LE-1-2021
LOGISTIK express Ausgabe 1/2021
LOGISTIK express Ausgabe 1/2021
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Sparten zu neuen Höhenflügen ermutigte und<br />
zuvor als festzementiert geltende Mauern bezwang.<br />
Wachstum über allem anderen<br />
Aus Sicht einer reinen betriebswirtschaftlichen<br />
Lehre würden wohl zahllose BWL-Professoren<br />
Amazon attestieren, kein erfolgreiches Unternehmen<br />
zu sein: Über viele Jahre hinweg<br />
und bis zum heutigen Tag waren die Gewinne<br />
im Vergleich zu den Umsätzen kaum der<br />
Rede wert, zeitweise rutschten sie auch in<br />
den negativen Bereich. Damit wäre Amazon<br />
aus konservativer Sicht kein sonderlich gewinnträchtiges<br />
börsennotiertes Unternehmen<br />
– zumindest nicht bis in die zweite Hälfte der<br />
2010er. Erst da begannen die Gewinne einen<br />
zaghaften Anstieg.<br />
Nur wäre es allerdings reichlich verfehlt,<br />
Amazon anhand derartiger Maßstäbe zu<br />
bewerten. Denn für Jeff Bezos hatten Gewinne<br />
niemals den Stellenwert, den Wachstum<br />
innehatte. Wo andere Unternehmen ab<br />
einem gewissen Standpunkt vor allem ihre<br />
Investoren glücklich machen und Gewinne<br />
ausschütten, kannte und kennt Amazon nur<br />
einen Weg: Investieren, Investieren und nochmals<br />
Investieren.<br />
Am besten lässt sich dies verdeutlichen, wenn<br />
man die Gewinne den Umsätzen gegenüberstellt<br />
(Zahlen für 2020):<br />
• Amazons Gewinn: 21,33 Milliarden Dollar<br />
• Amazons Umsätze: 386,06 Milliarden Dollar<br />
Diese Politik ist ein zentrales Geheimnis hinter<br />
dem Erfolg des Unternehmens. Wenn über<br />
Jahrzehnte praktisch jeder Cent, der nach<br />
Abzug der Betriebskosten verbleibt, in die Erweiterung<br />
des Unternehmens gesteckt wird,<br />
ist es praktisch ein Automatismus, dass das<br />
Wachstum von Jahr zu Jahr immer steiler<br />
wird und beinahe zur senkrechten Linie<br />
geworden ist. Das Unternehmen zahlt keine<br />
Dividende, dennoch ist sein Erfolg bei den<br />
Teilhabern gigantisch – mit Anleihen, die<br />
mehr als sechs Prozent Zinsen pro Jahr erzielen<br />
und Aktien, die pro Stück deutlich über<br />
2500 Euro kosten und damit zur Weltspitze<br />
der teuersten Wertpapiere gehören. Damit<br />
zeigte Amazon auch, dass seine sehr eigensinnige<br />
Strategie in die richtige Richtung<br />
zielt. Dass es sich absolut bezahlt machen<br />
kann, keinen Spagat zwischen Shareholdern<br />
und Investition einzugehen, sondern alles<br />
auf eine Karte zu setzen. Der Erfolg gibt Bezos<br />
recht: Amazon gehört seit Jahren schon<br />
zu den kostbarsten Unternehmen weltweit.