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Familienmagazin Oktober 2020

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Alter nie erreicht, wenn sie bei einem<br />

Tsunami ertrunken wäre.<br />

Auch die mangelnde Datenbasis spielt<br />

eine Rolle. Geburts- und Todesjahr<br />

werden in den Industriestaaten akribisch<br />

erfasst, im Kongo, Kambodscha oder bei<br />

den Yanomani im Amazonasbecken ist<br />

das nicht der Fall.<br />

Die generell besseren Bedingungen in den<br />

Industrieländern erklären aber nicht Uralte<br />

in Pakistan oder dem Kaukasus. Denn hier<br />

herrscht das Gegenteil von umfassender<br />

medizinischer Versorgung und guter<br />

Hygiene.<br />

Genetische Dispositionen?<br />

Sehr alte Menschen gab es in allen<br />

Gesellschaften und in allen Jahrhunderten.<br />

In Familien von Hundertjährigen<br />

erreichen viele Angehörige ebenfalls ein<br />

hohes Alter – das spricht für eine<br />

genetische Disposition. So wurde die US-<br />

Amerikanerin Rosabell Zielke Champion<br />

Fenstemaker 111 Jahre als, bals sie 2005<br />

starb. Ihre Mutter, Mary P. Romeri Zielke<br />

Cota, starb im gleichen Alter 1982.<br />

Rosabells Schwestern Edna, Edith und<br />

Marjoire wurden 99, 100 und 102 Jahre alt.<br />

Die „Methusalems“ in den Industriestaaten<br />

sprechen jedoch gegen eine ethnische<br />

Disposition zum langen Leben: Es gibt<br />

zwar proportional mehr superalte US-<br />

Amerikaner als Staatsbürger Ugandas,<br />

doch darunter fallen Hispanics ebenso wie<br />

Afroaamerikaner, US-Bürgerinnen mit<br />

japanischen Wurzeln ebenso wie Native<br />

Americans.<br />

Über Hundertjährige durchbrechen die<br />

Regeln des Alterns. Generell zählen<br />

Krebs, Demenz, Alzheimer, Parkinson<br />

oder Herzkrankheiten zu den typischen<br />

Krankheiten der späten Lebensphasen.<br />

Nicht aber bei den Uralten: Ab dem Alter<br />

von 85 nimmt die Zahl der Krankheiten ab<br />

– die extrem Alten altern dann offenbar<br />

langsamer als die normal Alten. Sie<br />

bleiben meist von den altersbedingten<br />

Krankheiten verschont.<br />

Manche von ihnen verhöhnen sogar die<br />

Lehren für ein gesundes Leben, das zu<br />

hohem Alter führt: Jeanne Calment starb<br />

mit 122 und hatte doppelt so lange<br />

geraucht, wie viele Menschen, die ein<br />

gesundes Leben führen, leben. Dazu trank<br />

sie Portwein in Mengen.<br />

Wissenschaftler der Universität Boston<br />

verglichen das Genmaterial von Uralten<br />

mit „normal Alten“ und fanden 150<br />

Unterschiede im Genom. Diese Mutationen<br />

gehörten zudem zu 19 genetischen<br />

Signaturen, die viele dieser extrem Alten<br />

gemeinsam hatten. Einige dieser<br />

Signaturen sind bekannt für das Entstehen<br />

altersbedingter Krankheiten.<br />

Die über Hundertjährigen brechen aus den<br />

generellen genetischen Dispositionen<br />

aus. Bei „Normalmenschen“ spielt die<br />

genetische Basis nur zu circa 20 % eine<br />

Rolle. Viel wichtiger ist die Lebensführung:<br />

Wer nicht raucht, sich gesund ernährt,<br />

nicht zuviel isst und wenig Alkohol<br />

konsumiert, außerdem regelmäßig, aber<br />

nicht extrem Sport treibt, stellt damit die<br />

Weichen über 80 zu werden – nicht aber<br />

über 100.<br />

Über-Hundertjährige werden nicht nur<br />

sehr alt, sondern auch selten krank. Dabei<br />

haben sie ebenso krankheitsassoziierte<br />

Gene wie die Frühsterblichen. Doch<br />

setzen sich vermutlich die genetischen<br />

Dispositionen für ein langes Leben<br />

gegenüber den Genen durch, die<br />

Krankheiten begünstigen. Zum Beispiel<br />

trug eine Hundertjährige das „Brustkrebsgen“<br />

BRCA-1. Davon Betroffene<br />

erkranken mit hoher Wahrscheinlichkeit ab<br />

dem 40. Lebensjahr an Brustkrebs – sie<br />

nicht.<br />

Gesundes Leben?<br />

Besonders viele Uralte gibt es auf der<br />

griechischen Insel Ikaria, auf Sardinien<br />

und im japanischen Okinawa.<br />

Rembrandt Scholz vom Max-Planck-<br />

Institut in Rostock sagt: „Auffallend viele<br />

hochaltrige Menschen gibt es in einigen<br />

Gegenden von China, in Japan oder im<br />

Hunza-Tal in Pakistan, auch in Sardinien<br />

leben extrem viele sehr alte Männer.“<br />

Die Menschen in diesen Regionen haben<br />

einige Gemeinsamkeiten:<br />

– Die Rate an Herzkreislauf-Versagen ist<br />

sehr gering.<br />

– Auch sehr alte Menschen arbeiten und<br />

leben im eigenen Haushalt, ein Drittel lebt<br />

in der Familie und nur jeder dritte

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