UKJ-Klinikmagazin 3/2021
Männergesundheit - Wie Mann gesund wird und bleibt
Männergesundheit - Wie Mann gesund wird und bleibt
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TITELTHEMA<br />
Kommen auch Männer in die<br />
„Wechseljahre“?<br />
Männer und Frauen sind nicht ein Leben lang dem immer<br />
gleichen Hormoncocktail ausgesetzt. Während sich der Hormonspiegel<br />
von Frauen im Laufe des Menstruationszyklus,<br />
mit einer Schwangerschaft oder der sogenannten Menopause<br />
verändert, ist die Konzentration der Botenstoffe bei Männern<br />
tageszeitabhängig: In den Morgenstunden wird viel Testosteron<br />
produziert, der Spiegel fällt dann allmählich über den Tag<br />
ab. Ein abrupter Abfall oder sogar einen Stopp der Produktion<br />
von Testosteron im Laufe eines Männerlebens, also eine sogenannte<br />
Andropause, gibt es hingegen nicht. Jedoch verändert<br />
sich die Rhythmik: Der Testosteronspiegel ist mit steigendem<br />
Alter über den Tag eher konstant.<br />
Interessant ist, dass sich die Konzentration der Geschlechtshormone<br />
nach der Menopause bei Männern und Frauen annähert.<br />
Da weniger Östrogen produziert wird, tritt die Wirkung<br />
des Testosterons auch bei Frauen im steigenden Alter in den<br />
Vordergrund: Sie verlieren ihre typisch weibliche Fettverteilung<br />
mit mehr Unterhautfettgewebe, sie werden kantiger<br />
und können sogar Bartwuchs bekommen. Da bei Männern<br />
die Wirkung des Testosterons auf das Gewebe im Alter eher<br />
nachlässt, verlieren sie hingegen an Muskelmasse und werden<br />
insgesamt fraulicher.<br />
Wie zeigt sich eine<br />
gestörte Testosteronkonzentration?<br />
Hier macht die Dosis das Gift, wie man<br />
so schön sagt – und der Zeitpunkt,<br />
wann die Hormone wirken. Wirkt<br />
Testosteron beispielsweise bereits<br />
beim ungeborenen Kind im Mutterleib<br />
nicht, dann zeigen sich sehr schnell<br />
deutliche Effekte auf den Körper. Das<br />
ungeborene Kind würde sich in diesem<br />
Fall körperlich zu einer Frau entwickeln,<br />
obwohl es von den Anlagen her<br />
eigentlich ein Mann ist. Das kommt<br />
aber nur sehr selten vor. Häufiger zeigen<br />
sich Hormonstörungen hingegen<br />
bei Männern im fortgeschrittenen<br />
Alter. Sie fühlen sich dann weniger fit<br />
und leistungsfähig oder haben weniger<br />
Lust auf Sex. Auch wenn dies für<br />
viele Betroffene kein Grund zur Kontrolle<br />
bei einem Arzt ist, kann ich nur<br />
empfehlen, die Symptome durchaus<br />
ernst zu nehmen und sie über einen<br />
längeren Zeitraum zu beobachten<br />
Welche Hormonstörungen treten am häufigsten auf?<br />
Was viele nicht wissen: Schilddrüsenfunktionsstörungen<br />
sind generell die häufigsten<br />
Hormonstörungen – sowohl beim Mann als<br />
auch bei der Frau. Wenn diese Störungen<br />
sehr ausgeprägt sind, dann können sie sich<br />
auch negativ auf die Geschlechtshormone<br />
auswirken. Deshalb sind regelmäßige<br />
Kontrollen sehr wichtig. Da Männer tendenziell<br />
weniger zum Hausarzt gehen als<br />
Frauen, werden die Störungen oft erst spät<br />
diagnostiziert, obwohl sie gut behandelt<br />
werden können. Übrigens sind Frauen weit<br />
häufiger von Schilddrüsenerkrankungen<br />
betroffen als Männer. Denn sie haben ein<br />
„schärferes“ Immunsystem – was Infektionen<br />
einerseits schneller bekämpfen kann,<br />
was sich andererseits aber auch häufiger<br />
gegen den eigenen Körper richten kann.<br />
Deshalb sind Frauen nicht nur häufiger<br />
von Schilddrüsenerkrankungen betroffen,<br />
sondern auch generell von Autoimmunerkrankungen<br />
oder rheumatischen Leiden.<br />
Anne Curth<br />
KONTAKT<br />
PD Dr. Christof Kloos<br />
Leiter des Funktionsbereichs Endokrinologie/<br />
Stoffwechselerkrankungen/Diabetes an der KIM III<br />
03641 9-32 43 41<br />
christof.kloos@med.uni-jena.de<br />
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