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KURT April/Mai 2020

KURT - Dein Magazin für Gifhorn Ausgabe April/Mai 2020

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Essen & Trinken<br />

Essen & Trinken<br />

Liebe auf Türkisch:<br />

Das Cappu verführt<br />

<strong>KURT</strong>s Gastro-Serie: Noch vor der Corona-Zwangspause ging‘s ins Cappu Bistro<br />

Wir leben in schwierigen Zeiten. Aus Versorgungsstopp-Angst sind<br />

Vollkorn-Fusilli und ja!-Penne eine eiserne Reserve geworden. Man<br />

könnte meinen, so wie einst jedem Geldschein ein Körnchen Gold<br />

gegenüberstand, sei nun die lose Nudel das Richtobjekt. Menschen<br />

nahe der geistigen Totalauflösung sitzen heute auf Bergen von Nudeln,<br />

während andere mal wieder nichts abbekommen. Es hat sich<br />

also nicht viel verändert, das allgemein anerkannte Verteilungsproblem<br />

hat Bestand, es äußert sich in diesen Tagen bloß anders. Das<br />

Tragische daran: Die Nudel wird nicht mehr geschätzt, so wie das<br />

Essen allgemein nicht mehr geschätzt wird. Steinzeit-Renaissance,<br />

wo das Nahrungsmittel zum Zweck und dessen Zubereitung zur<br />

Zweckhandlung verkommt. Lazy cooking at it‘s best – or worst.<br />

Von Malte Schönfeld<br />

Noch bevor die Bundesregierung<br />

wegen der Corona-<br />

Pandemie die Gaststättenbetreiber<br />

auf ihre Arbeit als<br />

Bringdienst oder Abholstation<br />

minimierte, entschieden<br />

meine Begleitung und ich<br />

uns dazu, uns der auf unbestimmte<br />

Zeit angeordneten<br />

Going-Out-Apokalypse<br />

mit positivem<br />

Trotz gegenüberzustellen<br />

und vorerst ein letztes<br />

Mal auszugehen.<br />

Über das schöne<br />

Kopfsteinpflaster des<br />

Gifhorner Marktplatzes<br />

erreichen wir also das Cappu<br />

Bistro, in der großen Fensterfront<br />

spiegelt sich der Frühling.<br />

Drinnen begrüßt uns<br />

– auf Abstand, aber dennoch<br />

mit sonnigem Lächeln – Fatih<br />

Kilic. Gastronom, Politiker,<br />

Menschenfreund. Wer Fatih<br />

beschreibt, beschreibt auch<br />

das kurz gerufene Cappu, denn<br />

selbst wenn der Hausherr mal<br />

nicht im Lokal weilt, ist er<br />

immer da. Das liegt vor allem<br />

daran, dass Fatih ein ausgezeichneter<br />

Gesprächspartner<br />

ist, und in dem Moment, wo<br />

man das Cappu betritt, ploppen<br />

immer wieder Erinnerungsstücke<br />

auf. Unterhaltungen<br />

mit Fatih lockern den Tag<br />

auf, geben ihm eine beiläufige<br />

Seriosität. Selten spricht er<br />

über negative Dinge, in allem<br />

sieht Fatih etwas Positives.<br />

Sein optimistischer Charakter<br />

hellt damit auch das Cappu an<br />

sich auf.<br />

Meine Begleitung und ich<br />

stöbern durch die Karte. „Was<br />

darf es denn sein?“, fragt die<br />

freundliche Bedienung. Tja,<br />

eine gute Frage, denn das<br />

größte Problem im Cappu<br />

ist, sich für eines der vielen<br />

herausragenden Gerichte<br />

zu entscheiden. Unsere<br />

Wahl fällt auf die türkische<br />

Linsensuppe als<br />

Vorspeise, zum Hauptgang<br />

nimmt meine Be-<br />

Cremige Vorspeise mit Punch:<br />

Die Linsensuppe kommt mit<br />

Weißbrot und Zitronenschnitt.<br />

Samtiger Rotwein und rustikaler Anadolu-Käse: Im Cappu verführt Inhaber Fatih Kilic <strong>KURT</strong>-Gourmet Malte.<br />

gleitung die Pizza Vegetaria,<br />

ich dagegen den Anadolu-Käse,<br />

dazu ein Glas Rotwein, das<br />

in der politisch heiklen Lage<br />

Halt geben soll.<br />

Nach kurzer Wartezeit trifft<br />

die Suppe ein, strengstens zu<br />

empfehlen. Weißbrot ist beigelegt,<br />

genauso ein Zitronenschnitt,<br />

dessen feine Spritzigkeit<br />

der cremigen Suppe einen<br />

Punch verleiht. Ideal für die<br />

kälteren Monate, oder eben<br />

für zwischendurch, denn im<br />

Cappu herrscht ein heiteres<br />

Kommen und Gehen, und es<br />

gibt Gäste, die sich in eine Wochenzeitung<br />

vertiefen, genauso<br />

wie die kleinen Grüppchen,<br />

die sich ihre Alltagssorgen von<br />

der Seele plaudern. Draußen<br />

sitzen zwei junge Frauen und<br />

ein Typ, sie rauchen. Irgendwie<br />

ist das alles sehr parisien,<br />

und das gefällt.<br />

Direkt im Anschluss treffen<br />

die großen Mahlzeiten ein,<br />

groß trifft in diesem Falle auch<br />

den Geschmack: Auf der Pizza<br />

thronen frische Paprika, <strong>Mai</strong>s,<br />

Zwiebeln und Champignons,<br />

und meine Begleitung hebt<br />

dazu hervor, dass auch der<br />

Teig – häufig unterschätzt –<br />

vorzüglich ist. Außen knackig,<br />

innen fluffig. Wer möchte, kann<br />

zu einem kleinen Aufpreis natürlich<br />

auch noch anderen<br />

Belag hinzufügen. Wem also<br />

der Geschmack nach Artischocken,<br />

Ananas oder Lachs<br />

steht, braucht bloß zu fragen.<br />

Ich dagegen bin frei von<br />

Wünschen, denn der Anadolu-Käse<br />

ist sicherlich einer<br />

der besten Ofenkäse in und<br />

um Gifhorn. Angerichtet in<br />

einer rustikalen Auflaufform,<br />

umgeben von aromatischem<br />

Knoblauchöl. Die anatolische<br />

Zubereitung des Schafskäse<br />

führt einen in die faszinierende<br />

Ecke türkischer Kochkunst:<br />

Hier wird der Knoblauch »<br />

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