279.TIROL - März 2021
Ausgabe 3, März 2021
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60 GemNova.Menschen<br />
GemNova.Menschen<br />
61<br />
DER BUNTE HUND<br />
AUS OSTTIROL<br />
Er hat 21 Bücher geschrieben. Bisher.<br />
DieBürgermeister*innen schätzen<br />
das vertrauliche Gespräch mit ihm.<br />
Er redet freilich, wenn’s sein muss,<br />
auch 24 Stunden am Tag. Die Einsamkeit<br />
in der Natur schätzt er ebenso<br />
wie die Geselligkeit auf Ski- und<br />
Berghütten. Jan Schäfer ist der<br />
bunte Hund aus Osttirol.<br />
MATREI IN<br />
OSTTIROL<br />
„Aber was,<br />
wenn<br />
mir ein<br />
Stein auf<br />
den Kopf<br />
fällt ?<br />
Das kann<br />
dann sehr<br />
schnell<br />
sehr wehtun.“<br />
Prägende Erlebnisse in Afrika<br />
Was einen „bunten Hund“ ausmacht? Die<br />
Buntheit, klar, im Falle Schäfers etwa, dass<br />
er jeweils fast ein Jahr in Norwegen, Schweden<br />
oder den USA gelebt hat. Außerdem<br />
war er beruflich in Afrika unterwegs. 2005<br />
und 2006 etwa bei einem Entwicklungshilfeprojekt<br />
in Guinea. Was er dort gesehen,<br />
was er dort erlebt hat, war prägend:<br />
„Bürgerkrieg. Überfälle. Verletzte. Tote. Und<br />
ich mittendrin. Letztendlich wurde der Einsatz<br />
abgebrochen, einfach weil die eigene<br />
Sicherheit in Gefahr war. Ein Teil meines<br />
Herzens ist dennoch in Afrika geblieben.“<br />
Ein anderer Teil seines Herzens befindet<br />
sich wohl auf der Regensburger Hütte, im<br />
Herzen der Stubaier Alpen. Dort half er<br />
2010 und 2011 für je zwei Monate kräftig<br />
an allen Ecken und Enden mit. Mit Helm<br />
am Kopf besserte er etwa unterhalb der<br />
Hütte im steilen Gelände den Wanderweg<br />
aus. „Natürlich hat sich der eine oder andere<br />
über meine Kopfbedeckung gewundert. Aber<br />
was, wenn mir ein Stein auf den Kopf fällt?<br />
Das kann dann sehr schnell sehr wehtun.“<br />
Mittlerweile ist Jan Schäfer nicht nur in<br />
Osttirol felsenfest angekommen. Läuft<br />
alles nach Plan, werden er und seine Britta<br />
spätestens 2023 die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft erhalten. Weil es ihm<br />
wichtig ist, ein klares Bekenntnis zu setzen.<br />
Und weil er, der politisch denkende Mensch,<br />
endlich auch wählen will. Gerade in diesen<br />
fürwahr außergewöhnlichen Zeiten.<br />
AUTOR REINHOLD OBLAK<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
MULTIGO 150<br />
„Du, darf ich dir kurz etwas erzählen?“<br />
Jan Schäfer hat angerufen, und damit ist<br />
die nächste halbe Stunde blockiert. Zum<br />
einen, weil er wirklich viel zu erzählen<br />
hat, zum anderen, weil ihm dabei immer<br />
wieder Neues einfällt. Gestern war er<br />
etwa mit Britta, seinem Lebensmenschen,<br />
auf einer Skitour in den Osttiroler<br />
Bergen. „Unglaublich, diese Stille, diese<br />
Ruhe, diese gewaltige Landschaft. Wir<br />
haben das so genossen, und dann diese<br />
Aussicht. Der Glockner unmittelbar vor<br />
dir, links dahinter der Venediger, dann<br />
noch …“<br />
Wenn er in den Bergen unterwegs ist,<br />
geht ihm schon mal das Herz über, auch<br />
deshalb, weil er ja im deutschen Plön<br />
geboren wurde. Gut, dieses kleine Dörfchen<br />
kennen nicht mal die Deutschen. Es<br />
liegt in der Nähe von Kiel, im äußersten<br />
Norden des Landes. Und dort gibt es halt<br />
bekanntermaßen nicht so viele Berge.<br />
Rein sprachlich ist vom geborenen Nordgermanen<br />
nicht mehr viel übriggeblieben.<br />
Bereits seit 2013 lebt er mit seiner Frau<br />
in Matrei in Osttirol, hat auch schon den<br />
örtlichen Dialekt angenommen. Das klingt<br />
dann zuweilen doch recht interessant. Mit<br />
einer Größe von knapp zwei Metern und<br />
einem entsprechend stattlichen Gewicht<br />
macht er schon etwas her, der Herr Jan<br />
Schäfer. „Ich wollte mich schon immer in<br />
Tirol niederlassen, auch weil ich als Kind<br />
mit meinem Vater hier in den Bergen<br />
unterwegs war. Da könnte ich dir stundenlang<br />
davon erzählen. Meinen Militärdienst<br />
habe ich in Mittenwald, also direkt<br />
an der Grenze zu Tirol, abgeleistet. Da<br />
fällt mir ein …“<br />
Bücher, Bücher, Bücher<br />
Können Sie sich vorstellen, ein Buch zu<br />
schreiben? Eben. Jan Schäfer hat gleich<br />
21 geschrieben. Vor allem als sogenannter<br />
Ghostwriter, als schreibender Geist<br />
also. In Summe werden das wohl weit<br />
über fünftausend Seiten gewesen sein.<br />
Sein bisher letztes Buch hat er übrigens<br />
für die GemNova verfasst. „Wir alle sind<br />
Gemeinde“ so der Titel, eine Handlungsanleitung<br />
aus der Praxis für die Praxis.<br />
Mit vielen konkreten Beispielen aus den<br />
Gemeinden, mit vielen Statements von<br />
Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern.<br />
Gleich danach wurde er von der GemNova<br />
fix engagiert. So ist er seit April des<br />
Vorjahres als Gemeindebetreuer für die<br />
33 Gemeinden in Osttirol unterwegs. Von<br />
den Bürgermeister*innen, die er natürlich<br />
schon alle besucht hat, wird er geschätzt.<br />
Wohl auch deshalb, weil gerade in diesen<br />
Tagen ein größeres interkommunales<br />
Projekt langsam Form annimmt. „Nein,<br />
dazu kann ich jetzt nichts sagen. Wir sind<br />
noch mitten in der Abstimmung. Sobald<br />
finalisiert, wird es breit vorgestellt“, so<br />
Schäfer.<br />
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