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Familienmagazin Oktober 2020

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is Kriegsende hier versorgt worden sein,<br />

die Dunkelziffer der Toten ist unbekannt.<br />

Auch Adolf Hitler wurde als Gefreiter hier<br />

behandelt.<br />

I m J a h r 1 9 2 0 w a r d i e Z a h l d e r<br />

Behandlungsanfragen so groß, dass man<br />

nur noch Frauen und Kinder aufnehmen<br />

konnte. Eine Sensation war damals eine<br />

Art Klimaanlage, die saubere Luft aus<br />

dem Wald über Rohre direkt in die<br />

Krankenzimmer pusten konnte.<br />

Beelitz-Heilstätten<br />

Deutschlands gruseligstes Krankenhaus<br />

Die Beelitz-Heilstätten waren einst<br />

Deutschlands Vorzeige-Tuberkuloseklinik<br />

– heute sind die verfallenen Gebäude nur<br />

noch ein Magnet für Fans verlassener<br />

Orte. Doch es gibt wieder Hoffnung dank<br />

einiger ungewöhnlicher Ideen. Was aus<br />

den Heilstätten werden soll.<br />

Wer die Beelitz-Heilstätten betritt, glaubt<br />

kaum, dass er sich in einem ehemaligen<br />

Vorzeige-Krankenhaus befindet. Die<br />

Gebäude verfallen, die Wände sind mit<br />

Graffiti überzogen, die Fenster entweder<br />

vernagelt oder eingeworfen. Regen tropft<br />

durch die Dächer, sodass bei Unwetter in<br />

den einst so prunkvollen Räumlichkeiten<br />

Pfützen von dreckigem Wasser stehen.<br />

An den Eingangsbereich der Notaufnahme<br />

hat jemand ein Pentagramm<br />

geschmiert, und von den Wänden<br />

bröckelt der Putz – die verlassenen,<br />

riesigen Räume und Hallen wirken, man<br />

kann es nicht anders sagen, wahrhaft<br />

gespenstisch. Und tatsächlich sind hier in<br />

der Vergangenheit teils gruselige Dinge<br />

geschehen.<br />

Dabei waren die Heilstätten einst ein<br />

mustergültiger Betrieb, in dem die<br />

Landesversicherungsanstalt Berlin von<br />

1898 bis 1930 eine Tuberkulose-Klinik<br />

betrieb. Es war der Kampf gegen eine<br />

verheerende Krankheit, die vor allem<br />

aufgrund der katastrophalen hygienischen<br />

Zustände in den Berliner Mietskasernen<br />

immer mehr um sich griff und<br />

außer Kontrolle zu geraten drohte – allein<br />

im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts<br />

ging bereits jeder dritte Todesfall auf<br />

Tuberkulose zurück. Und so entstand mit<br />

den Beelitz-Heilstätten im Laufe der Jahre<br />

ein moderner Klinik-Komplex mit bis zu<br />

1200 Betten, eigenen Waschhäusern und<br />

einem Heizhaus, sogar ein Badehaus und<br />

eine klinik-eigene Kirche gab es.<br />

Verwüstung und Zerstörung<br />

durch zwei Kriege<br />

Dann brach der Erste Weltkrieg los, und<br />

das Militär zweckentfremdete die Einrichtungen<br />

als Lazarett für verwundetet<br />

Soldaten – mehr als 12.500 Mann sollen<br />

Doch dunklere Zeiten kündigten sich<br />

bereits an, als der Komplex nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg zum militärischen<br />

Sperrgebiet erklärt und von der<br />

Sowjetarmee besetzt wurde. Er war<br />

damals das größte russische Militärhospital<br />

außerhalb der Sowjetunion. Auch<br />

hatte der Krieg Verwüstungen an den<br />

Heilstätten hinterlassen, so war die Kirche<br />

zerbombt und auch das ehemalige Ärzte-<br />

Wohnhaus nur noch eine Ruine (die<br />

übrigens bis heute steht).<br />

Satanische Messen und zwei<br />

grausame Mordfälle<br />

Seit 1994 liegt der Großteil des Geländes<br />

brach – und die Einrichtungen verfallen:<br />

Diebe haben bereits so viel Metall aus den<br />

denkmalgeschützen Wänden gerissen,<br />

dass die Gebäude bis zur Unkenntlichkeit<br />

verunstaltet sind. Immer wieder finden<br />

illegale Partys statt, angeblich auch Geister-Séancen<br />

und satanische Messen.<br />

Beklemmend und finster wirken die<br />

Heilstätten angesichts ihres Verfalls. Fast<br />

zwangsläufig glauben manche, Unheimliches<br />

zu vernehmen. Besucher berichten<br />

von Schritten in den Gängen, sich wie von<br />

Geisterhand öffnenden Türen und sogar<br />

von Schreien aus dem Chirurgie-<br />

Gebäude. In Internetforen werden diese<br />

Themen heiß diskutiert.

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