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Frühstück bei Sokrates - Lalegion-pictures.com

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6.<br />

Kant ist der letzte Philosoph, der einen Degen trägt. Als er<br />

eines Tages seine Sympathie für die amerikanische Revolution<br />

zum Ausdruck brachte, forderte ihn ein britischer Staatsbürger,<br />

der auf Durchreise in Königsberg weilte, aufgebracht<br />

zum Duell heraus. Aber Kant ließ seine Waffe stecken. Er wußte<br />

sie nicht zu gebrauchen. Die <strong>bei</strong>den Weltmänner zogen sich<br />

mit einer guten, offenen Diskussion aus der Affäre.<br />

Die Mitglieder der Academie française haben bis heute an<br />

Zweispitz und Degen festgehalten. Man weiß nicht, gegen welchen<br />

Feind und für welche Kämpfe. Aber es ist ein rührender<br />

Überrest aus der Zeit, als die Gebildeten noch kriegerischer<br />

Laune waren.<br />

7.<br />

Leibniz legte großen Wert auf ein Treffen mit Spinoza, was<br />

dieser mit Mißtrauen betrachtete. Leibniz hatte als Diplomat<br />

Karriere gemacht, er kannte alle Höfe und Kanzleien Europas,<br />

er stand im Dienst von Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg,<br />

des Herzogs von Hannover. Schließlich<br />

fand das Treffen 1676 in Den Haag statt.<br />

Leibniz ist damals erst dreißig Jahre alt, hat aber bereits eine<br />

hohe Meinung von sich selbst. Er ist brillant und ehrgeizig,<br />

redet ein wenig laut, trägt eine Lockenperücke und ist prächtig<br />

gekleidet, auch wenn er sich aus Gründen des Takts nicht<br />

allzu überladen gewandet hat, als er Spinoza besucht, der ihn<br />

in seiner bescheidenen Zweizimmerwohnung in der Paviljoengracht<br />

empfängt. Auf dem Tisch Werkzeug zum Schleifen<br />

von Glaslinsen; im Schrank Bücher, der einzige Luxus im<br />

Raum... Spinoza trägt keine Perücke, er hat schwarzes, lockiges<br />

Haar. Seine Augenbrauen sind sehr lang, sein Teint ist matt,<br />

seine Wangen sind ausgehöhlt von der Krankheit (ein Jahr spä-<br />

83

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