Bildungspraxis 02/2020

Wie reagieren die Azubis auf die aktuelle
Situation?
Kleinen: Sie machen gut mit, aber ihnen
fehlt die praktische Arbeit. Die Jugendlichen
haben ja auch keinen Ausgleich, können
sich abends nicht mit Freunden treffen. Da
muss man aufpassen, dass man niemanden
überspannt. Auch wenn alle Azubis mit
technischem Equipment ausgestattet worden
sind, haben nicht alle eine gute Ausstattung
zu Hause, etwa einen großen Bildschirm oder
einen ergonomischen Stuhl. Ich halte es daher
für wichtig, in dieser besonderen Phase nicht
streng zu bewerten, sondern öfter zu loben.
Sie erwähnten, dass Sie schon seit Jahren versuchen,
die Ausbildung zu digitalisieren. Wie
kam es dazu?
Bujdoso: Ursprünglich, weil wir einen Weg
finden wollten, unseren Auszubildenden, die
aus unterschiedlichen Unternehmen kommen,
gebündelt Informationen zukommen zu lassen
und mit ihnen zu kommunizieren. Aber wir
haben uns vor rund vier Jahren auch bewusst
überlegt, was modernes Lernen bedeutet. Wir
wollten weg vom Frontalunterricht hin zu
einem individualisierten Lernen, bei dem der
Ausbilder stärker Lernbegleiter ist und Azubis
intrinsisch motiviert ihre Lernerfahrungen
machen. Daraus ergab sich dann die Nutzung
einer Azubi-Cloud. So hatten die einzelnen
Azubi-Klassen einen virtuellen Ort, an dem
Sie Informationen austauschen, einen gemeinsamen
Kalender nutzen oder ein gemeinsames
Klassennotizbuch führen.
War das eine große Umstellung?
Kleinen: Ja. Solch eine Umstellung kostet Zeit.
Anfangs war ich skeptisch, zumal es technische
und organisatorische Probleme gab.
Etwa, wenn Azubis ihre Passwörter nicht parat
hatten, um sich in die Cloud einzuloggen.
Heute ist die Onlineplattform unverzichtbar
für mich. Mein Rat an alle, die sich erst jetzt
auf den Weg machen, ist daher: Locker bleiben
und aus Problemen lernen.