KURT April/Mai 2020
KURT - Dein Magazin für Gifhorn Ausgabe April/Mai 2020
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Ausgabe April/Mai 2020
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Kriminalität<br />
Kriminalität<br />
Polizisten werden immer<br />
häufiger selbst zu Opfern<br />
Neue Kriminalstatistik: Landkreis Gifhorn ist einer der sichersten in Niedersachsen<br />
Polizeisprecher Thomas Reuter<br />
(von links), Inspektionsleiter<br />
Thomas Bodendiek,<br />
Kripo-Chefin Christin Bartels<br />
und Analyst Martin Hesse<br />
präsentierten der Gifhorner<br />
Presse ihre Statistik.<br />
Fotos: Çağla Canıdar<br />
Thomas Bodendiek, Leiter der Polizeiinspektion Gifhorn, freut<br />
sich über die starke Deliktaufklärung im Jahr 2019 und dankt der<br />
gesamten Mannschaft für ihren tollen Einsatz: „Ich bin hochzufrieden<br />
mit dem, was wir erreicht haben.“ Die Gifhorner Polizei konnte<br />
rund 66 Prozent aller Taten aufklären, 2018 lag die Quote bei rund<br />
64 Prozent. Von den vergangenen zehn Jahren kann nur 2010 der<br />
Spitzenquote von 2019 das Wasser reichen – mit rund 65 Prozent.<br />
„Mit der tollen Aufklärungsrate liegen wir über dem Landesdurchschnitt“,<br />
stellt der Polizeichef fest. Das ist nicht alles: Der Landkreis<br />
Gifhorn gehört somit laut Martin Hesse, Leiter der Analysestelle, zu<br />
den drei sichersten Landkreisen in ganz Niedersachsen.<br />
Von Sophie Isabell Bremer<br />
und Bastian Till Nowak<br />
Die Kriminalstatistik der Polizei<br />
klärt über aktuelle Brennpunkte<br />
in der Polizeiarbeit auf,<br />
gibt Einblicke in gesellschaftliche<br />
Veränderungen und<br />
warnt vor neuen Betrugsstrategien.<br />
So präsentierte die Gifhorner<br />
Polizeiinspektion jetzt<br />
die Zahlen des vergangen Jahres<br />
und zeigte wesentliche<br />
Entwicklungen im Landkreis<br />
auf. Zwei Beispiele: Das Anzeigeverhalten<br />
im Bereich der<br />
häuslichen Gewalt hat sich in<br />
den vergangenen Jahren verändert,<br />
wodurch mehr Delikte<br />
ans Licht kommen. Und immer<br />
häufiger werden Polizeibeamte<br />
selbst zu Opfern – ein seit<br />
Jahren stetiger Trend.<br />
Insgesamt 6969 Straftaten<br />
wurden 2019 registriert – ein<br />
Anstieg um 80 Straftaten<br />
(+1,16 Prozent) im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Betrachtet man<br />
die Anzahl der Straftaten gemessen<br />
an der Einwohnerzahl,<br />
gehöre der Landkreis Gifhorn<br />
„zu den sichersten Regionen<br />
in Niedersachsen“, heißt es im<br />
Bericht der Polizeiinspektion.<br />
Rückläufig ist die Anzahl<br />
der Straftaten in den Bereichen<br />
der Polizeistationen<br />
Isenbüttel, Weyhausen und<br />
Brome. In den Kommissariaten<br />
Meinersen und Wittingen<br />
sowie den Stationen Westerbeck<br />
und Wesendorf haben<br />
sie hingegen zugenommen.<br />
Die Inspektion Gifhorn, das<br />
Kommissariat Meine und die<br />
Station Hankensbüttel blieben<br />
in etwa auf ihrem jeweiligen<br />
Vorjahresniveau.<br />
Insgesamt 1274 Rohheitsdelikte wurden 2019 festgestellt – das sind acht Fälle<br />
mehr als im Vorjahr. „Hier hat sich nicht viel getan“, so Martin Hesse, Leiter<br />
der Analysestelle der Gifhorner Polizeiinspektion. Darunter fallen Raub und<br />
räuberische Erpressung sowie räuberischer Diebstahl, Körperverletzung,<br />
Stalking und Freiheitsberaubung sowie Nötigung und Drohung. Auch die<br />
Geiselnahme und der Menschenhandel zählen zu den Rohheitsdelikten.<br />
Die Aufklärungsquote 2019 liegt bei rund 93 Prozent. 2018 waren es<br />
noch circa 93,5 Prozent. Die Rohheitsdelikte haben einen Anteil von 18,28<br />
Prozent an allen Straftaten im Landkreis Gifhorn – und besitzen damit laut<br />
dem Bericht der Polizeiinspektion „einen nicht unerheblichen Stellenwert“.<br />
Die Anzahl der Diebstahldelikte im Landkreis Gifhorn hat in den vergangenen<br />
Jahren abgenommen – sie befinde sich „seit mehr als zehn<br />
Jahren in einem Abwärtstrend“, heißt es im Bericht der Polizeiinspektion.<br />
Im Bereich des Diebstahls aus Wohnungen ist 2019 ein „enormer<br />
Rückgang“ im Landkreis zu verzeichnen, so Polizeirätin Christin<br />
Bartels. Die Polizei investiere in Präventionen und leiste viel Aufklärungsarbeit:<br />
„Die Leute lernen dazu.“ 2018 wurden 357 Einbruchdiebstähle<br />
verzeichnet, 2019 waren es lediglich 183. Da der Wohnungseinbruch<br />
eine enorme Verletzung der Privatsphäre darstelle, bleibe dieser<br />
nach wie vor ein polizeiliches Schwerpunktthema. „Wir leben von Zeugenhinweisen“, fügt Thomas Bodendiek,<br />
Leiter der Polizeiinspektion, hinzu. „Man merkt, dass die Aufmerksamkeit für diese Delikte gestiegen ist.“<br />
Die Anzahl der statistisch als Politisch motivierte Kriminalität<br />
eingeordneten Straftaten im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion<br />
Gifhorn weist 2019 gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg von 30<br />
auf 36 Delikte auf. Aber: „Bei keiner der Taten handelte es sich um ein<br />
Gewaltdelikt“, berichtet Peter Maschur, als Leiter des Fachkommissariats<br />
4 zuständig für Staatsschutzangelegenheiten. Im Phänomenbereich<br />
„Rechts“ halbierte sich ihm zufolge das Straftataufkommen nahezu<br />
– von 25 Taten im Jahr 2018 auf 13 Taten im Jahr 2019. „Überwiegend<br />
wurden hierbei sogenannte Propagandadelikte wie Hakenkreuz-<br />
Schmierereien, „Heil-Hitler“-Rufe oder das Zeigen des Hitlergrußes<br />
begangen“, so Peter Maschur. Und: „Bei den letztgenannten Delikten war häufig Alkoholeinwirkung mitursächlich.“<br />
Dementgegen stiegen die Fallzahlen der politisch motivierten Kriminalität „Links“ von 5 im Jahr 2018 auf 18 im<br />
Jahr 2019. „Die links motivierten Straftaten richteten sich ausnahmslos gegen die AfD und deren Funktionsträger“,<br />
berichtet der Gifhorner Staatsschutz. Im Wesentlichen – in 13 der insgesamt 18 Fälle – waren die im Zuge des niedersächsischen<br />
Landtagswahlkampfes und des Europawahlkampfes angebrachten Wahlplakate der AfD das jeweilige<br />
Angriffsziel. „Insgesamt wurden weit mehr als 300 AfD-Wahlplakate entwendet oder zerstört“, so Peter Maschur.<br />
Im Phänomenbereich der islamistisch beziehungsweise religiös motivierten Kriminalität wurden – wie schon im<br />
Vorjahr – keine Fälle bekannt. Allerdings: Bei einer Veranstaltung im Landkreis Gifhorn sei ein verbotenes Symbol der<br />
„Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) gezeigt worden, die in der Bundesrepublik Deutschland einem Betätigungsverbot<br />
unterliegt. „Phänomenübergreifend ist festzustellen, dass zunehmend soziale Netzwerke im Internet und Messenger-<br />
Dienste die Projektionsfläche für Hass-Postings, Beleidigungen, Bedrohungen, Volksverhetzungen und das Verbreiten<br />
von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sind“, teilt der Leiter des Fachkommissariates mit.<br />
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