architektur Fachmagazin Ausgabe 4 2020
architektur Fachmagazin Ausgabe 420
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
48<br />
Bildung & Kultur<br />
Die Opernhalle ist von – in verschiedenen warmen<br />
Grautönen angefertigten – Keramikteilen geprägt<br />
und kombiniert 13 unterschiedliche florale Motive zu<br />
einem 3.000 m² großen Muster aus Jasminzweigen.<br />
Die komplexen seitlichen Wände der Halle sind dermaßen<br />
gestaltet, dass sämtliche seitlich gerichteten<br />
Reflexionen in Richtung Parterre und der anderen<br />
Balkone vermieden werden. Konvexe und konkave<br />
Formen wirken hier wie effiziente Reflektoren, die<br />
gleichzeitig unerwünschte Halleffekte durch ihre<br />
gekurvte Geometrie unterbinden. Die Bühnenwände<br />
sind auch speziell entworfen – sie kombinieren Lautsprecher<br />
und großformatige Beleuchtungsanlagen<br />
mit effizienten Absorberzonen. Gemeinsam mit den<br />
Reflektorflächen über dem Orchestergraben sichert<br />
das eine perfekte Projektion des Tones von der Bühne<br />
in Richtung der Zuschauer. Durch die Verlegung<br />
der verwendeten, sechseckigen Keramikfliesen<br />
konnte man die doppelt gekurvte Oberfläche relativ<br />
gut in den Griff bekommen, obwohl es evident ist,<br />
dass zweidimensionale Muster eine derartige Geometrie<br />
nicht völlig bedecken können. Dort wo das<br />
Muster „ausreißt“, hat man mit einzelnen Fliesen –<br />
in genauer Abstimmung mit dem Designteam – die<br />
Spalten gefüllt.<br />
In der Konzerthalle wiederum waren eine reiche Resonanz<br />
und eine wirklichkeitsgetreue, musikalische<br />
Klarheit – durch die Optimierung sämtlicher Reflexionsflächen<br />
– gefordert. Zwei in verschiedenen<br />
Ebenen konvex gebogene Wände umgeben Orchester<br />
und Zuhörer, sie erzeugen eine Menge von sich<br />
seitlich entwickelnden Schallwellen. Die Kurvatur<br />
und Neigung jedes Wandelementes ist genau nach<br />
den akustischen Ergebnissen berechnet und ausgerichtet.<br />
Bestimmte Zonen der Wände sind mit einem<br />
diffusen Muster aus dreidimensional herausragenden<br />
Fliesen bedeckt. Diese Unregelmäßigkeit bricht die<br />
Schallwellen, macht Echos sanfter und vermeidet<br />
Nachhalleffekte.<br />
Das zweite, schalltechnisch interessante Material findet<br />
sich in der Multifunktionshalle, die für 700 Besucher<br />
ausgelegt ist. Ihre Wände sind mit CNC gefrästen,<br />
soliden Bambusblöcken verkleidet, diese haben<br />
eine spezielle, akustische wirksame Formgebung und<br />
Oberfläche. Auch in den anderen Bereichen fällt die<br />
stringente und fast ausschließliche Verwendung von<br />
Bambus und Keramik auf. Und so entsteht ein durchgehender<br />
Eindruck einer freundlichen, warmen Atmosphäre<br />
mit hervorragenden Hörerlebnissen. •