Frühstück bei Sokrates - Lalegion-pictures.com
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sind, gehört mir. Resümee der Prophezeiung: Dieser junge<br />
Mann taugt nichts und wird es zu nichts bringen. Und schon<br />
ist Nietzsche, der verwünschte Sohn, vertrieben aus dem Paradies<br />
von Tribschen, der Residenz der Wagners, und verbringt<br />
den Rest seines Lebens damit, gegen diesen Fluch anzukämpfen.<br />
Wie sehr er Wagner auch schmähte, in gehässigen Büchern<br />
verriß und ihn verwünschte, wie sehr er sein Idol auch mit den<br />
Füßen trat, von dieser verwundeten Bruderliebe konnte er sich<br />
nicht befreien, ebensowenig wie von der verdrängten Liebe<br />
zu Cosima.<br />
15.<br />
Als gehorsamer Sohn machte Nietzsche die Prophezeiung<br />
wahr: er scheiterte. All seine Bücher waren kommerzielle Reinfälle.<br />
Kein Erfolg, keine Anerkennung. Man hat gesagt, diese<br />
mangelnde Resonanz habe letztlich zu Nietzsches Wahnsinn<br />
geführt. Aber im letzten Jahr seines intellektuellen Lebens<br />
haben Taine in Paris und Brandes in Kopenhagen lobende<br />
Artikel über ihn veröffentlicht. Nietzsche war zu sehr hinter<br />
Kritiken her, als daß ihm dieses Rauschen im Blätterwald entgangen<br />
sein könnte. Europa begann sich für ihn zu interessieren.<br />
Und genau in diesem Moment wurde er wahnsinnig. Statt<br />
immer wieder zu sagen: »Nietzsche ist gestorben, weil er keinerlei<br />
Erfolg hatte«, sollte man lieber zur Kenntnis nehmen,<br />
daß er »starb«, als sich die ersten Anzeichen des Erfolgs einstellten.<br />
Die Moral für den verwünschten Sohn: Erfolg ist gut,<br />
Scheitern ist besser.<br />
16.<br />
Als Joachim Descartes, der Vater von Rene, den Discours de<br />
la méthode entgegennahm, machte er keine Anstrengungen,<br />
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