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Frühstück bei Sokrates - Lalegion-pictures.com

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wie der größten Tugenden, und die nur sehr langsam gehen, können doch,<br />

wenn sie den richtigen Weg verfolgen, viel weiter vorwärtskommen als jene,<br />

die laufen und sich vom richtigen Wege entfernen.<br />

Was mich betrifft, so habe ich mir nie eingebildet, daß mein Geist in irgend<br />

etwas vollkommener wäre als die Geister vom gewöhnlichen Schlage; ich habe<br />

sogar oft gewünscht, den Gedanken so <strong>bei</strong> der Hand, die Einbildung so fein<br />

und deutlich, das Gedächtnis so umfassend und gegenwärtig zu haben wie<br />

manche andere. (...)<br />

Aber ich bekenne ohne Scheu: ich glaube darin viel Glück gehabt zu haben,<br />

daß ich schon seit meiner Jugend mich auf solchen Wegen angetroffen, die<br />

mich zu Betrachtungen und Grundsätzen führten, aus denen ich mir eine<br />

Methode gebildet, und durch diese Methode meine ich das Mittel gewonnen<br />

zu haben, um meine Erkenntnis stufenweise zu vermehren und sie allmählich<br />

zu dem höchsten Ziel zu erheben, welches sie <strong>bei</strong> der Mittelmäßigkeit<br />

meines Geistes und der kurzen Dauer meines Lebens erreichen kann.«<br />

all seine Kraft zurückzugeben. Versuchen wir uns in geläufiger<br />

Sprache an den ersten Zeilen. Der Ritter möge uns vergeben...<br />

7.<br />

»Alle Menschen sind gleich klug. Zum Beweis: selbst Nörgler<br />

und Verklemmte fühlen sich im allgemeinen gut bedient.<br />

Erstaunlich, daß sich nie jemand beschwert hat, zurückgeblieben<br />

zu sein, oder? Ich schließe daraus, daß Klugheit, Grips,<br />

gesunder Menschenverstand, Vernunft - nennen Sie es, wie<br />

Sie wollen - jedem <strong>bei</strong> seiner Geburt in gleicher Dosis mitgegeben<br />

wurden. Wie kommt es dann, daß alle Welt sich zankt<br />

und die Meinungen auseinandergehen? Manche sind eben<br />

gewitzter, sagen Sie mir... Nein, antworte ich, der Grund ist,<br />

daß jeder nur seine eigene Nasenspitze sieht und nach seiner<br />

Fasson grübelt. Es genügt eben nicht, einen hohen IQ und tonnenweise<br />

graue Zellen zu haben, man muß sich ihrer auch<br />

bedienen können. Selbst die besten Gehirne können sowohl<br />

einrosten als auch Funken schlagen. Im Grunde ist es, wie man<br />

in Longchamp sagt: ein schlechtes Pferd, das stur geradeaus<br />

galoppiert, kommt schneller zum Ziel als ein Supercrack, der<br />

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