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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel

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CORONA SPEZIAL

planet toys

29

Datscha, Donnerstag, 14. Mai 2020

ieber !

Um Gottes Willen, wie können Sie nur denken, es wäre die Brücke von Remagen, dann würde ich massiven Ärger mit

der KfW bekommen, weil ich ihre Kreditnehmer verheize, der also nicht mehr zu erreichen wäre, weil er schon

stromabwärts treibt, Richtung Nordsee, nein, das würde nur alle Alarmglocken schrillen lassen, wobei, wenn ich mir’s

recht überlege, vielleicht könnten Sie sich aber mit der Brücke am Kwai anfreunden, ne, doch nicht so ne gute Idee,

wenn ich darüber nachdenke, denn die Gefangenen, die diese Brücke aus Holz bauten, ich kann mich dunkel an diesen

Anti-Kriegsfilm erinnern, müssen am Ende mitansehen, wie ihr gottverdammtes Bauwerk einstürzt, nein

, Sie

sind kein Sisyhos oder Kamikaze für mich, nein, nein, wir suchen was in Italien, das Land, wie Sie schrieben, wo die

Zitronen blühen und das immer noch das Land der Sehnsucht von uns deutschen Haxenbauern ist, denn wenn dort auch

alles einstürzt, können wir garantiert mit Nachsicht rechnen: So sind sie eben die Italiener, deshalb lieben wir sie

doch! , Brücken in Italien ist der Ausweg, wir haben’s. . Mille Grazie!

Es freut mich, dass Sie sich jetzt, nachdem das erledigt ist, noch stärker den wichtigen Dingen zuwenden können,

womit Sie offensichtlich schon letzte Nacht begonnen haben. Nach ihrem Brief vom 11. Mai war ich nämlich mehr als

bestürzt und gleich in mehrfacher Hinsicht ernsthaft in Sorge um ihre psychische und physische Gesundheit, weil Sie

sich anscheinend von allen weltlichen Dingen losgesagt haben, um einen Zustand der Transzendenz zu erlangen, während

Sie ununterbrochen Labskaus in sich reinstopften und das Steigerlied anstimmten. Das muss doch auf den Magen und

die Knochen gehen! Ich will nur nicht hoffen, dass Sie die Wände in Ihrem Luftschutzbunker nicht, um eine optimale

Akustik für Ihre Stimme zu erzielen, mit Zewa Küchenrollen und/oder Hakle Toilettenpapier austapeziert haben. Die

Toilettenpapierkatastrophe soll zwar ausgestanden sein, aber wer kann sich in diesen Zeiten schon sicher sein?

Sicher ist nur, dass nichts sicher ist.

Von Ihnen

mit einem derartigen strategischen Weitblick habe ich ohnehin angenommen, dass Sie sich ausreichend

mit Grundnahrungsmitteln wie Nudeln, Tomatenmark, Mehl Typ 405, Konserven, Vitamintabletten und Dosenfleisch

eingedeckt haben – plus Kellerbier. Das scheint sich jetzt zu bestätigen, denn, wie es aussieht, sind Sie auch in

Ihrem Bunker ein kleines Leckermaul geblieben, was die Mohrenköpfe zeigen. Auf meine eingelegten Gurken müssen Sie

leider noch ein wenig warten, falls ich überhaupt in drei Monaten an die Grundstoffe komme.

Mein Lager war selbstredend schon lange vor Corona gut gefüllt, aber ich halte mich auch immer brav an die Empfehlungen

des Katastrophenschutzes. Jörg Kachelmann fand das ja auch ganz vernünftig. Lassen Sie sich aber bloß nicht

von Herstellern wie Erasco, Sonnen Bassermann oder Jürgen Langbein ins Bockshorn jagen, die uns immer wieder neue

Konserven andrehen wollen: Fertiggerichte/-suppen können durchaus auch nach Ablauf genossen werden, sie schmecken

dann vielleicht etwas säuerlich, aber das passt zur Stunde und Lage. Wie Sie vielleicht wissen, versucht man es seit

geraumer Zeit in der Antarktis mit dem Anbau von Gemüse, trotz der Kälte. Vielleicht gelingt es Ihnen in Ihrem mit

ultravioletten Licht ausgeleuchteten unterirdischen Schutzraum Tomaten und Kartoffeln zu ziehen! Soll gar nicht

schwer sein und womöglich amortisieren sich dann Ihre Investitionskosten.

, denken Sie nicht zuletzt an

Ihre Wasservorräte, falls Sie auf Zisternenwasser setzen, denn es ist immer noch verdammt trocken hier draußen!

Nicht täglich baden, hören Sie, auch wenn ruft!

Die allergrößten Sorgen bereitet mir allerdings eine vor zwei Tagen über den Äther gehende Nachricht des Radionetzwerkes

„Free Europe“, das von einer stillgelegten Bohrinsel in der Nordsee alles „Relevante vom Tage“ sendet.

Angeblich soll eine Heerschar von Impfstoffgegnern, Verschwörungstheoretikern sowie linken und rechten Aktivisten

versucht haben, auf irgendeinem Flugplatz der Republik die Entladung von mehr als 10 Mio. Atemschutzmasken, die für

den Spielwarenhandel bestimmt waren, zu boykottieren. Wie dieser bunte Haufen von Fundamentalisten überhaupt Wind

von dieser Charter-Aktion bekommen hat, ist bis zur Stunde ein Rätsel

, die Sache wird jetzt wirklich ernst und ich kann nur hoffen, dass der Bunker im Ihrem Garten gut

versteckt ist und mit Infrarot-Kameras, Bewegungsmeldern, Minen und Selbstschutzanlagen gesichert ist, sodass Ihnen

keine Gefahr von irren Wirren droht. Hat eigentlich Christian Drosten schon etwas auf seinem NDR Podcast zu dem

Vorfall gesagt?

Bleiben Sie gesund und versuchen Sie, falls möglich und die Luft rein ist, ans Tageslicht zu gehen, um wenigstens

ein wenig Vitamin D zu tanken.

Also,

, es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

Ihr

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