Frühstück bei Sokrates - Lalegion-pictures.com
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13.<br />
Nietzsches Schwester Elisabeth Förster war Spezialistin für<br />
erlogene Todesursachen. Sie behauptete, ihr Bruder Friedrich<br />
sei an »Überanstrengung« und ihr Mann Bernhard an einem<br />
Tropenfieber gestorben (obwohl letzterer, von seinen paraguayischen<br />
Abenteuern aufgerieben, sich das Leben nahm).<br />
Sie erzählte auch, ihr Vater sei einem bösen Sturz erlegen.<br />
Der Sohn hat sein Leben lang geglaubt, sein Vater sei an<br />
Syphilis gestorben. Der Nachweis, ob diese Infektion tatsächlich<br />
bestand, ist nicht zu führen. Aber der wesentliche Punkt<br />
ist, daß Nietzsche davon überzeugt war. Seine Schwierigkeiten<br />
mit der Akzeptanz seiner Vorfahren sind in den angeblich<br />
»polnischen« - und aristokratischen - Ursprüngen zu sehen,<br />
die er sich selbst ausgedacht hat.<br />
14.<br />
Wo keine Wahrheit war, konnte das Gespenst des Vaters nur<br />
umhergeistern und diesen allzu phantasiebegabten Kindern<br />
viel Kummer bereiten. Ein Toter, mit einer Lüge notdürftig<br />
bestattet, bekommt zu guter Letzt stets den Sargdeckel wieder<br />
auf. Und wo geht er hin? Nietzsche hätte es gern gewußt,<br />
anstatt das gähnende Loch zu betrachten, das dieser unmögliche<br />
Vater hinterließ: ein vermutlich syphilitischer Pastor.<br />
Um den freigewordenen Platz zu besetzen, suchte er in<br />
Richard Wagner einen neuen, einen wahren und ruhmreichen<br />
Vater. Aber ach! Die Idylle dauerte nur ein paar Monate. Über<br />
Nietzsche, der in allem sein Schüler sein wollte, auch auf dem<br />
Gebiet der Musik, verhängte der Kastrierer Wagner furchtbare<br />
Urteile, die im wesentlichen besagten: Ihre musikalischen<br />
Kompositionen sind gleich Null, Ihr vehementer Einsatz für<br />
Wagner interessiert mich nicht, Ihre philologischen Werke<br />
sind wertlos. Nicht zu vergessen: Cosima, in die Sie verliebt<br />
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