FÜR SIE UNTERWEGS EMILIA ROGAGNAEmilia Romagna –eine Gourmet-Tour durch Parma,Modena und BolognaDer berühmteste, wenngleich fiktive Sohn der Emilia ist Don Camillo. Und als dessen Gott die Landschaftzwischen Venetien und der Toskana schuf, geschah das wohl in bester Laune und mit bestenZutaten. Das Po-Delta mit seinen Kanälen? Ein fantastisches Radelrevier unweit der Adriastrände.Und die üppige Küche von Parma, Modena und Bologna macht Appetit auf eine Gourmet-Tour.40 www.bvg-menzel.de
li: Bllick auf die Altstadtvon Bolognare: das Ferrari-Museumin ModenaAls weit entfernte Kulisse dienen die Gebirgszügedes Apennin, im nahen Umlandgrünbraune Hügel und saftigeWeinreben. Dazwischen eingebettet urigeDörfer, mittelalterliche Städtchen und trutzigeBurgen bilden die malerische Kulisse für einenköstlichen Aufenthalt.Um das Gebiet regional zu bereisen, stecken wirdie markantesten Standorte ab: von Rimini aus ander Adriaküste nordwestlich ins Inland fahrendüber Bologna, Modena nach Parma und Piacenza,dann wieder östlich Richtung Adria nach Ferrara,Comacchio, Ravenna und Cervia.Die Landschaft auf unserer Reise ist der wunderschöneRahmen für eine genussvolle Entdeckungdes Schlaraffenlandes namens Pasta, Vino, Oliound Parmigiano. ‚Der Bauch Italiens‘ wird derLandstrich genannt, ‚la grassa‘ (die Fette) ihreHauptstadt Bologna, was als Kompliment zu verstehenist. Gefüllte Pasta, Parmaschinken undMortadella, alles, was in der italienischen Kücheso richtig auf die Linie schlägt, stammt aus derEmilia. Mit schlichter Rustikalität darf man das jedochnicht verwechseln. Hier verstehen sie sich aufextrafeine Hochgenüsse. Manches davon, z.B. derCulatello di Zibello, heute die feinste Wurstwareganz Italiens, entstand aus einer klimabedingtenNotlösung.Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit in der Regionkonnte der Schinken nicht lufttrocknen, wie etwain Parma. Schon vor Jahrhunderten hatten deshalbdie Bauern begonnen, das beste Stück Fleisch vonder Schweinshaxe auszulösen, zusammenzubinden,mit Knoblauch, Pfeffer und Wein zu würzenund einzusalzen. Heute hängen kleine birnenförmigeCulatelli, eingenäht in Schweinsblasen undmit Garn umhäkelt, dicht an dicht in Kellergewölbender Metzger. Der außen sichtbare grüne Edelschimmelist dabei äußerst willkommen, seine Enzymesorgen tief im Fleisch für Duft undWohlgeschmack. Heute wird der Culatello sogarbei der Verkostung von Dom Perignon gereicht,nachdem die Franzosen im eigenen Land offenbarnichts fanden, was ihrem Champagner wirklichgerecht wurde.Das beeindruckt die Menschen in der Emilia herzlichwenig. Sie genießen ihren Lambrusco, dazuWalnüsse und Parmesan. Dieser Lambrusco hatnichts mit der süßlichen Abfüllung zu tun, diemanch ein Europäer sich zu Gemüte geführt hat.Süßer Lambrusco wurde eigentlich nur für denExport hergestellt, erzählen die Bewohner, ‚RedCoca-Cola für den amerikanischen Markt‘. In derEmilia bevorzugt man den Traditionswein seit jeherlieber trocken, als ‚pulisce la bocca‘, ein Rachenputzereben. Angebaut wird der Wein vor allemum Modena und Reggio Emilia herum, etwaim romantischen Hügelland rund um Castelvetrodi Modena, wo die Rebsorte Grasparossa üppigüber die Spaliere wuchert und sich die Blätter imHerbst röter färben als der Wein selbst. Und in derflachen Ebene nördlich von Modena, wo sichWeinberge zwischen Birnenplantagen, dem Lamborghini-Werkund der Sportwagenschmiede Ferrariund Maserati verstecken. Einer dieser Weine,der Lambrusco Metodo Classico Rosé, wurdeschon vom Gourmetverlag Gambero Rosso mitder Höchstauszeichung (tre bicchieri) prämiert.Zu genießen unter anderem in der ‚OsteriaFrancescana‘ in Modena, 2016 zum besten Restaurantder Welt gewählt. Aber Vorsicht, eineTischreservierung ist lange im Voraus zu buchen.Da Wein ohne Pasta nicht funktioniert, erkundetman am besten die Wiege der runden Nudeln, derTortellini, Tortelli und Tortelloni, und das ist inBologna.La grassa, la dotta, la rossa,die drei Beinamen der Stadt.La dotta – die Gelehrte, begründet durchdie erste Universität der westlichen Welt, die 1088in Bologna gegründet wurde und noch heute internationalzu den renommiertesten Universitätender Bergische Unternehmer 09|21 41