RETAIL 02/2020
Zeitschrift RETAIL Ausgabe 2/2020 vom österreichischen Handelsverband
Zeitschrift RETAIL Ausgabe 2/2020 vom österreichischen Handelsverband
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AKTUELL<br />
LOGISTIKWELT<br />
Bernd Winter, Chefredakteur<br />
der internationalen Wochenzeitung<br />
Verkehr, berichtet über<br />
Trends und Entwicklungen<br />
in der Logistikbranche.<br />
SONNTAGSREDEN REICHEN NICHT<br />
Fotos / beigestellt, GLS<br />
Schön langsam verstummt der 18-Uhr-Applaus<br />
für jene Menschen, die unser System<br />
aufrechterhalten. Die „Helden und Heldinnen<br />
des Alltags“, wie sie gerne von der Politik<br />
genannt werden, sind systemrelevant.<br />
Bricht etwas Systemrelevantes weg, hat es<br />
Auswirkungen auf unsere Gesundheit, Sicherheit<br />
und Versorgung. Viele meist gering<br />
bezahlte Berufe sind bisher nicht wahrgenommen<br />
oder wertgeschätzt worden. Jetzt<br />
sollte allen klar sein, dass es ohne Beschäftigte<br />
im Gesundheitsbereich, Handelsangestellte<br />
und Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen<br />
nicht geht. Huldvoller Applaus und Sonntagsreden<br />
allein helfen ihnen aber nicht.<br />
Schön, dass zu Beginn der Corona-Krise<br />
rasch klar war, wer entscheidend ist für die<br />
Versorgung unserer Gesellschaft. Nun müssen<br />
aber auch bessere Arbeitsbedingungen<br />
und Bezahlung für sie folgen.<br />
„ONLINE WIRD WIE WILD BESTELLT“<br />
In der KEP-Branche bemerkt Klaus<br />
Schädle, Group Area Managing Director<br />
von Global Logistics Service (GLS), einen<br />
Switch vom B2B- zum B2C-Bereich. Auch<br />
die durchschnittliche Stoppzahl der Zustellfahrzeuge<br />
ist gestiegen. Schädle über die<br />
Zeit nach Corona: „Wirtschaftlich werden<br />
wir dieses Jahr sicherlich in eine Rezession<br />
laufen und nächstes Jahr dann hoffentlich<br />
verstärkt wachsen. Die Gesellschaft wird<br />
die Jobs im Logistiksektor hoffentlich<br />
mehr wertschätzen und sich nicht nur über<br />
Zustellfahrzeuge beschweren, die in zweiter<br />
Reihe parken. Wichtig wäre, dass die<br />
Städte und Kommunen erkennen, dass die<br />
Paketdienste reservierte Parkplätze für die<br />
Zustellung in Wohngebieten benötigen. Außerdem<br />
sollten die Voraussetzungen für<br />
mobile City-Depots geschaffen werden. So<br />
könnten wir Fußgängerzonen CO 2 -neutral<br />
per E-Van, E-Bike oder auch mit Sackkarren<br />
aus Containern heraus beliefern. An diesen<br />
Orten brauchen wir auch Lademöglichkeiten<br />
für Elektrofahrzeuge. Das würde Wirtschaft,<br />
Gesellschaft und Umwelt nützen.“<br />
Round Table mit<br />
Jungspediteuren.<br />
Bernd Winter (Verkehr),<br />
Evelyn Kreuzhuber (FH<br />
Steyr), Antonio Steiner<br />
(Lagermax Spedition),<br />
Hatun Yurttas und<br />
Johanna Winzer (beide<br />
Gebrüder Weiss),<br />
Alena Kubicek (Österreichische<br />
Post) und<br />
Oliver Wagner (ZV).<br />
„Neue Form der<br />
Wertschätzung“.<br />
Klaus Schädle<br />
(GLS) fordert<br />
effektivere Zustellmöglichkeiten<br />
für<br />
den Logistiksektor.<br />
DIE SCHLAGZEILENGENERATION<br />
Der Zentralverband Spedition & Logistik<br />
(ZV) organisierte vor Corona erstmals<br />
einen Round Table mit Finalisten und<br />
Gewinnern aus den letztjährigen Wettbewerben<br />
„Jungspediteur des Jahres“.<br />
Thema: „Nutzung von Onlinemedien“.<br />
Dabei zeigte sich, dass die junge Generation<br />
Informationen vorangig aus den<br />
Social Media bezieht. Aktuelle Firmen- und<br />
Brancheninfos aber holen sich Jungspediteure<br />
auch über Intranetlösungen in den<br />
jeweiligen Unternehmen. Im Printbereich<br />
haben Fachmedien nach wie vor eine große<br />
Bedeutung, wohingegen Tageszeitungen<br />
keine Rolle mehr spielen. Infos müssen für<br />
die Nachwuchskräfte rasch erkennbar sein.<br />
„Wir sind eine Schlagzeilengeneration“, so<br />
eine der Diskussionsteilnehmerinnen.<br />
LOGISTIK 2030+ IN UMSETZUNG<br />
Wien und Niederösterreich arbeiten an der<br />
Initiative „Nachhaltige Logistik 2030+<br />
Niederösterreich-Wien“. Im November<br />
2019 wurde der Aktionsplan mit 35 Maßnahmen<br />
und über 130 Einzelaktionen vorgestellt.<br />
Dieser wurde gemeinsam mit<br />
Stakeholdern und Vertretern aus relevanten<br />
Branchen erarbeitet und soll nun bis<br />
2<strong>02</strong>5 umgesetzt werden. Seit dem Umsetzungsstart<br />
im Jänner 2<strong>02</strong>0 wurden bereits<br />
43 Prozent aller Aktionen aktiviert. 59<br />
Prozent der Aktionen haben einen kurzfristigen<br />
Realisierungshorizont. Parallel dazu<br />
liegt der Fokus weiterhin auf der Initiierung<br />
und Begleitung von Pilotprojekten.<br />
Eine Maßnahme war die Implentierung von<br />
neutralen Paketboxen, um die Übergabe in<br />
der Erstzustellung unabhängig von Anwesenheit<br />
des Empfängers erledigen zu können.<br />
Diese Infrastruktur hat durch Corona<br />
eine noch höhere Nachfrage erfahren.<br />
/ Q2/2<strong>02</strong>0<br />
19