22.12.2012 Aufrufe

ishlt - Pabst Science Publishers

ishlt - Pabst Science Publishers

ishlt - Pabst Science Publishers

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

transplantation aktuell - Sonderheft 2006<br />

im Endstadium in Betracht, bei denen die konserva-<br />

Herz-, Lungen- und Herz-Lungentive<br />

Therapie weitgehend ausgeschöpft und die Letransplantation<br />

im Kindes- und benserwartung durch die Erkrankung deutlich redu-<br />

Jugendalter<br />

ziert ist. Die Transplantation im Kindes- und Jugend-<br />

von Dr. med. André Simon, Hannover alter nimmt hierbei allerdings nach wie vor eine<br />

Sonderrolle ein.<br />

Hauptgründe für eine HTx im Kindes- oder Jugendalter<br />

sind die angeborenen Herzerkrankungen und die<br />

Kardiomyopathie, eine Erkrankung des Herzmuskelgewebes,<br />

die mit über 90 % die weitaus größte<br />

Gruppe bilden. Weltweit werden ungefähr 360<br />

Herztransplantationen bei Kindern und Jugendlichen<br />

gemeldet, ca. 1/3 davon in Europa.<br />

Für eine L/HLTx im Kindes- und Jugendalter ist die<br />

Mukoviszidose die Hauptindikation, die mit über<br />

50 % der Empfänger die größte Gruppe ausmacht.<br />

Weitere große Gruppen stellen die angeborenen<br />

Fehlbildungen mit 17 % und die Lungenhochdruk-<br />

TRANSPLANTATIONSMEDIZIN<br />

kerkrankungen mit 8 % dar. Allerdings sind die Gesamtzahlen<br />

eher klein, so werden seit Jahren weltweit<br />

ca. 60 Kinderlungentransplantationen pro Jahr<br />

gemeldet, davon ca. 20 bei Kindern unter zehn Jahren.<br />

2003/2004 wurden in Europa insgesamt 14<br />

bzw. 8 pädiatrische Lungentransplantationen gemeldet,<br />

wovon die Hälfte an der Medizinischen Hochschule<br />

Hannover stattfand. Das in der überwiegenden<br />

Zahl der Fälle durchgeführte Verfahren ist die<br />

Doppellungentransplantation.<br />

Einführung<br />

Seit 1969 Fritz Sebening und Werner Senner in der<br />

Münchner Uni-Klinik die erste Herztransplantation<br />

(HTx) in Deutschland durchführten, hat sich die<br />

Transplantation von thorakalen Organen im Erwachsenen<br />

und im Kindes- und Jugendalter dramatisch<br />

weiterentwickelt. Während allerdings bereits vor der<br />

Einführung von Cyclosporin A im erwachsenen Bereich<br />

große Zahlen erreicht wurden, konnte die<br />

Transplantation von thorakalen Organen im Kindesund<br />

Jugendalter erst mit Beginn der Cyclosporin-Ära<br />

wirkliche Erfolge vorweisen.<br />

Die ersten erfolgreichen Herztransplantationen bei<br />

Jugendlichen wurden 1982 durchgeführt, 1984<br />

(dem Jahr von Baby Fae) zum ersten Mal bei Kleinkindern.<br />

Heute wird die HTx im Kindes- und Jugendalter weltweit<br />

von ca. 80 Zentren angeboten. In Deutschland<br />

wird das Verfahren an mehreren Kliniken angewendet,<br />

wobei am Deutschen Herzzentrum Berlin, am<br />

Kinderherzzentrum in Giessen und am Kinderherzzentrum<br />

im Klinikum Großhadern die größten auf<br />

Herztransplantation im Kindesalter spezialisierten<br />

Programme bestehen.<br />

Im Gegensatz zur Transplantation anderer Organe,<br />

wie Herz, Nieren, Leber und Knochenmark ist das<br />

Wissen über die Lungen- und Herzlungentransplantation<br />

(L/HLTx) nicht sehr weit verbreitet. Dabei hat<br />

sich die Lungentransplantation, dank enormer medizinischer<br />

und wissenschaftlicher Fortschritte, seit der<br />

ersten mittelfristig erfolgreichen isolierten Lungentransplantation<br />

1983, nach der der Patient über 6<br />

Jahre überlebte während der vergangenen 20 Jahre<br />

von einem experimentellen zu einem etablierten<br />

Therapieverfahren für Patienten mit verschiedensten<br />

Lungenerkrankungen im Endstadium entwickelt. Die<br />

erste Lungentransplantation bei einem Jugendlichen<br />

wurde 1986 durchgeführt, 1987 wurde das erste<br />

Kind unter 10 Jahren transplantiert.<br />

Weltweit wird die L/HLTx im Kindes- und Jugendalter<br />

von ca. 25 bis 30 Zentren angeboten, eine Zahl,<br />

die seit zehn Jahren mehr oder weniger konstant ist.<br />

In Deutschland wird das Verfahren hauptsächlich an<br />

der Medizinischen Hochschule Hannover angewendet,<br />

an der ein eigenes Kinderlungen- und Kinderherzlungentransplantationsprogramm<br />

besteht, obwohl<br />

auch andere Transplantationszentren diese Verfahren<br />

anbieten.<br />

Indikation und Fallzahlen<br />

Grundsätzlich kommen für eine HTx und L/HLTx alle<br />

Patienten mit einer Herz- und Lungenerkrankung<br />

Besonderheiten gegenüber der Transplantation bei<br />

Erwachsenen<br />

Die Herztransplantation bei Kindern und Jugendlichen<br />

zeigt heute exzellente Langzeitergebnisse, die<br />

mit mittleren Überlebensraten von ungefähr 13 Jahren<br />

die Ergebnisse bei Erwachsenen noch übertreffen.<br />

Im Gegensatz zur Lungentransplantation im Erwachsenenalter,<br />

stellt die Transplantation der Lunge (sei<br />

es als isolierte Lunge oder als Herz-Lungenpaket) in<br />

Kindern und Jugendlichen alle Beteiligten vor eine<br />

Reihe zusätzlicher Herausforderungen. Denn obwohl<br />

die Patienten rechtlich nicht einwilligungsfähig<br />

sind, ist gerade bei der L/HLTx eine exzellente Bereitschaft<br />

zur Mitarbeit der Patienten und Angehörigen<br />

ein Schlüsselfaktor für einen langfristigen Erfolg. Eine<br />

nicht immer ausreichende Compliance und ein<br />

„über die Stränge schlagen“ gehören jedoch zum<br />

Prozess des Heranwachsens dazu, ebenso wie eine<br />

Emanzipation von bisherigen Verhaltensweisen und<br />

Strukturen, die durch die gewonnene Leistungsfähigkeit<br />

ermöglicht wird. Besonders wichtig ist hierbei,<br />

dass im Unterschied zu anderen Organtransplantationen<br />

nach einer L/HLTx deutlich höhere Dosierungen<br />

der immunsuppressiven Medikamente notwendig<br />

sind, um eine Abstoßung zu verhindern. Daher<br />

ist die Gefahr von Nebenwirkungen der Medikamente<br />

oder Abstoßungen bei Unterdosierungen besonders<br />

hoch. Mukoviszidosepatienten, die naturgemäß<br />

Resorptionsstörungen im Darm haben, stellen<br />

hier eine besondere Risikogruppe dar. Ein weiteres,<br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!