10.06.2020 Aufrufe

der-Bergische-Unternehmer_06:2020

Das Wirtschaftsmagazin für das Bergische und den Kreis Mettmann

Das Wirtschaftsmagazin für das Bergische und den Kreis Mettmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

IM FOKUS AM BESTEN GESUND

Deutschland stationär therapieren zu lassen. Daraus

folgt unter anderem eine starke Auslastung

der verfügbaren Krankenhausbetten – übrigens

die höchste Anzahl pro Person in Europa.

Auch macht es keinen Sinn, den Patienten durch

überbordende Diagnostik oder Therapie zu belasten,

deren Nutzen dahingestellt sei. Vielfach werden

teure Anwendungen eingesetzt oder sogar

kostspielige Operationen durchgeführt, obwohl

andere, preisgünstigere Verfahren genauso gut

helfen würden.

Fazit: Wenn alle Patienten immer nur in der Einrichtung

behandelt würden, wo es medizinisch

sinnvoll ist, wäre schon viel gewonnen. Denn ein

kranker Mensch hat nichts davon, vom Generalisten

über den Spezialisten ans Krankenhaus weitergereicht

zu werden, wenn an den drei Stellen

die gleiche Untersuchung und keine weiterführende

Behandlung stattfinden.

Kein Medikament gegen

Arzneimittelpreise

Zu den zahlreichen Profiteuren, die am deutschen

Gesundheitssystem verdienen, gehört sicherlich

auch die Pharmaindustrie. Unterstützt von einer

mächtigen Lobby, haben sie ein gewichtiges Wort

bei der politischen Entscheidungsfindung mitzureden.

So dürfen beispielsweise die Pharmahersteller

die Preise für ihre Produkte selbst bestimmen,

während anderswo die Arzneimittelpreise

meist staatlich reguliert werden. Dies erklärt,

weshalb wir im benachbarten Ausland für ein und

dasselbe Medikament oft deutlich weniger bezahlen

müssen als hier.

Politiker, die das Banner der Reformen vor sich

hertragen, brauchen einen langen Atem, Standfestigkeit

und Überzeugungskraft. Denn es gibt viel

zu tun, um aus unserem kränkelnden Gesundheitswesen

ein gesundes, stabiles System zu machen.

Text: Brigitte Waldens

Fotos: Uni Wuppertal, Shutterstock

Prof. Dr. Hendrik Jürges

Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insb. Gesundheitsökonomik

an der Uni Wuppertal

Klartext aus der Wissenschaft

Als Leiter des Bachelor-Studiengangs „Gesundheitsökonomie

und -management“ an der Uni

Wuppertal beschäftigt sich Professor Dr. Hendrik

Jürges sozusagen von Berufs wegen mit dem Zustand

des deutschen Gesundheitssystems. Seine

Statements zum Thema geben Einblick über den

aktuellen Handlungsbedarf.

Kosten und Effizienz

„Tatsächlich sind die Preise für medizinische Leistungen

hierzulande nicht gerade niedrig. Dies

liegt unter anderem daran, dass die Anzahl der

Arztbesuche pro Kopf und die Fallzahlen in den

Krankenhäusern sehr hoch sind. Dies bedeutet jedoch

nicht, dass hier im internationalen Vergleich

besonders viel Geld verschwendet wird. Überall

in der Welt gibt es solche ‚Ineffizienzen‘ im Gesundheitssystem

– mit jeweils unterschiedlichen

Ursachen.“

Gewinnoptimierung durch

Vielfachuntersuchungen

„Es ist das gute Recht jedes Arztes und jedes

Krankenhauses, mit seiner Arbeit Geld verdienen

zu wollen. Allerdings fehlt die erforderliche Koor-

46 www.bvg-menzel.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!