BT_04-2020_Nord_epaper
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Tuttlinger Hallen<br />
Zunächst<br />
habe man in den<br />
Herbst verschoben, doch bald<br />
zeigte sich, dass auch da Veranstaltungen<br />
nur eingeschränkt durchführbar<br />
sein würden. „Ich weiß bis heute nicht,<br />
wohin wir Termine verschieben sollen.<br />
Ich weiß nicht einmal, wie wir 2021<br />
unser Festival Honberg-Sommer durchführen<br />
können“, so Michael Baur. Die<br />
Politik fahre auf Sicht, zwar nachvollziehbar,<br />
aber ein „tödlicher Zustand“ für<br />
die Eventbranche, denn sowohl Veranstalter<br />
als auch Künstler bräuchten lange<br />
Planungsvorlaufzeiten. Man müsse Auftritte<br />
schließlich bewerben, die Künstler<br />
müssten ihre Tourpläne erstellen.<br />
Für 20 Tage durften die Tuttlinger Hallen<br />
wieder Veranstaltungen durchführen, allerdings<br />
mit weit weniger Gästen als normal.<br />
Dann folgte der „Lockdown-Light“.<br />
So schnell es<br />
geht, will Baur wieder<br />
loslegen. Mögliche Kritiker lässt<br />
er wissen, dass Kultur dem Menschen<br />
nicht nur Gelegenheit gibt, Emotionen<br />
abzubauen und den Kopf freizubekommen.<br />
Sie schaffe außerdem gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalt und vermittle<br />
Werte. Und zu veranstalten helfe vor<br />
allem Künstlern, die seit einem halben<br />
Jahr keine Einkünfte mehr haben.<br />
Pandemie = Höhere Gewalt<br />
Die Künstler seien überhaupt die<br />
Hauptleidtragenden neben den Veranstaltungstechnikern<br />
- also Licht- und<br />
Tontechnikern - oder Caterern. Da eine<br />
Pandemie rechtlich als „höhere Gewalt“<br />
gilt, waren die Verträge mit den Künstlern<br />
null und nichtig. Sie hatten keinen<br />
Anspruch mehr auf ihre Gage und seit<br />
März auch keine neuen Aufträge mehr.<br />
„Das bedeutet null Einkommen und<br />
nicht selten existenzielle Sorgen“, sagt<br />
Michael Baur. Die ersten staatlichen Programme<br />
seien zudem völlig an der Lebenswirklichkeit<br />
der Künstler vorbeigelaufen.<br />
Erst seit Juli gebe es für sie eine<br />
Grundsicherung in Baden-Württemberg.<br />
Das sei jedoch nur ein Tropfen auf den<br />
heißen Stein. Für Baur steht fest: „Jetzt<br />
helfen keine Lippenbekenntnisse. Nur<br />
Kartenkäufe. Punkt.“<br />
Hofmanns waren infiziert<br />
„Finanziell ist das natürlich für alle<br />
Künstler eine Katastrophe“, sagen die<br />
Sängerinnen Anita und Alexandra Hofmann<br />
aus Messkirch. Beide haben eine<br />
glimpflich verlaufene Corona-Erkrankung<br />
hinter sich. Sobald Veranstaltungen<br />
wieder erlaubt sind, werde sich die<br />
Branche relativ schnell erholen, glauben<br />
die beiden. Allerdings gehe das nicht<br />
ohne Publikum. Hofmanns appellieren:<br />
„Habt keine Angst bald wieder Konzerte<br />
zu besuchen. Die Veranstalter geben<br />
sich dann alle Mühe, die Corona-Auflagen<br />
zu erfüllen!“ In der auftragslosen<br />
Zeit kümmerten sich Anita und Alexandra<br />
Hofmann um ihr neues Album „Wilde<br />
Zeiten 2.0“, das am 6. November erschienen<br />
ist.<br />
59