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planet toys_Dez_2020

planet toys Dezember

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TECHNISCHES SPIELZEUG<br />

<strong>planet</strong> <strong>toys</strong> 47<br />

Schauen wir uns die Handelslandschaft<br />

für Modellbahn an, könnte man<br />

glauben, dass wir von einer Wüste<br />

nicht mehr weit entfernt sind. Ein paar<br />

Spezialisten, das war’s, der klassische<br />

Spielzeughandel hat sich fast vollständig<br />

vom Sortiment verabschiedet. Sind<br />

Amazon und Hersteller-Shops die Gewinner?<br />

S.T.: Meine Wahrnehmung vom Handel<br />

ist – und das betrifft nicht nur die Modellbahn,<br />

sondern auch andere Branchen<br />

wie z. B. den Sporthandel –, dass<br />

wir es mit einer Professionalisierung zu<br />

tun haben, wenn es sich um beratungsintensive<br />

Produkte handelt. Auf der<br />

einen Seite haben wir sehr leistungsstarke,<br />

gut sortierte stationäre Handelsstrukturen,<br />

auf der anderen Seite<br />

Online-Händler, die z. T. einen sehr guten<br />

Job machen. Sicherlich gibt es auch<br />

preisaggressive Online-Händler, aber<br />

auch Player, die auf Leistung gehen und<br />

Beratung am Telefon setzen. Diese Professionalisierung<br />

hat überall zugenommen<br />

und verändert die Handelslandschaft<br />

nachhaltig.<br />

Heißt aber auch, dass es immer weniger<br />

Spielzeuggeschäfte gibt, die das<br />

Sortiment führen. Sie brauchen aber<br />

öffentliche Präsenz. Können Sie Händlern<br />

dazu raten, wieder einzusteigen?<br />

S.T.: Wieder einzusteigen wäre aus meiner<br />

Sicht absolut sinnvoll. Die professionalisierten<br />

Fachgeschäfte, egal ob<br />

offline oder online, sind primär für den<br />

fortgeschrittenen Kunden der ideale<br />

Einkaufsort. Fakt ist, dass wir auch wieder<br />

für den Nachwuchs und die Familien<br />

interessant werden, also für den „Ottonormalmodellbahner“.<br />

Leider findet da<br />

kaum noch etwas im stationären Spielwarenfachhandel<br />

statt. Ich glaube aber,<br />

das klassische Spielzeuggeschäft sollte<br />

sich mit dem Sortiment auseinandersetzen,<br />

denn die Spielwarenthemen, die<br />

für zu Hause prädestiniert sind, werden<br />

uns in den nächsten Jahren begleiten.<br />

Ein Basissortiment bei Modellbahn und<br />

Modellbau würde schon reichen. Wir<br />

haben einfache Artikel, mit denen Einsteiger<br />

schnell gute Ergebnisse erzielen<br />

können.<br />

Was sagen Sie denen, die entgegnen,<br />

könnte sein, dass Modellbahn/Modellbau<br />

ein Thema ist oder wird, aber verdienen<br />

wir damit Geld?<br />

S.T.: Ich glaube, man sollte hier eine<br />

Art von Portfoliostreuung betreiben.<br />

Trendartikel von großen Herstellern stehen<br />

oft im Preisfokus. Die Erträge sind<br />

unterdurchschnittlich. Bei der Modellspielware<br />

ist die Drehzahl zwar nicht so<br />

groß, dafür die Marge rentierlich. Hinzu<br />

kommt, dass es ein Systemsortiment<br />

mit langfristigem Umsatzpotenzial ist.<br />

Wer sich für das Hobby entscheidet,<br />

braucht immer Ware. Habe ich einen<br />

Kunden, dann oft langfristig.<br />

Noch einmal zurück zu den Gewinnern.<br />

War es Amazon? Oder waren es die<br />

Herstellershops?<br />

S.T.: In der Phase des Lockdowns haben<br />

die Händler profitiert, die online verkauft<br />

haben, natürlich auch einige über<br />

Amazon. Unser eigener Online-Shop hat<br />

ebenfalls zugelegt. Das ist klar, denn wo<br />

soll das Plus auch sonst herkommen?<br />

Unsere Sorge war, dass die Kunden ihre<br />

Einkäufe online vorgezogen bzw. ins Internet<br />

verlegt haben. Das ist tatsächlich<br />

aber nicht passiert. Im Gegenteil: Auch<br />

die stationären Händler erzielten nach<br />

dem Lockdown deutlich höhere Umsätze,<br />

während die Online-Umsätze wieder<br />

abflachten und sich auf dem Normalniveau<br />

einpendelten. Die Endverbraucher<br />

legten also ein sehr solidarisches<br />

Verhalten mit den stationären Händlern<br />

an den Tag und wer jetzt dachte, in der<br />

Summe wäre es ein Nullsummenspiel,<br />

sah sich getäuscht.<br />

Inwiefern?<br />

S.T.: Nachdem sich der Markt im Sommer<br />

wieder einigermaßen sortiert hatte,<br />

konnten wir feststellen, dass der Markt<br />

insgesamt gewachsen ist, denn alle<br />

Kanäle lagen über Vorjahr. Etwas dezidierter<br />

betrachtet lässt sich sagen: Wer<br />

professionell aufgestellt war, kreative<br />

Lösungen für seine Kunden geboten hat<br />

und nicht den Kopf in den Sand gesteckt<br />

hat, egal ob stationär oder online, der<br />

hat am Ende von der Entwicklung profitiert.<br />

Last but not least, wird die Aufwärtsentwicklung<br />

der Branche nachhaltig<br />

sein?<br />

S.T.: Meiner Meinung nach ja, denn wir<br />

haben in den vergangenen Monaten eine<br />

Anzahl von neuen Kunden gewonnen,<br />

was mich sehr zuversichtlich stimmt.<br />

Betrachte ich zudem die wirtschaftliche<br />

und politische Entwicklung in Deutschland<br />

und den Ländern um uns herum,<br />

dann, glaube ich, spricht vieles dafür,<br />

dass die Wogen eher etwas rauer werden.<br />

In solchen Zeiten ziehen sich Menschen<br />

nach Hause zurück, beschäftigen<br />

sich mit sich selbst, der Familie und<br />

den Kindern. Die Modellbahn hat, weil<br />

sie eben für heile Welt steht und Sehnsüchte<br />

befriedigt, gute Argumente, ein<br />

positives Lebensumfeld mit Freude<br />

und Zuversicht im familiären Umfeld zu<br />

schaffen. Daher ganz klar: Ja, ich glaube,<br />

das ist ein nachhaltiger Trend.<br />

Herr Topp, wir bedanken uns für das<br />

Gespräch.<br />

DER EISENMANN: Richard Nägeli der<br />

Schlosser repariert landwirtschaftliche<br />

Geräte. Das Kibrimodell bringt<br />

Stimmung auf die Anlage. Mit<br />

passenden Figuren kommt ein<br />

lebhafter Blickpunkt auf die<br />

Modellbahnanlage.<br />

Viessmann<br />

www.viessmann-modell.com<br />

WINDJAMMER: Die Viermastbark<br />

Kruzenshtern gehört zu den letzten<br />

Segelschiffen, die das Kap Hoorn<br />

umrundeten. Heute dient das<br />

Schiff unter russischer Flagge als<br />

Ausbildungsschiff der Fischerei.<br />

Das Modell im Maßstab 1:200<br />

für erfahrene Modellbauer aus<br />

474 Teilen ist sehr vorbildgetreu<br />

und eine Meisterleistung des<br />

Modellbaus.<br />

Revell; www.revell.de<br />

EINZIGARTIG: Das 1991 zum Weltakuturerbe zählende Kloster<br />

Lorsch wurde 764 gegründet. Jetzt gibt es das „Kutlurgut“, das<br />

auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken kann, auch als<br />

H0-Ausführung. Das Modell der Halle kann als Torbogen, Kapelle<br />

oder als mittelalterliches Prunkgebäude auf jeder Anlage<br />

oder nur als Highlight eines Dioramas eine bella figura machen.<br />

Busch, www.busch-model.info

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