leben » Es ist eine kleine Welt, hier in Bornhagen – aber sie hat Potenzial. « ZU ZWEIT WECHSELN SIE 2004 nach Saarbrücken zu Klaus Erfort, der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet war, und von dort weiter ins Belmond La Samanna auf den französischen Antillen. „Schon der Garten von Eiermann mit seinen vielen exotischen Pflanzen hat mich fasziniert, aber auf den Antillen hatten wir einen ganzen Park davon, in dem wir ernten konnten“, sagt er rückblickend. Als sein Sohn geboren wird, kehrt er der Küche und mit seiner Familie der weiten Welt den Rücken. Vorerst. „Denn bereits nach zwei Jahren im Vertrieb der Deutsche See in Frankfurt kribbelte es mir wieder in den Fingern. Da war London eine spannende Chance für einen Neustart“, erzählt der leidenschaftliche Koch, dessen Tochter damals gerade geboren war. 2011 zieht die jetzt vierköpfige Familie kurzerhand ins Vereinigte Königreich, und für Grebenstein geht es ins Fünf- Sterne-Hotel Ritz im Londoner West End. Dort erkocht er als Executive Souschef seinen bislang größten Erfolg, indem er 2016 mit seiner Brigade wesentlich zur ersten Auszeichnung des Hotels mit einem Michelin- Stern beiträgt. „Der Chef hatte nicht daran geglaubt, aber ich wusste, dass wir es schaffen“, sagt er heute nicht ohne Stolz – allerdings schwingt auch ein wenig Wehmut mit, denn ein halbes Jahr später trennten sich die Wege von Grebenstein und dem Ritz. Sein Resümee aus dieser Zeit: „Das Team ist wichtig – und der Handgriff eines jeden Einzelnen. Deshalb ist auch eine Auszeichnung immer der Erfolg aller.“ Den Stern im Gepäck – wenn auch nicht in der eigenen Tasche, doch zumindest in der mentalen – zieht er mit der Familie wieder nach Deutschland, nimmt zunächst das Angebot an, als Küchenchef das BurgHotel Hardenberg zu leiten, und wechselt wenige Monate später zum Fürstenhof Celle. Zwei Jahre bleibt er dort, bis sein Bruder, der den Klausenhof einst vom Vater übernommen hatte, 2020 eine Auszeit nehmen möchte. Und so schließt sich der Kreis: Christian Grebenstein kehrt heim. „Es ist eine kleine Welt, hier in Born hagen – aber sie hat Potenzial“, sagt der weit gereiste Spitzenkoch. „Zurück zu den Wurzeln, das hat schon was.“ EIN LÄCHELN HUSCHT ÜBER SEIN GESICHT: „Apropos. Kommen Sie mit!“ Wir machen uns auf den Heimweg, um die gesammelte Beute ihrer Bestimmung zuzuführen. Am Zielort angekommen, führt Grebenstein mich direkt zu seinem Lieblingsplatz auf dem Hof: wieder mitten hinein in die Natur, in den großen Garten, der an das alte Gebäude angrenzt und offensichtlich ein Eldorado für Schmetterlinge ist. Der 40-Jährige zählt glücklich auf, was hier alles unter seiner Hand gedeiht und auf die Verwertung in seinen Töpfen wartet: violetter Brokkoli, rotweiße Ringelbete, Aubergine, Austernkraut, mexikanische Gurken, Schwarzkohl, Blumen ... 102 4 |<strong>2021</strong>
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