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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel

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INTERVIEW DES MONATS

planet toys 15

»Man kann ohne Amazon

überhaupt kein Geschäft

mehr machen. Das geht gar

nicht.«

GERHARD GOLLNEST

Geschäftsführer Goki

G.G.: Goki ist eine Marke, die sehr

stark wächst. Da bewegen wir uns in

zweistelligen Wachstumsraten. Sie ist

so erfolgreich, dass wir überzeugt sind,

unter diesem Dach noch eine Vielzahl

von weiteren Produkten positionieren

zu können. Daran erkennen Sie auch,

dass wir uns aus dem No- Name-Bereich

in Richtung Marke bewegen. Aber

zur Ihrer eigentlichen Frage, nein, wir

wollen eigentlich keine weitere Marke

daz ukaufen.

Kommen wir zu Güster und gehen ins

Jahr 2018, bevor 2019 folgt. Goki verfehlte

2018 seine Umsatzziele. Am

Ende stand ein Minus von rund 2,3 %,

geplant war ein Plus von 4 %. Was ist

schie fgelaufen?

G.G.: Natürlich haben wir das Internet

völlig vernachlässigt, ganz klar, weil

wir überzeugte Lieferanten für den stationären

Handel sind. Das hat sich bis

heute auch so gut wie nicht geändert.

Im stationären Handel könnten eher

noch andere Branchen dazukommen,

denn wir sehen doch gerade, dass große

Internethändler mittlerweile auf

dem Rückzug sind. Ich glaube, da wird

noch etwas auf einige Wettbewerber

zukommen. Und auch das möchte ich

einmal ganz deutlich sagen: Goki war

bei keiner einzigen Insolvenz im Handel

dabei, weshalb wir auch keine Verluste

in irgendeiner Form gemacht haben.

Umsatz steht für uns nie im Fokus.

Gilt immer noch Ihre Maxime, dass

kein Abnehmer mehr als 3 % zum

Umsatz beitragen darf?

F.-R.K.: Ja.

Lief es denn 2019 besser? Für das

Jahr hatten Sie ein Umsatzplus von 4,5

bis 5 % geplant.

G.G.: 2019 haben wir mit einem kleinen

Plus abgeschlossen, allerdings das ursprüngliche

Ziel verfehlt. Das lag einzig

und allein an Holztiger.

Schaffen Sie es nach wie vor nich t,

ausreichend zu produzieren?

G.G.: Leider ja, obwohl wir den Umsatz

um mindestens 30 % gesteigert haben.

Holztiger ist europäische Handarbeit.

Bis sie die Maler ausgebildet haben,

braucht es seine Zeit, aber fragen sie

doch mal den schwäbischen Wettbewerber,

wie es ihm damit ergeht.

Es kann doch nicht allein an Holztiger

gelegen haben, oder? Das ist doch

eher ein Nischenprodukt!

G.G.: Es gab auch Länder wie Italien

und Russland, die unsere

Umsatzziele verfehlt

haben. Großbritannien

war 2018 schon nicht gut,

konnte sich zwar 2019

etwas erholen, aber das

Land dürfte auch zukünftig

schwierig sein.

Deutschland trägt rund

50 % zum Umsatz bei, der

Umsatz in der EU liegt bei

über 90 %. Müssen Sie

sich, um Ihre Wachstumsziele zu erreichen,

nicht globaler aufstellen?

G.G.: Da sind wir dabei, etwa in den USA

und Australien. Auf mittlere Sicht wird

sicherlich auch China dazukommen,

aber unkontrolliert zu expandieren, ist

nicht unser Ziel. Goki will erst einmal

die Märkte bedienen, die wir stets bedient

habe n, und dort nicht nur die Position

verteidigen, sondern ausbauen.

Es gibt nicht nur auf Herstellerseite

einen Konzentrationsprozess, sondern

auch auf Abnehmerseite. Das

dürfte vermutlich auch für Hersteller

zu schlechteren Margen führen, die

gerne der Handel beklagt. Wie steuern

Sie dagegen?

F.-R.K.: Produktionstechnisch steuern

wir insofern dagegen, dass wir noch

mehr auf Qualität und Marke setzen.

Was Warenprüfung und Sicherheit in

der Produktion anbelangt, sind wir sehr

gut aufgestellt.

Damit lösen Sie das Margenproblem

nicht!

F.-R.K.: Ich glaube, die Strategie, auf

Marke und Qualität zu setzen, wird sich

langfristig durchsetzen. Es wäre kein

guter Ansatz, an den Preisen zu drehen

und darüber zu versuchen, Marktanteile

zu gewinnen.

G.G.: Unsere Marken stehen im Vergleich

mit anderen bekannten Marken

und da sind wir durchweg die preiswertere

Alternative. Unsere Deckungsbeiträge

sind befriedigend, da haben wir

keine Probleme. Unsere Kunden haben

den großen Vorteil, dass sie jedes Produkt

mit Faktor 2,2 rechnen können.

Rund 100 Geschäfte verschwinden pro

Jahr vom Markt. Gibt das vermehrt

Anlass für Sie, über Ihre Vertriebsstrategie

nachzudenken?

G.G.: Wir erzielen unsere Umsätze ja

nicht allein mit Spielwarenhändlern,

die Verbundgruppen angeschlossen

sind. 2/3 unseres Umsatzes im Fachhandel

stammt von verbandsungebund

enen Kunden. Zudem haben wir eine

Tendenz, dass Spielwareneinzelhändler,

die früher nur einen Laden hatten,

heute drei oder mehr Läden betreiben.

Das ist für uns auch der sinnvolle Weg,

weil sich solche Konzepte dann tragen.

ZEIT, DASS SICH WAS DREHT: Bei diesem

Spiel müssen die Zahnräder erst mal richtig

zusammengesteckt werden, damit sich anschließend

wirklich alles richtig dreht.

Sie haben also keinen Grun d, über die

Vertriebsstrategie nachzudenken?

G.G.: Einen quantitativen Abgang können

wir jedenfalls nicht feststellen.

Finden Sie, Herr Gollnest, das Internetgeschäft

nach wie vor unsympathisch

oder robben Sie langsam an

Amazon ran, weil es anders nicht mehr

geht?

G.G.: Man kann ohne Amazon überhaupt

kein Geschäft mehr machen.

Das geht gar nicht, weil Händler über

Amazon unsere Produkte verkaufen.

Unabhängig davon muss man sehen,

wen man im Netz bedienen will. Man

kann sich nicht an einem Kundenkreis

komplett vorbeimogeln. In der Regel

sind es Fachhändler, die rund 1.000 unserer

Produkte bei Amazon anbieten.

Da kommt dann schon mal die Frage

auf, ob es nicht sinnvoll wäre, den einen

oder anderen Artikel direkt bei Amazon

anzuliefern, um den Markt zu beruhigen,

weil man so mehr Einfluss auf die

Preise hätte.

Also ist es eine Überlegung?

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