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faktor Winter 2021

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mensch<br />

Teil der Ottobock-Familie Um für die Visionen des Unternehmens zu brennen, verbringt Schulte-Noelle (r.) viel Zeit mit<br />

der Familie – wie auf dem Digital Family Day 2019 mit Hans Georg Näder und seinen Töchtern Georgia (l.) und Julia.<br />

45-Jährige rückblickend: „Mit 38 war das etwas Besonderes.<br />

Finanzvorstand einer Tochtergesellschaft zu werden,<br />

die damals schon sechs Milliarden Umsatz machte,<br />

war ein großer Vertrauensbeweis. Diese Zeit hat mich<br />

geprägt.“ Bei Fresenius lernte er auch, wie man über<br />

eine gesamte Wertschöpfungskette hinweg Prozesse und<br />

Produkte standardisiert, vereinfacht und systematisiert,<br />

um sie dadurch besser digitalisieren zu können. Dieses<br />

Wissen, sein „Fresenius-Werkzeugkasten“, wie er es nennt,<br />

hilft ihm heute bei Ottobock.<br />

SCHULTE-NOELLE traf, als er 2018 – zunächst als Finanzchef<br />

– zu Ottobock kam, erneut auf eine übermächtige<br />

Vaterfigur: Hans Georg Näder. Der Eigentümer hat das<br />

Unternehmen in 30 Jahren quasi im Alleingang mit zahlreichen<br />

Innovationen zu einem Weltmarktführer der<br />

Medizintechnik entwickelt. Näder ist ein herkulischer<br />

Unternehmer in dritter Generation und ein innovativer<br />

Futurist, der sehr genaue Kenntnisse der Märkte und<br />

präzise Vorstellungen über die weitere Entwicklung des<br />

Unternehmens hat. Ihm kann keiner so schnell etwas<br />

vormachen. Trotzdem hatte sich Näder entschieden, ein<br />

externes Management an Bord zu holen, um das Unternehmen<br />

zu professionalisieren und es auf einen potenziellen<br />

Börsengang vorzubereiten.<br />

Die schwierige Frage für jeden externen Manager, der<br />

von außen in solch ein historisch gewachsenes Familienunternehmen<br />

kommt, ist, ob er überhaupt eigene Akzente<br />

setzen kann. Für Schulte-Noelle war das überhaupt<br />

kein Problem. Hier half ihm seine gute Kinderstube,<br />

denn er ist kein sozialer Aufsteiger, kein Ehrgeizling, der<br />

sich unbedingt profilieren und durchsetzen muss. Er<br />

sagt: „Ich kann mit solchen starken Persönlichkeiten gut<br />

umgehen. Ich verkämpfe mich nicht. Ich habe im Verhältnis<br />

zu meinem Vater gelernt, dass man sich ein klar<br />

abgestecktes Aufgabengebiet suchen und sich selbst klare<br />

Ziele setzen muss – dann kann man auch als Unternehmenschef<br />

frei handeln, solange man diese Ziele erreicht.“<br />

Seine Herkunft hilft ihm auch dabei, dem Eigentümer<br />

auf Augenhöhe zu begegnen und sich selbst nicht<br />

zu wichtig zu nehmen. „Ich habe von meinem Vater und<br />

von meinem Mentor Ulf Mark Schneider gelernt, dass<br />

ich als angestellter Manager – egal wie großartig man<br />

selbst das Unternehmen nach vorne bringt – niemals vergesse,<br />

dass der Laden nicht mir gehört.“<br />

WENN MAN AN DIE SPITZE eines Unternehmens wie<br />

Ottobock kommt, dann muss man zunächst Vertrauen<br />

aufbauen. Was ist die Seele des Unternehmens und wo<br />

findet man sie? Schulte-Noelle sagt ganz klar: „Die Seele<br />

des Unternehmens sind die Werte der Familie Näder.<br />

Und die hüten Hans Georg Näder und seine beiden<br />

Töchter.“ Näder ist ein impulsiver und leidenschaftlicher<br />

Menschenfreund: Er hat Mitgefühl und kann sich in die<br />

Menschen und Patienten hineinversetzen. Für Schulte-<br />

Noelle waren bis dahin die Zahlen immer die zentrale<br />

Bezugsgröße. Daran wurde er immer gemessen. Das war<br />

auch verhältnismäßig einfach zu kontrollieren. Aber<br />

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