AJOURE´ Magazin April 2020
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AJOURE / PEOPLE<br />
WAS WURDE EIGENTLICH AUS<br />
MICHAELA SCHAFFRATH AKA GINA WILD?<br />
Wer sich um die Jahrtausendwende für Pornofilme interessierte,<br />
kam in Deutschland an einem Namen kaum vorbei: Gina<br />
Wild. Unter diesem Pseudonym stand Schauspielerin Michaela<br />
Schaffrath zwischen 1999 und 2001 für die Schmuddelfilmchen<br />
vor der Kamera, spielte in vielsagenden Streifen wie „Maximum<br />
Perversum“ und „Gina Wild – Jetzt wird’s schmutzig“ mit. Eine<br />
Karriere, die flink begann, buchstäblich schnell zum Höhepunkt<br />
kam und dann prompt endete. Schaffrath verschwand aus dem<br />
Erotik-Rampenlicht. Doch was macht die einstige deutsche Porno-Hoffnung<br />
heute? Wir haben nachgeforscht… und waren<br />
überrascht!<br />
Vom Kinderkrankenhaus ins Erotik-Geschäft<br />
Genauso überrascht wie Schaffraths Umfeld gewesen sein dürfte,<br />
als sie ihre Karriere in der Erotikbranche begann. Denn eigentlich<br />
kam die in Eschweiler geborene Michaela Jänke – so<br />
ihr bürgerlicher Name – aus einer ganz anderen Richtung. Ein<br />
Blick zurück: Nach ihrer Schulzeit lernte sie den Beruf der Kinderkrankenschwester<br />
in<br />
Stolberg in Nordrhein-Westfalen.<br />
Sieben Jahre arbeitete<br />
sie in dem Beruf – bis<br />
die dramatische Wendung<br />
kam. Mit ihrem damaligen<br />
Ehemann besuchte sie<br />
Swingerclubs, fand offenbar<br />
gefallen an der Rotlicht-Welt<br />
und begann, als Hostess auf<br />
Sex-Messen zu jobben. Endgültig<br />
stieg sie 1997 in die<br />
Porno-Branche ein, als sie<br />
auf der Berliner Erotikmesse<br />
„Venus“ den Sexfilm-Star<br />
Rocco Siffredi kennenlernte.<br />
Schnell wurde sie zum<br />
Star, bekam das Pseudonym<br />
„Gina Wild“ und mit „Gina<br />
Wild – Jetzt wird’s schmutzig“<br />
sogar eine eigene Filmreihe,<br />
von der insgesamt sieben<br />
Teile erschienen. Sogar<br />
Auszeichnungen folgten:<br />
1999 erhielt sie auf der „Venus“<br />
den Award als beste<br />
Newcomerin, 2000 wurde<br />
sie als beste Darstellerin ausgezeichnet.<br />
Ausstieg ohne Ärger<br />
Doch dann zog sie sich aus dem Business zurück – nach nicht<br />
einmal knapp zwei Jahren. Warum? „Wenn Sie zwei, drei Jahre im<br />
Hardcore-Geschäft arbeiten, wird das ganz schnell zur Routine.<br />
Wie jeder andere Job auch“, sagte sie der Zeitung „Tagesspiegel“ in<br />
einem Interview, zwei Jahre nach dem Ausstieg. Doch sie wolle sich<br />
weiterentwickeln. „Ich habe Leute kennengelernt, die mich zum<br />
Schauspielern motiviert haben, wie Wim Wenders zum Beispiel,<br />
mit dem ich mal einen Videoclip gedreht habe.“ Sie verabschiede<br />
sich aus dem Metier ohne Groll, ohne Ärger. „Ich habe aufgehört,<br />
als es am schönsten war.“ Sie wäre sogar noch einmal den gleichen<br />
Weg gegangen. „Das waren zwei sehr schöne, sehr prickelnde, sehr<br />
geile Jahre.“<br />
Zweite Karriere vor der TV-Kamera<br />
Doch Schaffraths Karriere endete noch lange nicht – nach dem Ausstieg<br />
aus dem Schmuddelfilm-Business arbeitete sie als Schauspielerin<br />
und Synchronsprecherin<br />
weiter. Heute schmücken zahlreiche<br />
Filmprojekte ihre Vita:<br />
Nach ihrem TV-Debüt „Der<br />
tote Taucher im Wald“ im Jahr<br />
2000 folgten diverse Auftritte,<br />
unter anderem im „Tatort“, bei<br />
„SOKO“ und „Polizeiruf 110“,<br />
aber auch in Serien wie „Hausmeister<br />
Krause“, „Marienhof “<br />
und „Lindenstraße“. Auch im<br />
Bereich der TV-Unterhaltung<br />
war Schaffrath ein gern gesehener<br />
Gast – sie wirkte 2008 unter<br />
anderem in der dritten Staffel<br />
der RTL-Dschungelshow „Ich<br />
bin ein Star – Holt mich hier<br />
raus“ mit, belegte sogar den<br />
zweiten Platz.<br />
Ein neues Leben im<br />
Rampenlicht<br />
Und was macht Schaffrath heute?<br />
Ihre Fans können ihr momentan<br />
wieder ganz nah kommen.<br />
Allerdings nicht auf der<br />
Erotik-Messe, sondern auf der<br />
Foto: Amazon / PR<br />
AJOURE MAGAZIN SEITE: 26 | APRIL <strong>2020</strong>