2020/09 - Feuerwehren_ADK_2017
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64 GEFAHRSTOFFE<br />
Experten im<br />
gefährlichen Einsatz<br />
Gefahrstoffe Bei Feuerwehreinsätzen mit chemischen,<br />
biologischen, radiologischen oder atomaren Stoffen kommt<br />
die sogenannte CBRN-Einheit zum Einsatz. Von Thomas Löffler<br />
Auch wenn es in diesem Fall nur eine Übung war – bei Gefahrstoffen kommt<br />
die CBRN-Einheit mit spezieller Technik zum Einsatz. Foto: Archiv/T. Löffler<br />
Eine Besonderheit stellen die<br />
CBRN-Einheiten in Ulm,<br />
Ehingen und Langenau dar.<br />
Sie dienen der Gefahrenabwehr<br />
und dem Katastrophenschutz.<br />
Wenn biologische Gefahrstoffe,<br />
Gase, Chemikalien oder gar nukleares<br />
Material in die Umwelt gelangt<br />
sind, geraten die regulären Einsatzeinheiten<br />
schnell an ihre Grenzen.<br />
Dann kommt die CBRN-Einheit zum<br />
Einsatz. Sie ist dreigeteilt und vielen<br />
noch unter dem früheren Begriff<br />
ABC-Zug bekannt. CBRN steht<br />
als Abkürzung für: Chemisch-Biologisch-Radiologisch-Nuklear.<br />
Nuklear<br />
bezeichnet dabei Kernwaffenexplosionen<br />
und deren Folgen.<br />
Der Zug besteht aus drei Fahrzeugen.<br />
Als erstes nimmt das Messerkundungsfahrzeug<br />
Proben von<br />
ausgelaufenen Flüssigkeiten, unbekannten<br />
Gasen oder bei brennenden<br />
Materialien dem daraus resultierenden<br />
Rauch in der Luft. Dazu ist das<br />
Fahrzeug auch in der Lage, direkt<br />
in eine Schadstoffwolke zu fahren.<br />
Der Bordcomputer erfasst kontinuierlich<br />
die Messdaten der installierten<br />
Einzelgeräte. 128 verschiedene<br />
Stoffe können so erkannt und nachgewiesen<br />
werden. Entscheidend ist<br />
immer auch die Konzentration, ab<br />
wann etwa ausströmendes Gas aus<br />
einer abgerissenen Erdgasleitung zur<br />
Explosionsgefahr wird. Für radioaktive<br />
Gefahrenlagen führt das Messfahrzeug<br />
einen Geigerzähler mit.<br />
Messfahrzeug nimmt Proben<br />
Sind die großen Chemikalien-<br />
Transporte mit orangen Warnschildern<br />
gekennzeichnet und haben Sicherheitsdatenblätter<br />
dabei, betrachten<br />
die Experten der Feuerwehr die<br />
zunehmende Zahl der Pakete mit<br />
Sorge. „Heute wird alles Denkbare<br />
verschickt. Die Fahrer wissen in den<br />
meisten Fällen selbst nicht, welche<br />
brisante Fracht sie geladen haben,“<br />
sagt Zugführer Christian Gräter von<br />
der Freiwilligen Feuerwehr Ehingen.<br />
Da reiche es schon, wenn bei einer<br />
Kollision ätzendes Reinigungskonzentrat<br />
und eine Lauge miteinander<br />
reagieren und Chlorgas freisetzen,<br />
so Gräter. Liegen Erkenntnisse über<br />
Art und Konzentration des Gefahrstoffes<br />
vor, entscheidet der Einsatzleiter<br />
über die weiteren Maßnahmen.<br />
Vorrangig gilt der Schutz der<br />
Einsatzkräfte und der Bevölkerung.<br />
Neben Ganzkörperschutz anzügen,<br />
die resistent gegen nahezu alle Säuren<br />
sind und keine Verbindung zur<br />
Umgebungsluft zulassen, enthält<br />
3<br />
Fahrzeuge umfasst<br />
der Zug der<br />
CBRN-Einheit der<br />
Feuerwehr. Diese ist<br />
bei Einsätzen mit<br />
chemischen, biologischen,<br />
radiologischen<br />
oder atomaren<br />
Gefahrstoffen im<br />
Einsatz.<br />
das zweite Fahrzeug mit dem Abrollcontainer<br />
Gefahrgut auch spezielle<br />
Pumpen, mit den selbst konzentrierte<br />
Säuren ab- und umgepumpt<br />
werden können.<br />
Ganz wichtig ist eine grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit aller<br />
Katastrophenschutzeinheiten, wenn<br />
sich die Zugrichtung einer großen<br />
Rauchwolke vorhersagen lässt.<br />
Als drittes Fahrzeug gibt es den<br />
Gerätewagen Dekon P. Er ist konzipiert,<br />
um abschließend Einsatzkräfte<br />
und Zivilisten, die mit den Giftstoffen<br />
in Kontakt gekommen sind, zu<br />
reinigen. Dafür stehen witterungsunabhängig<br />
ein Zelt und fünf Kubikmeter<br />
Wasser zur Verfügung, die vor Ort<br />
per Durchlauferhitzer erwärmt werden.<br />
Messerkunder und der Dekon P<br />
werden vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz<br />
und Katastrophenhilfe<br />
bundesweit angeschafft und den jeweiligen<br />
<strong>Feuerwehren</strong> auf Kosten des<br />
Bundes zur Verfügung gestellt.