Frühstück bei Sokrates - Lalegion-pictures.com
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7.<br />
Im März 1820 eröffnet Schopenhauer eine Vorlesung an<br />
der Berliner Universität mit der gewaltigen Ankündigung:<br />
»Arthur Schopenhauer wird die gesamte Philosophie, d.i. die<br />
Lehre vom Wesen der Welt und dem menschlichen Geiste vortragen.«<br />
Während sich zweihundert Personen in der Vorlesung<br />
Hegels drängeln, sieht Schopenhauer sein Auditorium von<br />
Woche zu Woche wegschmelzen. Im zweiten Semester des<br />
Jahres 1820 ist er gezwungen, seinen Unterricht mangels Publikum<br />
auszusetzen.<br />
1825 dann ein neuer Lehrversuch, wieder ein Mißerfolg. 1827<br />
ersucht er um eine Stelle an der Universität Würzburg in Bayern,<br />
dann in Heidelberg. Niemand will ihn haben. Sein Buch,<br />
Die Welt als Wille und Vorstellung, 1819 erschienen, ist ein<br />
Reinfall. Im Alter von dreiundsechzig Jahren wird er plötzlich<br />
berühmt mit seinen Parerga and Paralipomena. Ein<br />
Rekord: gewöhnlich beginnt für einen Philosophen das Leben<br />
mit vierzig Jahren. Dreiundsechzig Jahre! Man kommt, ihn zu<br />
photographieren. Er liebt die Daguerreotypien, die man von<br />
ihm macht, und findet sich sehr schön darauf: »Dieses Porträt<br />
gibt meine Stirn und die Nase so vollkommen wieder, wie es<br />
bisher wohl noch nie erreicht wurde. Es ist unbezahlbar.« Der<br />
Menschenfeind, der er ist, scheut sich nicht, seine Photos mit<br />
Widmungen zu versehen, für Bildhauer zu posieren, in Frankfurt,<br />
wohin er sich zurückgezogen hat, Besucher aus ganz<br />
Europa zu empfangen, Interviews zu geben. Der Frauenfeind,<br />
der er ist, fühlt sich geschmeichelt, weibliche Bewunderer zu<br />
haben.<br />
Da<strong>bei</strong> hatte er geschrieben: »Die Mysterien <strong>bei</strong> den Alten<br />
sind eine vortreffliche Erfindung, sofern sie auf dem Gedanken<br />
beruhen, aus dem großen Haufen der Menschen, welchen<br />
die ganze Wahrheit schlechterdings unzugänglich ist, einige<br />
auszuwählen, denen man die Wahrheit bis zu gewissen Grenzen<br />
mitteilt.« Schopenhauer glaubte, daß Mysterium und<br />
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