BT_04-2020_Nord_epaper
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DIENSTLEISTUNG<br />
MANUEL HAGEL<br />
„Mehrere Impfstoffe sind<br />
2021 wohl verfügbar“<br />
Wann die Maskenpflicht fallen könnte und wie sich der zweite<br />
Lockdown auswirkt – diese Fragen hat Business Today dem Ehinger<br />
Manuel Hagel gestellt. Der 32-Jährige sitzt im Landtag von Baden-<br />
Württemberg und ist seit 2016 Generalsekretär der CDU.<br />
Weshalb beinhaltet der „Lockdown-<br />
Light“ die Schließung des Hotel- und<br />
Gaststättengewerbes? Laut den<br />
Zahlen des Ministeriums für Soziales<br />
und Integration Baden-Württemberg<br />
hat sich fast niemand in Hotels<br />
oder Restaurants angesteckt.<br />
Unsere Kanzlerin und die Ministerpräsidenten<br />
haben sich zu dieser harten<br />
Maßnahme entschieden, da neben den<br />
Kontakten vor allem auch der Bewegungsradius<br />
der Menschen reduzieren<br />
werden soll. Unsere Gastronomen haben<br />
in den Pandemie-Monaten großartige<br />
Arbeit geleistet und haben unsere ganze<br />
Solidarität verdient. Es geht um Existenzen!<br />
Die Hygienekonzepte, die ich gesehen<br />
habe, waren total überzeugend und<br />
haben gezogen. Es ist gut, dass der angekündigte<br />
Ausgleich (75 % Umsatzes des<br />
Vorjahresmonates) jetzt schnell kommt.<br />
Nur so können wir unsere wunderbaren<br />
kleinen und mittleren unsere Gastronomiebetriebe<br />
retten. Sie sind es uns wert<br />
mit aller Kraft für sie zu arbeiten.<br />
Wie sieht die Lage 2021 in unserer<br />
Region aus?<br />
Meine Glaskugel habe ich leider nicht<br />
dabei *lacht*. Ich sehe aber, dass die<br />
übergroße Mehrheit der Menschen in<br />
unserer Heimat die Pandemie sehr ernst<br />
nimmt und mit den Maßnahmen verantwortungsvoll<br />
umgeht. Das stimmt mich<br />
hoffnungsvoll. Und dafür bin ich dankbar.<br />
Zudem gehen Experten inzwischen<br />
davon aus, dass im kommenden Jahr<br />
mehrere Impfstoffe verfügbar sein werden.<br />
Wenn die besonders gefährdeten<br />
Gruppen durch Impfungen, die natürlich<br />
immer freiwillig sein müssen, nicht<br />
mehr schutzlos dem Virus ausgeliefert<br />
sind, werden wir im Kampf gegen Corona<br />
schon ein riesiges Stück vorangekommen<br />
sein.<br />
Wann können wir wieder ohne Maske<br />
einkaufen?<br />
Eine Alltagsmaske zu tragen, ist wohl für<br />
keinen von uns das pure Vergnügen –<br />
gerade, wenn es warm ist oder in engen<br />
Räumen wie im Bus oder in Bahnen.<br />
Gemeinsam aber mit dem Abstandhalten<br />
und der Handhygiene haben wir ein<br />
sehr wirkungsvolles Maßnahmenbündel,<br />
das jeder im Alltag umsetzen kann.<br />
Die Alltagsmaske hat ohne Zweifel dazu<br />
beigetragen, dass wir die Pandemie im<br />
Frühjahr so gut in den Griff bekommen<br />
haben. Ihr kommt eine zentrale Rolle bei<br />
unserem Kampf gegen die Pandemie zu.<br />
Das wichtigste ist aber, dass wir weiter<br />
achtsam und rücksichtsvoll miteinander<br />
umgehen. Damit schützen wir unsere<br />
Gesundheit und stärken unser gesellschaftliches<br />
Miteinander.<br />
Der Staat hat sich in der Coronakrise<br />
stark in die Wirtschaft eingemischt.<br />
Firmen werden mit Milliardenkrediten<br />
und Kurzarbeitergeld gestützt,<br />
Insolvenzen verhindert. Bei manchen<br />
Konzernen steigt der Bund<br />
sogar direkt als Anteilseigner ein.<br />
Kritiker fürchten, dass dadurch der<br />
Wettbewerb verzerrt wird und unproduktive<br />
Zombiefirmen am Leben<br />
gehalten werden. Wann zieht sich<br />
der Staat wieder aus der freien Wirtschaft<br />
zurück?<br />
In Deutschland geht mit der Führung<br />
eines Unternehmens immer<br />
auch eine gesellschaftliche und soziale<br />
Verantwortung einher. Das verstehen<br />
wir unter sozialer Marktwirtschaft. Ich<br />
meine, es ist nur angemessen, dass im<br />
Gegenzug auch der Staat unsere Unternehmen<br />
in besonderen Notsituationen<br />
stützen kann. Durch die Maßnahmen der<br />
vergangenen Monate wurden Insolvenzen<br />
verhindert und über eine Millionen<br />
Arbeits- und Ausbildungsplätze gerettet.<br />
Das war sowohl gesellschaftspolitisch als<br />
auch wirtschaftspolitisch richtig. Auch,<br />
dass die Bundesregierung beim Tübinger<br />
Impfstoffforscher Curevac eingestiegen<br />
ist, um die Forschung weiter voranzutreiben<br />
ist, finde ich richtig. Klar ist aber<br />
auch, der Staat kann finanziell zeitweilig<br />
unterstützen, ist aber in den seltensten<br />
Fällen der bessere Unternehmer.<br />
Insgesamt haben wir in Deutschland bislang<br />
vieles erfolgreich hinbekommen.<br />
Was mir besonders wichtig war bei allen<br />
Rettungsmaßnahmen: Wir haben auch in<br />
die Zukunft investiert - in die Bioökonomie<br />
oder in die Medizin zum Beispiel.<br />
Mit dem Innovations- und Investitionsprogramm<br />
BW-Invest haben wir außerdem<br />
ein breit angelegtes<br />
Zukunftspaket für unseren<br />
modernen Mittelstand<br />
geschnürt.<br />
Fragen: (reb)<br />
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