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RETAIL 02/2020

Zeitschrift RETAIL Ausgabe 2/2020 vom österreichischen Handelsverband

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Was können Händler gegen Einkäufe in<br />

Fakeshops tun?<br />

Kahn: Fakeshops darf man sich nicht<br />

wie normale Geschäfte vorstellen. Die Täter<br />

halten sich nicht an gesetzliche Vorgaben,<br />

versuchen ihre Identität zu verschleiern<br />

und möglichst viele Personen zu erreichen.<br />

Wird das bekannt, verschwindet der Shop<br />

vom Netz und taucht entweder nicht mehr<br />

oder verändert, unter anderen Domains,<br />

wieder auf. Angeboten werden Güter, die<br />

gerade stark nachgefragt werden. Waren<br />

dies bis vor kurzem die neueste Technik,<br />

Handtaschen oder Kleidung, so sind es derzeit<br />

Atemmasken und Desinfektionsmittel.<br />

Was bringen E-Commerce-Gütesiegel für<br />

Händler bzw. Konsumenten?<br />

Grubmiller: Durch E-Commerce-<br />

Gütesiegel wie das Trustmark Austria<br />

(www.trustmark-austria.at) können<br />

Konsumenten auf einen Blick erkennen,<br />

ob es sich beim Anbieter um einen seriösen<br />

Shop handelt oder nicht. Zusätzlich sollte<br />

immer durch einen Klick auf das angezeigte<br />

Gütesiegel überprüft werden, ob<br />

das Siegel auch tatsächlich gültig ist, da<br />

Betrüger gerne auch einfach Siegel unbefugterweise<br />

kopieren. Der große Vorteil<br />

für Händler ist die Absatzförderung durch<br />

das gesteigerte Kundenvertrauen. Eine<br />

aktuelle Studie des Handelsverbands<br />

gemeinsam mit Mind-Take Research hat<br />

ergeben, dass für zwei Drittel der Österreicher<br />

ein E-Commerce-Gütesiegel beim<br />

Onlineshopping wichtig ist.<br />

Was sollen Händler tun, wenn sie Opfer<br />

einer Cyberattacke oder eines Betrugs<br />

wurden?<br />

Behrens: Anzeige bei der Polizei erstatten<br />

und Experten hinzuziehen, die den<br />

Schaden so gering wie möglich halten.<br />

ZU DEN PERSONEN<br />

Claus P. Kahn leitet<br />

im Bundeskriminalamt<br />

die Abteilung Betrug,<br />

Fälschung und Wirtschaftskriminalität.<br />

Thorsten Behrens ist<br />

Projektleiter am Österreichischen<br />

Institut für<br />

angewandte Telekommunikation<br />

(ÖIAT) und auf den<br />

Bereich Cybersecurity<br />

und Internetbetrug<br />

spezialisiert.<br />

Patricia Grubmiller ist<br />

Legal Managerin beim<br />

Handelsverband und<br />

Leiterin des Trustmark<br />

Austria Gütesiegels.<br />

»<br />

Durch E-Commerce-<br />

Gütesiegel wie das<br />

Trustmark Austria<br />

können Konsumenten<br />

auf einen Blick<br />

erkennen, ob es sich<br />

beim Anbieter um<br />

einen seriösen Shop<br />

handelt oder nicht.<br />

«<br />

Patricia Grubmiller<br />

Wie können Kunden Fakeshops am besten<br />

erkennen?<br />

Grubmiller: Wenn Impressum, AGB oder<br />

die Datenschutzrichtlinie fehlen oder diese<br />

mit vielen Schreibfehlern versehen sind, ist<br />

jedenfalls Vorsicht geboten. Im Zweifelsfall<br />

sollten Konsumenten immer eine kurze Internetrecherche<br />

nach dem Namen des Onlineshops<br />

machen. Damit können negative<br />

Erfahrungen von anderen Kunden leicht<br />

ausfindig gemacht werden. Bedenken haben<br />

sollten Kunden auch, wenn der Händler<br />

nur eine Zahlung per Vorkasse oder<br />

anonyme Zahlungsmethoden anbietet.<br />

Welche Maßnahmen zur Prävention werden<br />

gegen Cyberkriminalität getroffen?<br />

Kahn: Als Kriminalpolizei versuchen<br />

wir präventiv Onlinehändler aufzuklären.<br />

Wir nehmen an Konferenzen und Veranstaltungen<br />

teil, halten Vorträge und führen<br />

Gespräche. Und wir haben das „Gemeinsam<br />

sicher“-Projekt in Kooperation mit dem<br />

Handelsverband gegründet. Dabei unterstützen<br />

wir auch die Zusammenarbeit privater<br />

Unternehmen miteinander. Denn wir<br />

haben gelernt: Ein Schadensfall, der nicht<br />

eintritt, ist ein Opfer weniger in Österreich.<br />

Wie wird sich die Cyberkriminalität<br />

weiterentwickeln?<br />

Kahn: Sie wird weiter steigen, neben<br />

der zunehmenden Digitalisierung werden<br />

auch die Auswirkungen der Covid-19-Krise<br />

spürbar sein. Die Professionalisierung der<br />

Täter wird zunehmen. Damit besteht für<br />

Unternehmer die Notwendigkeit, spezialisierte<br />

Dienstleistungen zur Absicherung ihres<br />

Onlineshops einzusetzen. Dies bedeutet<br />

mehr Kosten, aber auch eine Sicherung der<br />

Einnahmen.<br />

Behrens: Die Fallen werden weiterhin<br />

professioneller. Die Händler sollten sich damit<br />

beschäftigen und sich mit professioneller<br />

Unterstützung schützen. Dazu gehört der<br />

technische Schutz der Infrastruktur sowie<br />

die Fortbildung der Mitarbeiter. Aber auch<br />

eine Plausibilitätseinschätzung von Kundendaten<br />

kann vor Schaden bewahren.<br />

/ Q2/2<strong>02</strong>0<br />

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