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Frühstück bei Sokrates - Lalegion-pictures.com

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um«, ein Instrument zur Vermessung der Sterne und ihrer<br />

Positionen, taucht im 12. Jahrhundert auf, zum Zeitpunkt dieser<br />

Geschichte. Lebte Heloise heute, sie würde ihren Kleinen<br />

»Laser« oder »Mikrowelle« nennen. Astrolabium! Nachdem<br />

die intellektuelle Mama ihrem Sprößling einen so modernen<br />

Namen angehängt hat, überläßt sie ihn - für immer - irgendeiner<br />

vollbusigen Bretonin. Sie kehrt zu ihrem Abélard zurück<br />

und versucht, ihn zur Vernunft zu bringen.<br />

3.<br />

Denn sie lehnt diese Heirat ab. Sie sagt, ein Philosoph habe<br />

sich nicht zu verheiraten. Sie sagt es mit anderen Worten, nicht<br />

so simpel. Wenn Heloise argumentiert, zitiert sie die besten<br />

Autoren, Theophrast, Hieronymus, sie beruft sich auf das Beispiel<br />

des <strong>Sokrates</strong>, der (angeblich) von seiner Frau Xanthippe<br />

malträtiert wurde. Zur Bekräftigung ihres Feminismus - denn<br />

was sie will ist »Freundschaft«, das heißt reine Liebe zwischen<br />

Mann und Frau, nicht die versklavenden ökonomischen Verhältnisse<br />

Gatte/Gattin -, zur Bekräftigung ihrer Rechte macht<br />

sie sich eine ganze frauenfeindliche Tradition zu eigen, die<br />

besagt: »Eine Frau und ein Philosoph, das ist wie ein Geschirrtuch<br />

auf einem Fernrohr.« Nein, ein Mann, zum Heil der<br />

ganzen Welt geschaffen, darf sich nicht einer so schwachen<br />

und gefährlichen Kreatur wie der Frau unterwerfen. Ja, die<br />

Heirat ist, wie der lateinische Ausdruck conjugum zeigt, ein<br />

beklagenswertes Joch, weil es unmöglich ist, zwei Herren<br />

zugleich zu dienen: der Gattin und der Philosophie. Manchmal<br />

sind die Ausdrücke auch ungeschminkter: »Ich will gern<br />

deine Hure sein (meretrix oder scotum: eine Haut), aber nicht<br />

deine Ehefrau.« So redet Heloise ... Dem Mann ihres Lebens<br />

erklärt sie, daß er zur Fortsetzung seiner brillanten Professorenkarriere<br />

Junggeselle bleiben müsse.<br />

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