UKJ-Klinikmagazin 3/2021
Männergesundheit - Wie Mann gesund wird und bleibt
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FORSCHEN<br />
Heisenbergprofessorin erforscht Ionenkanäle<br />
Prof. Dr. Indra Schröder leitet Arbeitsgruppe Biophysik von Ionenkanälen<br />
Als „U-Boote des Wissens“ bezeichnete<br />
der Biochemiker Ernst-Ludwig Winnacker<br />
die Viren, weil sich an ihnen,<br />
reduziert auf das absolut Wesentliche,<br />
grundlegende Prozesse der Zellbiologie<br />
studieren lassen. In diesem Sinne<br />
nutzt Indra Schröder Ionenkanäle, die<br />
in Viren vorkommen, um daran die<br />
Struktur-Funktionsprinzipien dieser<br />
kleinsten Poren in den Zellmembranen<br />
zu untersuchen. Die 43-jährige Biophysikerin<br />
hat seit September eine von der<br />
Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) geförderte Heisenberg-Professur<br />
für Biophysik der Ionenkanäle an der<br />
Friedrich-Schiller-Universität Jena inne<br />
und erklärt: „Ionenkanäle verknüpfen<br />
in unserem Körper chemische und<br />
elektrische Informationen und spielen<br />
damit eine Schlüsselrolle für Stoffund<br />
Signaltransporte.“ Die detaillierte<br />
Kenntnis ihrer Funktion bietet wichtige<br />
Ansatzpunkte für das Verständnis von<br />
Krankheitsmechanismen.<br />
Ionenkanäle sind Proteinmoleküle, die<br />
aus mehreren Untereinheiten aufgebaut<br />
sind; aufgrund elektrischer oder<br />
chemischer Signale ändert sich deren<br />
Prof. Indra Schröder. Foto: Szabó<br />
Struktur. Um den Virenkanälen und<br />
auch viel komplexer strukturierten,<br />
klinisch relevanten Kanalproteinen<br />
beim Öffnen und Schließen zuschauen<br />
zu können, nutzt die Wissenschaftlerin<br />
ausgefeilte elektrophysiologische<br />
Methoden, sie baut künstliche Zellmembranen<br />
und misst mit Mikrometer-feinen<br />
Elektroden den durch einen<br />
Kanal fließenden Strom. Eine besondere<br />
methodische Herausforderung<br />
für die Messungen ist die Geschwindigkeit<br />
des Schaltprozesses. „Wir erreichen<br />
im Idealfall eine Zeitauflösung<br />
bis in den Nanosekundenbereich“,<br />
so die Professorin, „diese Messdaten<br />
ergänzen wir durch Zusammenarbeit<br />
mit theoretisch arbeitenden Gruppen,<br />
um aus deren moleküldynamische<br />
Simulationsrechnungen statistische<br />
Vorhersagen treffen zu können.“<br />
Indra Schröder studierte Physik an der<br />
Christian-Albrechts-Universität in Kiel<br />
und forschte bereits als Doktorandin<br />
am dortigen Institut für Angewandte<br />
Physik und Zentrum für Biochemie<br />
und Molekularbiologie an Ionenkanälen.<br />
Nach ihrer Promotion arbeitete<br />
sie als PostDoc an der TU Darmstadt<br />
und anderthalb Jahre lang an der Universität<br />
Mailand. In Darmstadt habilitierte<br />
sie sich mit der hochaufgelösten<br />
Analyse des Schaltverhaltens von<br />
Ionenkanälen für die Fächer Biophysik<br />
und Zellbiologie. An der TU Darmstadt<br />
leitete sie eine eigene Juniorarbeitsgruppe<br />
im Fachbereich Biologie.<br />
Im vergangenen Jahr wurde Indra<br />
Schröder in das Heisenberg-Programm<br />
der DFG aufgenommen. Die bis zu fünfjährige<br />
Förderung ermöglicht ihr den<br />
Ausbau ihrer wissenschaftlich eigenständigen<br />
Arbeitsgruppe. Diese ist am<br />
Institut für Physiologie II des Universitätsklinikums<br />
angesiedelt, das schwerpunktmäßig<br />
an Ionenkanälen und<br />
Membranrezeptoren forscht. In der hier<br />
koordinierten DFG-Forschungsgruppe<br />
zur Dynamik von Ionenkanälen und<br />
Transportern leitet sie ein Teilprojekt.<br />
Als Heisenbergprofessorin hat Indra<br />
Schröder keine Lehrverpflichtung, wird<br />
sich aber am interfakultären Masterstudiengang<br />
Medical Photonics und an<br />
der Physiologielehre für Studierende<br />
im Nebenfach beteiligen. Für ihr Forschungsgebiet<br />
hat die Biophysikerin<br />
schon zu vielen Arbeitsgruppen an<br />
Klinikum, Universität und den außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen<br />
auf dem Beutenberg Kontakte<br />
knüpfen können. „Ich freue mich, Teil<br />
des Jenaer Netzwerks im Bereich der<br />
Bio- und Medizinphotonik zu werden“,<br />
so Prof. Indra Schröder.<br />
Uta von der Gönna<br />
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