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architektur Fachmagazin Ausgabe 4 2020

architektur Fachmagazin Ausgabe 420

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

52<br />

Bildung & Kultur<br />

Die Transformation des Qasr Al Hosn-Geländes umfasst<br />

einen 140.000 m² großen Kulturpark, der das<br />

Fort und die Cultural Foundation umgibt – sie ist seit<br />

den 1980er Jahren denkmalgeschützt. Zusammen<br />

mit der Al Musallah Prayer Hall stehen nun auf dem<br />

Areal zwei Gebäudetypen, die sowohl das historische<br />

Erbe wie auch die moderne Zeit in Abu Dhabi repräsentieren.<br />

Der Masterplan greift diese Dualität auf<br />

und teilt das annähernd quadratische Gelände diagonal<br />

in zwei kontrastierende Landschaften. Auf der<br />

einen Seite befindet sich die flache, offene und sanfte<br />

Wüstenlandschaft, welche das Fort als frei stehende<br />

Landmark etabliert – und zwar auf einer Sandfläche,<br />

so wie es die Menschen seit dem 18. Jahrhundert<br />

vom Meer her, durch die Wüste kommend, wahrgenommen<br />

haben. Das war die Zeit, bevor die moderne<br />

Stadt in der Wüste explosionsähnlich entstand. Auf<br />

der anderen Seite findet man eine befestigte, gepflasterte<br />

Ebene mit intensiver Bepflanzung rund um<br />

die Cultural Foundation und der Al Musallah Prayer<br />

Hall, sie verbindet die Wüste mit der Rasterstruktur,<br />

der sie umgebenden modernen Stadt.<br />

Das Design dieser modernen Struktur ist von den<br />

Trocknungsrissen in der Wüstenerde und in den umgebenden<br />

Salzseen inspiriert: Unregelmäßig geformte<br />

Flächen, polygonal ausgebildet, erstrecken sich<br />

entlang der Diagonalen und werden in der nordöstlichen<br />

Ecke zu dreidimensionalen Körpern. Wie seltsame<br />

Diamanten wachsen diese aus dem Sand und<br />

dem Untergrund und formen die Räume der Musallah.<br />

Ihre an Sand erinnernden Oberflächen wirken vor<br />

dem Hintergrund der von den verschiedensten Stararchitekten<br />

errichteten Skyline fast anachronistisch.<br />

Öffnungen sind in den Körpern kaum zu erkennen, lediglich<br />

aus der Luft kann man Lichtöffnungen in den<br />

„Dachflächen“ erkennen.<br />

Die Formen dieser Sanddiamanten vermitteln einen<br />

Übergang zwischen der Wüste und dem städtischen<br />

Raum. Langsam steigen ihre Dimensionen in die<br />

Höhe, wobei die gesamte Anlage jedoch in der Erde,<br />

respektive in der davor liegenden Wasserfläche versenkt<br />

ist. Betreten wird der Komplex von der Stadtseite<br />

her. Und wenn man zwischen den „Felsen“ und<br />

Pfaden langsam zum Eingang schreitet, tritt der Lärm<br />

und die Geräuschkulisse der Stadt ebenso langsam<br />

in den Hintergrund. In dieser Übergangszone ändert<br />

sich der Raum von ebenen Flächen zu langsam ansteigenden<br />

Schrägen und wächst so schrittweise<br />

in das Gebäude hinein. Alle Komponenten, von den<br />

Sitzflächen bis zur tatsächlichen Architektur, verschmelzen<br />

mit dem Park, um wie eine Naturlandschaft<br />

zu erscheinen. So tritt diese Architektur in<br />

ihrer Wichtigkeit zurück und lässt das Fort und die<br />

Cultural Foundation, als die zwei Hauptattraktionen<br />

am Gelände, visuell unangetastet.<br />

Die vielen polygonalen Körper sind miteinander verbunden<br />

und allesamt wie eine Höhle halb in die Wasserfläche<br />

gedrückt. Die Musallah Gebetshalle steht im<br />

Wasser, um ohne Mauern eine Barriere gegen die Außenwelt<br />

zu bekommen. So werden Ruhe, Intimität und<br />

Abgeschlossenheit für die Gebete gesichert. Gleichzeitig<br />

ist das Wasser ein Symbol für die Reinigung<br />

und fließt um und teilweise auch durch den Komplex<br />

hindurch. Die einzelnen Bereiche der Architektur sind<br />

durch Glasgänge miteinander verbunden und diese<br />

lichterfüllten Übergänge über die Wasserflächen<br />

reinigen symbolisch wieder die Nutzer während des<br />

Durchschreitens von einem Bereich in den nächsten.<br />

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