DER DEUTSCHE SPIELZEUG-MARKT DAS SPIELZEUGSORTIMENT Mrd. EUR AUSGABEN FÜR SPIELZEUG 3,20 3,30 2017 2018 2019 <strong>2020</strong> (P) 21 3,40 3,70 1. HJ <strong>2020</strong>, Consumer Panel npdgroup deutschland GmbH <strong>2020</strong> KAUF- ORTE 4 % 10 % 13 % Lebensmitteldiscounter 14,1 % Kleinkind/Vorschule 9,7 % 17,5 % Puppen 4 % Warenhäuser Buchläden Kaffeeröster Baumärkte Möbelhäuser etc. Bausätze 15,0 % Sonstige Spielwaren 9,3 % Fahrzeuge Plüsch Umsatzanteil Hauptwarengruppen 2019 in % Handelspanel npdgroup deutschland GmbH (76 % Marktabdeckung) Consumer panel npdgroup deutschland GmbH <strong>2020</strong>, P = Prognose BVS Spiele & Puzzles Stationäre Fachgeschäfte und -märkte Actionfiguren mit Online- Verkauf des stationären Handels 8,5 % Outdoor 3,7 % 3,8 % 2,1 % 1,3 % Basteln & Malen 14,9 % Elektronisches Spielzeug 48 % Internet 2019 Verbrauchermärkte KAUFANLÄSSE 2019 21 % GEBURTSTAG 2019 3 % OSTERN 2019 7 % BELOHNUNG RAVENS- BURGER 12 % 2019 2018 LEGO 12 % SPIN MASTER 12 % Zu welchem Anlass Spielzeug gekauft wurde, Consumer Panel npdgroup deutschland GmbH <strong>2020</strong> 23 % WEIHNACHTEN 35 % EINFACH SO TREND 01 - 10/<strong>2020</strong> KOSMOS 54 % HASBRO 15 % MATTEL 12 % P L AY- MOBIL 8 % SCHLEICH 14 % SIMBA 6 % Hersteller nach Umsatz Handelspanel npdgroup deutschland GmbH mit 76 % Marktabdeckung MGA ENTER- TAINMENT 6 % Die gekauften Top-Marken (Properties) bei den 6- bis 13-Jährigen in alphabetischer Reihenfolge, Consumer Panel npdgroup deutschland GmbH <strong>2020</strong> Quelle: npdgroup deutschland GmbH <strong>2020</strong>
ARENA <strong>planet</strong> <strong>toys</strong> 11 IST DAS WEIHNACHTS- GESCHÄFT VERLOREN? »Ich halte auch die Kritik, dass im Online-Geschäft kein Geld zu verdienen sei, nicht für stichhaltig.« NILS HOLM Zierleyn, Nordhorn »Der Lockdown light, der jetzt bis zum 20. <strong>Dez</strong>ember verlängert wurde, ist für uns ein weiterer Schlag ins Gesicht.« TORSTEN MESTER Häuptling Teddy Toys Kinderwelt nein! Das Weihnachtsgeschäft wird nur anders aussehen als in den vorherigen Jahren. Ein „kriegsentscheidender“ Faktor ist aus meiner Sicht dabei die Lage des jeweiligen Geschäftes. Spielwarengeschäfte, die in Einkaufszentren liegen, leiden sicherlich extrem unter dem aktuellen Soft-Lockdown, weil dort einfach die Frequenz fehlt. Die Gründe dafür sind bekannt: generelle Vorsicht vor Ansteckung, eine latente Kontaktallergie, das neu erworbene Gefühl, es geht auch online. Typische 1B-Lagen, die gut mit dem Auto zu erreichen sind, werden diese Zurückhaltung deutlich weniger zu spüren bekommen. Der zweite Faktor, der über Wohl und Wehe des Weihnachtsgeschäftes entscheidet, ist die digitale Strategie eines Geschäftes. Zierleyn verfolgt hier mehrere Ansätze, u. a. einen eigenen Webshop. Auch von der VEDES haben wir viel Unterstützung in den letzten Wochen und Monaten erhalten, z. B. durch Google Ads. Unisono wurde über das fehlende Ostergeschäft geklagt, weil der harte Lockdown dazu geführt hat, dass zwar Drogerien oder der LEH Spielzeug verkaufen konnten, aber nicht der Spielwarenspezialist. Ich kann sagen, dass Zierleyn beim Ostergeschäft nicht so viel aufzuholen hatte, weil das fehlende stationäre durch das Online-Geschäft kompensiert wurde. Ich halte auch die Kritik, dass im Online-Geschäft kein Geld zu verdienen sei, nicht für stichhaltig. Richtig ist, dass man es nicht nebenbei machen kann, sondern mit der gleichen Intensität betreiben muss, als würde man ein zweites Geschäft oder eine weitere Filiale eröffnen. Zierleyn hat noch nie so sauber Adventskalender durchverkauft wie in diesem Jahr – trotz Lockdown light. Ich bin davon überzeugt, dass das ohne eine klare Online-Strategie deutlich schwieriger geworden wäre. Allerdings stimme ich mit einigen Prognosen, auch der vom HDE überein, was die Situation vieler Einzelhändler betrifft. Sobald die Aussetzung des Insolvenzmelderechts aufgehoben wird, dürfte es im Spielwarenhandel zu Schließungen kommen. Ob es sich dabei um die „ganz Großen“ oder die eher Kleinen handeln wird, bleibt abzuwarten. Das hat aber aus meiner Sicht weniger mit einem fehlenden Weihnachtsgeschäft zu tun. Mehr Sorgen bereitet mir da schon die Vorstellung, dass es im Januar durch über Weihnachten steigende Infektionszahlen dann zu Verschärfungen kommt. ja! Der Lockdown im Frühjahr war schon ungerechtfertigt und führte zu massiven Wettbewerbsverzerrungen. Baumärkte, Drogerien mit Mischsortiment auflassen, aber Spielzeugfachgeschäfte nicht? Ungerechter konnte man es nicht machen. Der Lockdown light, der jetzt bis zum 20. <strong>Dez</strong>ember verlängert wurde, ist für uns ein weiterer Schlag ins Gesicht. Dass man Großveranstaltungen absagt, dafür bringe ich Verständnis auf. Aber die Gastronomie, die vorbildliche Hygienekonzepte vorgelegt hat, vom Netz nehmen? Da fehlt mir einfach das Fingerspitzengefühl. Das Resultat ist doch, dass jetzt in den Innenstädten und Shopping-Centern die Frequenz fehlt, und das in einer Zeit, wo wir unser Hauptgeschäft haben. Ich wage die Prognose, dass wir vielleicht nur 2/3 des Vorjahresniveaus im Weihnachtsgeschäft erreichen. Fakt ist, das Teddy Toys Läden betreibt, die, bis auf Herford, immer über 1.000 m 2 liegen. Alle Vorgaben werden dort penibel eingehalten: Kunden pro Quadratmeter, Abstand, Hygiene, Maskenpflicht. Mir kann keiner erzählen, dass unsere Geschäfte Superspreader-Orte sind. Besonders bitter mitanzusehen ist es deshalb, dass sich Schulen zu den größten Infektionsherden mit ihren vollen Klassen, vollen Schulhöfen, vollen Schulbussen entwickelt haben. Die Politik hatte ein halbes Jahr Zeit gehabt, um sich praktikable Lösungen zu überlegen. Es hat sich nichts getan. Jetzt werden erneut die Falschen bestraft. Und wer jetzt glaubt, das Online-Geschäft würde es richten, irrt. Zwar konnte auch Teddy Toys seine Online-Umsätze steigern, aber wir haben immer von stationären Umsätzen gelebt. Die Kosten im Internet sind definitiv zu hoch. Der einzige Profiteur ist Amazon, der die Infrastruktur nutzt, aber keine Steuern bezahlt und uns die Preise um die Ohren haut. Ich würde mir wünschen, einmal ein politisches Schwergewicht aus Berlin zu Gesicht zu bekommen, um ihm zu sagen: Was da läuft, ist nicht in Ordnung! Teddy Toys versucht natürlich angesichts der Situation, die Kosten runterzufahren und sich noch stärker um die Kunden zu kümmern. Wer in den letzten Jahren wirtschaftlich gut gehaushaltet hat, wird die Krise überstehen, aber für manche, die etwa frisch in der Branche sind, sehe ich dunkle Wolken am Himmel aufziehen, wenn die Aussetzung der Insolvenzmeldepflicht endet.