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KURT April/Mai 2020

KURT - Dein Magazin für Gifhorn Ausgabe April/Mai 2020

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Ausgabe April/Mai 2020

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Theater<br />

Theater<br />

Appell der Bühnenfreunde:<br />

Bitte geben Sie Karten nicht zurück<br />

So kann jeder etwas für den Erhalt der Theaterensembles tun – Ein Gastbeitrag<br />

Nicht nur die Gifhorner Stadthalle hat geschlossen – allerorten sind<br />

die Spielstätten nun erst mal dicht. Die Eindämmung der Corona-<br />

Pandemie bringt nicht nur das Geschäftsleben, sondern auch weite<br />

Teile des Kulturbetriebs zum Erliegen. Je länger dieser Zustand anhält,<br />

desto bedrohlicher wird es auch für die Existenz von Künstlern<br />

und Ensembles – vor allem für jene, die davon leben müssen. In einem<br />

Gastbeitrag schildert Peter Futterschneider (54) vom Gifhorner<br />

Theaterverein, welche Folgen das für Amateur- wie auch Profi-Bühnen<br />

haben könnte – und wie das Publikum jetzt selbst helfen kann.<br />

Von Peter Futterschneider<br />

Das Amateurtheater mit seinen<br />

geschätzt zwischen 2500<br />

und 3000 Bühnen in Deutschland,<br />

Österreich und der<br />

Schweiz ist eine feste Größe<br />

unseres Kulturangebotes, das<br />

jedes Jahr vielen Menschen<br />

vergnügliche Augenblicke bereitet.<br />

Darüber hinaus führt es<br />

Menschen von 5 bis 85 Jahren,<br />

von unterschiedlicher Herkunft<br />

und Hautfarbe und<br />

mit ganz vielfältigen Fähigkeiten<br />

zusammen, um<br />

gemeinsam auf ein Ziel<br />

hinzuarbeiten, nämlich<br />

den Zauber der<br />

Bühne zu erschaffen.<br />

Peter Futterschneider ist<br />

beim Gifhorner Theaterverein<br />

meist hinter den<br />

Kulissen aktiv. 2017 stand er<br />

in „Der letzte Amtmann“ aber<br />

auch mal selbst auf der Bühne.<br />

Die Corona-Krise trifft<br />

uns Kulturfreunde hart. Ich<br />

selbst bin auch als Autor unterwegs,<br />

stecke aber viel mehr<br />

Zeit in mein Theaterhobby,<br />

dem ich mich seit 1995 im<br />

Theaterverein Gifhorn von<br />

1891 widme. Mit Bedauern<br />

registrierte ich die ersten Absagen<br />

von Aufführungen der<br />

Bühnen aus Österreich und<br />

der Schweiz. Dann folgten die<br />

Absagen in Deutschland...<br />

Man hat vier bis fünf Monate<br />

geprobt, sogar die Kulisse<br />

aufgebaut – und dann kann<br />

man nicht aufführen. Natürlich<br />

hat uns Bühnen immer<br />

auch die Angst begleitet, dass<br />

mal ein Termin ausfällt, weil<br />

ein Hauptdarsteller erkrankt.<br />

Das kennen wir. Aber die momentane<br />

Entwicklung hat sich<br />

niemand von uns ausgemalt.<br />

Der Theaterverein Gifhorn<br />

kam eigentlich noch glimpflich<br />

davon, durften wir unser<br />

diesjähriges Stück „Pension<br />

Schöller“ immerhin dreimal<br />

zeigen, bevor wir die letzten<br />

beiden Aufführungen absagen<br />

mussten. Aber auch die Absagen<br />

trafen uns, war darunter<br />

doch der Höhepunkt der<br />

Saison, die Vorstellung in der<br />

hiesigen Stadthalle vor mehr<br />

als 400 Zuschauern unter<br />

profihaften Bedingungen.<br />

Ob wir dies nachholen<br />

können, wird momentan<br />

noch geprüft.<br />

Jetzt stockt alles.<br />

Die Märchenproben<br />

können nicht anlaufen.<br />

Das Märchen gegen<br />

Jahresende halte<br />

ich nicht für gesichert.<br />

Was kommt auf uns zu?<br />

Möglicherweise ein Zuschauerschwund?<br />

Auch wenn<br />

„Lachen bis der Arzt kommt“ hieß das Stück des hiesigen Theatervereins zum Gifhorner Altstadtfest im vergangenen<br />

Sommer – nach Lachen ist den meisten angesichts der Corona-Folgen nun jedoch weniger zumute.<br />

die Maßnahmen gelockert<br />

werden sollten, so glaube ich<br />

doch, dass sich möglicherweise<br />

einiges ändert. Ältere Leute<br />

werden aus Angst vor Ansteckung<br />

vielleicht unsere Veranstaltungen<br />

meiden. Müssen<br />

sich die Zuschauerreihen<br />

durch Abstandsregeln lichten?<br />

Wir Amateurbühnen sind derzeit<br />

unseres Hobbys beraubt.<br />

Doch viel schlimmer trifft es<br />

Berufsbühnen und diejenigen<br />

unter uns Theaterfreunden,<br />

die damit ihren Broterwerb<br />

betreiben. Wie sollen sie über<br />

die Runden kommen? Seien es<br />

Bühnen, freiberufliche Theaterpädagogen<br />

und die vielen<br />

anderen Hauptberufe und Nebenerwerbe<br />

in dem Sektor.<br />

Was ich mir als Theaterfreund<br />

wünsche? Vielleicht<br />

findet sich nach dieser Krise<br />

der eine oder andere neue<br />

Theaterfreund, der uns im<br />

Theaterverein Gifhorn unterstützt.<br />

Schauspieler haben wir<br />

momentan eine ganze Menge,<br />

die wir auch früher oder später<br />

wieder auf unser Publikum<br />

loslassen werden.<br />

Besonders würden wir uns<br />

aber über Engagierte freuen,<br />

die bereit sind, sich an den<br />

Aufführungstagen ganztägig<br />

für Bühnenbau, Licht- und<br />

Tontechnik zur Verfügung zu<br />

stellen. Das gilt auch für viele<br />

andere Amateurbühnen.<br />

Ich glaube, vielen von uns<br />

wird nun bewusst, dass es im<br />

Zweifelsfall eben nicht um höher,<br />

schneller oder weiter geht,<br />

sondern um das Gemeinwohl,<br />

zu dem auch ein funktionierendes<br />

Vereinswesen beiträgt.<br />

Und wenn Sie Karten für<br />

Aufführungen gekauft haben,<br />

die jetzt ausgefallen sind:<br />

Warten Sie bitte, ob es einen<br />

Ersatztermin gibt und ob Sie<br />

diesen wahrnehmen können.<br />

Die Karten können später<br />

immer noch rückabgewickelt<br />

werden. Und sollten Sie sich<br />

es finanziell leisten können,<br />

vielleicht verzichten Sie auf<br />

die Rückerstattung. Das wäre<br />

Ihr Beitrag dazu, dass die<br />

Kulturlandschaft durch die<br />

Corona-Krise nicht zu sehr<br />

ausgedünnt wird. Das kulturelle<br />

Angebot ist etwas, das<br />

unser Leben in Deutschland<br />

lebenswert macht.<br />

Allen Theaterschaffenden,<br />

sei es Amateur oder Profi,<br />

wünsche ich, dass sie die<br />

nächsten Wochen und Monate<br />

gesund überstehen. Das gilt<br />

natürlich auch für alle <strong>KURT</strong>-<br />

Leser und alle Gifhorner. Das<br />

ist das, was im Moment zählt.<br />

Und was das Theater angeht:<br />

Diese Krise wird überwunden.<br />

Wir werden uns die<br />

Bühne zurückerobern!<br />

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