

Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer 17.00 (für HG) Tagesschau<br />

17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für HG) Werweiß<br />

denn sowas? 18.50 (für HG) WaPo Berlin. Alle in<br />

einem Boot 19.45 (für HG) Wissen voracht<br />

–Natur 19.50 (für HG) Wetter /Börse voracht<br />

20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Um Himmels Willen<br />

Familienserie. Rückschläge. Als<br />

Weihbischof Landkammer den<br />

KaltenthalerNonnen einen Überraschungsbesuch<br />

abstattet, sind diese<br />

wenig begeistert, was ihm nicht entgeht.<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Arztserie. Unter Vätern<br />

21.45 (für HG) Report Mainz<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Kölner Treff –Best of<br />

Talkshow<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

5.05 Der Blaulicht Report 5.25 Exclusiv –Das<br />

Starmagazin 5.35 Explosiv –Das Magazin 6.00<br />

Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns 9.30 (für<br />

HG) Alles was zählt 10.00 Der Blaulicht Report<br />

12.00 Punkt 12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00<br />

Die Superhändler–4Räume, 1Deal 15.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 16.00 Die<br />

Superhändler:Lieblingsdeals 17.00 Herz über<br />

Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily Soap<br />

18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –<br />

Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL<br />

Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG) Alles was<br />

zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Deutschland sucht den Superstar<br />

Die Castings. Heute singt Amadeus vor,<br />

der im Jahr 2018 vonder JuryimCasting<br />

eine Absageerhielt. Damals weigerte er<br />

sich, das Studio zu verlassen, bis ihm<br />

eine zweite Chance versprochen wurde.<br />

22.30 Absolut Xavier Naidoo<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 Deutschland sucht den Superstar<br />

Castingshow. Die Castings<br />

2.20 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Krimiserie. Ein Verräter im Feuer<br />

MDR<br />

12.30 (für HG) Mutter auf Streife. Komödie, D<br />

2015 13.58 (für HG) Aktuell 14.00 (für HG)<br />

MDR um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) MDR um 4 17.45 (für HG) Aktuell<br />

18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />

Sandmann 19.00 Regionales 19.30 (für HG)<br />

Aktuell 19.50 (für HG) Einfach genial 20.15 (für<br />

HG) Umschau 21.00 (für HG) Wohnprojekt<br />

Weimar 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG)<br />

DDR vereist 22.48 Aktuell 22.50 (für HG) Polizeiruf110:<br />

... und tot bist du. Krimireihe, D1993<br />

0.15 (für HG) Klemperer 1.48 Aktuell<br />

Bayern<br />

14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30<br />

Schnittgut 16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für<br />

HG) WirinBayern 17.30 (für HG) Blickpunkt<br />

Sport. Ski Alpin. Nachtslalom Herren, 1. Lauf, live<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />

Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Blickpunkt Sport. Ski Alpin. Nachtslalom Herren,<br />

2. Lauf, live 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.00 (für HG) Capriccio 22.30 Traumhäuser<br />

23.15 (für HG) puzzle 23.45 KlickKlack 0.15<br />

Mariss Jansons und Yefim Bronfman<br />

Vox<br />

5.15 CSI: NY 6.00 Bones –Die Knochenjägerin<br />

6.55 CSI: Vegas 7.50 CSI: Vegas 8.50 Verklag<br />

mich doch! 9.50 Verklag mich doch! 10.50 Vox<br />

Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />

erziehst du denn? 12.00 Shopping Queen 13.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />

Kind –Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping<br />

Queen 16.00 Salonfähig –Wer macht schöner?<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.00 Prominent! 20.15 Hot oder Schrott<br />

–Die Allestester 0.15 VoxNachrichten<br />

Super RTL<br />

10.05 PawPatrol 10.35 Sammy 11.05 Die<br />

Dschungelhelden 11.30 Grizzy &die Lemminge<br />

11.55 Go Wild! 12.15 Trolls 12.45 Friends<br />

13.10 Sally Bollywood 13.40 Angelo! 14.05 Die<br />

Tomund JerryShow 14.30 Voll zu spät! 14.55<br />

Dragons 15.20 Scooby-Doo! 15.45 Alvinnn!!!<br />

und die Chipmunks 16.15 Grizzy &die<br />

Lemminge 16.40 Dennis &Fletscher 17.10 Go<br />

Wild! 17.40 Voll zu spät! 18.05 Die Tomund<br />

JerryShow 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />

Alvinnn!!! und die Chipmunks 19.30 Angelo!<br />

20.15 Snapped 0.00 Böse Mädchen<br />

Sport1<br />

5.40 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30<br />

Normal 16.00 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus<br />

Louisiana 16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.Doku-Soap.<br />

Komme, was wolle /Alles<br />

auf Risiko 17.30 StorageWars –Geschäfte in<br />

Texas 18.00 StorageWars –Geschäfte in Texas<br />

18.30 Sport1 News 19.00 Magenta Sport: Arena<br />

20.00 StorageHunters 20.30 StorageHunters<br />

21.00 StorageHunters 21.30 StorageHunters<br />

22.00 StorageHunters 22.30 Scooore! 23.15<br />

Die 2. Bundesliga. 19. Spieltag 0.15 SportClips<br />

ZDF<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />

täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />

(für HG) SokoWismar.Abgeschminkt 12.00<br />

heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG)<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. In der Höhle des<br />

Mörders 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SokoKöln. Schlangengrube<br />

19.00 (für HG) heute /Wetter 19.25 (für HG)<br />

Die Rosenheim-Cops. Beichte eines Toten<br />

20.15 (für HG) Ein TaginAuschwitz Vor75<br />

Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die<br />

Rote Armee Auschwitz. Der Ortgilt heute<br />

als Synonym für den Holocaust. Der Film<br />

erzählt aus Sicht der Opfer und einiger<br />

Täter voneinem TagimLager.<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) 37°: Wir ticken anders<br />

Leben mit Tourette<br />

22.45 (für HG) Markus Lanz<br />

0.00 heute+<br />

0.15 (für HG) Die Kinder von Windermere<br />

Drama, D/GB 2020<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

12.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />

–Die Familienhelfer.Doku-Soap 17.30 Klinik am<br />

Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00<br />

AufStreife –Die Spezialisten. Als Anna ihre Eltern<br />

besucht, stößt sie auf ein grauenhaftes Szenario:<br />

Ihr Vater liegt in desolatem Zustand auf dem<br />

Küchenboden, und vonihrer Mutter fehlt jede<br />

Spur.Wahnhaft spricht der Erkrankte voneinem<br />

Trommeln im Gemäuer.Was ist hier bloß los?<br />

19.00 Genial daneben –das Quiz 19.55 Sat.1<br />

Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Navy CIS<br />

Hand und Fuß. Gibbs braucht sein Team,<br />

denn auf einem Friedhof taucht ein<br />

reiterloses Pferd auf, welches abgetrennte<br />

Füße in seinen Steigbügeln trägt. Wo<br />

ist der dazu gehörigeKörper?<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Krimiserie.Das Virus<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Krimiserie.Quinn Liu<br />

23.10 SpiegelTV–Reportage<br />

Notruf in Nürnberg<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

WDR<br />

12.45 (für HG) Aktuell 13.05 (für HG) Elefant,<br />

Tiger&Co. 13.55 (für HG) Hogräfer packt’san<br />

14.25 (für HG) Um Himmels Willen 16.00 (für<br />

HG) Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

Aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Abenteuer Erde 21.00 (für HG) Quarks<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Über die<br />

Grenze: Gesetzlos. Krimireihe, D2017 23.35 (für<br />

HG) Krieg in London –The Crime. Kriminalfilm,<br />

GB 2012 1.25 (für HG) Schweig.Oder Stirb.<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />

Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />

die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) NaturNah<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15<br />

(für HG) Panorama 3 21.45 (für HG) NDR Info<br />

22.00 (für HG) Polizeiruf 110: Kindeswohl.<br />

Krimireihe, D2019 23.30 (für HG) Weltbilder<br />

0.00 (für HG) Wildes Herz. Doku-Film, D2017<br />

Kabel eins<br />

5.55 (für HG) Castle 6.45 (für HG) The Mentalist<br />

7.40 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.40 Navy CIS 9.30<br />

Blue Bloods 11.15 Numb3rs 12.10 (für HG)<br />

Castle 13.05 (für HG) Castle 14.00 (für HG) The<br />

Mentalist 14.55 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50<br />

kabel eins news 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />

Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir<br />

kümmernuns drum 20.15 Der Diamantencop.<br />

Komödie, USA/D 1999 22.15 (für HG) Eraser.<br />

Actionfilm, USA 1996 0.35 (für HG) Blitz. Thriller,<br />

GB/F/USA 2011 2.10 kabel eins late news<br />

RTLZWEI<br />

5.20 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 PrivatdetektiveimEinsatz<br />

7.00 Die Straßencops Süd –Jugend<br />

im Visier 8.00 Frauentausch 10.00<br />

Frauentausch 12.00 Frauentausch 14.00 Die<br />

Reimanns –Ein außergewöhnliches Leben 15.00<br />

Die Reimanns –Ein außergewöhnliches Leben<br />

16.00 Hartz und herzlich –Tag für TagRostock<br />

18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht<br />

20.15 Armes Deutschland –Stempeln oder<br />

abrackern? 22.15 Hartz und herzlich 0.15<br />

Autopsie –Mysteriöse Todesfälle 1.05 Autopsie<br />

–Mysteriöse Todesfälle<br />

Eurosport 1<br />

5.00 Tennis. Australian Open. Viertelfinale, live<br />

7.00 Tennis 8.45 Matchball Becker 9.00 Tennis.<br />

Australian Open. Viertelfinale, live 12.00<br />

Matchball Becker 12.30 Fechten 13.40 Snooker<br />

15.05 Bahnradsport 16.00 Ski Alpin 16.50 Ski<br />

Alpin 17.35 Ski Alpin. Slalom der Männer,1.<br />

Durchgang,live 18.45 Springreiten 19.45<br />

Nachrichten 19.50 Ski Alpin 20.35 Ski Alpin.<br />

Slalom der Männer,2.Durchgang,live 21.45<br />

Nachrichten 22.05 Radsport 23.00 Radsport.<br />

Vuelta aSan Juan. 3. Etappe, live 0.30 Tennis<br />

TV-Tipps<br />

ARD, 18.50 UHR KRIMISERIE<br />

WaPo Berlin<br />

Die feierliche Einweihung des Pilotprojektes „Wasserkriminaldezernat<br />

Eins der Wasserschutzpolizei Berlin“ –kurzWaPo Berlin –hat gerade<br />

begonnen, als schon der erste Einsatzbefehl die Rede der Polizeipräsidentin<br />

unterbricht. Das neue Team um die Kriminalhauptkommissarin Jasmin<br />

Sayed (Sesede Terziyan) und Wolf Malletzke (Christoph Grunert) wird zu<br />

einem Leichenfund am Wannsee gerufen. Fast zeitgleich wird aus dem an<br />

der Spreeliegenden <strong>Berliner</strong> Dom ein bedeutendes Exponat gestohlen. Besteht<br />

zwischen beiden Fällen ein Zusammenhang? Das gesamte WaPo-Team,<br />

das sich mit diesem Fall als überzeugende kriminalistische Einheit beweisen<br />

muss,ermittelt in alle Richtungen ... Mitder Episode „Alle in einem Boot“<br />

startet der „WaPo Bodensee“-Ableger,die neue ARD-Vorabendserie.<br />

(D/202)<br />

Foto: ARD<br />

Anzeige<br />

Kleine Schiffe ganz groß<br />

Eintritt<br />

frei!<br />

Um Anmeldung<br />

wird gebeten.<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

2 1 7<br />

9 3<br />

4 9 8<br />

6 7 5 3<br />

8 7<br />

9<br />

1 4<br />

9 6 5<br />

7 5<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

9<br />

4 8 7<br />

3 1 5<br />

1 5<br />

2<br />

8 6<br />

9 1 2<br />

6<br />

LESERREISEN<br />

INFOS &ANMELDUNG<br />

030–23 27 66 33<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

/leserreisen<br />

Info-Abend<br />

Mit Kreuzfahrten-Expertin<br />

Wann? 19.02.2020, 17 Uhr<br />

Wo? Verlagshaus,<br />

Alte Jakobstr. 105<br />

Freuen Sie sich auf einen kleinen Sektempfang.<br />

LESERREISEN<br />

Auflösung<br />

AUFLÖSUNG<br />

vom VOM27.1.2020<br />

2020<br />

mittel MITTEL<br />

3 4 7 9 6 2 1 8 5<br />

2 9 5 8 7 1 4 3 6<br />

8 6 1 4 5 3 7 2 9<br />

7 8 2 3 4 6 5 9 1<br />

9 3 6 5 1 7 2 4 8<br />

5 1 4 2 8 9 3 6 7<br />

1 2 8 6 3 5 9 7 4<br />

4 5 9 7 2 8 6 1 3<br />

6 7 3 1 9 4 8 5 2<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 27. 1. 2020<br />

vom 27.1.2020<br />

schwer<br />

SCHWER<br />

6 1 5 7 9 2 4 3 8<br />

2 7 4 6 3 8 5 1 9<br />

8 3 9 4 5 1 6 7 2<br />

4 9 1 3 8 5 2 6 7<br />

5 8 6 1 2 7 3 9 4<br />

7 2 3 9 6 4 1 8 5<br />

1 6 7 5 4 9 8 2 3<br />

9 4 2 8 1 3 7 5 6<br />

3 5 8 2 7 6 9 4 1<br />

RBB<br />

5.30 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb<br />

7.20 (für HG) Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg<br />

aktuell 8.30 (für HG) Abendschau 9.00 (für HG)<br />

In aller Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen<br />

11.20 (für HG) Sturmder Liebe 12.10 (für HG)<br />

Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Tiere bis<br />

unters Dach 14.30 (für HG) Die Gipfelstürmerin.<br />

Familienfilm, D2007 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.00 rbb<br />

wetter 18.02 rbb UM6 18.27 zibb 19.27 rbb<br />

wetter 19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />

aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Geheimnisvolle Orte<br />

Die „Neue Synagoge“ in Berlin ist immer<br />

mehr gewesen als ein Prachtbau –sie ist<br />

ein Symbol für die Hoffnung der<br />

jüdischen Gemeinschaft, in der<br />

deutschenangekommen zu sein.<br />

21.00 (für HG) Schalom Neues Deutschland<br />

–Juden in der DDR<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 Thadeusz und die Beobachter<br />

23.00 (für HG) Nuhr im Ersten<br />

23.45 Die Florian Schroeder Satireshow<br />

0.30 (für HG) Abendshow<br />

ProSieben<br />

5.05 Mom 5.25 The Middle 6.05 (für HG) Two<br />

and aHalf Men 7.30 (für HG) The Big Bang<br />

Theory 8.50 (für HG) HowIMet Your Mother<br />

10.40 Mike&Molly 11.00 Fresh Off the Boat<br />

11.30 Last Man Standing 12.00 2BrokeGirls<br />

12.25 Mom. Sitcom 13.20 (für HG) Twoand a<br />

Half Men. Der böse Alan /Ich bin eine<br />

Aztekenpriesterin /Haben wir eine Trittleiter?<br />

14.40 The Middle.Das Schlammloch /Das<br />

Mörderhaus 15.35 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Das Plagiats-Problem /Das Notting-Hill-Paradigma<br />

/Die Keine-Konstante-Katastrophe 17.00<br />

taff 18.00 Newstime 18.10 (für HG) Die<br />

Simpsons. Werist Homers Vater? /Die Straße<br />

der Verdammten 19.05 Galileo<br />

20.15 Schlag den Besten<br />

Spielshow. Im Sommer räumteAllrounder<br />

Robin viermal hintereinander ab.Heute<br />

trifft „Mr.Unschlagbar“ auf Kraftpaket Ivi<br />

aus dem Westerwald. Kann er Robins<br />

Siegesserie beenden?<br />

22.55 Joko gegen Klaas –<br />

Das Duell um die Welt<br />

Spielshow<br />

2.05 ProSieben Spätnachrichten<br />

2.10 Schlag den Besten<br />

Spielshow<br />

4.15 2Broke Girls<br />

Arte<br />

12.15 (für HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.05<br />

Stadt Land Kunst 13.45 (für HG) Sterne über<br />

uns. Drama, D2019 15.20 (für HG) VonTieren<br />

und Hexen 16.05 (für HG) Australien 16.50<br />

Xenius 17.20 Medizin in fernen Ländern 17.50<br />

(für HG) Wildnis am LagoMaggiore 18.30 (für<br />

HG) Lungau –Wildnis im Herzen der Tauern<br />

19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Megafeuer:<br />

Der Planet brennt. Dokumentarfilm, F2019<br />

21.45 Gespräch mit Vladimir Vasak 22.00 Unter<br />

Wasser:Megacities in Gefahr 23.35 Klimafluch<br />

und Klimaflucht 0.35 Mit offenenKarten<br />

3Sat<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.20 (für HG) Wilder Planet<br />

–wenn dieErde verrückt spielt 14.05 (für HG)<br />

Wilder Planet 15.35 (für HG) Leben auf dem<br />

Vulkan 16.15 Feuer und Eis 17.00 (für HG) Die<br />

Macht der Vulkane 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />

heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Das Tagebuch der<br />

Anne Frank. Drama, D2015 22.20 (für HG) Das<br />

Geheimarchiv im Warschauer Getto: Werwill<br />

unsere Geschichte aufschreiben? Doku-Drama,<br />

USA/D 2018 23.45 Der Tod–das letzte Tabu<br />

0.10 10 vor10<br />

Phoenix<br />

12.00 phoenix vorort 12.30 Jahresbericht des<br />

Wehrbeauftragten 13.15 Bundeswehr am Limit?<br />

14.00 phoenix vorort 14.45 AktuellesimUmfeld<br />

der Sitzungen der Bundestags-Fraktionen 15.15<br />

RisikoAntibiotika? 16.00 RisikoLawinen 16.30<br />

Klimaretter 16.50 Wemgehören die Schätze des<br />

Kaisers? 17.30 phoenix der tag 18.00 Wenn das<br />

Geld nicht reicht 18.30 (für HG) Exodus? 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 Wälder unsererErde.<br />

Dokumentarfilm, D2017 21.45 (für HG) heute<br />

journal 22.15 Phoenix Runde 23.00 phoenix der<br />

tag 0.00 Phoenix Runde<br />

Kika<br />

12.55 Mirette ermittelt 13.05 Mirette ermittelt<br />

13.15 (für HG) 41/2 Freunde 13.40 (für HG)<br />

Die Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein –Erfurt<br />

15.00 Trio –Die Kepler Diamanten 15.50 Max &<br />

Maestro 16.00 Die Abenteuerdes jungenMarco<br />

Polo 16.50 (für HG) Peter Pan 17.35 (für HG)<br />

Der kleine Prinz 18.00 Shaun das Schaf 18.15<br />

Marinette 18.40 Wolkenkinder 18.47 Baumhaus<br />

18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Wickie und die<br />

starken Männer 19.25 (für HG) Pur+ 19.50 (für<br />

HG) logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10 Die<br />

Jungs-WG 20.35 Die Mädchen-WG<br />

Dmax<br />

5.35 Swamp Brothers 6.00 Die Schatzsucher<br />

6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20<br />

BaggageBattles 9.50 Infomercial 10.15 House<br />

Hunters 10.45 Die Abräumer 11.15 Border<br />

Control 12.15 SteelBuddies 13.15 Railroad<br />

Alaska 14.15 Die Schatzsucher 16.15 Die<br />

Zwangsvollstrecker 17.15 Steel Buddies 18.15<br />

Asphalt-Cowboys 19.15 A2 20.15 Steel Buddies<br />

21.15 Cash für Chrom 22.15 112: Feuerwehr im<br />

Einsatz 23.10 DMAX News 23.15 Outback<br />

Inferno 0.10 DMAX News 0.15 Cash für Chrom<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 Volkskrankheit Arthrose –was schützt,<br />

was hilft? 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15<br />

Super.Markt 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 19.15 Hilfe aus Bayern für syrische<br />

Christen 20.00 Tagesschau 20.15 Hartaber fair<br />

21.30 Tagesschau 21.32 Kirchen im Ausverkauf<br />

22.00 Marktcheck 22.47 Extra 23.00<br />

Tagesthemen 23.30 ReportMainz 0.00<br />

Umschau 0.45 Shift 1.00 Nachtmagazin 1.20<br />

7Tage... 1.50 MDR Kultur –Das Filmmagazin<br />

2.05 Tagesschau vor20Jahren<br />

ONE<br />

5.15 Um Himmels Willen 6.00 Familie Dr.Kleist<br />

6.50 Brisant 7.30 Liebe am Fjord –Das Meer<br />

der Frauen. Liebesmelodram, D2011 9.00<br />

Brisant 9.40 Bezaubernde Jeannie 10.30<br />

Lindenstraße 11.00 Familie Dr.Kleist 11.50<br />

Sturmder Liebe 13.25 Um HimmelsWillen<br />

14.15 Papa und die Braut aus Kuba. Komödie,<br />

D2016 15.40 Familie Dr.Kleist 16.30<br />

Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50<br />

Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe 20.15<br />

Doctor Who Classics 21.45 Doctor Who 23.20<br />

My Mad FatDiary 0.05 Doctor Who Classics<br />

1.35 Doctor Who 3.10 My Mad FatDiary 3.55<br />

Bezaubernde Jeannie 4.45 Hartaber herzlich<br />

ZDF NEO<br />

5.00 (für HG) Fantastische Phänomene 6.30 (fü<br />

HG) Aufdie Größe kommt es an 8.00 Topfgeldjä<br />

ger 8.55 (für HG) Lafer!Lichter!Lecker! 9.40 (für<br />

HG) Bares für Rares 11.25 Dinner Date 12.10<br />

(für HG) Monk 13.35 Psych 14.55 (für HG)<br />

Monk 16.20 Psych 17.45 (für HG) Bares für<br />

Rares 18.35 Dinner Date 19.20 (für HG) Bares<br />

für Rares 20.15 (für HG) Marie Brand und der<br />

Duft des Todes. Krimireihe, D2018 21.45 (für<br />

HG) Marie Brand und der schwarze Tag.<br />

Krimireihe, D2018 23.15 Erin Brockovich –Eine<br />

wahre Geschichte. Drama, USA 2000 1.15 (für<br />

HG) Springflut 2.45 (für HG) Das letzte Opfer.<br />

Actionfilm, B2017 4.35 Frag den Lesch<br />

ZDF INFO<br />

15.45 ZDF-History.Franz Josef Strauß und der<br />

Milliardendeal 16.30 ZDF-History. Die 50 Tage<br />

des Egon Krenz 17.15 ZDF-History. Die großen<br />

Mythen der DDR 18.00 ZDF-History. Geheimes<br />

Deutschland 18.45 Madame Mao –Aufstieg und<br />

Fall der Jiang Qing 19.30 ZDF-History. Die<br />

russischen First Ladies 20.15 Despot Housewives–Die<br />

Frauen der Diktatoren. Ungekrönte<br />

Königinnen 21.00 DespotHousewives –Die<br />

Frauen der Diktatoren. Geliebt und verstoßen<br />

21.40 Despot Housewives –Die Frauen der<br />

Diktatoren. Bräute der Revolution 22.25<br />

Despoten. Mussolini 23.10 Despoten. Papa Doc<br />

23.50 ZDF-History.Mao 0.35 heute journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert DukeEllington: „Harlem“ /Ondrej<br />

Adámek: „Kameny“ für Chor zu 24 Stimmen und<br />

Ensemble /Wallace Willis: „Steal away“, Spiritua<br />

/Antonín Dvorák: Sinfonie Nr.9e-Moll op. 95<br />

„Aus der Neuen Welt“ /„Deep river“, Spiritual,<br />

ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Haydn Streichquartette<br />

op. 20, ca. 56 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Rohstoff (7/20). VonJörg Fauser.<br />

Gelesen vonLars Eidinger,ca. 30 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Aufklärer unter Verdacht. Was<br />

Whistleblowern und investigativen Journalistinnen<br />

droht. VonCharly Kowalczyk, ca. 45 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Hörspiel Hörspielmagazin 02/20.Berichte,<br />

Gespräche und Informationen zum Hörspiel, in<br />

Deutschland und in aller Welt, ca. 50 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Feature Mit einem Warmen kein Pardon. Der Fal<br />

Franz Doms. VonJürgen Pettinger,ca. 57 Min.<br />

MAGAZIN<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Sprechstunde Bandscheibenvorfall. Höllische<br />

Schmerzen, taube Beine und Zehen, ca. 80 Min.<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Weltzeit BauerninIowa: Treue Fans vonTrump<br />

trotz Einbußen. VonThilo Kößler,ca. 30 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Muttersprachen. WieMehrsprachigkeit<br />

unsere Identität prägt, ca. 26 Min.<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Cha Cha Chá –ein<br />

kubanischer Klassiker,ca. 56 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Märkische Wandlungen Scobel fragt. Eine<br />

Sendung vonDanuta Görnandt, ca. 56 Min.<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikszene Über das Akzidenzielle in der Musik<br />

Nebensächliches, das zur Hauptsache wird. Von<br />

Hanno Ehrler,ca. 45 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Mina Tindle, ca. 30 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz Live Michael WollnyTrio, ca. 55 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 – S eite 26<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Angelina Jolie (44) und Brad Pitt (56)<br />

sind wieder vereint. Nicht dass Brangelina,<br />

wie diese glamouröse Hollywood-Einheit<br />

früher einmal genannt<br />

wurde,nach ihrer Trennung 2016 erneut<br />

Haus,Tisch und Bett teilen würden.<br />

Nein, die beiden Schauspieler<br />

wollen nach dem Erfolg ihres Rosé-<br />

Weins nun einen Rosé-Champagner<br />

auf den Marktbringen. IhrWeingut<br />

Château Miravalinder französischen<br />

Provence soll dazu mit dem Champagner-Produzenten<br />

PierrePeters zu-<br />

sammenarbeiten.VonBrangelina-<br />

Seiten ist voneinem„Familienprojekt“<br />

die Rede.Ziel sei es,„wirklich einen<br />

Referenz-Rosé-Champagner“ zu<br />

entwickeln, zunächst wolle man<br />

10000 Flaschen proJahr produzieren,<br />

später dann mehr als 25000. Apropos<br />

Château Miraval: Aufdem Rosé-<br />

Weingut schlossen Angelina und<br />

Brad 2014 die Ehe.Das Paar hatte den<br />

idyllischen Flecken 2008 für 40 Millionen<br />

Euro gekauft. DieGeschäfte laufen<br />

mittlerweile sehr gut, man stellt<br />

hier auch Bio-Olivenöl insbesondere<br />

für den amerikanischen Markther …<br />

Hach, die Liebe ging, aber das Geld<br />

floss weiter.<br />

Paula Beer (24) macht sich nichts aus<br />

Geld. Dasjedenfalls will uns die<br />

Schauspielerin in einem Interview<br />

weismachen. So erzählt sie jetzt der<br />

Frankfurter Allgemeinen <strong>Zeitung</strong>:<br />

„Ich habe einen sehr bescheidenen<br />

Lebensstil. Es gibt auch nichts,wovonich<br />

sagen würde,das brauche<br />

ich in meinem Leben, das möchte<br />

ich mir kaufen.“ Okay,dann allerdings<br />

merkt sie an, dass ihr das Geld<br />

jene finanzielle Freiheit „ermöglicht,<br />

wirklich nur Projekte zu machen, für<br />

die ich zu hundertProzent<br />

brenne“. Also doch!<br />

Larissa Marolt (27) meint<br />

wirklich, was sie sagt –<br />

oder doch nicht? Sie<br />

sei gernfür sich, behauptet<br />

das Model,<br />

und gehe deswegen<br />

auch gernmal ganz<br />

allein essen.„Ich<br />

müsste das zwar<br />

nicht“, ist dem Model<br />

dann aber wichtig zu<br />

betonen,„weil ich so<br />

viele Leute in allen möglichen<br />

Städten kenne.Aber<br />

ich liebe es.“ Angeberin!<br />

(schl.)<br />

Sie ist gernallein, nicht weil<br />

sie muss, sondernweil sie’s<br />

kann.<br />

IMAGO IMAGES<br />

TIERE<br />

Hallo, das ist Maya,ein Nacktnasenwombat<br />

aus Hannover. DPA<br />

Diese entzückende Nase gehört<br />

Maya. Maya ist ein Tier,klar,das haben<br />

Siewohl auch gerade noch erkennen<br />

können. Aber was für ein<br />

Tier? Nun, es hat mit der signifikanten,<br />

allemal imposanten Nase zu<br />

tun: Maya ist ein Tasmanischer<br />

Nacktnasenwombat. Maya wohnt<br />

allerdings nicht im fernen Australien,<br />

sondernseit Dezember im Zoo<br />

vonHannover. Dorthin ist das anderthalbjährige<br />

Weibchen auf Empfehlung<br />

des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms<br />

gekommen.<br />

Süß, in jedem Fall. Undja, ein herzliches<br />

Willkommen! (schl.)<br />

Der Zug fährtvor der malerischen Kulisse von Kapstadt: Zum Glück sind hier noch die Oberleitungen intakt.<br />

Rumpelnde Zumutung<br />

Mit der Eisenbahn in Südafrika unterwegs: Das kann mal ein kleineres oder auch größeres Abenteuer sein<br />

VonJohannes Dieterich<br />

Zugfahrten gehören zum<br />

Schönsten, was Afrika zu<br />

bieten hat. Gemütliches<br />

Reisen durch endlose Savannenlandschaften,<br />

bizarre Berglandschaften<br />

und Tierreservate –oft<br />

in Waggons aus der Kolonialzeit, in<br />

denen man tagsüber die Fenster offenlassen<br />

und nachts das Haupt auf<br />

Daunenkissen legen kann. Südafrikas<br />

„Blue Train“ ist auf diese Art berühmt<br />

geworden: Für weniger gut<br />

Betuchte verkehrt auf derselben<br />

Strecke zwischen Pretoria und<br />

Kapstadt der „Shosholoza Meyl“,<br />

in dessen Speise- und Liegewagen<br />

die rund 30 Stunden lange Fahrt<br />

auch nicht zu verachten war.<br />

Wütende Passagierelegen Feuer<br />

Früher einmal. Inzwischen kann man<br />

froh sein, sein Ziel nach drei Tagen zu<br />

erreichen. Stundenlange Unterbrechungen,<br />

die auf geklaute Kabel oder<br />

gebrochene Achsen zurückzuführen<br />

sind, gehören mittlerweile zum Fahrplan:<br />

Kürzlich kamen in Kapstadt<br />

mehrere hundert Fahrgäste mit dem<br />

Busan, die eigentlich 30 Stunden vorher<br />

auf den Schienen angerollt sein<br />

sollten. Was sie erzählten, erschütterte<br />

selbst Hartgesottene: Ihre Lok<br />

war mitten in der Karoo-Halbwüste<br />

zusammengebrochen, eine Ersatzlok<br />

blieb ebenfalls stecken. Während der<br />

eintägigen Wartezeit ging im Speisewagen<br />

neben dem Essen auch das<br />

Wasser aus, die Schaffner schlossen<br />

die Toiletten ab, nachdem sie in die<br />

Waggons übergelaufen waren. „Der<br />

Gestank war unerträglich“, erzählt<br />

ZakBenjamin, der mit seiner über 80-<br />

Thomas Markle hat kein Problem<br />

damit, seine Tochter Meghan (38)<br />

in die Bredouille zu bringen. Vorallem<br />

seitdem sie den britischen Prinzen<br />

Harry (35) ehelichte und damit<br />

zur Herzogin vonSussex wurde,lässt<br />

der Herr Papa keine Gelegenheit aus.<br />

Unlängst erst meldete sich der der 75-<br />

Jährige, dem fast nichts zu peinlich<br />

ist, wenn es denn hilft sich ins Gespräch<br />

zu bringen, mit langen Ausführungen<br />

zum Zustand des britischen<br />

Königshauses zuWort,wonach<br />

der Rückzug von Harry und Meghan<br />

aus dem engeren Familienzirkel den<br />

Fortbestand der Monarchie gefährde.<br />

Es könnte so schön sein: Aussichtswagen des Rovos-Rail-Luxuszuges.<br />

jährigen herzkranken Mutter unterwegs<br />

war. Was er sonst noch sagte,<br />

muss in südafrikanischen <strong>Zeitung</strong>en<br />

mit *** wiedergegeben werden.<br />

„Einer der Vorfälle, für die man<br />

nicht planen kann“, kommentierte<br />

Daisy Daniel –obwohl für die Bahn-<br />

Sprecherin derartige Pannen längst<br />

nicht mehr ungewöhnlich sind. Südafrikas<br />

einst weltweit bewunderte Eisenbahnen<br />

kommen aus den Horrormeldungen<br />

nicht mehr heraus:<br />

Ihre Züge prallen aufeinander, weil<br />

das verrottete Signalsystem versagt<br />

hat; ihreSchnellzüge bleiben stehen,<br />

weil jemand die Oberleitung geklaut<br />

hat; ihre Waggons werden von wütenden<br />

Passagieren angezündet,<br />

weil sie wieder einmal Stunden zu<br />

spät zur Arbeit kamen und ihren Job<br />

verloren. Auf diese Weise wurde die<br />

Hälfte aller Nahverkehrswaggons in<br />

Kapstadt ruiniert. Die Qualität des<br />

Services sei wie die Zufriedenheit der<br />

Fahrgäste auf einem Tiefpunkt ange-<br />

Papa lässt nicht locker<br />

IMAGO IMAGES<br />

Mit allen Schikanen: Thomas Markle, der Vater von Meghan, droht und erpresst Prinz Harry<br />

Thomas Markle als glühender<br />

Royalist!<br />

Jetzt hat der Mann eine<br />

neue Finte parat: Er hat seinen<br />

Schwiegersohn Prinz<br />

Harry zueinem klärenden<br />

Gespräch aufgefordert.<br />

„Steh deinen Mann, flieg<br />

runter und triff dich mit<br />

mir“, sagte der Amerikaner<br />

in einem Interview des britischen<br />

Senders ITV amMontag. In<br />

der Tat, die beiden Männer sind sich<br />

nie begegnet. Auch hat Harry nie bei<br />

Thomas um die Hand von Meghan<br />

angehalten – was dem Vater auch<br />

Thomas Markle:<br />

sehr umtriebig.<br />

DPA<br />

schon Grund zur wortreichen<br />

Klage gab. Dabei<br />

meint er es doch nur gut,<br />

wie er in dem Interview sofort<br />

versicherte: „Ich liebe<br />

dich, lass uns zusammensetzen<br />

und das lösen.“<br />

Auf die Frage, ob er es<br />

mit den vielen TV-Interviews<br />

nicht noch schlimmer<br />

mache, sagte er: „Es<br />

gibt für mich keinen anderen Weg,<br />

sie zu erreichen.“ Und dann stieß er<br />

eine unverhohlene Drohung aus: Er<br />

warte nun 30 Tage,wennerbis dahin<br />

keine Reaktion erhalte, werde er ein<br />

GETTY IMAGES<br />

langt, räumte die „Passenger Rail<br />

Agency of South Africa“ (Prasa) in ihrem<br />

Jahresbericht ein: Und das war<br />

2018, noch bevor der Schienenverkehr<br />

erst so richtig in den Keller<br />

stürzte.<br />

Die Misere begann ausgerechnet<br />

mit Investitionen in Milliardenhöhe,<br />

die die vorige Regierung unter Präsident<br />

Jacob Zuma in den Schienentransport<br />

fließen ließ. Statt der Aufrüstung<br />

der alternden Infrastruktur<br />

zugute zu kommen, flossen die Gelder<br />

jedoch weitgehend in die Taschen<br />

inkompetenter und korrupter<br />

Generaldirektoren oder Aufsichtsräte:<br />

Sie sahnten Millionenbeträge<br />

durch halbseidene Beraterverträge<br />

ab und bestellten unter anderem<br />

über 50 neue Lokomotiven für umgerechnet<br />

220 Millionen Euro, die<br />

sich für das südafrikanische Netz als<br />

zu hoch herausstellten. Derzeit ermittelt<br />

die Polizei gegen 41 Manager<br />

des Schienenkonzerns, der Rechnungshof<br />

machte allein im Jahr 2018<br />

irreguläreAusgaben in Höhe von1,7<br />

Milliarden Euro aus. Für die Zeche<br />

kommen –wie im Fall des gleichermaßen<br />

zugrunde gerichteten staatlichen<br />

Stromkonzerns Eskom – die<br />

Steuerzahler auf: Im vergangenen<br />

Haushaltsjahr musste Prasa mit 230<br />

Millionen Euro vordem Totalkollaps<br />

gerettet werden.<br />

Kabeldiebe klauen Oberleitung<br />

Der Nahverkehr auf Schienen wird<br />

traditionell von ärmeren Schwarzen<br />

genutzt: Für Millionen an Pendlern<br />

ist das der preiswerteste Weg, um in<br />

die Stadtzentren zu kommen. Oder<br />

auch nicht. Immer häufiger passiert<br />

es,dass Pendler für die rund 30 Kilometer<br />

lange Strecke von Johannesburg<br />

nach Soweto mehr als vier<br />

Stunden brauchen – manche Strecken<br />

sind seit Monaten auch ganz<br />

stillgelegt, weil Kabeldiebe die Oberleitung<br />

gestohlen haben.<br />

Im Wahlkampf im März des vergangenen<br />

Jahres wollte Präsident Cyril<br />

Ramaphosa seine Solidarität mit<br />

den geschundenen Pendlern bekunden:<br />

DerZug, der ihn vorden Linsen<br />

zahlreicher TV-Crews vonMabopane<br />

in die 50 Kilometer entfernte Hauptstadt<br />

Pretoria bringen sollte,brauchte<br />

statt 45 Minuten über vier Stunden.<br />

Erzürnt kündigte der Staatschef „rollende<br />

Köpfe“ an: Doch die Waggons<br />

hat er selbst ein Jahr später noch nicht<br />

zum Rollen gebracht.<br />

Johannes Dieterich<br />

fährteigentlich ganz gern<br />

mit dem Zug.<br />

weiteres Interview geben. Überdies<br />

kündigte er an, in einem möglichen<br />

Gerichtsverfahren zugunsten der<br />

von Meghan verklagten Boulevardzeitung<br />

Mail on Sunday auszusagen.<br />

DieHerzogin hatte wegen der Veröffentlichung<br />

eines privaten Briefs an<br />

ihrenVaterKlage gegen das Blatteingereicht.<br />

Markle bestätigte, dass er den<br />

Brief weitergegeben hatte. „Wenn es<br />

dazu kommt, dass wir uns in einem<br />

Gerichtssaal begegnen, ist das großartig.<br />

Wenigstens bekomme ich die<br />

beiden dann einmal zu Gesicht“,<br />

sagte er. (schl/dpa)<br />

Zahl der Toten in Brasilien<br />

auf 44 gestiegen<br />

Nach tagelangem Starkregen im<br />

Südosten Brasilien ist die Zahl der<br />

Todesopfer auf 44 gestiegen. 19 Menschen<br />

wurden nach den schweren<br />

UnwetternimBundesstaat Minas<br />

Gerais noch vermisst, wie der Zivilschutz<br />

am Sonntag mitteilte.58<br />

Städte und Gemeinden, darunter<br />

auch die Regionalhauptstadt Belo<br />

Horizonte,waren den Angaben zufolge<br />

vonden Erdrutschen und<br />

Überschwemmungen betroffen.<br />

17 000 Menschen mussten ihreHäuser<br />

verlassen. Diemeisten Opfer<br />

starben bei Erdrutschen oder wurden<br />

unter den Trümmernihrer Häuser<br />

begraben. (AFP)<br />

Frau stirbt bei<br />

Kuchen-Wettessen<br />

Beieinem Kuchen-Wettessen an der<br />

australischen Ostküste soll laut Medienberichten<br />

eine Frau ums Leben<br />

gekommen sein. Die60Jahrealte<br />

Frau habe bei dem Wettessen am<br />

Sonntag in einem Hotel in Scarness<br />

einen Anfall gehabt und sich verschluckt,<br />

berichtete der Fernsehsender<br />

9News am Montag. Laut ABC<br />

News sahen Zeugen, wie Mitarbeiter<br />

noch versuchten, der Frau zu helfen.<br />

Siesei ins Krankenhaus gekommen,<br />

habe aber nicht mehr gerettet werden<br />

können. DiePolizei untersucht<br />

demnach den Fall, den ein Gerichtsmediziner<br />

klären soll. (dpa)<br />

Abschied von Schauspieler<br />

Joseph Hannesschläger<br />

In der Trauerhalle des Krematoriums am<br />

Münchner Ostbahnhof. DPA/URSULA DÜREN<br />

Mitbewegenden Worten haben sich<br />

Angehörige,Freunde und Fans am<br />

Montag vondem „Rosenheim Cop“-<br />

Schauspieler Joseph Hannesschläger<br />

verabschiedet. „Ich weiß, dass du<br />

entspannt und friedlich, gelegentlich<br />

sogar heiter,für immer eingeschlafen<br />

bist. Lieber Joseph, danke<br />

für alles“, sagte Münchens früherer<br />

Oberbürgermeister Christian Ude<br />

(SPD). Unter den Gästen der Trauerfeier<br />

waren auch viele Schauspieler,<br />

vorallem aus der ZDF-Serie „Die Rosenheim-Cops“,<br />

in der Hannesschläger<br />

als Kommissar Korbinian<br />

Hofer aufgetreten war. (dpa)<br />

Über 40 Tote nach Erdbeben<br />

in Osttürkei<br />

Drei Tage nach dem schweren Erdbeben<br />

in der Osttürkei ist die Zahl<br />

der Todesopfer auf 41 gestiegen. Die<br />

Rettungshelfer durchkämmten die<br />

Erdbebenregion in Elazig weiter,<br />

teilte die Katastrophenschutzbehörde<br />

Afad am Montag auf Twitter<br />

mit. Nach Informationen des Senders<br />

CNN Türkgibt es aber keine<br />

Vermissten mehr.AmSamstag hatten<br />

die Rettungskräfte noch mehrere<br />

Menschen lebend aus zerstörten<br />

Häuser bergen können. Am Sonntag<br />

und Montag wurden keine Überlebenden<br />

mehr gefunden. DasBeben<br />

der Stärke 6,8 hatte am Freitagabend<br />

gegen 21 Uhr(Ortszeit) die Provinz<br />

Elazig erschüttert. DasEpizentrum<br />

lag im Bezirk Sivrice. (AFP)

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