NoG Fachmagazin - August 2021 Ausgabe 2
Fachmagazin des gemeinnützigen Vereins NoG - Naturheilpraxis ohne Grenzen
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Erlebnisbericht zu Papier zu<br />
bringen.<br />
Ich kam zu der Familie wie<br />
sprichwörtlich die Jungfrau zum<br />
Kinde. Als ich die 2,5 Jahre alte<br />
Maria coachen sollte, zweifelte<br />
ich an meinen Möglichkeiten,<br />
mit einem Kleinkind zu arbeiten.<br />
Zu der Zeit hätte ich mir nicht<br />
träumen lassen, wie sich dieses<br />
anfangs scheinbar unmögliche<br />
Coaching entwickeln würde.<br />
Die Erfahrungen lehrten mich<br />
noch mehr, dass alles seinen<br />
Sinn hat. Damals lauschte ich<br />
der Mutter, die meiner Kollegin<br />
von der geplanten Trennung<br />
von ihrem Mann, Marias<br />
Vater, erzählte und von ihren<br />
beruflichen Zukunftsplänen.<br />
Maria sollte dann, während sie<br />
wieder arbeitete, woanders<br />
untergebracht werden.<br />
„Nein!“, warf ich mein Veto<br />
ein. „Wenn das Kind jetzt<br />
schon so große Probleme<br />
mit nächtlichen Ängsten und<br />
Durchschlafschwierigkeiten<br />
hat, dann wird es nicht besser,<br />
wenn sie auch noch zu anderen<br />
Leuten in Obhut gegeben wird.<br />
Das kann ich für das Kind nicht<br />
für gutheißen.“ Ich dachte, das<br />
fängt ja gut an. Sicherlich will<br />
sie nun gar nicht mehr mit mir<br />
zusammenarbeiten. Aber es<br />
kam zum Glück anders und ich<br />
setzte mich hin und arbeitete<br />
eine therapeutische Gute-Nacht-<br />
Geschichte aus, die auf das<br />
Kind zugeschnitten war. Meine<br />
phantasievolle Geschichte, in<br />
der ihr liebster Bär Winnie Puuh<br />
natürlich die Hauptrolle hatte,<br />
beeindruckte die Kleine wenig.<br />
Stattdessen hatte ich ihre Mama<br />
mit der Geschichte tief berührt.<br />
Das aktuelle Problem der Kleinen<br />
war ein Junge in der Kita, der<br />
sie rüde behandelte und sogar<br />
biss. Maria hatte versucht, ihn<br />
aufzuhalten, indem sie ihm<br />
mit ihrem zarten Stimmchen<br />
sagte: „Nein! Stop! Ich will<br />
das nicht.“ Im Anschluss hatte<br />
sie der Kindergartenleitung<br />
den Vorfall geschildert. Diese<br />
hatte das Mädchen aber nicht<br />
ernst genommen, weil sie nicht<br />
geweint hätte. Ich übte daraufhin<br />
mit dem Kind ihre Worte zu<br />
schreien, damit jedem klar<br />
werden musste, dass Grenzen<br />
überschritten wurden.<br />
Der Mutter bot ich eine<br />
Kurzzeitpaartherapie an, an der<br />
am Ende eine glücklichere Ehe<br />
oder eine Trennung mit einem<br />
friedvollen Ritual warten würde.<br />
Sie erklärte, ihr Mann wolle keine<br />
Eheberatung mehr, und sie wolle<br />
nur noch von ihm weg. Daraufhin<br />
bot ich ein Familiencoaching an.<br />
Sie lehnte sofort ab. Sie wäre sich<br />
sicher, dass er daran auch kein<br />
Interesse hätte.<br />
Dann geschah das Wunder.<br />
Beim nächsten Mal begleitete<br />
der Vater seine Frau und seine<br />
Tochter. Ich freute mich noch<br />
mehr, als er erklärte, dass er<br />
neugierig auf mich geworden<br />
wäre, weil seine Tochter sich<br />
positiv gewandelt hätte. Auslöser<br />
wäre ein sehr lautes Schreien von<br />
ihr gewesen. Als er sie danach<br />
fragte, erklärte sie strahlend:<br />
„Tanja.“ Seine Frau erklärte ihm,<br />
dass das die Hausaufgabe von<br />
Tanja wäre, sich laut zu äußern,<br />
um ernst genommen zu werden.<br />
Das hatte ihn neugierig gemacht.<br />
Ab da kamen sie regelmäßig zu<br />
dritt. Eines Abends entlud sich die<br />
Spannung der Ehepartner, als er<br />
den Ball seiner Tochter einpackte<br />
und sie fragte: „Was hast du<br />
vor?“ Er: „Ich geh ein bisschen<br />
draußen damit spielen.“ Sie: „Bist<br />
du verrückt? Draußen regnet es<br />
in Strömen. Du wirst dich total<br />
einsauen. Warum bist du immer<br />
so dumm?“ Sie war außer sich<br />
und drehte sich wütend Richtung<br />
Wand. Er grinste schelmisch<br />
und als sie einfach rausrennen<br />
wollte, empfahl ich ihr, ihren<br />
Mann einmal anzuschauen.<br />
Nach einiger Überwindung tat<br />
sie es und wunderte sich, dass<br />
er sie liebevoll anlächelte. Er<br />
hatte nur gescherzt. Das und<br />
wahrscheinlich noch vieles<br />
andere, war ihr bei diesem Blick<br />
bewusst geworden, denn ab<br />
diesem Zeitpunkt änderte sich,<br />
nach einer kleinen Talfahrt im<br />
Kindergarten, die sie gemeinsam<br />
meisterten, alles.<br />
Das schönste Erlebnis war ein<br />
Foto der drei, unter dem stand:<br />
Danke, Tanja. Wir hatten einen<br />
fantastischen Geburtstag,<br />
dank dir. Wir hoffen, dass wir<br />
mit deiner Hilfe noch viele<br />
gemeinsame Momente erleben<br />
dürfen. Dieses Foto von der<br />
glücklichen Familie mit der<br />
Nachricht rührte mich zu Tränen.<br />
Letzte Woche war Maria mit<br />
ihrem Papa allein da. Sie<br />
berichtete mir, dass der Junge<br />
wieder beißt. Ich dachte, oh<br />
weh, hört das denn nie auf?<br />
Vorsichtig fragte ich nach, ob<br />
er sie schon wieder gebissen<br />
hätte. Sie schüttelte lachend den<br />
Kopf: „Wollte er. Aber ich habe<br />
ihm eins auf die Nase gehauen.“<br />
Ich atmete erleichtert auf und<br />
bin mir sicher, dass sie kein<br />
Antiaggressionstraining benötigt.<br />
Wir kneten, malen und werkeln<br />
lieber. Der Vater erzählte mir<br />
von seiner neuen Arbeitsstelle,<br />
die ihn sehr glücklich macht,<br />
und dann beantwortete er mir<br />
meine Frage, was seine Frau<br />
denn jetzt machen könnte, um<br />
auch glücklich zu sein und sich<br />
entfalten zu können. Seine Worte<br />
waren mein Sahnehäubchen an<br />
diesem Abend. „Ja, sie hat eine<br />
Passion. Als ich sie kennenlernte,<br />
unterrichtete sie griechisch und<br />
dabei leuchteten ihre Augen so<br />
wundervoll. Ich werde sie dabei<br />
unterstützen. In der letzten<br />
Stunde baten mich die beiden<br />
um eine Eheberatung und nun<br />
fordere ich alle Leserinnen und<br />
Leser auf, mit mir gemeinsam<br />
auf ein Happy End der beiden zu<br />
hoffen. Vielen Dank!!!<br />
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