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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel

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CORONA SPEZIAL

planet toys

STIRBT JETZT DIE

INNENSTADT?

»Die stationären Geschäfte

durften erst viel zu spät

und viel zu zögerlich

wiedereröffnen.«

»Die Erfahrung der

letzten Tage zeigt, dass

wir noch lange mit der

Krise zu kämpfen haben.«

STEFFEN KAHNT

Geschäftsführer BVS

CARSTEN VIEHWEG,

Geschäftsführer Vieweg Spiel + Freizeit

Corona hat die stationären Händler auf eine brutale

Belastungsprobe gestellt. Erst durften die Drogerie- und

Verbrauchermärkte das Ostergeschäft in ihren Märkten

abfeiern. Danach konnten sich nur die kleineren Geschäfte

freuen, denn bei den ersten Öffnungen wurde erneut diskriminiert.

Selten wurden wir positiv überrascht – wie bei

der Öffnung der Babymärkte in NRW. Aber auch das war

kein Zufall. Unsere gesamte Einzelhandelsorganisation

war vom ersten Tag an im „Kriegszustand“ und hat bei der

Bundesregierung und den Ministerpräsidenten im direkten

Gespräch die existenziellen Probleme der Händler formuliert.

Wie Bundes- und Landespolitiker sich daraufhin positionierten,

konnte man den Medien entnehmen – da war

dann die Rede von „Öffnungs-Diskussions-Orgien“ und

dem „starken Mann“. Krisenzeiten sind keine Kuschelzeiten.

Und manchmal muss man auch nerven. Denn die

stationären Geschäfte durften erst viel zu spät und viel zu

zögerlich wiedereröffnen. Da war vielerorts zu viel Angst,

zu wenig Flexibilität und Kreativität unterwegs. Auch ohne

echte gesundheitliche Risiken einzugehen, wäre mehr

möglich gewesen. Das hat gerade auch die Unternehmen

in der Innenstadt jede Menge Geld gekostet und manches

Geschäft wird die aktuelle Durststrecke nicht durchhalten!

Damit die stationären Händler mehr Luft zum Atmen bekommen,

müssen vor allem die Lasten zwischen Mietern

und Vermietern gerecht verteilt werden. Es ist unerhört,

dass sich nur eine Minderheit der Vermieter auf eine

Senkung des Mietzinses wegen Corona eingelassen hat.

Und deswegen ist es auch gut so, dass jetzt mit Hochdruck

in Berlin über eine gesetzliche Regelung diskutiert wird.

Immerhin: Viele Händler haben ihre Beziehung zum Kunden

neu definiert und auch viel Solidarität erfahren. Doch

erst wenn auch Gastronomie & Co. hochfahren, kommt die

Innenstadt wieder in den Shoppingmodus. Aber eins haben

die Kunden auch gelernt: wie sich eine tote Innenstadt

ohne Handel anfühlt. Und das dürfte manchen ins Grübeln

gebracht haben.

Die Corona-Pandemie hat die Lage des Spielwarenhandels

verschärft und die Befürchtung, der Handel

in Innenstädten könnte einer der Verlierer sein, ist

berechtigt. Der Spielwarenhandel leidet seit Jahren

massiv unter dem Druck von E-Commerce, Drogerien,

Discountern und Lebensmittelhändlern. Eindeutiger

Profiteur während der Krise ist der Online-Kanal und

vor allem Amazon. Kollegen erzählen, dass sie für den

US-Riesen die meisten Pakete gepackt haben. Seine

Zusatzangebote von Prime mit Filmen, Serien und

Musik haben durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen.

Die Öffnung meiner beiden Geschäfte und die

Kundenresonanz geben mir allerdings wieder Anlass

zur Hoffnung! Den Osterumsatz müssen wir abhaken

und aktuell jede finanzielle Unterstützung so lange

wie möglich nutzen. Die Erfahrung der letzten Tage

zeigt, dass wir noch lange mit der Krise zu kämpfen

haben, weil wir noch nicht auf dem Umsatzniveau des

Vergleichszeitraums 2019 sind. Etwas leichter tut sich

mein „kleineres“ Geschäft mit knapp 300m 2 . Hier liegt

der Vorteil in der sehr intensiven Kundenbeziehung.

Die Filiale in einem Einkaufszentrum mit über 1000 m 2

nimmt langsam Fahrt auf. Hier zeigt sich die Abhängigkeit

von der Öffnung aller Geschäfte und der Angebotsvielfalt.

Deshalb gilt für mich derzeit: auf Sicht fahren,

Einkaufsrisiko minimieren, Aufträge, wo es geht,

stornieren, Just-in-time ordern und margenstarke

Sortimente gezielt und flexibel steuern, um Liquidität

zu sichern. Ich hoffe, dass die Verbraucher bis Weihnachten

die Krise weitestgehend verdrängt haben. Die

zwei letzten Monate sind auch 2020 für uns von existenzieller

Bedeutung, dieses Jahr mehr denn je!

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