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Foto: epd / imago
Versammelte Kirchenmacht:
Feierliche Messe im
Petersdom in Rom zur Papstwahl
im März 2013 mit 115 wahlberechtigten
Kardinälen.
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Jungen Menschen
vermitteln: Christen
sollen globale
Verantwortung tragen
Einen Blick über konfessionelle Grenzen
hinweg warf der Soziologe Hans
Joas von der Berliner Humboldt-Universität.
Die katholische Kirche sei ein
einzigartiges, 2000 Jahre altes Konstrukt,
das sich – im Unterschied zu anderen
alten Kulturen wie Buddhismus,
Islam oder der chinesischen Zivilisation
– jenseits von Stamm, Volk oder
Staat definiere. Die Sorge der Christen
solle sich auf alle Menschen richten,
nicht nur auf die eigenen Glaubensgeschwister.
„Viele junge Menschen
haben heute diese globale Sensibilität.
Tragisch, dass sie nicht erkennen, dass
das alles im Christentum angelegt ist“,
sagte Joas. Machtverzicht der Kirche
bedeutet laut Joas, die Wahrheitsansprüche
anderer christlicher Gemeinschaften
und Kirchen nicht zu relativieren,
sondern den Zusammenhalt
zu bewahren und auch bereit zu sein,
auf andere Religionen zu schauen, mit
denen sie das Ideal eines moralischen
Universalismus teilt. Zur Sicherung der
Gewaltenteilung innerhalb der Kirche
plädiert Joas für klare Führungs- und
ebenso klare Kontrollstrukturen auf
allen Ebenen von der Pfarrgemeinde
über die Bistümer bis zur Weltebene.
In der Kirche als „Genossenschaft der
Gläubigen“ gebe es Zentralität nur im
Hinblick auf die elementaren Lehren
des Glaubens. In seinen dezentralen
Spielräumen sei das Christentum immer
schon von Epochen und Kulturen
geprägt und nicht einfach von der Botschaft
des Evangeliums.
Partizipation: In der Taufe
begründet, im Synodalen
Weg umgesetzt
Der Neutestamentler Thomas Söding
von der Ruhr-Universität Bochum findet
Partizipationsrechte sakramental
in der Taufe begründet, die nicht nach
Geschlecht, Herkunft oder Status unterscheidet.
Aufgabe der Bischöfe sei
es demzufolge, die Rechte der Gläubigen
zu schützen und zu fördern: „Die
Teilhabe an Gott ist unendlich weiter
als die Teilhabe an der Kirche. Das
muss in der Kirche zum Ausdruck kommen“,
so Söding.
Aus Sicht des Fundamentaltheologen
Gregor-Maria Hoff (Paris–Lodron-Universität
Salzburg) ist die Tatsache, dass
der Synodale Weg mit großer Mehrheit
beschlossen wurde, bereits das
Ergebnis praktizierter Gewaltenteilung
der deutschen Bischöfe. Dadurch sei
ein eigenes neues Format kirchlicher
Beratung mit starker spiritueller Note
entstanden – ein „Experiment“, ohne
das die deutschen Bischöfe angesichts
der massiven Kirchenkrise nicht handlungsfähig
gewesen wären, auch wenn
der Synodale Weg mangels Anbindung
an das Kirchengesetz auf Kritik stoße.