Akzente54
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wenn Sie in dieser Akzente-Ausgabe auf unser Programm für das zweite
Halbjahr schauen, werden Sie schnell feststellen, dass uns als Wolfsburg
-Team zwei Themen besonders umtreiben: Wie sieht die Kirche der Zukunft
aus? Was sind die großen Herausforderungen nach dem Abklingen der Pandemie?
Auf den ersten Blick sind dies zwei Megathemen, die getrennt voneinander
zu betrachten sind. Auf den zweiten Blick aber hängen sie und viele weitere
gesellschaftliche Fragen eng miteinander zusammen.
Was bedeutet eigentlich eine Kirche, der die Mitglieder weglaufen, für die
Foto: Maic Schulte
Gesellschaft? Was bedeutet es für die Gesellschaft, wenn die Kirchen in der
gesellschaftlichen Marginalität verschwinden? Würde eine gesellschaftsprägende
Kraft fehlen und wenn ja, was macht diese aus? Längst ist es zur Normalität geworden, Krankenhäuser und andere
soziale Einrichtungen in die Trägerschaft des Staates oder anderer privater Träger zu geben. Auch kirchliche Schulen und
Kindergärten sind mittlerweile alles andere als selbstverständlich, und der institutionelle politische Einfluss der Kirchen ist
ohnehin massiv zurückgegangen.
Was aber, wenn die religiöse Deutung der Welt, das Gottesgerücht, mit den Christen und Kirchen aus der Gesellschaft verschwinden
würde? Diese Frage stellte die „Süddeutsche Zeitung“ vor einiger Zeit, und sie hat auch uns elektrisiert. Wer
würde noch dafür stehen, dass alle innerweltliche Kraft ihre Grenzen hat? Dass menschliche Wahrheiten und Maßstäbe zu
hinterfragen sind? Dass Erlösungsphantasien und Selbstoptimierungstheorien an ihre Grenzen stoßen? Dass nicht der einzelne
und seine Freiheit das Maß aller Dinge sind? Dass es eine Hoffnung gibt, die mehr ist als Zweckoptimismus?
Das Gottesgerücht und die christliche Hoffnung in den gesellschaftlichen Debatten wachzuhalten, das ist auch Aufgabe
einer Akademie. Es braucht diese andere Weltsicht und auch die Zuversicht für die vielen Debatten, die uns als Gesellschaft
bevorstehen: für die Fragen der Solidarität, die der lange Schatten der Pandemie für die eigene Gesellschaft und weltweit
noch fordern wird, für die Fragen des Klimaschutzes und auch für die Fragen nach dem Schutz der Menschenwürde in seinen
unterschiedlichsten Ausprägungen. Wir suchen die Debatte mit Ihnen über all diese Fragen, und unsere Aufgabe ist es auch,
darin die Frage nach dem Gottesgerücht wachzuhalten.
Wie immer freuen wir uns sehr, wenn Sie mit uns und den vielen Gästen, die wir eingeladen haben, ins Gespräch kommen.
Wir hoffen sehr, dass wir viele von Ihnen auch wieder in der Wolfsburg begrüßen dürfen und damit Begegnungen, das direkte
Gespräch bei Wein und Brezeln und das Zusammensein wieder Realität werden.
Im Namen des gesamten Wolfsburg-Teams grüße ich Sie herzlich.
Ihre Judith Wolf