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Foto: thisisengeneering / pexels

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Verbesserungen im Kontext künstlicher

Intelligenz (KI) und Moral betrifft

uns alle, und zwar ganz praktisch. Ob

beim autonomen Fahren, im Krankenhaus

oder im Gerichtssaal: KIs

können deutlich schneller eine deutlich

größere Menge an Informationen

verarbeiten und so bei Fragen nach

Überlebenschancen in Folge eines

möglichen Autounfalls oder einer bestimmten

Therapie wesentlich präzisere

Antworten geben. Doch wollen wir

die Kompetenz solcher auch moralisch

relevanter Entscheidungen tatsächlich

einer KI übertragen?

KIs müssen nach

unserem Wertekanon

erzogen werden

„Einer künstlichen Intelligenz müssen

Regeln und Entscheidungswege vorgegeben

werden, wenn sie uns wirklich

bei der Bewältigung unserer Probleme

helfen soll“, sagt Thomas Lämmer

-Gamp, Leiter des Projekts „bergisch.

smart_mobility“, das im bergischen

Städtedreieck Solingen, Wuppertal

und Remscheid KI-basierte Mobilität

erprobt. „Sie braucht ethische Kriterien

für ihre Schlussfolgerungen. Daher

muss sie auf der Basis des Wertekanons

unserer Gesellschaft erzogen

werden.”

Moralisches Verhalten durch

Medikamente optimieren?

Auch die Idee, medikamentös in

die Hirnchemie einzugreifen und so

menschliches Verhalten zu beeinflussen,

erscheint keineswegs abwegig.

Denn Doping für Körper und Kopf ist

weit verbreitet: Prozac hellt unsere

Stimmung auf, Ritalin steigert unsere

Konzentrationsfähigkeit, und Beta

-Blocker helfen gegen Lampenfieber.

Ein Medikament, das das moralische

Verhalten des Menschen verbessert,

existiert zwar noch nicht, aber erste

Studien mit den Wirkstoffen Oxytocin

oder Serotonin weisen zumindest

in eine Richtung, die die Option einer

medikamentösen Optimierung der

Moralfähigkeit möglich erscheinen lassen.

Ob wir als Gesellschaft den Weg

in Richtung moralischer Verbesserung

weitergehen wollen oder nicht, darüber

muss schon jetzt diskutiert werden.

Fr 19:00 Uhr | A21244 | Seite 62

Moralische KI

Absolute Gerechtigkeit oder totale

Entmündigung?

Es gibt aber auch Kritiker, deren Bedenken

gegen Moral Enhancement

nicht von der Hand zu weisen sind.

Neben Fragen, ob solche Enhancements

überhaupt umsetzbar sind oder

ob es überhaupt stimmt, dass unsere

Moralität so zurückgeblieben ist, wie

behauptet, wird besonders über das

Thema Freiheit gestritten. So wird argumentiert,

dass wenn wir nicht mehr

die Freiheit haben „zu fallen“, also die

Möglichkeit haben, auch böse und

moralisch verwerflich zu handeln, wir

gar nicht mehr frei sind und eine so erlangte

Tugend gar keine Tugend ist.

Freiheit: Nur ein Wert

unter vielen?

Dem bringen Befürworter:innen des

Moral Enhancement meist zwei Argumente

entgegen: Freiheit sei eben

nur ein Wert unter vielen. Die Welt sei

besser, wenn es aufgrund moralischer

Verbesserungen keine Gewalt und keine

Verbrechen gebe, auch wenn wir

dadurch nicht mehr vollumfänglich

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DEZ

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