Frühstück bei Sokrates - Lalegion-pictures.com
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on. Wo es eine Weinkultur gab, wird eine Studentenkultur<br />
erblühen.<br />
Nicht zufrieden mit dem Sieg in Paris, geht Abélard nach<br />
Laon, wo er Anselme herausfordert und besiegt, diesen anderen<br />
Star der Theologie, von dem er sagt, daß »die Flamme seines<br />
Geistes das Haus einräucherte, statt es zu erleuchten«. Mit<br />
wenigen treffenden Syllogismen und unter Zuhilfenahme<br />
mörderischer Zitate erringt er einen triumphalen, aber nutzlosen<br />
Sieg, weil er wenig später Heloise begegnet... Bei diesem<br />
Liebesabenteuer werden ihm so viele Irrtümer und Fehler<br />
unterlaufen, daß er die Schlacht jämmerlich verliert. Der<br />
Eroberer wird besiegt, getroffen an der ungeschützten Stelle<br />
im Harnisch: dem Herzen.<br />
5.<br />
Als Descartes sich Chevalier de Perron nennen ließ - nach seinem<br />
Gut im Poitou -, kleidete er sich als Edelmann, das heißt<br />
als Krieger. Er trug einen Federbusch am breiten Hut, an der<br />
Seite das Degengehänge und eine seidene Schärpe quer über<br />
der Brust. Sein Wams zierte grüner Taft, ein Stoff, der groß in<br />
Mode war. Ein eleganter Krieger... Doch die Jahre gehen ins<br />
Land, und die Leber kühlt sich ab. Der Chevalier de Perron<br />
wird zu Rene Descartes und legt den Degen ab, um von nun<br />
an »Feigheit« zu seinem Beruf zu machen, wie er selbst es<br />
nennt. Kostümwechsel. Nachdem Pferdekutsche und Panzer<br />
ausrangiert sind, legt er neue Kleider an, ganz in Schwarz. Der<br />
ruhelose Chevalier läßt dem seßhaften bürgerlichen Philosophen<br />
den Vortritt. Wir schreiben Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />
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