BT_04-2020_Nord_epaper
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FINANZEN<br />
16<br />
LIQUIDITÄT GEHT ZUR NEIGE<br />
Kommt jetzt<br />
die große<br />
Insolvenzwelle?<br />
Es war eine der ersten Maßnahmen der Bundesregierung,<br />
um Firmen durch die Corona-Krise zu helfen:<br />
Sie hat die Pflicht ausgesetzt, bei Zahlungsunfähigkeit<br />
oder Überschuldung Insolvenz anzumelden. Für die<br />
Überschuldung gilt das weiterhin, nicht aber für die<br />
Zahlungsunfähigkeit. Deshalb rechnen viele Wirtschaftsexperten<br />
jetzt mit einer Insolvenzwelle. Ganz besonders<br />
hart trifft es die Branchen, deren Betriebe auch im<br />
„Lockdown-Light“ Anfang November schließen mussten.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
.<br />
B<br />
evor die Gläubiger alles<br />
verlieren, muss eine Firma,<br />
wenn sie zu tief in den roten<br />
Zahlen ist, Insolvenz anmelden.<br />
„Wenn man das nicht tut, ist<br />
es nicht nur eine Straftat – man haftet<br />
auch mit dem Privatvermögen“, erklärt<br />
Stefan Jakob, Berater Unternehmensfinanzierung<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) Ulm. Außerdem: Je<br />
früher die Insolvenz angemeldet wird,<br />
desto wahrscheinlicher ist es, dass das<br />
Unternehmen gerettet werden kann.<br />
In mehr als 90 Prozent der Fälle führe<br />
Zahlungsunfähigkeit zur Insolvenz,<br />
deshalb rechnet auch Stefan Jakob in<br />
den kommenden Monaten mit einem<br />
Anstieg der Insolvenzen. „Die Geschäfte<br />
laufen ja jetzt nicht besser als vor<br />
Corona. Die Insolvenzen haben sich<br />
durch die Regelung der Regierung seit<br />
März natürlich drastisch reduziert. Die<br />
kommen jetzt alle nach“, sagt er.