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is Kriegsende hier versorgt worden sein,<br />
die Dunkelziffer der Toten ist unbekannt.<br />
Auch Adolf Hitler wurde als Gefreiter hier<br />
behandelt.<br />
I m J a h r 1 9 2 0 w a r d i e Z a h l d e r<br />
Behandlungsanfragen so groß, dass man<br />
nur noch Frauen und Kinder aufnehmen<br />
konnte. Eine Sensation war damals eine<br />
Art Klimaanlage, die saubere Luft aus<br />
dem Wald über Rohre direkt in die<br />
Krankenzimmer pusten konnte.<br />
Beelitz-Heilstätten<br />
Deutschlands gruseligstes Krankenhaus<br />
Die Beelitz-Heilstätten waren einst<br />
Deutschlands Vorzeige-Tuberkuloseklinik<br />
– heute sind die verfallenen Gebäude nur<br />
noch ein Magnet für Fans verlassener<br />
Orte. Doch es gibt wieder Hoffnung dank<br />
einiger ungewöhnlicher Ideen. Was aus<br />
den Heilstätten werden soll.<br />
Wer die Beelitz-Heilstätten betritt, glaubt<br />
kaum, dass er sich in einem ehemaligen<br />
Vorzeige-Krankenhaus befindet. Die<br />
Gebäude verfallen, die Wände sind mit<br />
Graffiti überzogen, die Fenster entweder<br />
vernagelt oder eingeworfen. Regen tropft<br />
durch die Dächer, sodass bei Unwetter in<br />
den einst so prunkvollen Räumlichkeiten<br />
Pfützen von dreckigem Wasser stehen.<br />
An den Eingangsbereich der Notaufnahme<br />
hat jemand ein Pentagramm<br />
geschmiert, und von den Wänden<br />
bröckelt der Putz – die verlassenen,<br />
riesigen Räume und Hallen wirken, man<br />
kann es nicht anders sagen, wahrhaft<br />
gespenstisch. Und tatsächlich sind hier in<br />
der Vergangenheit teils gruselige Dinge<br />
geschehen.<br />
Dabei waren die Heilstätten einst ein<br />
mustergültiger Betrieb, in dem die<br />
Landesversicherungsanstalt Berlin von<br />
1898 bis 1930 eine Tuberkulose-Klinik<br />
betrieb. Es war der Kampf gegen eine<br />
verheerende Krankheit, die vor allem<br />
aufgrund der katastrophalen hygienischen<br />
Zustände in den Berliner Mietskasernen<br />
immer mehr um sich griff und<br />
außer Kontrolle zu geraten drohte – allein<br />
im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts<br />
ging bereits jeder dritte Todesfall auf<br />
Tuberkulose zurück. Und so entstand mit<br />
den Beelitz-Heilstätten im Laufe der Jahre<br />
ein moderner Klinik-Komplex mit bis zu<br />
1200 Betten, eigenen Waschhäusern und<br />
einem Heizhaus, sogar ein Badehaus und<br />
eine klinik-eigene Kirche gab es.<br />
Verwüstung und Zerstörung<br />
durch zwei Kriege<br />
Dann brach der Erste Weltkrieg los, und<br />
das Militär zweckentfremdete die Einrichtungen<br />
als Lazarett für verwundetet<br />
Soldaten – mehr als 12.500 Mann sollen<br />
Doch dunklere Zeiten kündigten sich<br />
bereits an, als der Komplex nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg zum militärischen<br />
Sperrgebiet erklärt und von der<br />
Sowjetarmee besetzt wurde. Er war<br />
damals das größte russische Militärhospital<br />
außerhalb der Sowjetunion. Auch<br />
hatte der Krieg Verwüstungen an den<br />
Heilstätten hinterlassen, so war die Kirche<br />
zerbombt und auch das ehemalige Ärzte-<br />
Wohnhaus nur noch eine Ruine (die<br />
übrigens bis heute steht).<br />
Satanische Messen und zwei<br />
grausame Mordfälle<br />
Seit 1994 liegt der Großteil des Geländes<br />
brach – und die Einrichtungen verfallen:<br />
Diebe haben bereits so viel Metall aus den<br />
denkmalgeschützen Wänden gerissen,<br />
dass die Gebäude bis zur Unkenntlichkeit<br />
verunstaltet sind. Immer wieder finden<br />
illegale Partys statt, angeblich auch Geister-Séancen<br />
und satanische Messen.<br />
Beklemmend und finster wirken die<br />
Heilstätten angesichts ihres Verfalls. Fast<br />
zwangsläufig glauben manche, Unheimliches<br />
zu vernehmen. Besucher berichten<br />
von Schritten in den Gängen, sich wie von<br />
Geisterhand öffnenden Türen und sogar<br />
von Schreien aus dem Chirurgie-<br />
Gebäude. In Internetforen werden diese<br />
Themen heiß diskutiert.