PROMAGAZIN Mai 2020
Unsere Themen der Mai-Ausgabe: Heilbronn-Franken digital, PROWIRTSCHAFT Neustart, Bewerbung erwünscht: Initiative Zukunft
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WIRTSCHAFT | Verpacker<br />
Verpacker | WIRTSCHAFT<br />
Verpackungen, die Hygiene und Schutz des Inhalts gewährleisten, sind insbesondere bei Medizinprodukten notwendig.<br />
Aber auch zahlreiche weitere Produkte des täglichen Bedarfs benötigen eine schützende Verpackung.<br />
Unverzichtbar: Verpackungen<br />
Produkte, aber auch Rohstoffe und Materialien für die Industrie<br />
benötigen Schutz und müssen transport- sowie lagerfähig sein. Von<br />
zentraler Bedeutung dafür ist ein Werkzeug, dass uns oft erst dann<br />
auffällt, wenn es seinen Dienst geleistet hat: die Verpackung.<br />
Von Kim Cheng<br />
Zu den traditionellen Aufgaben<br />
der Verpackung, zu denen Schutz<br />
und Sicherheit, Bewahrung von<br />
Frische, Qualität und Hygiene sowie<br />
Lager- und Transportfähigkeit gehören,<br />
gesellen sich regelmäßig neue Anforderungen.<br />
Denn die Verpackung<br />
muss als Symbiont des Produkts wandelbar<br />
sein und sich den jeweiligen<br />
kulturellen, soziologischen, ökonomischen<br />
und technologischen Entwicklungen<br />
stellen.<br />
Nicht zufällig beherrschen deshalb<br />
zwei Game-Changer-Themen die<br />
Trends und Innovationen der letzten<br />
Jahre: Nachhaltigkeit und Digitalisierung.<br />
Sie mögen aktuell durch die Corona-Pandemie<br />
überlagert werden, in<br />
ihrer Substanz bleiben sie entscheidend<br />
für die Zukunft. Digitalisierung<br />
und Nachhaltigkeit stehen daher auch<br />
im Zentrum des Deutschen Verpackungskongresses,<br />
der am 23. September<br />
<strong>2020</strong> entweder analog in Berlin<br />
oder digital stattfinden wird.<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Im Bereich Nachhaltigkeit sind die Erwartungen<br />
der Verbraucher in den<br />
letzten Jahren enorm gestiegen. Das<br />
Foto: Adobe Stock/industrieblick<br />
belegen auch unsere repräsentativen<br />
Umfragen, die wir jährlich durchführen<br />
lassen. Nicht zuletzt die starke Vernetzung<br />
der Konsumenten in den Sozialen<br />
Medien sorgt dafür, dass die<br />
Mobilisierung der Verbraucher ganz<br />
andere Ausmaße annimmt, als beispielsweise<br />
zu Zeiten der ersten Umweltdebatten<br />
Anfang der 1990er Jahre.<br />
Die Industrie arbeitet schon sehr<br />
lange und kontinuierlich an Umweltthemen.<br />
Seit der ersten Verpackungsverordnung<br />
1991 ist der ökologische<br />
Aspekt nie verloren gegangen. Was<br />
sich verändert hat, sind die Schwerpunkte.<br />
So ging es bis vor wenigen Jahren<br />
vor allem darum, den Energie- und<br />
Materialeinsatz zu minimieren. In der<br />
aktuellen Debatte um Nachhaltigkeit<br />
ist nun der Kunststoff und das Thema<br />
Kreislaufwirtschaft beziehungsweise<br />
Recycling ins Zentrum gerückt.<br />
Der Gedanke hinter der Kreislaufwirtschaft:<br />
Nur, wenn wir Produkte<br />
– und hier ist die Verpackung traditionell<br />
der Pionier – zu 100 Prozent stofflich<br />
wiederverwerten können, können<br />
wir den gordischen Knoten aus stetig<br />
steigender Weltbevölkerung, stetig<br />
steigendem Konsum und stetig wachsender<br />
Umweltbelastung lösen.<br />
Speziell für den Kunststoff sind<br />
das Recycling und die Kreislaufwirtschaft<br />
der scheinbar einzige Weg, sein<br />
negatives Umweltimage zu verlieren.<br />
Bis die Kunststoff-Kreisläufe geschlossen<br />
sind, wird der aktuell sehr starke<br />
Trend zur Verminderung oder der<br />
kompletten Substitution von Kunststoff<br />
durch andere Packmittel, meist<br />
Papier und Karton, teilweise auch Glas<br />
und Metall, bestehen bleiben. Die Verwendung<br />
von Kunststoff-Rezyklat war<br />
bereits im letzten Jahr ein Trend, wenn<br />
auch insgesamt noch auf geringem Niveau.<br />
Ein Knackpunkt bei der Verwendung<br />
von Rezyklat ist auch, dass die<br />
Materialien erst auf ihre Sicherheit geprüft<br />
und von den entsprechenden<br />
staatlichen oder europäischen Stellen<br />
freigegeben werden müssen. Das ist<br />
speziell für Lebensmittelverpackungen<br />
ein wichtiger Punkt.<br />
Der Aspekt der Kreislauffähigkeit<br />
als übergeordneter Meta-Trend führt<br />
Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke<br />
Codes auf Verpackungen bieten Konsumenten zusätzliche Informationen zum<br />
Produkt und digitale Mehrwertdienste wie Rezepte oder Gewinnspiele.<br />
auch zu einem vermehrten Einsatz von<br />
Monomaterial beziehungsweise Einstofflösungen.<br />
Wichtiger als die Menge<br />
oder die Art des verwendeten Packstoffes<br />
ist hierbei, dass die Verpackung<br />
zu 100 Prozent recycelbar ist – und<br />
zwar nicht nur theoretisch, sondern<br />
praktisch und umsetzbar. Verpackungen,<br />
die nur aus einem einzigen Material<br />
oder einer einzigen Art Kunststoff<br />
bestehen, lassen sich im Recyclingprozess<br />
einfacher und eindeutiger detektieren,<br />
sortieren und wiederverwerten.<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Die digitale Transformation, die längst<br />
alle Lebens- und Produktionsbereiche<br />
umfasst, kann zu einem wichtigen<br />
Werkzeug zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele<br />
werden. Die Möglichkeiten<br />
reichen von der Markierung von<br />
Materialien, damit diese im Zuge der<br />
Wiederverwertung leicht detektiert<br />
und getrennt werden können, bis hin<br />
zur Organisation und dem Handel von<br />
Rezyklat über digitale Plattformen.<br />
Wichtige und spannende Optionen<br />
ermöglicht die Digitalisierung der<br />
Verpackung auch in Bezug auf Transparenz<br />
und Kontrolle entlang der Lieferketten,<br />
bei Effizienzsteigerungen in<br />
Logistik und Transport oder als zentrales<br />
Organisations- und Informationselement<br />
im Rahmen von Industrie 4.0.<br />
Die Verpackung wird hier über entsprechend<br />
integrierte, digital auswertbare<br />
Codes zur Schnittstelle.<br />
Auf die gleiche Weise entwickelt<br />
sich die Verpackung auch zu einem<br />
Eckstein für die Information und Kommunikation<br />
von Handel und Markenherstellern<br />
mit Konsumenten. In einem<br />
„Internet of Packaging“ erreichen<br />
Verpackungen beispielsweise über<br />
aufgebrachte Codes die Smartphones<br />
der Verbraucher und dienen als<br />
Schnittstelle zu digitalen Mehrwertdiensten,<br />
seien es Rezepte, Produktinformationen,<br />
Gewinn spiele, persönliche<br />
Grußbotschaften von Konsument<br />
zu Konsument, medizinische Tagebücher,<br />
Einnahmekontrollen zur Therapietreue,<br />
Imagekampagnen oder vieles<br />
andere mehr.<br />
Zur Person<br />
Kim Cheng ist Geschäftsführerin<br />
des<br />
Deutschen Verpackungsinstituts e.V.<br />
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<strong>Mai</strong> <strong>2020</strong><br />
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