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Leseprobe Gesang vom Leben

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MUSIKER FÜR DIE ZUKUNFT<br />

1789 bis 1804<br />

Thomaskantor Johann Friedrich Doles wird aus dem Amt<br />

gemobbt · Mozart erbittet sich Bachs Notizen und<br />

gibt eine Kostprobe seiner Genialität · Wie Johann Adam<br />

Hiller die Doppelbegabung der Thomasschüler pflegt<br />

Mobbing ist ein recht neues Wort, doch das Verhalten, das es beschreibt,<br />

ist keineswegs neu. Als Johann Friedrich Doles – jener Mann, den<br />

der Rat 1755 viel lieber als Thomaskantor sehen wollte als den allseits<br />

empfohlenen Carl Philipp Emanuel Bach – im März 1789 nach<br />

mehr als 33 Jahren im Amt nicht etwa stirbt, sondern seinen Rücktritt<br />

anbietet, so geschieht das, wie der 73-Jährige betont, »keineswegs<br />

aus Mangel der Gesundheit und Kräfte noch des guten Willens, sondern<br />

wegen vieler und wichtiger Hindernisse«. 92 Welche Hindernisse<br />

das sind, offenbart ein Brief, den Johann Adam Hiller ein Vierteljahr<br />

zuvor von Breslau aus, wo er mittlerweile auf seiner Stellensuche<br />

angelangt ist, dem preußischen Hofkapellmeister Johann Friedrich<br />

Reichardt nach Berlin schickt: »Leipzig hätte mich gern wieder, aber<br />

der eisenfeste D will noch nicht Platz machen, so viel Mühe sich auch<br />

der Geheime Kriegs Rath M gibt, ihn zur Resignation zu bringen.« 93<br />

Die Abkürzungen sind leicht zu entziffern: Hinter »D« steht Thomaskantor<br />

Doles, »M« ist der Bürgermeister Carl Wilhelm Müller.<br />

Den umtriebigen Dirigenten Hiller und den ersten Mann im<br />

Leipziger Rathaus verbindet, wie bereits beschrieben, eine lange<br />

Freundschaft. Dass Hiller ab 1781 Musikdirektor im zum Konzertsaal<br />

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