der-Bergische-Unternehmer_06:2020
Das Wirtschaftsmagazin für das Bergische und den Kreis Mettmann
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IM FOKUS AM BESTEN GESUND
Deutschland stationär therapieren zu lassen. Daraus
folgt unter anderem eine starke Auslastung
der verfügbaren Krankenhausbetten – übrigens
die höchste Anzahl pro Person in Europa.
Auch macht es keinen Sinn, den Patienten durch
überbordende Diagnostik oder Therapie zu belasten,
deren Nutzen dahingestellt sei. Vielfach werden
teure Anwendungen eingesetzt oder sogar
kostspielige Operationen durchgeführt, obwohl
andere, preisgünstigere Verfahren genauso gut
helfen würden.
Fazit: Wenn alle Patienten immer nur in der Einrichtung
behandelt würden, wo es medizinisch
sinnvoll ist, wäre schon viel gewonnen. Denn ein
kranker Mensch hat nichts davon, vom Generalisten
über den Spezialisten ans Krankenhaus weitergereicht
zu werden, wenn an den drei Stellen
die gleiche Untersuchung und keine weiterführende
Behandlung stattfinden.
Kein Medikament gegen
Arzneimittelpreise
Zu den zahlreichen Profiteuren, die am deutschen
Gesundheitssystem verdienen, gehört sicherlich
auch die Pharmaindustrie. Unterstützt von einer
mächtigen Lobby, haben sie ein gewichtiges Wort
bei der politischen Entscheidungsfindung mitzureden.
So dürfen beispielsweise die Pharmahersteller
die Preise für ihre Produkte selbst bestimmen,
während anderswo die Arzneimittelpreise
meist staatlich reguliert werden. Dies erklärt,
weshalb wir im benachbarten Ausland für ein und
dasselbe Medikament oft deutlich weniger bezahlen
müssen als hier.
Politiker, die das Banner der Reformen vor sich
hertragen, brauchen einen langen Atem, Standfestigkeit
und Überzeugungskraft. Denn es gibt viel
zu tun, um aus unserem kränkelnden Gesundheitswesen
ein gesundes, stabiles System zu machen.
Text: Brigitte Waldens
Fotos: Uni Wuppertal, Shutterstock
Prof. Dr. Hendrik Jürges
Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insb. Gesundheitsökonomik
an der Uni Wuppertal
Klartext aus der Wissenschaft
Als Leiter des Bachelor-Studiengangs „Gesundheitsökonomie
und -management“ an der Uni
Wuppertal beschäftigt sich Professor Dr. Hendrik
Jürges sozusagen von Berufs wegen mit dem Zustand
des deutschen Gesundheitssystems. Seine
Statements zum Thema geben Einblick über den
aktuellen Handlungsbedarf.
Kosten und Effizienz
„Tatsächlich sind die Preise für medizinische Leistungen
hierzulande nicht gerade niedrig. Dies
liegt unter anderem daran, dass die Anzahl der
Arztbesuche pro Kopf und die Fallzahlen in den
Krankenhäusern sehr hoch sind. Dies bedeutet jedoch
nicht, dass hier im internationalen Vergleich
besonders viel Geld verschwendet wird. Überall
in der Welt gibt es solche ‚Ineffizienzen‘ im Gesundheitssystem
– mit jeweils unterschiedlichen
Ursachen.“
Gewinnoptimierung durch
Vielfachuntersuchungen
„Es ist das gute Recht jedes Arztes und jedes
Krankenhauses, mit seiner Arbeit Geld verdienen
zu wollen. Allerdings fehlt die erforderliche Koor-
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