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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel
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EDITORIAL
planet toys 3
WOHIN GEHT DIE REISE?
Auch wenn man nicht rauskonnte, kam alles irgendwie raus:
Chef-Redakteur Ulrich Texter mit Corona-Matte.
Ich liebe gute Geschichten, ich liebe gute Bücher, keine dystopischen
All-Age-Titel, aus denen Hollywood seine Filme produziert;
ich liebe auch in Luftschutzbunker- und Datscha-Zeiten
(S. 26) das Leben, weil ich trotz aller Eingriffe in unsere Freiheit
ein unverbesserlicher, skeptisch-liberal-konservativer Realist
bin, der sich keinen Illusionen hingibt; doch einmal mehr
muss ich vor einer Volksweisheit, dass das Leben die besten
Geschichten schreibt, nicht die Literatur, zu Kreuze kriechen.
Was ist passiert?
Der Handelsverband Deutschland forderte Ende April Corona-
Schecks in Höhe von 500 Euro, um Konsumstimmung und Binnenkonjunktur
anzukurbeln. Womöglich hat man sich gedacht,
was die Automobilindustrie kann, können wir auch. Das verstehen
wir, was sollen sie auch anderes tun, wenn selbst die Grünen
„Kauf-vor-Ort-Gutscheine“ vorschlagen? Das Geld sitzt ja
so locker wie nie zuvor, dass einem schwindelig werden könnte.
Oder den HDE-Strategen schoss Donald Trumps Idee eines Helikoptergeldes
durch den Kopf, das die darbende US-Wirtschaft
wieder flottmachen sollte. Bei Trump ist gewöhnlich mit allem
zu rechnen, seien es Desinfektionsmittelspritzen oder starkes
Licht, das wir unserem Körper verpassen sollten, falls es wirklich
ernst wird. Vermutlich habe nicht nur ich mich bei diesen
Vorschlägen gefragt, ob Trump jetzt Bill Clinton folgt, um mit
etwas Cannabis von seiner großartigen Arbeit abzuschalten.
Wir wissen es nicht; wir wissen aber ziemlich sicher, dass der
vom HDE geforderte Geldregen die Probleme des stationären
Einzelhandels nicht lösen wird. Sie treten eher schärfer zutage.
Der Internationale Wirtschaftsfonds (IWF) geht davon aus, dass
wir wohl die schwerste Rezession seit der Großen Depression
erleben. Das führt naturgemäß zum Verlust von Arbeitsplätzen.
Das klingt düster, aber der Blick zurück zeigt, dass es
nach der Finanzkrise zehn lange Jahre aufwärtsging. Spielwarenhändler
befürchten in dieser Krise allerdings, dass der
Lockdown eher einen Vorgeschmack auf das geben könnte, was
dem Einzelhandel blühen könnte. Die Sorgen sind berechtigt.
Laut einer Bitkom-Studie haben viele Menschen während des
Lockdowns die Online-Welt für sich entdeckt. Das, glaubt der
Verband, wird das Nutzungsverhalten langfristig prägen. Unstrittig
ist, dass wir von einem normalen Konsumklima gut
vier Wochen nach den Lockerungen weit entfernt sind, sodass
wir uns gar nicht ausmalen möchten, was Ende des Jahres los
wäre, wenn es, wie Virologen befürchten, im Herbst zu einer
zweiten Welle kommt. Zusätzliches Wasser auf die Mühlen der
Skeptiker lieferte eine repräsentative Verbraucherumfrage der
BCG, der zufolge 28 % der Befragten auch zukünftig weniger
ausgeben wollen. Auch wenn es mit Vorsätzen so eine Sache
ist, mit dem Bemühen, das Vertrauen der Konsumenten zurückzugewinnen,
wird es nicht allein getan sein, um zum alten
Spiel zurückzukehren. Der Handel wird sich einmal mehr neu
erfinden müssen – und er weiß das auch, wie die Beispiele aus
Rostock und Marburg (S. 18 und S. 22) zeigen. Aber vielleicht
kommt es gar nicht so dicke, weil der Mensch eben doch nicht
aus seiner Haut kann. In Berlin, wo man bekanntlich die Ruhe
weghat, aber jetzt tatsächlich einen Flughafen eröffnen will,
sagt man selbstbewusst: Die Kunden wollen uns! (S. 20) Kann
sich Bolle also freuen?
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Ihr Ulrich Texter
Exklusivvertrieb in Deutschland:
T&K ScandicToys e.K. Telefon 06233|325686
www.scandictoys.com service@scandictoys.com