31.03.2021 Aufrufe

architektur Fachmagazin Ausgabe 2 2021

Diese Ausgabe von architektur Fachmagazin widmet sich als Schwerpunkt einem der klassischen Themenbereiche der Architektur. Dem Wohnen – und damit verschiedensten Facetten des modernen Wohnbaus. Die von uns dafür ausgewählten Projekte zeigen auf den folgenden Seiten auf, wie vielschichtig sich Planer und deren Bauwerke der Aufgabe des Wohnens widmen können. Besonders interessant ist dabei natürlich wie immer, wie die manchmal recht ungewöhnlichen Aufgabenstellungen und Erwartungen in Wohnraum umgesetzt wurden.

Diese Ausgabe von architektur Fachmagazin widmet sich als Schwerpunkt einem der klassischen Themenbereiche der Architektur. Dem Wohnen – und damit verschiedensten Facetten des modernen Wohnbaus. Die von uns dafür ausgewählten Projekte zeigen auf den folgenden Seiten auf, wie vielschichtig sich Planer und deren Bauwerke der Aufgabe des Wohnens widmen können. Besonders interessant ist dabei natürlich wie immer, wie die manchmal recht ungewöhnlichen Aufgabenstellungen und Erwartungen in Wohnraum umgesetzt wurden.

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23<br />

Gesunde Raumluft<br />

Auch an den Hochschulen hat man mit fehlenden<br />

raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) zu<br />

kämpfen. Prof. Dr. Manfred Casties, Dozent für Energieeffizientes<br />

Gebäudedesign an der Hochschule<br />

Coburg, empfiehlt neben der Faustregel „alle 20<br />

Minuten 3-5 Minuten Stoßlüften“ auch den Einsatz<br />

von CO 2 -Ampeln oder CO 2 -Timer-Apps sowie den<br />

üblichen Richtwert für geeignetes Lüften von 1.000<br />

ppm CO 2 auf 800 ppm herabzusetzen. Als problematisch<br />

könne sich laut Casties im Winter hierbei<br />

allerdings die Absenkung der Raumtemperatur sowie<br />

damit einhergehend der Raumluftfeuchte erweisen,<br />

was wiederum zur Austrocknung der Schleimhäute<br />

und damit zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen<br />

kann. Casties jedenfalls hofft, dass – ganz unabhängig<br />

von CORONA – in Zukunft nach den jetzigen Erfahrungen<br />

keine Klassenzimmer mehr ohne RLT-Anlage<br />

geplant und gebaut werden.<br />

Das Thema Raumluft gewinnt in jedem Fall an Bedeutung.<br />

Das kann auch Stefan Rappold beobachten:<br />

“Wir werden zunehmend mit dem Wunsch nach<br />

Covid-19-konformen Lösungen konfrontiert. Doch<br />

der Schlüssel für gute Raumluftkonzepte liegt nicht<br />

in der Einzelbetrachtung, sondern basiert auch auf<br />

der Entwicklung eines angemessenen Grundrisslayouts.<br />

Aus den Überlegungen zum dreidimensionalen<br />

Raumgefüge und einer maximal möglichen Personenbelegung<br />

kann eine für unsere Arbeit relevante Aufgabenstellung<br />

abgeleitet werden, die dann weit umfangreicher<br />

und komplexer ist als die Frage nach einer<br />

technischen Lösung für die Belüftung von Räumen.<br />

Die Vorstellung, dass noch gestern funktionierende<br />

Häuser in Pandemie-Zeiten weiter uneingeschränkt<br />

nutzbar sind, ist hinfällig. Bei der Suche nach gebäudetechnischen<br />

Konzepten hat ein Umdenken eingesetzt,<br />

beeinflusst vor allem auch durch Faktoren wie<br />

Gestaltungskriterien oder Bau- und Konstruktionsmethoden.<br />

Für diese Überlegungen war die Pandemie<br />

weniger ein Startpunkt als eher Beschleunigungsfaktor<br />

in einer bereits andauernden Diskussion auf dem<br />

Weg hin zu einer nachhaltigeren Architektur.”<br />

Matthias Hein<br />

HEIN architekten<br />

Stefan Rappold<br />

Partner bei BEHNISCH Architekten<br />

Auch Prof. Dr. Casties unterstreicht die Wichtigkeit<br />

der Betrachtung von energetischen Aspekten im Bezug<br />

auf die Raumluftplanung: “Neben der gesicherten<br />

Raumluftqualität durch kontinuierlichen Luftwechsel<br />

spielt die Raumlufttechnik bei Nichtwohngebäuden –<br />

und immer stärker auch bei Wohngebäuden – auch<br />

aus energetischer Sicht (Wärmerückgewinnung)<br />

eine wichtige Rolle. Das gerät in Pandemie-Zeiten<br />

manchmal leider etwas aus dem Fokus.”<br />

Auf Seiten der technischen Vorgaben tut sich anscheinend<br />

schon etwas. So habe sich die geforderte<br />

Luftwechselzahl laut Casties bereits konkret verändert.<br />

Die neueste Literatur (Hartmann, Kriegel;<br />

Vorhersage des Infektionsrisikos durch Aerosolpartikel;<br />

HLH 01-02 <strong>2021</strong>) besage demnach: “Möchte<br />

man die Inzidenz maximal gleichbleibend halten, so<br />

müsste dem Raum eine virenfreie Zuluftmenge in<br />

Höhe von 75 m³/h*Person*Aufenthaltszeit zugeführt<br />

werden.” Die resultierende Luftmenge überstiege<br />

damit in der Praxis den Auslegungswert für die IDA<br />

1 Kategorie gemäß DIN EN 16798-1. Darauf lässt sich<br />

allerdings mit einer Maximierung des Außenluftvolumenstroms,<br />

einer Reduktion der Personenanzahl<br />

bei Nennvolumenstrom, einer Begrenzung der Aufenthaltszeiten<br />

sowie einer Erhöhung der virenfreien<br />

Zuluftmenge reagieren.<br />

Als Fazit lässt sich sagen, eine gesunde Raumluft war<br />

und ist für das Wohlbefinden der Nutzer von immenser<br />

Bedeutung. Die neuesten Erkenntnisse und damit<br />

einhergehenden Herausforderungen lassen für die<br />

Zukunft auf eine positive Entwicklung dieses Planungsfaktors<br />

hoffen - sowohl im Hinblick auf unsere<br />

Gesundheit wie auch energetische Aspekte. Oder um<br />

es mit den Worten Stefan Rappolds zu sagen: “Die<br />

Auseinandersetzung mit progressiven Konzeptideen,<br />

die nicht nur zu gesunder Raumluft, sondern vielmehr<br />

zu einer allgemein gesunden Umgebung führen, sind<br />

essenziell für unsere Arbeit. Da die Qualität der Umgebungsluft<br />

in erheblichem Maß auch von den Materialien<br />

und Farben, subjektiv dann zusätzlich von<br />

Haptik und individuellem Empfinden beeinflusst wird,<br />

ist eine umfassende, ganzheitliche Betrachtungsweise<br />

aller Umgebungsparameter unabdingbar.”

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