2020/09 - Feuerwehren_ADK_2017
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26 RETTUNGSHUNDE<br />
Immer der Spürnase nach<br />
Rettungshunde Wenn Menschen in weitläufigen Wald- und Freiflächen vermisst werden<br />
oder unter Trümmern verschüttet sind, können Hunde zu Lebensrettern werden: Seit 1975<br />
bildet die Rettungshundestaffel der Feuerwehr Ulm im Donautal Rettungshunde aus.<br />
Von Amrei Groß<br />
Jedes Jahr werden in<br />
Deutschland rund 100 000<br />
Menschen als vermisst gemeldet.<br />
Sie haben sich verlaufen,<br />
bekamen beim Waldspaziergang<br />
gesundheitliche Probleme,<br />
sind verunglückt oder<br />
wurden verschüttet.<br />
Oft sind es alte Menschen<br />
oder Kinder – und meist haben<br />
sie eines gemeinsam: Sie befinden<br />
sich in einer unter Umständen<br />
lebensbedrohlichen Situation,<br />
aus der sie selbst keinen Ausweg<br />
finden können. Um sie möglichst<br />
schnell zu finden, sind<br />
Rettungshunde ein wertvolles<br />
Einsatzmittel: „Unsere Hunde<br />
sind in der Lage, große und unwegsame<br />
Wald- und Freiflächen<br />
innerhalb kürzester Zeit flächendeckend<br />
abzusuchen“, weiß die<br />
Erste Vorsitzende der Rettungshundestaffel<br />
Ulm, Katja Feicht.<br />
Auch Mantrailer im Einsatz<br />
Je nach Geländebeschaffenheit,<br />
Tageszeit und Witterung ersetze<br />
ein einziges Rettungshundeteam<br />
aus Mensch und Hund eine<br />
Suchkette aus bis zu 80 Personen.<br />
Bei Trümmereinsätzen als<br />
Folge von Gebäudeeinstürzen<br />
bewegen sich die Retter auf vier<br />
Pfoten mühelos im Schutt; ihre<br />
feinen Nasen ermöglichen eine<br />
Ortung Verschütteter selbst in<br />
Tiefen von mehreren Metern.<br />
Besondere Spezialisten sind<br />
Personenspürhunde, die sogenannten<br />
Mantrailer. „Anders als<br />
unsere anderen Rettungshunde,<br />
die jede Person innerhalb des ihnen<br />
zugewiesenen Suchgebiets<br />
anzeigen, sucht ein Mantrailer<br />
nur eine bestimmte Person anhand<br />
ihres Individualgeruchs“,<br />
erklärt Feicht. Zu Beginn seiner<br />
Suche erhalte er einen Gebrauchsgegenstand<br />
oder ein<br />
Kleidungsstück des Vermissten<br />
als Referenzgeruch. Diesen einen<br />
Individualgeruch könne er<br />
anschließend aus über einer<br />
Million Gerüchen herausfiltern<br />
und die Spur der gesuchten Person<br />
so selbst mehrere Stunden<br />
nach ihrem Verschwinden sicher<br />
verfolgen. Damit Hund und<br />
Bei regelmäßigen Übungen proben Herrchen und Hund den Ernstfall.<br />
Mensch bestens für den Ernstfall<br />
vorbereitet sind, durchlaufen<br />
sie eine intensive Ausbildung<br />
in Theorie und Praxis. „In<br />
der Regel erreicht ein Rettungshundeteam<br />
innerhalb von zwei<br />
bis drei Jahren die Einsatzfähigkeit“,<br />
sagt Feicht. Bis dahin gelte<br />
es für Mensch und Hund, verschiedene<br />
Prüfungen miteinander<br />
zu bestehen.<br />
Ein einmal geprüftes Team<br />
muss seinen Leistungsstand jährlich<br />
erneut unter Beweis stellen.<br />
Derzeit stehen in Ulm 17 geprüfte<br />
Flächen- und acht geprüfte<br />
Trümmersuchhunde sowie ein<br />
geprüfter Personenspürhund für<br />
Einsätze bereit. Rund 20<br />
Junghunde befinden sich in Ausbildung.<br />
Durchschnittlich 20 bis 30 Mal<br />
werden die Ulmer Rettungshunde<br />
und ihre Hundeführer im Jahr<br />
zu verschiedenen Einsätzen ins<br />
Stadtgebiet Ulm, den Alb-Donau-<br />
Kreis und die benachbarten<br />
Landkreise gerufen.<br />
Fotos: Amrei Groß<br />
20 bis 30 Einsätze jährlich<br />
Kosten entstehen dabei weder<br />
für den Alarmierenden noch für<br />
die Betroffenen: „Wir arbeiten<br />
rein ehrenamtlich“, betont Katja<br />
Feicht. Sucheinsätze würden<br />
stets kostenlos geleistet; für<br />
Fahrkosten zum Training und zu<br />
Einsätzen, die eigene Ausrüstung<br />
sowie Kosten für Fortbildungskurse<br />
und Einsatzübungen<br />
komme jeder Hundeführer<br />
selbst auf.<br />
Die Rettungshundestaffel UIm<br />
ist ein eingetragener Verein. Sie<br />
ist eine Abteilung der Feuerwehr<br />
Ulm sowie Mitglied und Gründungsstaffel<br />
der größten und ältesten<br />
rettungshundeführenden<br />
Vereinigung in Deutschland,<br />
dem Bundesverband Rettungshunde<br />
(BRH).