Emsblick-Haren_Heft51_web
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STADTGESPRÄCH<br />
der Göttlichen Vorsehung aus Münster.<br />
Der <strong>Haren</strong>er Bürgermeister bedankte sich<br />
bei der Gleichstllungsbeauftragten Annnegret<br />
Schepers und den Mitgliedern des<br />
Arbeitskreises, den FrauenORTs Schwester<br />
Kunigunde in <strong>Haren</strong> initiert zu haben. „Von<br />
Beginn an war sie die treibende Kraft“, lobte<br />
er die Gleichstellungsbeauftagte. Schepers<br />
habe Interviews mit Zeitzeugen geführt<br />
und auf der Suche nach Fotos in unzähligen<br />
Alben geblättert. So sei <strong>Haren</strong> zum<br />
40. FrauenORT der landesweiten Initiative<br />
Frauenorte Niedersachsen geworden, die<br />
seit 2008 erfolgreich Spurensuche zu bemerkenswerten<br />
Frauen der niedersächsischen<br />
Geschichte betreibt.<br />
Eröffnung des FrauenORTes<br />
Schwester Kunigunde<br />
Mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung ist am 17. Mai der FrauenORT<br />
Schwester Kunigunde eröffnet worden. Im Mittelpunkt stand das Leben und<br />
Wirken der Schwester Kunigunde (1914-1999), bürgerlich Theresia Schepers,<br />
vom Orden der Göttlichen Vorsehung. Mit 22 Jahren übernahm sie die Leitung<br />
des Kindergartens St. Elisabeth in <strong>Haren</strong>. Während ihrer Tätigkeit trug sie dazu<br />
bei, die Einrichtung eines nationalsozialistischen Kindergartens in <strong>Haren</strong> zu verhindern<br />
und somit die Vermittlung christlicher Werte an die Kinder zu sichern.<br />
„Es freut mich sehr, dass wir ein Jubiläum<br />
feiern“, gratulierte Dr. Uta Maritta<br />
Biermann im Namen des Ministeriums.<br />
Schwester Kunigunde war nach ihren Worten<br />
eine Vorreiterin für das, was man heute<br />
als „Frühkindliche Bildung“ versteht. Marion<br />
Övermöhle-Mühlbach sprach im Namen<br />
des Landesfrauenrates. „Der FrauenORT<br />
Schwester Kunigunde steht exemplarisch<br />
für die Frauen, die geleitet von ihrem christlichen<br />
Glauben, in zahlreichen Aufgabenfeldern<br />
der Sozialen Arbeit tätig sind und mit<br />
ihrem persönlichem Einsatz Menschen<br />
haupt- und ehrenamtlich unterstützen“,<br />
betonte sie.<br />
Dr. Maria Anna Zumholz, stellvertretende<br />
Leiterin der Arbeitsstelle für Katholizismusund<br />
Widerstandsforschung der Universität<br />
Um ein sichtbares Zeichen gegen das Nazi-Regime<br />
zu setzen, beauftragte sie trotz<br />
des Verbots einen Bildhauer aus Lathen,<br />
eine Schutzengelgruppe anzufertigen und<br />
an der Kindergartenaußenwand in einer<br />
Fensternische einzuarbeiten. „Bei jedem<br />
Schritt, bei jedem Tritt, geh du mein guter<br />
Engel mit“, so die Aufschrift, die bis heute<br />
unter der Skulptur an der Wand des Kindergartens<br />
zu lesen ist.<br />
Neben der Skulptur<br />
gibt es jetzt eine<br />
neue Tafel, die an<br />
die Schwester Kunigunde<br />
als Pionierin<br />
sozialer und seelsorglicher<br />
Arbeit<br />
erinnert.<br />
An diesem Standort begann die Auftaktveranstaltung<br />
für <strong>Haren</strong> als FrauenORT.<br />
Mädchen und Jungen vom Kindergarten St.<br />
Elisabeth, stellvertretende Leiterin Claudia<br />
Balkenhol und Pfarrer Günter Bültel enthüllten<br />
gemeinsam die Tafel. Gesungen<br />
wurde ein Lied über „Starke Kinder, starke<br />
Frauen, starke Menschen“. Anschließend<br />
gingen alle spazieren entlang der Wirkungsstätten<br />
der Schwester Kunigunde in<br />
<strong>Haren</strong> bis zum Rathaus. Dort angekommen<br />
begrüßte Bürgermeister Markus Honnigfort<br />
die Gäste, unter ihnen Dr. Uta Maritta<br />
Biermann vom Niedersächsischen Ministerium<br />
für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung,<br />
Marion Övermöhle-Mühlbach,<br />
Vorsitzende des Landesfrauenrates Niedersachsen<br />
sowie Ordensschwester von<br />
Vechta, sagte in ihrem einstündigen Vortrag<br />
im Rathaus, dass Schwester Kunigunde<br />
ein Beispiel für einen emanzipierten<br />
und Menschen dienenden Lebensentwurf<br />
sei. Ihre besondere Leistung war es, dass<br />
sie am Weißen Sonntag, 8. April 1945, auf<br />
eigene Initiative den Turm der Pfarrkirche<br />
St. Martinus bestieg und ein Bettlaken als<br />
weiße Fahne hisste. „Damit rettete sie die<br />
Stadt und Kirche“, sagte Zumholz, da ein<br />
Beschuss des Ortes zu erwarten war.<br />
18 | emsblick – Juli/August 2019