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Kirchenentwicklung

„Nur Regenbogenflaggen

und Segnungen im

Verborgenen reichen mir

und meinem Mann nicht.“

Derzeit allerdings liefen die Segnungsfeiern

selbst im aufgeschlossenen

Ruhrbistum immer noch „unter dem

Radar“, beklagte Rainer Teuber, Mitarbeiter

im Essener Domschatz und

mit einem Mann verheiratet. Immer

noch rede man, statt Taten folgen zu

lassen. „Nur Regenbogenflaggen und

Segnungen im Verborgenen reichen

mir und meinem Mann nicht.“ Konkret

erwartet Teuber, dass die Kirche ihr

verklemmtes Sprechen über Sexualität

überwindet und ein liebendes homosexuelles

Paar offiziell statt heimlich

segnet: „Vor Gott werden Segnende

Rechenschaft ablegen – nicht vor der

Glaubenskongregation in Rom.“

Liturgie: Vollständig,

festlich, mit Ringtausch

Unterstützung für seine Forderung

erhielt Teuber von sämtlichen Theologinnen

und Theologen der Tagung.

Der Liturgiewissenschaftler Benedikt

Kranemann aus Erfurt plädierte dafür,

eine vollständige, festliche Liturgie zu

entwickeln mit Wortverkündigung, Segensgebet,

Fürbitten und Ringtausch;

denn der Ring habe im westlichen

Kulturkreis einen hohen symbolischen

Wert: „Segensfeiern sind Hochformen

christlicher Liturgie, vergleichbar mit

der Taufe“ – und ein „Lackmustest“ dafür,

wie ernst es der Kirche mit ihrem

neuen Blick auf gleichgeschlechtliche

Partnerschaften sei, sagte Kranemann.

Moral: Sex und

Zeugungsabsicht trennen

Der Mainzer Moraltheologe Stephan

Goertz urteilte, das Lehramt schleppe

letztlich immer noch ein vormodernes

Konzept von Sexualmoral weiter,

wenn es Sex und Zeugungsabsicht

nicht trenne. Die Moraltheologie hingegen

berücksichtige die Erkenntnisse

heutiger Humanwissenschaften zur

freien Selbstbestimmungsfähigkeit des

Menschen. „Wir denken immer noch,

es gebe eine Art katholischer Sexualwissenschaft“,

so Goertz.

Dogmatik: Homosexualität

ist eine Schöpfungsvariante

Nach Ansicht der Dogmatikerin Julia

Knop aus Erfurt sind die drängenden

Erfahren Sie mehr

Themen der Zeit – Klimaschutz, Inklusion,

Aufmerksamkeit für globale

Wechselwirkungen und eben auch für

sexuelle Diversität – eine Herausforderung

für die Kirche, dazuzulernen. Homosexualität

gelte in westlichen Gesellschaften

heute als Normvariante,

theologisch gesprochen: als eine von

Gott gewollte Variante der Schöpfung,

ein „vom Schöpfer gegebenes, prägendes

Moment der Persönlichkeit, der

Leiblichkeit, der Identität“, auf dem

Segen liege.

Die Statements und Impulsvorträge

der digitalen Fachtagung finden Sie

auch als Videos auf unserem

YouTube-Kanal unter:

youtube.com/diewolfsburg

Bibelwissenschaft: Texte

stehen in Spannung

zueinander

Auch biblisch gesehen ließe sich Homosexualität

als Variante der Schöpfung

begründen, erklärte der emeritierte

Tübinger Neutestamentler

Michael Theobald. Die Bibeltexte stünden

mitunter in Spannung zueinander

und bräuchten Sachkritik. Im Alten

Testament gehe es in den Versen, die

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