Berliner Zeitung 28.01.2020
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Kobe Bryant, der Furchtlose –ein Nachruf – Seite 3<br />
Ein neuer<br />
Mann für<br />
Hertha?<br />
Seite 18<br />
2°/8°<br />
Sonne und Regen<br />
Wetter Seite 2<br />
Sparen in der<br />
Niedrigzinsphase<br />
Wirtschaft Seite 7<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Tausende wollen<br />
BER-Tester werden<br />
Berlin Seite 12<br />
Dienstag,28. Januar 2020 Nr.23HA-76. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Coronavirus: Auswärtiges<br />
Amt erwägt Evakuierung<br />
Tagesthema Seite 2<br />
Wiedervereinigung<br />
Flakes Groll<br />
auf dieses<br />
Deutschland<br />
VonSabine Rennefanz<br />
Die einen sagen „Beitritt“, die<br />
nächsten sprechen von „Übernahme“,<br />
andere von „Kolonialisierung“.<br />
Christian Lorenz, Spitzname<br />
Flake,Musiker der Band Rammstein,<br />
drückte sich ein wenig drastischer<br />
aus: Die Wiedervereinigung sei im<br />
Großen und Ganzen eine Sauerei gewesen,<br />
sagte er in einem Interview<br />
mit dem österreichischen Standard.<br />
„Wir wurden als<br />
unnützes Land<br />
angegliedert,<br />
ganze Biografien<br />
für wertlos erklärt,<br />
Firmen geschlossen,<br />
damit<br />
sich die Westfirmen<br />
breitmachen<br />
konnten.<br />
Christian „Flake“<br />
Lorenz, Keyboarder Wir sind so sehr<br />
der Band Rammstein zurückgesetzt<br />
worden, dass<br />
sich ein Groll und eine Enttäuschung<br />
aufgebaut haben, die bis jetzt anhalten.“<br />
Dasklingt nicht so nett wie das,<br />
was man in den Reden zu den jährlichen<br />
Feiern am3.Oktober in den<br />
vergangenen Jahrzehnten von den<br />
Tribünen hörte; da dominierte die<br />
Erzählung vom Erfolg der Einheit,<br />
Flake aber kommt der Gefühlslage<br />
vieler Ostdeutscher näher.<br />
Flake war in der DDR Punk, er<br />
trennt zwischen Wende und Wiedervereinigung.<br />
Nach der Wende habe<br />
eine offene, spannende Zeit begonnen,<br />
die mit der schnellen Wiedervereinigung<br />
abrupt zu Ende gegangen<br />
sei. Klar, eine Mehrheit hatte im<br />
März1990 für den Beitritt gestimmt.<br />
Aber hatten die Menschen geahnt,<br />
was das für sie bedeutete? Die Einheit<br />
als Beitritt galt als „alternativlos“.<br />
Alle Vorschriften und Regeln<br />
aus der Bundesrepublik mussten<br />
übertragen werden, ohne zu gucken,<br />
was im Osten funktionierte oder im<br />
Westen reformbedürftig war.<br />
Im Herbst wird zum dreißigsten<br />
Maldie Einheit gefeiert–und es wird<br />
Zeit, ungeschönt über die Fehler und<br />
die verpassten Chancen der Vereinigung<br />
zu reden. Die Westdeutschen<br />
wenden meist ein, dass sie sich<br />
Dankbarkeit von den Ostdeutschen<br />
wünschen, da sie mit ihrem Geld<br />
doch den Schrottstaat DDR aufgebaut<br />
haben. Doch da fehlt etwas,<br />
denn auch dieWestler haben gewonnen,<br />
was Karriere- und Gewinnchancen<br />
und Immobilienbesitz angeht.<br />
Firmen profitierten von zwei<br />
Millionen qualifizierten Fachkräften,<br />
die nach 1990 in denWesten gingen.<br />
Die DDR war also ganz und gar<br />
kein unnützes Land.<br />
Überlebende von Auschwitz gedenken am 75. Jahrestag der Befreiung der Opfer.<br />
VonUlrich Krökel, Oswiecim/Auschwitz<br />
Der Appell der Opfer<br />
Am Holocaust-Tag in Auschwitz geht es vor allem um das Gedenken.<br />
Es geht aber auch um Politik und um die Deutung der Geschichte<br />
Es sind nicht die großen<br />
Worte, die an diesem Gedenktag<br />
in Auschwitz am<br />
meisten erschüttern. Es ist<br />
auch nicht das ikonische Bild des grell<br />
angeleuchteten Einfahrtstors in das<br />
Vernichtungslager Birkenau, vordem<br />
die Redner stehen und 75 Jahre nach<br />
der Befreiung des Todeslagers am 27.<br />
Januar 1945 ihre Erinnerungen schildern<br />
und zu Wachsamkeit in der Zukunft<br />
mahnen. Es ist das Schlichte,<br />
das Nüchterne in den Erzählungen<br />
der Überlebenden, die viele Zuhörer<br />
entsetzen und zu Tränen rühren.<br />
Es ist das Banale und Alltägliche<br />
des Bösen, von dem etwa Batszewa<br />
Dagan berichtet, eine israelische Jüdin<br />
polnischer Abstammung, die<br />
1942 nach Auschwitz kam, bis 1945<br />
blieb und zuletzt die Todesmärsche<br />
nach Westen überlebte.„Es ist nicht<br />
leicht zu entscheiden, was das<br />
Schlimmste war, was ich hier erlebt<br />
habe“, sagt die 94-Jährige,als müsste<br />
sie genau jetzt erst überlegen, um<br />
dann die richtige Entscheidung zu<br />
treffen. Als wäresie nicht der „Hölle“<br />
entkommen, von der Polens Präsident<br />
Andrzej Duda zur Eröffnung<br />
der Gedenkfeierlichkeiten gesprochen<br />
hatte, dieser „von Deutschen<br />
industriell geführten Fabrik des Todes,<br />
über der unablässig der Rauch<br />
aus den Krematorien aufstieg“.<br />
Kein großes Wort sagt Dagan über<br />
die mindestens 1,1 Millionen Mordopfer<br />
der Nazis in Auschwitz-Birkenau,<br />
von denen rund 900 000 jüdischer<br />
Herkunft waren wie sie selbst.<br />
VonGaskammern und Zyklon Bist<br />
nicht die Rede. Nein, die Überlebende<br />
erinnert sich zuallererst<br />
daran, dass die SS-Wachmannschaften<br />
sie als „Schutzhäftling“ eingruppierten.<br />
„Dabei gab es hier keinen<br />
Schutz, nirgends.“ Das Wort, fährt<br />
Dagan fort, habe die ganze Verachtung<br />
gezeigt, mit der die Deutschen<br />
sich ihre Opfer unterworfen hätten.<br />
„Wenn ihr gleichgültig seid, dann ist<br />
all das wieder möglich. Auschwitz ist nicht<br />
vom Himmel gefallen.“<br />
Marian Turski, Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau<br />
„Menschliche Würde gehörte hier<br />
nicht her.“<br />
Dieser Tag, der 75. Jahrestag der<br />
Befreiung des Vernichtungslagers<br />
Auschwitz-Birkenau, solle„den Überlebenden<br />
gehören“. So hatte es der<br />
Leiter der KZ-Gedenkstätte,Piotr Cywinski,<br />
im Vorfeld angekündigt. „Wir<br />
machen das hier nicht für Politiker,<br />
gekrönte Häupter und Präsidenten“,<br />
vondenen am Montag rund 60 zu den<br />
Feierlichkeiten nach Auschwitz gekommen<br />
waren, das heute wieder<br />
polnisch Oswiecim heißt. Als Vertreter<br />
Deutschlands ist der Bundespräsident<br />
angereist, Frank-Walter Steinmeier.<br />
Vor allem aber sind rund 200<br />
Überlebende gekommen. Sie haben<br />
allen Anstrengungen der Reise, der<br />
winterlichen Kälte und den eigenen<br />
Gebrechen getrotzt.<br />
Marian Turski gehört dazu, ein<br />
polnischer Journalist jüdischer Abstammung.<br />
„Das möchte ich meinen<br />
Kindern und Enkeln sagen“, setzt er<br />
an und fährt dann mit einem eindringlichen<br />
Appell fort: „Seid niemals<br />
gleichgültig. Seid niemals gleichgültig,<br />
wenn Minderheiten abgewertet<br />
werden. Seid niemals gleichgültig,<br />
wenn die historische Wahrheit zu gegenwärtigen<br />
politischen Zwecken<br />
missbraucht wird. Denn wenn ihr<br />
gleichgültig seid, dann ist all das wieder<br />
möglich.“ UndTurski schließt mit<br />
dem mahnenden Satz:„Auschwitz ist<br />
nicht vomHimmel gefallen.“<br />
Auch der 94-jährige Stanislaw Zalewski<br />
mahnt: „Wenn wir heute mit<br />
offenen Ohrendurch die Welt gehen,<br />
dann hören wir noch die Schreie der<br />
Menschen, die hier gequält, erniedrigt<br />
und ermordet wurden.“ Man<br />
GETTY IMAGES EUROPE/OMAR MARQUES<br />
könne aber auch den „Schrei nach<br />
Vergebung und Versöhnung hören“.<br />
Keine Frage: Mit ihren Appellen an<br />
die Jugend, niemals gleichgültig gegenüber<br />
Erniedrigung und Hass zu<br />
sein, sind Turski und Zalewski an<br />
diesem Auschwitz-Gedenktag trotz<br />
ihres hohen Alters erschreckend aktuell.<br />
Denn sie sprechen nicht nur<br />
über das Damals,sondernauchüber<br />
den wachsenden Antisemitismus<br />
und Rassismus weltweit.<br />
Aber auch jene Politiker, die laut<br />
Museumsdirektor Cywinski am<br />
Montag nicht im Zentrum derVeranstaltung<br />
stehen sollten, hatten mit<br />
ihren Debatten im Vorfeld dieses 27.<br />
Januar längst für neue internationale<br />
Spannungen gesorgt, statt im Gedenken<br />
zusammenzustehen. So war<br />
der polnische Präsident Duda in der<br />
Vorwoche nicht zu einer Holocaust-<br />
Gedenkfeier nach Israel gereist, weil<br />
dort der russische Präsident Wladimir<br />
Putin sprechen sollte, erselbst<br />
aber nicht. Putin wiederum hatte<br />
den Polen kurzzuvor eine Mitschuld<br />
am Ausbruch des Weltkriegs und indirekt<br />
auch am Holocaust vorgeworfen.<br />
DieIsraelis ließen es ihm durchgehen.<br />
Duda schäumte. Auch am<br />
Montag in Auschwitz nannte der<br />
polnische Staatschef den Streit mit<br />
Moskau „ernst“. Er hoffe, dass es<br />
künftig keine „Verfälschungen der<br />
Geschichte“ mehr geben werde,<br />
denn diese beflecke vor allem das<br />
Ansehen der Opfer.<br />
Hacker raubten<br />
wohl doch<br />
Gerichtsdaten<br />
Präsident: „Gefährlicher<br />
Sicherheitsvorfall“ in Berlin<br />
MehrereMonate nach der Cyberattacke<br />
auf das Kammergericht<br />
gehen Experten davon aus,<br />
dass „aller Wahrscheinlichkeit nach“<br />
doch Daten gestohlen wurden. Das<br />
teilte Gerichtspräsident BerndPickel<br />
am Montag mit. In seinem vorläufigen<br />
Abschlussbericht zum Befall der<br />
Kammergerichts mit der Schadsoftware<br />
Emotet ist von einem äußerst<br />
gefährlichen und schwerwiegenden<br />
Sicherheitsvorfall die Rede.<br />
DieJustizverwaltung äußerte sich<br />
ähnlich. „Es ist insoweit davon auszugehen,<br />
dass durch die Schadsoftware<br />
Passwörter, wie beispielsweise<br />
Browserpasswörter, abgeflossen<br />
sind“, hieß es in einer Mitteilung. Es<br />
stimme jedoch nicht, dass Dokumente<br />
wie Urteile und Beschlüsse<br />
mit Inhalten, Namen und Daten abgeflossen<br />
seien, erklärte Pickel.<br />
Ein forensisches Gutachten des<br />
Dienstleisters T-Systems,das die Justizverwaltung<br />
als Anhang eines Pressemitteilung<br />
verbreitete, kommt allerdings<br />
zu einem weitaus beunruhigerenden<br />
Ergebnis.Die Autoren weisen<br />
darin „ausdrücklich darauf hin,<br />
dass ein Angreifer höchstwahrscheinlich<br />
in der Lage gewesen ist,<br />
einen verborgenen Account anzulegen<br />
und den gesamten Datenbestand<br />
des KG (Kammergerichts) zu<br />
exfiltrieren und zu manipulieren,<br />
während gleichzeitig die Spuren verschleiert<br />
werden“. Es werde ein<br />
„kompletter Neuaufbau der IT-Infrastruktur“<br />
angeraten.<br />
Noch Ende Oktober hatte Justizsenator<br />
Dirk Behrendt (Grüne) im<br />
Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses<br />
versichert, dass keine Daten<br />
gestohlen wurden. Jetzt will der Grünen-Politiker<br />
dem Gericht externen<br />
Sachverstand zur Seite stellen. Die<br />
Opposition äußerte sich empört.<br />
(dpa/pi.) Berlin Seite13<br />
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4<br />
PolitikSeite 5, Kolumne Seite8<br />
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BERLIN<br />
MESSEN
2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
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Tagesthema<br />
Coronavirus<br />
Die Zahl der Infizierten<br />
steigt sprunghaft. Das<br />
Auswärtige Amt erwägt<br />
Rückholaktion aus den<br />
betroffenen Gebieten.<br />
Der Verdacht<br />
reist mit<br />
Voreinem Geschäft in Hongkong: Um Atemschutzmasken zu kaufen, muss man dortSchlange stehen. Die Nachfrage nach den Masken steigt auch hierzulande bereits, berichtete die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände am Montag.<br />
VINCENT YU/AP/DPA<br />
VonRasmus Buchsteiner<br />
und Fabian Kretschmer<br />
Es waren ein paar Stunden<br />
Ungewissheit, dann gab es<br />
Entwarnung. Die Patientin<br />
war gerade aus China eingereist<br />
–und hatte sich mit akuten<br />
Beschwerden im DRK-Klinikum in<br />
Berlin-Mitte gemeldet. Die Frau<br />
wurde isoliert untergebracht. Wenig<br />
später war klar, dass sie nicht infiziertist<br />
mit dem neuartigen Coronavirus<br />
2019-nCoV.Aufatmen in Berlin.<br />
Doch die Sorge bleibt. Was, wenn<br />
sich der Erreger auch hierzulande<br />
breitmacht? Drohen dann Maßnahmen<br />
wie in China mit abgeriegelten<br />
Städten, Militär auf den Straßen und<br />
anderen panisch wirkenden Aktivitäten?<br />
Dass es in Deutschland nicht<br />
bei Verdachtsfällen bleiben wird, davongehen<br />
die Behörden fest aus.<br />
Geringe Gefahr in Deutschland<br />
NEUE ERKENNTNISSE<br />
Verbreitung: Das neue Coronavirus<br />
2019-nCoV wird mit Hochdruck erforscht.<br />
Experten versuchen, die für die<br />
Abschätzung des Verlaufs wichtigeKennzahl<br />
R 0 zu bestimmen. Sie gibt Auskunft<br />
darüber,wie viele andere Personen eine<br />
infektiöse Person im Mittel ansteckt. Derzeit<br />
mutmaßt man, dass es drei bis fünf<br />
sind. Damit würde das neue Virusetwas<br />
leichter übertragen als das Sars-Virus.<br />
Ansteckung: Bislang ist unklar,obInfizierte<br />
auch dann schon ansteckend sind,<br />
wenn sie noch keine Symptome haben.<br />
Sterblichkeitsrate: Experten vermuten,<br />
dass 95 Prozent der Fälle sehr milde oder<br />
unbemerkt verlaufen. Sollte das stimmen,<br />
lägedie Sterblichkeitsrate womöglich<br />
nur bei 0,1 Prozent.<br />
Er teile die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO), dass<br />
von einem weltweiten Notstand<br />
keine Rede sein kann –vorerst jedenfalls<br />
nicht, sagte Lothar Wieler,Präsident<br />
des Robert-Koch-Instituts<br />
(RKI), am Montag im ZDF-Morgenmagazin.<br />
Inzwischen ist belegt, dass<br />
2019-nCoV, dessen Ursprung im<br />
Tierreich vermutet wird, von<br />
Mensch zu Mensch übertragen wird<br />
–allerdings bisher nicht außerhalb<br />
Chinas.Dass es auch in Deutschland<br />
einige Erkrankungen geben könnte,<br />
schließt Deutschlands oberster Infektionsschützer<br />
nicht aus.„Die Gefahr,<br />
dass sich diese Einzelfälle ausbreiten,<br />
ist zurzeit gering einzuschätzen“,<br />
sagt Wieler. Die Sterberate<br />
bei den bekannten Infektionen<br />
sei bisher nicht besonders hoch.<br />
Bisher.DasWort findet sich in fast<br />
allen Statements und offiziellen Lagebildernzur<br />
Ausbreitung des neuen<br />
Erregers. Tatsächlich wären die Verantwortlichen<br />
in Politik und Wissenschaft<br />
nicht gut beraten, irgendeine<br />
Entwicklung kategorisch auszuschließen.<br />
Eine weltweite Pandemie<br />
mit voneinander unabhängigen Infektionsketten<br />
–das wäre das wohl<br />
schlimmste Szenario.<br />
Wo immer man auch nachfragt in<br />
diesen Tagen, stets ist zu hören, dass<br />
Wissenschaft und Gesundheitsbehörden<br />
eine Lernkurve hinter sich<br />
haben. Die WHO hat aus vergleichbaren<br />
Krisenfällen, die ebenfalls<br />
schnelle Lagebeurteilungen und Koordinierung<br />
erforderten, gelernt –<br />
seien es die Erfahrungen mit Sars,<br />
mit Ebola oder dem Coronavirus<br />
Mers, das vor allem im arabischen<br />
Raum um sich griff. Dasalles hat geholfen,<br />
Kommunikationswege zu erproben<br />
und die zuständigen Behörden<br />
weltweit zu vernetzen.<br />
„Wir sind gut vorbereitet.“ Das<br />
sagt nicht nur RKI-Präsident Wieler.<br />
DerSatz ist auch als Einschätzung aus<br />
vielen Gesundheitsämtern zuhören.<br />
Sie führen Regie, wenn wie zuletzt in<br />
Berlin, Iserlohn oder Peine Patienten<br />
auf den Erreger getestet werden.<br />
Streng genommen handelt es sich allerdings<br />
nur um Verdachtsfälle,wenn<br />
jemand im Risikogebiet war und es<br />
Hinweise auf eine akute Infektion der<br />
unteren Atemwege gibt.<br />
Ausder Krisenregion rund um die<br />
11-Millionen-Metropole Wuhan gibt<br />
es keine direkte Flugverbindung<br />
nach Deutschland. Dort, wo Passagiere<br />
aus der Volksrepublik ankommen<br />
könnten, stehen Flughäfen und<br />
Gesundheitsbehörden in besonders<br />
engem Kontakt.<br />
Die Bundesregierung verzichtet<br />
auf Einreisebeschränkungen oder<br />
vorsorgliche Tests, setzt stattdessen<br />
auf Appelle. „Wir sensibilisieren<br />
Flugpassagiere aus China. Sie werden<br />
angehalten, sich direkt beim<br />
Arzt zu melden, sollten Fieber oder<br />
Symptome von Atemwegserkrankungen<br />
auftreten“, sagt ein Sprecher<br />
des Bundesgesundheitsministerium.s<br />
Die Bundesregierung erwägt zurzeit,<br />
ausreisewillige Deutsche aus<br />
China auszufliegen. Das bestätigte<br />
am Montag Außenminister Heiko<br />
Maas (SPD). In der besonders<br />
schwer betroffenen Metropole Wuhan<br />
in Zentralchina, dem Ausgangsort<br />
der Epidemie, leben etwa 90<br />
Deutsche. Auch die britische Regierung<br />
bemüht sich um die Evakuierung<br />
von Landsleuten. Länder wie<br />
Japan, Frankreich und die USA, in<br />
denen es bereits Erkrankungsfälle<br />
gab, haben solche Rückholaktionen<br />
schon in die Wege geleitet.<br />
In China werden derweil alle Register<br />
gezogen. Am Montag reiste<br />
erstmals ein Parteikader aus der<br />
Ausbreitung des Coronavirus<br />
in China seit Bekanntwerden erster Fälle<br />
im Dezember 2019, Stand 27.1.2020<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0 27<br />
31.12.19<br />
0<br />
31.12.19<br />
gemeldete Fälle<br />
544<br />
62<br />
10.1. 20.1.<br />
bestätigte Todesfälle<br />
1<br />
(11.1.)<br />
17<br />
2 3<br />
10.1. 20.1.<br />
41<br />
26<br />
2744<br />
27.1.<br />
56<br />
80<br />
27.1.<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: CHINESISCHE BEHÖRDEN, DPA<br />
Führungsriege in das Krisengebiet<br />
Wuhan. In blauer Schutzausrüstung<br />
tourte Premierminister Li Kequiang<br />
durch die Krankenhäuser der Stadt,<br />
über ein Walkie-Talkie erkundigte<br />
sich der 64-jährige Politiker nach<br />
dem Befinden eines Quarantäne-Patienten.<br />
Auf einem Kurzvideo ist zu<br />
sehen, wie Li die provisorische Baustelle<br />
besucht, an der ein Tausend-<br />
Betten-großes Krankenhaus allmählich<br />
Form annimmt. Ob sie irgendwelche<br />
Schwierigkeiten erlebt hätten,<br />
will der Politiker von den<br />
Bauarbeitern wissen. „Nein“, antworten<br />
diese wie im Chor.<br />
Mit solchen Durchhalte-Videos<br />
will die Regierung an den Patriotismus<br />
der Bevölkerung appellieren.<br />
Dabei hat sich die Bedrohungslage<br />
erneut weiter zugespitzt: Die Behörden<br />
hatten bis Mittwochnachmittag<br />
europäischer Zeit insgesamt 81 Tote<br />
bestätigt und rund 3000 Infizierte.<br />
Dass die Zahl zumindest in den<br />
nächsten Tagen weiter steigen wird,<br />
daran besteht kein Zweifel: Mindestens<br />
6000 Patienten gelten als Verdachtsfälle,<br />
bei denen noch die medizinischen<br />
Tests laufen. Mehrere<br />
Hundert Infizierte befinden sich zudem<br />
in kritischem Zustand.<br />
Um das Virus eindämmen zu<br />
können, haben die Behörden nun<br />
nochmals drastischere Maßnahmen<br />
eingeleitet: Zum ersten Mal inder<br />
Geschichte des Landes wurde die<br />
derzeit stattfindende Ferienwoche<br />
zum Neujahrsfest um drei Tage verlängert.<br />
Mit der Maßnahme möchte<br />
man verhindern, dass die Abermillionen<br />
Chinesen, die sich derzeit auf<br />
Familienbesuch in den Provinzen<br />
des Landes befinden, nicht allzu<br />
schnell wieder in die Metropolen an<br />
den Ostküsten des Landes zurückreisen<br />
–und den Erreger möglicherweise<br />
weiter durch das Land tragen.<br />
Bereits jetzt hat die Pekinger Lokalregierung<br />
den Semesterbeginn<br />
für sämtliche Schulen und Universitäten<br />
innerhalb der Stadtgrenzen auf<br />
unbestimmte Zeit verschoben.<br />
Schanghais Bildungsbehörden haben<br />
ebenfalls ihren Grund- und weiterführenden<br />
Schulen sämtlichen<br />
Klassenunterricht vor dem 17. Februar<br />
verboten. Auch Tageseinrichtungen<br />
für Kleinkinder würden bis<br />
Ende Februargeschlossen bleiben.<br />
Beidiesen Einschränkungen wird<br />
es voraussichtlich nicht bleiben. Die<br />
Stadt Suzhou, bekannt als ostchinesisches<br />
Zentrum der Fertigungsindustrie,ging<br />
noch einen Schritt weiter<br />
und wies die Arbeiter der Stadt<br />
an, bis zum 9. Februar zuHause zu<br />
bleiben. Auch das riesige IT-Konglomerat<br />
Tencent aus Shenzhen hat<br />
eine ähnliche Weisung an seine Angestellten<br />
herausgeben.<br />
Neben der menschlichen Tragödie<br />
wird das neue Virus also auch zu<br />
schwerwiegenden wirtschaftlichen<br />
Einbußen führen. Die Epidemie erfolgt<br />
schließlich zu einem denkbar<br />
ungünstigen Zeitpunkt: Die derzeit<br />
stattfindende Ferienwoche zum chinesischen<br />
Neujahrgilt unter normalen<br />
Umständen als einer der wichtigsten<br />
Perioden fürden Binnenkonsum.<br />
2019 gaben die Chinesen in<br />
dieser Zeit umgerechnet 149 Milliarden<br />
Dollar aus –vor allem in den Bereichen<br />
Gastronomie, Tourismus<br />
undEinzelhandel.<br />
Verlängerte Ferien in China<br />
Dieses Jahr jedoch sind aufgrund der<br />
Quarantäne und der verunsicherten<br />
Stimmung genau jene Bereiche besonders<br />
eingebrochen. Die meisten<br />
Familien bleiben zu Hause, anstatt in<br />
Restaurants oder Shopping-Malls zu<br />
gehen. Kinos undVergnügungsparks<br />
sind ohnehin geschlossen.<br />
Daswirddie angeschlagene Wirtschaft<br />
weiter schwächen, schließlich<br />
gilt der Inlandskonsum als einer der<br />
Pfeiler für das Wirtschaftswachstum<br />
des Landes. Derzeit steigt das Bruttoinlandsprodukt<br />
mit 6,1 Prozent so<br />
langsam wie seit 30 Jahren nicht<br />
mehr –nicht zuletzt auch wegen des<br />
Handelskriegs mit Washington der<br />
letzten zwei Jahre. In einer ersten<br />
Einschätzung geht der Analysedienst<br />
Economist Intelligence Unit<br />
von einem Einbruch des Wirtschaftswachstums<br />
von bis zu einem<br />
Prozentpunkt für 2020 aus.<br />
Zum Vergleich: Die Sars-Epidemie<br />
in denJahren2002 und2003, an<br />
derrund350 Menschen in Festlandchina<br />
verstorben sind, soll China<br />
laut Expertenschätzungen zwischen<br />
ein bis zwei Prozent Wachstum gekostet<br />
haben. Allein im Tourismussektor<br />
brachen damals die Einnahmen<br />
im Jahr 2003 um bis zu60Prozent<br />
ein. (mitdpa)<br />
Biowetter:<br />
Bluthochdruck<br />
Kopfschmerzen<br />
Schlafstörungen<br />
Rheumaschmerzen<br />
Atemwegsbeschwerden<br />
Pollenflug:<br />
Hasel<br />
Erle<br />
Pappel<br />
Weide<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute erreichen die Höchsttemperaturen 7bis 9Grad. Dazu reichen sich<br />
Regenschauer, Wolken und Sonnenschein die Hand. Der Wind weht teilweise<br />
mit stürmischen Böen aus südwestlichen Richtungen. In der Nacht<br />
fällt verbreitet Schnee oder Regen aus dichten Wolken. Es werden bis<br />
1Grad anvisiert.<br />
Belastung<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
keine<br />
keine<br />
keine<br />
keine<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 8Grad.<br />
Wind: mäßig aus Südwest.<br />
Wittenberge<br />
4°/8°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
2°/7° 2°/8°<br />
Luckenwalde<br />
2°/7°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Schneeschauer Schneeregen Regen<br />
1°/4° 2°/5° 3°/9°<br />
Prenzlau<br />
2°/8°<br />
Cottbus<br />
3°/9°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
2°/7°<br />
Winterlich kalte Luft erfasst in höheren Luftschichten unser Land und löst von<br />
Island bis zu den Alpen teils kräftige Schauer und stürmische Böen aus. Das ist<br />
teils bis in tiefe Lagen mit Schneeregen, Graupel und Gewitter verbunden. Über<br />
Nordskandinavien und Nordwestrussland liegt Dauerfrostluft.<br />
Köln<br />
3°/7°<br />
Sylt<br />
2°/7°<br />
Saarbrücken<br />
2°/7°<br />
Hannover<br />
2°/8°<br />
Konstanz<br />
2°/5°<br />
Hamburg<br />
2°/7°<br />
Erfurt<br />
1°/6°<br />
Frankfurt/Main<br />
4°/8°<br />
Stuttgart<br />
2°/9°<br />
Rostock<br />
4°/8°<br />
Magdeburg<br />
2°/7°<br />
Nürnberg<br />
2°/7°<br />
München<br />
2°/7°<br />
Rügen<br />
2°/7°<br />
Dresden<br />
1°/9°<br />
Deutschland: Heute gibt es etwas<br />
Sonne, Wolken sowie Regenschauer<br />
oder Schneeregen, und die Temperaturen<br />
klettern amTage auf 5bis<br />
9Grad. Nachts gehen die Werte<br />
dann auf 3bis 0Grad zurück. Der<br />
Wind weht teilweise mit Sturmböen<br />
aus südwestlichen Richtungen. Morgen<br />
ist es überwiegend stark bewölkt<br />
oder bedeckt. Zeitweise regnet oder<br />
schneit es. Dabei erwärmt es sich<br />
auf 2bis 7Grad, und der Wind weht<br />
lokal mit stürmischen Böen aus westlichen<br />
Richtungen.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 40 cm<br />
Harz bis 40 cm<br />
Erzgebirge bis 45 cm<br />
Bayerische Alpen bis 160 cm<br />
Mondphasen: 02.02. 09.02. 15.02. 23.02.<br />
Sonnenaufgang: 07:55 Uhr Sonnenuntergang: 16:43 Uhr Mondaufgang: 09:49 Uhr Monduntergang: 20:32 Uhr<br />
Lissabon<br />
16°<br />
Las Palmas<br />
22°<br />
Madrid<br />
14°<br />
Reykjavik<br />
2°<br />
Dublin<br />
5°<br />
London<br />
8°<br />
Paris<br />
9°<br />
Bordeaux<br />
13°<br />
Palma<br />
18°<br />
Algier<br />
20°<br />
Nizza<br />
16°<br />
Trondheim<br />
1°<br />
Oslo<br />
3°<br />
Stockholm<br />
5°<br />
Kopenhagen<br />
7°<br />
Berlin<br />
8°<br />
Mailand<br />
11°<br />
Tunis<br />
17°<br />
Rom<br />
13°<br />
Warschau<br />
6°<br />
Wien<br />
5° Budapest<br />
6°<br />
Palermo<br />
16°<br />
Kiruna<br />
-14°<br />
Oulu<br />
-6°<br />
Dubrovnik<br />
15°<br />
Athen<br />
17°<br />
St. Petersburg<br />
1°<br />
Wilna<br />
4°<br />
Kiew<br />
5°<br />
Odessa<br />
8°<br />
Varna<br />
9°<br />
Istanbul<br />
11°<br />
Iraklio<br />
17°<br />
Archangelsk<br />
-16°<br />
Moskau<br />
0°<br />
Ankara<br />
4°<br />
Antalya<br />
15°<br />
Acapulco 32° heiter<br />
Bali 25° Gewitter<br />
Bangkok 31° heiter<br />
Barbados 27° heiter<br />
Buenos Aires 30° sonnig<br />
Casablanca 20° sonnig<br />
Chicago 2° bewölkt<br />
Dakar 29° heiter<br />
Dubai 21° sonnig<br />
Hongkong 19° wolkig<br />
Jerusalem 12° bedeckt<br />
Johannesburg 29° wolkig<br />
Kairo 18° wolkig<br />
Kapstadt 24° wolkig<br />
Los Angeles 22° sonnig<br />
Manila 31° heiter<br />
Miami 25° wolkig<br />
Nairobi 23° Schauer<br />
Neu Delhi 21° Schauer<br />
New York 6° wolkig<br />
Peking 6° bedeckt<br />
Perth 35° sonnig<br />
Phuket 32° heiter<br />
Rio de Janeiro 33° sonnig<br />
San Francisco 14° bedeckt<br />
Santo Domingo 27° heiter<br />
Seychellen 30° Gewitter<br />
Singapur 33° Gewitter<br />
Sydney 31° wolkig<br />
Tokio 11° Regen<br />
Toronto 0° bedeckt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 3<br />
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Seite 3<br />
Zweite Play-off-Runde, Spiel fünf,<br />
die Los Angeles Lakers liegen in der<br />
Serie gegen Utah Jazz 1:3 zurück,<br />
eine weitere Niederlage würde das<br />
Aus bedeuten. Sekunden vor Schluss bekommt<br />
ein 18-jähriger Guardder Lakers den<br />
Ball, wenn er trifft, gewinnt sein Team. Kurzes<br />
Dribbling, Wurf, daneben ohne Korbberührung,<br />
ein sogenannter Air Ball.<br />
Es gibt Verlängerung, noch dreimal wirft<br />
Kobe Bryant aus der Distanz: Air Ball, Air<br />
Ball, Air Ball. Die Lakers verlieren, sind ausgeschieden,<br />
nach der Landung in Los Angeles,<br />
so will es die Legende, geht Bryant<br />
schnurstracks in eine Sporthalle und wirft<br />
die ganze Nacht lang auf den Korb. „Das ist<br />
der einzige Typ“, sagt Teamkollege Shaquille<br />
O’Neal nach der Partie in Salt Lake City,„der<br />
den Muthat, solche Würfe zu nehmen.“<br />
Kobe Bryant spielt zu jener Zeit seine<br />
erste Saison in der nordamerikanischen Profiliga<br />
NBA. Dass er in der Crunch Time, der<br />
entscheidenden Phase der Partie, das Vertrauen<br />
von Coach Del Harris bekommt, der<br />
dafür anschließend heftig kritisiertwird, liegt<br />
am Ausfall wichtiger Führungsspieler.Schon<br />
in der folgenden Saison wartet Kobe Bryant<br />
nicht mehr auf die Genehmigung des Coaches,<br />
erwirft, wenn er will, und er will oft.<br />
Egal, ob er trifft oder nicht.<br />
Diese Furchtlosigkeit ist eines der Markenzeichen<br />
in Bryants 20-jähriger NBA-Karriere,<br />
bis heute ist er der Spieler mit den<br />
meisten Fehlwürfen in der Liga. Aber bis zum<br />
vergangenen Sonnabend war er mit 33 643<br />
Zählern auch der drittbeste Punktesammler<br />
in der Ligageschichte hinter Kareem Abdul-<br />
Jabbar und Karl Malone.Dann überholte ihn<br />
LeBronJames und sprach danach Worte, die<br />
wie ein Nachruf klangen, obwohl niemand<br />
ahnen konnte, dass Bryant am Vormittag<br />
darauf mit acht anderen Personen, darunter<br />
seine 13-jährige Tochter Gianna, bei einem<br />
Hubschrauberabsturznahe Los Angeles ums<br />
Leben kommen würde.<br />
Immer nur für die Los Angeles Lakers<br />
James sagte: „Es ist surreal, ich bin glücklich,<br />
einfach nur in einem Atemzug mit Kobe<br />
Bean Bryant genannt zu werden, einem der<br />
größten Basketballspieler, die es je gab, einem<br />
der größten Lakers-Spieler aller Zeiten.<br />
Er ist jemand, zu dem ich aufgeschaut habe,<br />
als ich zur Schule ging.“ Das hat LeBron<br />
James mit vielen Profis gemein, die heute in<br />
der NBA spielen.<br />
Sie bewunderten den eleganten, athletischen,<br />
egozentrischen Bryant der ersten Karrierehälfte,<br />
der sich nicht groß darum<br />
scherte, was andere von ihm dachten. Und<br />
sie bewunderten den milderen, kollegialeren,<br />
freundlichen Bryant der späteren Jahre,<br />
der immer noch zu atemberaubenden Aktionen<br />
in der Lage war.<br />
Zusammen mit Dirk Nowitzki und Tim<br />
Duncan prägte Kobe Bryant die Äranach Michael<br />
Jordan, den er seinerseits bewunderte<br />
und vondem er sich eine Menge abgeschaut<br />
hatte,und bevor Leute wie James,Kevin Durant,<br />
Stephen Curry oder James Harden zu<br />
den Protagonisten in der NBA wurden. Es<br />
war eine Zeit des Übergangs, zunehmend<br />
kamen sehr junge Spieler in die Liga, nicht<br />
zuletzt dem Beispiel Bryants folgend.<br />
Profis aus Europa und vonanderen Kontinenten<br />
strömten in die NBA, die internationale<br />
Vormachtstellung der USA ging verloren,<br />
2004 bei den Olympischen Spielen in<br />
Athen gab es, ohne Bryant, nur Bronze statt<br />
der üblichen Goldmedaille.Klubwechsel von<br />
Topspielern kamen in Mode, oft getrieben<br />
von persönlichen Sympathien, undenkbar<br />
bei Michael Jordan, Magic Johnson oder<br />
LarryBird, die ihreRivalität genossen.<br />
Nowitzki, Duncan und Bryant, die alle<br />
ihregesamte Karrierebeim selbenTeam blieben,<br />
wirkten wie stabilisierende Pfeiler. Sie<br />
modernisierten das Spiel, verkörperten aber<br />
auch traditionelle Werte. Duncan und Nowitzki<br />
auf ruhige und bodenständige Art,<br />
Bryant, der sich selbst den Spitznamen<br />
„Schwarze Mamba“ zulegte, polarisierend<br />
und spektakulär.„Love Me Or Hate Me“, hieß<br />
einer seiner Werbespots.<br />
Schon sein Einstieg in die NBA sorgte für<br />
Zwist. In Philadelphia geboren, als Sohn eines<br />
Basketballprofis teilweise in Italien aufgewachsen,<br />
war der von seinen Eltern nach<br />
einer Fleischsorte und einer Süßigkeit (der<br />
Spitzname seine Vaters war Jellybean) benannte<br />
Kobe Bean Bryant der erste Guard,<br />
der direkt von der High School in die NBA<br />
kam, statt brav ein paar Jahre College zu absolvieren.<br />
Vielen Lakers-Fans gefiel es nicht,<br />
dass für den im Draft 1996 als Nummer 13<br />
von den Charlotte Hornets gewählten und<br />
dann zu den Lakers transferierten Jüngling<br />
im Tausch der beliebte Center Vlade Divac<br />
gehen musste.<br />
Gleichzeitig mit Bryant hatten die Lakers<br />
Shaquille O’Neal vonden Orlando Magic geholt,<br />
doch die Kooperation der beiden war<br />
von Beginn an problembelastet. Der immer<br />
topfitte Perfektionist Bryant fühlte sich zum<br />
Der<br />
Furchtlose<br />
„Das Wichtigste ist es Menschen zu inspirieren, damit sie Großes erreichen können“: Kobe Bryant<br />
Kobe Bryant warf, wann er wollte –und er wollte oft. Egal, ob der Ball im<br />
Korb landete oder nicht. Ehrgeiz, Egozentrik und diese unnachahmbare<br />
Eleganz waren seine Markenzeichen. Nachruf auf einen der besten<br />
Basketballspieler der Geschichte<br />
„Das sind schreckliche<br />
Nachrichten.<br />
Bryant war einer der<br />
wahrhaft größten<br />
Basketballer aller Zeiten<br />
gewesen,<br />
sein Leben hatte gerade<br />
erst begonnen.“<br />
Donald Trump<br />
zeigte sich ebenso berührt<br />
wie die ehemaligen US-Präsidenten Barack<br />
Obama und Bill Clinton.<br />
VonMatti Lieske<br />
„Heute haben<br />
Los Angeles, Amerika<br />
und die Welt einen<br />
Helden verloren.<br />
Wir stehen hier, und unsere<br />
Herzen sind<br />
gebrochen, im Haus,das<br />
Kobe erschaffen hat.“<br />
Alicia Keys<br />
bei der Verleihung der Grammy Awards.<br />
Die Sängerin moderierte die Veranstaltung<br />
in Los Angeles.<br />
POLARIS IMAGES<br />
„Du wirst immer<br />
vermisst werden.<br />
Du wirst immer in<br />
Erinnerung bleiben.<br />
Du wirst immer geliebt<br />
werden. Ruhe in<br />
Frieden mit deinem<br />
Engel Gigi.“<br />
Dirk Nowitzki<br />
teilt seine Trauer auf Twitter mit. Bryant habe ihn<br />
inspiriert, schrieb der frühere Basketballkollege<br />
aus der NBA.<br />
Anführer berufen, ihm missfiel die Dominanz<br />
des Centers und auch dessen gelegentlich<br />
lockere Einstellung, was Training und<br />
Gewichtskontrolle betraf. Erst Coach Phil<br />
Jackson, zuvor sechsmal Champion mit Jordans<br />
Chicago Bulls, gelang es, die beiden<br />
Streithähne zum effektiven Zusammenspiel<br />
zu bewegen, die Folge waren drei Meisterschaften<br />
von2000 bis 2002. Danach trennten<br />
sich die Wege,erst O’Neal, dann Jacksonverließ<br />
die Lakers, und der Coach bezeichnete<br />
Bryant in einem Buch als„untrainierbar“.<br />
Eine Zäsur in seiner Karriere kam 2003<br />
mit der Verhaftung und dem Vergewaltigungsprozess<br />
in Colorado, wegen dem er<br />
nicht nur viele Sponsorenverträge verlor,<br />
sondern auch Olympia 2004 verpasste. Eine<br />
Strafe blieb ihm erspart, weil die Klägerin im<br />
Prozess nicht mehr aussagen wollte, nachdem<br />
sie Bryants hoch bezahltes Anwaltsteam<br />
mit eigentlich illegalen Indiskretionen<br />
und persönlichen Attacken unter Druck gesetzt<br />
hatte. Eine Zivilklage wurde später außergerichtlich<br />
beigelegt, Bryant entschuldigte<br />
sich per Brief bei der betroffenen Frau,<br />
beharrte aber darauf, an einvernehmlichen<br />
Sex geglaubt zu haben. Erneute Proteste gegen<br />
Bryant gab es diesbezüglich, als er ausgerechnet<br />
bei der ganz im Zeichen von Me-<br />
Too stehende Oscarverleihung 2018 den<br />
Academy Awardfür seinen Animationskurzfilm<br />
„Dear Basketball“ gewann.<br />
Die Vergewaltigungsklage fügte Bryants<br />
Image schweren Schaden zu, aber schon vorher<br />
war er ein wegen seines phänomenalen<br />
Spiels zwar respektierter, jedoch nicht überall<br />
beliebter Spieler gewesen. Vor allem in<br />
seiner Heimatstadt Philadelphia, aber auch<br />
andernorts wurde er regelmäßig ausgebuht,<br />
was ihn nicht störte, sondern beflügelte. Er<br />
liebte es, eine feindselige Menge mit seinen<br />
Aktionen auf dem Spielfeld zum Schweigen<br />
und zum Staunen zu bringen. Bryants egoistisches<br />
Spiel vergrätzte auch Teamkollegen,<br />
bei den Lakers und gelegentlich beim All Star<br />
Game,woer18Mal teilnahm.<br />
Trotz aller Vorbehalte kehrte Phil Jackson<br />
2005 als Trainer zu den Lakers zurück und<br />
fand auf einmal einen trainierbaren Bryant<br />
vor. Früher, soJackson, hätte dieser seine<br />
Mitspieler als „persönliche Speerträger“ betrachtet,<br />
nun sähe er sie als Partner. Fortan<br />
betätigtesichKobeBryant auch verstärkt als<br />
Vorbereiter und Passgeber, seine ohnehin<br />
vorbildliche Defense intensivierte er noch,<br />
jungen Spielern half er als Mentor. Was ihn<br />
nicht daran hinderte, imJanuar 2006 gegen<br />
die TorontoRaptors 81 Punkte zum122:104-<br />
Sieg beizusteuern. Nur Wilt Chamberlain<br />
hatte in seinem legendären 100-Punkte-<br />
Match mehr geschafft, aber das war 1962, in<br />
einer anderen Basketball-Ära.<br />
Erst das Knie, dann die Achillessehne<br />
Sukzessive eroberte sich Kobe Bryant die<br />
Sympathien der Fans, war 2008 in Peking<br />
ebenso wie 2012 in London ein wichtiger<br />
Faktor bei den Olympiasiegen des US-Teams<br />
und führte die Los Angeles Lakers als nunmehr<br />
unumschränkter Leader zu zwei weiteren<br />
Titeln 2009 und 2010. Zuvor wurde er<br />
2008 zum Most Valuable Player (MVP) der<br />
NBA-Saison gewählt, zum ersten und einzigen<br />
Male, was viel über die Vorbehalte gegenüber<br />
dem lange Zeit besten Akteur der<br />
Liga aussagt.<br />
Nach dem Titelgewinn 2010 war das zunehmend<br />
chaotische Management der Los<br />
Angeles Lakers nicht mehr in der Lage, Bryant<br />
ein konkurrenzfähiges Team für den Titelkampf<br />
an die Seitezustellen. Zudem plagten<br />
ihn Knieprobleme, 2012 riss dann im<br />
Spiel gegen die Golden State Warriors seine<br />
Achillessehne, wonach er typischerweise<br />
schnell noch zwei Freiwürfe verwandelte,<br />
bevor er das Feld verließ. DieLakers-Fansbegannen<br />
zu grummeln, als er von 2013 bis<br />
2015 wegen Verletzungen wenig spielte,aber<br />
mit seinem Zweijahresvertrag über fast 50<br />
Millionen Dollar einen beachtlichen Teil der<br />
Gehaltssumme des Teamsblockierte.<br />
Die Saison 2015/16 sollte dann seine<br />
letzte sein, und sie geriet zur rauschenden<br />
Abschiedstournee,obwohl er sich Ehrungen<br />
und Zeremonien in fremden Hallen verbeten<br />
hatte. Woman ihn einst inbrünstig ausgebuht<br />
und beleidigt hatte,wurde er jetzt gefeiert,<br />
was ihn sichtlich wunderte und irritierte,<br />
ihm aber auch guttat. Mit 60Punkten gegen<br />
Utah Jazz beendete er am 13. April 2016 mit<br />
37 Jahren seine Karriere, danach blieb er seinem<br />
Sport verbunden, etwa mit einer eigenen<br />
Fernsehsendung und seiner Basketballschule<br />
„Mamba Academy“.<br />
Dorthin war er am Sonntagmorgen unterwegs,als<br />
der Hubschrauber mit seinen neun<br />
Insassen im Nebel gegen eine Bergwand<br />
prallte.Kobe Bryant wurde 41 Jahrealt.<br />
Matti Lieske<br />
bestaunte Kobe Bryant bei den<br />
Olympischen Spielen in Peking.
4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Verdächtige nach Leipziger<br />
Demo auf freiem Fuß<br />
DiesechsVerdächtigen, die nach den<br />
Steinwürfen bei der Indymedia-Demonstration<br />
in Leipzig festgenommen<br />
worden waren, sind wieder auf<br />
freiem Fuß. Es lägen keine Haftgründe<br />
vor, sagte ein Polizeisprecher<br />
am Montag in Leipzig. Gegen die vier<br />
Männer und zwei Frauen im Alter<br />
von18bis 39 Jahren werdeaber weiter<br />
ermittelt wegen Landfriedensbruchs,Körperverletzung<br />
und Sachbeschädigung.<br />
Vonden sechs Verdächtigen<br />
stamme nur einer aus<br />
Leipzig, die anderen kämen aus<br />
Nordrhein-Westfalen. (dpa)<br />
Bundesregierung verurteilt<br />
Angriff auf US-Botschaft<br />
DieBundesregierung hat den Raketenangriff<br />
auf die US-Botschaft in<br />
Bagdad auf das Schärfste verurteilt.<br />
„Es handelt sich dabei um einen unverantwortlichen<br />
Angriff, der eine<br />
ohnehin angespannte Situation<br />
noch weiter verschärft“, sagte die<br />
stellvertretende RegierungssprecherinUlrike<br />
Demmer am Montag in<br />
Berlin. Alle Verantwortlichen in der<br />
Region müssen dazu beitragen, einer<br />
weiteren Eskalation entgegenzuwirken.<br />
DasAuswärtige Amt erklärte,<br />
die Lage für die entfernt liegende<br />
Deutsche Botschaft habe sich mit<br />
dem Angriff nicht grundsätzlich geändert.<br />
Insgesamt waren am Sonntag<br />
fünf Raketen im hoch gesicherten<br />
Regierungsviertel in Bagdad niedergegangen.<br />
(dpa)<br />
Fall Lübcke: Stephan E.<br />
weiter mordverdächtig<br />
Stephan E. beim einem Haftprüfungstermin<br />
Anfang Juli 2019 in Karlsruhe. DPA<br />
Im Mordfall Lübcke bleibt der als<br />
Todesschützeverdächtigte Stephan<br />
E. auch nach seiner neuen Aussage<br />
in Untersuchungshaft. DerBundesgerichtshof<br />
hält ihn weiter für dringend<br />
mordverdächtig, wie aus einem<br />
am Montag veröffentlichten<br />
Beschluss hervorgeht (Az. AK<br />
62/19). Dagegen ist der mitbeschuldigte<br />
Waffenhändler Elmar J. wegen<br />
Zweifeln am Ausmaß seiner Verstrickung<br />
aus der U-Haft freigekommen.<br />
In seinem Fall sieht der Bundesgerichtshof<br />
keinen dringenden<br />
Tatverdacht der Beihilfe. (dpa)<br />
Mehr als 750 000 verbinden<br />
Job mit Selbstständigkeit<br />
In Deutschland sind rund 764 000 Erwerbstätige<br />
zuletzt neben einer<br />
selbstständigen Tätigkeit noch einer<br />
abhängigen Beschäftigung nachgegangen.<br />
Seit 1994 hat sich die Zahl<br />
mehr als verdoppelt. Damals waren<br />
es noch 262 000. Daszeigt die Antwortder<br />
Bundesregierung auf eine<br />
Linken-Anfrage,die der Deutschen<br />
Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Die<br />
jüngste Zahl stammt aus dem Jahr<br />
2018. DieExpertin der Linken-Fraktion<br />
für den Wandel in der Arbeitswelt,<br />
Jessica Tatti, die die Anfrage gestellt<br />
hatte,kritisierte: „Die unsägliche<br />
Masche vonUnternehmen, Arbeit<br />
aus Kostengründen aus dem<br />
Betrieb auszulagern, ist seit Jahren<br />
zu beobachten.“ Oft leisteten Solo-<br />
Selbstständige die gleiche Arbeit wie<br />
zuvor abhängig Beschäftigte –aber<br />
ohne soziale Absicherung. (dpa)<br />
Nur Waffen aus eigener Produktion zählen: Schützenpanzer rollen zur Militärparade aus Anlass des 70. Jahrestages der Gründung Chinas am 1. Oktober durch Peking.WWW.IMAGO-IMAGES.DE<br />
Wettlauf um Waffen<br />
China ist nachden USAder zweitgrößte Rüstungsproduzent der Welt. Merkel drängt auf europäische Projekte<br />
VonAndreas Niesmann<br />
Der Inhalt der Nachricht<br />
überraschte nicht: China<br />
ist der zweitgrößte Rüstungshersteller<br />
der Welt.<br />
Vermuten konnte das jeder, der sich<br />
mit der Größe der chinesischer Armee<br />
und des chinesischen Verteidigungshaushaltes<br />
beschäftigt hat, der<br />
zuletzt auf geschätzte 250 Milliarden<br />
Dollar jährlich gestiegen ist. Nun<br />
aber haben die Experten des renommierten<br />
Stockholmer Friedensforschungsinstituts<br />
(Sipri) genügend<br />
Daten zusammengetragen, um diese<br />
auch offiziell zu untermauern. Auf<br />
Basis der Jahre 2015 bis 2017 haben<br />
die Experten die vier wichtigsten chinesischen<br />
Rüstungskonzerne in ihre<br />
Liste der 100 größten Waffenhersteller<br />
der Welt aufgenommen. Gleich<br />
drei schaffen es in die Top10.<br />
Die vier führenden chinesischen<br />
Konzerne verkauften in dem Zeitraum<br />
Rüstungsgüter im Wert von<br />
insgesamt 54,1 Milliarden Dollar (49<br />
Milliarden Euro), womit sie die zehn<br />
größten russischen Unternehmen<br />
zusammen um mehr als 16 Milliarden<br />
Dollar übertrumpften. Dass es<br />
nicht noch mehr chinesische Unternehmen<br />
in die Spitzengruppe geschafft<br />
haben, dürfte vorallem daran<br />
Rüstungsriesen<br />
So viele Milliarden US-Dollar Umsatz erwirtschafteten 2017 die größten Waffenhersteller<br />
weltweit mit Rüstungsgütern<br />
1 Lockheed Martin 43,9<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
Boeing<br />
Northrop Grumman<br />
Raytheon<br />
BAE Systems<br />
Aviation Industry<br />
Corp. of China (Avic)<br />
General Dynamics<br />
China North Industries<br />
Group Corp. (Norinco)<br />
China Electronics Technology<br />
Group Corp. (CETC)<br />
Airbus Group<br />
liegen, dass für andere Waffenschmieden<br />
in Fernost keine verlässlichen<br />
Zahlen vorlagen. Die mit Abstand<br />
größten Rüstungsproduzenten<br />
der Welt stammen aber nach wie<br />
vor aus den USA (Lockheed Martin,<br />
Boeing, Northrop Grumman).<br />
Deutschland spielt weltweit nur<br />
noch eine untergeordnete Rolle.Der<br />
europäische Flugzeugbauer und<br />
Rüstungskonzern EADS fällt auf<br />
Platz zehn zurück, die erste rein<br />
deutsche Rüstungsfirma im Ranking<br />
ist der Fahrzeug-, Munitions- und<br />
10,0<br />
12,2<br />
17,2<br />
21,0<br />
20,1<br />
19,5<br />
22,4<br />
22,0<br />
26,9<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: FRIEDENSFORSCHUNGSINSTITUT SIPRI<br />
Elektronikhersteller Rheinmetall,<br />
der nun auf Platz 26 liegt. Nur vier<br />
deutsche Rüstungskonzerne schaffen<br />
es in die Top100: neben Rheinmetall<br />
der Panzerbauer Krauss-Maffei<br />
Wegmann (Platz 59), der U-Bootund<br />
Schiffbauer Thyssen-Krupp<br />
(Platz 61) sowie der Radargeräte-<br />
Hersteller Hensoldt (Platz 81).<br />
Die Weltmarktführerschaft der<br />
USA und Chinas hängt vor allem mit<br />
den eigenen riesigen Verteidigungsbudgets<br />
zusammen. Laut Sipriist vor<br />
allem China bislang kaum am Export<br />
vonWaffen beteiligt. DerSipri-Experten<br />
Nan Tian sagt. Peking strebe an,<br />
bei der Herstellung der Waffen und<br />
Technologien für sein Militär völlig<br />
unabhängig zu werden. Allerdings<br />
steige die internationale Nachfrage<br />
nach chinesischenWaffen.<br />
Die Bundesregierung hat sich im<br />
Koalitionsvertrag Zurückhaltung bei<br />
den Genehmigungen vonWaffenexporten<br />
aus Deutschland auferlegt.<br />
Vorallem die SPD tritt für einen restriktiven<br />
Ansatz ein. DieUnion hingegen<br />
würde die Exportbedingungen<br />
gerne ein wenig locker.<br />
Ausrüstung für Afrika<br />
Im Bundestag wurde Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel im November<br />
überraschend deutlich, als sie forderte,<br />
gemeinsam mit Frankreich<br />
europäische Rüstungsprojekte wie<br />
die Arbeit an einem Kampfflugzeug<br />
und an Panzern voranzutreiben.<br />
Zum umstrittenen Thema der Rüstungsexporte<br />
in Drittländer erklärte<br />
Merkel, bei der Friedenssicherung in<br />
Afrika könne sich Deutschland nicht<br />
nur auf die Ausbildung von Streitkräften<br />
beschränken. „Wenn wir zur<br />
Sicherheit und für den Frieden in<br />
Afrika ertüchtigen, ich glaube, dann<br />
können wir uns der Ausrüstung<br />
nicht völlig verweigern.“ (mit dpa)<br />
„Kinder sind zu wenig vor sexueller Gewalt geschützt“<br />
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung über unverändert hohe Fallzahlen und die Gefahr der digitalen Medien<br />
Auch zehn Jahre nach Beginn der<br />
Aufarbeitung von Missbrauchsfällen<br />
in der katholischen Kirche<br />
sieht der Missbrauchsbeauftragte<br />
der Bundesregierung noch erheblichen<br />
Handlungsbedarf zum Schutz<br />
von Kindern und Jugendlichen. Ein<br />
ausreichender Schutz von Mädchen<br />
und Jungen sei in Deutschland auch<br />
heute noch zu wenig gegeben, sagt<br />
Johannes-Wilhelm Rörig im Interview<br />
mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Mitdigitalen<br />
Medien und dem Darknet erreiche<br />
die Gefährdung von Kindern<br />
und Jugendlichen außerdem neue<br />
Dimensionen.<br />
Herr Rörig, vor zehn Jahren kamen<br />
etliche Missbrauchsfälle in der katholischen<br />
Kirche ans Licht. Sind Kinder<br />
und Jugendliche heute besser vor<br />
Missbrauch geschützt?<br />
Mädchen und Jungen sind in<br />
Deutschland auch im Jahr 2020 zu<br />
wenig vor sexuellen Gewalttaten geschützt.<br />
Die maximale Reduzierung<br />
der Fallzahlen muss höchste Priorität<br />
haben. Der Kampf gegen Missbrauch<br />
und seine Folgen muss in<br />
Deutschland endlich als nationale<br />
Aufgabe begriffen werden.<br />
Politik, Kirchen und Sportvereine<br />
haben in der Vergangenheit<br />
gelobt, genauer<br />
hinzuschauen. Hat es<br />
nichts genützt?<br />
Es ist bitter festzustellen,<br />
aber alle bisherigen<br />
Anstrengungen vonBund,<br />
Ländern, Kommunen,<br />
Kirchen, Wohlfahrt und<br />
dem organisierten Sport haben<br />
nicht gereicht, das unerträgliche<br />
Leid vieler Tausend Mädchen und<br />
Jungen einzudämmen. Die Fallzahlen<br />
sind seit Jahren unverändert<br />
hoch. Die Polizeiliche Kriminalstatistik<br />
verzeichnet jährlich über<br />
20 000 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch<br />
und Missbrauchsabbildungen<br />
von Kindern, sogenannte<br />
Kinderpornografie. Das sind über<br />
50 Fälle pro Tag. Hinzu kommen<br />
Johannes-Wilhelm<br />
Rörig<br />
Tausende Fälle,von denen wir keine<br />
Kenntnis erlangen.<br />
DPA<br />
Wie wirkt sich die Digitalisierung<br />
auf sexualisierte<br />
Gewalt gegen Kinder aus?<br />
Durch die digitalen<br />
Medien und das Darknet<br />
sind neue Abgründe dieser<br />
Sexualverbrechen hinzugekommen.<br />
Vergewaltigungen<br />
von Kindern, oft<br />
vonnahestehenden Familienangehörigen,<br />
werden<br />
immer häufiger gefilmt<br />
und als sogenannte Kinderpornografie<br />
ins Netz eingestellt, in unvorstellbaren<br />
Terabyte-Dimensionen,<br />
wie uns die Missbrauchsfälle von<br />
Lügde und Bergisch-Gladbach erneut<br />
schmerzhaft gezeigt haben.<br />
Diese grausamen Missbrauchsabbildungen<br />
dürfen nicht weiterhin<br />
„Bestseller“ im Internet sein. Hinter<br />
jedem dieser Bilder steht das<br />
Schicksal eines Kindes,das dem Täter<br />
ohnmächtig ausgeliefertist.<br />
Wasfordern Sie?<br />
Täter müssen sich überall viel<br />
stärker vor Entdeckung fürchten, im<br />
Netz und in ihrem sozialen Umfeld.<br />
Auch die politischen Parteien müssen<br />
sich in ihren Programmen und<br />
Koalitionsvereinbarungen endlich<br />
klipp und klar und mit konkreten<br />
Festlegungen dem Kampf gegen sexuellen<br />
Missbrauch verschreiben.<br />
Konsequenteres Vorgehen und zusätzliche<br />
personelle und finanzielle<br />
Kraftanstrengungen sind überall erforderlich,<br />
nicht nur dort, wo Fälle zu<br />
Skandalen werden, wie aktuell in<br />
Nordrhein-Westfalen, Baden-Württembergoder<br />
dem Saarland.<br />
Macht sich die Politikmitschuldig?<br />
Wer dauerhaft verantwortet,<br />
dass nichts oder zu wenig für Schutz<br />
und Hilfe getan wird, läuft Gefahr,<br />
sich dem Vorwurf der Duldung auszusetzen.<br />
DasGespräch führte<br />
Marina Kormbaki.<br />
Schwere<br />
Schlappe für<br />
Salvini<br />
Rechte Lega verliert Wahlen<br />
in Emilia-Romagna<br />
Nach der deutlichen Niederlage<br />
der rechtsradikalen Lega-Partei<br />
bei einer wichtigen Regionalwahl in<br />
Norditalien ist der politischeWiederaufstieg<br />
des früheren italienischen<br />
Innenministers Matteo Salvini vorerst<br />
gestoppt. Bei der Abstimmung<br />
in der Region Emilia-Romagna landete<br />
die Partei des Lega-Chefs laut<br />
dem am Montag veröffentlichten<br />
Endergebnis klar hinter der sozialdemokratischen<br />
PD. Ein Sieg der Lega<br />
in der seit 70 Jahren von der Linken<br />
dominierten Region hätte die Regierung<br />
in Rom ineine schwere Krise<br />
gestürzt.<br />
Bei der Wahl vom Sonntag kam<br />
die PD von Regionalpräsident Stefano<br />
Bonaccini auf 51,4 Prozent.<br />
Seine Herausforderin Lucia Borgonzoni<br />
von der einwanderungsfeindlichen<br />
Lega landete bei 43,7 Prozent.<br />
DieinRom zusammen mit den Sozialdemokraten<br />
regierende populistische<br />
Fünf-Sterne-Bewegung verfehlte<br />
die Zehn-Prozent-Marke<br />
deutlich.<br />
3,5 Millionen Bürger waren zur<br />
Stimmabgabe aufgerufen gewesen.<br />
Umfragen hatten zuvor ein deutlich<br />
engeres Rennen zwischen PD und<br />
Lega vorhergesagt. Salvini hatte<br />
darauf gesetzt, mit einem Sieg in der<br />
Emilia-Romagna den Kollaps der<br />
Regierung in Rom und Neuwahlen<br />
herbeiführen zu können. „Aufgeschoben<br />
ist nicht aufgehoben“,<br />
kommentierte der Lega-Chef am<br />
Montag die Niederlage seiner Partei.<br />
Der politische Wiederaufstieg Salvinis<br />
wurde mit der Wahlniederlage gestoppt. AFP<br />
Bereits am Wahlabend hatte PD-<br />
Spitzenkandidat Bonaccini dem<br />
Lega-Chef „Arroganz“ im Vorfeld<br />
der Abstimmung vorgeworfen. Im<br />
Wahlkampf war Salvini mit täglichen<br />
Kundgebungen und Einträgen<br />
in Online-Netzwerken omnipräsent.<br />
Hohe Beteiligung<br />
Die 43-jährige Lega-Spitzenkandidatin<br />
Borgonzoni geriet dadurch in<br />
den Hintergrund. Die Sozialdemokraten<br />
profitierten dagegen offenbar<br />
von der hohen Wahlbeteiligung. Sie<br />
lag bei rund 67 Prozent und damit<br />
fast doppelt so hoch wie 2014, als nur<br />
37 Prozent der Wahlberechtigten zu<br />
den Urnen gegangen waren. Die<br />
hohe Wahlbeteiligung wurde offenbar<br />
durch die sogenannte Sardinen-<br />
Bewegung befördert. Diese hatte vor<br />
einer Woche inder Regionalhauptstadt<br />
Bologna eine Kundgebung mit<br />
Zehntausenden Teilnehmern organisiert,<br />
um voreinem Lega-Wahlsieg<br />
zu warnen.<br />
Salvini hatte gehofft, den Erfolg in<br />
der zentralitalienischen Region Umbrien<br />
wiederholen zu können, wo<br />
die Lega im Oktober die 50-jährige<br />
Herrschaft der Linken beendet hatte.<br />
Im Wahlkampf in der Emilia-Romagna<br />
engagierte sich der Ex-Innenminister<br />
massiv. Gewählt wurde<br />
am Sonntag auch in der süditalienischen<br />
Region Kalabrien. Dortsetzte<br />
sich die Kandidatin der konservativen<br />
Partei Forza Italia, Jole Santelli,<br />
mit rund 55,7 Prozent durch. Forza<br />
Italia ist die Partei des früheren italienischen<br />
Ministerpräsidenten Silvio<br />
Berlusconi. (AFP)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 5<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Uneinigkeit<br />
bei der<br />
Grundrente<br />
Start im Januar 2021 steht<br />
auf der Kippe<br />
ImNovember vergangenen Jahres<br />
schien eigentlich alles klar zu sein:<br />
Die Parteichefs der großen Koalition<br />
präsentierten stolz ihreEinigung zur<br />
Grundrente. Doch kürzlich legte<br />
Bundesarbeitsminister Hubertus<br />
Heil (SPD) seinen Gesetzentwurf<br />
dazu vor–und die Union lässt daran<br />
kein gutes Haar.Selbst eineVerschiebung<br />
des Vorhabens um ein halbes<br />
Jahr auf Mitte 2021 ist jetzt im Gespräch.<br />
Worumesbeim Streit um die<br />
Grundrente geht:<br />
Zeitplan: Nach Heils Vorstellungen<br />
soll die Grundrente am 12. Februar<br />
ins Bundeskabinett, um nach allen<br />
Beratungen in Bundestag und Bundesrat<br />
am 1. Januar 2021 in Kraft treten<br />
zu können. Wegen der weitreichenden<br />
Kritik aus der Union steht hinter<br />
diesem Zeitplan inzwischen ein<br />
großes Fragezeichen.<br />
Verwaltungsaufwand: Nach Einschätzung<br />
der Deutsche Rentenversicherung<br />
müssten wegen der geplanten<br />
Einkommensprüfung bei<br />
den potenziellen Grundrentnern<br />
Tausende neue Stellen geschaffen<br />
werden –was in diesem Jahr nicht<br />
mehr zu schaffen sei. Deshalb hat<br />
auch die Behörde eine Verschiebung<br />
ins Gespräch gebracht. Die Personalsorgen<br />
der Rentenversicherung<br />
müssten ernst genommen werden,<br />
heißt es bei der Union.<br />
Finanzierung: Die SPD will die<br />
Grundrente mit den von Heil für<br />
2021 veranschlagten Kosten von<br />
1,4 Milliarden Euro zumindest teilweise<br />
über die neue Finanztransaktionssteuer<br />
finanzieren. Die will Bundesfinanzminister<br />
Olaf Scholz (SPD)<br />
gemeinsam mit anderen EU-Staaten<br />
ebenfalls Anfang 2021 einführen.<br />
Doch eine Einigung ist in weiter<br />
Ferne. Und die Union lehnt einen<br />
nationalen Alleingang bei der Finanztransaktionssteuer<br />
ab.<br />
Beitragsjahre: Heils Konzept sieht einen<br />
Zuschlag für Geringverdiener<br />
vor, die langjährige Beiträge zur Sozialversicherung<br />
nachweisen können.<br />
Nach seinem Gesetzentwurfsoll eine<br />
Gleitzone eingeführt werden, die ab<br />
33 Beitragsjahren ansteigende Zuschläge<br />
vorsieht. Ab 35 Jahren soll die<br />
volle Grundrente gezahlt werden. Die<br />
CDU-geführten Ministerien für Gesundheit<br />
und Landwirtschaft plädierenfür<br />
einen Einstieg ab 34 Jahren.<br />
Einkommensprüfung: Kritik gibt es<br />
Berichten zufolge in der Union daran,<br />
dass Heil bei der geplanten Einkommensprüfung<br />
pauschal versteuerte<br />
Kapitalerträge nicht berücksichtigen<br />
wolle.Zudem beanstanden demnach<br />
Unionspolitiker, bei im Ausland lebenden<br />
Grundrentenbeziehern sei<br />
eine Prüfung der Einkommensverhältnisse<br />
nicht gewährleistet. Undbei<br />
unverheirateten Paaren mit gemeinsamer<br />
Haushaltsführung könne das<br />
Partnereinkommen nicht ermittelt<br />
werden, wird demnach in der Union<br />
weiter moniert. Dies verschaffe ihnen<br />
einen Vorteil gegenüber Ehepaaren,<br />
was gegen den im Grundgesetz verankerten<br />
besonderen Schutz der Ehe<br />
verstoße. (AFP)<br />
Geringverdiener sollen im Alter von der<br />
Grundrente profitieren.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Der Rabbiner Andreas Nachama und die Publizistin Lea Rosh entzünden am Montag Kerzen am Holocaust-Mahnmal in Berlin.<br />
<strong>Berliner</strong> Gedenken<br />
Monika Grütters: Authentische Orte halten die Erinnerung an das Unfassbare wach<br />
Zum 75. Jahrestag der Befreiung<br />
des deutschen Vernichtungslagers<br />
Auschwitz<br />
im von Hitler-Deutschland<br />
besetzten Polen durch die Rote Armee<br />
hat Berlin am Montag der Opfer<br />
des Holocaust gedacht. Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier<br />
empfing drei Überlebende zu einem<br />
Gespräch in Schloss Bellevue. Am<br />
Mahnmal für die ermordeten Juden<br />
Europas gedachten die <strong>Berliner</strong><br />
Staatssekretärin Sawsan Chebli und<br />
die Grünen-Bundesvorsitzende Annalena<br />
Baerbock der Toten, der Rabbiner<br />
Andreas Nachama sprach ein<br />
Gebet.<br />
Im Mittelpunkt des Gedenkprogramms<br />
in der Bundeshauptstadt<br />
stand am Montag ein Konzert inder<br />
Staatsoper.Die zentrale Gedenkfeier<br />
des Deutschen Bundestages wirdam<br />
Mittwoch stattfinden. Dann wirdder<br />
israelische Staatspräsident Reuven<br />
Rivlin eine Ansprache halten.<br />
Bundesfamilienministerin Franziska<br />
Giffey (SPD) beteiligte sich am<br />
Montag an einer Putzaktion von<br />
Stolpersteinen in der Dresdner<br />
Straße in Kreuzberg. Gerade am Gedenktag<br />
der Befreiung von Auschwitz<br />
sei es wichtig zu zeigen, dass die<br />
Opfer nicht inVergessenheit geraten,<br />
erklärte die Ministerin.<br />
Kulturstaatsministerin Monika<br />
Grütters (CDU) betonte den Stellenwert<br />
der Erinnerungskultur. „Authentische<br />
Orte halten die Erinnerung<br />
an das Unfassbare wach“, erklärte<br />
die CDU-Politikerin.<br />
„Deutschland darf nie wieder ein<br />
Land sein, in dem Hass und Hetze<br />
gegen Minderheiten auf eine<br />
schweigende Mehrheit stoßen. Das<br />
müssen wir einem breiten Publikum<br />
immer wieder deutlich machen.“<br />
Am Mahnmal für die „Euthanasie“-Opfer<br />
des Nationalsozialismus<br />
in Tiergarten legte am Montag die<br />
Sprecherratsvorsitzende Verena<br />
Bentele des Deutschen Behindertenrats<br />
(DBR) einen Kranz nieder.<br />
„Ablehnung, Vorurteile,Verächtlichmachung<br />
und Ausgrenzung waren<br />
die Grundlage für Verfolgung und<br />
Gräueltaten, wie sie im Nationalsozialismus<br />
geschehen konnten“, erklärte<br />
sie.<br />
Politiker und Prominente setzten<br />
mit einer Fotoaktion ein Zeichen gegen<br />
Antisemitismus.Bundesverteidigungsministerin<br />
Annegret Kramp-<br />
„,Nie wieder‘ darf nicht nur eine Floskel<br />
sein, sondern,Niewieder‘ muss jeden Taggelebt<br />
werden.“<br />
Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende der Grünen, hat eine zwei Minuten<br />
lange Gedenkpause vorgeschlagen, in der das öffentliche Leben<br />
zum Stillstand kommen soll.<br />
Karrenbauer (CDU), FDP-Chef Christian<br />
Lindner und der Fernsehmoderator<br />
Guido Cantz posteten Bilder,auf<br />
denen sie ein Schild mit der Aufschrift<br />
„#weRemember“ in die Kamera halten.<br />
DieAktion, zu der unter anderem<br />
der Jüdische Weltkongress (WJC) aufgerufen<br />
hat, soll dafür sorgen, dass<br />
die Erinnerung an den Holocaust<br />
nicht verblasst.<br />
Ein Tagfür ganz Deutschland<br />
GETTY IMAGES EUROPE/CARSTEN KOALL<br />
Die Grünen wünschen sich eine<br />
Debatte über neue Formen des Gedenkens<br />
an die Opfer des Nationalsozialismus.<br />
Konkret nannte Parteichefin<br />
Annalena Baerbock am Montag<br />
in Berlin eine zwei Minuten lange<br />
Gedenkpause, inder das öffentliche<br />
Leben zum Stillstand komme, oder<br />
einen Gedenktag am 8. Maioder am<br />
9. November, der an den Auftrag erinnernsolle,solches<br />
Leid nie wieder<br />
zuzulassen. Es sei die Verantwortung<br />
der deutschen Gesellschaft, „intensiv<br />
in den nächsten Monaten sich<br />
darüber Gedanken zu machen, wie<br />
wir diese Erinnerung wach halten<br />
können, wenn die letzten Zeitzeugen<br />
nicht mehr unter uns sind“, sagte<br />
Baerbock.<br />
„,Nie wieder‘ darf nicht nur eine<br />
Floskel sein, sondern ,Nie wieder‘<br />
muss jeden Tag gelebt werden“,<br />
sagte Baerbock. „Auf der Straße, in<br />
der U-Bahn, in den Schulen, in den<br />
Betrieben, wenn Antisemitismus<br />
dort auftritt – manchmal als Witz<br />
verpackt, manchmal, indem man<br />
auf der Straße angegriffen wird.“ Die<br />
Grünen fordern, dass alle Schüler im<br />
Rahmen des Lehrplans ehemalige<br />
Konzentrationslager besuchen und<br />
Gedenkstätten ausreichend und<br />
dauerhaft finanziert werden, vor allem<br />
auch kleinereGedenkorte. (dpa)<br />
Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano will, dass der 8. Mai zum bundesweiten Feiertag erklärt wird<br />
VonAlexander Abel und JanSternberg<br />
Berlin bekommt in diesem Jahr einen<br />
weiteren Feiertag –zumindest<br />
einmalig. DerGrund: Am 8. Mai<br />
2020 jährt sich zum 75. Mal der Tag<br />
der Befreiung vom Nationalsozialismus.<br />
Andiesem Tagwurde die bedingungslose<br />
Kapitulation der<br />
Wehrmacht unterzeichnet. Die alliierten<br />
Truppen kamen nicht als Befreier<br />
–befreit hatten sie Länder wie<br />
Frankreich, Belgien und die Niederlande<br />
– sie kamen als Sieger. Die<br />
Deutschen hatten es nicht aus eigener<br />
Kraft vermocht, den Nationalsozialismus<br />
zu stürzen. Je größer der<br />
zeitliche Abstand zur Niederlage<br />
wurde, desto stärker trat der Begriff<br />
der Befreiung in den Vordergrund. In<br />
der DDR stellte man sich früh auf die<br />
Seite der Sieger und feierte den „Tag<br />
der Befreiung“. Im Westen machte<br />
Bundespräsident Richard von Weizsäcker<br />
den Anfang, der 1985 sagte:<br />
„Der 8. Mai war ein Tagder Befreiung.<br />
Er hat uns alle befreit von dem<br />
menschenverachtenden System der<br />
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“<br />
Weizsäcker sagte aber auch:<br />
„Der 8. Maiist für uns Deutsche kein<br />
Tagzum Feiern.“<br />
35 Jahre später könnte sich das<br />
ändern. In einem offenen Brief an<br />
Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier und Kanzlerin Angela<br />
Merkel (CDU) hat sich jetzt die Holocaust-Überlebende<br />
Esther Bejarano<br />
dafür ausgesprochen, den 8. Mai zu<br />
einem gesetzlichen Feiertag zu erklären.<br />
„Der 8. Maimuss ein Feiertag<br />
werden. Ein Tag, an dem die Befreiung<br />
der Menschheit vomNS-Regime<br />
gefeiertwerden kann“, erklärte Bejarano,die<br />
Vorsitzende des Auschwitz-<br />
Komitees in Deutschland ist. Dieser<br />
Feiertag würde helfen, „endlich zu<br />
begreifen, dass der 8. Mai 1945 der<br />
Tagder Befreiung war, der Niederschlagung<br />
des NS-Regimes“. Dies sei<br />
seit sieben Jahrzehnten überfällig,<br />
sagt die 95-Jährige.<br />
Grünen-Fraktionsvorsitzende<br />
Katrin Göring-Eckardt unterstützt<br />
Bejaranos Forderung:„Der 8. Maiwar<br />
ein Tagder Befreiung, der das demokratische<br />
Deutschland erst möglich<br />
machte.Der 8. Maials Feiertag mahnt<br />
uns, die deutschen Verbrechen nicht<br />
zu relativieren –und wäre ein bleibender<br />
„Pflock“ in der deutschen Erinnerungskultur“,<br />
sagte sie der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland/RND).<br />
Linksfraktionschef Dietmar<br />
Bartsch plädiert für einen bundesweiten<br />
Feiertag am 8. Mai. „Die Befreiung<br />
vom Hitler-Faschismus und<br />
das Ende des Zweiten Weltkrieges –<br />
die bedingungslose Kapitulation –<br />
bilden die Grundlage des demokratischen<br />
Deutschlands“, sagte Bartsch<br />
Der8.Mai sei ein Tagdes Gedenkens<br />
und ein Auftrag für die Zukunft.<br />
Auch FDP-Fraktionsvize Michael<br />
Theurer unterstützt die Forderung von<br />
Bejarano.„Der8.Mai ist alsTagder Befreiung<br />
vomNationalsozialismus und<br />
der Beendigung des 2. Weltkrieges in<br />
Europa ist ein so zentraler Taginder<br />
europäischen Geschichte“, sagte<br />
Theurer.„Der8.Mai sollte ein Feiertag<br />
werden –ambesten europaweit.“<br />
Aus der Bundestagsfraktion der<br />
SPD wurde dem RND bestätigt, dass<br />
es viele unterschiedliche persönliche<br />
Meinungen zu dem Thema gebe.Die<br />
<strong>Berliner</strong> Abgeordnete Cansel Kiziltepe<br />
spricht sich für den Feiertag aus:<br />
„Es ist unsere Verpflichtung gegenüber<br />
allen Ermordeten und Überlebenden<br />
dafür zu sorgen, dass Antisemitismus<br />
in unserem Land niemals<br />
mehr geduldet und akzeptiert wird.<br />
Dazu kann ein Feiertag einen wichtigen<br />
Beitrag leisten“, sagte sie.<br />
Ein Angriff<br />
auf den<br />
Ex-Chef<br />
Bolton belastet Trump in<br />
Ukraine-Affäre schwer<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
John Bolton diente neben Trump auch den<br />
Präsidenten Reagan und Bush. GETTY<br />
Es sollte die Woche der Trump-<br />
Verteidigung werden. Doch kurz<br />
vor der von den Republikanern angestrebten<br />
Beendigung des Impeachment-Prozesses<br />
gegen den<br />
US-Präsidenten wirbeln neue,<br />
schwer belastende Informationen<br />
die Dramaturgie komplett durcheinander.<br />
Kein Geringerer als Trumps<br />
ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater<br />
John Bolton erklärt nach einem<br />
Bericht der New York Times,<br />
dass der US-Präsident die amerikanische<br />
Militärhilfe für die Ukraine<br />
direkt von der Eröffnung einer<br />
Schmutzkampagne gegen seinen<br />
demokratischen Rivalen Joe Biden<br />
abhängig gemacht hat.<br />
Auch wenn die Aussage in der Sache<br />
bestätigt, was bereits zwölf Zeugen<br />
bei den Anhörungen des Repräsentantenhauses<br />
aussagten, besitzt<br />
sie enorme politische Sprengkraft.<br />
Anders als die Beamten berichtet<br />
Bolton nämlich aus erster Hand von<br />
einem Gespräch mit Trump. Zudem<br />
ist der 71-jährige Hardliner mit dem<br />
markanten Walrossbart seit seinen<br />
Tagen in der Reagan-Regierung eine<br />
feste Größe in der republikanischen<br />
Außenpolitik. Seine Schilderung widerspricht<br />
diametral der Darstellung<br />
des Weißen Hauses.<br />
Diebemerkenswerte Aussage findet<br />
sich laut NewYorkTimes im Manuskript<br />
eines Buches, das Bolton<br />
der Regierung vorab zur Freigabe<br />
vorlegen musste.Darin berichtet der<br />
Ex-Sicherheitsberater, wie er Trump<br />
zunächst erfolglos zur Auszahlung<br />
der 400 Millionen Dollar umfassenden<br />
Militärhilfe drängte und im vorigen<br />
August schließlich direkt nachfragte.<br />
Darauf habe ihm der Präsident<br />
gesagt, er wolle die Zahlung solange<br />
zurückhalten, bis Kiew endlich<br />
Ermittlungen gegen Joe Biden einleite.<br />
Boltons Schilderung des Gespräches<br />
mit Trump untergräbt dessen<br />
zentrale Verteidigungslinie im<br />
Impeachment-Prozess. Dort beteuernseine<br />
Anwälte,eshabe keineVerbindung<br />
zwischen dem vorläufigen<br />
Stopp der Militärhilfe und der Biden-<br />
Untersuchung gegeben. Vielmehr<br />
soll Trump wahlweise aus Verärgerung<br />
über die angeblich zu geringen<br />
europäischen Hilfen oder die Korruption<br />
in der Ukraine den Geldhahn<br />
zugedreht haben. „Ich habe<br />
John Bolton nie gesagt, dass die Hilfe<br />
für die Ukraine an die Untersuchungen<br />
der Bidens geknüpft ist“, behauptete<br />
Trump am Montag bei<br />
Twitter.<br />
Die Nachrichtenseite Politico<br />
sprach hingegen voneinem „Monster-Scoop“<br />
der NewYorkTimes.Tatsächlich<br />
twitterte Chuck Schumer,<br />
der demokratische Mehrheitsführer<br />
im Senat: „John Bolton hat den Beweis.“<br />
Nancy Pelosi, die Sprecherin<br />
des Repräsentantenhauses, twitterte<br />
knapp: „Die Wahl ist klar: unsere<br />
Verfassung oder eine Vertuschungsaktion.“<br />
Damit spielte sie<br />
auf die Forderung der Demokraten<br />
nach der Anhörung weiterer Zeugen<br />
im Senat an. Voraussichtlich am<br />
Donnerstag soll die Kammer darüber<br />
entscheiden. Die Führung der<br />
Republikaner lehnt das bislang ab<br />
und will den Prozess um jeden Preis<br />
schnell abschließen.
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
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Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
28.10.19<br />
28.10.19<br />
MÄRKTE<br />
▼ 13219,30 (–2,63 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
28.10.19<br />
Stand der Daten:27.01.2020 (16:45 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
27.1.20<br />
▼ 59,38 (–1,95 %)<br />
27.1.20<br />
▼ 1,1025 (–0,09 %)<br />
Quelle<br />
27.1.20<br />
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Gerresheimer 70,60 W –0,21<br />
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3814/3125 3679,65<br />
CAC 40(FR) – 2,72<br />
6110/4880 5860,17<br />
S&P UK(UK) – 2,36<br />
1562/1366 1494,08<br />
RTS (RU) – 3,28<br />
1652/1152 1547,30<br />
IBEX (ES) –1,97<br />
9710/8409 9374,10<br />
Dow Jones (US) –1,45<br />
29374/24504 28570,02<br />
Bovespa (BR) –2,39<br />
119593/89409115760,70<br />
Nikkei (JP) – 2,03<br />
24116/20111 23343,51<br />
Hang Seng (HK) +0,32<br />
30280/24900 27940,45*<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,51<br />
1674/1488 1656,75*<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,45 0,45 0,45<br />
Advanzia **<br />
advanzia.com - 0,30 0,30<br />
Akbank<br />
akbank.de 0,26 0,26 0,26<br />
PSA Direktbank **<br />
psa-direktbank.de 0,25 0,25 0,25<br />
RaboDirect **<br />
rabodirect.de 0,25 0,25 0,25<br />
ING *<br />
ing.de 0,25 0,25 0,25<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Santander<br />
santander.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />
030/86986969 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
030/42080420 - 0,001 0,001<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,08 0,08 0,07<br />
*Neukunden /Neuanlagen<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />
Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Für Silber gibt es eine große Zahl von industriellen Einsatzbereichen. Es ist sehr leitfähig und besitzt eine hohe optische Reflexionsfähigkeit.<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Von Uta Winkhaus<br />
Nach CSU-Generalsekretär Markus<br />
Blume kritisiert auch der<br />
CDU-Innenexperte Axel Fischer die<br />
geplante Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />
an den ehemaligen<br />
EZB-Präsidenten MarioDraghi. „Die<br />
Politik der Europäischen Zentralbank<br />
unter Draghi hat nicht nur<br />
deutsche Sparer kontinuierlich enteignet,<br />
sondern die Altersvorsorge<br />
vonMillionenMenscheninDeutschland<br />
geschmälert. Dafür hat er aus<br />
meiner Sicht keine deutsche Auszeichnung<br />
verdient“, sagte Fischer<br />
der „Bild“-<strong>Zeitung</strong>.<br />
Warum Draghi das Bundesverdienstkreuz<br />
verliehen werden soll,<br />
erschließe sich nicht. „Seine<br />
(Geld-)Politik war vielleicht vorder-<br />
Silber auf Goldkurs<br />
Analysten erwarten einen überdurchschnittlichen Preisanstieg<br />
Silberpreis<br />
in Euro je Feinunze<br />
18,0<br />
17,0<br />
16,0<br />
15,0<br />
14,0<br />
13,0<br />
12,0<br />
FEB MRZ APR MAI JUNI JULI AUG SEP OKT NOV DEZ<br />
2019<br />
Bundesverdienstkreuz für Mario Draghi?<br />
GeplanteAuszeichnung durch den Bundespräsidenten stößt bei Union und FDPauf Kritik<br />
gründig hilfreich für einige südeuropäische<br />
Staaten. Für den Euro-Raum<br />
jedoch nicht und für Deutschland<br />
schon gar nicht.“ Ähnlich hatte sich<br />
„Seine Geldpolitik war ein Experiment<br />
mit bestenfalls offenem Ausgang.“<br />
Florian Toncar, FDP-Bundestagsfraktion<br />
16,55<br />
JAN<br />
'20<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: FINANZEN.NET<br />
zuvor schon CSU-Generalsekretär<br />
Blume geäußert.<br />
Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier will Draghi das Bundesverdienstkreuz<br />
am 31. Januar im<br />
Schloss Bellevue in Berlin überreichen.<br />
Die Auszeichnung verleiht<br />
Deutschland an in- und ausländische<br />
Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale<br />
oder geistige Leistungen.<br />
Draghi war acht Jahre EZB-<br />
Chef. MitNullzins,Strafzins für Banken<br />
und Anleihenkäufen hatte der<br />
Italiener alle Register gezogen im<br />
Kampf gegen Mini-Inflation und<br />
Konjunkturflaute.<br />
FOTO: ROBERT JAEGER/PICTURE ALLIANCE<br />
Massive Verunsicherung<br />
macht sich in der Welt<br />
der Wirtschaft breit.<br />
Undwie immer in solchen<br />
Situationen flüchten sich Anleger<br />
in sogenannte sichereHäfen. Gemeint<br />
sind vorallem Investitionen in<br />
Edelmetalle. Übersehen wird dabei<br />
häufig Silber. Dabei trauen Experten<br />
dem grau schimmernden Stoff einiges<br />
zu.<br />
Die Aktienmärkte knickten am<br />
Montag allenthalben heftig ein. Der<br />
Ölpreis rutschte auf den niedrigsten<br />
Stand seit drei Monaten –gut 59 Dollar<br />
kostete ein Fass (159 Liter) Nordseeöl<br />
am Nachmittag. Finanzmarktprofis<br />
sind sich einig, dass die Ausbreitung<br />
des Corona-Virus’ inChina<br />
und anderswo die Hauptursache ist.<br />
Jetzt wird schon spekuliert, dass der<br />
Erreger nicht nur die weltweite Reisetätigkeit<br />
einschränken könnte –was<br />
vorallem Airlines treffen würde.<br />
Auch Auswirkungen für den Einzelhandel<br />
werden erwartet. Dahinter<br />
stecktdie Erwartung,dass Menschen<br />
sich aus Angst vor Ansteckung nicht<br />
mehr in Innenstädte und<br />
Einkaufszentren trauen, und zwar<br />
nicht nur in China. Schon beinahe reflexartig<br />
gehen in solchen Fällen die<br />
Kurse für Edelmetalle hoch. Zuallererst<br />
wird danatürlich Gold genannt.<br />
DiePreise sind tatsächlich auf einem<br />
extrem hohen Niveau. 1578 Dollar<br />
waren es für die Feinunze (31,1<br />
Gramm) am Montag. Oder wie wäre<br />
es mit Palladium? Dasplatinähnliche<br />
Metall war in den vergangenen Monaten<br />
der Liebling von Investoren<br />
und Spekulanten. Vorallem, weil Palladium<br />
als teuerstes Edelmetall sehr<br />
selten ist. Es ist ein Nebenprodukt,<br />
dasbeimSchürfennachPlatingefunden<br />
wird. Kurzfristige Nachfrageschübe<br />
lassen sich nicht so einfach<br />
bedienen. Die gab es in den vergangenen<br />
Monaten aber, durch eine gesteigerte<br />
Nachfrage der Autobauer.<br />
Fast 90 Prozent des Aufkommens<br />
wird indieser Branche verarbeitet.<br />
Die braucht den Stoff, um in Katalysatoren<br />
von Benzinmotoren das Abgas<br />
zu reinigen. Doch es häufen sich<br />
Analysten-Kommentare, denen zufolge<br />
mit einer Abkühlung der Autokonjunktur<br />
und einer wachsenden<br />
Bedeutung der Elektromobilität die<br />
Nachfrage nach Palladium nachhaltig<br />
zurückgehen könnte.Aber da gibt<br />
es auch noch den „kleinen Bruder“<br />
des Goldes: Silber. Kleiner Bruder<br />
deshalb, weil der Preis sich generell<br />
am beliebterenEdelmetallorientiert.<br />
Als aber im Spätsommer 2019 die US-<br />
Notenbank Fed die Zinsen senkte<br />
und der Goldkurs zu seinem Höhenflug<br />
ansetzte, blieb das Silber etwa<br />
träge zurück. Wobei es mit aktuell<br />
16,55 Euro pro Feinunze immerhin<br />
gut einViertelüber demWertvonMai<br />
2019 liegt. Jedenfalls machte kürzlich<br />
der renommierte Investment-Chef<br />
von Guggenheim Global, Scott Minerd,<br />
in einem Interview mit der Finanznachrichtenagentur<br />
Bloomberg<br />
darauf aufmerksam,dass Gold schon<br />
sehr nahe an seinem Höchstwertnotiere.<br />
Silber hingegen sei noch deutlich<br />
davon entfernt. Dieses Nachholpotenzial<br />
wirdauch auf vielen Investmentportalen<br />
im Internet als wichtigstes<br />
Argument für ein baldiges<br />
überdurchschnittliches Preisplus bei<br />
Silber angeführt.<br />
Allerdings ist das so eine Sache.<br />
Neben der Schmuckherstellung wird<br />
Gold vor allem als eine Art Krisenund<br />
Ersatzwährung eingesetzt, weshalb<br />
auch Notenbanken Gold in großem<br />
Stil einkaufen. Für Silber gibt es<br />
hingegen eine große Zahl vonindustriellen<br />
Einsatzbereichen. Denn das<br />
Edelmetall hat besondere Eigenschaften:<br />
eine sehr hohe Leitfähigkeit<br />
für Wärme und Elektrizität und<br />
eine hohe optische Reflexionsfähigkeit.<br />
Entsprechend weit sind die Anwendungsgebiete<br />
gefächert: von<br />
elektronischen Geräte aller Art, über<br />
Halbleiter, Photovoltaikanlagen bis<br />
zur Dentaltechnik. Das macht Silber<br />
von der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
abhängig.<br />
Hinzu kommt, dass große Konzerne<br />
in der Regel ihreLieferverträge für<br />
Silber zu Beginn des Jahres abschließen.<br />
Mit der Folge, dass der Silberpreis<br />
häufig verzerrtwird: Er steigtim<br />
Frühjahr,umdann im Laufe des Jahres<br />
nachzugeben. Das heißt aber<br />
auch, dass der Marktinder Regel relativ<br />
eng ist. Eine beinahe ideale<br />
Konstellation könnte sich ergeben,<br />
wenn trotz anhaltender genereller<br />
Verunsicherung von den Unternehmen<br />
dennoch große Mengen Silber<br />
geordertwerden. Es kursieren Schätzungen<br />
vonAnalysten, die auf absehbare<br />
Zeit eine Verdoppelung des Silberpreises<br />
erwarten.<br />
Was Sparer ärgert, freut Schuldner.Die<br />
Nachfrage nach Immobilien<br />
boomt, auch weil Baukredite kaum<br />
noch etwas kosten. Zudem ist das billige<br />
Notenbankgeld seit Jahren<br />
Schmierstoff für die Börsen. Undder<br />
deutsche Finanzminister verdiente<br />
am Schuldenmachen, weil Geldgeber<br />
bereit waren, negative Zinsen zu<br />
akzeptieren. Auch der finanzpolitische<br />
Sprecher der FDP-Fraktion, Florian<br />
Toncar, äußerte Kritik. „Es ist<br />
nicht nachvollziehbar, für welche<br />
VerdiensteMarioDraghidasBundesverdienstkreuz<br />
erhalten soll“, erklärte<br />
er. „Seine Geldpolitik war ein kolossales<br />
Experiment mit bestenfalls<br />
offenem Ausgang.“ Die Zinspolitik<br />
der EZB ziehe die Altersvorsorge von<br />
Millionen Menschen in Mitleidenschaft.<br />
(dpa)<br />
Zweite<br />
Haut für<br />
Früchte<br />
Supermärkte testen<br />
neue Techniken<br />
Von Erich Reimann<br />
Der Lebensmittelhandel steckt in<br />
der Zwickmühle. Plastikverpackungen<br />
für Gurken, Avocados und<br />
Co.sind fürimmermehr Kunden tabu.<br />
Doch ohne die schützende<br />
Kunststoffhülle werden Obst und<br />
Gemüse oft schneller unansehnlich<br />
und damit unverkäuflich. Deutschlands<br />
größte Lebensmittelhändler<br />
Edeka und Rewe testen deshalb jetzt<br />
neue Techniken, um die empfindliche<br />
Ware auch ohne Kunststoffverpackunglängerfrisch<br />
zu halten.Helfen<br />
soll eine hauchdünne, essbare<br />
Schutzschicht, die direkt auf die<br />
Schale der Früchte aufgetragen wird.<br />
Bereits Ende vergangenen Jahres<br />
begann Deutschlands größter Lebensmittelhändler<br />
Edeka inausgewählten<br />
Supermärkten und Netto-<br />
Filialen Avocados zu verkaufen, die<br />
mit einer solchen „zweiten Haut“<br />
versehen sind. Sie soll den Wasserverlust<br />
und das Eindringen von<br />
Sauerstoff verlangsamen. Beides<br />
sindHauptursachen für denschnellen<br />
Verderb der Früchte. Dank der<br />
Beschichtung sollen die empfindlichen<br />
Früchte zwei- bis dreimal so<br />
lange frisch bleiben wie ohne den<br />
Schutzüberzug.<br />
Rein pflanzliches Material<br />
Dervom US-KonzernApeel Sciences<br />
entwickelte Schutzmantel besteht<br />
laut Hersteller aus rein pflanzlichen<br />
Materialien, die inSchalen, Samen<br />
und im Fruchtfleisch verschiedener<br />
Obst- und Gemüsesorten vorkommen.<br />
Er sei geschmacks- und geruchlos<br />
und problemlos essbar.<br />
DerEdeka-KaufmannFalkPaschmannverkauft<br />
die behandeltenAvocados<br />
bereitsseit einigenWochen in<br />
seinem Supermarkt in Düsseldorf-<br />
Bilk und schwärmt: „Das ist eine Lösung<br />
für ein wichtiges Problem<br />
unserer Zeit.“ Siebietefür alle Beteiligten<br />
Vorteile: Für die Kunden, weil<br />
die Ware auch daheim noch länger<br />
frisch bleibe, und fürihn als Händler,<br />
weil er deutlich wenigerVerluste habe.<br />
Wohl auch deshalb treibt Edeka<br />
das Projektzügigweiter voran.<br />
DerKonkurrent Rewe zieht in diesen<br />
Tagen nach –mit Avocados, die<br />
mit einemähnlichen System behandelt<br />
sind. Der Überzug besteht hier<br />
aus natürlichem Zucker, Zellulose<br />
und pflanzlichen Ölen und stammt<br />
vom britischen Hersteller AgriCoat<br />
NatureSeal. Auch er soll essbar und<br />
gut verträglichsein.<br />
DieFrüchte würden in dieser Woche<br />
bereits in bis zu 860 Rewe- und<br />
Penny-Märkten verkauft, kündigte<br />
das Unternehmen an. „Wir hoffen<br />
sehr, dass uns unsere Kunden in<br />
unserem Kampf gegen Lebensmittelverschwendung<br />
durch ihre Kaufentscheidung<br />
unterstützen“, betonte<br />
der Rewe-Manager Eugenio Guidoccio.<br />
Jährlich landen nach einer aktuellen<br />
Studie des Bundesforschungsinstituts<br />
für ländliche Räume, Wald<br />
und Fischerei (Thünen-Institut)<br />
über 12Millionen Tonnen LebensmittelimMüll.<br />
DerGroßteil derAbfälle<br />
–7MillionenTonnen –entsteht<br />
in Privathaushalten. (dpa)<br />
Früchte mit essbarer Schutzschicht kommen<br />
jetzt in dieLäden.<br />
FOTO: R.PFEIL/DPA
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 7<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Am liebsten<br />
Papas<br />
Nachfolger<br />
Nachkommen oft bereit<br />
zur Firmenübernahme<br />
Von Roland Losch<br />
Fielmann, Sixt, Hipp –invielenFamilienunternehmen<br />
wird die<br />
Gründergeneration gerade schrittweise<br />
von den Kindern abgelöst. Bei<br />
einer Umfrage der Stiftung Familienunternehmen<br />
sahen es 71 Prozent<br />
der potenziellen Nachfolger als<br />
wahrscheinlich an, „dass sie bis zum<br />
40. Geburtstag Geschäftsführer des<br />
Familienunternehmens sein werden“.<br />
Die Übernahmebereitschaft<br />
habe sich in den vergangenen zehn<br />
Jahren verdoppelt.<br />
„Allen Unkenrufen zum Trotz<br />
steht eine Generation vonUnternehmernzur<br />
Verfügung, die bereit und in<br />
der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen“,<br />
teilte die Stiftung am Montag<br />
in München mit. Rund drei Millionen<br />
Familienunternehmen steheninDeutschlandfürjedenzweiten<br />
Arbeitsplatz und 2,8 Billionen Euro<br />
Umsatz, so das Zentrum für Europäische<br />
Wirtschaftsforschung (ZEW) in<br />
Mannheim. Jedes Jahr stehen ZehntausendeFamilienbetriebezurÜbergabe<br />
an. „Der Malermeister mit zwei<br />
Kindern, die beide studiert haben –<br />
sie werden den Betrieb eher nicht<br />
fortführen“, sagt Stiftungssprecher<br />
André Tauber.Aber bei großen Familienunternehmen<br />
sehe das ganz anders<br />
aus.<br />
Der 30-jährige Marc Fielmann<br />
zumBeispielist seit November alleiniger<br />
Vorstandschef von Deutschlands<br />
größter Optikerkette, mit 740<br />
Filialen, 20000 Mitarbeitern und<br />
1,4 Milliarden Euro Umsatz. Unternehmensgründer<br />
Günther Fielmann<br />
hatte seinen Sohn 2018 zum Co-Chef<br />
des Konzerns gemacht, jetzt übergab<br />
er jetzt das Steuer.<br />
Auch bei der Drogeriemarktkette<br />
dm ist der Generationswechsel gerade<br />
erfolgt: Christoph Werner,der 46-<br />
jährige Sohn des Unternehmensgründers<br />
Götz Werner, steht jetzt an<br />
der Spitze des Konzerns mit über<br />
11 Milliarden Euro Umsatz. Beianderenist<br />
der allerletzte Schritt noch offen.<br />
Europas größter Autovermieter,<br />
Erich Sixt, wird dieses Jahr 76. Seine<br />
beiden Söhne Alexander und Konstantin<br />
sind schon seit 2015 im Vorstand<br />
und haben inzwischen ihr Gesellenstück<br />
abgeliefert: Die digitale<br />
Vernetzung der Vermietflotte, das<br />
Zusammenführen von Carsharing<br />
und Miete mit einer Buchungs-App<br />
für die Kunden.<br />
Für Hipp-Babybrei steht seit einigen<br />
Jahren nicht nur Firmenpatriarch<br />
Claus Hipp „mit seinem Namen“,<br />
sondernauch sein 51-jähriger<br />
SohnStefan. DerSenioristzwarnoch<br />
fast jeden Tagda, „aber das operative,<br />
strategische Geschäft überlässt er zunehmend<br />
der jungen Generation“,<br />
sagt Hipp-Sprecher Clemens Preysing.StefanHippübernehmedieRolle<br />
als Gesicht der Marke, sein jüngererBruderSebastian<br />
Hipp sei im Verwaltungsrat:<br />
„Die teilen sich das auf.“<br />
Das klassische Nachfolgemodell,<br />
wonach ein Familienmitglied die alleinige<br />
Verantwortung in der Geschäftsführung<br />
übernimmt, verliert<br />
an Bedeutung: Auch das ist ein Ergebnis<br />
der Studie, für die die Zeppelin-Universität<br />
Friedrichshafen im<br />
Auftrag der Stiftung Familienunternehmen<br />
im vergangenen Jahr 516<br />
potenzielle Unternehmensnachfolger<br />
befragt hat. (dpa)<br />
Günther Fielmann(l.) und sein Sohn<br />
Marc Fielmann. FOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA<br />
„GuteAussichten fürAktien“<br />
DWS-Fondsmanager Asoka Wöhrmann über Geldanlage in Zeiten von Negativzinsen<br />
Essind schwierige Zeiten für<br />
Menschen, die ihr Geld gewinnbringend<br />
anlegen<br />
wollen. Als Chef des größten<br />
deutschen Vermögensverwalters<br />
DWS steht auch Asoka Wöhrmannvor<br />
demProblem,Rendite erwirtschaften<br />
zu müssen. InZeiten<br />
von Negativzinsen für große Bankeinlagenist<br />
dasnicht einfach.Doch<br />
Wöhrmann lässt sich nicht unterkriegenund<br />
hält auch einpaar Tipps<br />
für Sparer bereit.<br />
Herr Wöhrmann, seit gut fünf Jahren<br />
gibtesNegativzinsen. Wielangewird<br />
dieserZustandnoch andauern?<br />
Sicherlich wird essie nicht ewig<br />
geben. Ich glaube aber, wir werden<br />
in den nächsten fünf Jahren noch<br />
sehr niedrige Zinsen haben. Dabei<br />
dürften sie in den nächsten zwei,<br />
drei Jahren negativ sein.<br />
Wann kommt ein früheres Zinsniveauwieder–<br />
mit 5oder 6Prozent<br />
oder mehr?<br />
Vielleicht nie wieder. Japan befindetsichseit<br />
20 Jahren im Negativzinszyklus,<br />
ein Ende ist dort nicht<br />
absehbar.<br />
Was sind denn die Folgen negativer<br />
Zinsen?<br />
Ichnenne dasFinanzrepression.<br />
Die reale Entwertung ist ein Drama<br />
für Anleger und Sparer. Es handelt<br />
sich umdas schlimmste vorstellbare<br />
Szenario. Volkswirtschaftlich erleben<br />
wir eine säkulare Stagnation:<br />
Niedrige Zinsen, verbunden mit<br />
schwachemWachstum.<br />
Von den Niedrigzinsen profitieren<br />
vor allem die angeschlagenen südeuropäischen<br />
Länder. Bei höheren<br />
Zinsen wären sie praktischpleite.<br />
Einspruch! Japan hat eineStaatsverschuldung<br />
von 260 Prozent gemessen<br />
am Bruttoinlandsprodukt<br />
und istnichtpleite.Schuldentragfähigkeit<br />
berechnet sich anders. Ein<br />
Verschuldungsgrad von über<br />
130 Prozent wie in Italienist in Europa<br />
sehr hoch, verglichen mit deutschen<br />
59 Prozent. Das Problem in<br />
der Euro-Zone ist, dass einige Länder<br />
ihre Schuldenstände reduzieren,<br />
andere mit dem Thema nonchalantumgehen,<br />
ihre Schulden also<br />
halten oder sogar ausweiten.<br />
Geringes Wachstumgepaart mit Negativzinsen:<br />
Gibt es da überhaupt<br />
noch einen Ausweg?<br />
Ich denke ja. Wir haben eine<br />
Währung. Somit kann nicht jedes<br />
Land seine Geldpolitik selbst bestimmen.<br />
Der Schlüssel liegt daher<br />
in der fiskalpolitischen Auslegung.<br />
Entweder sind wir Sparweltmeister,<br />
dann aber alle. Oder wir müssen in<br />
Deutschland –und dafür plädiere<br />
ich –das Wachstum über fiskalpolitische<br />
Impulse ankurbeln. Es ist<br />
hierzulande eine Menge zu tun,<br />
wenn ich an die Infrastruktur oder<br />
die Digitalisierung denke. Wir können<br />
so die Innovationskraft in Europa<br />
erhöhen, um wiedereinewichtige<br />
Wirtschaftskraft zu werden.<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Nicht viele Messen sind älter als<br />
die Ispo in München. Seit 1970<br />
und damit seit einem halben Jahrhundert<br />
wird dort nach den neuesten<br />
Trends bei Sportartikeln gefahndet.<br />
Wenn es nach Messechef<br />
Klaus Dittrich und einigen Pionieren<br />
der Branche geht, ist der Trend für<br />
die nächsten Jahregefunden.<br />
„Wir sind am Beginneiner Veränderung“,sagt<br />
Dittrich und denktdabei<br />
an Klimawandel und Nachhaltigkeit.<br />
Mark Held pflichtet ihm bei.<br />
„Sportartiklerverkaufen nichtmehr<br />
Im Saalder Frankfurter Börse verfolgt einHändler dieKursentwicklung.<br />
Kompostierbare Daunenjacken<br />
Getrieben von Outdoorfirmen will die Sportartikelbranche nachhaltigerwerden<br />
ZUR PERSON<br />
FOTO: FRANK RUMPENHORST/DPA<br />
Asoka Wöhrmann (54) ist seit 2018 Chef der Deutsche-Bank-Tochter DWS, desgrößten bundesdeutschen<br />
Vermögensverwalters. Das Unternehmen betreut 750 Milliarden Euro Anlagekapital<br />
und erzielte 2018 mit seinen 3500 Mitarbeiterneinen Umsatz von2,26 Milliarden Euro.<br />
Geboren in Sri Lanka kam Wöhrmann als Elfjähriger nach Deutschland. Mit seiner Frau und den<br />
vier Kindernlebt der promovierte Wirtschaftswissenschaftler in Ostwestfalen und Frankfurtam<br />
Main.<br />
nur Sportartikel, sie müssen auch<br />
Verantwortung für unsere Umwelt<br />
und ihreLieferketten übernehmen“,<br />
fordert der Chef des europäischen<br />
Outdoor-Branchenverbands. In der<br />
Tatgibt es dieses Jahr kaum einen<br />
Messestand auf der Ispo, an dem<br />
nicht mit nachhaltiger Ware oder<br />
Produktionsweise geworben wird.<br />
Viele der 2850 Aussteller preisen<br />
vermeintlich Bahnbrechendes für<br />
Umwelt- und Klimaschutz an. Beim<br />
einen ist es eine als „Ökobooster“<br />
beworbene komplett kompostierbare<br />
Daunenjacke, die garantiert<br />
binnendreiMonaten biologischabgebaut<br />
sei. Andere geben sich mit<br />
einem nachhaltigen Rückenprotektor<br />
für waghalsige Sportler aus<br />
100 Prozent Schafwolle zufrieden.<br />
Der Dritte verspricht, sein Produktionsabwasser<br />
so mittels Algen zu<br />
reinigen, dass man es danach trinken<br />
könne. Auch eine Funktionsjacke<br />
aus recycelten Alttextilien und<br />
Plastikflaschen wirdals Weltneuheit<br />
angepriesen.<br />
„Der ganz große Trend liegt in<br />
biopolymeren Werkstoffen und Materialien“,<br />
glaubt Veit Senner. Dabei<br />
geheesdarum, die vielenKunststoffe,die<br />
bei Sportartikeln immer noch<br />
Demstehtaberdie im <strong>Berliner</strong> Koalitionsvertrag<br />
vereinbarte schwarze<br />
Null im Haushalt entgegen.<br />
Das ist grundsätzlich ein gutes<br />
Vorhaben. Aber umaus der Spirale<br />
von niedrigem Wachstum und Negativzinsen<br />
herauszukommen,<br />
brauchen wir einen kräftigen Impuls.<br />
Die europäischen Banken haben bislang<br />
über 20 Milliarden Euro an<br />
Strafzinsen bezahlt.Wie stabil istdas<br />
europäische Finanzsystem?<br />
Es hat sich in den vergangenen<br />
zehn Jahren deutlichstabilisiert.Allerdings<br />
mussten enorme Anpassungslasten<br />
verkraftetwerden.Deswegen<br />
ist die Ertragskraft im globalen<br />
Vergleich am niedrigsten.<br />
Wie kann Abhilfe geschaffen werden?<br />
Die US-Banken blühen und gedeihen.<br />
Wenn wir da aufholen wollen,<br />
müssen wir in Europa mehr<br />
über Konsolidierung nachdenken,<br />
auch über Ländergrenzen hinweg,<br />
auch zwischen Banken und Sparkassen<br />
etwa.<br />
Welche Konsequenzen habendie Negativzinsenfür<br />
dieAltersvorsorge?<br />
Die Lebensversicherer und Pensionsfonds<br />
stehen vor einer enormen<br />
Wiederanlageproblematik<br />
ihres Kapitals.Esist davonauszugehen,<br />
dass dieGarantiezinsenweiter<br />
sinken werden. Ich bezweifle auch,<br />
dass die Einlagengarantie noch gewährleistetwerden<br />
kann.<br />
Da bleibt als Alternative die Anlage<br />
in Aktien?<br />
Ich propagiere Aktien seit Jahren<br />
–2019 war ein sehr gutes Jahr,<br />
der Deutsche Aktienindex, der Dax,<br />
ist um 25 Prozent gestiegen. Die<br />
Aussichten für dieses Jahr sind<br />
ebenfalls positiv.<br />
Aber fürkurzfristige Anlagen istdieses<br />
Instrument eher nicht sogut geeignet.<br />
Wer in Aktien spart, sollte das<br />
langfristig betrachten, dann erzielt<br />
er eine gute Rendite. 1990 war der<br />
Daxdreistellig, jetzt sind es mehr als<br />
13 000Punkte.Bei derLehman-Krise<br />
vor elf Jahren lag der Dax bei<br />
3000 Punkten. Sie sehen: Auf lange<br />
Sicht ist die Aktie das beste Instrument.<br />
Monatliches Aktiensparen in<br />
Fonds ist die sinnvollste Altersvorsorge.<br />
Und wie sieht es mit Immobilien<br />
aus?<br />
Ich gehe davon aus, dass die Immobilienpreise<br />
in den nächsten<br />
Jahren weiter klettern werden. Nicht<br />
zu vergessen ist, dass es hier viele<br />
Jahre lang keine Steigerungen gab.<br />
Wer zur Miete wohnt, sollte angesichts<br />
der niedrigen Zinsen durchrechnen,<br />
ob er nicht davon profitieren<br />
kann. Auch Immobilienaktien<br />
und offene Immobilienfonds sind<br />
eine gute Wahl.<br />
DasGespräch führte Ulrich Milde.<br />
eingesetzt werden, durch nachhaltige<br />
Rohstoffe auf pflanzlicher Basis<br />
wie Rizinusöl oder Mais zu ersetzen,<br />
erklärtder Professorfür Sportgeräte<br />
und Sportmaterialien an der TU<br />
München.<br />
Der Wissenschaftler denkt dabei<br />
über die Sportartikelbranche hinaus.<br />
Sport eigne sich wegen seiner<br />
Breitenwirkung ideal zur Vermittlung<br />
vonWerten. „Sportmuss künftig<br />
als emotionales trojanisches<br />
Pferd genutzt werden“, fordert Senner.Inder<br />
Pflicht stünden auch Verbraucher<br />
mit ihrer Kaufentscheidung.<br />
NACHRICHTEN<br />
Erwerbslosenzahl<br />
erreicht Tiefstand<br />
DieZahl derErwerbslosenin<br />
Deutschland ist im Jahresdurchschnitt<br />
2019 auf den niedrigsten<br />
Stand seit der Wiedervereinigung<br />
gesunken. Nach vorläufigen Schätzungen<br />
lag sie bei 1,4 Millionen<br />
Menschen, wie das Statistische Bundesamt<br />
am Montag mitteilte.Auch<br />
der Arbeitsmarkt in der Europäischen<br />
Union habe sich vomTiefpunkt<br />
nach der Finanzkrise 2009<br />
„weitgehend erholt“, stellten die<br />
Statistiker fest. Damals war die<br />
Arbeitslosigkeit auf dem Globus auf<br />
einen Höchstwertgestiegen: 212<br />
Millionen Menschen ohne Jobzählte<br />
seinerzeit die Internationale<br />
Arbeitsorganisation. (dpa)<br />
Gedämpfte Stimmung in<br />
der Deutsche Wirtschaft<br />
DieStimmung in der deutschen<br />
Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn<br />
überraschend eingetrübt. Wiedas<br />
Münchner Ifo-Institut am Montag<br />
mitteilte,fiel das vonihm erhobene<br />
Geschäftsklima im Januar um<br />
0,4 Punkte auf 95,9 Zähler.Analysten<br />
hatten im Mittel mit einem Zuwachs<br />
auf 97,0 Punkte gerechnet. Belastet<br />
wurde die Stimmung in den Unternehmen<br />
vonden Erwartungen für<br />
das nächste halbe Jahr.Dagegen<br />
hellte sich die Bewertung der aktuellen<br />
Lage leicht auf. DasIfo-Geschäftsklima<br />
ergibt sich aus einer<br />
Umfrage unter 9000 Unternehmen<br />
und gilt als wichtigstes Konjunkturbarometer<br />
hierzulande.Der Rückgang<br />
des Geschäftsklimas dämpft<br />
Hoffnungen auf eine konjunkturelle<br />
Belebung. (dpa)<br />
Indien will staatliche<br />
Fluggesellschaft verkaufen<br />
Der rote Teppich istfür Interessenten<br />
ausgerollt.<br />
FOTO: MUSTAFA QURAISHI/DPA<br />
Dieindische Regierung will ihre<br />
hoch verschuldete staatliche Fluggesellschaft<br />
Air India verkaufen. Das<br />
teilte die Regierung am Montag mit.<br />
Biszum 17. Märzkönnten Interessenten<br />
Angebote einreichen. Zuvor<br />
hatte die Regierung bereits versucht,<br />
die Mehrheit ihrer Anteile an der<br />
Airline zu verkaufen, vonder sie<br />
100 Prozent besitzt. Dashatte 2018<br />
aber niemanden überzeugt. Air India<br />
hat Schulden im Wert vonumgerechnet<br />
rund 7,4 Milliarden Euro,<br />
wovonder Käufer laut Regierung etwa<br />
2,9 Milliarden Euro übernehmen<br />
muss.Die Regierung will den Rest<br />
übernehmen. DerLuftfahrtmarkt<br />
Indien wächst stark. (dpa)<br />
Gesellschaftsspiele<br />
stark gefragt<br />
Gesellschafts- und Brettspiele sind beliebt<br />
in Deutschland –auch im Zeitalter<br />
des Handys.„Immeröfter bleibt<br />
das Mobiltelefon in der Tasche,und es<br />
werden Spiele in Runden auf den<br />
Tisch gebracht“, teilte der Vorsitzende<br />
des Vereins Spieleverlage,Hermann<br />
Hutter,zweiTage vorBeginn der Internationalen<br />
Spielwarenmesse in Nürnbergmit.<br />
Im vergangenen Jahr habe es<br />
bei Brett- und Gesellschaftsspielen ein<br />
Umsatzwachstum von8Prozent auf<br />
rund 550 Millionen Euro in der Branche<br />
gegeben. DasRatespiel „Just One“<br />
oder das Strategiespiel „Flügelschlag“<br />
seien gute Beispiele. (dpa)
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Koalitionsstreit<br />
ZITAT<br />
Die SPD sollte<br />
lieber schweigen<br />
Peter Neumann<br />
fragt sich, was sich die Partei von<br />
ihrer Verkehrsdebatte verspricht.<br />
Zwar wirdinBerlin erst 2021 wieder gewählt.<br />
Doch für die unter Abstiegsängsten<br />
leidende SPD hat der Wahlkampf<br />
bereits begonnen. Wie anders ließe sich<br />
erklären, dass sie bei jeder Gelegenheit<br />
gegen die Grünen holzt –obwohl diese<br />
Partei noch ihr Partner im Senat ist. Dabei<br />
ist fraglich, ob das aggressiveSchaulaufen<br />
den Sozialdemokraten auch nur eine zusätzlicheWählerstimme<br />
verschaffen wird.<br />
In diesem Fall hat die <strong>Berliner</strong> SPD<br />
auch noch das falsche Thema gewählt:<br />
den Verkehr.Über Jahrehinweg waren die<br />
Verkehrssenatoren Sozialdemokraten,<br />
auch der heutige Regierende Bürgermeister<br />
bekleidete dieses Amt. Jahrelang<br />
konnten sie zeigen, was sie wollen und<br />
können. Doch angesichts der Bilanz sollte<br />
die SPD lieber schweigen anstatt die seit<br />
2016 amtierenden Grünen anzuzählen.<br />
Zwar gab es richtige Weichenstellungen,<br />
etwa im Rad- und Nahverkehr. Das<br />
meiste konnte aber nicht mit Leben erfüllt<br />
werden, weil der Personalabbau in der<br />
Verwaltung weiterging. DieU-5-Verlängerung,<br />
die 2020 in Betrieb geht, wurde vom<br />
SPD-Senator Strieder bekämpft, neue U-<br />
Bahn-Projekte schob auch Senator Müller<br />
nicht an. Beiden Fahrpreisen fiel den Sozialdemokraten<br />
ebenfalls nur wenig ein.<br />
Sicher, auch Verkehrssenatorin Regine<br />
Günther (Grüne) verdient Kritik. In ihrer<br />
Amtszeit wird, wenn überhaupt, nur eine<br />
einzige Straßenbahn-Neubaustrecke fertig.<br />
Aber das liegt auch an einem wuchernden<br />
Regeldickicht. Natürlich wäre<br />
es nicht falsch, für die fernere Zukunft<br />
neue U-Bahn-Linien zu planen. Doch bevor<br />
es Berlin nicht schafft, auch nur<br />
kleinste Infrastrukturprojekte wie die<br />
Tram zum Ostkreuz zu realisieren, ist alle<br />
Kraft erst einmal dort zukonzentrieren.<br />
Alles anderesind Wolkenkuckucksheime.<br />
USA<br />
Ein unerwarteter<br />
Zeuge<br />
KarlDoemens<br />
über die brisante Aussageeines<br />
früheren Trump-Vertrauten.<br />
Inder klassischen Tragödie wird die Peripetie<br />
als Spannungselement eingesetzt:<br />
Kurz vor dem Ende des Stücks<br />
nimmt die Handlung eine überraschende<br />
Wendung. So scheint es auch im Impeachment-Verfahren<br />
gegen Donald<br />
Trump zu sein. Der Prozess nähert sich<br />
mit hohem Tempo seiner Einstellung –da<br />
springt plötzlich Ex-Sicherheitsberater<br />
John Bolton auf die Bühne und präsentiertden<br />
definitiven Beweis für die Schuld<br />
des Präsidenten.<br />
Zum strahlenden Helden in dem<br />
Schmierenstück der Ukraine-Affäre taugt<br />
Bolton sicher nicht. Er ist ein ultra-konservativer<br />
Kriegstreiber. Auch hätte er seine<br />
Aussage bei den Anhörungen des Repräsentantenhauses<br />
machen können. Vielmehr<br />
finden sich seine Vorwürfe nun eher<br />
zufällig in einem Buchmanuskript. Genau<br />
das aber erhöht die Glaubwürdigkeit des<br />
Zeugen: Der 71-jährige Hardliner hat keinen<br />
Grund, den Demokraten zu helfen. In<br />
einer normalen Welt könnte kein aufrechter<br />
Republikaner Boltons Aussage beiseitewischen.<br />
Immerhin widerspricht der Ex-<br />
Sicherheitsberater dem Präsidenten diametral:<br />
Trump behauptet, er habe nie<br />
Druck auf den ukrainischen Präsidenten<br />
ausgeübt, Ermittlungen gegen seinen Rivalen<br />
Joe Biden einzuleiten. Laut Bolton<br />
hat Trump ihm selbst gesagt, dass er deswegen<br />
die Militärhilfe zurückhielt. Das<br />
müsste dieWendung sein, eigentlich.<br />
Doch ob es so kommt, ist mehr als fraglich.<br />
Die Führung der Republikaner will<br />
Bolton nicht einmal als Zeugen anhören.<br />
Die Richter im Impeachment-Prozess<br />
sind zu offenen Komplizen des Täters geworden.<br />
Wenn sie damit durchkommen,<br />
muss man sich ernsthaft Sorgen machen<br />
um die amerikanische Demokratie.<br />
Maßanfertigung,wie immer<br />
Das Nackensteak kam am Wochenende<br />
zu hohen Ehren –sowohl<br />
bei seinen Anhängern als<br />
auch bei seinen Gegnern. Der<br />
Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag,<br />
Ralph Brinkhaus, sagte in einem Interview,<br />
erschäme sich nicht dafür, Leute zu<br />
vertreten, „die mit einem Verbrennungsmotor<br />
unterwegs sind, Nackensteak essen und<br />
fleißig sind –diese Leute sind das Rückgrat<br />
unserer Gesellschaft.“ DerSubtext des Satzes<br />
lautete, wer hart arbeitet, der darf Auto fahrenund<br />
Fleisch essen, so wie es ihm beliebt –<br />
selbst wenn es dem Klima schadet. Im Juni<br />
letzten Jahres war es übrigens das Schnitzel,<br />
das zu Ehren kam. Da sagte der FDP-Vorsitzende<br />
Christian Lindner: „Die Frage ist:<br />
Träumt man wie Robert Habeck von einer<br />
Gesellschaft, in der es keinen Fleischkonsum<br />
mehr gibt? Ichsage:Wervegan leben will, soll<br />
es gerntun. DasSchnitzel sollte den anderen<br />
aber nicht verboten werden.“<br />
Beide Sätzesind typisch für den Stand der<br />
Klimadebatte. Sie lebt von falschen Zuschreibungen.<br />
Brinkhaus erweckt den Eindruck,<br />
als habe jemand behauptet, dass er<br />
sich für die Vertretung von Nackensteak essenden<br />
Verbrennungsmotorfahrern schämen<br />
müsse,ohne dass kenntlich würde,wer<br />
das sein sollte. Bei Lindner wird dies noch<br />
deutlicher. Kein Grüner würde sich trauen,<br />
Schnitzel zu verbieten. Die Partei träumt<br />
nicht etwa. Sie leidet vielmehr unter einem<br />
Trauma –dem Trauma, einst einen Veggie-<br />
Dayfür Kantinen vorgeschlagen zu haben.<br />
Nun könnte man das Ganze als übliches<br />
Geplänkel zwischen Parteien abtun. Hier<br />
wird ja nur ein wenig polemisiert, mehr<br />
nicht. Im größeren ökologischen Kontext ist<br />
diese Art der Auseinandersetzung freilich<br />
problematisch. Denn eigentlich bräuchten<br />
Bislang legten unsere Spitzenpolitiker in<br />
der israelischen Gedenkstätte YadVashem<br />
Kränze nieder und äußerten einige<br />
Sätzetiefer Betroffenheit. Erst jetzt, 75 Jahre<br />
nach der Befreiung des Vernichtungslagers<br />
Auschwitz, konnte dort ein deutscher<br />
Staatsmann öffentlich reden, nämlich Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier. Am<br />
vergangenen Donnerstag sprach er in Yad<br />
Vashem vor den wenigen Überlebenden<br />
und den vielen Nachfahren der Ermordeten,<br />
vor den Repräsentanten Israels und jener<br />
Staaten, die Mörderdeutschland 1945<br />
unter unsäglichen Opfern zur Kapitulation<br />
gezwungen hatten.<br />
WieAngela Merkel, als sie Anfang Dezember<br />
die Gedenkstätte Auschwitz besuchte,<br />
fand auch Steinmeier den richtigen Tonund<br />
eindeutige Sätze. Er sprach nicht von „den<br />
Nationalsozialisten“, die Ungeheuerliches<br />
„im deutschen Namen“ begangen hätten,<br />
sondern von Deutschen. Er mied die Wörter<br />
Hitler, Diktatur, NS-Regime, Ideologie,<br />
Machthaber, Rassenwahn, Weltanschauungskrieger.<br />
Warum verzichtete er auf alle<br />
diese unter Journalisten, Historikerinnen<br />
und Moderatorinnen, Gedenkpädagogen<br />
und Schulbuchautoren so hochbeliebten<br />
Distanzformeln? DieAntwortist einfach. Alle<br />
diese Begriffe dienen dazu, sich um das zentrale<br />
unbeantwortete Problem herumzudrücken:<br />
Wie konnte ein ganzes Volk, und zwar<br />
das deutsche,derarttief sinken?<br />
Der Bundespräsident stellte diese Fragen<br />
in YadVashem nicht, dazu reichte weder die<br />
Klima und Nackensteaks<br />
Das neue<br />
Reizthema<br />
Markus Decker<br />
stellt fest, dass die Umweltpolitik in Sachen Polarisierung<br />
das Flüchtlingsthema abgelöst hat.<br />
wir nichts mehr als eine maximal nüchterne<br />
Debatte darüber, was zur Bekämpfung des<br />
Klimawandels getan werden kann und muss<br />
–und das von allen. Stattdessen gerät das<br />
Thema mehr denn je auf die Links-Rechts-<br />
Achse und in die Mühlen der Identitätspolitik,<br />
wo laufend Klischees konstruiertwerden.<br />
Da sind die angeblichen Vegetarier vom<br />
Prenzlauer Berg mit zwei Langstreckenflügen<br />
im Jahr, die den angeblichen Grillweltmeistern<br />
mit SUV in Brandenburg mal zeigen<br />
wollen, was richtig und was falsch ist.<br />
Treiber dieser Polarisierung ist die AfD.<br />
DasVerhetzungspotenzial der Flüchtlingspolitik<br />
hat sich erschöpft. Das scheint auch<br />
die AfD so zu sehen. Denn schon vorMonaten<br />
hat sie die Klimapolitik zum neuen Thema<br />
KOLUMNE<br />
Steinmeier,<br />
Auschwitz und<br />
die Deutschen<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
Redezeit, noch taugten Ortund Anlass dazu.<br />
Aber er weiß, dass die genannten Sprechblasen<br />
als gängige Ausreden herhalten, um die<br />
Schuld an der Ermordung der europäischen<br />
Juden und die Last der historischen Verantwortung<br />
auf möglichst wenige „Unmenschen“,<br />
auf möglichst kleine Gruppen („Monopolkapital“,<br />
„SS-Schergen“ usw.) zu reduzieren.<br />
Noch beliebter ist es, eine völlig entpersönlichte,<br />
uns Heutigen fremd<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
Nummer eins erklärt. Seither geistert die Erzählung<br />
durch die Republik, Grüne, Linke<br />
und Linksliberale wollten die Deutschen umerziehen.<br />
GrößereSpuren hinterlässt diese Erzählung<br />
in der FDP,kleinereauf dem rechten<br />
Flügel der Union. Lindner versucht, jene hinter<br />
seiner Partei zu versammeln, die der Modernisierung<br />
im Sinne des Klimaschutzes<br />
zum Opfer fallen könnten. DerWirtschaftsflügel<br />
von CDU und CSU mitsamt der „Werte-<br />
Union“ tun es ihm gleich. Dabei erscheint der<br />
heimische Lebensstil samt Nackensteak und<br />
Schnitzel als etwas, worauf Bürger einen natürlichen<br />
Anspruch haben, der ihnen illegitimerweise<br />
genommen werden soll. Auch einzelnen<br />
Linken wie dem einstigen Linksparteichef<br />
Klaus Ernst ist diese Denke nicht fremd.<br />
Ihnen scheint nicht klar zu sein, dass beim<br />
Festhalten an den Zuständen nicht bloß der<br />
Konsum von Nackensteak und Schnitzel in<br />
Gefahr ist, sondern unsere gesamte Konsumgesellschaft.<br />
Werglaubt, am Status quo festhalten<br />
zu können, gefährdet ihn umso mehr.<br />
Nur radikales Umsteuern kann das noch abwenden.<br />
So werden realitätsbezogene Erwägungen<br />
überlagert von neuen Freund- und<br />
Feindbildern. Zuweilen entsteht der Eindruck,<br />
als sei Klimaschutz etwas, was die einen<br />
sich ausgedacht haben, um die anderen<br />
zu quälen –und alshätten jene,die das so sehen,<br />
ein ganz privates Zweit-Klima im Keller,<br />
das sie bei Bedarf wie ein Zelt über ihr Leben<br />
spannen könnten. Wieweit die Irrationalität<br />
reichen kann, zeigt Australien, wo der Premierminister<br />
an der Kohle festhält, obwohl<br />
die auch vonder Kohleverstromung herrührende<br />
Erderwärmung sein Land längst existenziell<br />
bedroht. Nein, niemand sollte glauben,<br />
dass Schaden klug macht. Menschen<br />
können auch trotz Schadens dumm bleiben.<br />
erscheinende „völkische Blut-und-Boden-<br />
Rassenideologie“ zur Generalschuldigen zu<br />
erklären und „die Nationalsozialisten“ mit<br />
angeekeltem Unterton so darzustellen, als<br />
seien sie vomMars eingeschwebt –mörderische<br />
Unpersonen, mit denen zwischen<br />
Rhein und Oder kaum jemand verwandt<br />
oder verschwägertsei.<br />
Im bewussten Gegensatz dazu sprach<br />
Steinmeier geradeaus und klar über den<br />
Mord an Millionen Menschen: „Deutsche<br />
haben sie verschleppt. Deutsche haben ihnen<br />
Nummern auf die Unterarme tätowiert.<br />
Deutsche haben versucht, diese Menschen<br />
zu entmenschlichen, zu Nummern zumachen,<br />
im Vernichtungslager jede Erinnerung<br />
an sie auszulöschen. (…) Die Täter waren<br />
Menschen. Siewaren Deutsche.Die Mörder,<br />
die Wachleute, die Helfershelfer, die Mitläufer:<br />
Sie waren Deutsche. Der industrielle<br />
Massenmord an sechs Millionen Jüdinnen<br />
und Juden, das größte Verbrechen der<br />
Menschheitsgeschichte –eswurde vonmeinen<br />
Landsleuten begangen. Der grausame<br />
Krieg, der weit mehr als 50 Millionen Menschenleben<br />
kosten sollte, erging von meinem<br />
Lande aus.“<br />
Wirwerden bis zum 8./9. Mainochoft hören<br />
und lesen, was angeblich allein „die Nationalsozialisten“<br />
alles verbrochen haben.<br />
Eine Rede des Bundespräsidenten wird das<br />
nicht ändern. Aber als erster Bürger seines<br />
Landes hat Frank-Walter Steinmeier einen<br />
guten Anfang gemacht, um an die ganze<br />
Wahrheit zu erinnern.<br />
„Meine Idee ist, dass wir bis<br />
2050 unseren Energiebedarf<br />
zuüber 50 Prozent<br />
aus importiertem, nachhaltig<br />
erzeugtem Wasserstoff<br />
decken werden.“<br />
Anja Karliczek, Forschungsministerin, erklärt im<br />
Interview mit dem Spiegel ihre Vorstellung von der<br />
Energiewende.<br />
AUSLESE<br />
China und der<br />
Coronavirus<br />
Der Coronavirus beschäftigt die Kommentatoren<br />
mittlerweile weltweit.<br />
Die liberale <strong>Zeitung</strong> Hospodarske noviny<br />
aus Tschechien kritisiert die Vorgehensweise<br />
Chinas: „Wenn sich die Regierung<br />
in Peking verantwortungsvoll verhalten<br />
und eine offene Informationspolitik betreiben<br />
würde, könnte alles ganz anders<br />
sein.“, schreibt das Blatt. „Es ist, als ob die<br />
chinesischen Herrscher nichts aus der<br />
Sars-Epidemie im Jahr 2003 gelernt hätten.<br />
Damals führte der Versuch, die wahren<br />
Zustände monatelang zu vertuschen,<br />
nicht nur zu einer größeren Zahl an Opfern,<br />
sondern auch zueinem Verlust des<br />
Vertrauens in die chinesischen Behörden<br />
bei ihren Partnerninaller Welt.“<br />
„Bagger gegen einen Virus? Dasist das<br />
erstaunliche Bild, das aus Wuhan kommt.<br />
[...] Dievielen Maschinen, die zum Baueiner<br />
Festunggegen das Coronavirus eingesetzt<br />
werden, scheinen eher zu einer<br />
Kommunikationsstrategie als zu öffentlichen<br />
Bauarbeiten zu passen“, kommentiert<br />
die französische Regionalzeitung<br />
Dernières Nouvelles d’Alsace. „Man kann<br />
es als eine Propagandamaßnahme betrachten.“<br />
„Von der Ausbreitung zoonotischer<br />
Viren bis zur wachsenden Bedrohung<br />
durch Antibiotika-Resistenzen und<br />
der Klimakrise –die größten existenziellen<br />
Herausforderungen sind wahrhaft<br />
globaler Natur“, meint The Observer aus<br />
London. „Veraltete Vorstellungen von nationaler<br />
Souveränität werden dadurch zur<br />
Farce.“ Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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Berlin<br />
WasPotsdamer<br />
Forscher in Grünland<br />
erkunden<br />
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Neuer Ärger: Die ÖPNV-Pläne der SPD sorgen bei den Koalitionspartnern für Verdruss Seite 10<br />
Neuer Versuch: Für den Probebetrieb am BER werden 20 000 Komparsen gesucht Seite 12<br />
Stadtbild<br />
Unter<br />
Strom<br />
Gabriela Keller<br />
hat mit der Share Economy<br />
ein paar Startschwierigkeiten<br />
Wie gut, dass es Car-Sharing-<br />
Dienste gibt. Sonst würde ich<br />
jetzt nicht mit den zwei Vierjährigen<br />
auf der Rückbank in Richtung Karls<br />
Erlebnisdorfsausen, wir hätten nicht<br />
diesen tollen Nachmittag in der<br />
Wustermarkvor uns.Mein alter Ford<br />
sprang an diesem Sonntag nicht an,<br />
eine Lösung musste her, und zwar<br />
pronto, die Kinder wollten ins Erdbeerdorf.<br />
Da kam die Idee: Vielleicht<br />
kann einer dieser Car-Sharing-<br />
Dienste helfen. WeShare klingt gut,<br />
da kann man mit e-Golfs zum Minutenpreis<br />
cruisen. Das Ganze sah unkompliziert<br />
aus, die Anmeldung ist<br />
es auch, nach wenigen Minuten war<br />
ich neu registriertes Mitglied.<br />
Das nächste Auto steht gleich an<br />
der Ecke, der Strom reicht noch für<br />
78 Kilometer, sagt die App. Bis zum<br />
Erdbeerdorfsind es 24 Kilometer pro<br />
Strecke, das müsste locker reichen.<br />
Wirsurren los.Bloß unser Kilometerpegel<br />
schrumpft beunruhigend<br />
schnell. Was, wenn die Batterie leer<br />
ist? Wo findet man die nächste Ladestation?<br />
In der Wustermark? Etwas<br />
hektisch durchsuche ich die FAQs in<br />
der App, darin steht: Ums Aufladen<br />
kümmertsich der Anbieter.Aber:Sobald<br />
der Kilometerstand unter 20<br />
fällt, bin ich in der Pflicht.<br />
Wirkommen gut hin und zurück,<br />
aber auf der Rückfahrt unterschreiten<br />
wir den Wert. Ich habe noch nie<br />
ein Elektroauto aufgeladen und nun<br />
viele Fragen: Wie lange dauert das?<br />
Muss ich daneben warten? Mit zwei<br />
übermüdeten Kleinkindern? Ichrufe<br />
die Hotline an, eine Melodie dudelt,<br />
ich warte, 5Minuten, 10 Minuten,<br />
dann meldet sich eine Frau. Siesagt:<br />
Ichsoll das Auto nur an der Ladestation<br />
anschließen, es bleibt dort stehen.<br />
Undwir?Wiekommen wir dann<br />
nach Hause? Dann soll ich mir einen<br />
weiteren E-Golf mieten, rät sie. Und<br />
wenn keiner in der Nähe ist? Mitzwei<br />
Kleinkindern ist man so flexibel wie<br />
ein Gebirge, da kann man solche<br />
Fragen nicht dem Zufall überlassen.<br />
Die Frau lacht nervös, dakönne sie<br />
mir nichts zu sagen.<br />
Mir schwant nun, dass man sich<br />
wohl stärker in die Mobilitätswende<br />
reinfuchsen muss, ehe man einfach<br />
lossurren kann. Aber zunächst muss<br />
ich nun eine Ladesäule finden. In<br />
den FAQsteht, man sollte sich eine<br />
weitere App holen, die zeigt alle Stationen<br />
an. Runtergeladen, registriert,<br />
voilà, da erscheint eine Karte<br />
mit lauter bunten Punkten.<br />
Einer davon in einem Gewerbegebiet<br />
knapp zwei Kilometer entfernt<br />
vonzuHause.Die Appteilt mir<br />
mir, was ich tun soll: Ladekarte aus<br />
dem Handschuhfach nehmen, Kabel<br />
aus dem Kofferraum holen… Aber<br />
da ist keines. Das Auto ist fast leer,<br />
geladen bin im Moment nur ich, erneut<br />
rufe ich das Callcenter an, es ist<br />
inzwischen dunkel, die Kinder jammern,<br />
„Mama, wie lange noch“,<br />
schließlich geht eine Frau dran, sie<br />
sagt: Das sei aber selten, dass so ein<br />
Kabel fehlt. Und nun? Ich soll das<br />
Auto abstellen, sagt sie, ein Servicemitarbeiter<br />
werdesich kümmern.<br />
Als wir in der Wohnung ankommen,<br />
blinkt das Handy noch einmal,<br />
WeSharewill noch was vonmir,eine<br />
Bewertung. Wir sind müde, erleichtert<br />
und wieder heiter, fünf Sterne,<br />
bitte,danke,dann ist endlich Ruhe.<br />
Mutmaßliche Drogenverkäufer am Görlitzer Park:Sie liefernder Polizei ein Katz-und-Maus-Spiel durch die Wohngebiete.<br />
Die Drogen, die Dealer,der Görli<br />
Wieder einmal wird heftig gestritten, wie dem Rauschgiftproblem in Berlin beizukommen ist<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Geht Berlin zu nachsichtig<br />
mit Drogenhändlern um?<br />
Mit seiner laschen Drogenpolitik<br />
ziehe die Stadt<br />
Rauschgiftdealer aus ganz Europa an,<br />
meint die CDU. BeiLeuten, die mit einer<br />
Cannabismenge bis 15 Gramm<br />
von der Polizei erwischt werden, sehen<br />
die <strong>Berliner</strong> Behörden von einer<br />
Strafverfolgung ab.Erst oberhalb dieser<br />
sogenannten Eigenbedarfsmenge<br />
drohen Strafen.<br />
Verdrängung in die Kieze<br />
Diese in Deutschland einmalig hohe<br />
Grenze müsse gesenkt werden, forderte<br />
CDU-Fraktionschef Burkard<br />
Dregger am Montag im Innenausschuss<br />
des Abgeordnetenhauses.<br />
„Alle anderen Bundesländer würden<br />
den Besitz von Rauschgift schon bei<br />
Mengen über fünf, sechs oder zehn<br />
Gramm bestrafen. „15 Gramm sind<br />
eine Händlermenge“, so Dregger.<br />
Viele Dealer befänden sich in Asylverfahren<br />
in anderen Ländern und kämen<br />
nach Berlin, weil es hier für sie<br />
attraktiv sei. „Berlin verkommt zum<br />
Magneten für Rauschgifthändler.“<br />
Von2015 bis 2017 galt unter dem<br />
damaligen CDU-Innensenator im<br />
Görlitzer Park eine Null-Toleranz-<br />
Strategie: Schon wer dort mit einer<br />
Cannabismenge von0,01 Gramm ertappt<br />
wurde, bekam ein Strafverfahren.<br />
Dasband erhebliche Kapazitäten<br />
bei Polizei und Staatsanwaltschaft.<br />
Doch immerhin, darauf verweist die<br />
CDU, seien innerhalb von 18Monaten<br />
511 Dealer verurteilt worden. Der<br />
Nachteil: Dealer wichen in benachbarte<br />
Wohngebiete aus. Schon ein<br />
Wechsel auf die gegenüberliegende<br />
Seite der Görlitzer Straße genügte,um<br />
der Null-Toleranz-Regel zu entgehen.<br />
Die Händler machten weiter im<br />
Wrangelkiez, an der Warschauer Brücke,<br />
imSchlesischen Busch in Treptow.<br />
Auch die U-Bahnhöfe Boddinund<br />
Schönleinstraße sind heute<br />
Treffs von Dealern und teils schwer<br />
kranken Drogenkonsumenten.<br />
An diesen Auswirkungen änderte<br />
sich nichts, als die neue Regierungskoalition<br />
aus SPD, Linken und Grünen<br />
die Null-Toleranz-Bestimmung<br />
aufhob. Danach stieg auch die Zahl<br />
von Körperverletzungen, Rauben<br />
und Taschendiebstählen, die mit<br />
Drogenhandel einhergehen.<br />
Weil immer mehr Rauschgifthändler<br />
immer mehr Straßen bevölkern,<br />
will die CDU nun also die Regeln<br />
für den EigenbedarfinganzBerlin<br />
senken, damit die Polizei besser<br />
handeln kann. DieAfD stimmte dem<br />
CDU-Antrag im Innenausschuss zu,<br />
die FDP enthielt sich.<br />
SPD,Linke und Grüne lehnten ihn<br />
selbstredend ab. „Drogenhandel<br />
kann nicht mit einerVerschärfung der<br />
Gesetze bewältigt werden“, argumentierte<br />
Innensenator Andreas Geisel<br />
(SPD). „Es handelt sich um ein gesamtgesellschaftliches<br />
Problem, das<br />
allein mit Polizei nicht zu lösen ist.“<br />
Die Null-Toleranz-Strategie habe die<br />
Verdrängungstendenzen befeuert.<br />
„Von daher ist es nicht zu verstehen,<br />
warum die gescheiterte Strategie nun<br />
wieder hervorgeholt wird. Wir hätten<br />
dann erhebliche Belastung mit der<br />
Bearbeitung vonBagatellverfahren.“<br />
Selbstverständlich sei das eine<br />
Mehrbelastung, argumentiert die<br />
CDU. Dafür müsse das Personal bereitgestellt<br />
werden. „Es gibt Frauen,<br />
die sich nicht mehr aus dem Haus<br />
trauen“, sagt Kurt Wansner,CDU-Abgeordneter<br />
aus Kreuzberg. In Richtung<br />
Linke und SPD sagte er:„Gucken<br />
Sie indie Augen der Kinder, die drogenabhängig<br />
sind. Anwohner sagen,<br />
dass sie keine Verbesserung erleben<br />
und überlegen, wegzuziehen, solange<br />
sie eine Bezirksbürgermeisterin<br />
haben, die für Drogenhändler Fußballturniereveranstaltet.“<br />
Niklas Schrader (Linke) warf der<br />
CDU „billige Parolen“ vor. „Bei der<br />
Null-Toleranz-Zone florierte der Drogenhandel<br />
nach wie vor. Deshalbwar<br />
es völlig richtig, das abzuschaffen<br />
und auf eine neue Strategie zu setzen.<br />
Die Eigenbedarfsgrenze zu senken,<br />
ist ein schädlicher Weg.“ So gut wie<br />
alle Akteure in Einrichtungen und<br />
freien Trägern der Suchthilfe befürworteten<br />
die Entkriminalisierung, so<br />
Schrader. Auf dem Schwarzmarkt<br />
gebe es keinen Jugendschutz, sondern<br />
nur über kontrollierte Abgabe<br />
von Cannabis und massiver Verstärkung<br />
vonPrävention und Therapie.<br />
StärkerePolizeipräsenz<br />
Polizeichefin BarbaraSlowik baut auf<br />
die neue Brennpunkteinheit, die seit<br />
Jahresbeginn im Görlitzer Park und<br />
anderen Schwerpunkten unterwegs<br />
ist.„Das Ziel ist dieWiederherstellung<br />
der Wohn- und Lebensqualität der<br />
Anwohnerinnen und Anwohner“,<br />
sagte sie.Die Truppe leistete laut Geisel<br />
im Görlitzer Park vom2.bis 20. Januar<br />
fast 3000 Arbeitsstunden. Die<br />
Dealer würden den erhöhten Druck<br />
als störend empfinden, meint er.<br />
Im Dezember nahm eine ämterübergreifende<br />
Arbeitsgruppe zum<br />
Görlitzer Park und dessen Umgebung<br />
ihreArbeit auf. Darinwerdengesundheitliche,städtebauliche<br />
und polizeiliche<br />
Fragen besprochen. Im März,<br />
bevor die Freiluft-Saison wieder losgeht,<br />
sollen erste Ideenvorliegen, was<br />
man gegen das Drogenproblem tun<br />
könnte.<br />
In Berlin wurden mehr Autos abgeschleppt<br />
Polizei und Ordnungsämter ließen mehr Fahrzeuge umsetzen. Der Senat soll sich für höhere Bußgelder einsetzen<br />
InBerlin wird konsequenter gegen<br />
Falschparker vorgegangen. Im vergangenen<br />
Jahr ließ die Polizei nach<br />
Angaben von Innensenator Andreas<br />
Geisel (SPD) 36 957 Autos abschleppen.<br />
Die Ordnungsämter ließen<br />
29 789 Autos umsetzen. Im Vorjahr<br />
lagen die Zahlen bei 33 464 beziehungsweise<br />
bei 26 789 Fahrzeugen.<br />
Wie Geisel im Innenausschuss<br />
mitteilte, wurden wegen verkehrswidrigen<br />
Haltens und Parkens in<br />
zweiter Reihe 64 265 Anzeigen durch<br />
Polizei und Ordnungsämter geschrieben.<br />
2018 waren es 60 939 Anzeigen.<br />
Geisel kündigte an, künftig<br />
noch stärker gegen Autofahrer vorzugehen,<br />
die in zweiter Reihe, auf<br />
Busspuren und Radwegen stehen.<br />
Auch dieVerkehrsbetriebe (BVG)sollen<br />
mehr Personal erhalten, um gegen<br />
Falschparker auf ihren Fahrspurenaktiv<br />
zu werden.<br />
In dem von den drei Regierungsparteien<br />
eingebrachten Antrag<br />
wurde der Senat aufgefordert, eine<br />
Bundesratsinitiativemit dem Ziel zu<br />
starten, die Bußgelder für Falschparker<br />
deutlich zu erhöhen. Im Rahmen<br />
eines Schwerpunktmonats –beste-<br />
hend aus einer Präventiv- und einer<br />
Repressiv-Woche –soll das Bewusstsein<br />
vonAutofahrernzur Einhaltung<br />
der Straßenverkehrsordnung geschärft<br />
werden, etwa durch Werbekampagnen<br />
und Flyer.<br />
Darüber hinaus soll in diesem Zusammenhang<br />
eine Ausweitung hoheitlicher<br />
Rechte zur Anordnung<br />
von Fahrzeugumsetzungen auf Mitarbeiter<br />
der BVGund Mitarbeiter der<br />
Parkraumüberwachunggeprüft werden.<br />
Bis Ende März soll der Senat<br />
dem Abgeordnetenhaus über die<br />
Maßnahmen berichten.<br />
ERIC RICHARD<br />
Der Vorsitzende des Innenausschusses,<br />
Peter Trapp (CDU) kritisierte<br />
am Rande der Ausschusssitzung,<br />
dass Polizeiangestellte des<br />
Zentralen Objektschutzes (ZOS) in<br />
dem Antrag nicht berücksichtigt<br />
seien.<br />
Wenn etwa die Behindertenparkplätze<br />
vor dem Abgeordnetenhaus<br />
durch Unberechtigte belegt sind<br />
oder Autos verbotenerweise vorBotschaften<br />
parken, müssen die ZOS-<br />
Angestellten Vollzugsbeamte der Polizei<br />
rufen, die das Abschleppen anordnen.<br />
(kop.)<br />
NACHRICHTEN<br />
Noch kein Entscheid über<br />
Karl-Marx-Allee-Grünstreifen<br />
Dervon der Verkehrsverwaltung angekündigte<br />
Grünstreifen auf der<br />
Karl-Marx-Allee wirdvorerst noch<br />
nicht angelegt. DieBauarbeiten dort<br />
gingen voran, aber nur so weit, dass<br />
auf dem Mittelstreifen noch alles<br />
möglich sei, teilte ein Sprecher am<br />
Montag mit. „Es gibt keine Vorfestlegungen,<br />
alle Optionen bleiben auf<br />
dem Tisch.“ Dazu zähle auch die für<br />
Parkplätze. DieSenatsvewaltung<br />
halte an den Plänen für den Grünstreifen<br />
fest, wolle sich voreiner endgültigen<br />
Entscheidung aber mit der<br />
Kulturverwaltung abstimmen, das<br />
passierederzeit. DieKulturverwaltung<br />
soll beteiligt werden, weil die<br />
Gestaltung der Karl-Marx-Allee Auswirkungen<br />
auf eine mögliche Weltkulturerbe-Bewerbung<br />
Berlins haben<br />
könnte.Außerdem ist für den<br />
10. Februar ein Bürgerdialog zu dem<br />
Thema geplant. (dpa)<br />
Goldmünzen-Prozess:<br />
Anwälte wollen Freispruch<br />
Im Prozess um den Diebstahl einer<br />
millionenschweren Goldmünzeaus<br />
dem Bode-Museum haben die Anwälte<br />
eines 25-jährigen Angeklagten<br />
Freispruch gefordert. Gegen ihren<br />
Mandanten würden keinerlei Beweismittel<br />
vorliegen, hieß es am<br />
Montag zu Beginn der Verteidiger-<br />
Plädoyers nach rund einjähriger Verhandlung.<br />
DieStaatsanwaltschaft<br />
hat voreiner Wocheauf Haftstrafen<br />
vonfünf bis sieben Jahren gegen die<br />
vier Angeklagten plädiert. EinUrteil<br />
könnte nach Gerichtsplanungen am<br />
20. Februar verkündet werden. (dpa)<br />
Staus zum Beginn der<br />
Winterferien erwartet<br />
Vordem Beginn der Winterferien an<br />
diesem Wochenende müssen sich<br />
Reisende auf Staus einstellen. Besonders<br />
betroffen seien Straßen und<br />
Autobahnen Richtung Alpen und bei<br />
guter Schneelage auch die Routen<br />
zum Mittelgebirge,teilte der ADAC<br />
mit. Mehr Zeit einplanen sollten<br />
Fahrer auf dem WegRichtung Österreich,<br />
Italien und Schweiz. (dpa)<br />
5500 Bedürftige mit Essen<br />
von Grüner Woche versorgt<br />
Die<strong>Berliner</strong> Tafel hat auf der Grünen<br />
Woche elf Tonnen Lebensmittel eingesammelt<br />
und an etwa 5500 Bedürftige<br />
weitergegeben. Wiedie<br />
Hilfsorganisation mitteilte,brachten<br />
rund 180 Ehrenamtler jeden Tag<br />
nach Messeschluss übrig gebliebene<br />
Brötchen, Bouletten, Kuchen und<br />
Eintöpfe zu 25 sozialen Einrichtungen,<br />
etwa zu Obdachlosenunterkünften,Wohnheimen<br />
und Notübernachtungen.<br />
(dpa)<br />
Kostproben gehören zur Grünen Woche,<br />
die Reste holte die „Tafel“. XTHOMAS UHLEMANN
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Berlins Bahnen und Busse sollen attraktiver werden –und gleichzeitig günstiger.Geht das?<br />
IMAGO<br />
Wiebillig geht gut?<br />
Streitfall ÖPNV:Die Grünen werfen der SPD Populismus vor,die SPD den Grünen „Klientelpolitik“, die Linken halten sich zurück –und Berlin wartet<br />
VonAnnika Leister und Elmar Schütze<br />
Die Grünen sind genervt<br />
vom eigenen Koalitionspartner.<br />
Populismus<br />
werfen sie der SPD vor,<br />
eine verschwenderische Politik nach<br />
dem „Gießkannen“-Prinzip, dazu<br />
dasVerbreiten einer schädlichen Debattenkultur<br />
in der rot-rot-grünen<br />
Koalition. DerGrund: die SPD-Klausur<br />
an diesem Wochenende in Nürnberg<br />
–und die dort gehaltenen Reden<br />
und Beschlüsse der Sozialdemokraten,<br />
besonders die Forderung<br />
nach dem Ausbau des <strong>Berliner</strong><br />
U-Bahnnetzes und einem BVG-Jahresticket,<br />
das <strong>Berliner</strong> nur 365 Euro<br />
kosten soll.<br />
„Das klingt sozial, ist es aber<br />
nicht“, kritisiert Grünen-Fraktionschefin<br />
Antje Kapek. Die SPD fordere<br />
den extrem teuren Ausbau der<br />
U-Bahn und wolle mit dem kostengünstigen<br />
BVG-Ticket gleichzeitig<br />
die Einnahmen für die Verkehrsbetriebe<br />
schmälern. „Das ist nicht nur<br />
ein Widerspruch, das ist Politik mit<br />
der Gießkanne auf Kosten derer, die<br />
es wirklich brauchen.“<br />
Die Grünen haben aber noch ein<br />
anderes Problem mit der SPD: Die<br />
setzt mit ihren Klausuren nämlich<br />
immer wieder neue Höhepunkte der<br />
Dissonanz in der ohnehin streitfreudigen<br />
Dreierkoalition, die Grüne und<br />
Linke regelmäßig zu Wutanfällen<br />
bringen. DieSozialdemokraten nehmen<br />
wenig bis keine Rücksicht auf<br />
Koalitionsetikette und schießen auf<br />
offener Bühne mitVorliebe gegen die<br />
eigenen Partner.<br />
Besonders häufig sind dabei die<br />
Grünen und ihreVerkehrspolitik Angriffsziel.<br />
Jüngste Beispiele von der<br />
SPD-Klausur: „Klientelpolitik“ und<br />
einen verbissenen Kampf gegen das<br />
Auto werfen hochrangige Sozialdemokraten<br />
wie Michael Müller und<br />
Raed Saleh der Ökopartei einerseits<br />
vor und prangern andererseits Stillstand<br />
in der Senatsverkehrsverwaltung<br />
an, die von der Grünen Regine<br />
Günther geleitet wird. Die Parteien<br />
stehen dabei auch für zwei große<br />
Wählerschichten in Berlin, die sie jeweils<br />
zu erreichen versuchen: Die<br />
SPD adressiert besonders Pendler<br />
und Wenigverdienende in den Außenbezirken,<br />
die Grünen jene, die<br />
kein Auto fahren.<br />
„Schön, dass die SPD beim<br />
Thema Klimaschutz endlich aufgewacht<br />
ist und Butter bei die Fische<br />
packen will“, kommentiert die<br />
zweite Grünen-Fraktionsvorsitzende<br />
Silke Gebel die Schelte von<br />
den Sozialdemokraten. „Aber dicke<br />
Luft bringt den Klimaschutz kein<br />
Stück weiter.“ Seitdem die Grünen<br />
das Verkehrsressort leiten, würde<br />
dort soviel investiert wie nie zuvor.<br />
Dabei müssten die Grünen ausbaden,<br />
was die vorangegangene große<br />
Koalition –und allen voran auch die<br />
SPD – in den vergangenen Jahren<br />
verpasst hätten.<br />
Ein klares Nein für Müllers 365-<br />
Euro-Ticket also von den Grünen,<br />
auch die Linken halten sich zurück,<br />
fragen konkret nach der Finanzierung.<br />
Die ist das größte Problem beim<br />
Umbau des ÖPNV. Denn die Politik<br />
steckt hier in einem Teufelskreis fest:<br />
DieBVG braucht Milliarden, um den<br />
ÖPNV auszubauen. Dafür bräuchte<br />
sie mehr Kunden und mehr Einnahmen.<br />
Dafür aber müsste sie häufiger<br />
fahren und attraktiver sein. Und dafür<br />
wiederum müsste die BVG Milliarden<br />
investieren. Wir haben die<br />
sechs Parteien gefragt, wie sie diesem<br />
Teufelskreis entkommen wollen<br />
und wie sie sich Berlins ÖPNV in Zukunft<br />
vorstellen.<br />
2,40 EUR<br />
BLZ/HECHER (6)<br />
Die Linke will Unternehmen<br />
mitbezahlen lassen<br />
Grundsätzlich gut“ finden die<br />
Linken Müllers Vorschlag eines<br />
365-Euro-Tickets. Auch die Linke<br />
will, dass die Abo-Preise sinken, um<br />
mehr <strong>Berliner</strong> in Bus und Bahn zu<br />
bringen. Schon 2015 forderte sie ein<br />
ähnliches Konzept: eine „Öffi-Flatrate“,<br />
die 30 Euro pro Monat kosten<br />
sollte –pro Jahr wären das sogar fünf<br />
Euro weniger als Müllers Ticket.<br />
Aber:„Vorher muss kräftig in den Öffentlichen<br />
Personen-Nahverkehr investiert<br />
werden“, sagt Harald Wolf,<br />
Verkehrsexperte der Partei. Es brauche<br />
mehr Wagen, engere Taktzeiten<br />
und einen Ausbau der Strecken.<br />
Die Kosten für den Ausbau will<br />
die Linke durch eine neue Einnahmequelle<br />
decken: „Wir versprechen<br />
uns einiges von einer Nahverkehrsabgabe<br />
durch Unternehmen, wie es<br />
in Frankreich zum Beispiel üblich<br />
ist“, so Wolf. In Frankreich zahlen<br />
Unternehmen mit mehr als zehn<br />
Mitarbeitern die Verkehrssteuer. Sie<br />
kann bis zu ein Prozent der Lohnund<br />
Gehaltskosten betragen, die Erträge<br />
fließen zweckgebunden direkt<br />
in die lokalen Streckennetze. In Berlin<br />
hat die rot-rot-grüne Koalition<br />
sich die Idee schon 2016 in den Koalitionsvertrag<br />
geschrieben, die Senatsverkehrsverwaltung<br />
hat dazu<br />
Gutachten in Auftrag gegeben. Die<br />
Ergebnisse aber stehen noch aus.<br />
Die Grünen bitten Touristen<br />
und Autofahrer zur Kasse<br />
Die Grünen kritisieren die SPD<br />
für das 365-Euro-Ticket scharf:<br />
zu teuer, nicht durchdacht, populistisch<br />
sei die Idee –und am Ende auch<br />
noch unsozial, weil sie der BVG das<br />
Geld raube,umdortauszubauen, wo<br />
es wirklich mangele.<br />
Bevorsie den Preis der Tickets für<br />
die Fahrgäste nach unten drehen,<br />
wollen die Grünen erst für neue Einnahmequellen<br />
sorgen – und sind<br />
bisher die einzigen in Regierung wie<br />
Opposition, die Ideen vorbringen,<br />
die noch nicht im Koalitionsvertrag<br />
von 2016 stehen. Doch: Die Ideen<br />
der Grünen sind hoch umstritten.<br />
Erstens wollen die Grünen eine<br />
Citymaut einführen. Jeder, der den<br />
Innenstadt-Ring mit einem Benziner<br />
oder Diesel befährt, soll also eine Gebühr<br />
bezahlen. Zweitens soll das<br />
Parken teurer werden und die Parkraumbewirtschaftung<br />
auch auf Teile<br />
der Stadt ausgedehnt werden, die<br />
bisher nicht zahlen müssen. Drittens<br />
wollen die Grünen Touristen eine<br />
höhere Übernachtungssteuer zahlen<br />
lassen, dafür sollen sie ein BVG-<br />
Ticket erhalten –obsie es nutzen<br />
oder nicht. DieEinnahmen aus allen<br />
drei Ansätzen – Citymaut, Parken,<br />
Touristen-Ticket –sollen nach dem<br />
Wunsch der Grünen direkt in den<br />
Ausbau des Streckennetzes und<br />
neue Busse und Bahnen fließen.<br />
Die SPD will neue Fördertöpfe<br />
des Bundes erschließen<br />
Die Idee für das 365-Euro-Ticket<br />
wurde vom Regierenden Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD)<br />
selbst geboren. In seiner Partei gibt<br />
es durchaus kritische Stimmen dazu,<br />
die blieben auf der Fraktionsklausur<br />
am Wochenende allerdings stumm.<br />
Beider Frage danach, wie die BVG<br />
die entstehenden Finanzlöcher<br />
stopfen und dabei gleichzeitig das<br />
Netz ausbauen soll, gehen die Sozialdemokraten<br />
bisher nur einen alten<br />
Weg: Man müsse neue Fördertöpfe<br />
auf Bundesebene erschließen, sagt<br />
Tino Schopf, Verkehrsexperte der<br />
Partei. DasGemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz<br />
zum Beispiel sei vom<br />
Bundesverkehrsministerium um<br />
Hunderte Millionen Euro massiv<br />
aufgestockt worden, hier müsse man<br />
rasch entsprechende Projekte anmelden.<br />
Recht praktisch: Für das Anmelden<br />
und Antragstellen ist dieVerkehrsverwaltung<br />
zuständig – und<br />
mit Senatorin Regine Günther eine<br />
Grüne.Die Kritik am Plan der SPD ist<br />
schon jetzt, dass Förderungen des<br />
Bundes immer zeitlich begrenzt sind<br />
– das 365-Euro-Ticket aber dauerhaft<br />
angeboten werden soll.<br />
Außerdem will auch die SPD die<br />
Parkraumbewirtschaftung ausweiten.<br />
Andere Maßnahmen, wie Citymaut<br />
oder Touristenticket, lehnt sie<br />
bisher aber strikt ab.<br />
Die CDU will U-Bahnlinien<br />
verlängern<br />
Die Frage könnte so einfach sein:<br />
365-Euro-Ticket –jaoder nein?<br />
Doch die CDU ist sich noch nicht einig:<br />
„Mehrheitlich“ sei die CDU für<br />
das stark vergünstigte Jahresticket,<br />
sagt Oliver Friederici, verkehrspolitischer<br />
Sprecher der Partei. Vielleicht<br />
hat die Zerrissenheit der Christdemokraten<br />
auch zu tun mit einer Erkenntnis,<br />
die man in der SPD so<br />
deutlich lieber nicht ausspricht:<br />
„Das wird wohl nur steuerfinanziert<br />
möglich sein“, so Friederici.<br />
Er kritisiert außerdem einen zu<br />
hohen Preisunterschied zwischen<br />
den Zonen B(Außenbezirke) und C<br />
(Umland) im Preisgefüge des <strong>Berliner</strong><br />
Nahverkehrs. Die Preise sollten<br />
angeglichen werden, so Friederici,<br />
und das günstige <strong>Berliner</strong> Tarifgebiet<br />
AB „zwei oder drei S-Bahnstationen<br />
weit nach Brandenburgausgedehnt“<br />
werden, damit auch Pendler in Zukunft<br />
Anreiz haben, ihr Auto stehen<br />
zu lassen.<br />
Ebenfalls auf dem Wunschzettel<br />
der CDU: Fünf U-Bahnlinien sollen<br />
verlängert werden. Hier stimmt die<br />
mit ihrem alten Koalitionspartner<br />
SPD überein: Deren Fraktionschef<br />
Raed Saleh hat den U-Bahnausbau<br />
gerade zum neuen Wahlkampfthema<br />
erklärt –und sich damit klar<br />
gegen Linke und Grüne positioniert,<br />
die den U-Bahnausbau ablehnen.<br />
Die AfD setzt auf<br />
Mitfahrerparkplätze<br />
Die AfD setzt beim Thema BVG-<br />
Ausbau scheinbar auf magisches<br />
Denken: Manmuss es sich nur<br />
stark genug wünschen, dann wird<br />
das schon irgendwie Realität.<br />
Die aktuellen Ticketpreise seien<br />
zu hoch und stiegen auch noch<br />
„quasi jährlich“, sagt Frank Scholtysek,<br />
Verkehrsexperte der Partei. „Das<br />
gefällt uns nicht, weil es den ÖPNV<br />
unattraktiv macht.“ Auch von Michael<br />
Müllers 365-Euro-Ticket hält<br />
die AfD nichts –das würde vielleicht<br />
den Einzelnen entlasten, ansonsten<br />
aber entweder für Löcher in den Kassen<br />
der BVGsorgen oder müsste mit<br />
Steuergeldern ausgeglichen werden.<br />
„Beides lehnen wir ab“, so Scholtysek.<br />
Wasaber bleibt dann noch? „Es<br />
bleibt nur, dass der ÖPNV einfach<br />
wesentlich attraktiver wird“, sagt<br />
Scholtysek. Klassischer Zirkelschluss,magisches<br />
Denken eben.<br />
Ansonsten will die AfD die Zahl<br />
der Park-and-Ride-Parkplätze stärker<br />
ausbauen –und das im Umland,<br />
den Außenbezirken sowie in direkter<br />
Nähe der <strong>Berliner</strong> Innenstadt, am S-<br />
Bahnring. „In Hamburg gibt es ein<br />
Modell, bei dem man mit dem Ticket<br />
für den Öffentlichen Nahverkehr automatisch<br />
einen festen Park-and-<br />
Ride-Stellplatz erhält“, sagt Scholtysek.<br />
„Warum geht das in Berlin<br />
nicht?“<br />
Die FDP will ein Ticket für<br />
die Mittelstrecke<br />
Die FDP lehnt das 365-Euro-Ticket<br />
rundherum ab. Erstens,<br />
weil die BVG es sich nicht leisten<br />
könne, die Einnahmen zu verlieren,<br />
sagt FDP-Verkehrsexperte Henner<br />
Schmidt. Zweitens aber auch, weil es<br />
gar nicht erwiesen sei, dass ein günstigeres<br />
Angebot überhaupt dafür<br />
sorge, dass mehr Menschen auf die<br />
Öffentlichen umsteigen. Dasaber sei<br />
ja Müllers Ziel.<br />
Kritik am Ticketsystem der BVG<br />
hat die FDP aber durchaus: So ist<br />
nach ihrem Geschmack etwa die Lücke<br />
zwischen einem Kurzstrecken-<br />
Ticket (drei Stationen mit S- oder U-<br />
Bahn für 1,90 Euro) und einem Einzelfahrschein<br />
AB (90 Minuten in eine<br />
Richtung für 2,90 Euro)zugroß. „Wir<br />
können uns ein Mittelstrecken-Ticket<br />
vorstellen, das dann zum Beispiel<br />
zehn Bushaltestellen und vielleicht<br />
sechs U- oder S-Bahnstation<br />
abdecken würde und 2,40 Euro kosten<br />
könnte“, so Schmidt.<br />
Alternativ könnte auch darüber<br />
nachgedacht werden, den Einzelfahrschein<br />
AB wieder zwei Stunden<br />
gelten zu lassen sowie den Preisunterschied<br />
zwischen einem Jahresticket<br />
für die Tarifzonen AB und ABC<br />
zu reduzieren. Wiedie AfD hält auch<br />
die FDP es für denkbar, ein ABC-Ticket<br />
mit einem Park-and-Ride-Parkplatz<br />
zu kombinieren.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 11<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Polizei ertappt<br />
mehr als 50<br />
Dieselsünder<br />
Fahrverbote in Innenstadt<br />
gelten seit dem 20. Januar<br />
Seit Inkrafttreten der Dieselfahrverbote<br />
in Berlin hat die Polizei<br />
bis zum 20. Januar 51 Verstöße auf<br />
den betroffenen Straßen festgestellt<br />
und geahndet. Bei mehr als der<br />
Hälfte davon handelte es sich um<br />
Verstöße von Autofahrern, bei neun<br />
um solche von Lastwagenfahrern,<br />
teilte die Polizei mit. Es wurden Verwarngelder<br />
zwischen 20 und 75 Euro<br />
verhängt.<br />
Nach mehreren Verzögerungen<br />
gelten die Dieselfahrverbote auf<br />
mehreren Straßen in den Bezirken<br />
Mitte und Neukölln seit etwa Ende<br />
November. Die bereits im Juli beschlossenen<br />
Verbote gelten für ältere<br />
Diesel-Autos und -Lastwagen bis<br />
einschließlich Abgasnorm Euro 5.<br />
Die fraglichen Straßenabschnitte<br />
umfassen insgesamt 2,9 Kilometer<br />
und damit nur einen kleinen Teil des<br />
5450 Kilometer langen Netzes.<br />
Neben stichprobenartigen Kontrollen,<br />
die die Beamten während ihres<br />
Streifendienstes durchführten,<br />
seien auf der Leipziger Straße sowie<br />
der Silbersteinstraße bis zum 20. Januar<br />
an zwei Tagen Kontrollstellen<br />
eingerichtet worden, teilte die Polizei<br />
weiter mit. Wie viele Fahrzeuge<br />
bislang insgesamt kontrolliert wurden,<br />
wurde zunächst nicht bekannt.<br />
Immer wieder gab es in der Vergangenheit<br />
Kritik, dass die Verbote<br />
aufgrund der mangelnden Personalausstattung<br />
der Polizei nicht durchgesetzt<br />
werden könnten. „Unter diesen<br />
Voraussetzungen wird esnicht<br />
über medienwirksame Großeinsätze<br />
hinausgehen“, hatte etwa die Gewerkschaft<br />
der Polizei moniert. (dpa)<br />
Herr Gysi, Berlin will Tempo 30 in der<br />
ganzen Stadt einführen und macht<br />
sich für Tempo 130 auf Autobahnen<br />
stark. Welche Rolle spielt Geschwindigkeit<br />
in Ihrem Leben?<br />
Wenn man viele Termine schaffen<br />
soll und will, ist man mitunter zügig<br />
unterwegs. Als ich meinen Pilotenschein<br />
hatte, war das auch mit dem<br />
nötigen Tempo verbunden – sonst<br />
hebt das Flugzeug bekanntlich nicht<br />
ab. Geschwindigkeit gehört also zu<br />
meinem Leben.<br />
Waswar Ihre Höchstgeschwindigkeit<br />
hinterm Steuer,wie fühlte es sich an?<br />
Daskann ich gar nicht sagen, weil<br />
ich meist nicht hinterm Steuer sitze,<br />
was nach hoher Belastung auch besser<br />
ist. Aber ich bin generell kein<br />
ängstlicher Typ, was wohl auch an<br />
meiner mangelnden Vorstellungskraft<br />
liegt. Ich achte kaum drauf.<br />
Selbst fahreich allerdings nie schneller<br />
als 140 km/h, weil ich das Auto<br />
beherrschen und nicht von ihm beherrscht<br />
werden will.<br />
Wiewar es mit Tempo 100 in der DDR?<br />
Ich erinnere mich. Ich glaube<br />
aber, dass der Staat damals mit der<br />
Blitzerei nicht so viel verdient hat,<br />
weil viele Autos ohnehin nicht sehr<br />
viel schneller fahren konnten und<br />
viele Straßen auch nicht dafür geeignet<br />
waren. Staumeldungen gab es im<br />
Radio nicht, sie waren auch nur selten<br />
erforderlich.<br />
Der ADAC hat Anfang der 70er-Jahre<br />
mit dem Slogan „Freie Fahrt für freie<br />
Bürger“ die Hoheit über die Stammtische<br />
erobert und die damalige Bundesregierung<br />
zur Rücknahme von<br />
Tempo 100 auf den Autobahnen gezwungen.<br />
Jetzt hat der Verein seinen<br />
Widerstand gegen Tempo 130 aufgegeben.<br />
EinVersuch, das Auto als solches<br />
zu retten? EinTriumph Gretas?<br />
Wenn Freiheit wirklich im Geschwindigkeitsrausch<br />
läge, wären<br />
alle anderen europäischen Staaten<br />
mit ihren Tempolimits vollständig<br />
unfrei.Vielleicht ist auch beim ADAC<br />
Die Interview-Kolumne<br />
Eine Curry<br />
mit Gysi<br />
Die Chefredakteure Jochen Arntz und<br />
Elmar Jehn reden jede Wochemit Gregor Gysi –<br />
über das, was die Stadt, das Land und<br />
die Welt bewegt. Ein paar Minuten nur,solange<br />
man eben zusammensteht für<br />
eine Curry am Mittag.<br />
Unser Thema in dieser Woche:<br />
Das Tempo in der Stadt und auf Autobahnen<br />
Elmar Jehn (l.), Gregor Gysi und Jochen Arntz<br />
angekommen, dass der Rest Europas<br />
mit einem Tempolimit gut fährt. Und<br />
wer ein bisschen weiter denkt, kann<br />
schon jetzt erkennen, dass die Entwicklung<br />
des individuellen Verkehrs<br />
hin zu E- oder besser Wasserstoff-<br />
Mobilität und automatisiertem Fahren<br />
ohne eine Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
nicht funktionieren wird.<br />
Viele ADAC-Mitglieder sind empört.<br />
Verstehen Sie Autofahrer, die weiter<br />
ihrePSauskitzeln wollen?<br />
Durchaus, Geschwindigkeit beherrschen<br />
zu können, hat seinen<br />
Reiz. Aber die Unfallstatistiken zeigen<br />
eben auch, dass mit wachsender<br />
Geschwindigkeit die Häufigkeit und<br />
Schwere von Unfällen zunimmt, für<br />
Unschuldige, aber auch für jene, die<br />
übermäßig schnell fahren.<br />
Wir leben in rasanten Zeiten. Sollten<br />
wir es nicht grundsätzlich etwas<br />
langsamer angehen lassen?<br />
Ein frommer Wunsch in einer<br />
Zeit, da in Millisekunden Milliarden<br />
Euro virtuell um den Globus gejagt<br />
werden. Andererseits wird immer<br />
deutlicher, dass das kapitalistische<br />
Wachstumsprinzip, das auch Geschwindigkeit<br />
als Wesenskern enthält,<br />
dabei ist, die menschliche Existenz<br />
zu gefährden. Langsamkeit hilft<br />
auch, den Ressourcenverbrauch zu<br />
reduzieren. Aber es ist nicht leicht,<br />
mit Gewohnheiten zu brechen. Der<br />
Norden ist generell langsamer, was<br />
ich im Urlaub dortgenieße.<br />
Wenn die sprichwörtliche gute FeeIhnen<br />
drei andere Limit-Wünsche gewährte,<br />
welche wären das?<br />
EinLimit fürWaffenexporte,damit<br />
an Kriegen nicht mehr so viel verdient<br />
wird; ein Limit für Finanztransaktionen,<br />
damit die Realwirtschaft aus der<br />
Abhängigkeit vomBörsenwertbefreit<br />
wird; ein Null-Limit für Rassismus<br />
und Antisemitismus, damit wir der<br />
wichtigsten Forderung unseres<br />
Grundgesetzes, wonach die Würde<br />
des Menschen unantastbar sein soll,<br />
deutlich näher rücken.<br />
SPD verlängert<br />
Ultimatum an<br />
Baustadtrat<br />
Landesrechnungshof prüft<br />
Florian Schmidts Akten<br />
Bis Montag 12 Uhr hatte die SPD<br />
in Friedrichshain-Kreuzberg<br />
dem grünen Baustadtrat Florian<br />
Schmidt Zeit gegeben, die Akten<br />
zum Vorkaufsrecht der Genossenschaft<br />
„Diese eG“ für Wohnungen in<br />
der Rigaer Straße vollständig vorzulegen<br />
und die Vollständigkeit eidesstattlich<br />
zu erklären. Andernfalls sei<br />
sein Rücktritt unvermeidlich. Doch<br />
nun hat die SPD dieses Ultimatum<br />
ausgesetzt. Das sagte Fraktionschef<br />
Sebastian ForckamMontag.<br />
Schmidt wird vorgeworfen, die<br />
bewussten Akten nur unvollständig<br />
zur Verfügung gestellt und das nicht<br />
kenntlich gemacht zu haben. Das<br />
Büro des Baustadtrats habe mitgeteilt,<br />
dass die Akten bis auf weiteres<br />
nicht einsehbar seien, weil der Landesrechnungshof<br />
sie prüfe,soForck.<br />
Eine Sprecherin des Landesrechnungshofs<br />
bestätigte,dass dieser die<br />
Akten seit Montag in Augenschein<br />
nehme. Forck sagte, das Ultimatum<br />
verschiebe sich daher „auf unbestimmte<br />
Zeit“. Die Forderung der<br />
SPD, dass die Akten vollständig sein<br />
müssten, bleibe bestehen, so Forck.<br />
Manbegrüße aber die Prüfung durch<br />
den Landesrechnungshof.<br />
Nach Darstellung der Sozialdemokraten<br />
hatte Schmidt in einer gemeinsamen<br />
Fraktionssitzung von<br />
Grünen, SPD und Linken am 13. Januar<br />
erklärt, er habe verhindernwollen,<br />
dass „die Inhalte von Akten von<br />
CDU und FDP instrumentalisiert“<br />
würden. Solche Äußerungen seien<br />
grob demokratiefeindlich. Auch in<br />
dem Punkt bestehe noch Aufklärungsbedarf.<br />
(dpa)<br />
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Schlesiens liebevoll<br />
wiederaufgebaut und zählt<br />
heute zu den schönsten<br />
Städten Polens. Insbesondere<br />
die Altstadt, aber auch<br />
die Dominsel beeindruckt<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
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12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Einbrecher erwischt.<br />
Polizisten haben in der Nacht zum<br />
Montag einen Mann in Lichterfelde<br />
festgenommen. Kurz vor1Uhr<br />
stellte ein 57-jähriger Bewohner eines<br />
Hauses im Ostpreußendamm<br />
beim Heimkommen Licht und Bewegungen<br />
im Gebäude fest und alarmierte<br />
die Polizei. DieBesatzung<br />
eines Funkwagens des Abschnittes<br />
46 nahm daraufhin in dem Haus einen<br />
47-jährigen Mann fest. Er war in<br />
eine Wohnung eingebrochen. Die<br />
Beamten stellten Diebesgut bei ihm<br />
sicher.<br />
Friseurgeschäft aufgebrochen.<br />
Ein47Jahrealter Mann ist am Montagmorgen<br />
in der Budapester Straße<br />
in Charlottenburginein Friseurgeschäft<br />
eingebrochen. EinZeuge<br />
hatte den Verdächtigen gegen 3.30<br />
Uhrvon einem gegenüberliegenden<br />
Hotel aus beobachtet, wie er in den<br />
Laden einstieg und ihn kurze Zeit<br />
später wieder verließ. DerZeuge<br />
alarmierte die Polizei, die den Mann<br />
kurzdanach festnahm. Er hatte zuvorvergeblich<br />
versucht, auf einem<br />
Fahrrad zu fliehen. DerTäter kam in<br />
Gewahrsam.<br />
Spätkauf überfallen.<br />
EinUnbekannter hat am Sonntagabend<br />
in Moabit einen Spätkauf<br />
überfallen. Dermit einem Schal<br />
maskierte Täter betrat gegen<br />
21.20 Uhrdas Geschäft in der<br />
Perleberger Straße und lief hinter<br />
den Tresen. Dortbedrohte er den 52-<br />
jährigen Angestellten mit einem<br />
Messer und zwang ihn, die Kasse zu<br />
öffnen. DerRäuber griff sich das<br />
Geld und flüchtete.Der Mitarbeiter<br />
des Spätkaufs blieb unverletzt.<br />
Feuer auf Friedhof.<br />
Aufdem Friedhof in der Buschkrugallee<br />
hat es in der Nacht zum Montag<br />
gebrannt. Gegen Mitternacht war<br />
das Feuer in einem Gebäude auf<br />
dem Gelände ausgebrochen.Verletzt<br />
wurde niemand. DieUrsache für das<br />
Feuer ist bisher noch ungeklärt. Die<br />
Polizei schließt fahrlässige Brandstiftung<br />
nicht aus.<br />
Feuerwehrleute beim Löschen des Friedhofbrandes.<br />
PUDWELL<br />
Bezirksamt beschmiert.<br />
Unbekannte haben in der Nacht<br />
zum Montag die Fassade des Bezirksamtes<br />
Friedrichshain-KreuzberginFriedrichshain<br />
beschädigt.<br />
Gegen 6.30 Uhrbemerkte der Hausmeister<br />
die Schäden im Hofder<br />
Frankfurter Allee.Die Besatzung eines<br />
Funkwagens stellte dann Beschädigungen<br />
an über zehn Fensternund<br />
Elementen der Glasfassade<br />
sowie einen etwa 2mal 2Meter<br />
großen farbigen Schriftzug mit politischem<br />
Inhalt fest. Darunter die Parole<br />
„L34 bleibt!“ und „BVV abschaffen!“<br />
Daneben hatten die Täter ein<br />
Symbol der Anarchisten gesprüht.<br />
DerPolizeiliche Staatsschutz des<br />
Landeskriminalamtes hat die weiterenErmittlungen<br />
übernommen.<br />
Kraftradfahrer verletzt.<br />
Am Montagmorgen ist in Neukölln<br />
ein Kraftradfahrer bei einem Unfall<br />
schwer verletzt worden. Er war auf<br />
der Kreuzung Wildenbruchstraße/Ecke<br />
Harzer Straße gegen einen<br />
Opel geprallt. Dabei stürzte der<br />
53 Jahrealte Fahrer vonseiner Piaggio<br />
auf die Straße und erlitt schwere<br />
Verletzungen am Rumpf. Notfallsanitäter<br />
brachten den Kraftradfahrer<br />
in ein Krankenhaus.Die 49-jährige<br />
Autofahrerin blieb unverletzt. Beide<br />
Beteiligte sagten aus,dass sie bei<br />
Grün gefahren seien. (ls.)<br />
Kommt der Koffer wirklich an? Flughafenchef EngelbertLütkeDaldrup testete am Montag schon mal das Einchecken am neuen Flughafen.<br />
Tausende wollen BER-Tester werden<br />
Der Flughafen sucht 20 000 Komparsen für den Probebetrieb –obwohl im Gebäude noch nicht alles fertig ist<br />
VonPeter Neumann<br />
Geld gibt es nicht. Unddafür,<br />
dass die Menschen<br />
einige Stunden ihrer Zeit<br />
gratis opfern sollen, wird<br />
ihnen einiges abverlangt –zum Beispiel<br />
vier bis fünf Kilometer laufen.<br />
Trotzdem scheint es eine Menge Interessenten<br />
zu geben, die scharf auf<br />
den ehrenamtlichen Job sind, den<br />
die Flughafengesellschaft FBB jetzt<br />
anbietet. Das könnte daran liegen,<br />
dass es sich um einen ganz besonderenArbeitsplatz<br />
handelt: den BER in<br />
Schönefeld. Die Website, auf der<br />
man sich seit Montagvormittag als<br />
Flughafentester melden kann, wird<br />
rege genutzt. „Aktuell liegen 9400<br />
Bewerbungen vor“, sagte Flughafensprecher<br />
Daniel Tolksdorf amMontagnachmittag<br />
gegen 15.15 Uhr.<br />
Noch immer sind am neuen Flughafen<br />
nicht alle Bauprobleme abgeräumt.<br />
Für die Sicherheitskabel und<br />
die Sicherheitsstromversorgung im<br />
Terminal, die langwierig überarbeitet<br />
werden mussten, sollen die Prüfungen<br />
nun im März 2020 abgeschlossen<br />
werden, sagte Flughafenchef<br />
Engelbert Lütke Daldrup. Auch<br />
bei den Dübeln, für die nach einer<br />
Rechtsänderung Bauartgenehmigungen<br />
erforderlich wurden, ist weiterhin<br />
nicht alles im grünen Bereich.<br />
Bloß kein Desaster wie in London<br />
EinmaligeChance: Einen<br />
Flughafen kennenlernen,<br />
bevorereröffnet wird –diese<br />
Gelegenheit bekommen interessierte<br />
Bürger am BER.<br />
Für 30 Probebetriebstage<br />
in den Terminals T1 und T2<br />
werden Freiwilligegesucht.<br />
Trotzdem wurde jetzt damit begonnen,<br />
den Probebetrieb vorzubereiten.<br />
Denn weiterhin peilt Lütke<br />
Daldrup den 31. Oktober 2020 als Eröffnungstermin<br />
an. Als Erstes wird<br />
nun Beschäftigten der Flughafengesellschaft<br />
und anderer Firmen der<br />
BER gezeigt. Los ging es am 16. Januar.Thema<br />
ist die „Topografie“ der<br />
Gebäude, erklärte Florian Steinhaus<br />
vomProbebetriebsteam. Schließlich<br />
müssen die Mitarbeiter wissen, wo<br />
sich welche Bereiche befinden –von<br />
den Sozialräumen, in denen sie sich<br />
umziehen, bis hin zu den Gates, an<br />
denen die Passagierewarten.<br />
Das Chaos bei der Eröffnung des<br />
Terminals 5inLondon-Heathrow ist<br />
den Experten noch in guter Erinnerung.<br />
Das Desaster 2008 wurde dadurch<br />
verschärft, dass viele Mitarbeiter<br />
Probleme hatten, auf die Personalparkplätze<br />
zu gelangen, weshalb<br />
im Terminal Personal fehlte.<br />
DieMitarbeiter der FBB,der Bundespolizei,<br />
des Zolls,der Luftfahrtgesellschaften<br />
und vieler weiterer Unternehmen,<br />
die derzeit den Flughafen<br />
erkunden, sollen zwischen dem<br />
30. April und 18. Juni wiederkommen<br />
–umVerfahren und Abläufe zu<br />
üben. Dann beginnt die erste Stufe<br />
TICKET UND LUNCHPAKET GRATIS<br />
Jetzt bewerben: Ab sofort<br />
werden auf der Internetseite<br />
www.ber-testen.de Anmeldungen<br />
entgegengenommen<br />
–für den 29. April und<br />
für die Zeit vom23. Juni bis<br />
15. Oktober.Nur Erwachsene<br />
dürfen teilnehmen.<br />
Ehrenamtlich: Lohn wird für<br />
die meist sechsstündigen<br />
Testläufe nicht gezahlt. Die<br />
Tester bekommen aber ein<br />
Nahverkehrsticket, oder sie<br />
dürfen gratis parken. Ein<br />
Lunchpaket und Getränke<br />
werden ebenfalls gestellt.<br />
des Probebetriebs,den die Fachleute<br />
mit ORATbezeichnen –„Operational<br />
Readiness and AirportTransfer“.<br />
Diezweite Stufe,bei der die Komplexität<br />
gesteigert wird, soll vom 23.<br />
Juni bis zum 20. August dauern. Für<br />
diese Phase werden seit Montag auf<br />
der Seite www.ber-testen.de Freiwillige<br />
gesucht –20000 Komparsen, die<br />
sich als Tester zur Verfügung stellen.<br />
„Sie haben die Möglichkeit, den<br />
Flughafen vor der Eröffnung kennenzulernen“,<br />
lockte Lütke Daldrup.<br />
Insgesamt 30 Probebetriebstage<br />
mit Komparsen sind angesetzt. Davon<br />
finden 25 Testläufe dienstags<br />
und donnerstags statt, mit jeweils<br />
600 Teilnehmern. Auch an vier Sonnabenden<br />
werden Abreisen und Ankünfte<br />
simuliert, von tausend freiwilligen<br />
Testern. Hinzu kommt eine<br />
Sonderübung am 29. April, wenn mit<br />
800 Menschen die Evakuierung des<br />
Terminalbahnhofs geprobt wird.<br />
Patrick Muller leitet nicht zum<br />
ersten Maldie Inbetriebnahme eines<br />
225 Euro mehr pro Monat<br />
BERLINER ZEITUNG/ GERD ENGELSMANN<br />
Flughafengebäudes.Der FBB-Manager<br />
war auch schon dabei, als in Jeddah,<br />
Doha, Dubai und Kairo solche<br />
Großaufgaben anstanden. „In<br />
Deutschland gibt es viel mehr Gesetze,<br />
die zu beachten sind“, sagte er.<br />
Im arabischen Raum reiche es aus,<br />
wenn ein Scheich einen Flughafen<br />
freigibt, hier laufe das anders.<br />
Metall soll Detektoren reizen<br />
Einige seiner Mitarbeiter haben sich<br />
bereits beim ersten BER-Probebetrieb<br />
vor acht Jahren engagiert –der<br />
endete,nachdem die damals für den<br />
3. Juni 2012 angesetzte Flughafeneröffnung<br />
abgesagt werden musste.<br />
Die Koffer, mit denen die Tester<br />
einst das Einchecken üben sollten,<br />
haben die Zeit nicht überdauert,<br />
weshalb seit 2015 rund 7000 neue<br />
Test-Gepäckstücke angeschafft wurden.<br />
Aufgemalte Kreuze sollen verhindern,<br />
dass siegeklaut werden. Ein<br />
Dienstleister packte nicht nur Kleidung<br />
hinein, sondern auch Metall –<br />
um Detektoren auf die Probezustellen.<br />
Surfbretter,Golftaschen und anderes<br />
Großgepäck wurden ebenfalls<br />
für die Generalprobe besorgt.<br />
Zumindest etwas aus dem Probebetrieb<br />
2012 kann aber wieder verwendet<br />
werden: Die grünen Westen<br />
der Flughafentester und die roten<br />
Westen desPersonals sind dieselben<br />
wie vor acht Jahren. Kunststoff hält<br />
auch so lange Zeitspannen durch.<br />
Peter Neumann<br />
hofft, dass die Eröffnung<br />
nicht verschoben wird.<br />
Im Streit um höhere Löhne auf den Flughäfen legen die Arbeitgeber ein Angebot vor.Doch die Gewerkschaft lehnt es ab<br />
VonPeter Neumann<br />
So viel steht fest: Während der<br />
Winterferien Anfang Februar soll<br />
es keine Arbeitsniederlegungen geben.<br />
Die Verdi-Gewerkschafter wollen<br />
den <strong>Berliner</strong>n und Brandenburger<br />
nnicht die Urlaubsreise vermiesen.<br />
Doch es könnte sein, dass sie<br />
Mitte Februar über Maßnahmen<br />
dieser Art beraten werden. Denn im<br />
Streit um höhereLöhne für die mehr<br />
als 2000 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste<br />
in Tegel und Schönefeld<br />
ist bislang keine Einigung in<br />
Sicht. „Es ist erforderlich, dass sich<br />
die Arbeitgeber kompromissbereit<br />
zeigen, sonst droht auf den <strong>Berliner</strong><br />
Flughäfen ein eigentlich vermeidbarerKonflikt“,<br />
warnte Enrico Rümker,<br />
der Verdi-Verhandlungsführer.<br />
Es geht um Menschen, die wichtig<br />
sind, damit die Flughäfen funktionieren<br />
–was auch für den BER in<br />
Schönefeld gelten wird. Zu den Aufgaben<br />
der Bodenverkehrsdienste gehörteszum<br />
Beispiel, Passagiereeinzuchecken,<br />
Gepäck zu verladen,Vorfeldbusse<br />
zu fahren und Flugzeuge<br />
einzuwinken. Derzeit halten drei<br />
Unternehmen Lizenzen der Flughafengesellschaft<br />
FBB: Wisag, Aeroground<br />
und Swissport. Weil der Luftverkehr<br />
in Berlin zugenommen hat,<br />
müssen die Beschäftigten immer<br />
mehr und härter arbeiten, so Verdi.<br />
Verdiwill kürzere Laufzeit<br />
Die Bezahlung müsse sich deutlich<br />
verbessern. Sonst könnte es sein,<br />
dass am neuen Flughafen BER nicht<br />
alle Stellen besetzt werden können.<br />
Zwar hatte der Allgemeine Verband<br />
der Wirtschaft für Berlin und<br />
Brandenburg, der die Arbeitgeberseite<br />
vertritt, am Freitag zur dritten<br />
Runde der Tarifverhandlungen ein<br />
Angebot vorgelegt. Es sieht vor, die<br />
Entgelte um insgesamt 225 Euro im<br />
Monat bei einer Laufzeit von drei<br />
Jahren in drei Stufen von 75Euro jeweils<br />
zum 1. Januar zu erhöhen,<br />
heißt es in einer internen Mitteilung<br />
an alle Beschäftigten. „Mit unserem<br />
Angebot ist für alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter eine deutliche Reallohnsteigerung<br />
verbunden“, so die<br />
Arbeitgeber. Der geplante Vergütungstarifvertrag<br />
soll rückwirkend<br />
zum 1. Januar 2020 in Kraft treten.<br />
Doch dieses Angebot sei„nicht einigungsfähig“,<br />
entgegnete die Gewerkschaft.<br />
Während die Arbeitgeberseite<br />
eine Vertragslaufzeit von<br />
drei Jahren wünschen, fordert Verdi<br />
eine deutliche kürzere Geltungsdauer:<br />
acht Monate. Sie will das Paket<br />
wieder aufschnüren, kurz bevor<br />
der Flughafen BER ans Netz geht –<br />
was nach jetzigem Stand für den 31.<br />
Oktober dieses Jahres vorgesehen ist.<br />
Und so fällt Enrico Rümkers Zwi-<br />
schenbilanz nicht optimistisch aus.<br />
„Die Positionen liegen so weit auseinander,dass<br />
eine Lösung in weiter<br />
Ferneliegt“, fasste er zusammen.<br />
Warnstreik nach den Ferien?<br />
Dagegen betonten die Arbeitgeber:<br />
„Auch wir wollen Ihnen mit steigenden<br />
Löhnen mehrWertschätzung für<br />
Ihre Arbeit entgegenbringen. Insbesondere<br />
vor dem Hintergrund der<br />
BER-Eröffnung streben wir aber vor<br />
allem einen langfristigen Tarifvertrag<br />
mit einer Laufzeit von 36Monaten<br />
an, der uns und Ihnen Planungssicherheit<br />
ermöglicht.“ Ziel sei es,eine<br />
störungsfreie Inbetriebnahme des<br />
BER zu gewährleisten, hieß es.<br />
Am 14. Februar wird esnun die<br />
nächste Verhandlungsrunde geben.<br />
Danach will die Gewerkschaft entscheiden,<br />
wie sie weiter vorgeht.<br />
Nicht ausgeschlossen, dass dann ein<br />
Warnstreik beschlossen wird.<br />
Keine Panik<br />
vor dem<br />
Zeugnis<br />
Schulverwaltung bietet<br />
wieder Sorgentelefon an<br />
VonLina Orthmann<br />
Die einen sehen’s entspannt, die<br />
anderen zittern: Am 31. Januar<br />
bekommen an 1035 Schulen<br />
363 200 Schülerinnen und Schüler<br />
ihr Halbjahreszeugnis. Wie sollten<br />
Eltern mit schlechten Ergebnissen<br />
umgehen? Das Zwischenzeugnis ist<br />
mehr als eine Wasserstandsmeldung<br />
über die schulischen Leistungen: Bei<br />
Grundschülern der 6. Klassen beispielsweise<br />
fließen die Noten mit in<br />
die Förderprognose ein, mit der sie<br />
an weiterführenden Schulen angemeldet<br />
werden. Eltern, die über den<br />
Schulalltag ihrer Kinder auf dem<br />
Laufenden sind, sollten schlechte<br />
Noten im Halbjahreszeugnis zwar<br />
nicht überraschen. Trotzdem kann<br />
es ein Schock sein, schwarzauf weiß<br />
zu sehen, dass der Notenschnitt beispielsweise<br />
nicht den Anforderungen<br />
der Wunschschule genügt.<br />
Dagmar Wilde ist Oberschulrätin<br />
und in Berlin für die Grundschulen<br />
zuständig. Sich wegen der Wunschschule<br />
Druck zumachen, findet sie<br />
nicht entscheidend: „Ob ein Kind an<br />
einer Schule erfolgreich lernt, hängt<br />
von ganz unterschiedlichen Faktoren<br />
ab.“ Sie empfiehlt Gelassenheit.<br />
„Es sind ja nicht die Noten, die ein<br />
Kind liebenswert machen. Die Welt<br />
geht nicht unter, wenn im Zeugnis<br />
eine Vier oder auch mal eine Fünf<br />
steht.“ Mehrere Fünfen oder sogar<br />
Sechsen seien allerdings ein Hinweis,<br />
dass das Kind stärker unterstützt<br />
werden muss. Eltern sollten<br />
dann das Gespräch mit der Schule<br />
suchen. Lehrkräfte wissen, wo die<br />
Ein schlechtes Halbjahreszeugnis ist kein<br />
Grund zum Verzweifeln.<br />
IMAGO<br />
gravierendsten Wissenslücken liegen,<br />
erstellen einen individuellen<br />
Lernplan und können Tipps geben,<br />
wie ElternzuHause helfen können.<br />
VonSchimpfen oder Strafen bei<br />
schlechten Leistungen hält Wilde<br />
wenig: „Pädagogisch sind das nicht<br />
unbedingt sinnvolle Anreize, sich<br />
mehr Mühe zu geben.“ Sie hält klaren<br />
Strukturen und Vereinbarungen<br />
zwischen Elternund Kindernfür den<br />
besseren Weg, um Lernerfolge zu erzielen.<br />
„Man macht zum Beispiel ab:<br />
Nach den Ferien setzt du dich jeden<br />
Tagzur gleichen Zeit an die Hausaufgaben.<br />
Undabends werden dann gemeinsam<br />
die Ergebnisse überprüft.“<br />
Auch eine ruhige Umgebung ist<br />
wichtig – Ablenkungen wie Handy<br />
und Gamingkonsole sind in der<br />
Hausaufgabenzeit am besten gar<br />
nicht erst im Zimmer.<br />
Die Senatsschulverwaltung wird<br />
auch in diesem Jahr am Zeugnistag<br />
zwischen 10 und 13 Uhr Sorgentelefone<br />
schalten. Eltern und Schüler<br />
haben dort die Möglichkeiten, sich<br />
mit Experten zu beraten, egal, um<br />
welche Schulform esgeht. Dagmar<br />
Wilde beantwortet unter 90227-5837<br />
Fragen zu Grundschulen. Für ISS<br />
und Gemeinschaftsschulen lautet<br />
die Endung -5865, für Gymnasien<br />
-6356, für berufliche Schulen -5499<br />
und für Förderschulen -5834.<br />
Lina Orthmann besucht die 9. Klasse der Georg-<br />
Klingenberg-Schule undmachtgerade einPraktikum<br />
bei der <strong>Berliner</strong><strong>Zeitung</strong>.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 13 *<br />
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Berlin<br />
Trojaner im<br />
Gericht: CDU<br />
rügt Behrendt<br />
Justizsenator am Mittwoch<br />
im Rechtsausschuss<br />
ImFall der Trojaner-Attacke auf das<br />
<strong>Berliner</strong> Kammergericht hat die<br />
oppositionelle CDU-Fraktion Justizsenator<br />
Dirk Behrendt (Grüne) mangelnden<br />
Aufklärungswillen vorgeworfen.<br />
Im Rechtsausschuss an diesem<br />
Mittwoch solle Behrendt Stellung<br />
nehmen, teilte der<br />
rechtspolitische Sprecher Sven Rissmann<br />
am Montag mit. Es gebe bislang<br />
keine Informationen über<br />
Menge,Ziel und Zeitpunkt des Diebstahls.„Das<br />
macht den Vorfall umso<br />
brisanter.“<br />
Für die FDP-Opposition sagte<br />
Bernd Schlömer, das Datenproblem<br />
sei schwerer als erwartet. Es zeige<br />
sich, dass die schlechte Qualität des<br />
IT-Betriebs beim Kammergericht die<br />
Schäden wohl begünstigt habe.<br />
Laut Deutschem Richterbund<br />
zeigt die Attacke,wie einfach sich die<br />
Justiz teilweise lahmlegen lasse,<br />
wenn sie technisch nicht auf der<br />
Höhe ist. Durcheine mangelhafte IT-<br />
Infrastruktur des Kammergerichts<br />
sei aus einem Standardangriff mit<br />
Schadsoftware ein massives Sicherheitsproblem<br />
geworden, so Bundesgeschäftsführer<br />
Sven Rebehn.<br />
Die Datensicherheit in Gerichten<br />
müsse angesichts eines zunehmend<br />
elektronischen Rechtsverkehrs an<br />
oberster Stelle stehen, forderte Rebehn.<br />
DieJustizverwaltungen sollten<br />
bundesweit den <strong>Berliner</strong> Fall zum<br />
Anlass nehmen, Sicherheitskonzepte<br />
für die Gerichte zu überprüfen.<br />
Das bisherige IT-System soll laut<br />
Kammergericht nicht wieder installiertwerden.Vielmehr<br />
gehe es um einen<br />
vollständigen Neuaufbau einer<br />
IT-Infrastruktur unter dem Dach des<br />
Dienstleistungszentrums.<br />
Am Montag hatte das Kammergericht<br />
unter Berufung auf Experten<br />
mitgeteilt, dass „aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach“ doch Daten gestohlen<br />
wurden. Noch Ende Oktober hatte<br />
Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne)<br />
im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses<br />
versichert, dass keine Daten<br />
gestohlen wurden.<br />
Das IT-Dienstleistungszentrum<br />
Berlin (ITDZ) hatte den Virus im<br />
Computersystem Ende September<br />
bemerkt. Die Rechner wurden daraufhin<br />
vom Internet getrennt, das<br />
Kammergericht vom Netz genommen.<br />
Bisheute können Richterinnen<br />
und Richter nur eingeschränkt auf<br />
das Internet zugreifen. (dpa)<br />
Ufa-Chef Nico Hofmann produzierte den Film über den langjährigen Berinale-Chef. Um Dieter Kosslick dreht sich „Das Kino ist tot, es lebe das Kino“. CHRISTIAN SCHULZ (3)<br />
DIETER KOSSLICK<br />
war der König der Berlinale. Ein<br />
Monarch, dessen gütiger Blick auf<br />
seinen Untertanen ruhte und der<br />
sich mit ihnen gernverbrüderte,weil<br />
das aus der Königsposition heraus<br />
ein Zeichen von Größe und sympathischer<br />
Nahbarkeit ist. Auf die Königskonstellation<br />
sollte der Filmtitel<br />
„Das Kino ist tot, es lebe das Kino“<br />
wohl auch anspielen. Der Film von<br />
Regisseur und Kameramann Thomas<br />
Schadt entstand während der<br />
69. Berlinale im vergangenen Jahr.<br />
Damals war klar, dass es die letzte<br />
von Kosslick auf dem Chefposten<br />
sein würde.<br />
DerVeteran im Amt des Festspiel-<br />
Intendanten schaute in jenen Tagen<br />
im Februar 2019 in viele belämmerte<br />
Gesichter von Menschen, die sich<br />
eine Berlinale ohne ihn nicht vorstellen<br />
wollten oder konnten und sich<br />
nun von ihm verabschieden mussten.<br />
Kosslick ließ eine Nähe der Kamera<br />
zu, die es zuvor nicht gegeben<br />
hatte.AmMontagabend feierte „Das<br />
Kino ist tot, es lebe das Kino“ eine<br />
kleine Premiere imKino Delphi Lux<br />
in der Kantstraße, bevor der Film im<br />
Fernsehen landet, für das er produziertwurde.<br />
Kosslick hatte Haarbürste und<br />
Haargel dabei und schreckte nicht<br />
davor zurück, die auch mit großer<br />
Hingabe anzuwenden: „Ich will<br />
heute Abend noch mal aussehen wie<br />
Dieter Kosslick. Dann reicht“s!“ Die<br />
Botschaft dahinter,die auch der Film<br />
vermittelt: Der Festivaldirektor war<br />
eine Rolle, die er gern gespielt hat.<br />
Aber eine Rolle. AmRande erzählte<br />
Kosslick, dass er sich durchaus der<br />
Gefahr bewusst war,indie er sich für<br />
dieses Projekt begab: „In dieser Art<br />
Zum Abschied eine Doku<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Dieter Kosslick steht<br />
im Mittelpunkt des Films<br />
„Das Kino ist tot, es lebe das Kino“,<br />
dessen Premiere im Delphi Lux<br />
gefeiert wurde<br />
Thomas Schadt warbei Kosslicks letzter Berlinale mit seiner Kamera ganz nah dran.<br />
vonFilmen kannst du dich nicht verstellen.“<br />
Narzisstisch findet er das<br />
Ergebnis nicht, eher selbstbewusst:<br />
„Man muss den Ansturmder Egos ja<br />
auch überleben. Und dafür muss<br />
man selber eines haben.“<br />
NICO HOFMANN<br />
gehört als ufa-Chef zu den größten<br />
Lieferanten von Fernsehen und<br />
Streamingdiensten. Und auch wenn<br />
das Kino inseiner Firma schon mal<br />
eine deutlich größere Rolle gespielt<br />
hat, ist er einer seiner großen Verfechter.<br />
Der Dokumentarfilm „Das<br />
Kino ist tot, es lebe das Kino“ wurde<br />
von der ufa produziert und wird auf<br />
Arte (am 19. Februar), im rbb (23. Februar)<br />
und im SWR (27. Februar) laufen.<br />
Hofmann weist gerndarauf hin:<br />
„Die Idee dazu hatte ich gemeinsam<br />
mit Thomas Schadt. Undsoein Projekt<br />
kann man auch nur mit so einem<br />
Könner wie ihm verwirklichen.<br />
Er hatjaauch schon beim Film über<br />
Franz Beckenbauer eindrucksvoll<br />
gezeigt, was er kann.“<br />
THOMAS SCHADT<br />
war bei den Höhen und Tiefen von<br />
Kosslicks letzter Berlinale mit seiner<br />
Kamera ganz nah dran. Der Dokumentarfilmer<br />
durfte mit ihm in seinem<br />
Dienstwagen den eng getakteten<br />
Terminplan abfahren und hinter<br />
der Bühne mit Kosslick auf dessen<br />
Auftritt bei der Bärengala warten. Sogar<br />
in so einem schwierigen Moment<br />
für den Direktor, indem das Telefon<br />
klingelte und er erfuhr, dass ihm gerade<br />
die chinesische Zensur seinen<br />
Abschlussfilm geklaut hatte, hielt<br />
Schadt seine Kamera drauf:„Für ihn<br />
war das ein Schock, für den Film ein<br />
großer Moment.“<br />
Büro im<br />
Schacht der<br />
U9 entdeckt<br />
Unbekannte richteten<br />
komplettes Zimmer ein<br />
Ein Eck-Schreibtisch mit Computern<br />
und Drucker, Bücher und<br />
Stifte,eine Schreibtischlampe (angeschaltet!),<br />
ein Mini-Schränkchen mit<br />
Zimmerpflanze: Sicherheitsleute der<br />
BVG fanden in einem Tunnel der U9<br />
jetzt einen komplett eingerichteten<br />
Büroraum.„Ich dachte,ich spinne“ –<br />
so formuliert eseiner der Entdecker<br />
gegenüber der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Schon 2016 bauten Aktionskünstler<br />
im Schacht ein Wohnzimmer. Erst<br />
eine Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
machte die BVG auf die neue Aktion<br />
aufmerksam. „Wir haben das Büro<br />
gesucht und gefunden“, sagt Sprecher<br />
Jannes Schwentu. „Wir lassen<br />
den Krempel jetzt wegräumen und<br />
erstatten Anzeige –schon deshalb,<br />
weil sich offenbar jemand in Bereichen<br />
bewegt hat, in denen er sich<br />
nicht hätte bewegen dürfen.“<br />
Wie esdie Künstler erneut schaffen<br />
konnten, unentdeckt zu agieren?<br />
In den Schächten werdeunregelmäßig<br />
kontrolliert, sagt ein Insider.Fakt<br />
ist: Das Büro müsse neu sein, „da es<br />
dort unten schnell staubig wird –<br />
auch weil der Raum unter einem<br />
Lüftungsgitter installiertwurde.“ Türen<br />
wurden laut Informationen dieser<br />
<strong>Zeitung</strong> nicht aufgebrochen –dafür<br />
zapften die Künstler scheinbar<br />
Strom von einer Wasserpumpe ab,<br />
um die Schreibtischlampe zu betreiben.<br />
Zumindest könnten die Experten<br />
der BVG dieses Mal wissen, wo<br />
sie nach den Besitzernder Möbel suchen<br />
müssen: Im Nachhinein bekannte<br />
sich 2016 die Künstlergruppe<br />
„Rocco und seine Brüder“ zu dem<br />
Untergrund-Kunstwerk. (fth.)<br />
Schreibtisch, Computer und Pflanze: Das<br />
Büro im Schacht der U-Bahn U9. PRIVAT<br />
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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
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Berlin<br />
Massenhaft<br />
Drohmails<br />
verschickt<br />
Generalstaatsanwaltschaft<br />
klagt 31-Jährigen an<br />
Nach rechtsextremen Drohmails<br />
gegen Politiker und Behörden<br />
hat die <strong>Berliner</strong> Generalstaatsanwaltschaft<br />
einen 31-Jährigen angeklagt.<br />
Er soll ab Dezember 2018 unter<br />
dem Absender „NationalSozialistische<br />
Offensive“ E-Mails an Mitglieder<br />
des Bundestages, Polizeidienststellen,<br />
Gerichte, Behörden, Medien<br />
und Einkaufszentren verschickt und<br />
darin Sprengstoffanschläge und weitere<br />
Tötungsdelikte angedroht haben,<br />
wie die Anklagebehörde in der<br />
Hauptstadt am Montag mitteilte.<br />
Angeklagt sind 107 Taten zwischen<br />
Oktober 2018 und April2019.<br />
Immer neue Schreiben hatten Besorgnis<br />
und umfangreiche Ermittlungen<br />
ausgelöst. Mails gingen unter<br />
anderen an Behörden in Hamburg,<br />
Schleswig-Holstein, Brandenburg,<br />
Frankfurt und Baden-Württemberg.<br />
Gedroht wurde mit Bomben, aber<br />
auch mit Exekutionen auf offener<br />
Straße. Rathäuser, Bahnhöfe, ein Finanzamt<br />
und auch ein Kindergarten<br />
wurden evakuiert. Sprengkörper<br />
wurden aber nicht gefunden.<br />
Der mutmaßliche Verfasser war<br />
Anfang April 2019 in Schleswig-Holstein<br />
gefasst und später in eine Haftanstalt<br />
nach Berlin überführt worden.<br />
Er war laut Staatsanwaltschaft<br />
bereits früher wegen Sprengstoff-,<br />
Brand- und Körperverletzungsdelikten<br />
auffällig geworden.<br />
Laut Mitteilung soll der Angeschuldigte<br />
geplant haben, mit Gewalttaten<br />
gegen Einrichtungen und<br />
Repräsentanten des „kapitalistischen<br />
Systems“ vorzugehen, um<br />
seine Phantasien vonder Errichtung<br />
einer „nationalen sozialistischen<br />
Ordnung“ umzusetzen.<br />
Mehr als hundertDrohmails soll der Mann<br />
in sieben Monaten verschickt haben. DPA<br />
Die Tatserie begann laut Staatsanwaltschaft<br />
wenige Wochen, nachdem<br />
der mutmaßliche Schreiber<br />
nach einer Haftstrafe auf freien Fuß<br />
kam. Ähnlichkeiten zum früheren<br />
Vorgehen des Mannes hätten auf<br />
seine Spur geführt. Gefunden wurden<br />
laut Staatsanwaltschaft auch detaillierte<br />
Anleitungen zum Bau von<br />
Sprengvorrichtungen, die er aus<br />
dem Internet heruntergeladen und<br />
teilweise ergänzt haben soll.<br />
Die Anklage lautet auf Anleitung<br />
zur Begehung schwerer staatsgefährdender<br />
Gewalttaten, Störung<br />
des öffentlichen Friedens durch die<br />
Androhung von Straftaten, schwere<br />
Nötigung sowie versuchte räuberische<br />
Erpressung und Bedrohung.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Strafverfolgungsbehörde<br />
hatte die Ermittlungen federführend<br />
nach einer gemeinsamen<br />
Vereinbarung der deutschen Generalstaatsanwaltschaften<br />
übernommen,<br />
„um die Ressourcen zu bündeln“.<br />
Der Sprecher der Anklagebehörde<br />
sagte, die Ermittler vermuteten,<br />
dass sich der Angeschuldigte<br />
teilweise mit einem Mittäter koordiniert<br />
haben soll, der sei aber noch<br />
unbekannt. Es werde weiter ermittelt,<br />
ebenso zu ähnlichen Drohschreiben,<br />
die mit „Staatsstreichorchester“<br />
oder „Wehrmacht“ unterzeichnet<br />
waren.<br />
Bevor es zu einem Prozess<br />
kommt, muss die Anklage vom<br />
Landgericht zur Hauptverhandlung<br />
zugelassen werden. (dpa)<br />
Die Alte Nationalgalerie entwarf Stüler in den Jahren 1862 bis 1865. Das ebenfalls auf der Museumsinsel gelegene Neue Museum gilt als StülersHauptwerk.<br />
Im Schatten Schinkels<br />
Vor220 Jahren wurde Friedrich August Stüler geboren, der lang verkannte Architekt Preußens<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Bis vor zwei Jahrzehnten<br />
war er nur noch Fachleuten<br />
ein Begriff: Friedrich<br />
August Stüler, dessen Geburtstag<br />
an diesem Dienstag zum<br />
220. Mal begangen werden kann. Es<br />
brauchte letztlich die heftige Debatte<br />
der späten 1990er-Jahre um<br />
den Wiederaufbau des Neuen Museums<br />
auf der Museumsinsel, damit<br />
auch einer breiteren Öffentlichkeit<br />
wieder bewusst wurde: Hier geht es<br />
um das Hauptwerk jenes Architekten,<br />
der den Zeitgenossen schon seit<br />
den 1830er-Jahren als bedeutendster<br />
preußisch-berlinischer Architekt neben<br />
Karl Friedrich Schinkel galt und<br />
nach dessen Tod1841 als dessen legitimer<br />
Erbe betrachtet wurde.<br />
Moderne Werke<br />
Stüler,der an der <strong>Berliner</strong> Bauakademie<br />
studierte, wird bis heute als<br />
„Schüler“ Schinkels bezeichnet. Was<br />
durchaus unkorrekt ist. Zwar erhielt<br />
Stüler in der Bauakademie sicherlich<br />
erste Einblicke in die Arbeit der<br />
staatlichen Bauverwaltung, die seit<br />
1815 von Schinkel dominiert wurde,<br />
hat möglicherweise sogar wie viele<br />
seiner Altersgenossen auch in dessen<br />
Büro mitzeichnen dürfen. Doch<br />
der immense Einfluss Schinkels<br />
auch auf Stüler war vorallem ein indirekter,<br />
ging von dessen ausgeführten<br />
Werken aus,von seinem persönlichen<br />
Vorbild, das jahrzehntelang<br />
als Idealbild des selbstbewusst-bürgerlichen<br />
Künstler-Beamten gefeiert<br />
wurde. Vor allem aber vermittelte<br />
Schinkel eine bis weit in die 1880er-<br />
Jahre hinein in Berlin prägende<br />
künstlerische Haltung, nach der die<br />
Architekturgeschichte – vor allem<br />
die Griechenlands und die der Gotik<br />
–zwar als Fundus mit vielen Formen<br />
betrachtet, das Kopieren etwa von<br />
Fassaden aber vehement abgelehnt<br />
wurde. Esging um neue Architektur<br />
für eine neue Zeit, selbst wenn, wie<br />
etwa bei der 1845 zusammen mit König<br />
Friedrich Wilhelm IV. entworfenen<br />
Potsdamer Friedenskirche, Stüler<br />
deutlich das Vorbild byzantinischer<br />
Kirchen aus Ravenna zitierte.<br />
Bei Restaurierungen wie etwa jener<br />
der <strong>Berliner</strong> Franziskanerkirche von<br />
1842 achtete er aber genau darauf,<br />
dass seine Zutaten auch als moderne<br />
Werkeerkennbar blieben.<br />
Nach verschiedenen nachrangigen<br />
Posten in der Bauverwaltung<br />
Anfänge: Friedrich August<br />
Stüler,geboren als Sohn eines<br />
Pfarrers im thüringischen<br />
Mühlhausen, studierte<br />
1818 bis 1827 an<br />
der Bauakademie und an<br />
der Universität Berlin. Noch<br />
als Student war er 1824 an<br />
der Gründung des <strong>Berliner</strong><br />
Architektenvereins beteiligt.<br />
wurde Stüler schon 1832 Hofbaurat<br />
und Direktor der Schlossbaukommission.<br />
Der Grundstein für eine<br />
große Karrierewar gelegt. Als er 1865<br />
hoch geehrt starb, zählte seine Projektliste<br />
um die 90 Bauten. Schon in<br />
den 1830ern stieg Stüler zu internationaler<br />
Berühmtheit auf: 1837 berief<br />
ihn der russische Kaiser Nikolaus I.<br />
für den Wiederaufbau des Winterpalais<br />
in St.Petersburg–das Projekt Stülers<br />
zerschlug sich, weil der autokratische<br />
Herrscher lieber den Barockstil<br />
des Absolutismus von Peter I., Elisabeth<br />
und Katharina II. rekonstruieren<br />
BAUMEISTER DES KÖNIGS<br />
ließ. 1848 wurde Stüler nach Stockholm<br />
für den Baudes Nationalmuseums<br />
berufen, das nun tatsächlich in<br />
Formen der als bürgerlich betrachteten<br />
florentinischen Renaissance entstand,<br />
1851 begann er mit Umbauplanungen<br />
für das Schweriner<br />
Schloss, angelehnt an französische<br />
Renaissanceschlosser des 16. Jahrhunderts,<br />
1862 erhielt er den Auftrag<br />
für die damals sensationelle Akademie<br />
der Künste in Budapest, wieder<br />
in reichen Formen der Neurenaissance.Weit<br />
mehr als die meisten sei-<br />
WIKIPEDIA<br />
Aufstieg: 1841 wurde er gemeinsam<br />
mit Ludwig Persius<br />
Bauberater des preußischen<br />
Königs Friedrich Wilhelm<br />
IV., wobei Stüler für<br />
Berlin zuständig war.Ab<br />
1842 führte er den Titel „Architekt<br />
des Königs“ und<br />
nach Persius Tod, alleiniger<br />
Bauberater des Königs.<br />
ner <strong>Berliner</strong> Zeitgenossen war Stüler<br />
willens und in der Lage,über das klassizistische<br />
Erbe vonSchinkel hinauszusehen.<br />
1858 erhielt er auch deswegen<br />
die Goldmedaille des Londoner<br />
Royal Institute of British Architects,<br />
1864 wurde er in die Pariser Académie<br />
des Beaux Arts aufgenommen.<br />
Dass Schinkels Ruhm trotzdem<br />
Stüler so sehr in den Schatten stellte,<br />
hatte also nicht nur etwas zu tun mit<br />
unterschiedlicher künstlerischer<br />
Kompetenz. Schinkel, sicherlich der<br />
grandiosere und vielseitigere Künstler,<br />
sorgte bereits seit 1818 dafür,<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
dass seine Entwürfe durch prachtvoll<br />
mit Kupferstichen illustrierte<br />
Publikationen verbreitet wurden.<br />
Stüler dagegen konzentrierte sich<br />
auf das Bauen. Und soblieb etwa<br />
mehr als 150 Jahre verborgen, dass<br />
das 1855 eingeweihte Neue Museum<br />
auf der Museumsinsel mit seinen<br />
Fertigparketts,Leichtbaudecken aus<br />
hohlen Tonröhren, Luftkanälen in<br />
den Wänden, vor allem aber der<br />
kombinierten Verwendung von<br />
guss- und schmiedeeisernen Bauteilen<br />
in vielem moderner war als selbst<br />
französische Bauten der Zeit. Überhaupt<br />
war Stüler bemerkenswert offen<br />
für neue Baumethoden – im<br />
Neuen Museum fuhr eine Baueisenbahn<br />
–und Konstruktionsideen: Die<br />
1851 mit dem Ingenieur Johann Wilhelm<br />
Lentze zusammen als durchbrochene<br />
Gitterträger-Brücken bei<br />
Dirschau über dieWeichsel und über<br />
die Nogat in Ostpreußen gebauten<br />
Flussquerungen galten als technische<br />
Meisterwerke.<br />
Wo bleibt die Stüler-Medaille?<br />
Umso überraschender ist, wie wenig<br />
sich gerade die <strong>Berliner</strong> Architektenschaft<br />
an Stüler erinnert. Selbst als<br />
die Matthäikirche am Kulturforum<br />
durch das Projekt des Museums der<br />
Moderne,der „Scheune“, massiv bedrängt<br />
wurde, gab es nur Proteste<br />
aus der Denkmalpflegerszene. Immerhin,<br />
in Mühlhausen gibt es seit<br />
2012 den wissenschaftlichen „Friedrich-August-Stüler-Förderpreis“.<br />
Berlin sollte sich dieser Initiative<br />
anschließen, etwa mit einer Stüler-<br />
Medaille für neue Bauweisen und<br />
Baukonstruktionen. Eine Aufgabe<br />
wie geschaffen für jenen <strong>Berliner</strong> Architekten-<br />
und Ingenieursverein, der<br />
von Stüler 1824 mit begründet worden<br />
war. Nur ein paar Straßen und<br />
Plätzenach ihm zu benennen, der zu<br />
seiner Zeit mindestens so berühmt<br />
war wie Schinkel, das ist zu wenig.<br />
Stüler entwarf auch zahlreiche Dorfkirchen, wie diese in Caputh. IMAGO Nach dem Krieg umgestaltet: die St. Matthäi-Kirche am Kulturforum. PAULUS PONIZAK<br />
Polizeichefin<br />
verteidigt<br />
Todesschuss<br />
Waffengebrauch ist zur<br />
Eigensicherung möglich<br />
Nach dem tödlichen Schuss eines<br />
Polizisten auf eine Frau hat Polizeipräsidentin<br />
Barbara Slowik den<br />
Einsatz gerechtfertigt. Als Polizisten<br />
sich am Freitag nach einem Notruf<br />
Zutritt zu ihrem Zimmer verschaffen<br />
wollten, solle die Frau Widerstand<br />
geleistet haben, sagte Slowik am<br />
Montag im Innenausschuss. „Das<br />
hat sie mit einem Messer getan. Sie<br />
ist dem Beamten mit einem Messer<br />
entgegengetreten auf einer sehr nahen<br />
Distanz vonsechs Meternetwa.“<br />
Daraufhin habe der Beamte geschossen.<br />
Slowik betonte,völlig unabhängig<br />
vondem Einzelfall wolle sie klar machen,<br />
„dass Messerangriffe egal auf<br />
wen, aber auch auf Polizisten, in kurzerDistanz<br />
innerhalb vonfünf, sechs<br />
Metern, in kürzester Zeit tödlich enden<br />
können.“ Sie fügte hinzu: „Wird<br />
eine Hauptschlagader getroffen, am<br />
Hals,amBauch, am Bein, ist das binnen<br />
zwei Minuten tödlich. Da wird<br />
es auch keine Rettung geben, da gibt<br />
es auch keine Hilfe.“ Undweiter:„Da<br />
ist zur Eigensicherung der Schusswaffengebrauch<br />
durchaus vorgesehen.“<br />
Der Mitbewohner der 33-Jährigen<br />
hatte, wie berichtet, am frühen<br />
Freitagmorgen die Polizei gerufen.<br />
Der Mann gab an, von der Frau mit<br />
einem Messer bedroht zu werden.<br />
Eine Streife stürmte in die Wohnung,<br />
in der sich die geistig verwirrte Frau<br />
in ihrem Zimmer verschanzt hatte.<br />
Nachdem die Beamten die Tür geöffnet<br />
hatten, kam Maria B.auf sie zu,<br />
mit einem Messer in der Hand. Einer<br />
der Beamten zog daraufhin seine<br />
Pistole und schoss ihr in den Oberkörper.<br />
Am Sonnabend hatten rund<br />
50 Menschen aus der linken und autonomen<br />
Szene in Friedrichshain<br />
demonstriertund Polizisten als Mörder<br />
beschimpft. (BLZ)<br />
Nirgendwo<br />
gibt es mehr<br />
Ein-Mann-Firmen<br />
Berlin ist die Hauptstadt<br />
der Solo-Selbstständigen<br />
R<br />
und 68 000 <strong>Berliner</strong> haben mehr<br />
als einen Job. Das sind 3,7 Prozent<br />
der Erwerbstätigen in der<br />
Hauptstadt, wie aus einer Antwort<br />
der Bundesregierung auf eine Linken-Anfrage<br />
hervorgeht. Das ist die<br />
höchste Quote im Osten, liegt aber<br />
deutlich unter dem bundesweiten<br />
Durchschnitt. In Deutschland hat<br />
mit 5,3 Prozent etwa jeder Zwanzigste<br />
eine Nebentätigkeit, teilte das<br />
Arbeitsministerium unter Berufung<br />
auf Zahlen des Statistischen Bundesamts<br />
für 2018 mit. Nach jahrelangem<br />
Anstieg stagniert demnach die<br />
Quote.Amhöchsten ist sie in Baden-<br />
Württemberg, am niedrigsten in<br />
Sachsen-Anhalt. Brandenburg weist<br />
die zweitniedrigste Quote auf –hier<br />
haben 2,1 Prozent der Erwerbstätigen<br />
mehrereJobs gleichzeitig.<br />
Berlin ist den Daten zufolge das<br />
Bundesland mit dem höchsten Anteil<br />
Solo-Selbstständiger – also<br />
Selbstständiger ohne Angestellte,die<br />
etwa als Fliesenleger oder als Reinigungskraft<br />
tätig sind, vermittelt von<br />
digitalen Plattformen. Jeder neunte<br />
Erwerbstätige in der Hauptstadt<br />
(11,1 Prozent) ist solo-selbstständig;<br />
der Bundesdurchschnitt liegt bei<br />
5,3 Prozent. Sozialverbände warnen,<br />
dass Solo-Selbstständige besonders<br />
armutsgefährdet seien. In Brandenburg<br />
arbeitete etwa jeder zehnte Erwerbstätige<br />
selbstständig, davon<br />
rund die Hälfte als sogenannte Solo-<br />
Selbstständige. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 15<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Brandenburg<br />
Schweinepest:<br />
Kreis will mehr<br />
Abschüsse<br />
Jägern wird Gebühr für<br />
Tests erlassen<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Die bereits in Westpolen grassierende<br />
Afrikanische Schweinepest<br />
(ASP) ist nur etwa 20 Kilometer<br />
von der südbrandenburgischen<br />
Grenze entfernt. Deshalb will der<br />
Landkreis Elbe-Elster erreichen,<br />
dass die Jäger noch mehr Wildschweine<br />
jagen –vor allem Frischlinge,<br />
die wegen des geringen Gewichts<br />
schlecht zu vermarkten sind.<br />
Bislang muss ein Jäger für jedes erlegte<br />
Schwein, das für den Verzehr<br />
vorgesehen ist, eine Untersuchung<br />
machen lassen, ob das Tier von Trichinen<br />
befallen ist. Das sind Fadenwürmer,<br />
die beim Menschen für<br />
Krankheiten sorgen können. „Die<br />
Gebühr für diese Untersuchung wird<br />
ab dem 1. Februar fürTiere, die leichter<br />
als 30 Kilo sind, nicht mehr erhoben“,<br />
sagte eine Sprecherin desVeterinäramtes<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Die Untersuchung einer Probe<br />
kostet im Landkreis 7,70 Euro. Die<br />
Gebühr gilt nun nur noch für große<br />
Wildschweine. Imvergangenen Jahr<br />
wurden bis Ende November im Kreis<br />
4100 Schweine erlegt.<br />
Es wird befürchtet, dass die für<br />
Menschen ungefährliche, für Wildund<br />
Hausschweine aber meist tödliche<br />
Krankheit in den nächsten Wochen<br />
von Polen nach Brandenburg<br />
oder Sachsen eingeschleppt wird.<br />
Die Landesregierung und die Jäger<br />
setzen alles daran, den Bestand der<br />
Wildschweine möglichst schnell zu<br />
minimieren, damit sich die Krankheit<br />
–imFalle einer Einschleppung –<br />
nicht so schnell ausbreiten kann.<br />
Gegen die Afrikanische Schweinepest:<br />
Wildabwehrzaun in Sachsen<br />
DPA<br />
Das Problem ist, dass für Wildschweinfleisch<br />
durch das derzeitige<br />
Überangebot nicht mehr viel Geld zu<br />
bekommen ist. DieLandesregierung<br />
zahlt erhöhte bereits im April 2018<br />
die Abschussprämie pro Tier von 30<br />
auf 50 Euro. InGrenznähe wurden<br />
auch Zäune errichtet. Das Flatterband<br />
soll sie optisch irritieren oder<br />
Elektrozäune solle sie abschrecken.<br />
Auch wurden vielerorts Duftstoffe<br />
ausgebracht, die die Schweine nicht<br />
mögen: Dort riecht es nach Bären,<br />
nach Pumas oder Menschen.<br />
„Die Jäger sind aufgefordert, weiterhin<br />
alle jagdlichen Möglichkeiten<br />
auszunutzen, um die Wildschweine<br />
zu erlegen“, heißt es bei der Landesregierung.<br />
Das von den Grünen geführte<br />
Umweltministerium erlaubt<br />
auch sogenannte Drückjagden. Dabei<br />
wartet der Jäger nicht im Hochstand,<br />
bis mal ein Wildschwein vorbeikommt,<br />
sondern Treiber und<br />
Hunde laufen lärmend durch den<br />
Wald und treiben die Tiere vor die<br />
Gewehre. So können in kurzer Zeit<br />
viele Schweine erlegt werden. Damit<br />
werden allerdings alle anderen Tiere<br />
gestört, für die ab 16. Januar Schonzeit<br />
ist, also Reh-, Rot-, Dam- und<br />
Muffelwild. Ihre Schonzeit kann nun<br />
bis 31. Januar aufgehoben werden.<br />
Kritik kommt vom Verein Wildtierschutz.<br />
„Deutschland kennt im<br />
Hinblick auf die Wildschweinjagd<br />
seit langem kaum noch Tabus“, sagt<br />
Lovis Kauertz. „Was aber die Grünen<br />
in Brandenburg zulassen, setzt dem<br />
Ganzen doch die Krone auf: die gesamte<br />
Fauna wirdzum Freiwild.“<br />
Der Wegzum nächsten Ärzt kann in dünnbesiedelten Gegenden weit sein.<br />
Stipendien für Landärzte<br />
Brandenburg will mit 1000 Euro monatlich Studenten gewinnen, die später im Land arbeiten<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Ärzte können, aber sie müssen<br />
nicht in Rente gehen.<br />
Wenn sie eine eigene Praxis<br />
haben, können sie auch<br />
im recht hohen Alter weiterarbeiten.<br />
Viele machen das auch. Es gibt zum<br />
Beispiel im Land Brandenburgeinen<br />
Arzt, der noch mit 82 Jahren arbeitet.<br />
Das ist gut in einer Zeit, in der<br />
massiver Ärztemangel herrscht –besonders<br />
auf dem platten Land, also<br />
bei den Landärzten.„Wir müssen die<br />
Altersstruktur im Blick haben“, sagt<br />
Christian Wehry, Sprecher der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung Brandenburg.<br />
„Inzwischen sind ein Drittel aller<br />
Ärzte im Land älter als 60 Jahre.“<br />
Deshalb sei es wichtig, dass massiv<br />
für Nachwuchs geworben wird.<br />
Ausdem gesamten Bundesgebiet<br />
Es sei sehr gut, so Wehry, dass die<br />
Landesregierung ein Programm aufgelegt<br />
hat, mit dem Medizinstudenten<br />
nach ihrem Abschluss nach<br />
Brandenburggeholt werden sollen.<br />
Derzeit läuft die zweite Bewerbungsrunde<br />
des Landärzteprogramms:<br />
Bis zum 15. Februar können<br />
sich Medizinstudenten aus allen<br />
Bundesländern melden, die zum<br />
späteren Einsatz im ländlichen<br />
Raum Brandenburgs bereit sind.<br />
Wenn sie sich verpflichten, nach ihrem<br />
Abschluss fünf Jahre in Brandenburgzuarbeiten,<br />
bekommen sie<br />
während ihrer Ausbildung ein Stipendium,<br />
in diesem Fall ab dem 1.<br />
April 2020. Das Stipendium wird<br />
vom Potsdamer Gesundheitsministerium<br />
gefördert.<br />
Dauer: Die Förderung kann<br />
maximal für die Dauer der<br />
Regelstudienzeit von75Monaten<br />
gewährtwerden.<br />
Mit bis zu 5760 Euro monatlich<br />
kann die Anstellung von<br />
Ärzten in Weiterbildung gefördertwerden.<br />
LANDARZTPROGRAMM<br />
Weiterbildung: Die Förderung<br />
gilt für folgende Facharztgruppen:<br />
Kinder- und Jugendmedizin,<br />
Frauenheilkunde<br />
,Augenheilkunde,<br />
Hautkrankheiten, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,<br />
Psychiatrie,<br />
Neurologie.<br />
Das Landärzteprogramm wurde<br />
von der Landesregierung initiiert<br />
und wird aus Landesmitteln finanziert.<br />
Für die Umsetzung werden<br />
nach Angaben des Gesundheitsministeriums<br />
bis 2027 Fördermittel in<br />
Höhe voninsgesamt mehr als 18 Millionen<br />
Euro benötigt. Bisdahin können<br />
bis zu 200 Studenten gefördert<br />
werden.<br />
Grundsätzlich ist es so, dass die<br />
Studenten eine Förderung von monatlich<br />
1000 Euro beantragen können.<br />
Werbereits ein Stipendium von<br />
einer Kommune oder einem Krankenhaus<br />
bekommt, kann sich für ein<br />
sogenanntes Co-Stipendium von<br />
monatlich bis zu 500 Euro bewerben.<br />
Gesundheitsministerin Ursula<br />
Nonnemacher (Grüne) sagt: „Brandenburg<br />
braucht junge, engagierte<br />
Ärztinnen und Ärzte.Wir freuen uns<br />
über jede und jeden, die sich für einen<br />
BerufsstartinBrandenburgentscheiden.“<br />
Der Start des Landärzteprogramm<br />
sei erfolgreich gewesen.<br />
Bewerbung: Unterlagen und<br />
alle Infos gibt es auf der Internetseite<br />
der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung Brandenburg<br />
unter:<br />
www.kvbb.de/praxis/<br />
studium-weiterbildung/<br />
foerderprogramm/<br />
Die Sorben und der Kohleausstieg<br />
IMAGO IMAGES/WERNER OTTO<br />
Aus ganz Deutschland seien Bewerbungen<br />
eingegangen. „Das zeigt,<br />
dass Brandenburg für Nachwuchskräfte<br />
attraktiv als Ort zum Leben<br />
und Arbeiten ist“, sagte Nonnemacher,<br />
die vor ihrer Politikkarriere<br />
selbst Ärztin war. „Unser Ziel ist es<br />
natürlich, sie alle deutlich länger als<br />
fünf Jahre für Brandenburg begeisternzukönnen.“<br />
DasLandärzteprogramm startete<br />
im September 2019: In der ersten Bewerbungsrunde<br />
gingen 75 Bewerbungen<br />
ein. Nach einer Auswahl<br />
konnten mit dem Beginn des Wintersemesters<br />
2019/2020 ab Oktober<br />
34 Stipendien über monatlich 1000<br />
Euro vergeben werden. Dazu kamen<br />
sechs Co-Stipendien über 500 Euro.<br />
All diese Förderungen werden in der<br />
Regel für die Dauer der Regelstudienzeit<br />
vergeben.<br />
Insgesamt ist es so, dass der Tiefpunkt<br />
vorerst durchschritten ist.<br />
Landärzte gehören zu den sogenannten<br />
Ärzten im ambulanten System.<br />
Das sind keine Krankenhausärzte,<br />
sondern all jene, bei denen<br />
sich die Patienten mit ihrer Krankenkassenkarte<br />
behandeln lassen können,<br />
also vor allem niedergelassene<br />
Ärzte mit eigenen Praxen oder angestellte<br />
Ärzte in Gesundheitsversorgungszentren.<br />
Im Jahr 2012 gab es<br />
nur noch 3507 dieser Ärzte, Ende<br />
2018 waren es bereits wieder 3860.<br />
„Obwohl wir die Zahl also erfolgreich<br />
steigern konnten, ist Brandenburg<br />
das Bundesland mit der bundesweit<br />
geringsten Arztdichte“, sagte Christian<br />
Wehryvon der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung.<br />
55 000 Euro für Praxisübernahme<br />
Die Vereinigung und die Krankenkassen<br />
fördern seit Jahren auch Studenten,<br />
indem sie Praktika in Brandenburg<br />
vermitteln oder Weiterbildungen<br />
zahlen. „Es besteht auch die<br />
Möglichkeit, dass wir in Gegenden,<br />
in denen ein Versorgungsproblem<br />
ansteht oder bereits besteht, die<br />
Übernahme einer Praxis fördern<br />
können“, sagte Wehry. Dafür würden<br />
bis zu 55 000 Euro bereitgestellt. Auf<br />
diese Art konnten in Schwedt in der<br />
dünn besiedelten Uckermarkelf Praxen<br />
gehalten werden.<br />
Peter Noack, Chef der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung, sagte: „Wir sind<br />
wir seit vielen Jahren in der Nachwuchsförderung<br />
breit aufgestellt<br />
und haben allein im vergangenen<br />
Jahr rund acht Millionen Euro in die<br />
Förderungen von Studenten und<br />
Ärzten in Weiterbildung investiert.“<br />
Das Landärzteprogramm gebe nun<br />
weitere Impulse für die Ansiedlung<br />
junger Kolleginnen und Kollegen.<br />
In der Lausitz steht ein großer Strukturwandel an. Dort ist das Gebiet, in dem die einzige ostdeutsche Minderheit lebt<br />
VonJörg Schurig,Bautzen<br />
Der Bund der Sorben (Domowina)<br />
sieht im Kohleausstieg<br />
Chancen, aber auch Risiken für die<br />
Minderheit. „Viele Sorben befürchten,<br />
dass der Strukturwandel zu einem<br />
wirtschaftlichen Bruch führt,<br />
wie er Anfang der 1990er Jahreschon<br />
einmal erlebt wurde“, sagte Domowina-Chef<br />
Dawid Statnik (36).<br />
135 Dörfer wurden abgebaggert<br />
Die Sorben haben eine eigene Sprache<br />
und sind die einzige in Ostdeutschland<br />
anerkannte nationale<br />
Minderheit. Sie wohnen in der Lausitz,<br />
also in Südbrandenburg und in<br />
Sachsen.<br />
Statnik sagte,zum einen führeder<br />
Kohleausstieg dazu, dass keine weiteren<br />
Ortschaften im Siedlungsgebiet<br />
der Sorben mehr verschwinden.<br />
„Auf der anderen Seite geht es um Arbeitsplätze,<br />
die Wirtschaftskraft der<br />
Region und ihre Perspektiven. Diese<br />
Gegend muss lebenswert bleiben.<br />
DieSorben dürfen nicht die Leidtragenden<br />
des Strukturwandels sein.“<br />
Seit 1921 mussten etwa 135 Dörfer<br />
und Ortsteile in der Lausitz der<br />
Braunkohle weichen, 25 000 Menschen<br />
waren davon betroffen. Die<br />
Abbaggerung von Orten habe negative<br />
Auswirkungen auf die Sprachsubstanz<br />
in einzelnen Regionen. Der<br />
Wandel könne nun dazu beitragen,<br />
abgebrochene Strukturen zu erneuern<br />
und zu verbessern. Es gehe aber<br />
nicht nur um Straßen und andereInfrastruktur,<br />
sondern auch um den<br />
Faktor Mensch –umall das, was für<br />
die Region identitätsstiftend sei.<br />
„Wenn wir den Strukturwandel<br />
als Chance sehen, etwas Neues zu<br />
machen und für die Zukunft fit zu<br />
sein, dann sollten wir uns auf das besinnen,<br />
was diese Region besitzt und<br />
ausmacht. Das Sorbische gehört<br />
dazu, es macht den kulturellen<br />
Reichtum der Gegend mit aus“, sagte<br />
der Domowina-Vorsitzende. Man<br />
müsse den Menschen die Chance<br />
geben, ihreIdentität zu erhalten. Mit<br />
Blick auf das Strukturstärkungsgesetz<br />
wäre eswichtig, dass die vorgesehenen<br />
Bundesgelder auch für die<br />
sorbische Sprache, Kultur und Identität<br />
verwendet werden können.<br />
Der Erhalt der Muttersprachen<br />
Obersorbisch und Niedersorbisch<br />
bereitet den Sorben in der Oberlausitz<br />
und denWenden im Süden Brandenburgs<br />
Kopfzerbrechen. So fehlen<br />
beispielsweise laut der letzten offiziellen<br />
Prognose von 2017 bis 2025<br />
allein in Sachsen etwa 100 Sorbisch-<br />
Lehrer. „Wir können diese Lehrer<br />
nicht aus anderen Ländern holen,<br />
wir müssen sie hier ausbilden. Ohne<br />
Quereinsteiger wirdesnicht gehen“,<br />
sagte er. Brandenburg und Sachsen<br />
seien dabei schon gut vorangekommen.<br />
„Wir sind aber leider noch<br />
nicht an dem Punkt, dass wir sagen<br />
können, die Gefahr ist abgewendet.<br />
Wirmüssen eine Schippe zulegen.“<br />
Auch bei der Finanzierung der<br />
Stiftung für das sorbische Volk sieht<br />
er Nachholbedarf. Derzeit bekommt<br />
die Stiftung, die das Geld für alle sorbischen<br />
Institutionen verwaltet,<br />
rund 18,6 Millionen Euro pro Jahr.<br />
DieHälfte davon trägt der Bund, den<br />
Rest zu zwei Dritteln Sachsen und zu<br />
einem Drittel Brandenburg. Statnik<br />
verwies aufTariferhöhungen und allgemeine<br />
Kostensteigerungen. „Wir<br />
mussten den Gürtel schon enger<br />
schnallen. Zudem sind neue Aufgaben<br />
dazugekommen.“ Für ein neues<br />
Finanzierungsabkommen hätten die<br />
Institutionen einen Mehrbedarf angemeldet.<br />
Konkrete Summen würden<br />
zurzeit zwischen Bund und Ländernverhandelt.<br />
(dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Tesla-Gegner zweifeln an<br />
Aussagen vom Elon Musk<br />
DieBürgerinitiativegegen die geplante<br />
Tesla-Fabrik in Grünheide<br />
(Oder-Spree) hat skeptisch auf die<br />
Umweltschutz-Zusagen vonFirmenchef<br />
Elon Musk reagiert. „Wir<br />
halten diesen Standortnach wie vor<br />
für ungeeignet“, sagte Frank Gersdorf.<br />
DasGelände,auf dem das Elektroauto-Werkgebaut<br />
werden soll,<br />
liege in einem Trinkwasserschutzgebiet.<br />
Tesla-Chef Musk hatte sich am<br />
Wochenende in die Debatte um Umweltfolgen<br />
der Ansiedlung der geplanten<br />
„Gigafactory4“eingeschaltet.<br />
„GF4 wirdabsolut unter dem Gesichtspunkt<br />
der Nachhaltigkeit und<br />
der Umwelt entwickelt“, versicherte<br />
er bei Twitter.Tesla will in dem Werk<br />
ab Sommer 2021 an jährlich bis zu<br />
500 000 Elektroautos bauen. (dpa)<br />
SPD gegen größere<br />
Bundestagswahlkreise<br />
DieSPD in Brandenburglehnt den<br />
Vorschlag für weniger und damit<br />
größereWahlkreise im Bundestag ab.<br />
„Bundestagsabgeordnete müssen<br />
die Chance haben, die <strong>Berliner</strong> Politik<br />
vorOrt erklären zu können. Wenn<br />
der Wahlkreis für Abgeordnete so<br />
groß ist, dass das nicht mehr schaffbar<br />
ist, dann gefährden wir die Demokratie“,<br />
sage SPD-Generalsekretär<br />
Erik Stohn. „Wir müssen aufpassen,<br />
dass aus Entfernung nicht Entfremdung<br />
wird.“ Grüne,FDP und<br />
Linke im Bundestag wollen, dass es<br />
im Kern nur noch 250 statt 299Wahlkreise<br />
geben soll. Brandenburghatte<br />
2017 zehn Wahlkreise. (dpa)<br />
Mutmaßlicher Mörder<br />
nach vier Jahren gefasst<br />
Einjunger Mann, der vormehr als<br />
vier Jahren eine Rentnerin in Erkner<br />
(Oder-Spree) erstochen haben soll,<br />
sitzt nun in Untersuchungshaft. Wie<br />
Polizei und Staatsanwaltschaft am<br />
Montag mitteilten, wurde der inzwischen<br />
24-Jährige aus Berlin voreiner<br />
Woche festgenommen. DasAmtsgericht<br />
Frankfurt(Oder) erließ einen<br />
Tagspäter Haftbefehl. DerMann<br />
habe sich bislang nicht zur Tatgeäußert.<br />
WeitereDetails teilten die Ermittler<br />
zunächst nicht mit. Die72<br />
Jahrealte Rentnerin wurde im Juni<br />
2015 tot in ihrem Wohnhaus gefunden.<br />
Siestarb an Stichverletzungen,<br />
die ihr der damals 19-Jährige zugefügt<br />
haben soll. (dpa)<br />
Gedenken an Befreiung<br />
des KZ Auschwitz<br />
Mitzahlreichen Veranstaltungen hat<br />
Brandenburgder Opfer des Nationalsozialismus<br />
am 75. Jahrestag der<br />
Befreiung des Konzentrationslagers<br />
Auschwitz gedacht. Am Montag hielt<br />
Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke<br />
in der Gedenkstätte Sachsenhausen<br />
bei Oranienburgeine Rede halten. In<br />
der Gedenkstätte Ravensbrück gab<br />
es Lesungen. In der Gedenkstätte für<br />
die Opfer der Euthanasie-Morde in<br />
Brandenburg/Havel wurden Kränze<br />
niedergelegt. (dpa)<br />
LOTTO-QUOTEN<br />
Gewinnzahlen:<br />
9-12-28-30-34-43, Sz. 3<br />
QUOTEN<br />
Klasse 1: unbesetzt 6980337,10<br />
Klasse 2: 2x815736,40 Euro<br />
Klasse 3: 69 x11822,20 Euro<br />
Klasse 4: 567 x4316,00 Euro<br />
Klasse 5: 3965 x205,70 Euro<br />
Klasse 6: 33725 x48,30 Euro<br />
Klasse 7: 75640 x21,50 Euro<br />
Klasse 8: 655995 x11,10 Euro<br />
Klasse 9: 591390 x5,00 Euro<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
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Wissenschaft<br />
Das Forschungsschiff „Polarstern“ im arktischen Meereis, aufgenommen im vergangenen Oktober.Dawurde es tagsüber noch hell im hohen Norden. Zurzeit geht die Sonne dortgar nicht mehr auf, geforscht wird dennoch.<br />
MARCEL NICOLAUS<br />
Methanmessungen über der Arktis<br />
Potsdamer Geoforscher erkunden, warum die Treibhausgaskonzentrationen ansteigen und wie stark Grönland inzwischen von Eisalgen betroffen ist<br />
VonHeikeKampe<br />
Forschungsreisen sind für<br />
den Potsdamer Geowissenschaftler<br />
Torsten Sachs eigentlich<br />
Routine. „Aber<br />
diesmal ist es trotzdem etwas Besonderes“,<br />
sagt er. Ende vergangener<br />
Woche ist er nach Norwegen geflogen.<br />
In Tromsø absolviert erzurzeit<br />
ein Sicherheitstraining. Das ist auch<br />
notwendig, denn die folgenden zwei<br />
Monate wirderinlebensfeindlichem<br />
Gebiet verbringen, in dem Eiseskälte,<br />
absolute Dunkelheit und vielleicht<br />
auch Eisbären warten.<br />
Mit einem russischen Eisbrecher<br />
werden sich Sachs und weitere Forscherinnen<br />
und Forscher etwa zwei<br />
Wochen lang den Wegdurch die Arktis<br />
bahnen. Ihr Ziel ist das Forschungsschiff<br />
„Polarstern“. Seit Oktober<br />
des vergangenen Jahres driftet<br />
es – fest eingefroren im Meereis –<br />
durch die Polarnacht.<br />
Steigende Konzentrationen<br />
Mosaic lautet der Name dieser größten<br />
Arktis-Expedition aller Zeiten,<br />
die ein ganzes Jahr lang dauernwird<br />
und vom Alfred-Wegener-Institut in<br />
Bremerhaven geleitet wird. Rund<br />
600 Wissenschaftler aus 19 Nationen<br />
werden abwechselnd vor Ort sein<br />
und Daten zum Klimageschehen erheben.<br />
Bisher ist wenig darüber bekannt,<br />
was in der zentralen Arktis vor allem<br />
im Winter genau geschieht. Es wird<br />
aber immer deutlicher, dass der Klimawandel<br />
sich hier besonders dra-<br />
450 MILLIONEN EURO FÜR FORSCHUNG ZUR ERDE IM WANDEL<br />
Das Vorhaben: 2021 startet<br />
das vomGeoforschungszentrum<br />
(GFZ) Potsdam initiierte<br />
Forschungsprogramm „Erde<br />
im Wandel –Unsere Zukunft<br />
erhalten“. Das Großprojekt<br />
wird vomGFZ und sechs weiteren<br />
Helmholtz-Zentren getragen,<br />
wie vergangene Woche<br />
bekannt wurde.<br />
Das Ziel: Innerhalb vonsieben<br />
Jahren soll das Forschungsprogramm<br />
nicht nur<br />
die Klimaforschung ein großes<br />
Stück voranbringen. Mit<br />
2350 Wissenschaftlernund<br />
einem Jahresbudget von<br />
450 Millionen Euro wollen<br />
die Forscher die großen Zukunftsfragen<br />
angehen.<br />
Die Fragestellungen: In den<br />
Projekten geht es etwa<br />
darum, wie sich Klimaänderungen<br />
auswirken werden.<br />
Aber auch, wie sich Naturkatastrophen<br />
besser vorhersagen,<br />
wie sich Wasserkrisen<br />
managen und gute Frühwarnsysteme<br />
entwickeln lassen.<br />
matisch bemerkbar macht. Und das<br />
Klima hoch im Norden entscheidet<br />
auch darüber, wie sich die Temperaturen<br />
und Niederschläge in Europa<br />
entwickeln.Wenn dieWissenschaftler<br />
diese Prozesse besser verstehen, können<br />
sie ihre Klimamodelle anpassen<br />
und damit genauereVorhersagen für<br />
das Klima der Zukunft treffen.<br />
Bei Torsten Sachs, der am Deutschen<br />
Geoforschungszentrum (GFZ)<br />
in Potsdam forscht, steht das Gas<br />
Methan im Mittelpunkt der Forschung.<br />
Methan ist ein sehr starkes<br />
Treibhausgas,das etwa 25 bis 30 Mal<br />
wirksamer ist als Kohlendioxid. „Seit<br />
2007 steigt nach einer langen Phase<br />
der Stagnation die Methankonzentration<br />
in der Atmosphäre deutlich<br />
an“, erläutertder Forscher.<br />
In den vergangenen fünf Jahren<br />
beobachteten die Wissenschaftler sogar<br />
einen noch rascheren Anstieg als<br />
zuvor. Auch in der Arktis sind die<br />
Messwerte unerwartet hoch. „Vor allem<br />
über offenemWasser und auch in<br />
der Wassersäule“, sagt Sachs.Warum<br />
das so ist, weiß noch niemand genau.<br />
Auftauender Permafrostboden,<br />
Fracking, höhereAktivitäten vonMethan<br />
produzierenden Mikroorganismen<br />
durch steigende Temperaturen –<br />
all das sind mögliche Ursachen. „Es<br />
gibt bisher viel zu wenige Daten“, betont<br />
Sachs.Diese große Lücke wollen<br />
die Forscher wenigstens teilweise<br />
schließen. Die Ergebnisse sollen genauereEinblicke<br />
in den Methankreislauf<br />
ermöglichen.<br />
Mit dem Hubschrauber werden<br />
Sachs und sein Team die Methankonzentration<br />
in der Arktisluft untersuchen.<br />
Bei den Forschungsflügen<br />
misst eine Sonde Methan, Kohlendioxid,<br />
Wasserdampf, Aerosole<br />
und auch die Luftströmungen über<br />
dem Wasser und dem Eis. Während<br />
der Flüge bewegen sich die Forscher<br />
auf zuvor festgelegten Routen 50 bis<br />
100 Kilometer vomSchiff fortund erhalten<br />
so detaillierte Daten über eine<br />
große Fläche. Möglicherweise können<br />
sie hier Orte identifizieren, die<br />
besonders viel Methan ausstoßen.<br />
Zusätzlich werden Eisbohrkerne<br />
viele Informationen über den Methanhaushalt<br />
in der Arktis und die<br />
Ursprünge des Gases liefern.<br />
DieKälte vonbis zu minus 45 Grad<br />
Celsius wird nicht nur für die Menschen<br />
auf der „Polarstern“ zur Herausforderung.<br />
Torsten Sachs hofft,<br />
dass auch seine empfindliche Technik,<br />
mit der er die Methankonzentrationen<br />
messen will, den Temperaturen<br />
trotzen kann. „Ich bin zufrieden,<br />
wenn wir fliegen können und viele<br />
Daten aufzeichnen“, sagt er.<br />
DenAufbruch gen Norden hat die<br />
Biogeochemikerin Liane Benning<br />
vom GFZ noch vor sich. Sie wird im<br />
April zueiner Forschungsreise nach<br />
Grönland aufbrechen. Dort erforscht<br />
sie Mikroorganismen, die eng mit<br />
dem Klimawandel verbunden sind.<br />
Ihr Forschungsobjekt beschreibt sie<br />
so:„Es sieht aus wie Schmutz, ist aber<br />
lebendig.“ Gemeint sind Eisalgen, die<br />
regelmäßig im arktischen Sommer<br />
violette Teppiche auf der Eisoberfläche<br />
bilden. Manchmal sind die Algenblüten<br />
so dicht, dass das Eis fast<br />
schwarzwirkt.<br />
Die Mikroorganismen setzten in<br />
weiten Gebieten Grönlands eine Spirale<br />
in Gang, die die Forscher um<br />
Benning im Projekt Deep Purple besonders<br />
intensiv beobachten wollen.<br />
Das dunkle Pigment schützt die Eisalge<br />
vorder intensiven Sonnenstrahlung.<br />
Gleichzeitig wird durch die Algenblüte<br />
Wärme absorbiert, die wiederum<br />
die Eisschmelzeantreibt. Das<br />
Schmelzwasser fördert das Algenwachstum,<br />
weil es lebensnotwendige<br />
Mineralien enthält –esist ein<br />
Kreislauf, der in den vergangenen<br />
Jahren eine stetig wachsende Algenblüte<br />
hervorgebracht hat und der die<br />
Eisschilde und Gletscher immer<br />
schneller schmelzen lässt.<br />
Neben den Algen verdunkelt aber<br />
auch die Luftverschmutzung Grönlands<br />
Schneedecke.Rußpartikel und<br />
Staub lagern sich darauf ab und<br />
könnten ähnliche Effekte wie die Eisalge<br />
auslösen. Die Zusammenhänge<br />
zwischen Algenwachstum, Klimawandel<br />
und Luftverschmutzung untersuchen<br />
die Wissenschaftler mithilfe<br />
vonDrohnen und Satelliten, die<br />
die Ausbreitung der Algenblüte vermessen.<br />
Während das Eissich in den<br />
letzten Jahren vor allem im Westen<br />
Grönlands dunkel färbte, wollen die<br />
Forscher nun ermitteln, ob auch Gebiete<br />
im Norden, Osten und Süden<br />
betroffen sind. „Wir wollen wissen,<br />
ob das Eis in ganz Grönland viel<br />
schneller schmilzt als zuvor“, erklärt<br />
Liane Benning.<br />
Um die Ökologie der Alge zu verstehen,<br />
bohren die Forscher Schneeund<br />
Eiskerne vorOrt und führen Experimente<br />
durch. Einerseits wollen<br />
sie die Algendichte und die Auslöser<br />
für die Massenvermehrung ermitteln<br />
und andererseits auch untersuchen,<br />
wie viel Rußund Staub die Organismen<br />
einfangen. Letztlich geht<br />
es um Vorhersagen, wo und wann<br />
die biologischeVerdunkelung auftreten<br />
und wie sie Grönlands Klima beeinflussen<br />
wird.<br />
Methan über der Arktis und Eisalgen<br />
auf Grönland –das sind nur zwei<br />
von unzähligen Bausteinen, die im<br />
Gesamtsystem Klima eine wichtige<br />
Rolle spielen. Sie zeigen, wie komplex<br />
und vielfältig Energie- und<br />
Stoffflüsse auf unserer Erde sind und<br />
wie schwierig es ist, die unzähligen<br />
kleinen Puzzleteile zu einem Gesamtbild<br />
zusammenzufügen.<br />
Durchhalten bis März<br />
Bald erhalten Geoforscher deutliche<br />
Unterstützung beim Puzzeln. Denn<br />
das GFZ hat ein großes Forschungsprogramm<br />
initiiert, an dem sich<br />
sechs weitere Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft<br />
beteiligen.<br />
„Erde imWandel“ heißt das Vorhaben<br />
(siehe links) und wird über sieben<br />
Jahre mit 450 Millionen Euro finanziert.<br />
Forscher werden dafür<br />
Grundwasserspiegel untersuchen,<br />
die Eisschmelze beobachten und im<br />
Untergrund nach Georessourcen für<br />
die Energiewende suchen. Einige –<br />
Torsten Sachs etwa –nehmen für solche<br />
Projekte Monate in vollkommener<br />
Dunkelheit und Eiseskälte auf<br />
sich. „Erst am 10. März wird inder<br />
Arktis die Sonne zum ersten Malwieder<br />
aufgehen“, sagt der Forscher.Auf<br />
diesen Moment freut er sich schon.<br />
Mit Albatrossen gegen illegale Fischerei<br />
Die Vögel können nicht gemeldete Schiffe in den Weiten der Ozeane aufspüren und mithilfe von GPS- und Radarmessgeräten deren Positionen weitergeben<br />
VonStefan Parsch<br />
Die Idee ist genial: Albatrosse solleb<br />
dabei helfen, Fälle von illegaler<br />
Fischerei aufzudecken. In einem<br />
großangelegten Test im Indischen<br />
Ozean stattetenWissenschaftler<br />
169 der großen Seevögel mit<br />
Messgeräten und Satellitensendern<br />
aus.Die Tiereerfüllten die Erwartungen:<br />
Sie konnten zahlreiche Schiffe<br />
ausfindig machen, deren Fahrten<br />
nicht bei Behörden angemeldet waren<br />
und die womöglich illegal fischten,<br />
berichten französische Forscher<br />
im Fachmagazin PNAS.<br />
Albatrosse fühlten sich generell<br />
vonFischereifahrzeugen angezogen,<br />
schreibt das Team um Henri Weimerskirch<br />
vom Forschungszentrum<br />
CNRS an der Université de la Rochelle<br />
in Villiers en Bois.Sie könnten<br />
diese Schiffe auf bis zu 30 KilometernEntfernung<br />
entdecken. Einweiterer<br />
Vorteil: Mitder großen Vogelart<br />
lassen sich große Gebiete der Meeresoberfläche<br />
abdecken.„Mit 50 entsprechend<br />
ausgerüsteten Individuen<br />
haben wir einen Überblick<br />
über ein Areal von22Millionen Quadratkilometern“,<br />
sagt Weimerskirch.<br />
Das Team machte sich diese Eigenschaften<br />
zunutze, um illegale Fischerei<br />
auch dort aufzuspüren, wo<br />
eine Überwachung kaum oder nur<br />
mit erheblichem Aufwand möglich<br />
ist. Die Wissenschaftler befestigten<br />
eine teilweise neu entwickelte Messeinheit<br />
an den Albatrossen. Neben<br />
dem Positionsbestimmungssystem<br />
Albatrosse lassen sich wie Spürhunde nutzen.<br />
GPS enthält sie einen Detektor für<br />
Radarwellen. Denn Radar benötigen<br />
die Schiffe zum Navigieren, auch<br />
wenn sie ihr automatisches Identifikationssystem<br />
(AIS) nicht einge-<br />
ALEXANDRE CORBEAU<br />
schaltet haben, um einer Ortung zu<br />
entgehen. Die Übermittlung der<br />
Orts- und Radar-Daten von den Albatrossen<br />
innerhalb weniger Sekunden<br />
an einen Satelliten macht eine<br />
Online-Darstellung der Messdaten<br />
nahezu in Echtzeit möglich.<br />
DieForscher stellten während ihres<br />
Feldversuchs von November<br />
2018 bis Mai 2019 fest, dass in internationalen<br />
Gewässernknapp 37 Prozent<br />
der Schiffe ohne AIS unterwegs<br />
waren. In den ausschließlichenWirtschaftszonen<br />
–also bis 200 Seemeilen<br />
vomLand entfernt –waren es im<br />
Durchschnitt weniger Schiffe.<br />
Allerdings gab es große Unterschiede<br />
zwischen verschiedenen Inselgruppen.<br />
Während nahe den Inselgruppen<br />
Crozet und Kerguelen<br />
weniger als 15 Prozent der Schiffe<br />
ohne AIS unterwegs waren, waren es<br />
bei den Prinz-Edward-Inseln alle 31<br />
Schiffe, deren Radarwellen dort aufgefangen<br />
wurden.<br />
Die Forscher untersuchten auch,<br />
wie gut sich zwei verschiedene Albatrossarten<br />
und verschiedene Altersgruppen<br />
für die Seeüberwachung<br />
eignen. So flogen 21Prozent der Wanderalbatrosse<br />
(Diomedea exulans)direkt<br />
an Schiffe heran, während es bei<br />
den Amsterdam-Albatrossen (Diomedea<br />
amsterdamensis) nur 8,5 Prozent<br />
waren. Außerdem waren erwachseneVögel<br />
imVergleich zu Jungtieren<br />
besser im Aufspüren.<br />
Die Methode könne auch bei anderen<br />
Tierarten wie Meeresschildkröten<br />
oder Haien eingesetzt werden,<br />
um herauszufinden, wo sie<br />
häufig zu Beifang werden, schreiben<br />
die Forscher.Dann könnten entsprechende<br />
Schutzmaßnahmen getroffen<br />
werden. (dpa/fwt)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 17 *<br />
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Sport<br />
Ein Abend<br />
ganz für<br />
Kobe Bryant<br />
Alba besiegt Verfolger<br />
Crailsheim 98:82<br />
VonChristian Kattner<br />
Peyton Siva hatte am Nachmittag<br />
bewegende Worte geschrieben.<br />
Martin Hermannsson erschien im<br />
Trikot der Los Angeles Lakers mit der<br />
Nummer acht und der erste Song des<br />
Abends galt Kobe Bryant. Derplötzliche<br />
und unerwartete Todder Basketball-Legende<br />
am Vorabend machte<br />
nachdenklich und traurig. Er hatte<br />
seine Spuren hinterlassen und war in<br />
den Gesichtern der Spieler von Alba<br />
Berlin abzulesen. Bei der Erwärmung,<br />
aber vor allem während der<br />
Schweigeminute. Etwas glücklicher<br />
sahen Fans und Spieler zumindest<br />
beim Abpfiff aus. Dahatte sich Alba<br />
Berlin gegen Crailsheim mit 98:82<br />
durchgesetzt und den dritten Platz in<br />
der Bundesliga-Tabelle gefestigt.<br />
Das Spiel hatte jedoch so begonnen,<br />
wie es am Vorabend schon in<br />
der NBA praktiziert wurde: In Gedenken<br />
an Kobe Bryant und dessen<br />
spätere Trikotnummer 24 ließen<br />
beide Teams die Angriffszeit von 24<br />
Sekunden runterlaufen. Erst danach<br />
wurde zwischen dem Dritten und<br />
Vierten der Bundesliga auch wirklich<br />
Basketball gespielt. Und das so, wie<br />
es bereits vor der Partie zu erwarten<br />
war. Crailsheim, das Team, welches<br />
in der Liga die meisten Dreier pro<br />
Spiel nimmt, warfauch in Berlin fleißig<br />
vonaußerhalb der Dreierlinie auf<br />
den Korb. Allein zwölfmal im ersten<br />
Viertel. Weil auch sechs Würfe in den<br />
Korb gingen, konnten die Gäste die<br />
Partie beim Stand von22:22 offen gestalten.<br />
Erst in den zweiten Minuten<br />
konnten sich die <strong>Berliner</strong> etwas absetzen,<br />
profitierten aber davon, dass<br />
keiner der vier Crailsheimer Dreier<br />
saß und die Fehlerquoten auf beiden<br />
Seiten stiegen. Gerade einmal zwei<br />
Ballverluste waren beiden Mannschaften<br />
im ersten Abschnitt unterlaufen,<br />
fünf waren es im zweiten<br />
Viertel bei Alba und sechs auf Seiten<br />
der Gäste.Wohl dem, der mit Martin<br />
Schweigeminute vor dem Alba-Spiel für<br />
Kobe Bryant<br />
MICHAEL HUNDT<br />
Hermannsson und Marcus Eriksson<br />
gleich zwei Spieler in seinen Reihen<br />
hat, die zumindest offensiv sehr<br />
treffsicher waren und dafür sorgten,<br />
dass die <strong>Berliner</strong> mit einer beruhigen<br />
52:40-Führung in die Kabine gingen.<br />
Darauf ausruhen konnten sich<br />
die Gastgeber auch nach dem Seitenwechsel<br />
nicht. Erst recht nicht,<br />
weil die Gäste ihrer Linie treu blieben<br />
und es weiter fleißig von der<br />
Dreierlinie probierten. Undvon dort<br />
auch wieder den einen oder anderen<br />
Treffer einstreuen konnten. Der entscheidende<br />
Faktor sollte allerdings<br />
die unterschiedliche Qualität und<br />
Tiefe der beiden Kader sein. Während<br />
die Crailsheimer lediglich mit<br />
zehn Spielern angereist waren und<br />
über weite Strecken der Partie nur<br />
mit acht Spielern durchwechselten,<br />
bekamen zehn Alba-Akteure eine<br />
zweistellige Einsatzzeit. Und inder<br />
gingen sie produktiv zu Werke. Mit<br />
Marcus Eriksson, Martin Hermannsson,<br />
Rokas Giedraitis,LandryNnoko<br />
und Luke Sikma punkteten gleich<br />
fünf Spieler zweistellig. Nach großem<br />
Jubel war aber keinem von ihnen<br />
beim Schlusspfiff zumute.Diesmal<br />
nicht.<br />
Die neue Sicherheit<br />
Alexander Zverev schickt sich in Melbourne an, erstmals das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers zu erreichen<br />
VonDoris Henkel, Melbourne<br />
Irgendwie ist es fast ein bisschen<br />
unheimlich, wie souverän<br />
Alexander Zverev dieser<br />
Tage spielt und gewinnt. Aktueller<br />
Eintrag ins Buch der Erfolge ist<br />
ein eindrucksvoller Sieg in drei Sätzen<br />
(6:4, 6:4, 6:4) gegen den bisher<br />
erfolgreichsten Spieler des Jahres,<br />
Andrej Rublew –der vierte Sieg in<br />
drei Sätzen bei den Australian Open<br />
in Melbourne. Beste Voraussetzungen,<br />
um am Mittwoch im Spiel gegen<br />
den Schweizer Stan Wawrinka den<br />
nächsten Coup zu landen und zum<br />
ersten Mal in seiner Karriere das<br />
Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers<br />
zu erreichen; eine Aussicht, die<br />
sich kaum einer vorstellen konnte,<br />
der ihn vor drei Wochen beim ATP<br />
Cupnoch geisterhaft verlieren sah.<br />
Neben Milos Raonic aus Kanada<br />
ist Zverev in Melbourne dieser Tage<br />
der Einzige, der noch keinen Satz<br />
verlor. Auch gegen Rublew schlug er<br />
extrem gut auf, ließ keinen einzigen<br />
Breakball zu und wirkte so sicher,<br />
dass man schon nach weniger als einer<br />
Stunde den Eindruck hatte, dieses<br />
Ding werde ernicht mehr verlieren.<br />
„Ich hab viel dafür gearbeitet,<br />
hab viel dafür getan, damit es besser<br />
wird“, erklärte er eine Stunde nach<br />
dem Sieg. „Jetzt sind nur noch die<br />
besten acht da, und ich freue mich,<br />
dass ich dazugehöre.“<br />
Im Viertelfinale gegen Wawrinka<br />
Wiegroßdie Chance ist, dass er auch<br />
zu den besten vier Spielernder Australian<br />
Open gehören wird? Zweimal<br />
hatte er vorher im Viertelfinale eines<br />
der großen vier Turnieregespielt, bei<br />
den French Open in Paris, doch in<br />
beiden Fällen mit wesentlich mehr<br />
gespielten Sätzen in den Beinen.<br />
2018 beendete er die letzte Partie gegen<br />
Dominic Thiem fast nur auf einem<br />
Bein, 2019 verlor er in drei glatten<br />
Sätzen gegen Novak Djokovic.<br />
Nunwirderesnicht mit den nächsten<br />
Russen zu tun haben, sondernmit einen<br />
fast wie zu besten Zeiten spielenden<br />
Schweizer. Stan Wawrinka war<br />
beim Sieg gegen Daniil Medwedew<br />
(6:2, 2:6, 4:6, 7:6, 6:2) beeindruckend<br />
in Form.AmEnde fehlte Medwedew,<br />
der noch nie ein Spiel in fünf Sätzen<br />
gewonnen hatte, sichtlich die Energie,umWawrinka<br />
aufzuhalten, der in<br />
Spielen über die volle Distanz eine gewisse<br />
Erfahrung hat; es war sein 51.<br />
Match über fünf Sätze.<br />
Zur Frage, obersich überrascht<br />
sei, dass er gegen Wawrinka und<br />
nicht gegen den in der Weltrangliste<br />
Mit weißer Weste in die Runde der letzten acht: Alexander Zverev.<br />
STRUFF IM DOPPEL-VIERTELFINALE<br />
Gewonnen: Jan-Lennard Struff steht bei den<br />
Australian Open im Viertelfinale des Doppelwettbewerbs.<br />
Mit seinem Partner Henri Kontinen<br />
(Finnland) besiegte der Warsteiner Simone<br />
Bolelli/Benoit Paire (Italien/Frankreich)<br />
mit 7:5, 6:3 und trifft nun auf die an<br />
Nummer elf gesetzten RajeevRam/Joe Salisbury(USA/Großbritannien).<br />
GETTY IMAGES/TRAYNOR<br />
Gescheitert: Das deutsche Erfolgsdoppel<br />
Kevin Krawietz/Andreas Mies (Coburg/Köln)<br />
war in Melbourne bereits in der ersten Runde<br />
ausgeschieden. Die an Nummer drei gesetzten<br />
French-Open-Sieger und US-Open-Halbfinalisten<br />
von2019 unterlagen den Kasachen<br />
Alexander Bublik/Michail Kukuschkin<br />
mit 3:6, 6:7 (7:9).<br />
Der Hawaiianer,der aus der Kälte kommt<br />
auf Platz vier stehenden Medwedew<br />
spielen werde, meinte Zverev:<br />
„Überrascht? Nein. Stan ist ein<br />
Champion, jemand, der die größten<br />
Matches gewinnen hatte. Aber hab’<br />
ich es vordem Match erwartet? Auch<br />
nein.“<br />
Boris Becker hatte neulich über<br />
Stan Wawrinka gesagt, dass der nach<br />
zwei höchst komplizierten Knie-<br />
Operationen im August 2017 überhaupt<br />
noch dabei sei, sei ein kleines<br />
Wunder.„Hätte er nicht die Leidenschaft<br />
für den Sport und wäre er<br />
nicht so ein starker Mann, dann<br />
würde er heute nicht mehr Tennis<br />
spielen.Wenn er gesund ist, ist er immer<br />
einer, der für Furore bei einem<br />
Grand-Slam-Turnier sorgen kann.“<br />
Kerber scheitertimAchtelfinale<br />
Zverev startete mit Verve und<br />
Schwung in die nächste Partie, für<br />
Angelique Kerber endete das Unternehmen<br />
Australian Open 2020 mit einer<br />
Niederlage in drei Sätzen gegen<br />
Anastassija Paljutschenkowa (7:6, 6:7,<br />
2:6). Sie hatte das Pech, an diesem<br />
kühlen Abend in Melbourne der besten<br />
Version der Russin zu begegnen.<br />
Die wirkte von Anfang bis Ende extrem<br />
konzentriert, schoss aus allen<br />
Rohren und machte bisweilen den<br />
Eindruck, als könne sie mit geschlossenen<br />
Augen einen Bierdeckel treffen.<br />
In den etwas mehr als zweieinhalb<br />
Stunden der Partie schlug sie 71„winner“<br />
und nur 36 sogenannte „unforced<br />
errors“, und ein Plus von 35in<br />
dieser Rechnung sieht man nicht alle<br />
Tage.Auch Kerber lag im Plus (35/29),<br />
allerdings nur bei den Zahlen. „Ich<br />
habe alles auf dem Platz gelassen, was<br />
ich konnte“, sagte sie hinterher,<br />
„mehr war nicht drin.“<br />
Die Verletzung auf der Rückseite<br />
des linken Oberschenkels machte<br />
sich auch in diesem Spiel in manchen<br />
Momenten bemerkbar, und oberste<br />
Priorität in den nächsten Wochen hat<br />
nun der Plan, diese Verletzung endlich<br />
auszukurieren. Sie will erst wieder<br />
spielen, wenn alles wirklich in<br />
Ordnung ist, egal, ob das in zwei Wochen<br />
der Fall sein wirdoder ob es länger<br />
dauert. Am 7. und 8. Februar geht<br />
es in der ersten Fed-Cup-Runde gegen<br />
Brasilien. Eine Entscheidung<br />
über ihre Teilnahme wolle sie erst<br />
nach einem Gespräch mit Teamkapitän<br />
Rainer Schüttler treffen. Natürlich<br />
verabschiedete sie sich nicht<br />
frohgemut vom Stadion und der<br />
Stadt, in der sie vorvier Jahren ihren<br />
ersten Grand-Slam-Titel gewonnen<br />
hatte. Aber sie wusste, dass sie alles<br />
versucht hatte,was möglich war.<br />
Volleyballer Erik Shoji spielt bei Fakel Novy Urengoi in Sibirien. Dort ist es so eisig, dass die Volleyballer in Moskau wohnen<br />
VonKarin Bühler<br />
InNovyUrengoi gibt es keine Fernstraßen,<br />
die die westsibirische<br />
Stadt mit dem restlichen Russland<br />
verbinden. In Novy Urengoi gibt es<br />
auch keine Volleyballer, obwohl der<br />
örtliche Klub zu den Topmannschaften<br />
der russischen Liga gehört. „Wir<br />
Spieler wohnen in Moskau und fliegen<br />
dreieinhalb Stunden zu jedem<br />
Heimspiel, weil es im Winter dort<br />
sehr, sehr kalt werden kann“, sagt<br />
Erik Shoji.<br />
Der Libero wurde 2016 mit den<br />
Berlin Volleys Deutscher Meister,Pokalsieger<br />
und CEV-Pokal-Sieger, außerdem<br />
mit der US-Nationalmannschaft<br />
Olympiadritter. Er wuchs in<br />
Honolulu auf Hawaii auf. Jetzt spielt<br />
er schon die dritte Saison in Sibirien.<br />
„Nach acht Jahren in Europa bin ich<br />
die Kälte immer mehr gewohnt, außerdem<br />
stattet uns der Klub ja mit<br />
warmen Anoraks und Kleidernaus“,<br />
sagt Shoji.<br />
In NovyUrengoi gibt es keine Palmen<br />
wie auf Hawaii. Surfen ist nicht<br />
angesagt. Dafür hatte es „vorige Woche<br />
Minus 42 Grad Celsius“, erzählt<br />
Freut sich auf Plusgrade in Berlin: Erik Shoji.<br />
Shoji. „Nur fünf Minuten draußen zu<br />
sein, kann schon schwierig werden,<br />
dein Gesicht friert ein, alles, was du<br />
in der Nase hast, friertein.“<br />
Novy Urengoi, mehr als 100 000<br />
Einwohner, gilt als Hauptstadt der<br />
russischen Gasförderung. Die drei<br />
Unternehmen Urengoigasprom,<br />
Jamburggasdobytscha und Tjumenburgas,<br />
die zum Gazprom-Konzern<br />
gehören, liefern das Gros der russi-<br />
IMAGO IMAGES/KLEPACZKO<br />
schen Gasproduktion. Es gibt also<br />
eine Menge Kapital in der Region Jamal-Nenzen.<br />
Das macht sich im Kader<br />
und bei der Bezahlung der Volleyballer<br />
vonFakel NovyUrengoi bemerkbar,<br />
die am Dienstagabend<br />
(19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) in<br />
der Gruppenphase der Champions<br />
League in Berlin antreten.<br />
Neben Shoji, 30, gehören die Außengreifer<br />
Egor Kliuka und Dimitri<br />
Volkov, beide russische Nationalspieler,<br />
zuden herausragenden Profis.<br />
Das Hinspiel in Sibirien verloren<br />
die <strong>Berliner</strong> 0:3. „Aber da waren<br />
Patch und Le Goff nicht dabei“,<br />
schränkt Shoji ein. „Ich weiß, wie gut<br />
die <strong>Berliner</strong> in der Max-Schmeling-<br />
Halle sein können. Es ist ein besonderer<br />
Ortund ich freue mich darauf,<br />
wieder vordiesen Fans zu spielen.“<br />
Zuletzt besiegte Fakel das Team<br />
von Zenit Kasan in der russischen<br />
Liga mit 3:1, am Sonnabend verlor<br />
Fakel zu Hause 1:3 gegen Kemerowo,<br />
den Klub, der in der Champions<br />
League mit sieben Punkten vorFakel<br />
(6), Berlin (3) und Ljubljana (2) liegt.<br />
Nurmit einem Heimsieg können die<br />
BR Volleys vielleicht die K.-o.-Phase<br />
der Champions League erreichen.<br />
Da könnte es für sie von Vorteil<br />
sein, dass am Flughafen von Novy<br />
Urengoi manchmal Flüge ausfallen.<br />
Der von Fakel nach Moskau am Wochenende<br />
etwa. Statt am Sonntagnachmittag<br />
kam das Team erst am<br />
Montagvormittag in Berlin an. „Es<br />
war nicht die beste Anreise“, sagt<br />
Shoji, „aber ich bin begeistert, wieder<br />
hier zu sein.“<br />
NACHRICHTEN<br />
DFB reduziertDerby-Strafe<br />
für den 1. FC Union<br />
FUSSBALL DasDFB-Sportgericht<br />
senkte die Strafe für den 1. FC Union<br />
für die Randale beim Derbygegen<br />
Hertha BSC von158 000 auf 140 000<br />
Euro.47000 Euro,also etwa ein Drittel<br />
der Strafe,kann der Verein für sicherheitstechnische<br />
und gewaltpräventiveMaßnahmen<br />
verwenden<br />
und muss dies dem DFB bis zum 30.<br />
Juni 2020 nachweisen. Ob die Eisernen<br />
das Urteil anerkennen, ist offen.<br />
Klopp schwänzt mit den Reds<br />
Wiederholungsspiel im Pokal<br />
FUSSBALL. Jürgen Klopp will das<br />
Wiederholungsspiel seines FC Liverpool<br />
im FA Cupgegen Shrewsbury<br />
Town schwänzen und seine U23 um<br />
den Achtelfinal-Einzug kämpfen lassen.<br />
Nach dem 2:2 beim Drittligisten<br />
soll das nötige Wiederholungsspiel<br />
nun am 4. Februar stattfinden. Vom<br />
2. bis 15. Februar hat die Premier<br />
League aber erstmals Winterpause.<br />
„Wir werden nicht da sein“, sagte<br />
Klopp.„Wirmüssen die Gesundheit<br />
der Spieler respektieren.“ Wenn die<br />
FA das nicht akzeptiere, „können wir<br />
es nicht ändern“.<br />
Handballer müssen zunächst<br />
gegen die Schweden ran<br />
HANDBALL. Diedeutschen Männer<br />
treffen zum Auftakt der Olympia-<br />
Qualifikation vom17. bis 19. Aprilin<br />
der <strong>Berliner</strong> Max-Schmeling-Halle<br />
auf Schweden. Am Sonnabend (18.<br />
April) steht das Duell gegen Slowenien<br />
an, ehe es am Sonntag gegen Algerien<br />
geht. Diebeiden ersten Teams<br />
des Turniers sind in Tokio dabei.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
Bundesliga, 20. Spieltag<br />
Werder Bremen -TSG Hoffenheim 0:3 (0:0)<br />
BayerLeverkusen -Fortuna Düsseldorf 3:0 (1:0)<br />
1. RB Leipzig 19 51:23 40<br />
2. Bayern München 19 55:22 39<br />
3. Borussia Mönchengladbach 19 36:21 38<br />
4. Borussia Dortmund 19 51:28 36<br />
5. BayerLeverkusen 19 30:22 34<br />
6. Schalke04 19 31:26 33<br />
7. TSG Hoffenheim 19 29:30 30<br />
8. SC Freiburg 19 29:26 29<br />
9. Eintracht Frankfurt 19 31:30 24<br />
10. VfL Wolfsburg 19 20:23 24<br />
11. 1. FC Union 19 23:27 23<br />
12. FC Augsburg 19 31:38 23<br />
13. Hertha BSC 19 24:34 22<br />
14. 1. FC Köln 19 23:38 20<br />
15. FSV Mainz 05 19 27:44 18<br />
16. Werder Bremen 19 24:44 17<br />
17. SC Paderborn 19 23:40 15<br />
18. Fortuna Düsseldorf 19 18:40 15<br />
Zweite Liga, 19. Spieltag<br />
Arminia Bielefeld -VfL Bochum Di., 18.30<br />
Jahn Regensburg -Hannover96 Di., 20.30<br />
SpVgg Greuther Fürth -FCSt. Pauli Di., 20.30<br />
Wehen Wiesbaden -ErzgebirgeAue Di., 20.30<br />
VfB Stuttgart-1.FCHeidenheim Mi., 18.30<br />
Holstein Kiel -Darmstadt 98 Mi., 20.30<br />
Dynamo Dresden -Karlsruher SC Mi., 20.30<br />
VfL Osnabrück -SVSandhausen Mi., 20.30<br />
Hamburger SV -1.FCNürnberg Do., 20.30<br />
Tennis<br />
Australian Open<br />
Frauen, Achtelfinale: Anastasia Pawljutschenkowa<br />
(Russland/30) -Angelique Kerber (Kiel/17)<br />
6:7 (5:7), 7:6 (7:4), 6:2; Simona Halep (Rumänien/4)<br />
-Elise Mertens (Belgien/16) 6:4, 6:4;<br />
Garbine Muguruza (Spanien) -Kiki Bertens (Niederlande/9)<br />
6:3, 6:3; Anett Kontaveit (Estland/28)<br />
-Iga Swiatek (Polen) 6:7 (4:7), 7:5, 7:5<br />
Männer,Achtelfinale: Alexander Zverev(Hamburg/7)<br />
-Andrej Rubljow(Russland/17) 6:4, 6:4,<br />
6:4; Rafael Nadal (Spanien/1) -Nick Kyrgios<br />
(Australien/23) 6:3, 3:6, 7:6 (8:6), 7:6 (7:4);<br />
Stanislas Wawrinka (Schweiz/15) -Daniil Medwedew(Russland/4)<br />
6:2, 2:6, 4:6, 7:6 (7:2), 6:2;<br />
Dominic Thiem (Österreich/5) -Gael Monfils<br />
(Frankreich/10) 6:2, 6:4, 6:4
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 – S eite 18<br />
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Sport<br />
Handball<br />
Alt und<br />
schlau<br />
Michael Wilkening<br />
sieht Spanier,die sich dem<br />
Trend widersetzen.<br />
Die spanischen Handballer haben<br />
am Sonntag in einem dramatischen<br />
Finale durch ein 22:20<br />
(12:11) gegen Kroatien ihren EM-Titel<br />
verteidigt –und die Helden waren<br />
immer noch dieselben wie beim Titelgewinn<br />
zwei Jahrezuvor.ImFinale<br />
in Stockholm waren 13 Akteuredabei,<br />
die schon einmal, durch ein 29:23 gegen<br />
Schweden, die EM gewonnen<br />
hatten. Neben Kapitän Raúl Entrerrios,<br />
38, befinden sich auch Julen<br />
Aguinagalde, 37, Daniel Sarmiento,<br />
Viran Morros, beide 36, Gedeon Guardiola,<br />
35, und Joan Canellas,33, im<br />
Herbst ihrer Laufbahn. Insgesamt<br />
stellten die Spanier mit 31,2 Jahren<br />
den im Schnitt ältesten Kader dieser<br />
EM.<br />
Mit Cleverness und einer speziellen<br />
Motivation setzten sich die Iberer<br />
durch. Es gab schließlich einen Antrieb<br />
der besonderen Art, diesen Titel<br />
zu gewinnen, denn der Europameister<br />
ist direkt für die Olympischen<br />
Spiele qualifiziert. 2016 standen die<br />
Spanier im EM-Endspiel, verloren in<br />
Krakau gegen eine entfesselt aufspielende<br />
deutsche Mannschaft, mussten<br />
deshalb ein Olympia-Qualifikationsturnier<br />
bestreiten –und scheiterten.<br />
„Für viele von uns ist Tokio die letzte<br />
Chance auf Olympia“, sagte Guardiola.<br />
Das Quali-Trauma hing in den<br />
Köpfen und nur der EM-Titel konnte<br />
ein neuerliches Drama abwenden.<br />
Auf dem Wegzum EM-Titel und<br />
der direkten Olympiaqualifikation<br />
stellten die Spanier dabei die Entwicklung<br />
des Handballs in Frage.Seit<br />
einigen Jahren geht die Tendenz der<br />
Sportartimmer mehr in Richtung Geschwindigkeit.<br />
Das Tempospiel ist<br />
modern und als Paradebeispiel werden<br />
die Norweger gepriesen, die ihren<br />
Gegner mit schnellen Sprints<br />
nach vorne zermürben wollen. Die<br />
Skandinavier laufen mehr und<br />
schneller als ihre Kontrahenten, versuchen<br />
sie dabei zu ermüden, um<br />
schnell und einfach zu eigenen Treffern<br />
zukommen. Durch den perfekten<br />
Einsatz der sogenannten„Schnellen<br />
Mitte“ haben sich die Norweger<br />
zu einer Topmannschaft entwickelt,<br />
wurden Dritter der EM und zuvor<br />
zweimal Vize-Weltmeister. Für große<br />
Titel hat es aber noch nicht gereicht,<br />
im Gegensatz zu den Spaniern.<br />
Gold in Tokio soll es sein<br />
DasTeam von Jordi Ribera setzte auf<br />
ein anderes Spielkonzept. Bei Ballgewinnen<br />
in der Abwehr sprinteten die<br />
Außen nach vorne und hofften auf<br />
Tore im Gegenstoß, die Mitspieler<br />
verzichteten aber auf das Tempospiel.<br />
Anhand des Alters der Leistungsträger<br />
wäre esnicht schlau gewesen,<br />
auf diese Weise Kräfte zu verschwenden.<br />
Die Spanier, übrigens<br />
ganz ähnlich wie der Finalgegner<br />
Kroatien, setzten auf eine altbekannte<br />
und bewährte Taktik. Der Fokus<br />
lag dabei auf einer starken und<br />
flexiblen Deckung. Entweder sollte<br />
eine aggressive 5+1-Variante für<br />
Stress beim Gegner sorgen oder eine<br />
6:0-Formation keine Lücken offenbaren.<br />
Im Angriff setzten die Iberer auf<br />
die individuelle Qualität von Entrerrios,<br />
Sarmiento, Canellas oder Alex<br />
Dujshebaev,der sich als einziger Leistungsträger<br />
im Rückraum noch nicht<br />
jenseits der 30er-Grenzebefindet.<br />
In ein paar Monaten werden Entrerrios<br />
und ein paar seiner Mitstreiter<br />
ihre internationale Laufbahn beenden.<br />
Vorher haben die alten Männer<br />
aber noch ein großes Ziel vor Augen:<br />
olympisches Gold. Undauf dem Weg<br />
dahin werden sie sicher auf Tempo-<br />
Handball verzichten.<br />
Eine Gedenktafel erinnertdaran, dass der DFB vor 120 Jahren in Leipzig gegründet wurde.<br />
Gefordert wie noch nie<br />
DerDFB feiert seinen120.Gründungstag. Die Aufgabenfür denVerband könnten indes kaumkomplexer sein<br />
VonFrank Hellmann, Frankfurt<br />
Es ist mittlerweile schon<br />
wieder zwei Jahrzehnte her,<br />
dass der ehemalige DFB-<br />
Präsident Egidius Braun im<br />
Beisein des damaligen Leipziger<br />
Oberbürgermeisters Wolfgang Tiefensee<br />
eine Gründertafel an der einstigen<br />
Gaststätte „Zum Mariengarten“<br />
enthüllte. Inder heutigen Büttnerstraße<br />
in Leipzig steht die Wiege<br />
des Deutschen Fußball-Bund (DFB).<br />
Eine erste Sitzung war noch ergebnislos<br />
verlaufen, ehe es am 28. Januar<br />
1900 zur Gründung mit dem<br />
ersten Präsidenten Ferdinand Hueppe<br />
kam. Getrieben vom Wunsch,<br />
für den aus England nach Deutschland<br />
geschwappten Fußballsport einen<br />
strukturierten Spielbetrieb und<br />
verbindliche Regeln einzuführen. Es<br />
konnte doch nicht sein, dass Seile<br />
die obereBegrenzung der Tore bildeten.<br />
Ordentliche Holzlatten sollten<br />
es bitteschön sein.<br />
120 Jahre später sind die Herausforderungen<br />
andere. Am Dienstag<br />
wird DFB-Präsident Fritz Keller in<br />
feierlichem Rahmen über derlei<br />
Themen sprechen. Der erfolgreiche<br />
Winzer und Gastronom vom Kaiserstuhl<br />
ist als Ehrengast in der sächsischen<br />
Boomstadt gerne gesehen,<br />
nachdem seine Vorgänger viel Kredit<br />
verspielt haben: Der wohl nie mehr<br />
gänzlich aufzuklärende Skandal um<br />
die Weltmeisterschaft 2006 hat dem<br />
größten Einzelsportverband derWelt<br />
Der tief gefallene Traditionsklub<br />
RW Erfurt erlebte einen turbulenten<br />
Wochenstart. Eigentlich sollten<br />
beim früheren DDR-Oberliga-<br />
Meister am Montag die Lichter ausgehen,<br />
doch plötzlich gab es wieder<br />
Hoffnung für den Viertligisten. Insolvenzverwalter<br />
Volker Reinhardt verkündete<br />
am späten Sonntagabend,<br />
der Klub werdedoch nicht vomSpielbetrieb<br />
abgemeldet. Er verhandele<br />
noch mit einem möglichen Sponsor.<br />
„Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen,<br />
es könnte sich hier aber<br />
eine positiveLösung abzeichnen“, so<br />
Reinhardt.<br />
Auch das Heimspiel am Sonnabend<br />
gegen Tabellenführer Energie<br />
Cottbus (16.00 Uhr/MDR) soll stattfinden.<br />
Kommt es am Ende aber doch<br />
genauso geschadet wie die häufigen<br />
Rochaden an der Spitze. 25 000 Vereine,<br />
150 000 Mannschaften und<br />
mehr als sieben Millionen Mitglieder<br />
benötigen einen glaubwürdigen Repräsentanten.<br />
Vermutlich dürfte der 62-Jährige<br />
auch den Bogen zum düstersten Kapitel<br />
der Geschichte schlagen, nachdem<br />
er bereits an das Holocaust-Gedenken<br />
erinnerte: Weil sich der von<br />
1942 bis 1945 amtierende DFB-Präsident<br />
Fritz Linnemann<br />
an der Vorstufe<br />
der Deportationen<br />
von Sinti und Roma<br />
nach Auschwitz beteiligt<br />
hatte,forderte Keller,„dass<br />
dieseVerbrechen<br />
niemals in Vergessenheit<br />
geraten.<br />
Gerade heute, dasich<br />
nicht jeder in<br />
Deutschland daran<br />
erinnern will.“ Obgleich<br />
das 13. Oberhaupt<br />
in der DFB-Geschichte in seiner<br />
Machtfülle arg beschnitten ist,<br />
hält das Keller nicht davon ab, wieder<br />
mehr der gesellschaftlichen Verantwortung<br />
gerecht zu werden und<br />
Rassismus, Diskriminierung oder<br />
Gewalt aktiv zu bekämpfen.<br />
Die Aufgaben für den Verband<br />
könnten komplexer kaum sein. Man<br />
will einerseits das letzte Lagerfeuer<br />
für die Gesellschaft sein, muss andererseits<br />
die Nationalmannschaften<br />
Männer und Frauen zurück in die<br />
DFB-Präsident<br />
Fritz Keller.<br />
Weltspitze bringen. Aber: Immännlichen<br />
Nachwuchsbereich gelten<br />
überzogene taktische Ausbildung,<br />
mangelnde Individualität und fehlendes<br />
Durchsetzungsvermögen als<br />
Kernprobleme, bei den Frauen gelingt<br />
es bis heute kaum, Mädchen<br />
mit Migrationshintergrund zu gewinnen.<br />
Große Hoffnungen werden<br />
in das vom für die Nationalmannschaften<br />
und die Akademie zuständigen<br />
Direktor Oliver Bierhoff verantwortete<br />
Projekt<br />
Zukunft gesetzt. Der<br />
nach demWM-Desaster<br />
2018 selbst unter<br />
Beschuss geratene<br />
ehemalige Nationalstürmer<br />
hat seinen<br />
Platz im Verband wieder<br />
sicher und mit<br />
FC Rot-Weiß Chaos<br />
Die Rettung des Erfurter Traditionsklubs hängt am seidenen Faden<br />
nicht zu einer Einigung, müsste sich<br />
der Verein aus der Regionalliga zurückziehen.<br />
Erfurt stünde als erster<br />
Absteiger fest und müsste im Sommer<br />
in der 5. Liga (Oberliga) starten.<br />
BizarreSituation<br />
Für die Spieler ist die Situation bizarr.<br />
Siehatten mit RW Erfurtschon abgeschlossen,<br />
ihre Spinde geräumt und<br />
die Mannschaftskasse aufgelöst. Am<br />
Montag war nur noch Trainer Robin<br />
Krüger auf dem Trainingsgelände anzutreffen.<br />
„Wenn wir ein positives<br />
Zeichen vom Insolvenzverwalter bekommen,<br />
geht es wieder los“, sagte<br />
Krüger der Thüringer Allgemeinen.<br />
Voraussetzung dafür ist aber,dass<br />
die noch ausstehenden Dezember-<br />
Gehälter bezahlt werden. Reinhardt<br />
IMAGO IMAGES/SIMON<br />
hatte die fehlenden Überweisungen<br />
damit begründet, dass der Hauptsponsor<br />
seine Zahlungen eingestellt<br />
hat. Der Hauptsponsor liegt mit<br />
Reinhardt über Kreuz und hatte vor<br />
dem Amtsgericht bereits seine Ablösung<br />
beantragt –vergeblich.<br />
Angesichts der tiefen Grabenkämpfe<br />
schloss auch Erfurts Oberbürgermeister<br />
Andreas Bausewein<br />
weitere Finanzhilfen aus. Der Klub<br />
ist angeblich bei der Zahlung der Stadionmiete<br />
an die Kommune im<br />
Rückstand. „Wir haben in den letzten<br />
Monaten und Jahren das geleistet,<br />
was zu leisten war.Mehr wirdan<br />
dieser Stelle nicht gehen“, sagte Bausewein<br />
dem MDR.<br />
DenErfurter Fans tut der Absturz<br />
besonders weh. Viele Jahrzehnte<br />
IMAGO IMAGES/OPUKUPIX<br />
dem Akademieleiter<br />
Tobias Haupt einen<br />
der klügsten Köpfe an<br />
seiner Seite, der beim<br />
Erneuerungsprozess<br />
die Bundesliga einbezieht: Ohne den<br />
bezahlten Fußball kommen gravierende<br />
Veränderungen nicht mehr<br />
zustande, dafür sind die Vereine inzwischen<br />
zu mächtig.<br />
Der DFB braucht eine starke Nationalmannschaft<br />
allein aus wirtschaftlichen<br />
Gründen: Bei fast 400<br />
Millionen Euro Jahresumsatz ist sie<br />
das große Zugpferd. Insofern ist intern<br />
die Rolle von Generalsekretär<br />
Friedrich Curtius nicht zu unterschätzen,<br />
der einer DFB GmbH vorsteht,<br />
die den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb<br />
lenken soll. Ohne die<br />
Abkoppelung von den ideellen Tätigkeiten<br />
wäreübrigens auch die Gemeinnützigkeit<br />
in Gefahr geraten.<br />
Beim Umstrukturierungsprozess für<br />
die rund 500 Mitarbeiter dient die<br />
Deutsche Fußball Liga (DFL) mittlerweile<br />
als Rat- und Taktgeber.<br />
Der mit strategischer Weitsicht<br />
gesegnete DFL-Chef Christian Seifert<br />
saß in der Findungskommission<br />
des neuen Präsidenten und hatte<br />
Kernthemen des Verbandes zur zentralen<br />
Botschaft seiner Neujahrsansprache<br />
gemacht. Dass der DFB in<br />
den internationalen Gremien beim<br />
Weltverband (Fifa) und der Europäischen<br />
Fußball-Union (Uefa )anEinfluss<br />
verloren hat, ist unstrittig. Fraglich<br />
nur, ob Vizepräsident Rainer<br />
Koch bald tatsächlich wieder mehr<br />
deutsche Interessen einpflegen<br />
kann, wo Fifa und Uefa in Machtkämpfe<br />
um immer mehr Wettbewerbe<br />
und immer größereProfite gefangen<br />
sind.<br />
Beim DFB will sich Präsident Keller<br />
seinen Kernthemen widmen: der<br />
Wertevermittlung und Persönlichkeitsbildung<br />
von Kindern und Jugendlichen,<br />
der Stärkung des Ehrenamts<br />
und nicht zuletzt einer geringeren<br />
Kluft zwischen Amateuren und<br />
Profis. Überdies gehören auch die<br />
Frauen für ihn immer mit ins Boot.<br />
Sein Credo: Im Fußball ist alles eins.<br />
Eine fast zeitlos klingende Maßgabe<br />
für die nächsten Jahrzehnte.<br />
spielte ihr Klub oben mit, wurde unter<br />
dem Namen SC Turbine Erfurt<br />
1954 und 1955 sogar DDR-Meister.<br />
1966 folgte die Neugründung als FC<br />
RW Erfurt, auch in den folgenden<br />
Jahren blieben die Thüringer<br />
Stammgast in der Oberliga.<br />
Nach der Wende spielte der Klub,<br />
der Nationalspieler wie Thomas<br />
Linke und Clemens Fritz hervorbrachte,<br />
ein Jahr in der Zweiten Liga<br />
und im Uefa-Cup. 2008 war man<br />
Gründungsmitglied der Dritten Liga<br />
und hielt sich dortals Dauerbrenner<br />
bis 2018. Doch eine handfeste Führungskrise<br />
leitete den Absturz ein.<br />
Als der Abstieg im März 2018 feststand,<br />
meldete der Klub Insolvenz an<br />
– seitdem reißen die Negativmeldungen<br />
nicht mehr ab. (sid)<br />
Nur ein<br />
kurzes<br />
Intermezzo<br />
Lucas Tousart weilt zum<br />
Medizincheck in Berlin<br />
Esist kurios und bezeichnend zugleich,<br />
was sich im Moment bei<br />
Herthas kickenden Angestellten abspielt.<br />
Gleich zwei Meldungen sorgen<br />
für Aufregung: Der französische<br />
Mittelfeldspieler Lucas Tousart, 22,<br />
wurde am Montag in Berlin gesichtet,<br />
wo er sich dem obligatorischen<br />
Medizincheck unterzog, dem in der<br />
Regel eine Vertragsunterschrift folgt.<br />
Hertha umwirbt den Mann vom<br />
Champions-League-Teilnehmer<br />
Olympique Lyon seit Wochen.<br />
Durchaus im Zusammenhang<br />
mit diesem Transfer ist Meldung<br />
Nummer zwei zu sehen. Mittelfeldmann<br />
Arne Maier,21, will den Verein<br />
unbedingt verlassen – am besten<br />
noch vordem Transferschluss am 31.<br />
Januar.Maier,einst als Herthas größtes<br />
Talent gepriesen, sieht seine Zukunft<br />
offenbar nicht mehr in Berlin.<br />
Grundist die aktuelle Kaderplanung<br />
unter Trainer Jürgen Klinsmann.<br />
Nach der Verpflichtung des defensivenMittelfeldspielers<br />
Santiago Ascasibar<br />
für zwölf Millionen Euro Ablöse<br />
vomVfB Stuttgart und dem Wechsel<br />
Tousarts sieht Maier keine Chance<br />
mehr für sich. Hertha BSC will ihn<br />
aber offensichtlich nicht ziehen lassen,<br />
wie Manager MichaelPreetzam<br />
Montag gegenüber dem Bezahlsender<br />
Sky noch einmal zu verstehen<br />
gab. Maier soll sich dem Konkurrenzkampf<br />
im Mittelfeld stellen.<br />
24 Millionen Euro Ablöse<br />
Zurück zum Franzosen Tousart, der<br />
in Deutschland weitgehend unbekannt<br />
ist. Es heißt, er soll in Berlin einen<br />
Vertrag bis 2025 bekommen,<br />
aber wohl erst einmal für die weitere<br />
Rückrunde an Lyon „zurück verliehen“<br />
werden. Eineherseltenes Konstrukt,<br />
da Lyon zahlreiche Verletzte<br />
zu beklagen hat. Ab Sommer soll er<br />
Hertha verstärken.<br />
2015 war Tousart von Valenciennes<br />
für 2,6 Millionen Euro nach Lyon<br />
gewechselt (Vertrag bis 2023) und<br />
zur Stammkraft aufgestiegen. Es ist<br />
das Gesamtpaket, das bei Tousart<br />
überzeugt. Laut französischer Medien<br />
besitzt er eine sehr gute Technik<br />
und gefällt mit großer Zweikampfstärke.<br />
Ersei taktisch sehr gut geschult,<br />
kann ein Spiel im Mittelfeld<br />
lenken. Auch sein Kopfballspielwird<br />
gelobt. Wenn es zur Verpflichtung<br />
kommt, wird der Franzose Dodi Lukebakio<br />
als teuersten Hertha-Profi<br />
ablösen. Der kostete im Sommer<br />
2019 zwanzig Millionen Euro Ablöse,<br />
Tousartsoll 24 Millionen kosten.<br />
MitProfis aus Frankreich hat Hertha<br />
nur wenige Erfahrungen sammeln<br />
können. Stürmer Ibrahima<br />
Traoré, Nationalspieler von Guinea,<br />
aber in Frankreich geboren und mit<br />
französischem Pass unterwegs, kam<br />
unterTrainer Lucien Favre zueinem<br />
Bundesligaeinsatz. Abwehrriese<br />
Christopher Samba, in Frankreich<br />
geboren und mit kongolesischen<br />
Wurzeln, spielte 2007 zwanzig Mal<br />
für Hertha.Nun also Tousart. (mj.)<br />
ZweikampfstarkerFranzose für Hertha:<br />
Lucas Tousart.<br />
AFP/VENANCE
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 – S eite 19 *<br />
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Feuilleton<br />
Neue Serie im ZDF:<br />
Mit der „WaPoBerlin“<br />
auf Havel und Spree<br />
Seite 21<br />
„Was hat das mit Brittens persönlichen Obsessionen zu tun?“<br />
Peter Uehling über „A Midsummer Night’sDream“ander Deutschen Oper Seite 21<br />
Klima<br />
Hoffnung –<br />
aber anders<br />
Er hat es schon wieder getan.<br />
Nachdem ihm bereits zwei Versuche,<br />
sich kritisch mit dem apokalyptischen<br />
Denken der Klimaaktivisten<br />
auseinanderzusetzen, den Vorwurfeingebracht<br />
hatten, ein schlimmer<br />
Leugner des Klimawandels zu<br />
sein, meldet sich der amerikanische<br />
Schriftsteller Jonathan Franzen nun<br />
mit Interviews und einem kurzenEssay<br />
zum Thema zurück. „Gestehen<br />
wir uns ein“, lautet der provokante<br />
Untertitel des kleinen Büchleins,<br />
„dass wir die Klimakatastrophe nicht<br />
verhindern können.“ (Rowohlt, 60<br />
Seiten, 8Euro)Soll das etwa der Aufrufzueinem<br />
etwas fröhlicheren Umgang<br />
mit den bevorstehenden Naturkatastrophen<br />
sein?<br />
Natürlich nicht. DerHobby-Ornithologe<br />
Franzen hat wiederholt auf<br />
Paradoxien aufmerksam gemacht,<br />
die er zum Anlass für die Warnung<br />
nahm, den Klimaschutz nicht gegen<br />
den Erhalt der Artenvielfalt auszuspielen.<br />
Nur wenn die Natur, so<br />
Franzen,„als eine Ansammlung konkreter<br />
bedrohter Lebensräume begriffen<br />
wirdstatt als abstraktes Ding,<br />
das stirbt, lässt sich die vollständige<br />
Denaturierung der Welt verhindern.“<br />
Im Furor der „5-vor-12“-Rhetorik<br />
jedenfalls spiele etwas wie der<br />
Vogelschutz keine Rolle.<br />
Franzen ist weit davon entfernt,<br />
die wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
über Erderwärmung und Wetterveränderungen<br />
in den Wind zu schlagen.<br />
Mitseiner vermeintlich fatalistischen<br />
Frage „Wann hören wir auf,<br />
uns etwas vorzumachen?“ möchte er<br />
vielmehr jene Kräfte der Differenzierung<br />
mobilisieren, die in einer von<br />
Untergangsängsten getriebenen<br />
Weltsicht arg geschwächt scheinen.<br />
Einer falschen Hoffnung auf Rettung,<br />
die ausbleiben könnte,möchte<br />
er einen konkreten Optimismus des<br />
umweltpolitischen Handelns entgegensetzen.<br />
„Dem Klimawandel den<br />
totalen Krieg zu erklären war nur<br />
sinnvoll, solange er sich noch gewinnen<br />
ließ. Sobald wir akzeptieren,<br />
dass er bereits verloren ist, gewinnen<br />
anders geartete Maßnahmen an Bedeutung.“<br />
Bedroht sind nämlich<br />
nicht nur Lebensräume, sondern<br />
auch eine das Tunund Lassen der<br />
Menschen ermöglichende und regulierende<br />
Demokratie.<br />
DiePointe vonFranzens Essay ist<br />
ganz und gar nicht resignativ.Umsie<br />
zu verstehen, sollte man sich die zwei<br />
Stunden gründlicher Lektüre unbedingt<br />
nehmen. Man gewinnt darin<br />
eine Hoffnung, die das soziale Handeln<br />
frei machen soll im Kampf gegen<br />
die kommenden Bedrohungen.<br />
Der Autor Jonathan Franzen<br />
Harry Nutt<br />
empfiehlt, Jonathan Franzen<br />
gründlich zu lesen.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Sasha Waltz kam ein Jahr nach Johannes Öhman zum Staatsballett, will sie jetzt vielleicht doch länger bleiben?<br />
Macht sie doch weiter?<br />
Sasha Waltz und Johannes Öhman legen ihre Rücktrittserklärung als Staatsballett-Intendanten neu aus<br />
VonMichaela Schlagenwerth<br />
Von diesem Desaster wird<br />
sich Sasha Waltz nicht wieder<br />
erholen. Das war bis<br />
Montagvormittag die Meinung<br />
über die in Berlin ansässige<br />
Choreografin, die mit ihrer Compagnie<br />
seit über zwanzig Jahren internationale<br />
Bekanntheit genießt und seit<br />
fünf Monaten als Co-Intendantin<br />
des <strong>Berliner</strong> Staatsballetts amtiert.<br />
Dann kam eine kurzfristig einberufene<br />
Pressekonferenz, und jetzt<br />
scheint alles wieder ganz anders zu<br />
sein und Waltz als unschuldiges Opfer<br />
dazustehen. Um diese Wandlung<br />
zu verstehen, muss kurz die Vorgeschichte<br />
erzählt werden.<br />
Vergangene Woche wurde bekannt,<br />
dass das Staatsballett-Intendanten-Duo,<br />
bestehend aus dem<br />
Schweden Johannes Öhman und<br />
Sasha Waltz, zum Ende des Jahres die<br />
Intendanz niederlegen wird. Ein absurder<br />
Vorgang. Denn eigentlich<br />
hatte diese gemeinsame Intendanz<br />
gerade erst begonnen, und die Verträge<br />
laufen noch bis zum Jahr 2025.<br />
Als großes Modellprojekt war diese<br />
Staatsballett-Doppelspitze deklariert<br />
worden. Nicht nur, weil sich da zwei<br />
das Amt teilen wollten, sondern vor<br />
allem, weil sie gemeinsam das größte<br />
Ballettensemble Deutschlands zu einer<br />
Compagnie aufbauen wollten, in<br />
der klassischer und zeitgenössischer<br />
Tanz miteinander fusioniert werden.<br />
Die Tänzer des Staatsballetts liefen<br />
damals gegen diesen Plan Sturm, die<br />
Wellen schlugen enorm hoch. Und<br />
dann? Lief alles super!<br />
Gleich die erste zeitgenössische<br />
Premiere, Sharon Eyals radikales<br />
„Half Life“, war ein fulminanter Erfolg.<br />
Ebenso aber auch die klassische<br />
Neuinszenierung der „Bajadere“<br />
durch den Choreografen-Superstar<br />
Alexei Ratmansky. Das Publikum<br />
strömte wie schon viele Jahre nicht<br />
mehr herbei. Und zwar nicht nur in<br />
die großen Ballettklassiker, die sowieso<br />
immer ein Selbstläufer sind,<br />
sondern gerade auch in die zeitgenössischen<br />
Stücke. Die Tanzkritik<br />
kürte das Staatsballett zur Compagnie<br />
des Jahres. Das von allen Seiten<br />
kritisch beäugte Projekt schien zu<br />
gelingen. Öhman war seit 2018/19<br />
zunächst interimistisch allein im<br />
Amt, Waltz ist erst im vergangenen<br />
August dazugestoßen und entwickelt<br />
gerade „Sym-Phonie“, ihre<br />
erste große Uraufführung. Wieso<br />
werfen da die Intendanten hin?<br />
Unverständnis, Wut, Enttäuschung<br />
waren die ersten Reaktionen.<br />
DieTänzer des Ensembles schrieben<br />
einen offenen Brief. Manhatte ihnen<br />
einen radikalen Wechsel zugemutet,<br />
neue, ganz anders geschulte Tänzer<br />
engagiert, die von überall aus der<br />
Welt nach Berlin gezogen sind. Und<br />
jetzt, praktisch kurz nach Beginn,<br />
wirdalles wieder abgeblasen?<br />
Noch letzte Woche hieß es, dass<br />
weder Waltz noch Öhman zu den<br />
Vorgängen Stellung nehmen werden.<br />
Für alle Fragen wurde auf eine<br />
Spielplan-Pressekonferenz im März<br />
verwiesen. Am Freitagnachmittag<br />
kam dann doch eine Einladung zu<br />
besagter Pressekonferenz.<br />
Öhman nimmt bei der Gelegenheit<br />
alle Schuld auf sich, ohne auch<br />
nur den Hauch einer Begründung<br />
für seine Entscheidung zu geben:<br />
„Vor Weihnachten wurde mir die<br />
Stelle als künstlerischer und geschäftsführender<br />
Direktor in Stockholm<br />
angeboten“, heißt es in seinem<br />
Statement.„Nachdem ich sowohl die<br />
Verantwortung meiner Arbeit gegenüber<br />
als auch die Verantwortung, die<br />
sich aus meiner privaten Situation<br />
ergibt, sorgfältig abgewogen habe,<br />
habe ich mich entschieden, das Angebot<br />
aus Schweden anzunehmen.<br />
Diese Entscheidung habe ich allein<br />
getroffen.“ Nun steht er als rücksichtsloser<br />
Karrierist da. Hinter<br />
Sasha Waltz’ Rücken hat er mit dem<br />
Stockholmer Dansens Hus verhandelt,<br />
dann den Kultursenator Klaus<br />
Lederer um vorzeitige Vertragsauflösung<br />
gebeten − und danach seine<br />
Partnerin Sasha Waltz vorvollendete<br />
Tatsachen gestellt: Im März schon<br />
wird Öhman parallel zu Berlin in<br />
Stockholm seine Arbeit aufnehmen<br />
und das Staatsballett zum Ende des<br />
Jahres verlassen.<br />
„Diese Situation hat mich überfordert<br />
und überfahren“, sagt Sasha<br />
Waltz und wartet mit einer überraschenden<br />
Korrektur auf: Der Ein-<br />
„Ich habe mich von den Ereignissen<br />
überrumpelt gefühlt und konnte keinen Einfluss<br />
auf den Zeitpunkt der Auflösung<br />
unserer Intendanz mehr nehmen. Die Ereignisse<br />
haben sich überschlagen.<br />
In meiner Verantwortung gegenüber dem<br />
Staatsballett werde ich in Ruhe und<br />
ohne Zeitdruck eine Entscheidung über das Ende<br />
meiner Amtszeit fällen.“<br />
Aus dem Statement von Sasha Waltz<br />
druck, der in der Presseerklärung der<br />
vergangenen Woche entstanden sei,<br />
dass auch sie zum Ende des Jahres<br />
hinwerfe, sei falsch. Sie werde die<br />
Compagnie nicht im Stich lassen und<br />
bleiben, so lange es erforderlich sei.<br />
Eine alleinige Intendanz sei für sie allerdings<br />
nicht vorstellbar. Denn sie<br />
wolle weiter als Künstlerin arbeiten<br />
und brauche darüber hinaus einen<br />
Partner,der im klassischen Bereich zu<br />
Hause sei. Dass es ihr nochmal gelingen<br />
werde, einen solchen Partner zu<br />
finden, könne sie sich allerdings nicht<br />
recht vorstellen. Denn Öhman kenne<br />
sich auf besondere Weise im Klassischen<br />
wie im Zeitgenössischen aus.<br />
Beide Noch-Intendanten wirken<br />
angegriffen. Man kann regelrecht<br />
zuschauen, wie sich in der knappen<br />
halben Stunde die Ablehnung gegen<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
Öhman verdichtet und das Mitgefühl<br />
mit Sasha Waltz steigt.<br />
Wie Öhman sich aus dem Amt<br />
zieht, ist ohne Frage kein guter Stil.<br />
Es zeigt: Von übermäßigem Vertrauen<br />
wardie Zusammenarbeit mit<br />
Waltz offenbar nicht geprägt −und<br />
dazu gehören zwei. In Öhmans erstem<br />
interimistischen Jahr waren es<br />
vor allem die Produktionen aus seinem<br />
früheren Arbeitsleben, die das<br />
Staatsballett so erfolgreich machten.<br />
Es schien also auch ohne SashaWaltz<br />
ganz gut zu gehen. Siehatte den unbekannten<br />
Schweden zu ihrer Unterstützung<br />
geholt. Jetzt rockte er<br />
den Laden alleine? Dieser Eindruck<br />
wirdWaltz nicht gefallen haben.<br />
Sieist bekannt als eine Künstlerin<br />
mit hohen Ansprüchen und großer<br />
Durchsetzungsfreude. Gemeinsam<br />
mit ihrem Mann Jochen Sandig bestimmt<br />
sie in Berlin die Geschicke<br />
der Sophiensäle, des Radialsystems,<br />
der CompagnieSashaWaltz &Guests<br />
und des Staatsballetts. Die Stadt<br />
kann dankbar sein für so viel Engagement.<br />
Aber dass die beiden die<br />
Macht, wie etwa bei den Sophiensälen,<br />
die sie 1996 mitgründeten, nicht<br />
wieder loslassen wollen, deutet auf<br />
ihreSchwierigkeiten mit den Institutionen.<br />
Bei den Griffen nach den eigentlichen<br />
Sehnsuchtsorten, den<br />
großen Landesbühnen, scheinen sie<br />
regelmäßig zu verlieren.<br />
Daswar 2004 so,alsWaltz im Streit<br />
mit Thomas Ostermeier die Schaubühne<br />
verließ. Und esdürfte beim<br />
Staatsballett so sein, um dessen Leitung<br />
sich Waltz sehr lange bemüht<br />
hat. Während sie nun den Journalisten<br />
erklärt, dass sie sich mit ihrer Entscheidung<br />
über ihr Amtsende Zeit<br />
nehmen wolle, ist die Kulturverwaltung<br />
schon auf der Suche nach einer<br />
Nachfolge. Das hat sie bereits öffentlich<br />
erklärt, und sie wirdüber die Verunklarung<br />
der Situation, die eine Verhandlung<br />
mit neuen Kandidaten unmöglich<br />
macht, nicht erfreutsein.<br />
Ob SashaWaltz dieWeichen noch<br />
umstellen kann? Ob dasdem Staatsballett<br />
zu wünschen ist? Und ist es<br />
wirklich entscheidend für die Zukunft<br />
des Staatsballetts, ob das<br />
Image von Sasha Waltz Schaden genommen<br />
hat oder ob sie das Opfer<br />
ist?Soganz kann man das nicht glauben.<br />
Die Pressekonferenz schien allein<br />
diesem Zweck zu dienen.<br />
NACHRICHTEN<br />
Knapp 5000 Besucher in<br />
Gothaer Sonderschau<br />
Fast 4700 Besucher haben die Sonderpräsentation<br />
der fünf lange als<br />
verschollen gegoltenen Gemälde in<br />
Gotha gesehen. „Die Besucher haben<br />
uns förmlich das Herzogliche<br />
Museum eingerannt“, sagte Christoph<br />
Streckhardt vonder Stiftung<br />
Schloss Friedenstein Gotha am<br />
Montag. So viele Besucher innerhalb<br />
einer Woche sei die absolute Ausnahme,soStreckhardt.<br />
Gezeigt wurden<br />
die Gemälde vonFrans Hals,der<br />
Werkstatt JanBrueghel des Älteren,<br />
einem unbekannten Künstler nach<br />
Anthonis vanDyck, Ferdinand Bol<br />
oder JanLievens und Hans Holbein<br />
dem Älteren. Am 14. Dezember 1979<br />
waren die Bilder aus dem Gothaer<br />
Schloss Friedenstein gestohlen worden.<br />
Im Sommer 2018 wurden sie<br />
dem damaligen Stiftungsratsvorsitzenden,<br />
Gothas Oberbürgermeister<br />
Knut Kreuch, angeboten. Nach der<br />
Sonderpräsentation kommen die<br />
Bilder nun zunächst ins Museumsdepot.<br />
Dann sollen Angebote zu Restaurierung<br />
eingeholt werden. (dpa)<br />
Jugendliche mit Preis für<br />
Zivilcourage ausgezeichnet<br />
Jugendliche vonvier Hamburger<br />
Schulen sind am Montag im Ernst-<br />
Deutsch-Theater mit dem Bertini-<br />
Preis ausgezeichnet worden. Die<br />
Schüler haben sich in Projekten gegen<br />
das Vergessen und für ein mitmenschliches<br />
Miteinander eingesetzt.<br />
DerName des Preises geht zurück<br />
auf den Roman „Die Bertinis“,<br />
in dem der Schriftsteller Ralph Giordano<br />
(1923–2014) die Verfolgung seiner<br />
Familie in der Nazi-Zeit schildert<br />
–aber auch die Zivilcourage einiger,<br />
die geholfen haben. DieAuszeichnung<br />
für die Jugendtheaterprojekte<br />
wirdjedes Jahr am 27. Januar,dem<br />
Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus,verliehen.<br />
(dpa)<br />
Quellen zu Richard Strauss<br />
jetzt online verfügbar<br />
DerKomponist RichardStrauss<br />
(1864–1949) ist fortan im Internet<br />
präsent. DieLandesbibliothek in<br />
Dresden stellte ihredigitale Strauss-<br />
Kollektion mit eigenen und bei der<br />
Staatskapelle Dresden aufbewahrten<br />
Quellen zu Leben und Werk des<br />
Musikers am Montag online.Möglich<br />
wurde das durch den Umstand,<br />
dass 70 Jahrenach dem Todvon<br />
Strauss der Urheberrechtsschutz für<br />
seine Werkeauslief, wie die Bibliothek<br />
am Montag mitteilte.Die Kollektion<br />
werdeimLaufe des Jahres<br />
noch weiter ergänzt, sagte Barbara<br />
Wiermann, Leiterin der Musikabteilung.<br />
RichardStrauss pflegte ein enges<br />
Verhältnis zu Dresden. Neun seiner<br />
15 Opernwurden in der Elbestadt<br />
uraufgeführt. (dpa)<br />
Der Komponist Richard Strauss wareng<br />
mit Dresden verbunden.<br />
IMAGO
20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
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Feuilleton<br />
Ismaël JoffroyChandoutis: Swatted, 2018 (Filmstill)<br />
COURTESY OF THE ARTIS<br />
Meditationen über das errechnete Bild<br />
Zufällige Bekannte, künstlerische Wahlverwandtschaften –Die Medienkunst-Ausstellung „Das ewige Netzwerk“ im Haus der Kulturen der Welt<br />
VonTilman Baumgärtel<br />
Es ist 1982, der amerikanische<br />
Künstler TimKlinkowstein<br />
hat eine zackige New-<br />
Wave-Frisur und ist vonansteckender<br />
Begeisterung, denn<br />
gleich geht seine „Online-Performance“<br />
los.Man wirdBilder aus den<br />
Niederlanden zu ihm nach Levittown<br />
in den USA schicken, die er<br />
dann umgehend zu einer Collage<br />
verarbeitet. DieBilder kommen über<br />
dieses Computernetzwerk! In Echtzeit!<br />
Alles ist interaktiv! Bitte treten<br />
Sie näher! Das staunende Publikum<br />
versammelt sich um ein Computerterminal,<br />
das so groß wie eine Kühltruhe<br />
ist, und schaut gespannt zu,<br />
wie ein Stück Papier aus dem Nadeldrucker<br />
kommt.<br />
Pixelreihe für Pixelreihe<br />
Anfang der 80er-Jahre – das war<br />
lange vor dem Internet, ja, sogar<br />
noch vor der Einführung eines Faxgeräts<br />
in jedem Büro. Dass man Bilder,die<br />
auf der anderen Seite des Atlantiks<br />
aufgenommen wurden, sofortinLevittown,<br />
Long Island, zu sehen<br />
bekommt, grenzte damals ans<br />
Unglaubliche. Doch dann kommen<br />
zwei Bilder Pixelreihe für Pixelreihe<br />
aus dem Nadeldrucker gequollen,<br />
die die grimassierenden Gesichter<br />
der Kommunikationspartner von<br />
Klinkowstein in Holland zeigen.<br />
Die Auflösung der Bilder ist niedrig,<br />
und sie sind schwarz-weiß. Aber<br />
ansonsten erinnern sie stark andie<br />
Schnappschüsse, die heute jeder<br />
Smartphone-Besitzer in die Sozialen<br />
Medien pustet. Kaum gibt man den<br />
Leuten Zugang zu einer Digitalkamera<br />
mit Netzanschluss, sokönnte<br />
man meinen, fangen sie an, Selfies<br />
zu verschicken.<br />
Klinkowstein hatte während seiner<br />
Zeit in Europa an Telekommunikationsaktionen<br />
wie „The World in<br />
24 Hours“ von Robert Adrian teilgenommen.<br />
Weitgehend unter Ausschluss<br />
der traditionellen Kunstwelt<br />
experimentierte zu dieser Zeit eine<br />
kleine Gruppe von Künstlern mit<br />
den Möglichkeiten der globalen Telekommunikation<br />
über Satelliten,<br />
Telex, Faxund frühe Computernetzwerke.<br />
Diese Technik war zu dieser<br />
Zeit außerordentlich teuer und<br />
schwer zu bedienen. Undwer zu dieser<br />
Gruppe gehört hat, mag sich als<br />
Angehöriger eines Netzwerks von<br />
Gleichgesinnten, die ein bleibendes<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl verbindet,<br />
empfunden haben.<br />
Die Transmediale ist ein Festival für Medienkunst<br />
und digitale Kultur,das einmal jährlich<br />
und in diesem Jahr zum 33. Mal in Berlin<br />
stattfindet. Die Festivalausgabe wurde von<br />
Kristoffer Gansing mit Beratung durch Clemens<br />
Apprich, Daphne Dragona, GeertLovink<br />
und Florian Wüst kuratiert.<br />
www.transmediale.de<br />
Ein „ewiges Netzwerk“, wie der<br />
Titel der Ausstellung des <strong>Berliner</strong><br />
Medienkunstfestivals Transmediale<br />
lautet, die am Dienstagabend eröffnet<br />
wird. Hier ist nicht nur das Video<br />
vonder Online-Aktion vonTom Klinkowstein<br />
zu sehen, sonderngut zwei<br />
Dutzend Arbeiten, die sich mit dem<br />
affektiven Potential von Netzwerken<br />
beschäftigen.<br />
Denn im Grunde ist es bis heute<br />
so geblieben: Wer als Künstler mit<br />
Medien und vorallem mit dem Internet<br />
arbeitet, findet sich in einem Paralleluniversum<br />
der zeitgenössischen<br />
Kunst wieder, das nur kursorische<br />
TRANSMEDIALE 2020<br />
Das Programm umfasst die einmonatige<br />
Ausstellung „The Eternal Network“ im Haus<br />
der Kulturen der Welt (HKW,bis 1. 3.), das<br />
Symposium an der Volksbühne Berlin am<br />
31. 1. und 1. 2., sowie den Film &Video Tag<br />
am 30. 1. im HKW,die CTM &transmediale<br />
Night im Berghain, das Student Forum am<br />
29. 1. im HKW und ein Workshop-Programm.<br />
Anknüpfungspunkte zu dem hat,<br />
was in Museen und Galerien als Gegenwartskunst<br />
gezeigt wird. Da bemüht<br />
man sich besser um gute Verbindungen<br />
innerhalb der eigenen<br />
Szene –sowie die Künstlerin Olia<br />
Lialina, die für ihreArbeit „Summer“<br />
die Server ihrer Künstlerkollegen<br />
nutzt, um die verschiedenen Bilder<br />
einer Aufnahme,die sie beim Schaukeln<br />
zeigt, imWorldWideWebzuzeigen.<br />
Oder man nutzt die Macht der<br />
voneiner Armee vonNetz-Cineasten<br />
zusammengetragenen Filme wie Robert<br />
Luxemburg bei seiner Arbeit<br />
„The Manwith the Personal Compu-<br />
ter“, der bei dem Film „Der Mann<br />
mit der Kamera“ (1929) von Dziga<br />
Vertov jede Einstellung aus seinen<br />
eigenen Bildern zusammensetzt –<br />
ein verwirrendes Puzzle, das einerseits<br />
Referenz an den analogen Filmklassiker,<br />
andererseits Meditation<br />
über das errechnete,digitale Bild ist.<br />
In den 60er-Jahren prägte der französische<br />
Fluxus-Künstler Robert Filliou<br />
den Ausdruck von„Eternal Netzwerk“,<br />
dem ewigen Netzwerk, das<br />
der Ausstellung den Namen gibt. Er<br />
meinte damit das lose Geflecht von<br />
Freundschaften, Zufallsbekanntschaften,<br />
künstlerischen Wahlverwandtschaften<br />
und kreativer Zusammenarbeit,<br />
das zu dieser Zeit die<br />
Kunstwelt als Vorbote der Globalisierung<br />
immer stärker zu prägen begann.<br />
Kunstgattungen wie die Mail<br />
Art, neue Produktionsformen wie<br />
das Multiple und die Performance<br />
sowie die immer leichter zugängliche<br />
Möglichkeit des internationalen<br />
Reisens mögen damals den Eindruck<br />
erweckt haben, dass in der Kunstwelt<br />
das Einzelkämpfertum von einem<br />
globalen Miteinander abgelöst werden<br />
würde.<br />
Filliou, der selbst nicht in der Ausstellung<br />
vertreten ist, obwohl der Titel<br />
von ihm stammt, musste aber<br />
auch am eigenen Leib erfahren, dass<br />
diese Phase des kreativen, internationalen<br />
Miteinanders langfristig<br />
doch wieder durch die Arbeit am eigenen<br />
Werk von individuellen<br />
Künstlernabgelöst wurde.<br />
Dieser Prozess wiederholte sich<br />
seither für mehrere Generationen<br />
von Kommunikationskünstlern; die<br />
Ausstellung, die von dem scheidenden<br />
Transmediale-Kurator Kristoffer<br />
Gansing kuratiert wurde, verweist<br />
auf Parallelen zur Interaktion über<br />
das Internet in den 90er-Jahren.<br />
Wunschvorstellung geblieben<br />
Das„ewige Netzwerk“ ist darum bis<br />
heute eine nur teilweise eingelöste<br />
Wunschvorstellung geblieben, die<br />
aber, wie die Ausstellung zeigt, immer<br />
wieder Künstler inspiriert.<br />
Da das große Auditorium in der<br />
ehemaligen Kongresshalle derzeit<br />
renoviert wird, findet die Konferenz<br />
der Transmediale, die in den letzten<br />
Jahren zu einem immer wichtigeren<br />
Teil des Festivals geworden ist, diesmal<br />
am Wochenende in der Volksbühne<br />
statt. Im HdKW sind neben<br />
der Ausstellung unter der Woche das<br />
Film- und Videoprogramm der Veranstaltungen<br />
sowie Performances in<br />
der Ausstellung zu sehen.<br />
Pop aus dem Kinderzimmer<br />
Mit vier Trophäen ist die 18-jährige Billie Eilish die große Siegerin der 62. Grammy-Verleihung. Bei der Show in Los Angeles erinnern die Stars auch an den Basketballer Kobe Bryant<br />
VonChristian Fahrenbach<br />
Die 18-jährige Sängerin und<br />
Songwriterin Billie Eilish ist<br />
die große Gewinnerin bei den<br />
62. Grammy Awards in Los Angeles.<br />
Ihr Lied „Bad Guy“ gewann am<br />
Sonntag als „Song des Jahres“ und<br />
„Aufnahme des Jahres“. „When We<br />
All Fall Asleep, Where DoWeGo?“<br />
wurde zum besten Album erklärt,<br />
und Eilish gewann für ihren Elektropop<br />
auch den Preis als „Bester<br />
neuer Künstler“. Seit Beginn der<br />
Grammys 1959 war es das erste<br />
Mal, dass einer Frau bei einer einzigen<br />
Verleihung der Sieg in allen vier<br />
Hauptkategorien gelang. Der einzige<br />
Mann, der dieses Kunststück<br />
schaffte, war Christopher Cross<br />
(„Sailing“) im Jahr 1980.<br />
Auch in der Sparte „Bestes Pop<br />
Vocal Album“ siegte Eilish, so dass<br />
sie insgesamt fünf Auszeichnungen<br />
Billie Eilish mit einem ihrer fünf Grammys<br />
minierungen nur in zwei Nebenkategorien<br />
gewinnen: für das beste<br />
Musikvideo und die beste Pop-<br />
Duo/Gruppen-Performance.<br />
Während der mehr als dreieinhalb<br />
Stunden dauernden Verleihung<br />
AFP/ROBYN BECK<br />
davontrug. Ihr Bruder Finneas<br />
O’Connell, der die Musik produzierte,<br />
gewann dafür Grammys in<br />
zwei weiteren Kategorien. Die beiden<br />
hatten das Album hauptsächlich<br />
im Haus ihrer Eltern aufgenommen.<br />
„Das hier ist für alle Kinder,<br />
die heute Musik in ihrem<br />
Schlafzimmer machen“, sagte<br />
O’Connell, als er mit seiner<br />
Schwester den Preis für den „Song<br />
des Jahres“ entgegennahm. „Ihr<br />
werdet so einen hier bekommen.“<br />
Das Nachsehen hatte die zweite<br />
große Favoritin des Abends, Lizzo.<br />
Die 31-jährige Sängerin („Truth<br />
Hurts“) war acht Mal nominiert gewesen<br />
und siegte dann in drei kleineren<br />
Kategorien, darunter „Beste Pop<br />
Solo Performance“. Auch Lil Nas X<br />
(20), der mit „Old Town Road“ einen<br />
neuen Rekord gesetzt hatte, weil er<br />
19Wochen lang an der Spitzeder US-<br />
Charts stand, konnte trotz sechs Nohatten<br />
viele Künstler auch immer<br />
wieder den tödlich verunglückten<br />
Ex-Basketballer Kobe Bryant gewürdigt.<br />
„Wir stehen hier, und unsere<br />
Herzen sind gebrochen, im Haus,<br />
das Kobe erschaffen hat“, sagte die<br />
Moderatorin Alicia Keys zu Beginn<br />
der Veranstaltung im Staples Center.<br />
Dort hatte der am Sonntag im Alter<br />
von41Jahren bei einem Hubschrauberabsturz<br />
ums Leben gekommene<br />
Bryant jahrelang mit seinem Basketballteam<br />
L.A. Lakers Erfolge gefeiert.<br />
Keys sang dann mit der R&B-Band<br />
Boyz II Men eine berührende Akustik-Version<br />
von deren Song „It’s so<br />
Hard to SayGoodbye to Yesterday“.<br />
Zu den emotionalsten Live-Acts<br />
des Abends zählte auch der erste<br />
große Auftritt nach einer gesundheitsbedingten<br />
Pause vonSängerin<br />
Demi Lovato. Sie musste unter Tränen<br />
ein zweites Malfür ihrePower-<br />
Ballade „Anyone“ ansetzen. Diese<br />
hatte sie 2018 aufgenommen, vier<br />
Tage vor einer fast tödlichen Drogenüberdosis.Seinerzeit<br />
war sie im<br />
Juli ins Krankenhaus gekommen<br />
und hatte eine Therapie begonnen.<br />
Für ihren Auftritt gab es genauso<br />
Standing Ovations wie für einen<br />
Tribut an den im März 2019 erschossenen<br />
Rapper Nipsey Hussle,<br />
den unter anderem John Legend,<br />
DJ Khaled und Meek Mill sangen.<br />
„Lang lebe Nips, lang lebe Kobe“,<br />
sagte Khaled am Ende.<br />
DieGrammys werden in mehr als<br />
80 Kategorien vergeben, rund 13 000<br />
Mitglieder der Recording Academy<br />
entscheiden über die Preisträger.<br />
Schon vor der im US-Fernsehen auf<br />
CBS übertragenen Show hatten die<br />
meisten deutschen Nominierten bei<br />
der Bekanntgabe der Nebenkategorien<br />
das Nachsehen. Einzig die NDR<br />
BigBand als Begleitung des US-Jazztrompeters<br />
Randy Brecker siegte in<br />
der Kategorie „Bestes improvisiertes<br />
Jazz-Solo“ für „Sozinho“ auf seinem<br />
Album „Rocks“. Unter anderem<br />
Filmkomponist Hans Zimmer und<br />
Techno-Musiker Apparat gingen in<br />
ihren Kategorien leer aus. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 21 *<br />
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Feuilleton<br />
Silbermöwe<br />
auf dem<br />
Wannsee<br />
Die ARD lässt die „WaPo<br />
Berlin“ zu Wasser<br />
VonTorsten Wahl<br />
Eine Wasserski-Sportlerin lässt<br />
sich nach der Fahrt imWannsee<br />
austrudeln –datreibt eine Leiche neben<br />
ihr. Ein Fall für das neu gegründete<br />
Wasserkriminaldezernat 1 der<br />
Wasserschutzpolizei Berlin, kurz<br />
„WaPo Berlin“. Dessen Chefin Jasmin<br />
Sayed (Sesede Terziyan) muss<br />
ihren Bootsführer Wolf Malletzke<br />
(Christoph Grunert) aber erst mal<br />
fragen, wie hier die Strömung verläuft.<br />
Der Kapitän der „Silbermöwe“<br />
erklärt esihr: Die Havel fließt durch<br />
den Wannsee vonNordnach Süd.<br />
Die Crew hat ein Vorbild in der<br />
ARD, die „WaPo Bodensee“. Berlin<br />
mit all seinen Flüssen, Seen, Kanälen<br />
und Hunderten Brücken ist der ungleich<br />
spannendere Ort, die Serie<br />
verspricht neue Perspektiven auf die<br />
Hauptstadt. Ob im Segelclub, auf<br />
dem Partyschiff oder beim Kampf<br />
um Wassergrundstücke –zwischen<br />
Müggelsee und Wannsee finden sich<br />
genügend Krimisujets. Der einheimische<br />
Zuschauer kommt allerdings<br />
immer wieder ob der Logistik ins<br />
Grübeln. Da die „WaPo Berlin“ nur<br />
ein Schiff für alle Fälle hat, ist die<br />
„Silbermöwe“ überall vor Ort, fliegt<br />
zwischen Treptow und dem Wannsee<br />
hin und her –was in der Realität<br />
recht umständlich wäre. Albernwird<br />
es, wenn Bösewichter mit dem Boot<br />
von Mitte zum Flughafen Tegel<br />
flüchten wollen –spätestens an der<br />
nächsten Schleuse ist ja Schluss.<br />
Überhaupt wirkt die Startfolge<br />
„Alle in einem Boot“ noch recht bemüht.<br />
Die beiden eineiigen Zwillinge,<br />
die in den <strong>Berliner</strong> Dom von<br />
der Spreeher eingebrochen sind und<br />
eine wertvolle Statue gestohlen haben,<br />
stammen nicht etwa, wie die<br />
Kriminellen beim Einbruch im Ka-<br />
DeWe oder Bodemuseum, aus einem<br />
arabischen Clan, sondern sind<br />
<strong>Berliner</strong> Jungs. Inpuncto politische<br />
Korrektheit und Diversität gibt sich<br />
die Serie überhaupt sehr beflissen:<br />
Neben der Chefin Jasmin, die als<br />
Kind aus dem Iran geflüchtet war,<br />
geht auch der türkische Kampfschwimmer<br />
Fahri(Hassan Akkouch)<br />
Wolf Malletzke(Christoph Grunert) hat<br />
auf der „Silbermöwe“ alles im Griff. ARD<br />
mit an Bord. Selbst die Polizeipräsidentin<br />
(Marion Kracht) gibt türkische<br />
Sprichworte zum Besten –das<br />
sei in Berlin doch ganz normal. Ob<br />
Frauen und Männer, ob Ost oder<br />
West, ob Alt und Jung –jede Quote<br />
wirderfüllt. Kapitän Grunertist noch<br />
bei der Volkspolizei ausgebildet worden<br />
und bringt seine Erfahrung ein,<br />
die Jüngste,Kriminalkommissarsanwärterin<br />
Marlene (Melina Borcherding),<br />
ist das IT-Genie der Truppe.<br />
Doch die „WaPo“ ist nicht nur vorbildlich<br />
divers, sondern auch sehr<br />
berlinerisch: Derknuffige Bootshund<br />
heißt Stulle und vor allem Polizeihauptkommissarin<br />
Paula, privat eng<br />
mit Chefin Jasmin befreundet, darf<br />
berlinern, was das Zeug hält. Dabei<br />
stammt Sarina Radomski, die mit einem<br />
witzigen Autowerbespot bekannt<br />
wurde, aus Leipzig an der<br />
Pleiße. Inzwischen aber ist sie an der<br />
Spreehörbar heimisch geworden.<br />
WaPo Berlin acht Folgen, dienstags, 18.50 Uhr,<br />
im Vorabendprogramm der ARD<br />
Blauer Knabe mit Hase<br />
Anbindung an Obsessionen: Benjamin Brittens „A Midsummer Night’sDream“ in der Deutschen Oper<br />
VonPeter Uehling<br />
Benjamin Brittens Oper „A<br />
Midsummer Night’s<br />
Dream“ wird gern aufgeführt,<br />
nach „Peter Grimes“<br />
und etwa gleichauf „Turn of the<br />
Screw“ dürfte sie die meistproduzierte<br />
Britten-Oper sein. Man kann<br />
sich an dieser relativen Bevorzugung<br />
stören: Liegt das am Ende nur an der<br />
in Deutschland besonders beliebten<br />
Shakespeare-Vorlage? Washat diese<br />
vonBritten rasch und in einer gewissen<br />
Verlegenheit geschriebene Oper<br />
–der vergrößerte Saal seines Musikfestivals<br />
in Aldeburgh brauchte 1960<br />
ein Einweihungsstück –mit seinen<br />
persönlichen Obsessionen zu tun?<br />
Wo ist in dieser Ensembleoper der typisch<br />
Brittensche Außenseiter? Und<br />
hat Britten nicht zuletzt doch musikalisch<br />
stärker erfundene und profilierte<br />
Stücke geschrieben?<br />
Eine verdrehte Welt<br />
Helena (Janine De Bique, vorn) und Hermia (Karis Tucker)<br />
Dieser Skepsis tritt die Deutsche<br />
Oper in der vierten Produktion ihres<br />
Britten-Zyklus mit einem starken<br />
Plädoyerfür das Stück entgegen. Die<br />
nächtlichen Klänge, die Donald<br />
Runnicles von Beginn an dem Orchester<br />
des Hauses entlockt – raschelnde<br />
Dreiklänge,die sich auf geheimnisvollen<br />
Glissando-Mondstrahlen<br />
fortbewegen –sind in dem<br />
hier realisierten pianissimo nicht<br />
nur faszinierend, sie schließen auch<br />
direkt an die Poetik des Nächtlichen<br />
an, die Britten in Werken wie der Tenor-Horn-„Serenade“<br />
oder dem<br />
düsteren Kammergesangszyklus<br />
„Nocturne“ entwickelt hat: Eine<br />
nicht nur romantische, traum- oder<br />
albtraumhafte, sondern eine verdrehte<br />
Welt –denn ausgerechnet die<br />
Dreiklänge schließen sich zur zwölftönigen<br />
Totalität zusammen.<br />
Als Puck im Auftrag des Feenkönigs<br />
Oberon mit der schwarzen<br />
Wunderblume dem Lysander und<br />
der Titania einen Drogenrausch verpasst,<br />
erklingen dazu jene wahrhaft<br />
toxisch glitzernden Celesta-Figuren,<br />
die auch in „Turn ofthe Screw“ den<br />
verführerischen Dämon Peter Quint<br />
charakterisieren, der als Untoter Gewalt<br />
über die Kinder erlangt.<br />
Zeigt Runnicles auf der musikalischen<br />
Ebene Kontinuitäten auf,<br />
die „A Midsummer Night’s Dream“<br />
mit den anderen Werken verbinden,<br />
so gelingt dem Regisseur Ted<br />
Huffman mit einem kleinen Detail<br />
die Anbindung des Werks anBrittens<br />
Obsessionen. Der Grund für<br />
den Knatsch zwischen Oberon und<br />
Titania bleibt in der Regel unterbelichtet,<br />
der Knabe in Titanias Obhut<br />
scheint nur ein MacGuffin, der<br />
die Geschichte in Gang bringt, aber<br />
selbst unwichtig ist.<br />
Aber wie könnte bei dem pädophil<br />
veranlagten Britten ein Knabe<br />
jemals unwichtig sein? Huffman<br />
lässt den Knabenchor der Elfen und<br />
ihre Herrscher auf einer leeren hellgrauen<br />
Schräge als hellgraue Klone<br />
im hellgrauen Frack auftreten und<br />
BETTINA STOESS<br />
Kalte Herzen, trübe Tassen<br />
selbst Puck setzt sich nicht farblich,<br />
sondernlediglich durch eine Freddy-<br />
Mercury-hafte Ausstaffierung und<br />
Flugfähigkeit von ihnen ab. Den<br />
stummen Knaben jedoch kleidet er<br />
leuchtend blau und gibt ihm einen<br />
großen Hasen in die Arme.Indem er<br />
ihn als Individuum ins Zentrum<br />
rückt, kommt Brittens großes Thema<br />
gefährdete Unschuld auf die Bühne,<br />
denn Oberon möchte diesen Knaben<br />
für sich, und das ganze Drama<br />
um Drogen und Verführung bekommt<br />
eine brisante Dimension.<br />
So wenig indes Britten sein Publikum<br />
mit seinen seelischen Problemen<br />
belästigen wollte, sowenig inszeniertHuffman<br />
diese Oper als psychoanalytisches<br />
Porträt ihres Schöpfers.„AMidsummer<br />
Night’s Dream“<br />
kann wie alle Britten-Opernmit einfachen<br />
Mitteln zum Leben gebracht<br />
werden, und auch Huffman zerbricht<br />
sich nicht unnötig den Kopf<br />
über die einzelnen Szenen.<br />
Lysander und Demetrius,die jungen<br />
Athener, treten in roten, aber<br />
ziemlich britischen Uniformen auf,<br />
ihr König Theseus, der erst am Ende<br />
in rotem Palast erscheint, trägt eine<br />
etwas festlichere, eher sowjetische<br />
Version und beträgt sich gegenüber<br />
seiner Verlobten Hippolyta als gewalttätiger<br />
Alkoholiker. Das Theater<br />
der Handwerker betrachten alle drei<br />
Paare von oben herab, und der sozialkritische<br />
Akzent, den Huffman hier<br />
setzt, überfällt den Zuschauer reichlich<br />
unvermittelt.<br />
Aber da spiegelt sich wiederum<br />
nur Brittens Sympathieverteilung:<br />
Die Musik der Handwerker ist deutlich<br />
origineller als die eher konventionellen<br />
Leidenschafts-Gesten von<br />
Lysander und Hermia, von Helena<br />
und Demetrius. Wunderbar brutal<br />
stampft James Platt als Bottom nach<br />
seiner Verwandlung in einen Esel<br />
über die Bühne, und die verzerrten<br />
Klänge, die Britten dafür gefunden<br />
hat, sind prägnanter als alles,was die<br />
jungen Heteros vonsich geben.<br />
Puck hat leichtes Spiel<br />
Entsprechend wenig bleibt von ihren<br />
Gesangsleistungen haften –KarisTucker,Jeanine<br />
De Bique,Gideon<br />
Poppe und Samuel Dale Johnson<br />
versehen ihre Rollen mit zivilisiertem<br />
Wohlklang. Tragender sind die<br />
Rollen des Countertenors James<br />
Hall als Oberon und der Sopranistin<br />
Siobhan Stagg als Titania –sie singen<br />
das sehr schön, bleiben indes in<br />
ihrer stillisierten Verkleidung stecken<br />
und lassen wenig vonihren inneren<br />
Antrieben Klang werden; zusammen<br />
mit dem sehr sauberen,<br />
aber auch noch etwas korrekten Gesang<br />
des Kinderchors wirkt diese Elfenwelt<br />
doch etwas steril. Jami Reid-<br />
Quarrell als Puck hat dagegen leichtes<br />
Spiel und dominiertdas Geschehen<br />
schon mit seinen schwebenden<br />
Überkopf-Auftritten.<br />
AMidsummer Night’sDream nächste<br />
Aufführungen am 29. 1, 1. 2.,6.2und 22. 2.<br />
Tickets unter:www.deutscheoperberlin.de<br />
Der Intendant Martin Woelffer inszeniert Alan Ayckbourns „Ab jetzt“ in der Komödie im Schiller-Theater<br />
VonIrene Bazinger<br />
Mit der Roboterin (Zoe Moore) will Jerome (Oliver Mommsen) das Amt täuschen. F.STRAUSS<br />
Dass am 16. März 1989 Peter Zadeks<br />
Inszenierung von Alan<br />
Ayckbourns „Ab jetzt“ in Berlin Premiere<br />
hatte, wäre nicht unbedingt<br />
ungewöhnlich gewesen, schließlich<br />
arbeitete er hier immer mal wieder.<br />
Bloß wo er dies tat, sorgte für einiges<br />
Aufsehen –nämlich in der Komödie<br />
am Kurfürstendamm und nicht an<br />
einer der „ernsten“ Bühnen. Einer<br />
seiner Assistenten war damals MartinWoelffer,der<br />
jetzige Intendant der<br />
Komödie, die inzwischen im Schiller-Theater<br />
daheim ist. Dort hat er<br />
nun selbst „Ab jetzt“ inszeniert. Er<br />
hat es nach besten Kräften und redlich<br />
getan und dabei bestimmt<br />
manchmal an Zadek gedacht.<br />
Allein ein großer Wurf ist ihm leider<br />
nicht gelungen. Undsowirkt die<br />
Geschichte um den besessenen<br />
Komponisten in seiner Wohnung<br />
voller Tonbandgeräte und Synthesizer,<br />
den seine Frau mit der gemeinsamen<br />
Tochter verlassen hat, ziemlich<br />
zäh. Dass er von einem Nachbarn<br />
einen ungenügend programmierten<br />
Roboter hat, den er als seine<br />
Freundin ausgibt, um dem Herrn<br />
vomJugendamt eine intakte Paarbeziehung<br />
vorzugaukeln, macht die<br />
Sache nicht flotter.<br />
Der Bühnenbildner TomPresting<br />
hat das zugemüllte Wohn-Tonstudio<br />
im Stil der späten 1980er-Jahre entworfen,<br />
mit einem frühen Bildtelefon<br />
neben einem alten Loewe-Röhrenfernseher,<br />
in dem irgendwann<br />
ein digitales Kaminfeuer flackert.<br />
Überaus hölzernund angestrengt<br />
spielt Oliver Mommsen den Komponisten-Nerd,<br />
dem seine heimlich<br />
aufgenommenen Naturklänge (Gespräche<br />
mit Gästen, Lustschreie einer<br />
Geliebten) wichtiger sind als diejenigen,<br />
denen er sie raubt. Er will einen<br />
Hymnus auf die Liebe schaffen,<br />
ist jedoch völlig liebesunfähig.<br />
Die Inszenierung vermag die<br />
Abgründe dieser Komödie nicht<br />
auszuloten, mogelt sich bräsig<br />
über die angedeuteten Konflikte<br />
zwischen den Geschlechtern, im<br />
Umgang mit der Privatsphäre und<br />
im Verhältnis von Kunst und Leben,<br />
von Mensch und Maschine<br />
herum. ZoeMooreund Nicola Ransom<br />
geben der Roboter-Frau GOU<br />
300 F sympathisch anarchische<br />
Züge,Ransom zeigt dann später die<br />
Ehefrau in ihrer absurden Zerrissenheit<br />
zwischen der Liebe zu ihremMann<br />
und dem Leiden an dessen<br />
chauvinistischen Marotten.<br />
Manches ist zum Lachen, denn<br />
Ayckbourns Pointen zünden zuverlässig,<br />
nur was der Aufführung insgesamt<br />
fehlt, ist komödiantische<br />
Fallhöhe und gekonntes Timing, sie<br />
schleppt sich trübtassig und<br />
schwerfällig dahin. Und wenn zu<br />
schlechter Letzt noch Jeromes Liebes-Apotheose<br />
wie eine schlimme<br />
Mischung aus Philipp Glass, David<br />
Guetta und Avicii-Remixes losdröhnt<br />
(Musik: Michael Witte), ist<br />
endgültig Schluss mit lustig.<br />
Ab jetzt Bis 8. 3., Komödie im Schiller-Theater,<br />
Karten unterTel.: 88591188<br />
NACHRICHTEN<br />
Roberto Cicutto neuer<br />
Präsident der Biennale<br />
Deritalienische Filmproduzent Roberto<br />
Cicutto wirdneuer Präsident<br />
der Biennale in Venedig. Dies gab<br />
Kulturminister DarioFranceschini<br />
am Montag in Rombekannt. Er<br />
dankte zugleich dem bisherigen Präsidenten<br />
Paolo Baratta für die geleistete<br />
Arbeit. Cicutto wurde 1948 in<br />
der Lagunenstadt geboren und ging<br />
in Venedig auch zur Schule.Nach<br />
dem Abitur zogernach Romund begann<br />
eine KarriereimFilmgeschäft.<br />
Laut Mitteilung des Ministeriums<br />
gründete er verschiedene Produktionsfirmen.<br />
Seit 2009 ist er Präsident<br />
des staatlichen Istituto Luce-<br />
Cinecittà, zu dem die berühmten<br />
Cinecittà-Filmstudios in Romgehören.<br />
Unter dem Dach der Biennale<br />
werden verschiedene Festivals organisiert.<br />
Diebekanntesten sind die<br />
Kunstbiennale sowie die Filmfestspiele<br />
vonVenedig. (dpa)<br />
Suhrkamp nennt Termin für<br />
neuen Tellkamp-Roman<br />
Derseit Jahren angekündigte neue<br />
Roman vonUwe Tellkamp mit dem<br />
Titel „Lava“ soll im Frühjahr 2021 erscheinen.<br />
„Das Manuskript ist noch<br />
nicht ganz fertig und auch noch<br />
nicht lektoriert“, sagte eine Sprecherindes<br />
Suhrkamp Verlags in Berlin<br />
am Montag auf Anfrage der Deutschen<br />
Presse-Agentur.Der Anfrage<br />
gehen Berichte voraus,wonach das<br />
Erscheinen des Buches aus politischen<br />
Gründen verzögertwürde.Die<br />
Literaturwissenschaftlerin Marina<br />
Münkler sagte dazu im Deutschlandfunk<br />
Kultur,dass es die freie Entscheidung<br />
eines Verlages sei, ein<br />
Buch zu veröffentlichen oder nicht.<br />
Der1968 in Dresden geborene Uwe<br />
Tellkamp,der für „Der Turm“2008<br />
den Deutschen Buchpreis erhielt, ist<br />
mit seiner Position zu Flüchtlingen<br />
aufgefallen. Er gehörtzum Unterzeichnerkreis<br />
vonErklärungen, die<br />
die deutsche Asylpolitik angreifen.<br />
Ausdem Suhrkamp Verlag heißt es,<br />
der Erscheinungstermin sei mit dem<br />
Autor festgelegt worden. „Lava“ ist<br />
die Fortsetzung des Buchs „Der<br />
Turm“über Dresdner Bildungsbürger<br />
zur Endzeit der DDR. (dpa/cg.)<br />
100 Manager musizieren im<br />
Leipziger Gewandhaus<br />
100 Manager aus Deutschland musizieren<br />
Ende Februar gemeinsam im<br />
Gewandhaus zu Leipzig. DieMitglieder<br />
des „Management Symphony“<br />
bringen in diesem JahrWerkevon Johannes<br />
Brahms und Ludwig van<br />
Beethovenauf die Bühne,wie das<br />
Gewandhaus am Montag mitteilte.<br />
Dafür kommen die Musiker unter<br />
Leitung des israelischen Dirigenten<br />
Omer Meir Wellber zu einer viertägigen<br />
Werkstattphase zusammen. Solist<br />
des diesjährigen Konzerts am 22.<br />
Februar soll Fredun Mazaheriwerden.<br />
Er war zunächst als freiberuflicher<br />
Pianist tätig, ehe er in die Finanzindustrie<br />
wechselte.Das Projekt<br />
„The Management Symphony“<br />
wurde 1999 am Gewandhaus ins Leben<br />
gerufen. Seit 2014 sind die Musiker<br />
auch in anderen Konzerthäusern<br />
zu Gast. (dpa)<br />
TOP 10<br />
Sonntag,26. Januar<br />
1 Tatort ARD 9,40 26 %<br />
2 Tagesschau ARD 7,27 21 %<br />
3 Frühling ZDF 5,65 15 %<br />
4 heute-journal ZDF 5,03 16 %<br />
5 Biathlon, Damen ARD 4,91 27 %<br />
6 Terra X ZDF 4,87 15 %<br />
7 heute ZDF 4,69 16 %<br />
8 Skispringen ARD 4,45 19 %<br />
9 Biathlon, Herren ARD 4,45 27 %<br />
10 Skispringen, 2 ARD 4,18 21 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Ballhaus Naunynstraße (✆ 75 45 37 25)<br />
20.00: Everybodycan be everybodycan not be (Jao<br />
Moon)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Die Möglichkeit einer Insel<br />
20.00 Neues Haus: Mütter und Söhne<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Die Therapie<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Hasta la Westler,Baby!<br />
20.00 Box: Frei-Boxen: Im Wedekreis des uglySprit<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />
22.00: Bande àPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />
Außenseiter:Japanese traditional newyear<br />
HAU1(✆25 90 04 27)<br />
19.00: CTM 2020 –Liminal: Hercules of Lubumbashi<br />
HAU2(✆25 90 04 27)<br />
19.30: CTM 2020 –Liminal: The Non-present Performer<br />
(Karel vanLaere)<br />
HAU3(✆25 90 04 27)<br />
19.00: Don Quijote/Donkey Shot /Done Quiche<br />
Hot /Don Conquista /Don E. Coyote (Showcase<br />
Beat Le Mot)<br />
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
19.30: Plateau Effect (Staatsballett Berlin)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Ab jetzt<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
19.00 Glaspalast: Ali Baba /Hinz und Kunz (Hexenberg<br />
Ensemble)<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00: Ich ist ein anderer dieses wir bin nicht eine<br />
Pfeife (Metaware) (Mark Waschke)<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Ichbin nicht Mercury<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
19.00: Unendlicher Spaß<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: Ballet Revolución<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Verklärungsbedarf (LennartSchilgen)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die netten Jahre sind vorbei (Henning<br />
Ruwe)<br />
20.00: Skandal im Spreebezirk<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Ein Stückchen Herz<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Howtobecome a<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />
(Karsten Kaie)<br />
Kulturbrauerei/Soda (✆ 44 31 51 55)<br />
18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />
erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />
vonABBA<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Gelogene Wahrheiten (Wühlmäuse-Ensemble)<br />
KLASSIK<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Die Unerhörte Musik, Neue und zeitgenössische<br />
Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />
Jahrhunderts<br />
Herz-Jesu-Kirche Prenzlauer Berg (✆ 443 89 40)<br />
20.15: Polyhymnia! –Alte Musik vokal mit Polyhar-<br />
Hochschule für Musik HannsEisler<br />
(✆ 203 09 21 01) 19.00 Studiosaal: Vortragsabend<br />
Klavierklassen Prof. Stefan Arnold, Prof. Gabriele<br />
Kupfernagel<br />
Hochschule fürMusik Hanns Eisler im Neuen Marstall<br />
(✆ 203 09 21 01)19.00 Galakutschen-Saal I:<br />
Vortragsabend Violaklasse Prof. Walter Küssner<br />
19.00 Krönungskutschen-Saal: Vortragsabend Violoncelloklasse<br />
Prof. Stephan Forck<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
20.00 Gr.Saal: Academy of St Martin in the Fields,<br />
Ltg.Fazil Say(Klavier), Michael Tippett: „Little Music“<br />
für Streicher;W.A. Mozart: Konzertfür Klavier und<br />
Orchester A-Dur;FazilSay:„Silk Road“, Konzertfür<br />
Klavier und Kammerorchester;Béla Bartók: Divertimento<br />
für Streichorchester<br />
KühlhausBerlin (✆ 21 00 56 05)<br />
20.00: Gesangstudierende der HfM Hanns Eisler,<br />
Akademisten und Mitglieder des DSO Berlin, Ltg.Robin<br />
Ticciati, Benjamin Britten: „The Rape of Lucretia“,<br />
Kammeroper in zwei Akten, konzertant<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Frau Holle (ab 5J.)<br />
10.30: Eine Woche voller SAMStage(ab 4J.)<br />
Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />
10.00: Aschenputtel (ab 4J.)<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />
10.00: Dasist Anton Daumesdick, Kobalt Figurentheater,Puppentheater<br />
10.15 Raum 214: Der Froschkönig,The Grimm<br />
Sisters, Puppentheater (ab 4bis 10 J.)<br />
10.30: Die Königin derFarben, Theater Mär, –-–(ab<br />
4J.)<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />
Gemeinschaftshaus Lichtenrade (✆ 902 77 70)<br />
10.00: Mathilde, die Mathe-Ratte, RobertMetcalf<br />
(ab4J.)<br />
Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reichinder Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Alle außer das Einhorn (ab11J.)<br />
MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />
10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />
10.00: PfiffigeHolzköpfe<br />
14.00: Glühwürmchen im Glas, Bezahlwerkstatt: 3€<br />
Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />
10.00: Hänschen klein...(ab 3J.)<br />
Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />
10.00, 16.00: Die Bremer Stadtmusikanten, Ulrich<br />
Müller-Hönow<br />
Schaubude (✆ 423 43 14)<br />
10.00: Die Schneekönigin, Theater Miamou,<br />
Erzähltheater mit Puppen (ab 5bis 9J.)<br />
Schlossplatztheater (✆ 651 65 16)<br />
10.00: Tomte Tummetott, Theater mit Musik (ab 3J.)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Jeda, der Schneemann, Teatro Baraonda,<br />
Mini-Musical<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Die Unbehausten –Das Battle um die Stadt<br />
(ab 11 bis 15 J.)<br />
10.00:Die kleine Hexe (ab 5bis 10 J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />
19.00 Jurte: Wortschätze für Erwachsene: Kroatische<br />
Märchen, Abendliche Erzählstundinder Jurte für<br />
Erwachsene. Anm. erf.<br />
Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />
20.30: „Ich bedaure, dass ich nicht sentimental<br />
bin....“, Ein LebensBild vonAnton Tschechow, vorg-<br />
Diskussion<br />
Ein kritischer<br />
Blick auf den<br />
Modekonsum<br />
Die Ausstellung „Fast Fashion<br />
–Die Schattenseiten<br />
der Mode“ befindet sich<br />
zwar draußen in Dahlem, die<br />
Fishbowl-Diskussion „Kleider<br />
machen Leute –Leute machen<br />
Kleider“ aber findet in der<br />
James-Simon-Galerie statt.<br />
Wem dieses Diskussionsformat<br />
nichts sagen sollte: Es gibt<br />
einen Innenkreis von Diskutanten,<br />
die einen Gaststuhl bereit<br />
halten, auf den man aus<br />
dem Außenkreis wechseln<br />
kann, wenn man etwas beitragen<br />
möchte.Besetzt ist der Innenkreis<br />
mit Gunther Beger<br />
vom Bundesentwicklungsministerium,<br />
Johannes Norpoth<br />
vom Textilbündnis Femnet,<br />
das sich für faireArbeitsbedingungen<br />
einsetzt, Monika<br />
Fuchs von der Hochschule für<br />
Technik und Wirtschaft Berlin<br />
sowie Sabrina Müller von Environmental<br />
Protection bei<br />
Tchibo. Susanne Lenz<br />
Kleidermachen Leute –Leute machen<br />
Kleider 18 Uhr,James-Simon-Galerie,<br />
kein Eintritt<br />
Schwallen<br />
und Hallen<br />
Das CTM kommt mit<br />
Influencergeräuschen, Angel Olsen<br />
mit imposantem Folkrock<br />
Das CTM geht in die<br />
zweite Woche. Einen<br />
Festivalpass braucht<br />
man nicht, wenn man<br />
ein paar der erwartbar vielversprechenden<br />
Performances sehen will.<br />
Es gibt sie alle auch einzeln, oder<br />
als jeweils Abendpaket.<br />
So könnte man sich am Mittwoch<br />
zur Gemeinschaftsnacht mit<br />
dem Schwesterfestival Transmediale<br />
ins Berghain begeben. Dort<br />
hört man zum Beispiel eine Arbeit<br />
des britischen Künstlers Wesley<br />
Goatley, der, sodas Programm, mit<br />
einem Doktortitel in „kritischer<br />
und kreativer Praxis“ die politischen<br />
Verwicklungen untersucht,<br />
die sich in der alltäglichen Rede<br />
über Daten und KI verbergen. Dazu<br />
hat er ein Gespräch zwischen Alexa<br />
und Siri angeregt, worin er deren<br />
Begrenzungen aufzeigen will.<br />
Lachen können bekanntlich nur<br />
Menschen und Flipper, der kluge<br />
Delfin (Hyänen tun nur so). Wieman<br />
es zur psychologischen Konditionierung<br />
des Publikums benutzen kann,<br />
damit beschäftigen sich Ruben<br />
Patiño und Kay Schuttel in ihrer Arbeit<br />
„NoLaughing Matter“, während<br />
Markus Schneider<br />
empfiehlt einigeabenteuerliche Sounds<br />
des CTM-Festivals, dazu Angel Olsen, die<br />
ihre Lieder neuerdings an Phil Spector<br />
orientiert. Und die Heavyrock-Haudegen<br />
Monster Magnet.<br />
Angel Olsen hat ihre zarten Songs mit Stimmemphase, Streichernun<br />
James Ginzburg und James Durgas<br />
alias Emptyset für das ulkig zerbeulte<br />
Brummen, Dröhnen und<br />
Knirschen ihres jüngsten Albums<br />
„Blossom“ ein Programm darauf<br />
trainierthaben, aus ihren bisherigen<br />
Alben sowie neuen Sounds aus Holz,<br />
Metall und Trommelhäuten kohärente<br />
Muster zu filtern. Ichhabe festgestellt,<br />
dass die KI und ich den Begriff<br />
verschieden verstehen.<br />
Am gleichen Abend spielt auch<br />
Helge Sten, der vonden famos progrockigen<br />
Supersilent und Motorpsycho<br />
bekannte Großproduzent aus<br />
Norwegen. Unter dem Projektnamen<br />
Deathprod agierterals „Audiovirus“<br />
und frönt seiner Leidenschaft<br />
fürs sphärisch Unwirsche,Bängliche<br />
und Unheimliche.<br />
Film schaue dem Todbei der Arbeit<br />
zu, findet Jean-Luc Godard<br />
(nach Cocteau). Der dänische Feldrekorder<br />
Jacob Kirkegaard nimmt<br />
dazu in „Opus Mors“ die Ohren. Kirkegaard<br />
habe ich ins Herz geschlossen,<br />
als er mir voretlichen Jahren die<br />
Sounds der Wanderdünen von<br />
Oman erschloss,die es –echt! –inSachen<br />
Überwältigung jederzeit mit<br />
Wagner aufnehmen können. Auf<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51)Crescendo #makemusicnotwar<br />
14.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
17.15,20.30<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Die Wütenden – Les<br />
miserables 15.00, 20.30; Die Wütenden –Les miserables<br />
(OmU) 17.45<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) 1917 –Der Film<br />
(OmU) 20.00; Judy 14.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) 1917 –Der Film<br />
14.30,17.15, 20.00; Das geheime Leben der Bäume<br />
13.20, 15.40; Jojo Rabbit (OF) 15.00, 20.50;<br />
Parasite 18.00; Judy 17.30, 20.15; Judy (OmU)<br />
13.30,17.50, 20.30; Queen &Slim (OmU) 15.00,<br />
21.15; Freies Land 13.30, 16.15; The Peanut Butter<br />
Falcon (OmU) 19.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
(OmU) 20.50; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache (OF) 18.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
13.20, 15.40; Einsam zweisam 19.00;<br />
Miles Davis: Birth of the Cool (OmU) 21.30; Die<br />
Sehnsucht der Schwestern Gusmao 16.00<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Milchkrieg inDalsmynni<br />
18.45; Das Vorspiel 17.00, 20.30; Crescendo<br />
#makemusicnotwar 20.15; Pavarotti (OmU)<br />
17.45<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache 14.30, 17.30, 20.30; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 14.30, 17.30, 20.30; ARainy Day<br />
In NewYork 16.15,20.45; Der geheime Roman des<br />
Monsieur Pick 18.30; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 14.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.45, 17.20, 20.00; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.00; DasVorspiel 16.15,<br />
18.30,20.50<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66)Bad Boys for Life<br />
17.30, 20.20, 23.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
14.15; Die Hochzeit 17.15, 20.10, 23.10;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.45; Jojo Rabbit<br />
23.00; Die Hochzeit 13.45; Jojo Rabbit 19.50; Knives<br />
Out –Mord ist Familiensache 22.40; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.30; Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 14.00; Lindenberg! Mach<br />
dein Ding 21.30; Joker23.00;KnivesOut –Mordist<br />
Familiensache 19.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
16.30; Das perfekte Geheimnis 13.45<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />
retten die Welt! (OmU) 12.45; Faltenrock 20.00;<br />
LatteIgelund der magischeWasserstein 16.15;Der<br />
Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 14.15; Miles<br />
Davis: Birth of the Cool (OmU) 17.45; Das Vorspiel<br />
(OmenglU) 11.00;<br />
Why Don‘t You Just Die! –Papa, sdokhni (OmU)<br />
22.50; Freies Land (DFmenglU) 19.30; Jeanne<br />
d‘Arc –Jeanne (OmU) 15.00; Midsommar (OmU)<br />
21.40;Mishima–Director‘s Cut –Mishima: ALife In<br />
Four Chapters (OmU) 11.00; Systemsprenger (DFmenglU)<br />
13.00, 17.30; Einsamzweisam –Deuxmoi<br />
(OmU) 17.00; Die Eiskönigin II 15.15; The Farewell<br />
(OmenglU) 18.50; Joker (OmU) 22.45; Milchkrieg<br />
in Dalsmynni 13.30; Motherless Brooklyn (OmU)<br />
11.00; Parasite –Gisaengchung (OmU) 20.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 16.00; Freies Land 20.10;<br />
Das geheime Leben der Bäume 14.00, 18.15; Joker<br />
(OmU) 22.35; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />
(OmU) 20.15; Der geheime Roman des Monsieur<br />
Pick –Lemystere Henri Pick (OmU) 18.15; Der<br />
marktgerechte Mensch 16.20; Schönheit & Vergänglichkeit<br />
22.00; Systemsprenger 14.00<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film<br />
14.00, 17.00, 20.00; 3Engel für Charlie 14.10,<br />
19.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.20;<br />
Bad Boys for Life 17.30, 19.40; Bad Boys for Life<br />
(OF) 20.40; IMAX: Bad Boys for Life 13.50, 16.50,<br />
20.10; Cats 17.20; Die Eiskönigin II14.20,16.45;<br />
Das geheime Leben der Bäume 20.10; The Grudge<br />
21.00; Die Hochzeit 15.00, 17.15, 20.00; Jojo<br />
Rabbit 17.10, 19.50; Jojo Rabbit (OF) 18.00; Jumanji<br />
–The Next Level 14.00, 16.50, 20.45; Knives<br />
Out –Mord ist Familiensache 14.20, 16.40; Latte<br />
Igel und der magische Wasserstein 14.50; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 17.15, 20.30; One Piece:<br />
Stampede 20.30; The Peanut Butter Falcon 14.10;<br />
Das perfekte Geheimnis 19.20; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.40; Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 14.50, 17.30, 20.50; Thomas<br />
und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />
13.50; Vier zauberhafte Schwestern 15.00; Die<br />
Wolf-Gäng 14.40,18.00<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Der Leuchtturm<br />
–The Lighthouse (OmU) 22.50; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmU) 20.20; Systemsprenger (OmenglU)<br />
18.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait<br />
de la jeune fille en feu (OmU) 18.00, 22.15;<br />
VomGießen des Zitronenbaums –ItMust Be Heaven<br />
(OmU) 20.20<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –Der Film<br />
16.45,19.40; Bad Boys for Life 16.50, 19.50; Die<br />
Eiskönigin II 13.40, 16.30; Die Hochzeit 13.45,<br />
17.10,20.10; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
20.00; Lindenberg! Mach dein Ding 19.40; One<br />
Piece: Stampede 20.00; Das perfekte Geheimnis<br />
13.50;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.00;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.20; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45; Violet Evergarden<br />
und das Band der Freundschaft 17.00; Die<br />
Wolf-Gäng 14.15,16.50<br />
Kino Kiste (✆ 998 7481) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.00; Morgen sind wir frei 18.00;<br />
Rotschühchen und die sieben Zwerge 16.10; Die<br />
schönste Zeit unseres Lebens 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) 1917 –Der<br />
Film 17.30,20.00; Bad Boys for Life 14.40, 17.00,<br />
20.00;3D: DieEiskönigin II 14.15; DieEiskönigin II<br />
14.20; Die Hochzeit 14.30, 17.10, 19.50; Jumanji<br />
–The NextLevel 17.20, 20.10;KnivesOut –Mordist<br />
Familiensache 20.15; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 15.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
16.40, 19.30; One Piece: Stampede 20.00; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.50; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45, 19.50;<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 20.10;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.45, 17.10; Violet<br />
Evergarden und das Band der Freundschaft 18.00;<br />
Die Wolf-Gäng 14.30,17.20<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Jojo Rabbit (OmU)<br />
17.30, 20.00, 22.30; B Knives Out–Mord ist Familiensache<br />
(OmU)16.00,21.30;Parasite –Gisaengchung<br />
(OmU) 18.45<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Little Joe –<br />
Glück ist ein Geschäft (OmU) 21.45; Milchkrieg in<br />
Dalsmynni –Heradid (OmU) 17.30; Das Vorspiel<br />
(m.Gast) 19.30; Das Vorspiel 19.30; Die Wütenden<br />
–Les miserables (OmU) 17.45, 20.00,22.15<br />
Moviemento (✆ 692 4785) Preview: Darkroom –<br />
Tödliche Tropfen 20.00; Jojo Rabbit (OmU) 10.00,<br />
12.30, 15.00, 17.30, 22.30; Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 12.45, 15.15, 17.45; Jojo Rabbit<br />
(OmU) 20.15; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />
nach dem verlorenen Schatz 11.00; Searching Eva<br />
(OmenglU) 22.45; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />
nach dem verlorenen Schatz 14.45; Little Joe<br />
–Glück ist ein Geschäft (OmU) 16.30, 21.15; Vom<br />
Gießen des Zitronenbaums –ItMust BeHeaven<br />
(OmU) 19.00<br />
Sputnik (✆ 694 1147) Alles außer gewöhnlich<br />
16.45;Joker (OmU) 23.00; MilesDavis:Birth of the<br />
Cool (OF) 21.00; Kinderfilm des Monats: Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 10.30, 15.00; Die<br />
Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida invisivel<br />
deEuridice Gusmao (OmU) 18.45; The Farewell<br />
(OmU) 20.00;<br />
Human Nature: Die CRISPR Revolution (OmU)<br />
15.00; Judy (OmU) 22.00; Der marktgerechte<br />
Mensch (OmU) 18.30; Milchkrieg in Dalsmynni –<br />
Heradid (OmU) 16.45; Kinobar imSputnik Filmclub<br />
(OmU) 20.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Das geheime Leben der<br />
Bäume 15.20, 17.40; Parasite 20.00; New Knives<br />
Out –Mord ist Familiensache 16.40,19.30<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Bad Boys for Life<br />
17.30, 20.30; Die Eiskönigin II15.00; Die Hochzeit<br />
15.00, 17.30, 20.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
17.15, 20.15; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 17.00, 20.00; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung 14.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 20.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />
15.15; Die Wolf-Gäng 14.45, 17.45<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 15.15; Die Eiskönigin II<br />
15.15; Freies Land 20.15; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache 17.45; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 15.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
13.00, 17.30, 20.15; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
13.00, 20.30; DasVorspiel 13.00,18.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 1917<br />
–Der Film 17.15, 20.00; Bad Boys for Life 14.00,<br />
17.00, 20.00; Die Eiskönigin II14.00, 16.50; Die<br />
Hochzeit 14.10, 17.05, 20.00; Jumanji –The Next<br />
Level 14.10,17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
19.45; Lindenberg! Mach dein Ding 16.35,<br />
19.40; OnePiece: Stampede 20.00; Sneak Preview<br />
20.30; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
14.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
19.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.05,<br />
16.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.15; Die<br />
Wolf-Gäng 14.30, 16.55<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Lara (OmenglU) 18.45;<br />
Parasite 20.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />
Alarm 17.00; But Beautiful –Nichts existiert unabhängig<br />
(OmU) 19.45; Das Kapital im21. Jahrhundert<br />
–Capital inthe Twenty-First Century (OmU)<br />
21.45; Der marktgerechte Mensch (OmU) 17.45<br />
Babylon (✆ 242 59 69) Cinebrasil –Brasilianisches<br />
Filmfestival: Broder! (OmenglU) 18.00; Cinebrasil<br />
–Brasilianisches Filmfestival: Edificio Master<br />
(OmenglU) 22.00;Cinebrasil–Brasilianisches Filmfestival:<br />
Simonal (OmenglU) 20.00; Premiere: True<br />
Sight: The 2019 (OmenglU; mit Gästen) 19.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Captain<br />
Fantastic –Einmal Wildnis und zurück (OmU)<br />
10.00; Fritzi –EineWendewundergeschichte 15.30;<br />
Der kleine Maulwurf (1963-1975) 12.30; Queen<br />
&Slim (OmU) 17.15, 20.00; Thomas und seine<br />
Freunde: Große Welt! Große Abenteuer! 13.45;<br />
Yung (OmenglU) 22.45; Joker (OmU) 21.15; Der<br />
Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 16.30; Queen<br />
&Slim (OmU) 14.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
–ItMust Be Heaven (OmU) 19.00<br />
CineStarCUBIX (✆ 04 51/7030200) 1917 –Der<br />
Film 16.30, 19.50; 1917 –Der Film (OF) 11.00,<br />
13.50, 17.10, 19.30, 22.50; 3Engel für Charlie<br />
23.15; Bad Boys for Life 11.00, 14.00, 16.40,<br />
20.10,23.15;Bad Boys forLife (OF) 19.40,22.40;<br />
Cats 11.30; Die Eiskönigin II12.00; Die Eiskönigin<br />
II –Frozen 2(OF) 15.10; Die Hochzeit 11.30,<br />
14.20,17.20,19.30, 23.10;Joker (OF) 22.20; 3D:<br />
Jumanji –The Next Level 18.00; Jumanji –The Next<br />
Level13.20;Der kleineRabeSocke 3–Suche nach<br />
demverlorenen Schatz11.10; Knives Out –Mordist<br />
Familiensache 20.10, 22.40; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache (OF) 17.00; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 14.00; One Piece: Stampede 20.00; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.45, 19.00;<br />
Star Wars: DerAufstieg Skywalkers 16.15; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers –StarWars: The Rise<br />
of Skywalker (OF) 22.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers –Star Wars: The Rise of Skywalker (OF)<br />
21.00; Vier zauberhafte Schwestern 11.10, 13.45;<br />
Violet Evergarden und das Band der Freundschaft<br />
17.00; Die Wolf-Gäng 11.15,13.50, 16.30<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) 1917 –Der Film<br />
(OmU) 16.30, 19.00, 21.30; Miles Davis: Birth of<br />
the Cool (OmU) 14.00; The Farewell (OmU) 16.45;<br />
Premiere: How toSteal aCountry (OF) 19.30; Lindenberg!Mach<br />
dein Ding14.00; Jojo Rabbit(OmU)<br />
17.15, 19.30, 21.45; Die Sehnsucht der Schwestern<br />
Gusmao –Avida invisivel de Euridice Gusmao<br />
(OmU) 14.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
14.30; Die Wütenden – Les miserables (OmU)<br />
17.00, 19.15, 21.30; Little Joe –Glück ist ein Geschäft<br />
(OmU) 14.45, 21.30; Das Vorspiel (teilw.<br />
OmU) 17.00, 19.15<br />
Z-inema (✆ 28 38 91 21) Mendocino &Berlino –<br />
Neue Super-8-Filme von Dagie Brundert 20.00<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Pripad pro zacinajiciho<br />
kata –Fall für einen beginnenden Henker<br />
–Pripad pro zacinajiciho kata (OmenglU) 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
1917 –Der Film 16.50, 19.45; 1917 –Der Film<br />
(OF)19.55; Baba Parasi(OmU) 19.55;Bad Boys for<br />
Life 17.00, 20.00; Cep Herkülü: Naim Süleymanoglu<br />
–Pocket Hercules (OmU) 14.15; Die Eiskönigin<br />
II 14.15,17.15; DieHochzeit 14.15, 17.05, 19.30;<br />
Jumanji –The Next Level 14.00, 17.20, 20.10; One<br />
Piece: Stampede 20.00; Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe<br />
–Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe (OmU) 14.10,<br />
17.15; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
14.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00,<br />
16.30,19.45;Türkler Geliyor –Adelatin Kilici (OmU)<br />
16.15, 19.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.45;<br />
DieWolf-Gäng 14.00, 16.50<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)<br />
17.40; Land des Honigs – Medena Zemja:<br />
Honeyland (OmU) 14.20; Milchkrieg inDalsmynni<br />
–Heradid (OmU) 16.00; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 12.00; Die Sehnsucht der Schwestern<br />
Gusmao – A vida invisivel de Euridice Gusmao<br />
(OmU) 21.30; Die Wütenden – Les miserables<br />
(OmU) 10.00, 19.30<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />
16.30,19.30, 22.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) 1917 –Der Film (OmU)<br />
15.00, 17.45, 20.30; Sneak Preview 22.30; Als<br />
Hitlerdas rosa Kaninchen stahl 15.00; Joker(OmU)<br />
17.30, 20.00; Lindenberg! Mach dein Ding 15.20,<br />
18.10, 21.00; Judy (OmU) 16.00, 18.30; Motherless<br />
Brooklyn (OmU) 21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 17.30, 20.30; Jojo Rabbit (OF) 16.30,<br />
19.00,21.30; 1917 –Der Film –1917 (OF) 17.00,<br />
19.45,22.30; DieWütenden –Les miserables –Les<br />
miserables (OmU) 17.00, 19.30, 22.00; The Farewell<br />
(OmenglU) 16.30; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
(OF) 18.50; Queen &Slim (OF) 21.40<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
1917 –Der Film 16.55, 19.45; Bad Boys for Life<br />
14.25, 17.20, 20.10; Die Eiskönigin II 14.40; Die<br />
Hochzeit 14.05, 16.45, 19.50; Jumanji –The Next<br />
Level 17.10, 20.00; One Piece: Stampede 20.00;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.15,<br />
20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.30; Die Wolf-Gäng<br />
15.00,17.00<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) The Farewell (OmenglU)<br />
16.30; Little Joe (OmU) 18.40; Die Sehnsucht der<br />
Schwestern Gusmao –Avida invisivel deEuridice<br />
Gusmao (OmU) 18.20; Die Tigerentenbande –Der<br />
Film 16.40; Vom Gießen des Zitronenbaums (OmU)<br />
21.10; Die Wütenden (OmU) 11.00, 21.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
d Synthkram aufgebauscht.<br />
POP<br />
Angel Olsen 30.1., Huxleys, 20 Uhr<br />
Monster Magnet 1.2., Huxleys. 20 Uhr.<br />
CTM-Festival noch bis 2.2. an verschiedenen<br />
Orten<br />
XXXXXX<br />
„Opus Mors“ hingegen findet er mit<br />
entsprechender Experten-Unterstützung<br />
(Dr. Frankenstein vermutlich)<br />
seine Töne in Leichenhalle, Forensik,Verbrennung<br />
undVerwesung.<br />
Er nahm übrigens auch schon 2005<br />
„Four Rooms“ in der „Zone der Entfremdung“<br />
in Tschernobyl auf. Dort<br />
spielt die vielfach mit Golden Globes<br />
und Emmys ausgezeichnete TV-Serie„Chernobyl“,<br />
für die Cellistin Hildur<br />
Gunnarsdottir die Musik aufgenommen<br />
und geschrieben hat, die<br />
sie als frisch gebackene Grammygewinnerin<br />
gleich zweimal aufführt.<br />
Zur Erholung empfehle ich das<br />
kleine Clubjazzfusion-Ding von<br />
HenryWu(als Kamaal Williams), das<br />
im Kontext natürlich argleichtgeistig<br />
daherkommt. (Ist aber hübsch).<br />
Popmusik: Angel Olsen spielt im<br />
Kern einen feinen Folkrock. Mit ihrem<br />
letzten Album „All Mirrors“ jedoch<br />
hat sie ihre zarten Songs mit<br />
Stimmemphase, Streichern, Synthkram,<br />
Zischdrums und viel Hall aufgepumpt,<br />
und lässt sie dennoch<br />
wunderlich fragil. Die Entwicklung<br />
kam nicht wirklich unvorbereitet,<br />
denn auch auf ihren früheren Alben<br />
mit schönen Songs wie „Unfucktheworld“<br />
zeigte sie neben kleinen<br />
akustischen Arrangements schon<br />
recht dynamische, jafast wuchtige<br />
Folkrock-Arrangements unter ihrer<br />
hell schweifenden Stimme.Die Form<br />
folgte noch der Idee,dassLieder,die<br />
vom Inneren erzählen –Liebe und<br />
Beziehung bzw. die anstrengenden<br />
Partner,die damit einhergehen –am<br />
besten auch mit entsprechend privat<br />
codierten Instrumenten stattfinden<br />
sollten. Nun schwillt und schwallt<br />
die Klangmauer, ein Hauch von Sixtiesgirl-Group<br />
umgibt die recht klassisch<br />
gebauten Stücke und sie erzählt<br />
von Geduld mit dem ewigen<br />
Sichverlieben und von der Sehnsucht<br />
nach Schnurzigkeit gegenüber<br />
der ewigen Trennerei. Dafür tauchte<br />
sie nicht zu Unrecht in praktisch allen<br />
Jahrescharts auf.<br />
Die Stonerrock-Band Monster<br />
Magnet ist der Bud Spencer des<br />
Bluesmetal. Haltung und Methoden<br />
haben sich über die 30 Jahre<br />
ihresWirkens nicht ein Yota verändert,<br />
mit Black Sabbath und Hawkwind<br />
als rechter und linker Hand<br />
desTeufels.Das macht sie nicht gerade<br />
aufregend. Istabervermutlich<br />
auch nicht ihr Begehr.<br />
Literatur<br />
VonMasken<br />
und<br />
Ritualen<br />
Definitiv ist das Theater die<br />
Leitkunst dieser postproduktiven<br />
Zeit. Es geht ja an immer<br />
mehr Stellen vor allem<br />
darum, so zu tun als ob.Allzeit<br />
gut aussehen und beide Daumen<br />
nach oben recken, als sei<br />
die Aufregung es wirklich wert,<br />
ist das Gebot der Stunde in Politik<br />
und Wirtschaft. Immerzu<br />
sorgenvoll das Ende des<br />
Abendlandes prognostizieren<br />
in Gesellschaft und Kultur.Dazwischen<br />
zermalmt einen der<br />
von beidem ungerührt sich<br />
abrollende Alltag ... Die Maskenalsound<br />
die Rituale.Wenn<br />
etwas entstanden ist, gibt es<br />
auch jenseits der Bühne gerne<br />
eine Premiere – obwohl das<br />
Wort ja nur dann sinnvoll ist,<br />
wenn es auch eine Dernière<br />
gibt, ein letztes Mal. Und für<br />
sein neues Buch hat der<br />
Schriftsteller und Theaterdramaturg<br />
John von Düffel nun<br />
sogar eine Vorpremiere angesetzt.<br />
Ob sie bereits im Kostüm<br />
gespielt wird? PetraKohse<br />
John vonDüffel:Der brennende See,20<br />
Uhr, Ocelot, Brunnenstr.181<br />
Deutsches Institut für Menschenrechte<br />
(✆ 259 35 90) 18.30: Gegen Morgen, Lesung und<br />
Gespräch mit Deniz Utlu und Max Czollek. Anm. erf.<br />
Fahimi (Skalitzer Str. 133)<br />
20.00: Verbrecher Versammlung:„Sonne, Mond,<br />
Zinn“,Alexandra Riedel,Buchpremiere<br />
Helene-Nathan-Bibliothek (✆ 902 39 43 42)<br />
18.00: LEA Leseklub<br />
Karl-Liebknecht-Haus (KleineAlexanderstr.28)<br />
10.00: Seniorenklub: Gegen Vergessen, Verdrängen<br />
und Beschönigen.Halt dem offenen Drang des<br />
Faschismus zur Macht, Prof. Dr.Wolfgang Triebel,<br />
Vortrag,Moderation: Christian Beyer<br />
Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />
19.00: Textem-Lesung,Lesung mit Dagrun Hintze,<br />
Annette Weber,Martin Lechner, Tobias Premper und<br />
Stefan Panhans<br />
LiteraturhausBerlin (✆ 887 28 60)<br />
19.30: PS: Anmerkungen zum Literaturbetrieb /Politisch<br />
schreiben, mit KaSka Bryla, EvaSchörkhuber,<br />
Yael Inokai und Ariane Hassan Pour-Ravazi, Release<br />
Party<br />
ocelot, not just another bookstore<br />
(✆ 97 89 45 92) 20.00: Der brennende See, John<br />
vonDüffel<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00 Bruckner-Foyer: Das geht auf meine Kuhaut!,<br />
Vicki Spindler,Autorenlesung<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />
Topographie des Terrors (✆ 25 45 09 50)<br />
19.00 Auditorium: Fotos aus Sobibor. Die<br />
Niemann-Sammlung zu Holocaustund Nationalsozialismus,<br />
Buchpräsentation mit PD Dr.Martin Cüppers,<br />
Dr.Steffen Hänschen,Andreas Kahrs undAnne<br />
Lepper.Moderation: Prof.Dr. Michael Wildt<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: Karl Schloz –Made in Berlin &Surprise<br />
Guests<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Johannes Kersthold Band<br />
Anzeige<br />
Kirill Petrenko Dirigent<br />
Nicola Hümpel Regie<br />
Karajan-Akademie der<br />
<strong>Berliner</strong> Philharmoniker u.a.<br />
Giacomo Puccini<br />
Suor Angelica »Faith to Face«<br />
01.02.20 19 Uhr<br />
02.02.20 16 Uhr<br />
In Kooperation mit<br />
Nicoand the Navigators<br />
Philharmonie Berlin<br />
GroßerSaal<br />
Tickets: 030/25488999<br />
berliner-philharmoniker.de<br />
Foto:Michael Trippel<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
21.00: The Swag Jam<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Reggie Moore Trio, Cookin’ with Jazz<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
21.00: CTM 2020: AshleyFure –„HiveRise“,Dis Fig,<br />
Mohammad, Rakta<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
21.00: Chris Staples<br />
Cafe Tasso (✆ 48 62 47 08)<br />
20.00: Vera &Joy<br />
Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />
20.30: Jeff Parker<br />
Hintersee Bar (Greifenhagener Str.55)<br />
20.30: Grgur Savic (sax)&Friends<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
20.00: Steel Panther,Wayward Sons<br />
Jazz-Institut Berlin (✆ 31 85 13 55)<br />
19.00 Georg-Neumann-Saal: Moving On –Verabschiedung<br />
vonProf. JudyNiemack<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
20.00: Tyler Childers, The Local Honeys<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Béla Meinberg<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.30: ManuKatché<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00: Composers’ Orchestra Berlin, Ltg.Hazel Leach<br />
Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />
19.30: Jazzschule Berlin SemesterabschlussPart. I<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.00: The Zig ZagJazzed Up Jam Session –Uri<br />
Gincel (p), Yonatan Levi (b), Tobias Backhaus (dr)<br />
CLUB<br />
Bar Tausend (✆ 41 71 54 69)<br />
22.00: Tausend Brazil–TuesdaySpecial<br />
Suicide Club (Revaler Str.99)<br />
23.59: Encore.Une.Fois<br />
Suor Angelica<br />
KINO<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 17.40, 20.30; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 15.20; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 14.45, 17.20; Knives Out<br />
–Mord ist Familiensache 20.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) 1917 –Der<br />
Film 15.20, 18.00; 1917 –Der Film (OmU) 20.45;<br />
Das geheime Leben der Bäume 17.40; Parasite<br />
20.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
15.30; Freies Land 15.30; Jojo Rabbit (OmU)<br />
18.20,21.00; Lindenberg! Mach dein Ding 17.30;<br />
Die Wütenden –Les miserables 15.00,20.30; Knives<br />
Out –Mord ist Familiensache 14.50, 20.30;<br />
Knives Out –Mord ist Familiensache (OmU) 17.40<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />
1917 – Der Film (OmU) 14.00, 16.30, 19.30,<br />
22.45; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.45;<br />
Freies Land 21.30; Das geheime Leben der Bäume<br />
17.00; Jojo Rabbit (OmU) 23.00; Jojo Rabbit<br />
(OF) 14.45, 17.30, 20.15; Judy 17.45; Der kleine<br />
Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
14.00; Knives Out –Mord ist Familiensache 19.40;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 14.15, 16.00, 19.30;<br />
Little Joe –Glück ist ein Geschäft 15.00; Milchkrieg<br />
inDalsmynni 14.30; The Peanut Butter Falcon<br />
(OmU) 22.40; Queen &Slim 19.30; Queen &Slim<br />
(OmU) 22.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers –<br />
StarWars:The Rise of Skywalker (OmU) 20.30; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers –StarWars: The Rise<br />
of Skywalker (OF) 22.30; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.30;Vom Gießen des Zitronenbaums 17.20;<br />
Das Vorspiel 19.00; Die Wolf-Gäng 14.00, 17.00;<br />
Die Wütenden –Les miserables 19.50; Die Wütenden<br />
–Les miserables (OmU) 22.30<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Gundermann Revier<br />
21.00; Schönheit &Vergänglichkeit 18.00; Swimmingpool<br />
amGolan –Eine deutsche Familiengeschichte<br />
(teilw.OmU) 19.30<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Berlin, Prenzlauer<br />
Berg –Begegnungen zwischen dem 1. Mai und<br />
dem 1. Juli 1990 18.15; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 22.00; Rote Räte –Die bayrische Revolution<br />
aus der Sicht von Augenzeugen 17.15; Die<br />
Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida invisivel<br />
deEuridice Gusmao (OmU) 19.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 1917<br />
–Der Film 14.20, 17.05, 19.45, 22.35; 3Engel für<br />
Charlie 16.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
19.50; Bad Boys for Life 14.25, 17.00, 19.55,<br />
22.45; Die Eiskönigin II 14.30,17.10;<br />
Das geheime Leben der Bäume 17.10; The Grudge<br />
22.40; Die Hochzeit 14.15, 17.00, 19.50, 22.45;<br />
Joker 22.35; 3D: Jumanji 17.00; Jumanji 14.15;<br />
Knives Out –Mord ist Familiensache 19.50, 22.45;<br />
LatteIgelund dermagische Wasserstein 14.45; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 16.40, 19.40;One Piece:<br />
Stampede 20.00; Das perfekte Geheimnis 19.55;<br />
Queen &Slim 22.40; Spione Undercover 14.20;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45,<br />
22.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15,<br />
19.40; Underwater 19.45, 22.40; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.35; Die Wolf-Gäng 14.40, 17.20<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –Der<br />
Film 16.40, 19.55; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 12.00, 13.30; Bad Boys for Life 14.15,<br />
16.55, 20.00; Die Eiskönigin II 14.05, 16.55; Die<br />
Hochzeit 14.05, 17.00, 20.10; Jojo Rabbit 14.00,<br />
17.30, 20.00; Jumanji –The Next Level 13.55; Knives<br />
Out –Mord ist Familiensache 16.15, 19.40;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 19.30; One Piece:<br />
Stampede 20.00; Das perfekte Geheimnis 20.15;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.00;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 13.45; Violet Evergarden und<br />
das Band der Freundschaft 17.00; Die Wolf-Gäng<br />
14.40, 17.15<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Freies Land 14.35; Das perfekte Geheimnis 17.30,<br />
20.15<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Alles außer gewöhnlich<br />
18.00; Parasite 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Jojo Rabbit (OmU) 15.00,<br />
20.30; Knives Out –Mord ist Familiensache (OmU)<br />
17.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Crescendo #makemusicnotwar<br />
(OmU) 20.15; Judy (OmU) 17.45<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) 1917 –<br />
DerFilm16.50;Bad Boys forLife17.00, 19.55; Die<br />
Eiskönigin II12.20, 14.50; Das geheime Leben der<br />
Bäume 14.30; Die Hochzeit 14.15, 17.20, 20.10;<br />
Jumanji –The Next Level12.10, 17.00;Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 20.10; Anime Night: One Piece:<br />
Stampede 20.15; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung 12.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
16.55,19.40;Vier zauberhafte Schwestern<br />
10.00, 12.15,14.40; Die Wolf-Gäng 10.00, 12.15,<br />
14.25<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.45, 18.00; Der<br />
geheime Roman des Monsieur Pick 16.00; Lara<br />
20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.00, 17.00, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />
1917 –Der Film 14.00, 19.45, 22.50; Bad Boys<br />
forLife 17.00,20.00, 23.00; Bad Boys for Life(OF)<br />
23.00; Die Hochzeit 13.15, 17.00, 19.55, 23.00;<br />
Jumanji –The Next Level 14.05, 16.10; Der kleine<br />
Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
10.00,12.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
16.50, 19.55, 23.00; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 10.00, 12.15; One Piece: Stampede<br />
20.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
10.00, 14.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
10.00, 19.55; Vier zauberhafte Schwestern 10.00,<br />
11.45,14.30<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Bad Boys for<br />
Life 17.45, 20.30; Die Eiskönigin II 15.30; Die<br />
Hochzeit 15.45, 18.00, 20.30; Hustlers 18.15,<br />
20.30; Lindenberg! Mach dein Ding 20.30; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 15.30; Die Wolf-Gäng<br />
15.45,18.15<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) 70mm: Projekt Brainstorm<br />
(OmschwedU) 20.00; Magical History Tour:<br />
Liebling, ich werde jünger –Monkey Business (OF)<br />
19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />
1917 – Der Film 13.30, 14.00, 16.40, 19.45,<br />
20.00, 23.00; 7500 –Der Film 23.10; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 17.20; Bad Boys for Life<br />
13.40, 16.40,17.00,19.15, 19.20, 22.45, 23.00;<br />
Cats 17.00; Die Eiskönigin II 16.00; Das geheime<br />
Leben der Bäume 19.30; The Grudge 22.45; Die<br />
Hochzeit 14.00, 17.00, 20.15, 22.45; Jojo Rabbit<br />
14.15, 17.00, 17.15, 19.45, 20.15, 23.00;<br />
Joker 20.00; 3D: Jumanji –The Next Level 20.00,<br />
22.50; Jumanji –The Next Level 12.30, 17.00,<br />
20.10, 23.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
14.10, 16.40, 20.10, 22.20, 22.35; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 13.30, 16.30, 19.30; Anime Night:<br />
One Piece: Stampede 19.45; Parasite 19.45; Das<br />
perfekte Geheimnis 16.40, 19.40; Queen &Slim<br />
23.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
14.00, 17.00, 20.30, 22.50; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 12.40, 13.00, 15.45, 16.00,<br />
19.40, 20.00,22.40; Die Wolf-Gäng 13.50,16.30<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Jam (OmU)<br />
17.30; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao<br />
(OmU)21.30;Why Don‘tYou JustDie! –Papa, sdokhni<br />
(OmU) 19.30<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Bad Boys for Life 17.15,<br />
20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 14.30; Das geheime<br />
Leben der Bäume 16.00, 18.00, 20.15, 22.30;<br />
Die Hochzeit 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Jumanji<br />
–The Next Level 18.00; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 17.00, 20.15; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung14.30;StarWars:Der Aufstieg Skywalkers<br />
20.30; Vier zauberhafteSchwestern 14.00; Die<br />
Wolf-Gäng 14.00, 16.00<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) ARainy Day InNew<br />
York 16.30; Gundermann Revier 18.30; Knives Out<br />
–Mord ist Familiensache 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />
1917 –Der Film 14.10, 20.15; Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.30; Bad Boys for Life 14.15,<br />
17.15, 20.15; Die Eiskönigin II 14.30, 16.50; The<br />
Grudge 20.15; Die Hochzeit 14.20, 17.15, 20.00;<br />
Jumanji –The Next Level 14.00, 17.15; Knives Out<br />
–Mord ist Familiensache 16.50, 19.50; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 19.30; One Piece: Stampede<br />
20.00; Das perfekte Geheimnis 19.45; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.55; Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.15, 17.15; Violet Evergarden und<br />
das Band der Freundschaft 17.00; Die Wolf-Gäng<br />
14.40,17.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) 1917<br />
–Der Film 17.00, 19.40; Bad Boys for Life 17.00,<br />
20.00; Die Eiskönigin II14.15, 16.40; Die Hochzeit<br />
14.15, 16.45, 20.00; Jumanji –The Next Level<br />
19.50; Anime Night: One Piece: Stampede 20.00;<br />
Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe –Rafadan Tayfa 2:<br />
Göbeklitepe (OmU) 15.00;Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 14.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 16.45; Türkler Geliyor –Adelatin Kilici<br />
(OmU) 19.30; Die Wolf-Gäng 14.15, 17.20<br />
City KinoWedding (✆ 01 77/270 19 76) Motherless<br />
Brooklyn (OmU) 21.00; Kiezkultur: Reformorange<br />
(mit Gästen) 19.30<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Jeanne d‘Arc –<br />
Jeanne (OmU) 20.00; Jeannette: Die Kindheit der<br />
Jeanne d‘Arc –Jeanne: L‘enfance deJeanne d‘Arc<br />
(OmU) 18.00<br />
Toni & Tonino (✆ 92 79 12 00) Die Eiskönigin<br />
II 15.45; Der geheime Roman des Monsieur Pick<br />
18.00; Joker 20.15; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />
nach dem verlorenen Schatz 14.00; Systemsprenger<br />
11.15; Die Abenteuer vonTim und Struppi:<br />
Das Geheimnis der Einhorn –The Adventures of Tintin:<br />
Secret of the Unicorn (OmU) 9.15; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 11.30,14.15, 17.00,19.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 18.00; Psyche und Film: Engel<br />
über Europa –Rilke als Gottsucher (m. Gast)<br />
20.30; Miles Davis: Birth of the Cool (OmU) 15.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Crescendo #makemusicnotwar<br />
15.30; Dasgeheime Leben der Bäume<br />
18.00; Vom Gießen des Zitronenbaums 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Exhibition on Screen: Leonardo:<br />
Die Werke –TheWorks 20.30; Zwingli –Der Reformator<br />
18.00<br />
Capitol (✆ 831 6417) Das geheime Leben der<br />
Bäume 15.20; Judy 17.45; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache 20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 8112) Lara<br />
17.00; Szenen meiner Ehe (m. Gespräch) 19.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 7020) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 15.45; Crescendo #makemusicnotwar<br />
14.00; Die Eiskönigin II 13.45;<br />
Freies Land 21.00; Das geheime Leben der Bäume<br />
18.45; Jojo Rabbit 16.15, 18.15, 20.45; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 13.00, 16.00, 20.45; Kinotopp<br />
–Autism Friendly Cinema: The Peanut Butter<br />
Falcon 16.30; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
18.45; Das Vorspiel 14.00, 18.45; Die Wütenden<br />
–Les miserables 21.00<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70)<br />
1917 –Der Film 14.00, 17.00, 20.15; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 13.50; Bad Boys for<br />
Life 13.45, 17.00, 20.00; Die Eiskönigin II14.15,<br />
17.35; Die Hochzeit 14.00, 16.50, 20.10; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level 16.45; Jumanji –The Next<br />
Level 20.05; Lindenberg! Mach dein Ding 16.45,<br />
19.40; One Piece: Stampede 20.00; Das perfekte<br />
Geheimnis 19.50; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
16.30, 20.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
14.15; Vier zauberhafte Schwestern 14.20;<br />
Die Wolf-Gäng 13.45, 17.10<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Knives Out<br />
–Mordist Familiensache17.00,20.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.30<br />
Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />
Judy 17.00; Pferde stehlen 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –<br />
Der Film 17.00, 20.20; Bad Boys for Life 14.45,<br />
17.20, 19.50; Die Eiskönigin II14.20, 17.00; The<br />
Grudge 20.40; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.15;<br />
3D: Jumanji –The Next Level 20.15; Jumanji –The<br />
Next Level 14.20, 17.20; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache 20.10; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 15.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
17.05, 20.00; One Piece: Stampede 20.00; Das<br />
perfekte Geheimnis 15.00, 20.00; SpioneUndercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D: Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 17.30; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.20, 19.45; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.45, 17.40; Violet Evergarden und<br />
das Band der Freundschaft 17.00; Die Wolf-Gäng<br />
14.40, 17.10<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Bad<br />
Boys for Life 20.30; Die Eiskönigin II 15.15; The<br />
Farewell 20.30; Die Hochzeit 15.00,17.45,20.30;<br />
Hustlers 18.00; Lindenberg! Mach dein Ding17.30;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 15.15<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />
Bad Boys for Life 18.00, 20.30; Die Eiskönigin II<br />
14.45; Die Hochzeit 15.00, 17.30, 20.00; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 17.00, 19.45; One Piece:<br />
Stampede 20.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.00, 16.00; Violet Evergarden und das Band der<br />
Freundschaft 18.00; DieWolf-Gäng 14.00, 16.00<br />
Kino-Cafe Dahme (✆ 03 54 51/343) Star Wars:<br />
DerAufstieg Skywalkers 20.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 18.15; Bad Boys for Life<br />
17.45, 20.15; Jumanji –The Next Level 15.30; Knives<br />
Out –Mord ist Familiensache 20.45; Spione<br />
Undercover: Eine wildeVerwandlung 15.00<br />
KammerspieleKleinmachnow (✆ 03 32 03/84 75 84)<br />
Candelaria –Ein kubanischer Sommer 17.00; Latte<br />
Igel und der magischeWasserstein 10.30; Vom Gießen<br />
des Zitronenbaums 19.00<br />
Union Fürstenwalde (✆ 033 61/73 64 40) Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 20.15; Judy 18.00;<br />
Vom Gießen des Zitronenbaums 16.15<br />
UnionKino-Center Luckenwalde (✆ 033 71/40 16 41)<br />
Die Eiskönigin II 15.30; Die Hochzeit 15.15, 17.35,<br />
20.15; Jumanji 17.35; Knives Out 20.00; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 17.35, 20.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 15.30
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
DOKUS<br />
Der Roboter<br />
als bester<br />
Freund<br />
VonTorsten Wahl<br />
Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />
der vernetzten<br />
Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />
den technischen Veränderungen?<br />
Und was bringt die digitale Zukunft<br />
für die Menschheit? Zwei TV-Dokus<br />
reisen nach Kalifornien, Japan und<br />
Russland.<br />
„Hi, AI –Liebesgeschichten aus der<br />
Zukunft“: Harmony ist die treue Begleiterin<br />
eines einsamen Mannes<br />
während seiner Wohnmobil-Tour<br />
durch Kalifornien. Sie ist immer gut<br />
gelaunt und wird amLagerfeuer sogar<br />
philosophisch. Pepper ist mit 1,20<br />
Metern so groß wie ein Kind und<br />
bringt Schwung in den Alltag von<br />
Oma Sakurai in Japan. Sie singt mit<br />
ihrer Schwester für den Roboter<br />
Volkslieder. Regisseurin Isa Willinger<br />
hat für ihre 90-Minuten-Doku „Hi,<br />
AI“ ungewöhnliche Begegnungen arrangiert<br />
und beobachtet. Denn Harmony<br />
und Pepper sind humanoide<br />
Roboter, deren Alltagstauglichkeit<br />
hier spielerisch getestet wird –Harmony<br />
wirdeigentlich als Sex-Roboter<br />
verkauft. Was bedeutet diese Entwicklung<br />
der Künstlichen Intelligenz?<br />
Die Frage beantworten Experten im<br />
Film.<br />
Zu sehen im ZDF am Montag,3.Februar,um<br />
0.00Uhr.Inder ZDF-Mediathekist der Film vom<br />
2. Februar bis zum2.März verfügbar.Pepper hat<br />
am 7. Februar bei 3Sat seinen nächsten Auftritt:<br />
Hiermoderiertermit Cecile Schortmann eine Extra-Ausgabe<br />
des MagazinsKulturzeit mitdemTitel<br />
„Die Roboter kommen!“<br />
Die Roboterpuppe Harmonywird zur Begleiterin<br />
eines einsamen Mannes. SHINE CINEMA<br />
„Hacker, Hightech, Hetze“: Auch in<br />
Russland wird mit humanoiden Robotern<br />
experimentiert. Schließlich<br />
klingt Roboter ja nicht zufällig wie das<br />
russische Wort „Rabota“ –die Arbeit.<br />
In seiner ntv-Reportage „Hacker,<br />
Hightech, Hetze“ besucht Autor Niko<br />
Karasek die „Digitalmacht Russland“<br />
und zeigt, dass hier beileibe nicht nur<br />
Troll-Armeen und Hacker-Gruppen<br />
aktiv sind. Die Suchmaschine Jandeks<br />
und das Netzwerk VTsind in<br />
Russland selbst schon führend, die<br />
Firma Kaspersky schützt den Bundestag<br />
vorIT-Angriffen. Niko Karasek<br />
spricht mit Hackern, Programmierern<br />
und IT-Forschern, besucht das<br />
Innovationszentrum „Innopolis“, in<br />
dem einmal 60 000 Menschen studieren<br />
und forschen sollen, und die<br />
Hightech-Schmiede Skolkowo, das<br />
sich zum russische Silicon Valley entwickeln<br />
soll.<br />
„Hacker,Hightech, Hetze-Digitalmacht Russland“<br />
läuft am Montag,3.Februar,um22.10 Uhr<br />
auf ntv und ist danachauf der PlattformTVNow<br />
abrufbar.<br />
Torsten Wahl staunt<br />
über die Ambitionen der<br />
Digitalmacht Russland.<br />
Die Spiele-Entwickler Sebastian Schulz und Jörg Friedrich, gezeichnet im grafischen Stil ihres Spiels. HANDY GAMES (2)<br />
Widerstand im Alltag<br />
Drei JahreArbeit: Das <strong>Berliner</strong> Studio Paintbucket Games hatsein sehrpolitischesSpiel endlichfertiggestellt<br />
VonJan Bojaryn<br />
Inden ersten beiden Jahren der<br />
Entwicklung bestand das Studio<br />
Paintbucket Games nur aus<br />
zwei Personen: Jörg Friedrich<br />
programmierte, Sebastian Schulz<br />
gestaltete künstlerisch, und beide<br />
zusammen feilten in Berlin an der<br />
Spielidee. Nur zum Vergleich: Große<br />
Spielproduktionen werden heute<br />
von internationalen Teams oft an<br />
verschiedenen Standorten mit mehrerenHundertMenschen<br />
entwickelt.<br />
Diskussion um Hakenkreuze<br />
Und doch sorgten die beiden Macher<br />
mit „Through the Darkest of<br />
Times“ schon vor dem Erscheinen<br />
für Schlagzeilen, denn Computerspiele<br />
mit einer politischen Botschaft<br />
waren in Deutschland bis vor<br />
kurzem nicht vorgesehen. Die USK,<br />
Vergabestelle für Altersfreigaben,<br />
verweigerte Spielen mit verfassungsfeindlichen<br />
Symbolen in aller Regel<br />
die Freigabe. Die Folgen waren absurd.<br />
Spiele wie die antifaschistischen<br />
„Wolfenstein“-Egoshooter, in<br />
denen ein jüdischer Held Nazis tötet,<br />
erschienen in Deutschland mit wegretuschierten<br />
Hakenkreuzen. Ein altersseniler<br />
Hitler, der dort kurz als<br />
Witzfigur auftritt, wurde in der deutschen<br />
Version zu „Heiler“ umgetauft,<br />
sein Schnurrbart abrasiert. Für die<br />
Gaming-Szene war es unverständlich,<br />
warum Filme anders bewertet<br />
wurden als Spiele. In dem Hollywood-Erfolg<br />
„Inglourious Basterds“<br />
von Quentin Tarantinos beispielsweise<br />
hatten die Nazi-Symbole niemanden<br />
gestört.<br />
Friedrich und seine Kollegen gingen<br />
deshalb davon aus, dass sie die<br />
Symbole weglassen müssten. Dann<br />
aber entfachte sich 2018 eine Debatte<br />
um die überholte Praxis, im<br />
Sommer des Jahres fiel das Verbot.<br />
Friedrich hält es für ein Riesenglück,<br />
dass sein Team nun klar zeigen darf,<br />
was war. In„Through the Darkest of<br />
Times“ sehen die Nazis auch wie Nazis<br />
aus –sie tragen Uniformen mit<br />
Hakenkreuzbinden.<br />
Die Spielidee: Es ist das Jahr, in<br />
dem die Nazis die Herrschaft übernommen<br />
haben. Die Spieler steuern<br />
eine Widerstandsgruppe. Sie rekrutieren<br />
Mitstreiter, fällen strategische<br />
und moralische Entscheidungen. Genau<br />
geht es um die Lebensleistung<br />
einfacher Menschen, die sich wehrten<br />
im Unrechtsstaat. Friedrich will<br />
Geschichte auf die Dimension des<br />
Einzelnen herunterbrechen, er zitiert<br />
den Talmud: „Wer einen Menschen<br />
rettet, rettet die ganzeWelt.“<br />
Friedrich ist ein politischer<br />
Mensch, die Motivation hinter seinem<br />
neuen Spiel eine aufklärerische:<br />
„Wir sind entsetzt über das Erstarken<br />
des rechtsnationalen Hasses“, sagt<br />
Die Macher: Jörg Friedrich,<br />
und Sebastian Schulz entwickelten<br />
bereits seit mehr als<br />
15 Jahren Computerspiele,<br />
bevorsie Paintbucket Games<br />
gründeten. Unter anderem<br />
arbeiteten sie für das große<br />
<strong>Berliner</strong> Studio Yager.<br />
Kreuzberger Jungs: Jörg Friedrich und Sebastian Schulz arbeiten am Kottbusser Tor.<br />
er. Erwill mit dem Spiel verdeutlichen,<br />
wohin der Hass in der Vergangenheit<br />
geführthat.<br />
Friedrich und Schulz sind erfahrene<br />
Profis,sie haben schon bei dem<br />
<strong>Berliner</strong> Spielestudio Yager an dem<br />
großen Shooter„Spec Ops: The Line“<br />
mitgewirkt, der als eine Art Antikriegsspiel<br />
Aufmerksamkeit erregte.<br />
Anfangs entwickelten Friedrich und<br />
Schulz den Titel in ihrer Freizeit, erst<br />
ab April2018 ging es in Vollzeit. Ende<br />
2018 wurde aus dem Duo ein vierköpfiges<br />
Team, unterstützt von zwei<br />
Externen und dem Team des Publishers<br />
Handy Games.<br />
„Through the Darkest of Times“<br />
ist, wie Friedrich selbst sagt, ein<br />
recht kleines Spiel. DenUnterschied<br />
KAMPF GEGEN DIE NAZIHERRSCHAFT<br />
Die Motivation: Friedrich<br />
und Schulz gründeten Paintbucket<br />
Games, um politisch<br />
und gesellschaftlich relevante<br />
Computerspiele verwirklichen<br />
zu können. Das<br />
Debütwerk heißt „Through<br />
the Darkest of Times“.<br />
Der Modus: „Through the<br />
Darkest of Times“ spielt während<br />
der Naziherrschaft in<br />
Berlin. Es geht um die Strategie<br />
im Widerstand. Das Spiel<br />
erscheint am 30. Januar als<br />
Download für den PC. Der<br />
Preis ist noch unbekannt.<br />
zu den großen Produktionen sieht<br />
man schnell; das Spiel aus Berlin ist<br />
nicht bombastisch, es montiert Menüs,Text<br />
und Bilder zu einer kleinen,<br />
atmosphärisch dichten Erzählung.<br />
Es gehört ineine Reihe mit politischen<br />
Spielen aus der unabhängigen<br />
Entwicklerszene wie dem dokumentarisch<br />
inszenierten „Attentat 1942“<br />
oder dem pointierten Indie-Hit<br />
„Papers, Please“, in dem der Spieler<br />
als Grenzbeamter die Aufgabe hat,<br />
Pässe zu kontrollieren und die Einreise<br />
zu gewähren oder zu verweigern.<br />
Dabei entscheidet er über Lebensschicksale<br />
–auch das seiner Familie.<br />
In weiten Teilen der Öffentlichkeit<br />
sind diese Artvon Spielen noch nicht<br />
richtig angekommen. Oft werden<br />
Computergames als pure Unterhaltung<br />
abgetan, als geschmackloser<br />
Eskapismus.Das bekamen die <strong>Berliner</strong><br />
zu spüren. Familienministerin<br />
Franziska Giffey (SPD) und der Israel-Botschafter<br />
Jeremy Issacharoff<br />
äußerten sich abwertend bis schockiert.<br />
Die Reaktion war anfangs belastend<br />
für das Studio, schließlich<br />
wollte man nicht provozieren, sondern<br />
ein Zeichen gegen den Hass in<br />
der Gesellschaft setzen. Nicht alle<br />
waren gesprächsbereit. Ein paar<br />
aber doch. Franziska Giffey ließ sich<br />
den Titel auf der Gamescom in Köln<br />
präsentieren und zeigte sich nachher<br />
umgestimmt.<br />
Bedenken der Politiker<br />
Offen für Kritik waren aber auch die<br />
Macher bei Paintbucket Games.<br />
Nicht nur von Testspielern, sondern<br />
auch von „Angehörigen von Widerstandskämpfern,<br />
vonGedenkstätten<br />
und von Historikern und Historikerinnen“<br />
hätten sie Rückmeldungen<br />
eingeholt, erklärt Friedrich. Recherche<br />
und Diskussion gehörten zur<br />
Projektarbeit. So ein offener Umgang<br />
mit einem halbfertigen, unerprobten<br />
Spiel ist nicht selbstverständlich.<br />
Aber er hat sich ausgezahlt. Seit<br />
Jahren erscheinen anerkennende<br />
Vorabberichte über den Titel. Friedrich<br />
berichtet von Testern, die mit<br />
Tränen in den Augen vom Spieltisch<br />
aufstanden.<br />
Jetzt sind die Diskussionen und<br />
Tests überstanden, am Donnerstag<br />
erscheint „Through the Darkest of<br />
Times“. Drei Jahre Entwicklungsdauer<br />
klingen für ein vermeintlich<br />
kleines Spiel sehr lang. Aber die Zeit<br />
ist im Branchenvergleich normal.<br />
Die Entwicklung eines Spiels, auch<br />
eines kleinen, macht überraschend<br />
viel Arbeit.<br />
Die Frage, warum die paar Texttafeln<br />
und Bilder so lange brauchten,<br />
beantwortet Friedrich mit einem<br />
anschaulichen Beispiel: „Unser<br />
kleines Spiel besteht aus 125 000<br />
Wörtern Text –also rund 480 Seiten.“<br />
Der Text besteht aus unzähligen<br />
kleinen Meldungen und Erzählschnipseln,<br />
und er musste auch<br />
noch übersetzt werden. Dank der<br />
Kooperation mit Handy Games erscheint<br />
„Through the Darkest of<br />
Times“ zeitgleich in sieben Sprachen.<br />
Wie gut es sich verkaufen<br />
wird, das ist eine spannende Frage.<br />
Menschen, die dem Medium Computerspiel<br />
mehr zutrauen, freuen<br />
sich schon über den erfolgreichen<br />
Abschluss des Projektes.<br />
JanBojaryn findet, dass<br />
Spiele auch eine politische<br />
Botschaft haben dürfen.<br />
Kooperation<br />
mit<br />
Tech-Konzern<br />
VW arbeitet enger mit<br />
Microsoft zusammen<br />
Volkswagen setzt beim Konzernumbau<br />
in Richtung E-Mobilität<br />
und Digitalisierung auf eine noch<br />
engere Zusammenarbeit mit Microsoft.<br />
Der Autobauer kooperiert<br />
schon mit dem US-Softwareriesen,<br />
um seine Autos in der „Volkswagen<br />
Automotive Cloud“ voll zu vernetzen.<br />
Künftig soll die langfristig angelegte<br />
Partnerschaft aber auch Nachhaltigkeit,<br />
digitale Bildung und Mitarbeiter-Engagement<br />
umfassen, erklärten<br />
die Unternehmen am<br />
Montag.<br />
Klimaschutz und digitale Transformation<br />
seien die zentralen Themen<br />
für die Zukunft von Wirtschaft<br />
und Gesellschaft, sagte Ralf Pfitzner,<br />
Leiter Nachhaltigkeit im Volkswagen-Konzern:<br />
„Die Herausforderungen<br />
sind immens –daher ist es besonders<br />
wichtig, dass die Transformation<br />
auf breiter gesellschaftlicher<br />
Basis stattfindet, und dass wir die<br />
Menschen mitnehmen.“<br />
Microsoft wirddabei ein digitales<br />
Trainingsprogramm an der „Fakultät<br />
73“ vonVolkswagen anbieten. Damit<br />
sollen sowohl VW-Mitarbeiter als<br />
auch externe Jobsuchende für den<br />
digitalen Arbeitsmarkt aus- und weitergebildet<br />
werden. Die ersten 100<br />
Studierenden werden ab Frühjahr<br />
das Programm absolvieren können.<br />
Beieinem „Thinkathon“ in der Autostadt<br />
sollen außerdem Konzepte entwickelt<br />
werden, wie mit Hilfe von<br />
Künstlicher Intelligenz der Ausstoß<br />
von Kohlendioxid reduziert werden<br />
kann.<br />
VW strebt an, die wichtigsten<br />
Komponenten der neuen Auto-Generation<br />
–Batterien und Software –<br />
selbst herzustellen. „Wir müssen<br />
hier nachhaltig Kompetenz aufbauen“,<br />
sagte Chef Herbert Diess<br />
jüngst vor Mitarbeitern. Für seine<br />
neue Software-Einheit will der Konzern<br />
im kommenden Jahr 2500 Experten<br />
einstellen und weitere selbst<br />
ausbilden. (dpa)<br />
Mediennutzung<br />
der Kinder<br />
einschränken<br />
Ärzte lehnen radikale<br />
Lösungen aber ab<br />
K<br />
inderärzte haben sich in einer<br />
Umfrage dafür ausgesprochen,<br />
die Mediennutzung der Kinder zeitlich<br />
zu begrenzen. Mehr noch als<br />
die Inhalte von Videos und Apps<br />
schade die Dauer der Bildschirmzeit<br />
den Jüngsten, ergab eine Befragung<br />
von100 niedergelassenen Kinderärzten.<br />
Dasgrößte Problem aus Sicht der<br />
Kinderärzte: Die Zeit mit Smartphone,Konsole<br />
oder Tablet im kindlichen<br />
Alltag nimmt überhand. Das<br />
sagen 98 Prozent der Mediziner. 70<br />
Prozent halten auch die Art und die<br />
Inhalte der Spiele, die gespielt werden,<br />
für mitunter problematisch.<br />
Dennoch lehnt eine große Mehrheit<br />
der Ärzte radikale Verbote ab.81Prozent<br />
der Pädiater finden es weltfremd,<br />
Kindernheutzutage den Umgang<br />
mit digitalen Medien komplett<br />
zu untersagen.<br />
Drei von vier Kinderärzten sprechen<br />
sich stattdessen für eine zeitliche<br />
Begrenzung der Mediennutzung<br />
aus. „Das sollte vom Alter der<br />
Kinder abhängig gemacht werden“,<br />
sagte die Beratungsärztin Imke<br />
Schmitz-Losem. Die Studie „Smart<br />
aufwachsen 2019?“ wurde im Oktober<br />
2019 im Auftrag der pronova<br />
BKK durchgeführt. pronova BKK ist<br />
ein Zusammenschluss der Betriebskrankenkassen<br />
namhafter Weltkonzerne.<br />
(BLZ)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 25<br />
· ·<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
9.00 (für HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live<br />
nach Neun 9.55 (für HG) Sturmder Liebe 10.45<br />
(für HG) Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer<br />
weiß denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />
12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />
ARD-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />
14.10 (für HG) Rote Rosen. Telenovela 15.00<br />
(für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturmder<br />
Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für HG)<br />
Verrückt nach Meer 17.00 (für HG) Tagesschau<br />
17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für HG) Werweiß<br />
denn sowas? 18.50 (für HG) WaPo Berlin. Alle in<br />
einem Boot 19.45 (für HG) Wissen voracht<br />
–Natur 19.50 (für HG) Wetter /Börse voracht<br />
20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Um Himmels Willen<br />
Familienserie. Rückschläge. Als<br />
Weihbischof Landkammer den<br />
KaltenthalerNonnen einen Überraschungsbesuch<br />
abstattet, sind diese<br />
wenig begeistert, was ihm nicht entgeht.<br />
21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
Arztserie. Unter Vätern<br />
21.45 (für HG) Report Mainz<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Kölner Treff –Best of<br />
Talkshow<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
5.05 Der Blaulicht Report 5.25 Exclusiv –Das<br />
Starmagazin 5.35 Explosiv –Das Magazin 6.00<br />
Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns 9.30 (für<br />
HG) Alles was zählt 10.00 Der Blaulicht Report<br />
12.00 Punkt 12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00<br />
Die Superhändler–4Räume, 1Deal 15.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 16.00 Die<br />
Superhändler:Lieblingsdeals 17.00 Herz über<br />
Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily Soap<br />
18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –<br />
Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL<br />
Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG) Alles was<br />
zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Deutschland sucht den Superstar<br />
Die Castings. Heute singt Amadeus vor,<br />
der im Jahr 2018 vonder JuryimCasting<br />
eine Absageerhielt. Damals weigerte er<br />
sich, das Studio zu verlassen, bis ihm<br />
eine zweite Chance versprochen wurde.<br />
22.30 Absolut Xavier Naidoo<br />
0.00 RTL Nachtjournal<br />
0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
0.30 Deutschland sucht den Superstar<br />
Castingshow. Die Castings<br />
2.20 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
Krimiserie. Ein Verräter im Feuer<br />
MDR<br />
12.30 (für HG) Mutter auf Streife. Komödie, D<br />
2015 13.58 (für HG) Aktuell 14.00 (für HG)<br />
MDR um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) MDR um 4 17.45 (für HG) Aktuell<br />
18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />
Sandmann 19.00 Regionales 19.30 (für HG)<br />
Aktuell 19.50 (für HG) Einfach genial 20.15 (für<br />
HG) Umschau 21.00 (für HG) Wohnprojekt<br />
Weimar 21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG)<br />
DDR vereist 22.48 Aktuell 22.50 (für HG) Polizeiruf110:<br />
... und tot bist du. Krimireihe, D1993<br />
0.15 (für HG) Klemperer 1.48 Aktuell<br />
Bayern<br />
14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30<br />
Schnittgut 16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für<br />
HG) WirinBayern 17.30 (für HG) Blickpunkt<br />
Sport. Ski Alpin. Nachtslalom Herren, 1. Lauf, live<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />
Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Blickpunkt Sport. Ski Alpin. Nachtslalom Herren,<br />
2. Lauf, live 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.00 (für HG) Capriccio 22.30 Traumhäuser<br />
23.15 (für HG) puzzle 23.45 KlickKlack 0.15<br />
Mariss Jansons und Yefim Bronfman<br />
Vox<br />
5.15 CSI: NY 6.00 Bones –Die Knochenjägerin<br />
6.55 CSI: Vegas 7.50 CSI: Vegas 8.50 Verklag<br />
mich doch! 9.50 Verklag mich doch! 10.50 Vox<br />
Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />
erziehst du denn? 12.00 Shopping Queen 13.00<br />
Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />
Kind –Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping<br />
Queen 16.00 Salonfähig –Wer macht schöner?<br />
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />
Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.00 Prominent! 20.15 Hot oder Schrott<br />
–Die Allestester 0.15 VoxNachrichten<br />
Super RTL<br />
10.05 PawPatrol 10.35 Sammy 11.05 Die<br />
Dschungelhelden 11.30 Grizzy &die Lemminge<br />
11.55 Go Wild! 12.15 Trolls 12.45 Friends<br />
13.10 Sally Bollywood 13.40 Angelo! 14.05 Die<br />
Tomund JerryShow 14.30 Voll zu spät! 14.55<br />
Dragons 15.20 Scooby-Doo! 15.45 Alvinnn!!!<br />
und die Chipmunks 16.15 Grizzy &die<br />
Lemminge 16.40 Dennis &Fletscher 17.10 Go<br />
Wild! 17.40 Voll zu spät! 18.05 Die Tomund<br />
JerryShow 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />
Alvinnn!!! und die Chipmunks 19.30 Angelo!<br />
20.15 Snapped 0.00 Böse Mädchen<br />
Sport1<br />
5.40 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30<br />
Normal 16.00 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus<br />
Louisiana 16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.Doku-Soap.<br />
Komme, was wolle /Alles<br />
auf Risiko 17.30 StorageWars –Geschäfte in<br />
Texas 18.00 StorageWars –Geschäfte in Texas<br />
18.30 Sport1 News 19.00 Magenta Sport: Arena<br />
20.00 StorageHunters 20.30 StorageHunters<br />
21.00 StorageHunters 21.30 StorageHunters<br />
22.00 StorageHunters 22.30 Scooore! 23.15<br />
Die 2. Bundesliga. 19. Spieltag 0.15 SportClips<br />
ZDF<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />
täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />
(für HG) SokoWismar.Abgeschminkt 12.00<br />
heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG)<br />
ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops. In der Höhle des<br />
Mörders 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />
hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SokoKöln. Schlangengrube<br />
19.00 (für HG) heute /Wetter 19.25 (für HG)<br />
Die Rosenheim-Cops. Beichte eines Toten<br />
20.15 (für HG) Ein TaginAuschwitz Vor75<br />
Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die<br />
Rote Armee Auschwitz. Der Ortgilt heute<br />
als Synonym für den Holocaust. Der Film<br />
erzählt aus Sicht der Opfer und einiger<br />
Täter voneinem TagimLager.<br />
21.45 (für HG) heute journal<br />
22.15 (für HG) 37°: Wir ticken anders<br />
Leben mit Tourette<br />
22.45 (für HG) Markus Lanz<br />
0.00 heute+<br />
0.15 (für HG) Die Kinder von Windermere<br />
Drama, D/GB 2020<br />
Sat.1<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />
12.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />
am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />
–Die Familienhelfer.Doku-Soap 17.30 Klinik am<br />
Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00<br />
AufStreife –Die Spezialisten. Als Anna ihre Eltern<br />
besucht, stößt sie auf ein grauenhaftes Szenario:<br />
Ihr Vater liegt in desolatem Zustand auf dem<br />
Küchenboden, und vonihrer Mutter fehlt jede<br />
Spur.Wahnhaft spricht der Erkrankte voneinem<br />
Trommeln im Gemäuer.Was ist hier bloß los?<br />
19.00 Genial daneben –das Quiz 19.55 Sat.1<br />
Nachrichten<br />
20.15 (für HG) Navy CIS<br />
Hand und Fuß. Gibbs braucht sein Team,<br />
denn auf einem Friedhof taucht ein<br />
reiterloses Pferd auf, welches abgetrennte<br />
Füße in seinen Steigbügeln trägt. Wo<br />
ist der dazu gehörigeKörper?<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Krimiserie.Das Virus<br />
22.15 Hawaii Five-0<br />
Krimiserie.Quinn Liu<br />
23.10 SpiegelTV–Reportage<br />
Notruf in Nürnberg<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
WDR<br />
12.45 (für HG) Aktuell 13.05 (für HG) Elefant,<br />
Tiger&Co. 13.55 (für HG) Hogräfer packt’san<br />
14.25 (für HG) Um Himmels Willen 16.00 (für<br />
HG) Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />
Aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />
Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Abenteuer Erde 21.00 (für HG) Quarks<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Über die<br />
Grenze: Gesetzlos. Krimireihe, D2017 23.35 (für<br />
HG) Krieg in London –The Crime. Kriminalfilm,<br />
GB 2012 1.25 (für HG) Schweig.Oder Stirb.<br />
NDR<br />
13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />
Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />
die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) NaturNah<br />
18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15<br />
(für HG) Panorama 3 21.45 (für HG) NDR Info<br />
22.00 (für HG) Polizeiruf 110: Kindeswohl.<br />
Krimireihe, D2019 23.30 (für HG) Weltbilder<br />
0.00 (für HG) Wildes Herz. Doku-Film, D2017<br />
Kabel eins<br />
5.55 (für HG) Castle 6.45 (für HG) The Mentalist<br />
7.40 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.40 Navy CIS 9.30<br />
Blue Bloods 11.15 Numb3rs 12.10 (für HG)<br />
Castle 13.05 (für HG) Castle 14.00 (für HG) The<br />
Mentalist 14.55 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50<br />
kabel eins news 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />
Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir<br />
kümmernuns drum 20.15 Der Diamantencop.<br />
Komödie, USA/D 1999 22.15 (für HG) Eraser.<br />
Actionfilm, USA 1996 0.35 (für HG) Blitz. Thriller,<br />
GB/F/USA 2011 2.10 kabel eins late news<br />
RTLZWEI<br />
5.20 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 PrivatdetektiveimEinsatz<br />
7.00 Die Straßencops Süd –Jugend<br />
im Visier 8.00 Frauentausch 10.00<br />
Frauentausch 12.00 Frauentausch 14.00 Die<br />
Reimanns –Ein außergewöhnliches Leben 15.00<br />
Die Reimanns –Ein außergewöhnliches Leben<br />
16.00 Hartz und herzlich –Tag für TagRostock<br />
18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht<br />
20.15 Armes Deutschland –Stempeln oder<br />
abrackern? 22.15 Hartz und herzlich 0.15<br />
Autopsie –Mysteriöse Todesfälle 1.05 Autopsie<br />
–Mysteriöse Todesfälle<br />
Eurosport 1<br />
5.00 Tennis. Australian Open. Viertelfinale, live<br />
7.00 Tennis 8.45 Matchball Becker 9.00 Tennis.<br />
Australian Open. Viertelfinale, live 12.00<br />
Matchball Becker 12.30 Fechten 13.40 Snooker<br />
15.05 Bahnradsport 16.00 Ski Alpin 16.50 Ski<br />
Alpin 17.35 Ski Alpin. Slalom der Männer,1.<br />
Durchgang,live 18.45 Springreiten 19.45<br />
Nachrichten 19.50 Ski Alpin 20.35 Ski Alpin.<br />
Slalom der Männer,2.Durchgang,live 21.45<br />
Nachrichten 22.05 Radsport 23.00 Radsport.<br />
Vuelta aSan Juan. 3. Etappe, live 0.30 Tennis<br />
TV-Tipps<br />
ARD, 18.50 UHR KRIMISERIE<br />
WaPo Berlin<br />
Die feierliche Einweihung des Pilotprojektes „Wasserkriminaldezernat<br />
Eins der Wasserschutzpolizei Berlin“ –kurzWaPo Berlin –hat gerade<br />
begonnen, als schon der erste Einsatzbefehl die Rede der Polizeipräsidentin<br />
unterbricht. Das neue Team um die Kriminalhauptkommissarin Jasmin<br />
Sayed (Sesede Terziyan) und Wolf Malletzke (Christoph Grunert) wird zu<br />
einem Leichenfund am Wannsee gerufen. Fast zeitgleich wird aus dem an<br />
der Spreeliegenden <strong>Berliner</strong> Dom ein bedeutendes Exponat gestohlen. Besteht<br />
zwischen beiden Fällen ein Zusammenhang? Das gesamte WaPo-Team,<br />
das sich mit diesem Fall als überzeugende kriminalistische Einheit beweisen<br />
muss,ermittelt in alle Richtungen ... Mitder Episode „Alle in einem Boot“<br />
startet der „WaPo Bodensee“-Ableger,die neue ARD-Vorabendserie.<br />
(D/202)<br />
Foto: ARD<br />
Anzeige<br />
Kleine Schiffe ganz groß<br />
Eintritt<br />
frei!<br />
Um Anmeldung<br />
wird gebeten.<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
2 1 7<br />
9 3<br />
4 9 8<br />
6 7 5 3<br />
8 7<br />
9<br />
1 4<br />
9 6 5<br />
7 5<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
9<br />
4 8 7<br />
3 1 5<br />
1 5<br />
2<br />
8 6<br />
9 1 2<br />
6<br />
LESERREISEN<br />
INFOS &ANMELDUNG<br />
030–23 27 66 33<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
/leserreisen<br />
Info-Abend<br />
Mit Kreuzfahrten-Expertin<br />
Wann? 19.02.2020, 17 Uhr<br />
Wo? Verlagshaus,<br />
Alte Jakobstr. 105<br />
Freuen Sie sich auf einen kleinen Sektempfang.<br />
LESERREISEN<br />
Auflösung<br />
AUFLÖSUNG<br />
vom VOM27.1.2020<br />
2020<br />
mittel MITTEL<br />
3 4 7 9 6 2 1 8 5<br />
2 9 5 8 7 1 4 3 6<br />
8 6 1 4 5 3 7 2 9<br />
7 8 2 3 4 6 5 9 1<br />
9 3 6 5 1 7 2 4 8<br />
5 1 4 2 8 9 3 6 7<br />
1 2 8 6 3 5 9 7 4<br />
4 5 9 7 2 8 6 1 3<br />
6 7 3 1 9 4 8 5 2<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 27. 1. 2020<br />
vom 27.1.2020<br />
schwer<br />
SCHWER<br />
6 1 5 7 9 2 4 3 8<br />
2 7 4 6 3 8 5 1 9<br />
8 3 9 4 5 1 6 7 2<br />
4 9 1 3 8 5 2 6 7<br />
5 8 6 1 2 7 3 9 4<br />
7 2 3 9 6 4 1 8 5<br />
1 6 7 5 4 9 8 2 3<br />
9 4 2 8 1 3 7 5 6<br />
3 5 8 2 7 6 9 4 1<br />
RBB<br />
5.30 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb<br />
7.20 (für HG) Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg<br />
aktuell 8.30 (für HG) Abendschau 9.00 (für HG)<br />
In aller Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen<br />
11.20 (für HG) Sturmder Liebe 12.10 (für HG)<br />
Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10 (für HG)<br />
Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Tiere bis<br />
unters Dach 14.30 (für HG) Die Gipfelstürmerin.<br />
Familienfilm, D2007 16.00 (für HG) rbb24<br />
16.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG)<br />
rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />
17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.00 rbb<br />
wetter 18.02 rbb UM6 18.27 zibb 19.27 rbb<br />
wetter 19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />
aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Geheimnisvolle Orte<br />
Die „Neue Synagoge“ in Berlin ist immer<br />
mehr gewesen als ein Prachtbau –sie ist<br />
ein Symbol für die Hoffnung der<br />
jüdischen Gemeinschaft, in der<br />
deutschenangekommen zu sein.<br />
21.00 (für HG) Schalom Neues Deutschland<br />
–Juden in der DDR<br />
21.45 (für HG) rbb24<br />
22.00 Thadeusz und die Beobachter<br />
23.00 (für HG) Nuhr im Ersten<br />
23.45 Die Florian Schroeder Satireshow<br />
0.30 (für HG) Abendshow<br />
ProSieben<br />
5.05 Mom 5.25 The Middle 6.05 (für HG) Two<br />
and aHalf Men 7.30 (für HG) The Big Bang<br />
Theory 8.50 (für HG) HowIMet Your Mother<br />
10.40 Mike&Molly 11.00 Fresh Off the Boat<br />
11.30 Last Man Standing 12.00 2BrokeGirls<br />
12.25 Mom. Sitcom 13.20 (für HG) Twoand a<br />
Half Men. Der böse Alan /Ich bin eine<br />
Aztekenpriesterin /Haben wir eine Trittleiter?<br />
14.40 The Middle.Das Schlammloch /Das<br />
Mörderhaus 15.35 (für HG) The Big Bang Theory.<br />
Das Plagiats-Problem /Das Notting-Hill-Paradigma<br />
/Die Keine-Konstante-Katastrophe 17.00<br />
taff 18.00 Newstime 18.10 (für HG) Die<br />
Simpsons. Werist Homers Vater? /Die Straße<br />
der Verdammten 19.05 Galileo<br />
20.15 Schlag den Besten<br />
Spielshow. Im Sommer räumteAllrounder<br />
Robin viermal hintereinander ab.Heute<br />
trifft „Mr.Unschlagbar“ auf Kraftpaket Ivi<br />
aus dem Westerwald. Kann er Robins<br />
Siegesserie beenden?<br />
22.55 Joko gegen Klaas –<br />
Das Duell um die Welt<br />
Spielshow<br />
2.05 ProSieben Spätnachrichten<br />
2.10 Schlag den Besten<br />
Spielshow<br />
4.15 2Broke Girls<br />
Arte<br />
12.15 (für HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.05<br />
Stadt Land Kunst 13.45 (für HG) Sterne über<br />
uns. Drama, D2019 15.20 (für HG) VonTieren<br />
und Hexen 16.05 (für HG) Australien 16.50<br />
Xenius 17.20 Medizin in fernen Ländern 17.50<br />
(für HG) Wildnis am LagoMaggiore 18.30 (für<br />
HG) Lungau –Wildnis im Herzen der Tauern<br />
19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Megafeuer:<br />
Der Planet brennt. Dokumentarfilm, F2019<br />
21.45 Gespräch mit Vladimir Vasak 22.00 Unter<br />
Wasser:Megacities in Gefahr 23.35 Klimafluch<br />
und Klimaflucht 0.35 Mit offenenKarten<br />
3Sat<br />
13.00 (für HG) ZIB 13.20 (für HG) Wilder Planet<br />
–wenn dieErde verrückt spielt 14.05 (für HG)<br />
Wilder Planet 15.35 (für HG) Leben auf dem<br />
Vulkan 16.15 Feuer und Eis 17.00 (für HG) Die<br />
Macht der Vulkane 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />
heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Das Tagebuch der<br />
Anne Frank. Drama, D2015 22.20 (für HG) Das<br />
Geheimarchiv im Warschauer Getto: Werwill<br />
unsere Geschichte aufschreiben? Doku-Drama,<br />
USA/D 2018 23.45 Der Tod–das letzte Tabu<br />
0.10 10 vor10<br />
Phoenix<br />
12.00 phoenix vorort 12.30 Jahresbericht des<br />
Wehrbeauftragten 13.15 Bundeswehr am Limit?<br />
14.00 phoenix vorort 14.45 AktuellesimUmfeld<br />
der Sitzungen der Bundestags-Fraktionen 15.15<br />
RisikoAntibiotika? 16.00 RisikoLawinen 16.30<br />
Klimaretter 16.50 Wemgehören die Schätze des<br />
Kaisers? 17.30 phoenix der tag 18.00 Wenn das<br />
Geld nicht reicht 18.30 (für HG) Exodus? 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 Wälder unsererErde.<br />
Dokumentarfilm, D2017 21.45 (für HG) heute<br />
journal 22.15 Phoenix Runde 23.00 phoenix der<br />
tag 0.00 Phoenix Runde<br />
Kika<br />
12.55 Mirette ermittelt 13.05 Mirette ermittelt<br />
13.15 (für HG) 41/2 Freunde 13.40 (für HG)<br />
Die Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein –Erfurt<br />
15.00 Trio –Die Kepler Diamanten 15.50 Max &<br />
Maestro 16.00 Die Abenteuerdes jungenMarco<br />
Polo 16.50 (für HG) Peter Pan 17.35 (für HG)<br />
Der kleine Prinz 18.00 Shaun das Schaf 18.15<br />
Marinette 18.40 Wolkenkinder 18.47 Baumhaus<br />
18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Wickie und die<br />
starken Männer 19.25 (für HG) Pur+ 19.50 (für<br />
HG) logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10 Die<br />
Jungs-WG 20.35 Die Mädchen-WG<br />
Dmax<br />
5.35 Swamp Brothers 6.00 Die Schatzsucher<br />
6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20<br />
BaggageBattles 9.50 Infomercial 10.15 House<br />
Hunters 10.45 Die Abräumer 11.15 Border<br />
Control 12.15 SteelBuddies 13.15 Railroad<br />
Alaska 14.15 Die Schatzsucher 16.15 Die<br />
Zwangsvollstrecker 17.15 Steel Buddies 18.15<br />
Asphalt-Cowboys 19.15 A2 20.15 Steel Buddies<br />
21.15 Cash für Chrom 22.15 112: Feuerwehr im<br />
Einsatz 23.10 DMAX News 23.15 Outback<br />
Inferno 0.10 DMAX News 0.15 Cash für Chrom<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.15 Volkskrankheit Arthrose –was schützt,<br />
was hilft? 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15<br />
Super.Markt 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
13.00 ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 19.15 Hilfe aus Bayern für syrische<br />
Christen 20.00 Tagesschau 20.15 Hartaber fair<br />
21.30 Tagesschau 21.32 Kirchen im Ausverkauf<br />
22.00 Marktcheck 22.47 Extra 23.00<br />
Tagesthemen 23.30 ReportMainz 0.00<br />
Umschau 0.45 Shift 1.00 Nachtmagazin 1.20<br />
7Tage... 1.50 MDR Kultur –Das Filmmagazin<br />
2.05 Tagesschau vor20Jahren<br />
ONE<br />
5.15 Um Himmels Willen 6.00 Familie Dr.Kleist<br />
6.50 Brisant 7.30 Liebe am Fjord –Das Meer<br />
der Frauen. Liebesmelodram, D2011 9.00<br />
Brisant 9.40 Bezaubernde Jeannie 10.30<br />
Lindenstraße 11.00 Familie Dr.Kleist 11.50<br />
Sturmder Liebe 13.25 Um HimmelsWillen<br />
14.15 Papa und die Braut aus Kuba. Komödie,<br />
D2016 15.40 Familie Dr.Kleist 16.30<br />
Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50<br />
Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe 20.15<br />
Doctor Who Classics 21.45 Doctor Who 23.20<br />
My Mad FatDiary 0.05 Doctor Who Classics<br />
1.35 Doctor Who 3.10 My Mad FatDiary 3.55<br />
Bezaubernde Jeannie 4.45 Hartaber herzlich<br />
ZDF NEO<br />
5.00 (für HG) Fantastische Phänomene 6.30 (fü<br />
HG) Aufdie Größe kommt es an 8.00 Topfgeldjä<br />
ger 8.55 (für HG) Lafer!Lichter!Lecker! 9.40 (für<br />
HG) Bares für Rares 11.25 Dinner Date 12.10<br />
(für HG) Monk 13.35 Psych 14.55 (für HG)<br />
Monk 16.20 Psych 17.45 (für HG) Bares für<br />
Rares 18.35 Dinner Date 19.20 (für HG) Bares<br />
für Rares 20.15 (für HG) Marie Brand und der<br />
Duft des Todes. Krimireihe, D2018 21.45 (für<br />
HG) Marie Brand und der schwarze Tag.<br />
Krimireihe, D2018 23.15 Erin Brockovich –Eine<br />
wahre Geschichte. Drama, USA 2000 1.15 (für<br />
HG) Springflut 2.45 (für HG) Das letzte Opfer.<br />
Actionfilm, B2017 4.35 Frag den Lesch<br />
ZDF INFO<br />
15.45 ZDF-History.Franz Josef Strauß und der<br />
Milliardendeal 16.30 ZDF-History. Die 50 Tage<br />
des Egon Krenz 17.15 ZDF-History. Die großen<br />
Mythen der DDR 18.00 ZDF-History. Geheimes<br />
Deutschland 18.45 Madame Mao –Aufstieg und<br />
Fall der Jiang Qing 19.30 ZDF-History. Die<br />
russischen First Ladies 20.15 Despot Housewives–Die<br />
Frauen der Diktatoren. Ungekrönte<br />
Königinnen 21.00 DespotHousewives –Die<br />
Frauen der Diktatoren. Geliebt und verstoßen<br />
21.40 Despot Housewives –Die Frauen der<br />
Diktatoren. Bräute der Revolution 22.25<br />
Despoten. Mussolini 23.10 Despoten. Papa Doc<br />
23.50 ZDF-History.Mao 0.35 heute journal<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musikstadt Berlin ca. 56 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Konzert DukeEllington: „Harlem“ /Ondrej<br />
Adámek: „Kameny“ für Chor zu 24 Stimmen und<br />
Ensemble /Wallace Willis: „Steal away“, Spiritua<br />
/Antonín Dvorák: Sinfonie Nr.9e-Moll op. 95<br />
„Aus der Neuen Welt“ /„Deep river“, Spiritual,<br />
ca. 117 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt Haydn Streichquartette<br />
op. 20, ca. 56 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Rohstoff (7/20). VonJörg Fauser.<br />
Gelesen vonLars Eidinger,ca. 30 Min.<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Aufklärer unter Verdacht. Was<br />
Whistleblowern und investigativen Journalistinnen<br />
droht. VonCharly Kowalczyk, ca. 45 Min.<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Hörspiel Hörspielmagazin 02/20.Berichte,<br />
Gespräche und Informationen zum Hörspiel, in<br />
Deutschland und in aller Welt, ca. 50 Min.<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Feature Mit einem Warmen kein Pardon. Der Fal<br />
Franz Doms. VonJürgen Pettinger,ca. 57 Min.<br />
MAGAZIN<br />
10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Sprechstunde Bandscheibenvorfall. Höllische<br />
Schmerzen, taube Beine und Zehen, ca. 80 Min.<br />
18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Weltzeit BauerninIowa: Treue Fans vonTrump<br />
trotz Einbußen. VonThilo Kößler,ca. 30 Min.<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Muttersprachen. WieMehrsprachigkeit<br />
unsere Identität prägt, ca. 26 Min.<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Cha Cha Chá –ein<br />
kubanischer Klassiker,ca. 56 Min.<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Märkische Wandlungen Scobel fragt. Eine<br />
Sendung vonDanuta Görnandt, ca. 56 Min.<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Musikszene Über das Akzidenzielle in der Musik<br />
Nebensächliches, das zur Hauptsache wird. Von<br />
Hanno Ehrler,ca. 45 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Mina Tindle, ca. 30 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz Live Michael WollnyTrio, ca. 55 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 23 · D ienstag, 28. Januar 2020 – S eite 26<br />
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Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Angelina Jolie (44) und Brad Pitt (56)<br />
sind wieder vereint. Nicht dass Brangelina,<br />
wie diese glamouröse Hollywood-Einheit<br />
früher einmal genannt<br />
wurde,nach ihrer Trennung 2016 erneut<br />
Haus,Tisch und Bett teilen würden.<br />
Nein, die beiden Schauspieler<br />
wollen nach dem Erfolg ihres Rosé-<br />
Weins nun einen Rosé-Champagner<br />
auf den Marktbringen. IhrWeingut<br />
Château Miravalinder französischen<br />
Provence soll dazu mit dem Champagner-Produzenten<br />
PierrePeters zu-<br />
sammenarbeiten.VonBrangelina-<br />
Seiten ist voneinem„Familienprojekt“<br />
die Rede.Ziel sei es,„wirklich einen<br />
Referenz-Rosé-Champagner“ zu<br />
entwickeln, zunächst wolle man<br />
10000 Flaschen proJahr produzieren,<br />
später dann mehr als 25000. Apropos<br />
Château Miraval: Aufdem Rosé-<br />
Weingut schlossen Angelina und<br />
Brad 2014 die Ehe.Das Paar hatte den<br />
idyllischen Flecken 2008 für 40 Millionen<br />
Euro gekauft. DieGeschäfte laufen<br />
mittlerweile sehr gut, man stellt<br />
hier auch Bio-Olivenöl insbesondere<br />
für den amerikanischen Markther …<br />
Hach, die Liebe ging, aber das Geld<br />
floss weiter.<br />
Paula Beer (24) macht sich nichts aus<br />
Geld. Dasjedenfalls will uns die<br />
Schauspielerin in einem Interview<br />
weismachen. So erzählt sie jetzt der<br />
Frankfurter Allgemeinen <strong>Zeitung</strong>:<br />
„Ich habe einen sehr bescheidenen<br />
Lebensstil. Es gibt auch nichts,wovonich<br />
sagen würde,das brauche<br />
ich in meinem Leben, das möchte<br />
ich mir kaufen.“ Okay,dann allerdings<br />
merkt sie an, dass ihr das Geld<br />
jene finanzielle Freiheit „ermöglicht,<br />
wirklich nur Projekte zu machen, für<br />
die ich zu hundertProzent<br />
brenne“. Also doch!<br />
Larissa Marolt (27) meint<br />
wirklich, was sie sagt –<br />
oder doch nicht? Sie<br />
sei gernfür sich, behauptet<br />
das Model,<br />
und gehe deswegen<br />
auch gernmal ganz<br />
allein essen.„Ich<br />
müsste das zwar<br />
nicht“, ist dem Model<br />
dann aber wichtig zu<br />
betonen,„weil ich so<br />
viele Leute in allen möglichen<br />
Städten kenne.Aber<br />
ich liebe es.“ Angeberin!<br />
(schl.)<br />
Sie ist gernallein, nicht weil<br />
sie muss, sondernweil sie’s<br />
kann.<br />
IMAGO IMAGES<br />
TIERE<br />
Hallo, das ist Maya,ein Nacktnasenwombat<br />
aus Hannover. DPA<br />
Diese entzückende Nase gehört<br />
Maya. Maya ist ein Tier,klar,das haben<br />
Siewohl auch gerade noch erkennen<br />
können. Aber was für ein<br />
Tier? Nun, es hat mit der signifikanten,<br />
allemal imposanten Nase zu<br />
tun: Maya ist ein Tasmanischer<br />
Nacktnasenwombat. Maya wohnt<br />
allerdings nicht im fernen Australien,<br />
sondernseit Dezember im Zoo<br />
vonHannover. Dorthin ist das anderthalbjährige<br />
Weibchen auf Empfehlung<br />
des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms<br />
gekommen.<br />
Süß, in jedem Fall. Undja, ein herzliches<br />
Willkommen! (schl.)<br />
Der Zug fährtvor der malerischen Kulisse von Kapstadt: Zum Glück sind hier noch die Oberleitungen intakt.<br />
Rumpelnde Zumutung<br />
Mit der Eisenbahn in Südafrika unterwegs: Das kann mal ein kleineres oder auch größeres Abenteuer sein<br />
VonJohannes Dieterich<br />
Zugfahrten gehören zum<br />
Schönsten, was Afrika zu<br />
bieten hat. Gemütliches<br />
Reisen durch endlose Savannenlandschaften,<br />
bizarre Berglandschaften<br />
und Tierreservate –oft<br />
in Waggons aus der Kolonialzeit, in<br />
denen man tagsüber die Fenster offenlassen<br />
und nachts das Haupt auf<br />
Daunenkissen legen kann. Südafrikas<br />
„Blue Train“ ist auf diese Art berühmt<br />
geworden: Für weniger gut<br />
Betuchte verkehrt auf derselben<br />
Strecke zwischen Pretoria und<br />
Kapstadt der „Shosholoza Meyl“,<br />
in dessen Speise- und Liegewagen<br />
die rund 30 Stunden lange Fahrt<br />
auch nicht zu verachten war.<br />
Wütende Passagierelegen Feuer<br />
Früher einmal. Inzwischen kann man<br />
froh sein, sein Ziel nach drei Tagen zu<br />
erreichen. Stundenlange Unterbrechungen,<br />
die auf geklaute Kabel oder<br />
gebrochene Achsen zurückzuführen<br />
sind, gehören mittlerweile zum Fahrplan:<br />
Kürzlich kamen in Kapstadt<br />
mehrere hundert Fahrgäste mit dem<br />
Busan, die eigentlich 30 Stunden vorher<br />
auf den Schienen angerollt sein<br />
sollten. Was sie erzählten, erschütterte<br />
selbst Hartgesottene: Ihre Lok<br />
war mitten in der Karoo-Halbwüste<br />
zusammengebrochen, eine Ersatzlok<br />
blieb ebenfalls stecken. Während der<br />
eintägigen Wartezeit ging im Speisewagen<br />
neben dem Essen auch das<br />
Wasser aus, die Schaffner schlossen<br />
die Toiletten ab, nachdem sie in die<br />
Waggons übergelaufen waren. „Der<br />
Gestank war unerträglich“, erzählt<br />
ZakBenjamin, der mit seiner über 80-<br />
Thomas Markle hat kein Problem<br />
damit, seine Tochter Meghan (38)<br />
in die Bredouille zu bringen. Vorallem<br />
seitdem sie den britischen Prinzen<br />
Harry (35) ehelichte und damit<br />
zur Herzogin vonSussex wurde,lässt<br />
der Herr Papa keine Gelegenheit aus.<br />
Unlängst erst meldete sich der der 75-<br />
Jährige, dem fast nichts zu peinlich<br />
ist, wenn es denn hilft sich ins Gespräch<br />
zu bringen, mit langen Ausführungen<br />
zum Zustand des britischen<br />
Königshauses zuWort,wonach<br />
der Rückzug von Harry und Meghan<br />
aus dem engeren Familienzirkel den<br />
Fortbestand der Monarchie gefährde.<br />
Es könnte so schön sein: Aussichtswagen des Rovos-Rail-Luxuszuges.<br />
jährigen herzkranken Mutter unterwegs<br />
war. Was er sonst noch sagte,<br />
muss in südafrikanischen <strong>Zeitung</strong>en<br />
mit *** wiedergegeben werden.<br />
„Einer der Vorfälle, für die man<br />
nicht planen kann“, kommentierte<br />
Daisy Daniel –obwohl für die Bahn-<br />
Sprecherin derartige Pannen längst<br />
nicht mehr ungewöhnlich sind. Südafrikas<br />
einst weltweit bewunderte Eisenbahnen<br />
kommen aus den Horrormeldungen<br />
nicht mehr heraus:<br />
Ihre Züge prallen aufeinander, weil<br />
das verrottete Signalsystem versagt<br />
hat; ihreSchnellzüge bleiben stehen,<br />
weil jemand die Oberleitung geklaut<br />
hat; ihre Waggons werden von wütenden<br />
Passagieren angezündet,<br />
weil sie wieder einmal Stunden zu<br />
spät zur Arbeit kamen und ihren Job<br />
verloren. Auf diese Weise wurde die<br />
Hälfte aller Nahverkehrswaggons in<br />
Kapstadt ruiniert. Die Qualität des<br />
Services sei wie die Zufriedenheit der<br />
Fahrgäste auf einem Tiefpunkt ange-<br />
Papa lässt nicht locker<br />
IMAGO IMAGES<br />
Mit allen Schikanen: Thomas Markle, der Vater von Meghan, droht und erpresst Prinz Harry<br />
Thomas Markle als glühender<br />
Royalist!<br />
Jetzt hat der Mann eine<br />
neue Finte parat: Er hat seinen<br />
Schwiegersohn Prinz<br />
Harry zueinem klärenden<br />
Gespräch aufgefordert.<br />
„Steh deinen Mann, flieg<br />
runter und triff dich mit<br />
mir“, sagte der Amerikaner<br />
in einem Interview des britischen<br />
Senders ITV amMontag. In<br />
der Tat, die beiden Männer sind sich<br />
nie begegnet. Auch hat Harry nie bei<br />
Thomas um die Hand von Meghan<br />
angehalten – was dem Vater auch<br />
Thomas Markle:<br />
sehr umtriebig.<br />
DPA<br />
schon Grund zur wortreichen<br />
Klage gab. Dabei<br />
meint er es doch nur gut,<br />
wie er in dem Interview sofort<br />
versicherte: „Ich liebe<br />
dich, lass uns zusammensetzen<br />
und das lösen.“<br />
Auf die Frage, ob er es<br />
mit den vielen TV-Interviews<br />
nicht noch schlimmer<br />
mache, sagte er: „Es<br />
gibt für mich keinen anderen Weg,<br />
sie zu erreichen.“ Und dann stieß er<br />
eine unverhohlene Drohung aus: Er<br />
warte nun 30 Tage,wennerbis dahin<br />
keine Reaktion erhalte, werde er ein<br />
GETTY IMAGES<br />
langt, räumte die „Passenger Rail<br />
Agency of South Africa“ (Prasa) in ihrem<br />
Jahresbericht ein: Und das war<br />
2018, noch bevor der Schienenverkehr<br />
erst so richtig in den Keller<br />
stürzte.<br />
Die Misere begann ausgerechnet<br />
mit Investitionen in Milliardenhöhe,<br />
die die vorige Regierung unter Präsident<br />
Jacob Zuma in den Schienentransport<br />
fließen ließ. Statt der Aufrüstung<br />
der alternden Infrastruktur<br />
zugute zu kommen, flossen die Gelder<br />
jedoch weitgehend in die Taschen<br />
inkompetenter und korrupter<br />
Generaldirektoren oder Aufsichtsräte:<br />
Sie sahnten Millionenbeträge<br />
durch halbseidene Beraterverträge<br />
ab und bestellten unter anderem<br />
über 50 neue Lokomotiven für umgerechnet<br />
220 Millionen Euro, die<br />
sich für das südafrikanische Netz als<br />
zu hoch herausstellten. Derzeit ermittelt<br />
die Polizei gegen 41 Manager<br />
des Schienenkonzerns, der Rechnungshof<br />
machte allein im Jahr 2018<br />
irreguläreAusgaben in Höhe von1,7<br />
Milliarden Euro aus. Für die Zeche<br />
kommen –wie im Fall des gleichermaßen<br />
zugrunde gerichteten staatlichen<br />
Stromkonzerns Eskom – die<br />
Steuerzahler auf: Im vergangenen<br />
Haushaltsjahr musste Prasa mit 230<br />
Millionen Euro vordem Totalkollaps<br />
gerettet werden.<br />
Kabeldiebe klauen Oberleitung<br />
Der Nahverkehr auf Schienen wird<br />
traditionell von ärmeren Schwarzen<br />
genutzt: Für Millionen an Pendlern<br />
ist das der preiswerteste Weg, um in<br />
die Stadtzentren zu kommen. Oder<br />
auch nicht. Immer häufiger passiert<br />
es,dass Pendler für die rund 30 Kilometer<br />
lange Strecke von Johannesburg<br />
nach Soweto mehr als vier<br />
Stunden brauchen – manche Strecken<br />
sind seit Monaten auch ganz<br />
stillgelegt, weil Kabeldiebe die Oberleitung<br />
gestohlen haben.<br />
Im Wahlkampf im März des vergangenen<br />
Jahres wollte Präsident Cyril<br />
Ramaphosa seine Solidarität mit<br />
den geschundenen Pendlern bekunden:<br />
DerZug, der ihn vorden Linsen<br />
zahlreicher TV-Crews vonMabopane<br />
in die 50 Kilometer entfernte Hauptstadt<br />
Pretoria bringen sollte,brauchte<br />
statt 45 Minuten über vier Stunden.<br />
Erzürnt kündigte der Staatschef „rollende<br />
Köpfe“ an: Doch die Waggons<br />
hat er selbst ein Jahr später noch nicht<br />
zum Rollen gebracht.<br />
Johannes Dieterich<br />
fährteigentlich ganz gern<br />
mit dem Zug.<br />
weiteres Interview geben. Überdies<br />
kündigte er an, in einem möglichen<br />
Gerichtsverfahren zugunsten der<br />
von Meghan verklagten Boulevardzeitung<br />
Mail on Sunday auszusagen.<br />
DieHerzogin hatte wegen der Veröffentlichung<br />
eines privaten Briefs an<br />
ihrenVaterKlage gegen das Blatteingereicht.<br />
Markle bestätigte, dass er den<br />
Brief weitergegeben hatte. „Wenn es<br />
dazu kommt, dass wir uns in einem<br />
Gerichtssaal begegnen, ist das großartig.<br />
Wenigstens bekomme ich die<br />
beiden dann einmal zu Gesicht“,<br />
sagte er. (schl/dpa)<br />
Zahl der Toten in Brasilien<br />
auf 44 gestiegen<br />
Nach tagelangem Starkregen im<br />
Südosten Brasilien ist die Zahl der<br />
Todesopfer auf 44 gestiegen. 19 Menschen<br />
wurden nach den schweren<br />
UnwetternimBundesstaat Minas<br />
Gerais noch vermisst, wie der Zivilschutz<br />
am Sonntag mitteilte.58<br />
Städte und Gemeinden, darunter<br />
auch die Regionalhauptstadt Belo<br />
Horizonte,waren den Angaben zufolge<br />
vonden Erdrutschen und<br />
Überschwemmungen betroffen.<br />
17 000 Menschen mussten ihreHäuser<br />
verlassen. Diemeisten Opfer<br />
starben bei Erdrutschen oder wurden<br />
unter den Trümmernihrer Häuser<br />
begraben. (AFP)<br />
Frau stirbt bei<br />
Kuchen-Wettessen<br />
Beieinem Kuchen-Wettessen an der<br />
australischen Ostküste soll laut Medienberichten<br />
eine Frau ums Leben<br />
gekommen sein. Die60Jahrealte<br />
Frau habe bei dem Wettessen am<br />
Sonntag in einem Hotel in Scarness<br />
einen Anfall gehabt und sich verschluckt,<br />
berichtete der Fernsehsender<br />
9News am Montag. Laut ABC<br />
News sahen Zeugen, wie Mitarbeiter<br />
noch versuchten, der Frau zu helfen.<br />
Siesei ins Krankenhaus gekommen,<br />
habe aber nicht mehr gerettet werden<br />
können. DiePolizei untersucht<br />
demnach den Fall, den ein Gerichtsmediziner<br />
klären soll. (dpa)<br />
Abschied von Schauspieler<br />
Joseph Hannesschläger<br />
In der Trauerhalle des Krematoriums am<br />
Münchner Ostbahnhof. DPA/URSULA DÜREN<br />
Mitbewegenden Worten haben sich<br />
Angehörige,Freunde und Fans am<br />
Montag vondem „Rosenheim Cop“-<br />
Schauspieler Joseph Hannesschläger<br />
verabschiedet. „Ich weiß, dass du<br />
entspannt und friedlich, gelegentlich<br />
sogar heiter,für immer eingeschlafen<br />
bist. Lieber Joseph, danke<br />
für alles“, sagte Münchens früherer<br />
Oberbürgermeister Christian Ude<br />
(SPD). Unter den Gästen der Trauerfeier<br />
waren auch viele Schauspieler,<br />
vorallem aus der ZDF-Serie „Die Rosenheim-Cops“,<br />
in der Hannesschläger<br />
als Kommissar Korbinian<br />
Hofer aufgetreten war. (dpa)<br />
Über 40 Tote nach Erdbeben<br />
in Osttürkei<br />
Drei Tage nach dem schweren Erdbeben<br />
in der Osttürkei ist die Zahl<br />
der Todesopfer auf 41 gestiegen. Die<br />
Rettungshelfer durchkämmten die<br />
Erdbebenregion in Elazig weiter,<br />
teilte die Katastrophenschutzbehörde<br />
Afad am Montag auf Twitter<br />
mit. Nach Informationen des Senders<br />
CNN Türkgibt es aber keine<br />
Vermissten mehr.AmSamstag hatten<br />
die Rettungskräfte noch mehrere<br />
Menschen lebend aus zerstörten<br />
Häuser bergen können. Am Sonntag<br />
und Montag wurden keine Überlebenden<br />
mehr gefunden. DasBeben<br />
der Stärke 6,8 hatte am Freitagabend<br />
gegen 21 Uhr(Ortszeit) die Provinz<br />
Elazig erschüttert. DasEpizentrum<br />
lag im Bezirk Sivrice. (AFP)